Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

AW: 14.7.2013; East Sooke

Trotz allem Vorbereitungsstress fuer mein grosses Angelderby am 20.7. hatte ich mir doch letzten Sonntag freigemacht um mit meinem alten Freund Ron Grant eine Angeltour zu unternehmen. Ron ist ueber 70 und hat sein ganzes Leben in allen Regionen BCs geangelt. Er kann unglaubliche Geschichten aus den “guten, alten Zeiten” erzaehlen als man noch glaubte die Lachspopulationen waeren unerschoepflich und unendlich. Er besass selber bis vor ein paar Jahren ein herrliches Angelboot und war immer gerne bereit Freunde oder Bekannte auf Trips mitzunehmen. Als er vor paar Jahren in Rente ging und seine Frau gesundheitliche Probleme bekam, kauften sich die zwei eine Winterresidenz in Kalifornien und verbringen nun die 6 kaelteren and nasseren Monate hier dort unten im Warmen. Im Zuge dessen verschwand auch Ron’s Angelboot und er ist nun auf seine Freunde und Bekannte angewiesen, ihn hin und wieder mal mitzunehmen.

Ich mache das liebend gerne da Ron nicht nur Ahnung und Erfahrung hat, sondern auch ein unheimlich freundlicher, froehlicher und positiver Mensch ist, mit dem es einfach Spass macht Zeit zu verbringen. Da er naechstes Wochenende auch an meinem Derby teilnehmen wird, wollte er vorher gerne noch mal den Rost von seinem Angelgeraet polieren um alles eingespielt bereit zu haben.

Wir verabredeten uns zu einer Lachs-Heilbutt-Kombotour da die Gezeiten sehr gut fuer Heilbutt waren. Samstag Abend lass ich noch die fangfrischen Berichte in unserem hiesigen Angelforum und es verhiess ein erfolgreicher und windstiller Angeltag zu werden in East Sooke. Ich holte Ron um 4:30 Uhr frueh ab und wir fuhren zur Cheanuh Marina in East Sooke. Vor der Becher Bay Bucht sahen wir schon eine dicke Nebelbank haengen. Minuten spaeter legten wir ab und duesten die 10 Minuten zum Beechey Head. Dort war genau die Nebelgrenze und es zogen dicke Schwaden mal rein und wieder raus. Wir setzten unsere 2 Ruten am Downrigger ein; Ron ging auf 22 m und ich auf 15 m Tiefe. Wir fischten beide erst einmal mit Koederfischen.

Es war die letzte Stunde der Flut und ich wusste, dass die Flut normalerweise die grossen Coho und Pinklachsschulen dicht unter Land brachte. So dicht, dass sogar eine Menge Spinnangler auf den Felsenklippen von Beechey Head standen und ihre Pilker und Blinker bis dicht an unsere Boote warfen. Da musste man wirklich aufpassen, da die Werfer bei dem teilweise sehr dichten Nebel uns Bootsflotte gar nicht sehen konnten. Ich hoffte, dass die Cohos und Pinks uns erstmal in Ruhe lassen wuerden und uns eine faire Chance auf ein oder zwei fette Chinooks lassen wuerden.

Aber die kleinen Kerle hatten andere Plaene. Sie waren voll im Fressrausch und es dauerte nur wenige Minuten bis unsere Ruten im regelmaessigen Takt anfingen zu ruckeln. Ron war es vollkommen egal! Er hatte solange nicht mehr geangelt und er freute sich wie ein kleines Kind jedesmal wenn er einen Biss bekam und einen Pink oder kleineren Coho drillte. Ich goennte ihm seinen Spass von Herzen, hoffte aber doch, dass der schnell verschwindende Koederfischvorrat noch reichen wuerde bis zu dem Moment wo vielleicht ein Gross-Chinook einmal schneller war als die Kleinlachse. Wir liessen die meisten der Fische wieder frei und viele fielen auch im letzten Moment am Boot vom Haken. Auch wenn diese Lachse nur zwischen 4 und 7 Pfund sein mochten, so machten sie doch ein ordentliches Spektakel an der Rute und Ron hatte einen Spass daran! Wir suchten nur nach den groessten zum Mitnehmen weil ich vorhatte nach 3 Stunden Heilbutt nochmal auf Lachs umzustellen und erwartete dann um die Mittagszeit non-stop Coho- und Pinkaction. Jetzt sollte Chinookzeit sein!

Da riss es etwas haerter an Ron’s Rute und der Fisch loeste den Downriggerclip von alleine aus und zog sogar etwas Schnur von der Rolle bevor Ron auch nur zu seiner Rute hinkam. Das war definitiv etwas Groesseres. Ich drehte den Schleppmotor zurueck und holte Ron’s Downrigger hoch waehrend er drillte. Aber kurz darauf verlor Ron den Kontakt zum Fisch und die Schnur kam schlapp herein. Hmm. Liess zumindest hoffen, da sich doch einige groessere Lachse unter die Pinks und Cohos gemixt haben mussten.

Ich zog unsere Kreise dicht unter Land und liess meine Rute tiefer herab um vielleicht unter den Kleinlachsschwaermen eine bessere Chinookchance zu haben. Da hakte Ron wieder einen etwas kampfstaerkeren Fisch. Es konnte kein Riese sein aber Ron musste doch paar Male Schnur abgeben. Er genoss den Drill und yahoote als ich endlich einen vielleicht 8-9 pfuendigen Chinook kescherte. Schoener Fisch! Aber da muss doch noch mehr gehen....!? Wir behielten noch einen Pink um die 7 Pfund herum. Um 7:30 Uhr schlug ich vor auf Heilbutt umzustellen und dazu zum Mudhole vor Pedder Bay zu fahren. Ron war vollkommen einverstanden und aufgeregt, da er schon ewig keinen ordentlichen Heilbutt mehr gefangen hatte. Vor Jahren hatte er mal einen ganz kleinen unter 10 Pfund erwischt – mehr aus Versehen. Und dann vor paar Jahren auf einem Guideboot mal ein oder zwei.

Wir packten ein und fuhren bei nun sehr dichtem Nebel vorsichtig gen Osten. Es war vielleicht 50 m Sichtweite und ich wusste, dass wir ein paar heftig frequentierte Angelstellen passieren wuerden. Dementsprechend vorsichtig fuhr ich mit einem Auge am GPS Plotter und ein Auge an die Windschutzscheibe geklebt. Durch die Race Passage wurde es rauh und auch als wir an meiner Heilbuttstelle ankamen, war es nicht gerade schoen. Ca. 1 m Wellen liessen das Boot ganz schoen schaukeln. Der Wind bliess hier erstaunlicherweise sehr stark und baute sich gegen die Gezeitenstroemung auf. Noch ging es aber die Stroemung wuerde gegen Mittag zunehmen und dann wuerde es hier sehr ungemuetlich werden wenn der Wind sich nicht legte. Bis 11:00 Uhr duerfte es gehen, verriet ich Ron. Er hatte kein Problem damit und war ganz aufgeregt und hatte Buttfieber. Als der Anker endlich griff, liessen wir 2 Heringskoeder in die Tiefe. Der obligatorische Duftsack ging auch auf 100 m Tiefe.

Dann hiess es beten, dass die Dornhaie nicht gar zu arg wurden. Unter diesen rauhen Bedingungen war ich nicht scharf darauf Hai auf Hai aus 100 m Tiefe heraufzukurbeln. Aber die Fischgoetter hatten uns heute wohl das volle Programm aufgetischt. Es dauerte nur wenige Minuten bis die Rutenspitzen ruckelten und wir die Schwerstarbeit begannen. Abwechseln kurbelten wir die Ruten herauf, entliessen die gierigen Haie wieder, bekoederten neu usw. Manchmal waren sogar 2 Haie gleichzeitig ‘dran. Dann riss es einmal kurz recht heftig an der rechten Rute und ich rief “Butt” zu Ron. Der war gleich an der Rute die jetzt aber still blieb. Der musste irgendwie Lunte gerochen haben! Kurz darauf machte dann wieder ein Hai Garaus aus dem Koeder. Ich ermunterte Ron, dass wir einfach durch die Haie durchfischen mussten. Irgendwann wird dann mal ein Butt zuschnappen. Der Lohn sollte uns aber enthalten bleiben wie es schien. Es war schon 10:30 Uhr und die Stroemung hatte gedreht und lief nun genau gegen den Wind und baute die See auf. Ich sagte noch 15 Minuten zu Ron als es sehr ungemuetlich wurde. Auch liefen jetzt die Angelschnuere vom Heck unter das Boot nach vorne und es bestand staendig die Gefahr, dass sich die Schnuere in den Propellers oder Echolotgebern verfing. Ich steckte nun die eine Rute in den linken Heckhalter und hielt die andere in meinen Haenden um die Schnur so von den Hindernissen fernzuhalten.

Ich erzaehlte Ron gerade von unserem anstehenden Malcolm Island Angeltrip als es ploetzlich einmal hart an der Rute in meiner Hand zog. Ich griff fester zu und war gerade im Begriff aufzustehen, als es mir fast die Rute aus der Hand riss! Aha, Heilbutt!!! Ich hielt dagegen und schaute erstmal nur zu wie ein paar Meter Schnur von der Rolle verschwanden. Ich rief Ron zu er solle sich den Gimbal umschnallen und reichte die Rute dann zu ihm. Er klemmte sich zwischen Bordwand und Hecksitz um von den nun recht hohen Wellen nicht umgeworfen zu werden und begann mit seinem Drill. Er hatte einen Riesenspass dabei und hatte auch einen munteren Gegner erwischt. Ein paar Male riss der Butt wieder aus und wollte zum Grund zurueck. Mensch, ich moechte mit 72 auch noch so fit sein und sowas erleben duerfen!

Nach vielleicht einer Viertelstunde tauchte der Butt dann zwischen den Wellen auf. Ich haette ehrlich geglaubt, dass er etwas groesser waere aber ich wollte Ron nicht den Spass verderben und bewunderte ihn mit ihm. Gaffen war bei dem Wellengang zu gewagt und so langte ich sicherheitshalber mit der Harpune zu. Ich schoss den Speer genau durch den Kopf und Kiemen um ihn moeglichst rasch zu toeten denn er musste ins Boot rein. Ich konnte mich bei dem Seegang nicht ueber Bord lehnen und den Butt ausserhalb des Bootes vertaeuen. Das war unmoeglich heute. Ich schlug ihm ein paar Male mit dem Knueppel ueber den Kopf und zog dann den Butt an der Harpunenschnur ins Boot. Da veranstaltete er den Heilbutttanz und machte wieder einmal klar warum man keinen Grossbutt lebendig in ein Kleinboot holt. Wir klatschten uns ab und freuten uns ueber den spaeten Erfolg unserer harten Arbeit. Ca. 25 Pfund schaetzte ich. Er passte schoen in meine Fischkiste unter Deck.

Dann packten wir ein und zogen den Anker. Wir hofften, das weiter westlich die Wellen nachlassen wuerden und wir dort nochmal die Chance auf Lachsfang bekommen wuerden. Ich wollte Ron unbedingt wenigsten mit seinem Fanglimit nach Hause schicken. Die anschliessende Fahrt gegen die Wellen spottet jeder Beschreibung. Ich konnte nicht mehr als 15 km/h fahren und an einigen Stellen bauten sich die Wellen 2 m hoch auf. Dreimal schlug eine Welle ueber den Bug gegen die Fenster und ueber das Dach. Jedesmal kam ein Schwall kaltes Salzwasser am Saum von Glasfenster zu Vinylfenster durch und Ron und ich waren beide absolut durchweicht! Ich schluckte sogar Salzwasser bei einer Gelegenheit als ich eine Sekunde nicht aufpasste und wieder ein Schwall gegen die Scheiben prallte. Ron lachte sich kaputt! Jetzt weiss ich warum man wasserdichte Elektronikgeraete auch innerhalb den Bootes installieren sollte! Alles war nass!

Wenn jetzt der Motor versagte, waeren wir in grosse Schwierigkeiten gekommen. Wir kaempften uns zurueck zur Becher Bay und hofften, dass wir vielleicht in der Bucht etwas Windschutz finden wuerden. Weit gefehlt, es kachelte voll in die Bucht hinein. Es war aber nicht nur der Wind, der vielleicht 30 km/h bliess. Es war die perfekte Kombination aus Stroemung und Wind an den unguestigen Stellen. Der Nebel war jetzt hier verschwunden und es war sonst ein herrlich sonniger und warmer Tag. Daher machten uns die Salzwasserduschen auch nicht viel aus. Ich war aber drauf und dran den Trip abzubrechen als ich die rauhe Bucht sah. Da zeigte Ron auf eine Reihe von Booten bei Beechey Head, ca. 500 m weiter westlich. Und einige der Boote sahen gar nicht gross aus. Sollte es dort schon wieder besser sein? Wir schauten uns an und entschieden es wenigstens mal zu erkunden.

So kaempften wir uns weiter gegen diesen hohen Wellengang am Buchtausgang voran und kamen nach ca. 20 Minuten am Beechey Head an. Viel besser! Vielleicht noch 50 cm Wellen. Aber bei der Trap Shack nochmal 500 m weiter schien es spiegelglatt zu sein!? Jetzt fuhren wir auch das Stueck noch weiter und was fuer ein Unterschied! Es war regelrecht lieblich hier und wir gratulierten uns zu dieser Entscheidung. Bei regelrecht heissem, sonnigem Wetter trockneten wir schnell waehrend wir wieder auf Lachs schleppten. Alle 5 – 10 Minuten rappelte es an einer unserer Ruten und Pink auf Pink kam in die Fischkiste. Wir schlossen den Tag mit einen Doppelbiss ab, bei dem ich meinen Fisch verlor aber Ron einen schoenen, fetten 6 pfuendigen Pink landete.

Wir hatten nun 6 Lachse und einen Heilbutt an Bord und das war vollkommen genug als Belohnung fuer unsere Anstrengungen heute. Die Fischgoetter hatten aber auch alle Hindernisse in unsere Wege geworfen: Nebel, Wind, Wellen, Haie... Aber wir hatten uns als richtig hartgesottene Angler bewiesen und unseren Lohn dafuer bekommen! Ich filetierte die Fische fuer Ron und sein grosses Familiengrillen in 2 Wochen war gut versorgt.

Zu Hause musste ich nicht nur das Boot und alles Geraet ausserhalb des Bootes sondern auch innerhalb des Bootes vom Salz abspuelen. Das war mir auch noch nicht passiert! Und das Wackeln vorm Spiegel hielt bis Dienstagmorgen an!


Anhang anzeigen 100843

Moin Coho, schön wieder einen deiner tollen Berichte zu lesen :daumen: FFreu mich immer wieder wenn einer deiner Berichte in den Neuigkeiten auftaucht, um sich den in ner ruhigen Minute dann durchlesen zu können. Angeln mit allen Schikanen. Genau mein Ding :lach Hoffe wir bekommen bald wieder was von dir zu lesen.
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Passender Kommentar, aber vllt. ein ganz klein wenig viel Zitat ;-).
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hi Coho,
du schreibst ganz tolle Berichte, deshalb beschloss ich für dich auch einen
langen Beitrag zu schreiben.

Also, meine Tochter konnte gestern Abend nicht einschlafen und kam
mitten in der Nacht raus. Ich hatte die Seite mit allen Member, die gerade on sind auf dem
Bildschirm. Sie fragte mich erst:
Papa, warum haben Member unterschiedliche Farben?
Ich fing an zu erklären.
Also, die fetten (damit meine ich die Schriftart) Dunkelblauen passen auf, dass wir hier keinen Mist bauen. Sie legte sofort nach.
Papa, bauen diese Dunkelblauen selber keinen Mist?
Ich grinste und lies diese Frage unbeantwortet stehen :D und erklärte weiter.
Die Roten haben sich auf irgendein Thema spezialisiert, oder sie sind gute Freunde
von den Dunkelblauen.
Papa, ich sehe aber wenig Rot, warum haben die Dunkelblauen wenig Freunde?
Ich verdrehte meine Augen, wollte eigentlich weiter machen, aber dieses Kind stellte
ständig unangenehme Fragen, die ich nicht beantworten wollte. Ich sagte ihr, sei bitte ruhig,
damit ich fertig werde und du wieder ins Bett gehst.
OK, die Grünen sind Händler .
Papa, ich sehe viele Grüne, das ist ja hier wie in der Türkei.
Ich sagte ihr. Nein nein!! das sind ehrliche Händler, sie wollen nur unser Bestes.
Papa, warum sind wir arm??
Im Raum herrschte wieder Stille …

Gott sei Dank hatten wir diesen außergewöhnlichen Farben durch. Dann ging es aber mit den Normalsterblichen weiter ( diese Member sind weder Dunkelblau noch Grün oder Rot )
Papa, wen kennst du hier persönlich?
Ich zeigte ihr: Den kenne ich, der ist sehr nett oder wenn diese Member in Norwegen sind
sollte man lieber zu Hause bleiben oder der ist ein trockenes Brötchen oder „bonito“ das kleine
Arschloch bin ich und plötzlich sah ich den Member „cohosalmon“.
Ich sagte meiner Tochter:
Hey Lara „cohosalmon“ wohnt in Canada Baitcaster – oder bedeutet „BC“ British Columbia ? -
und schreibt ganz ganz tolle Geschichten, die sehr spannend sind.
Und ich fragte sie, ob ich ihr vorlesen soll.
Ja, mach mal

Ich las ihr deinen Beitrag vor, sie hörte sehr aufmerksam zu, stellte keine unangenehmen Fragen
mehr und sah sehr begeistert aus. Und zum Schluss sagte sie:
Papa, das ist aber eine sehr schöne Geschichte

Wir danken dir dafür
 
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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hi Coho,
du schreibst ganz tolle Berichte, deshalb beschloss ich für dich auch einen
langen Beitrag zu schreiben.

Also, meine Tochter konnte gestern Abend nicht einschlafen und kam
mitten in der Nacht raus. Ich hatte die Seite mit allen Member, die gerade on sind auf dem
Bildschirm. Sie fragte mich erst:
Papa, warum haben Member unterschiedliche Farben?
Ich fing an zu erklären.
Also, die fetten (damit meine ich die Schriftart) Dunkelblauen passen auf, dass wir hier keinen Mist bauen. Sie legte sofort nach.
Papa, bauen diese Dunkelblauen selber keinen Mist?
Ich grinste und lies diese Frage unbeantwortet stehen :D und erklärte weiter.
Die Roten haben sich auf irgendein Thema spezialisiert, oder sie sind gute Freunde
von den Dunkelblauen.
Papa, ich sehe aber wenig Rot, warum haben die Dunkelblauen wenig Freunde?
Ich verdrehte meine Augen, wollte eigentlich weiter machen, aber dieses Kind stellte
ständig unangenehme Fragen, die ich nicht beantworten wollte. Ich sagte ihr, sei bitte ruhig,
damit ich fertig werde und du wieder ins Bett gehst.
OK, die Grünen sind Händler .
Papa, ich sehe viele Grüne, das ist ja hier wie in der Türkei.
Ich sagte ihr. Nein nein!! das sind ehrliche Händler, sie wollen nur unser Bestes.
Papa, warum sind wir arm??
Im Raum herrschte wieder Stille …

Gott sei Dank hatten wir diesen außergewöhnlichen Farben durch. Dann ging es aber mit den Normalsterblichen weiter ( diese Member sind weder Dunkelblau noch Grün oder Rot )
Papa, wen kennst du hier persönlich?
Ich zeigte ihr: Den kenne ich, der ist sehr nett oder wenn diese Member in Norwegen sind
sollte man lieber zu Hause bleiben oder der ist ein trockenes Brötchen oder „bonito“ das kleine
Arschloch bin ich und plötzlich sah ich den Member „cohosalmon“.
Ich sagte meiner Tochter:
Hey Lara „cohosalmon“ wohnt in Canada Baitcaster – oder bedeutet „BC“ British Columbia ? -
und schreibt ganz ganz tolle Geschichten, die sehr spannend sind.
Und ich fragte sie, ob ich ihr vorlesen soll.
Ja, mach mal

Ich las ihr deinen Beitrag vor, sie hörte sehr aufmerksam zu, stellte keine unangenehmen Fragen
mehr und sah sehr begeistert aus. Und zum Schluss sagte sie:
Papa, das ist aber eine sehr schöne Geschichte

Wir danken dir dafür

Morgen Vedat,

Hab gerade deine herrlich verfasste Papa-Tochter Geschichte zum Morgenkaffe genossen. Der Danke-Knopf ist leider schon deaktiviert, darum auf diese Weise hoch und nachgeholt.:daumen:

Grüss dich Fredi
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Der Vedat, eine niedlich verpackte Geschichte. ;) Dein Töchterchen scheint genauso "spitzbübig" zu sein wie Du.

Hab Dank dafür. :a015:
 
11.9.2013; Victoria

Tag 6; Mi Sept 11, 2013:

Nachdem die Heilbuttour am 4. Tag ein Fangausfall war, wollten wir es unbedingt nochmal auf die Platten versuchen. Wenigstens jeder der drei sollte einen Heilbutt fangen und mitnehmen koennen – das war das Ziel. Martin hatte ja schon einen am 2. Tag gefangen. Die Gezeiten waren unbrauchbar fuer meine Lieblingsstelle – das Mudhole – aber die Westseite der Constance Bank war befischbar und faengig bei den vorherrschenden Verhaeltnissen. Da wir erst gegen 11:00 Uhr geeignete Stroemungsverhaeltnisse vorfinden wuerden, schleppten wir vorher noch ein bisschen auf Lachs an der Bank. Martin erwischte einen kleinen Chinook, der zwar massig war aber in dieser Kleine uninteressant fuer uns war. Sonst konnten wir nichts weiter an den Haken verfuehren auch wenn ein anderes Boot ueber Funk von besseren Fischen berichtete. Aber als wir diesen Funkspruch erhielten, war es schon kurz vor 11:00 Uhr.

Ich sah wie schon eine Anzahl anderer Boote ihre Anker auf dem westlichen Abhang der Bank ablegten. Tatsaechlich war die Stelle, die ich eigentlich anpeilte schon belegt. Ich hatte aber eine Ausweichstelle, an der ich zu den gegebenen Bedingungen schon einmal erfolgreich war. Zwar verpasste ich den kleinen Unterwasserberg als die Stroemung mich unerwartet schnell darueberhinwegtrieb und ich blieb in etwas tieferem Wasser haengen als geplant, jedoch beschloss ich da trotzdem auszuharren. Der Duftsack wuerde sie schon zu den Koedern fuehren!

Wir versuchten es erst mit 500g Bleien aber es bestand keine Chance den Boden in ueber 100m Tiefe so zu erreichen. So griffen wir zu den schwersten Geschuetzen, die wir an Bord hatten: 1 kg und 1.1 kg Bleie. Ich mag nicht so schwer fischen, besonders wenn es so tief ist und sich noch Dornhaie herumtreiben koennen, aber sobald die Stroemung nachliess, konnten wir ja auch leichteres Geraet umstellen.

Schnell waren die Heringe montiert und ausgelegt. Ich war ueberrascht wie stark die Stroemung noch zog und liess an dem 1 kg Blei immer wieder Schnur nach um sicher zu gehen, dass der Koeder in Grundnaehe war. Die Schnuere liefen in ca. 45 Grad Winkel hinten hinaus – dadurch war eine Menge Schnur von den Rollen und an der einen Rolle sah ich, dass die Schnur weiter unten nicht ganz sauber verlegt war. Ich liess jetzt eine Menge weitere Schnur von der Rolle um die Schnur dann gegen den Stroemungsdruck wieder sauber einzuholen. Als ich an den Punkt kam wo ich wieder direkten Kontakt zur Endmontage herstellte, hing der Koeder fest. Mist, dachte ich! Ich zog so hart das Geraet erlaubte und...siehe da es kam ein kleines Stueck!

Es war sauschwer aber es war kein lebendiger Widerstand fuehlbar. Altes Berufsfischerzeug? Kommerzielle Krabbenfalle? Oder altes verrostetes Ankergeschirr? Es war so schwer, dass es meine Rute und Schnur an die Belastungsgrenze brachte und ich manchmal fuerchtete die Rute wuerde brechen. Aber ES kam Zentimeter und Zentimeter. Die Aussicht bei ueber 100 m Tiefe war da nicht sehr rosig und nach 20 Minuten war ich kaputt vom Pumpen und bereit die Schnur zu kappen um wieder zum Angeln zurueckzukehren. Aber die drei Jungs waren nun neugierig was da dran hing und spornten mich weiter an. Es muss wohl eine halbe Stunde gedauert haben, bis etwas unfoermig Rotes weit hinter dem Boot in Oberflaechennaehe auftauchte: Oktopus! Und kein Kleiner!

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Na das war ja eine Ueberraschung und es herrschte Aufregung auf dem Boot. Ich zog das Biest nun ganz heran und hier lag nun ziemlich benommen ein vielleicht 30 – 50 kg Oktopus. Die 6 langen Fangarme waren jeder mindestens 1 m lang und der ballonartige Kopf vielleicht 60 cm im Durchmesser. So einen grossen Kerl hatte ich auch noch nicht lebendig gesehen. Die Haken hingen ganz in der Naehe der schnabelartigen Mundoeffnung – sollten sich aber leicht entfernen lassen wenn er nur still hielt. Wir hatten keine Ambition den Kerl zu toeten – manche esses wohl Oktopus aber es ist wohl ganz schoen viel Vorbereitungsarbeit noetig um das zaehe Lederfleisch geniessbar zu machen. Und fuer Heilbuttkoeder mochte ich so eine imposante Kreatur auch nicht toeten.

Gluecklicherweise war der Oktopus wohl vom Druckunterschied etwas benommen und wedelte nur leicht mit den Fangarmen so dass ich die Haken recht muehelos entfernen konnte. Die einzige Gegenwehr waren einige Schuebe Tinte die Gott sei Dank im Wasser blieben und nur das Wasser ein paar Male einnebelten. Die Jungs schossen eine Menge Fotos und dann liess ich den Kerl wieder frei und er schoss elegant in grossen Pumpzuegen wieder in die Tiefe. Na dass war ja mal ein nichtalltaegliches Abenteuer! Aber ich war nach diesem Gewichtheben kaputt und sagte den Jungs, dass ich heute nichts mehr hochkurbelte!

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Nach einiger Zeit Wartens liess die Stroemung ploetzlich nach und wie auf Kommando zog es die linke Rutenspitze etwas nach unten – dort blieb sie fuer 2 Sekunden stehen bis sie sich dann stetig immer tiefer verneigte. Herbi war gleich dran und schnappte sich die Rute und zog dagegen. Hing! Der Fisch war gleich von Anfang an sehr munter und zog ordentlich Schnur von der Rolle. Ich liess Fred die andere Rute einholen, falls es sich um ein wirklich grossen Butt handeln sollte. Nach und nach bekam Herbi den Fisch unter Kontrolle und gewann Hoehe. Ein paar Mal fiel es dem Fisch nochmal ein Richtung Grund zu steuern aber dann liessen seine Kraeft nach und Herbi pumpte den Butt nach oben. Nach dem beherzten Drill hatte ich etwas mehr erwartet aber mit ca. 20 Pfund war ich auch nicht unzufrieden.

Harpuniert und aussen am Boot festgezurrt und abgestochen – war schon wie Routine. So um die 30 Heilbutte mussten wohl dieses Jahr schon auf Red Hots Rechnung gegangen sein. Leider kaum einer von wirklich nennenswerter Groesse. Masse statt Klasse dieses Jahr! Aber ich freute mich mit den Jungs – der Schneider war schon verhindert und alles was jetzt noch kam war nur noch Sahne obendrauf!

Die Stroemung ging nun fast auf Null zurueck und wir montierten leichtere Gewichte. Es tat sich aber erst einmal nichts mehr. Wir doesten in der Sonne und das Boot schaukelte leicht in den seichten Wellen. Ein paar Whalewatcherboote hielten nicht weit von uns Richtung Amerika und wir konnten auch die Rueckenflossen und die Atemfontaenen einiger Orcas erkennen. Leider kamen die Wale nicht dichter an unser Boot heran. Ich nickte etwas ein und wurde durch ein Gepolter geweckt als Fred zu seiner Rute sprang weil er einen Biss gesehen hatte. Als er anzog, hing allerdings nichts dran. Ich riet sofort wieder herabzulassen – was er auch tat und tatsaechlich schien sich wieder etwas fuer den Koeder zu interessieren.

Nach ein paar Rucken zog Fred erneut an und schien den Fisch wieder verpasst zu haben. Er kurbelte nun ein um den Koeder zu kontrollieren. Ich doeste wieder ein als Fred ploetzlich rief: “Butt!”. Ich sprang auf und es lag wirklich ein kleiner Butt neben dem Boot. Fred hatte gar nicht gesagt, dass er was am Haken hatte. Er war wirklich nicht viel groesser als vielleicht 12 Pfund aber wir wollten einen Butt fuer jeden und da kann man nicht so waehlerisch sein. Gaff und zack war die Sache erledigt. Nummer zwei.

Dann hatten uns augenscheinlich ein paar Dornhaie gefunden denn beide Rutenspitzen zuckten nun in regelmaessigen Abstaenden. Martin erwischte wohl auch einen und liess ihn wieder frei. Dann sah ich wieder die linke Rutenspitze verdaechtig stehenbleiben – ich warnte Herbi – als sich die Rute ploetzlich tief verneigte. Fred rief Herbi zu erst einmal in den Fisch hineinzukurbeln bevor er die Rute aufnehmen sollte. Gesagt, getan und schon war Herbi wieder im Buttdrill. Der machte diesmal nicht so viel Alarm und nach paar Minuten hatte Herbi einen vielleicht 15 Pfuender an der Oberflaeche. Gaff, abschlagen, festzurren und ausbluten waren nun schon geuebte Handgriffe.

Kurz darauf nahm die Stroemung wieder zu und es war auch Zeit heimzukehren. Da war uns doch eine ordentliche Revenge fuer unseren vorherigen Schneidertag gelungen! Jeder der drei konnte sich ein paar schoene Filets in das Gefriergepaeck fuer zu Hause einpacken! Und die Oktopusgeschichte obendrein! Toller Tag!
 
1. Versuch 2014

Eigentlich wollte ich jetzt hier einen Bericht mit spannenden Drillsszenen und Fotos mit erlegten Butten einstellen. Endlich, endlich waren Eishockeysaison und Fussballsaison der Jungs vorbei und Papas Angelsaison konnte beginnen! Gute Gezeiten, ein Kumpel der auch Montag freimachen konnte, ein brauchbarer Windbericht - der ersten Buttour 2014 stand eigentlich nichts mehr im Wege!

Bis wir an der Bootrampe einen straffen Wind bemerkten. Wir dachten vielleicht legt sich das noch und dampften trotzdem frohgemut hinaus. Denkste dir! Die Windansage lag voll daneben und bei bis zu 50 km/h bauten sich die Wellen auf ca. 1.5 m Hoehe auf. Unser Anker rutschte unaufhoerlich und als die Wellen ueber dem Bug zusammenschlugen war es allerhoechste Zeit den Rueckzug anzutreten - ohne auch nur einen Biss bis dahin gehabt zu haben! Was fuer eine Pleite! Und zu allem Aergernis sehe ich heute den Ozean wie ein Ententeich vor meinem Buerofenster liegen! :O Aber ich komme wieder!!!
 
16.3.2014; Victoria

Endlich machten Wind, Stroemung und Terminkalender mal wieder einen Heilbuttausflug moeglich! Die Saison ist schon seit 1.2. offen aber der Wind bliess unaufhoerlich – zumindest an allen mir zur Verfuegung stehenden Wochenendtagen. Ein paar Kumpels, die es schafften an Wochentagen von windfreien Perioden zu profitieren, hatten auch maessigen bis ordentlichen Erfolg mit Butts in der 20 – 40 Pfundklasse.

Ich schnappte mir meinen Sohn Ricardo, machte das Boot und Geraet startklar und los ging es an dem sonnigen Morgen. Ich musste mich wirklich konzentrieren nichts zu vergessen denn nach so langer Zeit fehlt einfach die Routine beim Packen und Vorbereiten. Wir slippten in Victoria und duesten ueber das leicht gekraeuselte Wasser Richtung eines Unterwasserberges nahe Race Rocks. Es gab zwar Marinas naeher ‘dran an dieser Stelle, von welchen aus die Bootsstrecke wesentlich kuerzer gewesen waere, jedoch musste der Motor eh mal wieder richtig durchgepustet werden und ich sparte mir 30 Minuten Anfahrt mit Anhaenger.

Wir fanden schon 2 andere Privatboote an der Untiefe vor Anker und so musste ich etwas weiter an der tiefen Kante ankern als ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Sollte aber doch gehen, meinte ich. Die Stroemung war perfekt fuer die Stelle – die minimale Flut spuelte ueber die Untiefe auf unsere Kante zu. So konnten die Butts stromab geschuetzt warten was die Stroemung so alles vom Unterwasserberg ins Tiefe spuelte. Soweit die Theorie.

Ein leichter Suedostwind erzeugte ca. 30 – 50 cm Wellen die leider genau seitwaerts auf unser Boot trafen und das Boot recht ungemuetlich schwanken liess. Aber nichts tragisches; nichts sollte mich heute nach so langer Pause stoppen! Als die Gezeiten wechselten, schwangen wir um die Ankerpunkt vom flacheren Wasser in das tiefere. Ich erhoffte mir von dieser Bewegung eigentlich den einen oder anderen Biss aber auch nach 2 Stunden hatten wir noch absolut nichts zu verzeichnen. Die anderen zwei Boote lagen auch verschlafen vor Anker.

Da wurde der Funk lebendig. Eine Anzahl Boote waren am Mudhole auf Butt unterwegs. Wir konnten diese Boote in der Ferne erkennen. Nach meinen Erfahrungen war diese Gezeitenkonstellation nicht die beste fuer das Mudhole – daher waren wir daran vorbeigefahren. Nun mussten wir allerdings ueber Funk hoeren wie dort die ersten Butte gelandet wurden. Nach einer weiteren fruchlosen Stunde und einem Funkspruch von einem Boot mit dem Limit von 4 Butten (fuer 4 Angler), entschloss ich die Stelle zu wechseln. Ich mache das eigentlich nicht gerne da wir nun mit viel Geduld eine Duftspur im Wasser aufgebaut hatten. Diese jetzt zu verlassen und woanders nochmal von vorn anzufangen, halte ich normalerweise fuer keine gute Idee. Aber es schien hier, an der Untiefe und Umgebung, war heute wirklich nichts zu Hause.

Nach 15 Minuten kamen wir am Mudhole an und wir suchten uns einen freien Platz zum Ankern. Ganz genau auf die Stelle kommt es auf dieser weitlaeufigen Sand/Kies/Schlammbank eh nicht an – so blieb ich lieber in sicherer Entfernung zu den anderen ca. 5 verankerten Booten. Duftsack wieder runter und die heringsbestueckten Haken zum Grund. Da musste doch der eine oder andere Butt fuer uns uebrig sein.

Ricardo langweilte sich schon und verlor wohl langsam die Hoffnung. Ich liess ihn die eine Rute nach einer Weile einholen um den Koeder zu kontrollieren. Als er das ganze Geroedel die 100 m hochgekurbelt hatte, hing doch tatsaechlich ein kleiner Ratfish am Haken. Aha – jetzt gingen bei mir die Alarmglocken an! Mein Heilbuttlehrer Claude sagt doch immer, dass die Ratfish sozusagen die Vorhut der Heilbutte sind. Und ich hatte das einige Male selber bestaetigen koennen. Wir beobachteten die Rutenspitzen nun wieder etwas aufmerksamer.

Etwa 20 Minuten nach dem Ratfisch sah ich wie es erst 2 mal halbherzig an der linken Rute riss and dann die Rutenspitze bedrohlich Richtung Wasseroberflaeche bog. Na wer sagt’s denn! Ich sprang hin, riss die Rute aus dem Halter, zog die Bremse zu und ruckte an. Ich spuerte harten Widerstand und ein, zwei schwere Kopfstoesse und begann zu pumpen. Keine 5 Sekunden spaeter war der Widerstand weg. Oh Mist! Ich liess den Koeder, oder was davon noch uebrig war, sofort wieder zum Grund und wartete und wartete…und wartete…. Nichts mehr! Schoene Schande! Nach einer Weile holte ich ein und sah den Hering ordentlich zerfleddert aber irgendetwas musste dem Butt nicht gepasst haben. Passiert eigentlich nicht oft, dass man einen Butt so frueh verliert und ihn nicht wieder ueberreden kann.

Etwa 15 Minuten danach riss es ungeduldig an der rechten Rute. Diesmal wartete ich ein paar Sekunden und liess die Rute im Halter und erst als er Fisch deutlich mit dem Koeder wegwollte, zog ich die Bremse zu und kurbelte schnell in den Fisch hinein, noch bevor ich ueberhaupt die Rute aufnahm. So wollte ich den Haken moeglichst schnell im Ledermaul versenken. Denkste! Wieder wurde die Schnur schlapp und der Fisch war weg. Das gibt’s doch nicht! Ricardo stand schon bereit um zu drillen – wohl wieder nix! Und der Fisch kam auch nicht mehr zurueck.

Wir warteten vergebens noch eine Stunde. Es sollte heute einfach nicht sein mit Butt. Irgendetwas liess sie heute nur missmutig zubeissen. Vielleicht hatte der Butt Juice Lockstoff durch Frost ueber den Winter Schaden genommen und mundete den Kerlen nicht mehr? Oder die alten Heringe vom letzten Jahr waren nicht mehr so lecker….!? Wer weiss.

Ich versprach Ricardo auf dem Heimweg noch an einem Riff anzuhalten und ihn etwas pilkern zu lassen. Zwar hatten die meisten Riffbarsche und Ling Cods jetzt Schonzeit aber wir konnten ja alle wieder freilassen. Ricardo hatte Spass am Pilkern und brachte auch einige Felsenbarsche herauf. Wir beobachteten dabei 2 Seeadler in den angrenzenden Baeumen. Al seiner der freigelassenen Barsche, wohl etwas benommen, nicht gleich abtauchte, sahen wir den einen Adler anfliegen. Ich hatte das schon erwartet und war mit der Kamera bereit. Es ist zwar etwas verwackelt aber doch ein schoenes Andenken an dieses Erlebnis. Seltsamerweise verliert der Adler den Fisch nach dem 3. Anflug. Vielleicht hatten die Rueckenflossenstacheln des Barsches ihr abschreckendes Werk getan?

Zum Abschluss fing Ricardo dann einen schoenen, fetten Kelp Greenling. Mit ueber 40 cm Laenge war das schon ein grosses Exemplar und weil die keine Schonzeit hatten und ausserdem gut schmecken, durfte der mit nach Hause gehen. Den Schneider in letzter Sekunde abgewendet!

Schon schade, dass es mit dem ersten Butt 2014 nichts geworden ist. War aber trotzdem ein schoener Tag und hoffentlich der Anfang von noch viel mehr! Interessant ist noch, das der Ratfishalarm mal wieder funktioniert hatte. Ob die Butte wohl wirklich mit dieser kleinen Haiart eine Art Symbiose bilden? Vielleicht haben diese Ratfish (Meerkatze) super gute Nasen auf die sich die Butte gerne verlassen. Moeglich ist das doch durchaus.

hier der Link zum Adlervideo:


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8.4.2014; Victoria

Irgendwie wollen die guten Gezeiten dieses Jahr nicht auf Wochenenden fallen! Um nun endlich den ersten Butt der 2014 Saison auf den Schlachttisch zu legen, musste ich Dienstag freinehmen. Claude, mein Heilbuttlehrer und langjaehriger Freund, war sofort ueberredet. Seit sein eigenes Boot zur Ueberholung trocken liegt, ergreift er jede Gelegenheit auf anderen Booten mitzufahren.

Wind sollte erst am Nachmittag aufkommen, die Stroemung war fuer die Westseite der Constance Bank geeignet und als fischig in meinen Notizen eingetragen. Also ging’s los! Nach 15 Minuten Fahrt von der Bootrampe in Victoria kamen wir an der offshore Bank an. Etwa 10 andere Heilbuttjaeger hatten sich schon eingefunden und sassen am Anker. Claude sah auch einen seiner Arbeitskollegen und Angelkumpels mit seinem Sohn. Leider war eine meiner Lieblingsuntiefen schon besetzt. Aber die Westseite der Constance Bank bot viele geeignete Heilbuttstellen. Die Idee ist, dass bei Ebbe die Stroemung ueber die grosse Constance Bank nach Westen hinwegspuelt und so allerlei Futter vom Flachen in das tiefere Wasser schwemmt. Die Westseite der Bank faellt relativ zuegig von 30 auf ueber 100 m ab. Allerdings sind in diese Kante einige Canyons, Rinnen und Untiefen eingebaut. Diese Strukturen an der Kante lieben die Butte um von dort vor der Stroemung geschuetzt auf Lauer zu liegen und bei geringer Stroemung auf Jagd zu gehen.

Wir wollten eigentlich den Anker direkt auf einer Untiefe platzieren um dann mit der schwingenden Stroemung um die Untiefe herum zu fischen. Ich war allerdings etwas ungeduldig und liess den Anker etwas frueh ab und so landeten wir etwas seitlich der Untiefe in reichlich 100 m Tiefe. Nicht ideal aber machbar; mit genuegend Duft sollten wir die Butts an unsere Stellen locken koennen, dachten wir.

Im Nu hatten wir unsere 2 Grundruten bekoedert und mit 1000g bzw. 500g Gewichten zum Grund geschickt. Der Duftsack mit den Lachsresten der letzten Touren sollte die Dinnerglocke fuer die Butte sein. Dann machten wir es uns bequehm im Boot und warteten gespannt was heute so passieren wuerde. Und normalerweise passiert immer was Kurioses mit Claude! Nach einer halben Stunde hatte ich den ersten Biss. Erst zaghaft und dann schwuppte die Rutespitze ein paar mal kraeftiger.

Ich zog an und fuehlte Widerstand. Ich begann zu kurbeln und trotz der Schwere konnte ich nicht die typischen Heilbuttkopfstoesse spueren. Dann wurde es ploetzlich noch schwerer. Was das wohl war? Lachend erwaehnte Claude schon grosse Oktopusse oder Rochen bis dann endlich was zu sehen war im klaren Wasser. Zuerst kam Claude’s Montage zu Tage – das 1000g Geschuetz! Und weiter unten hing ein gewaltiger Dornhai an meinem und Claude’s Haken! Gieriger Kerl. Es bedurfte einer fachmaennigen Zahnarztprozedur um den Hai, der weit ueber einen Meter lang war, von beiden Haken zu befreien.

Als wir endlich wieder fischten, dauerte es nicht lange, bis sich noch 2 oder 3 weitere Dornhaie ueber unsere Koeder hermachten. Das waren keine erfreulichen Aussichten bei ueber 100 m Angeltiefe. Doch als die Stroemung umschwang, schienen die Haie zu verschwinden. Ueber Funk hoerten wir von einem Nachbarboot, dass ein 40 Pfuender gelandet werden konnte. Ansonsten blieb es aber erstaunlich ruhig bei so vielen Booten. Claude sprach mit seinem Kumpel nebenan ueber Funk und die hatten noch nichts. Zur Abwechslung kam ein Pod Transient Orcas vorbei. Diese Orcasorte frisst Meeressaeuger anstatt Lachse wie die Resident Orcas. Unsere Wuensche waren mit diesen majestaetischen Jaegern; moegen sie ein paar der Fischdiebe von den Klippen zerren!

Da riss es ploetzlich heftig an meiner Rute. Als ich hinzukam, war erstmal wieder Ruhe aber nach 10 Sekunden begann sich die Rutenspitze nach unten zu neigen. Ich kurbelte schnell dagegen um den Haken zu setzen und spuerte Widerstand. Der hing! Ich spuerte die typischen Buttschlaege in der Rute und pumpte den Fisch ein paar Meter vom Boot hoch. Ploetzlich war der Widerstand weg – oh, Mist! dachte ich und liess das Geschirr sofort wieder Richtung Grund. Wahrscheinlich griff der Butt schon im Absinken wieder zu denn ploetzlich war der Widerstand wieder da! “Diesmal entkommst Du mir nicht!”, dachte ich. Langsam und geduldig pumpte ich den Fisch nach oben und Claude langte mit dem Gaff zu.

Geschafft! Kein grosser, vielleicht 15-20 Pfund aber als erster in 2014 gut genug fuer mich! Wo einer geht, sind oft noch mehr. Schnell wieder bekoedert und zum Grund abgelassen. Nach einer Viertelstunde zog ploetzlich und ohne Vorwarnung Claude’s Rute ab und die Rolle liess schnurrend Schnur frei. Der musste wesentlich groesser als meiner sein, denn Claude’s Geschirr ist schwerer und sein Pruegel war im Halbkreis gebogen und er musste immer wieder Schnur geben. Ploetzlich schnellte seine Rute zurueck und – der Fisch war weg! Mit langen Gesichtern schauten wir uns an. Kann man wohl nichts machen.

Gespannt starrten wir auf unsere Rutenspitzen und hofften auf eine weitere Chance. Es tat sich erst einmal nichts mehr fuer vielleicht 45 Minuten. Gerade als ich mir ein Snack aus meiner Tasche holte, warnte mich Claude und schubste mich an. Ueber die Schulter blickend sah ich meine Rute ausschlagen. Noch bevor ich hinkam war Schluss damit. Gibt’s doch nicht, dachte ich. Ich nahm die Rute auf und hob den Koeder langsam an und liess ihn wieder am Grund auftitschen. Im selben Moment riss es die Rutenspitze ins Wasser und ich musste die Rute festhalten um sie nicht zu verlieren.

Der Fisch machte ordentlich Betrieb und lieferte einen spannenden Kampf in Grundnaehe. Als ich ihn erstmal 10-20 vom Grund hatte, folgte er mehr oder weniger willig dem Zug nach oben. Gefaehlich war nur wenn er dann noch zuviel Energie bei der Landung hatte. Es gibt Guides, die einen nicht-ausgedrillten Butt mit der Harpune an der Oberflaeche nur anschubsen um ihn zu einer erneuten Flucht zum Grund zu ermuntern – meist zum Entsetzen der Kunden, die die ganze Arbeit nun nochmal vor sich haben.

Nach einiger Zeit sahen wir den Butt auftauchen. Ein schoener Fisch – sicher zwischen 20 und 30 Pfund. Claude wollte allerdings nur gaffen – er traute es sich zu und ich vertraute diesem Buttexperten. Ich zog den Butt zur Oberflaeche – bedacht nicht den Kopf ueber Wasser zu bringen und dann trat ich zurueck um Claude die Landung zu ermoeglichen. Claude beugte sich ueber die Bordwand und…und wartete…und wartete…..”Was ist denn los?” fragte ich. Claude fluchte kurz, beugte sich tief herunter und langte mit dem Gaffarm tief ins Wasser und kam dann hoch und drehte sich mit einem entgeisterten Gesicht zu mir hin und deutete wortlos ins Wasser. Ich trat vor und lugte ins Wasser…..da schwamm mein schoener Butt langsam und gemaechlich wieder in die Tiefe!

Es dauerte ein paar Sekunden bis Claude in Worte fassen konnte was passiert war. Der Butt war wohl nur ganz knapp mit einem der beiden Einzelhaken gehakt gewesen. Und als der Fisch an die Oberflaeche kam und Claude gerade mit dem Gaff zielte, driftete der Butt gaaanz langsam an dem Downriggerkabel vorbei, der zweite lose Haken blieb am Kabel haengen und ein kleiner Zug reichte um den Fisch vom Haken zu befreien. Nicht mal aufgeschreckt glitt der Butt einfach wieder tiefer und Claude konnte ihn nicht mehr mit dem Gaff erreichen. Das darf doch nicht wahr sein! Und das dem Experten!

Nach einer Weile konnten wir aber herzlich ueber unser Missgeschick lachen.Wir spannen allerlei Quatsch ueber den besten automatischen Hakenloeser – das Downriggerkabel. Catch und Release vom Feinsten usw….

Es sollte unsere letzte Chance des Tages gewesen sein. Die Stroemung und der Wind nahmen zu und wir packten ein. Claude’s Kumpel kam auch kurz vorbeigefahren und war ein enttaeuschter Schneider. Wir hatten ja wenigstens einen und ein paar tolle Geschichten dazu!

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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Moin Coho, schön mal wieder von dir zu lesen :] mal wieder zwei tolle Berichte die du da aus deinem Paradies eingestellt hast :daumen:
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hallo Coho,
immer wieder schön deine lebhaft geschriebenen Erlebnisse zu lesen.
Danke und bitte mehr davon.

Grüße,
 
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