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Wer fängt mehr?
Beitrag von
F&F-Online » 30 Jan 2002 13:56
Angler müssen sich gelegentlich den Vorwurf anhören, sie fangen im Übermaß ...
Besonders Kutterfreunde, die Dorsche mit Rolle und Rute landen, werden mit dubiosen Statistiken konfrontiert. Damit muss Schluss sein, denn seriöse Zahlen machen die Diskussion über den die Meere plündernden Angler zur Farce.
Hintergrund der Debatte:
Mit einer Notverordnung hatten die EU-Fischereiminister im Frühjahr 2001 Bereiche der Nordsee total für den Dorschfang gesperrt. Durch diese Beschränkung soll der Bestand an Laichfischen vor einer weiteren Dezimierung geschützt werden. Er war von 280.000 Tonnen im Jahre 1971 auf zuletzt rund 71.000 Tonnen geschrumpft. Nach dem Laichen wurde das Fangverbot wieder aufgehoben. Dennoch: Der Rückgang der Dorschbestände in der Nordsee hält an.
Die Bewirtschaftung der europäischen Meeresfischbestände wird von Wissenschaftlern und Umweltschützern stark kritisiert. Sie sagen schon seit langem, der Wegfang von Laichfischen sei bei fast allen Arten zu hoch und die Anlandezahlen kein Maßstab, denn auf See wird sehr viel Beifang, vor allem Jungfische, zurückgeworfen oder vernichtet und die Bestände dadurch überstrapaziert. Eine allgemeine Reduzierung der jährlichen Fangquoten wird gefordert. Deshalb werden noch in diesem Jahr von einem internationalen Wissenschaftsgremium der zuständigen EU-Fischereikommission in Brüssel Vorschläge für schärfere Maßnahmen vorgelegt. Es ist zu erwarten, dass weitere fischereiliche Beschränkungen anstehen.
Drohen Beschränkungen und Verbote deshalb auch für Meeresangler? Die Antwort lautete: Nein! Aus den Fischereiämtern der norddeutschen Küstenländer wurde einstimmig gemeldet, dass irgendwelche Verbote oder Beschränkungen, die über die Bestimmungen in der Landesfischereiverordnungen hinausgingen, nicht vorlägen und Pläne dazu nicht bekannt seien. Darüber hinaus sei der Fanganteil der Angler am Jahres-Gesamtfang so gering, dass man ihn vernachlässigen kann. Die Fischerei-Dezernenten der Küstenländer liegen mit ihrer Einschätzung richtig, denn eigene Berechnungen haben ergeben:
Angler fangen nur 0,46 Prozent des gesamten Dorschfanges der Berufsfischerei! Das dürfte selbst die Petrijünger überraschen: Der totale Dorschfang der Angler betrug im vergangenen Jahr in den deutschen Nord- und Ostsee-Küstengewässern 812,64 Tonnen. Im selben Zeitraum fingen die Berufsfischer in Nord- und Ostsee 176.000 Tonnen. Der Anteil der Angler im Vergleich dazu beträgt 0,46%!
Wenn man den Dorschfang der Berufsfischer im Jahr 2000 in der Ostsee von 105.000 t mit den dortigen Anglerfängen von 787,8 t vergleicht, so ergibt sich auch dort ein verschwindend geringer Anteil von 0,75 %. Damit dürfte sich jede Diskussion über Dorsch-Angelverbote erübrigen, denn: Meeresangler gefährden keine Fischbestände!
Das belegen nicht nur die Fangzahlen. Andere Gefährdungen gehen ebenfalls nicht von den Meeresanglern aus, denn:
- Sie fischen nicht mit Schlepp- oder Stellnetzen, Reusen oder Langleinen, sondern nur mit einer Handangel.
- Bei Meeresanglern gibt es keine "Gammelfischerei". Sie fischen selektiv und entnehmen nur maßige Fische.
- Meeresangler sind in staatlich überwachten Prüfungen ausgebildet, die Fische tierschutzrechtlich "richtig" zu behandeln.
- Meeresangler fischen nicht gewerblich, sondern nur für den Eigenbedarf und verwerten alle Fische.
- Meeresangler erbringen auf den Angelkuttern einen herausragenden sozioökonomischen Wert. Denn viele Angelkutter gehören Fischern, die aus der beruflichen Fischerei wegen wirtschaftlicher, gesundheitlicher oder Altersgründen ausgeschieden sind.
- Von der Küste im Norden wünsche ich allen Kutteranglern deshalb ein unbeschwertes "Dorsch ahoi!"
Carl Werner Schmidt-Luchs, F&F-Autor
Die Zahlen:
Gesamtzahl der Dorsch-Angler pro Saison in der Nordsee (4.140) und der Ostsee (262.600), ermittelt aus der Anzahl der angebotenen Plätze auf allen Booten, mit einer durchschnittlichen Auslastung übers Jahr von 50 Prozent (Ostsee) und Prozent (Nordsee).
Für die Ostsee wurden ermittelt 260 Fahrtage auf Dorsch, für die Nordsee 30 Fahrtage auf Dorsch für ein ganzjährig operierendes Schiff und zehn Tage für die restliche Flotte.
Als durchschnittliches Fanggewicht pro Angler/Tag wurde nach Angaben der Angelkutter-Eigner übers Jahr ermittelt: sechs Kilo für die Nordsee und drei Kilo für die Ostsee.
Die Fangmengen der Berufsfischerei beruhen auf Angaben der Bundesforschungsanstalt für Fischerei in Hamburg und Rostock.
Jetzt ist Eure Meinung gefragt.
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Petri Heil
Euer Admin
Weitere Zahlen kann jeder selber recherchieren.