Nach erfolgreichem Heimflug und einer Nacht Schlaf im eigenen Bett möchte ich noch ein paar Worte über unsere
Reise in die Jupiter Sunrise Lodge verlieren. Wir waren jetzt 5 Mal hier und ich denke, ich kann schon ein ganz
gutes Urteil nach dieses Angeltouren abgeben.
Zuallererst, ein Log an Volker und Ivonne, ich hatte interessehalber mal die Buchungsbestätigungen der vorange-
gangenen Reisen überflogen, wir haben in den letzten Jahren keine nennenswerten Preissteigerungen zahlen müssen,
die geringen Schwankungen schiebe ich einfach mal auf die Kursschwankungen des Dollars. Die Buchung und die
Abwicklung, was Reise, Zimmer und Fähre und alles drum herum angeht, hat immer vorbildlich geklappt.
Allerdings gibt es auch ein "ABER", welches ich nicht unerwähnt lassen will.
Als wir das erste Mal dort waren, gab es neben der JSL noch 3 oder 4 andere Gästehäuser, mittlerweile sind es wohl
insgesamt 11 Lodges/Guesthäuser/Hotels, die Unterkünfte anbieten, die JSL ist mit ihrer Bootsflotte dort noch die
Lodge, die für Angler am besten aufgestellt ist, aber die anderen Häuser rüsten auch auf und bieten Angelausflüge an.
Was deren Umfang und Kosten angeht, habe ich mich nicht informiert und ich war auch mit den Tagestouren zufrieden,
aber da die anderen Häuser teilweise deutlich jünger sind, haben sie auch einen etwas moderneren Charme.
In den Jupiter-Häusern (Blue Heaven, Venus Villa und Jupiter Lodge) hat sich in den letzten Jahren nicht sehr viel getan,
das hat mich dann doch etwas überrascht, da ja die Mitarbeiter annähernd vollständig bezahlt wurden, bin ich davon
ausgegangen, dass dort die ein oder andere Ecke auf Vordermann gebracht wird.
Es sind natürlich alles Kleinigkeiten, die einem vielleicht auch nur auffallen, wenn man mehrfach dort ist, aber bei mehr als
einem Jahr "Ruhezeit" wäre genug Zeit gewesen, um alles ohne große Materialinvestition auf Vordermann zu bringen.
Dies wird wahrscheinlich in Zukunft bei einigen Gästen den Unterschied machen, ob sie in der JSL oder in einer anderen
Unterkunft buchen.
Wer über Weihnachten oder den Jahreswechsel in der Lodge ist, der kennt die Veranstaltungen dort und dieses Jahr, war
es für mich, deutlich angenehmer als beim letzten Mal. 2019/2020 wurden die China-Lichterketten Schubkarrenweise an den
Strand gefahren um auch den letzten Baum irgendwie zu behängen und zu beleuchten, dies war dieses Jahr deutlich reduziert.
Man darf nicht vergessen, Weihnachten und Silvester sind dort keine Fest- bzw. Feiertage, alles was veranstaltet wird, ist
ausschließlich zur Touribelustigung. Das Dinner an Heiligabend am Strand war sehr angenehm. Das Dinner in der Schule mit
allen Gästen der Insel, war mal wieder ein Highlight, dort findet man auch noch mehr einheimische Spezialitäten, als das sonst
in der Lodge servierte Essen. Allerdings muss man mit der Würze der Speisen recht vorsichtig sein, Chilli und sonstige scharfe
Zutaten werden da mal schnell übersehen. Dieser Silvesterabend wird Inselzentral von allen Guesthäusern organisiert und von
den Einheimischen gestaltet, dazu gehört auch der Gesang mit Tanz und Getrommle, der jedoch durch die Musikanlage und die
Lichterketten etwas skurril wirkt. Ebenso die Einheimischen, die vor dem Eingang der Schule, wo das Dinner statt fand, am
Straßenrand saßen und dort "typische einheimische handwerkliche" Tätigkeiten zeigten. Gefehlt hat nur noch das Gitter und ein
Schild "bitte nicht füttern". Die Art der "Zur Schau Stellung" der Einwohner war mehr als befremdlich und hat bei mir und einigen
anderen Gästen einen sehr komischen Eindruck hinterlassen. Wer sich dafür interessiert, was wie dort hergestellt wird, der
braucht nur die Leute selber anzusprechen und der bekommt es gezeigt. Leider ist aber der Durchschnittsgast auf Keyodhoo
kein interessierter Mitteleuropäer, sondern eher ein lauter Südeuropäer bzw. Italiener, der sowohl Musik, als auch Gespräch in
Diskolautstärke an jedem Ort benötigt. Demzufolge war auch die Beschallung nach der traditionellen Musik in der Neujahrsnacht
ausschließlich italienisch geprägt. Dies liegt einfach an der zahlenmäßigen Überlegenheit der italienischen Gäste auf der Insel.
lediglich knapp 10% sind anderer Nationalität, der Rest sind Italiener. Das war letztes Mal so und war dieses Mal nicht anders.
Macht man einen Ausflug auf eine "einsame" und unbewohnte Insel, hört man schon aus der Ferne, welche Landsleute schon dort
sind, bzw. gerade mit dem Boot ankommen. Dann hat jede Lodge ihre eigene portable Musikanlage mit und will die lauteste sein
und dann müssen natürlich die Urlauber auch noch lauter sein als die Musik. Dies ist natürlich keinesfalls die Schuld der Jupiter-
Lodge, aber die Gäste mit denen ich dort Kontakt hatte, empfanden es ähnlich abstoßend. Auch bei den Tagesausflügen war
diese Musikbox immer mit dabei, klar kann man dort Musik laufen lassen, aber warum immer in Italienlautstärke?
Da hier auch ab und zu die Frage nach der Familientauglichkeit kam: Ja die Lodge ist sicher familientauglich, Kinderstühle,
Zustellbett und sonst alles, was man für kleine Kinder benötigt ist da, aber ich bitte jeden, der mit seinem Kleinkind die Malediven
bereisen will, vorher deutlich zu überlegen, ob er das dem Kind wirklich antun will. Es sind aus Deutschland etwa 11 Stunden Flug,
mit in den meisten Fällen 2 Starts und 2 Landungen, kleine Kinder wissen nicht, was sie beim Druckausgleich machen sollen und
sind nach einem solchen Flug völlig hinüber. dann die Fährüberfahrt ins Vaavu Atoll, die Jungs kennen dort nur volle Kraft oder
Leerlauf ihrer 500 bis 600 PS an den Motoren und das heisst, selbst bei ordentlich Seegang wird mit 35kn übers Wasser geballert.
Ist man dann auf der Insel angelangt, haben die Kids zwar Ruhe, aber die Hitze außerhalb des Zimmers in Verbindung mit "Jetlag"
und allem anderen drumherum setzt ihnen doch ordentlich zu und alles nur, weil Papa ne Angeltour machen will. Die Ausfahrten
mit den Dhonis sind mit ~7kn eher ruhig, aber es schaukelt natürlich und die ein oder andere Mahlzeit ist auf dem Weg wie sie rein-
gekommen ist, auch wieder raus. Ich selber hab es durch, lag aber nicht an der Seekrankheit, sondern eher an Erschöpfung bzw.
Selbstüberschätzung beim ersten Urlaub und zu viel Anstrengung in der Hitze beim Angeln, meine Tochter hat es auch durch, damals
war sie 13 Jahre alt. All das ist für die Kleinen kein Spaß und stresst die Eltern natürlich auch.
Zur Angelei und dem gefangenen Fisch habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht und ich bin mir nicht ganz so sicher,
ob all diese hier positiv geschilderten Eindrücke auch wirklich der Wahrheit entsprechen. Natürlich wollen die Angler ihre gefangenen
Fische präsentieren, da schließe ich mich absolut nicht aus und als ich dieses Jahr meinen ersten Marlin an der Angel hatte, war ich
trotz der nicht so extremen Größe stolz wie Oskar. Dazu musste der Fisch auch nicht mit Längen- und Gewichtsangabe an einem
Baum hängen, das Bild wo er in einiger Entfernung aus dem Wasser springt, ist wahrscheinlich jenes, was mir ewig in Erinnerung
bleiben wird. Sails hatte ich dort schon einige, der Drill war auch wieder wunderbar und der Schmerz danach hat mir eigentlich auch
wieder gezeigt, was für stattliche Lebewesen am anderen Ende der Leine hängen. Wir haben nicht einen Fisch gewogen oder vermessen,
aber so grob über den Daumen würde ich sagen, dass ich etwa 200kg Fisch in den 2 Wochen gefangen habe. Diejenigen, mit denen
ich mir das Boot jeweils geteilt habe, hatten auch etwa diese Masse an Fisch. Jetzt sind aber neben der Submarine noch mind. 2 weitere
Angelboote unterwegs, die auch gut oder teilweise noch besser gefangen haben. Wer kann so viel Fisch essen?
Selbst die Einheimischen haben mir im Gespräch bestätigt, dass man nicht jeden Sail oder Doggy entnehmen müsste, aber wer will
wo und wie entscheiden, der Fisch darf mit und der soll wieder zurück? Ich glaube ein Bild mit dem ersten Sail oder Marlin ist etwas
ganz besonderes und diesen Fisch, auch wenn er wahrscheinlich nicht der Größte ist, den vergisst man nicht wieder. Ich schließe mich
da nicht aus und bin froh, dass ich mit diesen Giganten ein Bild machen konnte. Aber ist das wirklich notwendig?
Über kurz oder lang werden sich die Betreiber der Angelcamps auch Gedanken darüber machen müssen, ob man die Fänge nicht
sinnvoll reglementiert, wenn die gefangenen Fische wirklich ALLE sinnvoll verwertet werden, dann ist es ja in Ordnung und eine Nach-
frage sollte trotzdem gestattet sein, dieses Jahr wurde jedoch der Köderfisch, der die vergangenen Jahre noch an die Einheimischen
verteilt wurde, zum größten Teil im Hafen an die Haie verfüttert.
Natürlich will keiner ausschließlich Bonito essen, aber der Fortschritt kostet eben und wenn darunter alles andere leidet, sollte man fragen,
was kann man anders machen.
Der Fortschritt ist ja auch auf der Insel zu bemerken, vor 5 Jahren hatten natürlich auch schon einige ein Smartphone, aber es wird
auch dort immer mehr. Ist man abends durch die "Straßen" gegangen, dann hat man die Männer beim Schach oder anderen Brettspielen
gesehen, hat man freundlich gegrüßt, sich dazugestellt und mit ihnen erzählt. Jetzt sitzen sie noch vereinzelt mit dem Smartphone in der
Hand auf ihren Netzstühlen und spielen oder telefonieren und das "Hallo" was man hört, gilt dem Gesprächspartner am Telefon und nicht
dem Passanten, der vorbeigeht. Mittlerweile sind auch deutlich mehr motorisierte Fahrzeuge unterwegs, vor 5 Jahren, war das einzige
richtige Auto der Krankenwagen, heute muss man teilweise aufpassen, dass man nicht angefahren wird. Natürlich wollen die Malediver
die Fortschritte genauso genießen wie wir und die geplante Kläranlage ist wahrscheinlich auch eine unumgängliche Verbesserung, aber
das Eigentliche, Ursprüngliche vermisse ich nach dieser kurzen Zeitspanne von 5 Jahren schon.
Nun habe ich schon recht viel geschrieben, dabei waren es doch nur 14 Tage, die wir dort waren und eigentlich habe ich noch Einiges, was
ich sagen wollte im Kopf, aber ich werde es jetzt dabei belassen. Ich glaube die wenigsten haben den Text bis hierhin gelesen und wenn
noch jemand Interesse hat, dem stehe ich per PN gerne Rede und Antwort. Allen, die vielleicht auch ein wenig Selbstkritik in diesem Text
erkannt haben, ihr habt richtig gelesen, für meinen nächsten Trip werde ich mir auch überlegen, welcher Fisch unbedingt mit aufs Boot für
ein Bild muss. Es sind vielmehr die Bilder die im Kopf bleiben, die dann eine Geschichte ausmachen, als die unzähligen Fotos, die auf irgend-
einem Speicherstick schlummern und nie wieder angesehen werden.
Wir hatten einen wunderschönen Urlaub und meine Tochter will das nächste Mal alleine wieder in die Jupiter-Sunrise-Lodge.
Bis auf die Anreise mache ich mir keine Sorgen, sie ist dort, auch als Nichtanglerin sehr gut aufgehoben.
Zum Abschluss noch ein paar Bilder:
Dinner Heiligabend am Strand:
Haifischfütterung im Hafen von Keyodhoo:
Silvesterdinner in der Schule mit riesen Buffet mit allen Gästen der Insel:
Torte und Feier am Strand zu Silvester:
Unterwegs mit Fly-Fishing Guide Kaafa:
Marlin im Wasser, auf dem Boot und auf dem Teller:
Top Fangergebnis mit Steffen und der besten Crew Naimbe und Bondho:
Besuch am Fenster:
PS:
Ganz so easy ist es auch mit Corona nicht auf der Insel, eigentlich bestand bereits zu unserer Reisezeit Maskenpflicht überall auf der Insel,
aber es hat, bis auf die große Runde beim Silvesterempfang, keinen so richtig interessiert, gestern habe ich jedoch die Nachricht bekommen,
dass die Gäste dort von der örtlichen Polizei angesprochen wurden, auch beim Spaziergang auf der Insel, Maske zu tragen.