Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

26.3.2013; East Sooke

Etwa um die gleiche Zeit wie gestern trafen wir in Pedder Bay ein und brauchten diesmal nur an Bord zu gehen. Auf dem Weg aus der Marina besprachen Claude und ich den Game-Plan. Claude meinte wir sollten es an einer der felsigen Untiefen vor Pedder Bay versuchen. Ist erstmal naeher und zweitens hatte er so ein Gefuehl nachdem wir im Tiefen nicht so berauschenden Erfolg hatten gestern, vielleicht zogen die Butte ja im Flacheren um die Riffs umher. Ich stimmte zu.

Keine 7 oder 8 Minuten spaeter waren wir vor Ort. Ein weiteres Boot ankerte etwa 200 m ueber den Auslaeufern des Unterwassergebirges. Wir warfen den Anker direkt ueber der Bergspitze in etwa 53 m Tiefe. Bis die ganze Ankerleine raus war (ca. 160 m) sassen wir in ca. 70 – 80 m Tiefe. Das Gute am Ankern direkt auf der Bergspitze ist, dass die Stroemung einen immer auf der stromabwaertigen Seite fischen laesst – wo sich auch die Fische vorzugsweise aufhalten wenn sie im tieferen lauern auf alles was ueber den Berg gespuelt kommt.

Ich setzte diesmal auf eine Makrele als Koeder und traeufelte noch kraeftig Lockstoff auf den Duftsack bevor ich alles hinabliess. Claude vertraute wieder seinem mit rostigen Haken bestueckten Hering. Wir merkten bald, dass hier der Untergrund anders geartet war. Als wir langsam von der wechselnden Stroemung um den Ankerpunkt herumschwangen, hing Claude’s Geschirr zweimal fest am Grund. Gluecklicherweise konnte er es beidemale wieder losbekommen. Wir wollten ja nur nicht die rostigen Haken verlieren!

Ich passte scharf auf, dass sich nicht etwa das Dowriggerblei mit Duftsack festhing. Nach etwa einer Stunde knabberte bei mir was am Koeder. Ich zog ein paar Mal an und merkte schliesslich, dass etwas am Haken haengen musste. Ich kurbelte schnell hoch und wieder kam ein Ratfish zu Tage. Sehr gut meinte Claude nur. Es war nun die Zeit des Stroemungsstillstandes bevor sich die Richtung dann drehte und die Stroemung wieder zunahm. Und als ob der Ratfish tatsaechlich ein Warnzeichen waere, verneigte sich ploetzlich Claude’s Rute und die Rolle schnurrte los. Das ist doch....! Gelassen und leicht grinsend ging Claude wieder ans Werk. Die regelmaessigen Kopfstoessen liessen keinen Zweifel – das war ein Hali! Ich liess noch schnell meinen neubestueckten Haken wieder hinunter um vielleicht den groesseren Bruder dieses Fisches zu fangen.

Der Koeder konnte noch nicht am Grund gewesen sein – ich schaetze so 20 m ueber Grund – als die Schnur ploetzlich stoppte. Ich stutzte einen Augenblick, schloss die Rolle und kurbelte ein paar Umdrehungen bis ich Widerstand fuehlte. Ich spuerte 2 – 3 kraeftige Rucke am anderen Ende und ruckte zurueck. Irgendetwas hing und zog zurueck. Ich begann zu pumpen und gewann ein paar Meter. Dann wurde es ploetzlich richtig schwer und nichts ging mehr. Ich spuerte auch keine Rucke mehr. Sehr seltsam.

Claude schaute auch schon misstrauisch herueber ob ich nicht bald mit Gaff oder Harpune kommen wollte – er waere gleich oben.
Als ich paar Mal kraeftig an der Schnur riss merkte ich was los war: ich hing am Downriggerkabel fest. Mist! Ein Knopfdruck brachte alles nach oben. Tatsaechlich hing der Spreizdraht am Kabel fest, meine Makrele war arg zerfleddert. Wir vermuteten, dass sich ein Fisch den hinunter flatternden Koeder kurz geschnappt hatte, dann beim Wegschwimmen aber am Kabel verfangen hatte und dann den Haken wieder losgeworden war. Koennte ein Lachs oder ein Lingcod, vielleicht auch ein Butt gewesen sein.

Naja, Claude machte da nicht so viel Aufsehen und ich durfte gleich wieder einen Butt fuer ihn gaffen. Selbes Kaliber wie gestern. Claude konnte es nicht lassen, wieder aufreizend seine rostigen Haken vor meinen Augen nachzuschaerfen. Alles nur Glueck!

Nachdem Claude noch einem Ratfish kurz das Tageslicht gezeigt hatte, war wieder Ruhe. Die Stroemung nahm jetzt merklich zu. Ich musste auf 1 kg Bebleiung erhoehen. Claude fischt sowieso nie mit weniger. Nach 2 Stunden liess die harte Stroemung ploetzlich nach ich war gerade dabei meinen Koeder zu kontrollieren als ich hinter meinem Ruecken das bekannte Holzrollenschnurren hoerte. Das gibt’s doch nicht! Claude schnappte sich seine Rute und schlug an. Haha, die Rute war wieder krumm. Claude drehte sich schweigend zu mir um und drueckte mir mit einem triumphierendem Laecheln seine Rute in die Hand. Er haette genug getan heute, meinte er dann. Nun gut, so durfte ich also mit dem Pruegel und den rostigen Haken endlich mal wieder einen Butt drillen.

Der Fisch machte ganz schoen Radau und liess mich 2 mal die Rolle kurz sausen lassen. Nach und nach gewann ich die Oberhand und der Fisch tauchte auf. Ein Stueck groesser als der davor – wenn auch kein Riese aber 30 Pfund duerfte er gut haben. Claude jagte ihm die Harpunenspitze durch die Eingeweide und zu zweit erledigten wir ihn noch ausserhalb des Bootes. Ein kleine Dusche war fuer uns beide noch mit einbegriffen. Zufrieden packten wir ihn zu dem anderen in die Kiste. Damit waren wir fertig – diese Saison darf man nur einen Butt pro Tag pro Lizenz behalten.

Beim Einpacken wiess Claude nochmal ausdruecklich auf die rostigen Haken hin. Vielleicht sollte ich ja ab jetzt auch mal mein Geschirr in Salzwasser einlegen bis es faengig ist!

Zurueck an der Marina filetierten wir die 2 schoenen Fische. Der Heilbuttfluesterer hatte mal wieder alles richtig gemacht. Nach einer kurzen Zeit kam ein anderer Angler mit einem 94 Pfuender zum Schlachttisch. Moechte mal wissen wie rostig seine Haken gewesen sein mussten!! Vielleicht beim naechsten Mal!


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Mein Neid ist dir sicher.
Danke für deine Berichte.
 
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Danke für den humorvoll geschriebenen Bericht. Hat wieder Spaß gemacht zu lesen. Petri zu den schönen Fischen!

Grüße aus dem verschneiten Berlin

Hans
 
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Immer wieder tolle Berichte mit klasse Bildern, vielen Dank:daumen:
 
7.4.2013; East Sooke

Dieser Bericht kommt etwas spaeter als geplant aber besser als gar nicht, denke ich. Vorheriges Wochenende sah erst nicht so aus als ob eine Bootstour vor Victoria moeglich waere. Das heisst, irgendwo findet man um Victoria herum immer windgeschuetzte Meeresarme, Fjorde oder Buchten – egal woher und wie stark der Wind weht. Aber ich hatte es auf Heilbutte abgesehen und meine Topstellen liegen nun mal in der offenen Juan de Fuca Wasserstrasse. Und dort stuermte es Freitag und Samstag und auch Sonntag war unguenstiger Wind angesagt. Aber wie es manchmal so kommt...

Mein Freund Larry rief mich So frueh an und fragte ob wir nicht ‘rausfahren wollten. Er muesste mal wieder raus um salzige Luft zu schnuppern. Er hatte monatelang Probleme mit einem Schultergelenk und konnte selber keinesfalls ein Boot betaetigen. Selbst ein Fischdrill war zu heikel, aber er waere gerne mit an Bord um wenigstens dabei zu sein. Er meinte der Windbericht haette sich total geaendert ueber Nacht und saehe gut aus fuer den Rest des Tages.

Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Im Nu hatte ich das Boot fertiggemacht und Koeder aus der Tiefkuehltruhe geholt. Eine Stunde spaeter stand ich vor Larry’s Tuer und 30 Minuten spaeter an der Bootsrampe in Pedder Bay Marina. Mit zwei Lizenzen an Bord konnten wir 2 Butte behalten; leider nichts ueber 60 Pund (126 cm). Die diesjaehrigen Bestimmungen (seit 1.4.) beschraenkten den Sportfang auf 1 Butt pro Tag pro Lizenz, 2 im Gepaeck, wovon aber nur einer ueber 83 cm und keiner ueber 126 cm sein darf.

Um darauf mal einzugehen; falls jemand von Euch dieses Jahr einen BC Urlaub geplant hat um seinen Butt des Lebens zu fangen, plant besser um – entweder nach Alaska dieses Jahr oder verschieben auf 2014. Das Ganze hat leider nichts mit Artenschutz oder aehnlichem zu tun. Die Regierung hat wiedermal auf die starke Berufsfischerlobby gehoert und denen den Loewenanteil der jaehrlichen BC Heilbuttquote ueberlassen. Und die Berufsfischerflotte setzt keine grossen Butts zurueck! Die kanadischen Buttbestaende sind gut und stabil – habe ich selber auf der vor kurzem stattfindenden International Pacific Halibut Commission Conference von den Wissenschaftlern erfahren.
Wir Angler waren wieder mal zu leise und unorganisiert um im Elefantenkonzert mithalten zu koennen und mussten also mal wieder den Kuerzeren ziehen. Mit der zugeteilten Fangquote war rechnerisch keine volle Heilbuttsaison zu ermoeglichen – entweder wir haetten jede Groesse behalten duerfen –dafuer waere die Buttsaison aber mitten im Sommer vorbei gewesen (Alptraum fuer die Lodges) oder aber eben nur kleinere Butte behalten und dafuer laenger angeln. Erschiessen oder Giftspritze – beides qualvolle Optionen fuer die Sportfischerei dieser Kueste. Gott sei Dank hat dieses Ereignis die Anglergemeinschaft (immerhin werden in BC jedes Jahr ueber 300000 Angellizenzen verkauft – bei 4 M Einwohnern) aufgeruettelt und es sind starke Interessenvertretergesellschaften gegruendet worden, die sich das Ziel gesetzt haben, mal Klartext mit den Entscheidungstraegern in Ottawa zu reden. Immerhin gibt es hier hunderte kleine Kuestenorte in denen die Sportfischerei und der zugehoerige Tourismus die weitaus groesste Einnahmequelle und damit die Existenzgrundlage ist. Wir hoffen, dass naechstes Jahr die Voraussetzungen fuer Angler wieder besser sind.

Zurueck zum Sonntagstrip. Bei herrlichem Sonnenschein und etwa 15 Grad fuhren wir den Pedder Bay Fjord hinaus auf die Juan de Fuca Strait. Ich steuerte zielstrebig zum Mudhole, mein bekanntes 100 m tiefes Plateau, auf dem bei den vorherrschenden Gezeiten immer paar hungrige Butts umherziehen. Larry war’s egal, er genoss einfach mal wieder auf dem Wasser zu sein und Fisch zu quatschen.

Angekommen, fand ich noch gerade genug Platz zum Ankern zwischen 3 anderen Booten. Ich halte einen Mindestsicherheitsabstand von ca. 200 m zu anderen verankerten Booten um ja nicht in deren Ankerschwingradius zu kommen. Zuerst liess ich den Duftsack am Downrigger zum Boden, oder besser 10 – 20 ueber Boden. Der Inhalt des Duftsackes waren Koederreste der letzten Tour und ein paar alte Lachsinnereien – verfeinert mit But Juice. Dann schnell 2 Ruten montiert, eine mit Hering und eine mit Makrele und ab zum Boden.

Nach keinen 10 Minuten riss es zweimal kraeftig an der Backbordrute. Larry warnte mich weil ich gerade die Harpune montierte und beschaeftigt war. Ich sprang hinzu, sah die Rutenspitze noch einmal rucken, nahm die Rute in die Hand und nahm Fuehlung auf. Nichts mehr. Ich gab etwas Schnur nach, zog wieder etwas an um den Butt zum nochmaligen Zufassen zu animieren. Aber es passierte nichts mehr. Ich steckte die Rute wieder in den Halter; es war unwahrscheinlich, dass der ganze Koeder abgefressen war und ausserdem hatte ich immer noch den Glow Gummioktopus ueber den beiden Haken. Vielleicht kam er ja doch noch wieder. Heilbutte sind oft sehr gierig.

Nach 10 weiteren Warteminuten gab ich auf und zog die Rute ein. Der Hering war halb abgebissen; der hintere grosse Einzelhaken hing lose heraus. Wie konnte er nur den halben Hering erwischen ohne an dem hinteren Haken festzuhaengen? Vielleicht war der Haken einfach zu gross und nicht feindrahtig genug. Es war ein Edelstahlhaken ca. 12 cm lang und mit einem Hakenbogen von fast 5 cm. Naja, ich liess einfach den halben Hering ‘dran und montierte ein frisches Heringshinterteil an dem hinteren Haken. Sah sehr buttlecker aus!

Dann tat sich eine Stunde gar nichts mehr. Larry und ich quatschten ueber dieses und jenes. Da meinte ich ein leichtes Ruckeln an der Steuerbordrute wahrgenommen zu haben. Es wiederholte sich allerdings nicht mehr und ich meinte schliesslich ich muesste mich getaeuscht haben. Es war aber auch Zeit diesen Koeder mal zu kontrollieren. Larry versuchte sich aber meinte, dass waere zu viel Arbeit fuer seine kaputte Schulter. Ich uebernahm und meinte auch, dass das ungewoehnlich schwer war. Aha, aus der Tiefe kam ein Ratfish um mein Vorfach gewickelt hoch. Claude’s Heilbuttansager! Na dann. Koeder erneuert und ab ging’s wieder auf Tauchstation.

Kurz darauf bemerkte ich Bewegung auf dem Echolot. Ein Strich loeste sich vom Boden und kam etwas hoeher – vielleicht um den Duftsack zu untersuchen und hoffentlich dabei gleich unsere Koeder zu kosten. Wie auf Ansage zog es ploetzlich wieder die Backbordrutenspitze ganz leicht um ein paar Zentimeter runter, noch ein bisschen mehr – wie beim Schleienangeln! - ich hatte meine Hand an der Rute und wollte gerade die Rute vorsichtig aus dem Halter nehmen als die Rute augenblicklich ‘runterriss und sich voll unter Spannung setzte. Muehsam gab die Rolle etwas Schnur her aber ich hatte Muehe die vollgekruemmte Rute aus dem Rutenhalter zu hebeln. Der machte ordentlich Betrieb!

Endlich war ich in Kampfposition und rammte das Rutenende in den Kampfgurt. Der Fisch haemmerte wild drauflos und riss ein paar Meter Schnur von der Rolle. Muehsam konnte ich ein paar Meter gewinnen, die der Fisch sich gleich wieder zurueckholte. Der war munter, klasse! Als ich ihn dann endlich 10 – 20 Meter vom Grund weg hatte, ging der Fisch in den Traegheitsmodus ueber. Nur alle 10 m Tiefenunterschied ruettelte er mal wieder kraeftig seinen Kopf und versuchte sich stur nach unten zu orientieren. Nach einer guten Weile tauchte die braune Silhouette im Wasser auf. Als er das erste Mal die Oberflaeche durchbrach, tobte er nochmal wie von Besinnung los, schlug dabei kraeftig gegen meinen Schleppmotor und spruehte uns beide ordentlich nass. Al s er dann endlich fertig war mit seinem Tanz, sank Larry die Harpunenspitze durch den Fisch und er war uns sicher. Na wie klasse war denn das? Praktisch den Biss am Echolot vorausgesagt!

Als ich ihn aussen am Boot vertaeute und abstach, fiel mir auf, dass der Fisch nur am oberen Haken hing und der grosse Edelstahlhaken wieder nicht gefasst hatte. Ich wollte jetzt zur Beiszeit nicht am Geraet herumdoktoren, wollte mir den Haken aber beim naechsten Geraetecheck zu Hause mal genauer ansehen. So bekoederte ich neu und liess das Geschirr wieder hinab zu hoffentlich noch weiterhin ertragreichen Buttgruenden.

Weil der Biss so vorsichtig begann, starrte ich nun wie gebannt von Rutenspitze zu Rutenspitze und ab und an mal zum Echolot. Eine halbe Stunde spaeter verteilte Larry gerade Knabbereien als ohne irgendeine Vorwarnung sich die Steuerbordrute tief verneigte und mit der Rutenspitze im Wasser stehen blieb. Die Rollenbremse kreischte kurz auf. Ich zog den Bremshebel etwas zurueck um mir das Entnehmen der Rute vom Halter etwas leichter zu machen. Als ich die Rute in der Hand hielt, schien es kurz als ob der Fisch losgelassen hatte. Ich zog vorsichtig etwas entgegen und sofort wurde dies mit energischem Kopfschuetteln beantwortet. Jetzt zog ich die Bremse fest und schlug an. Der sass!

Wieder wurde es ein Hin und Her bis ich den Butt etwas vom Boden weggearbeitet hatte. Dann war es nur noch Gewichtheben mit gelegentlichen Tobsuchtanfaellen des Fisches. Sah klasse aus wie der Butt im klaren Wasser langsam auftauchte. Er war jetzt seinem Schicksal ergeben und schwamm bald ganz friedlich neben dem Boot. Ich hatte fast mitleidige Gefuehle fuer dieses schoene Tier als Larry die Harpune in ihm versenkte. Er musste wohl glatt durch die Wirbelsaeule hindurch gestochen haben denn bis auf ein momentanes kurzes Aufbaeumen war der Fisch ganz schnell erledigt und ganz ruhig. Wir vertaeuten beide zusammen am Heck. Fast die gleiche Groesse. Spaeter wogen wir beide: 22 und 24 Pfund. Eine schoene Kuechengroesse.

Waehrend der Fisch im Wasser ausblutete, berieten wir, was wir nun machen wollten. Catch & Release auf Heilbutt weiterangeln – da muessten wir das Geraet umstellen um keine Butts aus Versehen zu verangeln. Ausserdem war 100 m Tiefe keine verlockende Aussicht die Butts nur zum Spass hochzudrillen. Zumal Larry sowieso ausser Gefecht war. Wir wollten uns das fuer ein anderes Mal im Flacheren aufheben. Wir beschlossen mal kurz nach Whirl Bay hinueberzuduesen, um zu sehen ob dort irgendwas auf Lachs ging. Ich aergerte mich, dass ich keine Pilkruten mithatte. Es waere ein perfekter Tag gewesen, mal an ein oder zwei Stellen zu versuchen Lachse mit der Spinn/Pilkrute zu erwischen.

Den Anker einholen war gar nicht so einfach. Waehrend der 2-3 Stunden, die wir hier waren, hatten sich noch paar andere Boote in der naeheren Umgebung verankert. Um den Anker jedoch wie ueblich gegen die Stroemung einzuholen (fahrend auftreiben mit dem Einweg-Release), haette ich praktisch mitten durch die anderen Boote vor uns durchfahren muessen, was natuerlich ein No No ist. So musste ich, sobald ich merkte der Anker hat den Boden verlassen, scharf nach rechts abdrehen. Klappte aber sehr gut und wir kamen niemanden in’s Gehege.

In Whirl Bay war es ueberraschenderweise etwas windiger und sogar eine seltene Duenung herrscht hier vor. Wir sahen ein anderes Boot beim Schleppen und erkundigten uns kurz wie es lief. Bis auf einen untermassigen Winter Spring war es tote Hose, meinten die beiden.

Nun ja, wir beschlossen dann gemuetlich wieder zurueck zu schippern. Man muss es ja nicht erzwingen. Es war ein schoener Tag und Larry war gluecklich mal wieder Seeluft geschnuppert zu haben. In Pedder Bay schnitten wir dann die herrlichen Filets von den Graeten – 16 volle Fischmalzeiten fuer eine Familie von 4. Hat sich doch voll gelohnt. Bis hoffentlich bald wieder!



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Einfach nur toll Deine ganzen Berichte.

Ich muss meine Kollegen in Vancouver irgendwann wohl bestechen damit eine Stelle mit meinem Qualifikationsprofil augeschrieben wird, Vancouver ist einfach ein Traum für Angler.
 
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Danke für den unterhaltsamen Bericht und die Hintergrundinformationen. Ist immer wieder interessant zu lesen.

Petri

Hans
 
22.4.2013; Victoria

Ha, da habe ich doch mal die Schlechtwettergoetter ausgetrickst. Nachdem es das ganze letzte Wochenende, ein Wochenende an dem nicht nur das beliebte lokale Heilbuttfestival stattfand sondern auch nahezu perfekte Gezeiten zur Heilbuttjagd vorherrschten, gnadenlos gestuermt hatte und ich keine Chance sah weder am Festival fischend teilzuhaben noch auf eigene Faust eine erfolgreiche Tour zu unternehmen, war bei mir schlechte Laune am Montagmorgen angesagt. Um dem ganzen Reinfall noch die Krone aufzusetzen, begruesste mich Montagmorgen mit strahlender Sonne und kein Lueftchen....!

Ein paar wackere oder besser verrueckte Angler hatten trotzdem Sa und So am Heilbuttfestival teilgenommen und gefischt. Ich hatte So einen Aufkunftstand an der Wiege-und Partystelle in Victoria bemannt und mir einige haarestraeubende Geschichten anhoeren koennen. Das keiner gesunken oder verunglueckt war, war wohl echt nur Glueck. Verankerte Boote ineinander gedriftet, fast gerammt, ein Containerschiff etwas von der Schifffahrtsstrasse abgekommen und zwischen mehreren verankerten Kleinbooten durchgefahren, Angler beim Messen und Behandeln gefangener Fische (Maximimalmass 126 cm) fast ueber Bord gegangen usw... Sa war an vielen guten Heilbuttstellen 2-3 m Seegang. Sonntag war mit knapp 1 m etwas besser. Viele gruene Gesichter von denen die Guides berichteten.

Das ist eben die Gefahr bei einer solchen Veranstaltung wo es um $7500 Preisgeld fuer den Gewinner geht und sie in einer wetterunbestaendigen Jahreszeit abhaelt. Da riskieren einige Kopf und Kragen.

Erstmalig mit dem bloeden Maximalmass von 126 cm dieses Jahr hatte die Veranstaltung sowieso schon einen merkwuerdigen Charakter bekommen. Lagen sonst die Gewinner immer um die 100 Kg Marke, wurde dieses Jahr der schwerste Fisch bis 126 cm belohnt, sowie eine Menge ausgeloste Gewichte und Lospreise vergeben. Klar war, dass es mehrere Fische dicht beisammen an der 126 cm Marke geben wuerde. Kurz und fett war angesagt!

Stellte sich heraus, dass ein guter Bekannter von mir, Justin Wilson, das Glueck gebucht hatte dieses Mal. Nachdem er Sa wegen des Wetters auf das Fischen verzichtet hatte, traute er sich am So mit einem Freund auf sein schickes Boot (26 Fuss Osprey) und in’s Getuemmel an den wenigen etwas geschuetzteren Stellen. Nachdem sie schon einen Butt um die 35-40 Pfund hatten, erwischten sie noch kurz vor Schluss einen von 124 cm und 57,5 Pfund. Da sie den Fisch falls uebermassig wieder freilassen mussten, massen sie ihn lebendig neben dem schaukelndem Boot. Jeder der schon mal einen ordentlichen Heilbutt nebem dem Boot gehabt hat, wird bestaetigen, dass es kein Selbstlaeufer ist die genaue Laenge auf den Zentimeter unter solchen Bedingungen zu bestimmen.

Beim Messen und Wiegen an der Meldestelle konnte Justin gar nicht hingucken. Kurz vorher hatten die Veranstalter noch 2 Teilnehmer abgewiesen, einer 2 cm zu lang einer 0.5 cm!!! Aber Justin hatte alles richtig gemacht: 124 cm und um 0,1 Pfund den bisherigen Ersten ueberholt. Es sollte dann bis zum Schlusspfiff reichen und Justin teilte sich mit seinem Freund die reiche Praemie. Ich goenne es ihm sehr gerne! Er ist ein sehr netter Kerl und ein erstklassiger Angler, der hier grossgeworden und bei seinem seinem Vater und Grossvater alle lokalen Tricks gelernt hat. Er ist im Sommer ein Teilzeit-Guide und ich kann sein Geschaeft nur jedem empfehlen, der hier vor Victoria/Sooke mal nach einem Guide sucht: www.tailspincharters.com

Als ich nun Montag Nachmittag so gegen 15:20 Uhr aus meinem Buerofenster auf einen strahlendblauen und windstillen Tag schaute, schlug eine wilde Entschlossenheit zu. Das Gutachten konnte noch bis morgen warten – die Fische nicht! Es waren nur noch heute und Dienstag gute Heilbuttgezeiten, dann erst in 10 Tagen wieder. Ich rannte zum Auto, dueste nach Hause, packte Ricardo, der gerade von der Schule nach Hause kam, ein, Boot angehaengt, Ruten, Koeder und Snacks eingepackt und auf ging’s zur Victoria Bootsrampe.

Um 16:30 Uhr legten wir ab und ich liess den Motor heulen um moeglichst schnell zur Constance Bank zu kommen. Bei dem ruhigem Wasser konnte ich fast voll aufdrehen und erreichte mein Ziel nach ca. 15 Minuten. Damit es schneller ging machte ich das Geraet alleine klar, bekoederte mit noch gefrorenen Heringen und liess schnell eine, dann die andere Rute hinab. Der Duftsack war schon vorher eingelassen worden. Ich musste Ricardo aber versprechen, dass der erste Fisch ihm gehoerte. Abgemacht!

Ich hatte es auf den Westhang der Bank abgesehen, weil dort die Ebbstroemung Futter von der flachen Bank ins Tiefe spuelen wuerde und die Butte sich am Fusse der Bank vor der Stroemung druecken konnten und sich das Futter nur vor die Nase spuelen lassen mussten. So war mein Plan. Nun war der Westhang nicht ganz gleichmaessig. Er war eher zerklueftet und wiess mehrere Canyons und Untiefen zwischendurch auf. Ich waehlte einen Unterwasserberg der auf 70 m von der 90 m Umgebung heraufkam, als Ankerpunkt. Die schwingende Stroemung wuerde mich dann mal flacher und mal tiefer angeln lassen.

Meine zweite Rute war gerade am Boden angekommen und ich zog ein paar Umdrehungen ein als die Schnur ploetzlich riss und knapp ausser Reichtweite neben dem Boot unterging. Nanu? Was war denn hier los? Ich aergerte mich ueber den Abriss, den ich mir gar nicht erklaeren konnte. War da eine angewetzte Stelle an der Schnur gewesen? Geflochtene Schnur ist nunmal sehr abriebanfaellig. Hm. Ich fertigte eine neue Koedermontage und liess wieder ein. Puff, wieder Schnurbruch! Was zum Teufel...!??

Nun schaute ich mir die Schnurfuehrungsringe genau an und siehe da, die Keramikeinlage des Spitzenrings hatte eine feine Bruchstelle und bildete eine scharfe Kante. So ein Mist! Zwei Montagen wegen diesem Mist geopfert – aber noch schlimmer, wertvolle Angelzeit auf einem Kurztrip vergeudet! Mit mir selbst unzufrieden und vor mich hin schimpfend kramte ich wieder neues Geschirr hervor. Ich beruhigte mich aber bald und troestete mich mit dem Gedanken, dass es Gott sei Dank nicht bei zwei Fischdrills passiert war.

Natuerlich genau in dem Moment in dem ich mehrere Angelkisten und koffer auf dem Deck offen und ausgebreitet hatte, kreischte die Rolle der anderen Rute los wie verrueckt. Erschrocken sah ich die Rute sich fast zusammenfalten und tief ins Wasser neigen waehrend der Rutenhalter beaengstigend knirschte. Die Bremse war jedoch genuegend locker eingestellt, so dass ich trotz des Druckes und des wilden Fisches die Rute herausbekam und in Kampfstellung uebergehen konnte. Da stand aber schon Ricardo neben mir und schaute verlangend herauf. Ok, ok, ich uebergab ihm die Rute, gab ihm noch paar Tips fuer seinen ersten Heilbuttdrill und kramte auch noch den Kampfgurt hervor.

Waehrend Ricardo dem Fisch Meter um Meter abrang, packte ich das ganze umherliegende Angelzeug weg um machte das Landungsgeraet fertig. Die Rute, mit der Ricardo drillte, war eine recht leichte Rute, die sich zwar nicht so sehr fuer 1 kg Bebleiung eignete, aber dafuer den Heilbuttdrill mehr sportlich machte. Ein paar Mal revoltierte der Butt und zog wieder ab und kruemmte die Rute gewaltig. Ricardo sprach von einem Monsterfisch. Ich war mir sicher, dass es nur seine Unerfahrenheit mit Heilbutten und die ungewohnt leichte Rute waren, die ihn taeuschten. Er war ziemlich erschoepft, als der Fisch dann endlich weiss unter dem Boot auftauchte.

Er hatte aber noch ein paar Tricks auf Lager bevor wir seiner habhaft werden konnten. Er sah naemlich das Downriggerstahlkabel, an dem der Duftsack hing, als eine Art Notausgang und raste hinein und wickelte glatt das Vorfach mehrfach darum. Gluecklicherweise war nur das Stahlvorfach am Kabel verwickelt und nicht die geflochtene Hauptschnur. Die wiederum haette die Reibung am Stahlkabel des Downriggers nicht lange ueberstanden und ich haette mit 3 Schnurbruechen dagestanden.

So ging alles noch mal gut. Ich konnte den Butt am Vorfach in Reichweite ziehen und versetzte ihm das Gaff in den Kopf. Dann kam der knapp 85 cm Butt an Bord und nach dem Abschlagen direkt in die Fischkiste. Ricardo jubelte ob seines Erfolges und ich freute mich mit ihm. Auch wenn er einen etwas groesseren Fisch erwartet haette; ich war froh, dass er nicht viel groesser war sonst waere noch weiss was ich passiert.

Wir beschlossen es denn auch dabei sein zu lassen und nicht nochmal zu bekoedern. Es war auch schon 18:30 Uhr und wir wollten noch Fotos machen und den Fisch an der Rampe filetieren. Wir waren zufrieden mit den 1,5 Stunden angeln heute und auch die anfaenglichen Verluste waren ueber den Erfolg vergessen. Und aus dem Frust ueber das verpasste Wochenende wurde Befriedigung ueber eine erfolgreiche Spontanaktion. Aber die Lektion war gelernt: kontrolliere regelmaessig die Schnurfuehrungsringe!

An der Schlachtbank tummelten sich zwei Robben und ein Otter und stritten sich um die Reste, die Ricardo den Tieren Stueck fuer Stueck verfuetterte. Schoener Spass fuer ein Kind!

Ersten beiden Fotos sind Justin's Gewinnerbutt.

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Vielen Dank Coho :dankeschoen: Mal wieder ein toller Bericht. Das mit den 126cm ist ja echt ein schlechter Witz. Was passiert denn eigentlich mit zu großen Fischen die tief geschluckt haben und nicht zurück gesetzt werden können? In so ner Situation dann noch ein Preisfischen abzuhalten ist auch irgend wie hart. Gerade wenn ein Fisch dann ganz knapp über dem Maß ist. Gehts denn bei dir zur Zeit nur auf Heilbutt oder ist auf Lachs und Stör auch schon wieder was los? Ich weiß ich irgend wie is die Frage schon sehr dekadent :lacher:
 
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Andreas - Mensch, Du bist aber frueh wach!!! lol.... Wie gesagt, die Angler hier sind auch ganz aufgebracht ueber diese dumme Groessenregelung dieses Jahr und nach dem Aufschrei kann ich mir nicht vorstellen, dass das Fischereiministerium diese Variante nochmal versucht naechstes Jahr. Wie schon erwaehnt, hat das Ganze nichts mit Schonmassnahmen zu tun - wenn es so waere, waere die grosse Mehrheit der Angler auch zufrieden mit an Bord mit so einer Entscheidung. Reine Quotenverteilungspolitik.

Praktisch ist das nicht so einfach zu erledigen. Heilbutte sind nunmal nicht kleine Forellen, die man im Fluss watend vorsichtig festhalten kann um den Schonhaken vorsichtig aus der Schnauze zu entfernen. Viele steigen jetzt erstmal auf Kreishaken um da da der Haken meist im Maulwinkel haengt. Es gibt ja auch bekannte Stellen die oft Grossfische produzieren. Diese Stellen sind jetzt fast immer leer. Bis die Berufsfischer kommen und sich ins Faeustchen lachen. Beim Heilbuttfestival gab's auch Preise fuer catch und release Fotos mit uebergrossen Butts waehrend des Festes, mit einem vorher ausgeteilten Gegenstand im Foto. War gut angekommen diese Variante.
Die Veranstalter wollten das Festival nicht absagen weils es in der Nebensaison viele Touris anlockt und die Geschaefte einen kleinen Boost erhalten in der sonst noch ruhigen Jahreszeit. Ausserdem ist das Fest bei den lokalen Anglern sehr beliebt weil es sowas wie ein Startschuss fuer die Saison ist (die Hardcoreangler sind natuerlich schon lange unterwegs oder besser haben nie aufgehoert im Winter).
Wer wirklich einen Grossbutt tief hakt, muss ihn regelgetreu auch halb tot freilassen. Sehr schade. Hoffe das passiert in dem Jahr nicht allzuoft, aber es wird vorkommen, keine Frage.

Ich habe gestern sehr gute Lachsberichte von Oak Bay (Stadtteil Victorias) gehoert und auch in Sooke geht wieder was. War etwas duerftig ueber den Winter dieses Jahr aber jetzt scheint es sich zu lohnen. Sind noch Winterlachse aber schon um die 15 Pfund. Die Grossen werden auch jeden Tag auftauchen. Hoffe ich komme naechstes Wochenende mal raus um auf Silber zu versuchen. Stoer duerfte auch losgehen jetzt, habe aber von meinen Bekannten nicht nichts aus erster Hand vernommen. Steelhead war wohl schlecht diesen Winter und Fruehjahr. Die Rueckkehrquote der Steelies sah wohl duerftig aus in vielen Fluessen - aus noch unbekannten Gruenden. Die Steelie-Saison ist jetzt bis September in den meisten Fluessen vorbei.

In den lokalen Seen rappelt es auf Forellen im Moment. Einige 4-6 Pfuender wurden erlegt oder wieder zurueckgesetzt. Auch die Schwarzbarsche sind voll im Geschaeft gerade und auch um die selbe Groesse herum. Und noch was scheint immer erfolgreicher zu werden: Thunfischangeln im Nordpazifik. Mein Freund Carl will unbedingt eine Tour nach Westport, Oregon organisieren: http://westportcharters.com . Von dort sind die Anfahrtswege zu den Fanggruenden kuerzer als von BC. Ich schwanke noch - habe Angst vor Seekrankheit bei Mehrtagestouren...
 
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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Ja liegt an dem Wort Frühschicht :a055:
Also geht jetzt die Zeit los wo du die Qual der Wahl hast auf was gefischt wird? Mehrtagestrip auf Thin hört sich ja auch cool an. Hattest dazu ja schon mal nen Bericht eingestellt. Wie weit geht es dann von Westport raus? Geschlafen wird auf dem Boot? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Coole Aktion mit dem C&R Preis beim Festival. :daumen: Setze selbst auch die meisten meiner Butts wieder zurück. Mir sind Fische zwischen 10-15kg vom Fleisch am liebsten und mit Kunstköder hat man meist vorne im Maul gehakt was das abhaken sehr erleichtert. Oft braucht man den Fisch dafür nicht mal ins Boot holen.
 
3.5.2013; Victoria

Freitag war frei und somit Angeltag! Mein Freund Dave wollte unbedingt Heilbutte jagen und da die Gezeiten gut aussahen, sagte ich zu. Die beste Zeit zum Ankern war zwischen 9:00 Uhr und 13:00 Uhr. Um Dave auch noch eine Chance auf einen oder zwei Lachse zu geben, beschloss ich frueh morgens bis 9:00 Uhr auf den Oak Bay Flats auf Lachs zu probieren und dann auf Heilbutt umzustellen.

Wir schleppten bei idealen Bedingungen fuer 2-3 Stunden ueber die Flats, aber bis auf einen recht grossen Felsenbarsch, der wieder schwimmen durfte, und ein paar kleine Ling Cods konnten wir nichts an unsere Koeder ueberreden.

Dann duesten wir zur Constance Bank um an der Stelle zu ankern, an der ich zuletzt mit Ricardo einen Butt erwischte. Aber die ganze Westseite der Bank war schon uebersaeht mit verankerten Booten. Wow! Und das an einem Werktag! Aber das Wetter war auch nicht zu schlagen.

Wir suchten uns eine kleine Untiefe zwischen 2 tieferen Rinnen in etwas tieferen Gefilden und warfen da die Kralle aus. Dann hiess es warten. Nach 1,5 Stunden beschloss ich mal den Koeder zu kontrollieren. Es kam mir beim Hochziehen etwas schwerer vor als erwartet und ich dachte erst ich haette mich vielleicht mit Dave’s Schnur verheddert. Aber es kam ein fetter Ratfish zu Tage. Dave war nicht sehr begeistert aber ich erinnerte ihn an Claude’s Worte: Ratfish ziehen sehr oft mit Heilbutten umher.

20 Minuten spaeter bleibt meine Rutenspitze beim regelmaessigen Auf-und Ab durch die leichten Wellen ploetzlich unten stehen. Ich dachte erst noch Haenger aber Dave fuchtelte schon aufgeregt mit den Armen und als ich die Rute gerade aufnehmen wollte, riss es auch schon die Rutenspitze brutal nach unten und ich hatte ordentlich tun die Rute aus dem Halter zu bekommen. Schnell den Kampfgurt um und den Fisch weg vom Boden. Der hatte aber andere Plaene und sausste mindestens zweimal wieder direkt zum Boden. Selbst als ich ihn schon beinahe die halbe Strecke (in 85 m Tiefe) hoch hatte, bekam der Butt auf einmal wieder Sehnsucht zum Boden und riss bestimmt wieder 30 m Schnur ab. Der machte richtig Dampf und ich hatte diesmal auch eine etwas leichtere Rute als sonst.

Nach 10 Minuten hatte ich ihn dann oben und waehrend Dave die Rute hielt, erledigte ich den Rest mit der Harpune. Geschafft. Den Schneidertag vermieden. Um die 30 Pfund geschaetzt. Nun war Dave begierig auf seine Chance. Und er sollte tatsaechlich nicht lange danach seine Chance erhalten. Wie aus dem Nichts verneigte sich seine Rute ploetzlich kraeftig und wippte paar mal hoch und runter. Dave sprang hinzu und riss die Rute aus dem Halter, zog die Hebelbremse zu und ruckte an. Ging aber ins Leere. Sofort liess er den Koeder, oder was davon noch uebrig war, wieder zum Boden hinab. Oft kommen Butte bei Fehlbissen zurueck.

Aber nach 15 Minuten erfolglosem Warten vermuteten wir, dass der Koeder wohl komplett weg war. Als das Geschirr nach oben kam, staunten wir nicht schlecht: das Vorfach war komplett weg. Aber nicht weil es gerissen war, nein, Dave hatte den Karabinerverschluss nicht richtig zugemacht. Haha, und das Dave, der es hasst Fische zu verlieren. Er bekam keine zweite Chance mehr an diesem Tag. Zum Trost ueberliess ich ihm ¾ meines Fisches. Fazit: ueberpruefe gruendlich und ohne Hast nochmal Dein Geraet bevor es zum Einsatz kommt!

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19.5.2013; Port Renfrew

Hier mal ein kurzer Bericht vom letzten Wochenende. Meine ganze Familie hatte sich zu einem Campingtrip nach Port Renfrew aufgemacht. PR ist der Anfang der wilden Vancouver Island Westkueste – dort hoert der Schutz der Olympic Mountains im Sueden auf und der offene Pazifik beginnt. Wildnis pur von da an. Dort faengt auch der beruehmte Westcoasttrail an; ein 5-7 taegiger Wanderpfad fuer gut trainierte und gut ausgeruestete Wanderfreaks. Da der Regenschutz der Olympic Mountains dort wegfaellt, regnet es dort sehr viel haeufiger als in Victoria oder Sooke und natuerlich herrschen dort auf dem Meer andere Wind-und Wellenverhaeltnisse als in der geschuetzten JDF Wasserstrasse.

Wir trafen uns dort mit zwei befreundete Familien und schlugen unsere Lager am Fairy Lake – einem Wilderness Campground – auf. Wir hatten uns von Freunden einen Anhaenger geliehen welcher uns bei dem angesagten wechselhaften Wetter trocken halten sollte. Carl kam mit seiner Familie und brachte auch sein 6 m Boot mit. Natuerlich stand auch Angeln auf dem Programm!

Samstag ging es nach dem Fruehstueck los. Bei leichtem Nieselregen aber null Wind stand Heilbutt auf dem Programm. Der Rest der Gruppe brach mit den kleineren Kindern auf zum Standwandern und Gezeitenpools untersuchen. Carl, mein Sohn Ricardo und ich liessen das Boot im Gordon River an der Port Renfrew Marina zu Wasser. Die Marina liegt ca. 3 km flussaufwaerts von der Muendung des Gordon’s ins Meer. Es ist eine schoene Bootstour den unverbauten Fluss hinunter bis zur Muendung. Nur muss man auf den gezeitengesteuerten Wasserstand im Fluss aufpassen weil es zwei seichte Stellen gibt die bei sehr niedriger Ebbe nichtmal mit einem Kleinboot zu passieren sind.

Einmal draussen konnten wir Gas geben weil das Wasser glatt war wie ein Spiegel. So stoerte uns auch die leichte Feuchtigkeit von oben nicht weiter. Die Krabbenfallen noch kurz in der Bucht eingelassen und dann zog es uns ostwaerts zu einer kleinen Unterwasserrinne ca. 5 km weit weg. Der Untergrund an diesem Kuestenabschnitt ist eigentlich recht langweilig weil der Grund gleichmaessig abfaellt. Da Carl ebensowenig wie ich schon einmal vor Port Renfrew ufernah auf Heilbutt geangelt hatte (bei unserer jaehrlichen Maennertour nach Renfrew charterten wir immer Guides und fuhren mit den grossen Booten dann zur 40 km offshore Swiftsure Bank zum Heilbuttangeln), hatten wir uns diese eine auffaellige Stelle zuvor auf dem Kartenplotter herausgesucht. Meist wird in Renfrew nur auf Lachs ufernah geangelt. Und die Lachsangler fuhren fast alle westlich aus der Bucht heraus. So waren wir fast allein, bis auf ein Boot mit Bekannten, die wir zufaellig an der Marina getroffen hatten. Die wollten sich auch in der Naehe halten und auf Heilbutt versuchen. Sie hatten allerdings kein Ankergeraet dabei und wollten nur Driftangeln.

Wir warfen den Anker in ca. 70 m Tiefe vor der Untiefe. 2 Ruten, beide mit Hering plus Plastikoktopus bestueckt. Ich verfeinerte den Koeder noch mit einem Speziallockstoff (Butt Juice). Nicht lange und meine Rute begann zu wackeln. Ricardo sprang begeistert hinzu und kaempfte mit etwas in der Tiefe. Ich tippte auf einen ordentlichen Felsenbarsch, die hier noch viel haeufiger vorkommen als vor Victoria. Der Fisch entpuppte sich allerdings als ein feister Dornhai. Na fein. Ich wusste was jetzt kam. Wenn die Kerle erstmal am Platz waren dann war Koederverfuettern angesagt. Und so kam es auch. Ricardo kurbelte noch 3 Haie hoch bevor wir entschieden umzusetzen. Ueber Funk erfuhren wir, dass unsere Bekannten an einer anderen Stelle beim Driften auch noch nichts erwischt hatten und auch weiter wollten.

Wir entdeckten ca. 2 km weiter oestlich einen Unterwassercanyon mit einer Tiefe von ca. 50-60 m Tiefe bei einer Umgebung um die 30 m Tiefe. Das sah fischig aus. Bald waren wir wieder im Einsatz. Es dauerte nur Minuten da zog es ploetzlich wieder meine Rutenspitze ein bisschen herunter – sie blieb dort fuer 2 Sekunden stehen um dann wild nach unten zu reissen. Das war ein richtiger Biss eines richtigen Fisches! Nachdem ich den Haken gesetzt hatte und ich die butttypischen Kopfstoesse spuerte, uebergab ich die Rute wieder Ricardo. Der drillte den Fisch gekonnt nach oben und ich gaffte den kleineren Butt. Vielleicht 7 kg. Aber die Frauen wollten Fisch essen heute abend!

Als ich die Rute neu bekoedert hatte, wollte Carl eine dritte Rute einsetzen. Ich montierte an dieser einen kleinen UV Hootchie (Squidimitat) und haengte noch einen Heringskopf an den Haken. Und natuerlich Butt Juice. Das Ganze ging mit einem leichten Gewicht weiter hinter dem Boot auf Tauchgang. Ich erklaerte Ricardo gerade etwas als Carl wie ein Besessener aufsprang und nach der gerade eingelassenen Mittelrute griff. Die war schon kreisrund und schon war Carl am drillen. Ich warnte noch, dass der kleine Koeder nur mit duennerem Monovorfach bestueckt war. Das war eigentlich fuer Felsenbarsche bestimmt gewesen. Aber Carl hatte ganz schoen zu tun mit seinem Gegner and dem feineren Geschirr. Nach einer Weile brachte auch er einen kleinen Heilbutt nach oben. Vielleicht 1-2 Pfund groesser als vorher. Ging auch mit.

Kaum war der Fisch versorgt, riss es wieder meine Rutenspitze ins Wasser. Ich war gleich da und setzte den Haken. Fish on! Jetzt war aber ich dran! Denkste! Ricardo bettelte nochmal drillen zu duerfen. Ok dann. Er musste doch schon schmerzende Arme haben! Aber bei der geringen Stroemung heute und der recht moderaten Tiefe angelte ich nur mit 500g und somit war der Drill nicht ganz so erschoepfend.

Wieder die gleiche Groesse. Wir mussten direkt ueber einem Heilbutt-Kindergarten geankert haben. Mit diesen 3 Butten waren wir fertig. Unsere Bekannten kamen vorbei und als wir 3 Fische hochhielten, konnten sie es gar nicht glauben. Vor einer Stunde waren wir noch Schneider gewesen! Wir duesten zurueck und zogen 8 fette Dungeness Krabben hoch welche dann eine erstklassige Westcoastmahlzeit fuer 3 Familien vervollstaendigten. Heilbutt-Backfisch und frische Krabben bis zum Abwinken! Hmmm.

Port Renfrew, immer wieder ein magischer Platz und das Meer noch voll von Leben.


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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

wieder ein toller Bericht sag mal was ist das denn für ein griff an der Rute ? das wäre ja Ideal für meinen kleinen Neffen
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Joerg, diese Rutengriffe gibt's von Scotty: http://www.scotty.com/fishing-gear-equipment/fishing-supplies/ReelEZ.htm

Macht es viel einfacher die Rute beim laengeren Pumpem und Kurbeln stabil zu halten - besonders fuer Kinder. Klappt gut in Kombination mit einem Gimbal--Gurt. Ohne den Griff faengt die Rute schnell an hin und her zuschlackern wenn man sich ordentlich in die Kurbel legen muss. Benutze den Griff mittlerweile auch gerne selber - man wird ja nicht juenger :]
 
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