Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

27.7.2016; Port Hardy, Tag 4

Am Abend hatten wir noch beschlossen den 4. Tag hauptsaechlich den Grundfischen zu widmen. Einmal weil wohl kaum Lachse vor Ort waren und auserdem weil einige unserer Resortnachbarn ein paar heisse Tips fuer Heilbutt abgegeben hatten im Austausch fuer unsere Lingcodstellen. Da der Gezeitenwechsel erst am spaeteren Morgen stattfinden wuerde, wollten wir noch einen letzten Morgenversuch auf Lachs an einer noch unverbrauchten Stelle, dem Castle Rock Point, machen. Der Wind sollte nach Mittag wieder auffrischen und die Strassen zwischen den Inselketten ordentlich aufwuehlen. Frueh war also das Gebot.


Kurz nach Sonnenaufgang zogen wir unsere Kreise schon am Castle Rock. Es waren da schon 5-6 andere Boote am Schleppen. Hier hatten wir letztes Jahr herrliche Cohos gefangen und Ricardo auch den groessten Chinook des Trips. Aber wieder konnten wir in zwei Stunden nichts ueberlisten, was auch immer wir als Koeder anboten, blieb unberuehrt. Auch sahen wir kein anderes Boot nach dem Kescher langen. Wir zogen dann ab und fuhren zwischen ein paar nahegelegenen Inseln zu einer Stelle, die unsere Nachbarn fuer Butt empfohlen hatten. Wir versuchten erst eine tiefe Rinne zwischen zwei Inseln. Ausser ein paar kleinen Barschen und ein paar Koederverlusten war da aber nichts zuvermelden.


Wir suchten weiter und fanden eine sandig-kiesige Bucht mit ca. 50 m Wassertiefe. Das sah buttverdaechtig aus. Die Drift war angenehm langsam und unsere Naturkoeder mussten eine unwiderstehliche Duftspur im Revier hinterlassen. Aber es tat sich nichts. Die Jalopy suchte neue Stellen um die weiteren Inseln herum. Als wir auf eine kleine Felsinsel zutrieben und ich den Boden schon am Echolot hochkommen sah, waren ploetzlich alle 3 Ruten krumm. Kein Buttalarm aber schoene fette Felsenbarsche kamen nach oben. Wir machten die Drift noch dreimal, immer mit dem gleichen Ausgang. Dann spuerten wir weiter herum. Carl war ausser Sicht, funkte uns ploetzlich an - sie waeren am Butt!


Wir fanden die Jalopy in einer von 3 Inseln fast eingeschlossenen Zone die eine 50 m tiefe Rinne dazwischen hatte. Glenn hob gerade als wir ankamen einen respektablen Butt von 35 Pfund hoch! Das war der benoetigte Ansporn! Wir positionierten uns mit Wind und Stroemung so, dass wir die moeglichst laengste Drift durch die nur ca. 200 m lange Rinne hatten. Erste Drift nichts. Zweite Drift; Alec fragte mich gerade ob ich mal fuehlen koennte ob seine Rute wirklich am Grund war – ich hob kurz an und liess das Geschirr absacken bis ich das Blei auf den Boden fallen spuerte – da ein Ruck, ein Biss und ich riss schlagartig zurueck und etwas blieb haengen. Ich drueckte Alec seine Rute wieder in die Hand und er begann seinen Drill. Noch waehrend wir ratschlagten ob das ein Butt sein koennte, faltete sich Dave’s Rute zusammen und nahm Dave fast mit. Fish on! Wow, Doppelbiss! Schnell wurde klar, dass Dave’s Fisch um einiges groesser als Alec’s Fisch sein musste; er nahm Schnur, und nicht zu knapp. Dave hing mi taller Kraft an der Rute und johlte vor Vergnuegen und vor Entsetzen wissend das er die ganze verlorene Schnur wieder zurueckgewinnen musste.


Ich hoffte nur, das Alec’s kleinerer Fisch bald oben war und wir unsere volle Aufmerksamkeit Dave’s Monster widmen konnten. Bals hatte Alec seinen Gegener hochgepump und ein etwa 15 pfuendiger Butt tauchte auf. Alec war aufgeregt – erst sein zweiter Butt ueberhaupt! Ich hiess in zuruecktreten und holte mit dem Handgaff aus um es dem Butt in den Kopf zu schlagen. In diesem Moment zog Alec noch mal an – wahrscheinlich um es mir leichter zu machen und den Fisch noch naeher ans Boot zu holen – leider riss dabei der Haken aus und der Butt hatte die Geistesgegenwart diese Situation auch sofort auszunutzen um abzutauchen. Ich war mitten im Schwung und das Gaff traf volle Pulle auf die Wasseroberflaeche waehrend der Butt schon 20-30 cm tief war. Der laute Platsch erschreckte den Fisch nochmehr und er huschte schnell in die Tiefe noch bevor ich vielleicht tief haette nachlangen koennen mit dem Gaff. Weg! So ein Mist! Alec war die Enttaeuschung auch ins Gesicht geschrieben. Aber wir hatten ja noch einen zweiten Butt am Band!


Wir hofften all, dass der Haken und das ganze Geschirr insgesamt hielt, denn es wurde kraftmaessig voll ausgereizt. Der Fisch, mit Sicherheit ein Butt oder ein Monster-Lingcod hatte gut 4 oder 5 Mal wieder die ganze Schnur bis zum Boden hin abgenommen so das Dave den Fisch nun schon mindestens 200 Hoehenmeter bewegt hatte. Er stoehnte und wir feuerten ihn an. Auch die Jalopy hatte mitgekommen, dass bei uns was los war und kam neugierig in die Naehe. Dann endlich hatte Dave seinen Gegner oben und eine grosse braune Platte tauchte auf. Auweia, ob der mal nicht groesser als das Maximalmass von 133 cm ist – das wird knapp! Ich legte die Harpune weg und langte nach dem Massband. Gaaaaanz vorsichtig, um den Fisch nicht zu erschrecken zog ich das Band der Seite des Fisches entlang – ich lass 133 cm – genau an der Marke. Genauer kann man nicht im Wasser messen aber der duerfte stimmen. Also Harpune wieder her und ich zielte wir immer kurz hinter den Kiemendeckel. Zack, getroffen, aber die Pfeilspitze sank nicht durch den Koerper hindurch wie sie sollte sondern blieb an der Wirbelsaeule stecken. Oh Gott, wenn der jetzt verrueckt spielt wird es noch mal eng. Wie das Biest jetzt vertaeuen? Ich musste es riskieren – Ross hielt die Harpunenschnur fest, Dave war an der Rute auf eine neue Flucht gefasst und Alec holte mir das Buttau. Ich versuchte dem Butt das Tau vom Maul durch die Kiemen zu schieben um ihn dann aussen am Boot festzumachen. Aber der Butt klappte den Kiemendeckel nicht auf - so bekam ich das Tau nicht durch. Wenn der Fisch jetzt nur nicht durchdrehte!

Wir hatten schon einen Butt verloren, ich war entschlossen diesen hier zu verhaften, und so schob ich schliesslich todesmutig meine ganz rechte Hand und halben Arm in seinen Rachen um das Tau unter dem Kiemendeckel wieder hinauszuforcieren. Ich spuerte die kleinen scharfen Zaehne an meiner Hand und Arm aber jetzt gab es kein Zurueck mehr! Der Butt schluckte nur paar Male kurz aber hielt sonst ganz still. Endlich war es geschafft und der Butt sicher vertaeut. Ich schlug ihn ab und liess ihn ausbluten. Er zuckte kein bisschen mehr. Es stellte sich heraus, dass ich Glueck im Unglueck gehabt hatte – ich hatte zwar die Harpunenspitze nicht durch den Fischkoerper hindurchbekommen aber ich hatte die Wirbelsaeule mit solcher Wucht getroffen, dass diese gebrochen war und der Fisch somit gelaehmt keinen Rabatz mehr machen konnte. Schwein aeh Butt gehabt!


Wir klatschten uns froh ab und Dave tat einen kleinen Freudentanz. Das war sein Rekordbutt und ausserdem genug Filet fuer ein ganzes Jahr – 75 Pfund! Aber vielleicht ging hier ja noch mehr! Ross, Alec und ich liessen wieder unser Geschirr ab nachdem wir das Boot wieder in die Ausgangsstellung gebracht hatten. Wieder die zweite Drift nach Dave’s Fisch, ich hatte gerade eingelassen und steckte die Rute in den Heckrutenhalter und schaute mich nach der Driftrichtung um; als ich wieder zur Rute sah, war die Spitze etwas krumm und blieb so. Mist, Haenger! Ich sprang hin um den Haenger hoffentlich schnell zu loesen, riss die Rute heraus und ruckte 2- 3 Male hart an um das Geschirr von einer Felsenfalle zubefreien. Wir hatten schon genug geopfert heute, dachte ich. Dann, wie im Textbuch, ploetzlich began sich der Boden zu bewegen. Gibt’s doch nicht! Fisch, Fisch, schrieh ich! Und schon ging die Post ab – wie als ob ich einen D-Zug gehakt haette, zog die Schnur unaufhaltsam ab – ich konnte nur die Rut emit beiden Haenden krallen und abwarten. Ich rief nach dem Gimbal den mir Alec umschnallte.


Was nun losging ist kaum mit Worten zu beschreiben – das ist kein normales Angeln mehr. Ich habe sowas schon beim Stoerfischen erlebt; das ist ein echtes Tauziehen mit einem Gegener von dem man weiss, dass er staerker ist als man selbst. Jetzt hing alles am Funktionieren des Geraetes unter maximaler Belastung, etwas Finesse und natuerlich Ausdauer meinerseits und einer gehoerigen Portion Glueck. Der Fisch war kaum vom Grund hochzubewegen, gaaanz langsam konnte ich den Fisch Meter um Meter hochhieven unter absoluter Grenzbelastung des Geraetes. Ich hatte immer wieder Angst, dass die Shimanorute ploetzlich ‘knall’ sagen wuerde und abbrach. Dann hatte ich den Fisch vielleicht 20 – 30 m hoch und ploetzlich spuerte ich harte Hammerschlaege in der Rute und der Fisch sausste unaufhaltsam wieder zum Grund. Er schwamm sogar ein Stueckchen weiter und drehte halb das Boot entgegen der Drift. Meine Crew johlte vor Vergnuegen; Dave funkte zu Carl und liess sie wissen was hier abging.

Mein sowieso schon etwas laedierter Ruecken began zu schmerzen aber das Adrenalin daempfte das ab. Wieder gewann ich ein paar Meter um sie ruck zuck wieder herzugeben. Wenn nur das Geraet durchhielt und der Haken festsass. Eines war uns allen schon vollkommen klar, der Fisch war weit ueber das Maximalmass – ueber eine Landung brauchten wir uns gar keine Gedanken machen. Nur sehen und vielleicht mal anfassen wollten wir dieses Monster. Noch 2 oder 3 brutale Fluchten folgten aber dann fuehlte ich wie meinem Gegner die Kraft nachliess. Schliesslich kam der Bursche hoch. Dave sah ihn zuerst “Holy!” entfuhr es ihm. Ich schielte ueber die Bordwand und ein riesiger brauner Schatten tauchte auf. Ganz behutsam brachte ich die Tischplatte neben das Boot. Wir konnten es gar nicht fassen! Alec war sprachlos, Ross’ Augen fielen fast heraus – keiner von uns hatte je einen so grossen lebenden Butt gesehen! Dave hakte das Blei schnell ab vom Spreizdraht damit es nicht gegen das Boot knallen wuerde falls der Fisch zu toben begann. Aber der Fisch lag ganz ruhig neben dem Boot und nun ratterten die Kameras. Aber wie fotografiert man so ein Monster im Wasser so dass man die wahren Ausmasse im Foto ueberhaupt erkennen kann. Ich versuchte irgendwie meinen Kopf neben den Fisch zu bekommen aber diese Bilder wurden alle nichts – vorallen wenn ich das Vorfach mit der Hand ergriff und den Kopf auch nur ein bisschen hochhob – oha, da schlug der Fisch wild auf und wir alle bekamen eine volle Dusche! Ganz vorsichtig liess er sich am Ruecken streicheln – mehr ging nicht.


Die Jalopy kam heran um den Kerl zu bestaunen. Glenn hob seinen Sohn Cody hoch damit er einen besseren Sichtwinkel hatte. Daumen hoch von allen da drueben. Dave legte nun das Massband an – nee, das mochte er auch nicht – wieder eine Dusche und ein Haken war raus. Er hing jetzt nur noch knapp im Mundwinkel. 1,70 m war er mindestens – laut online Tabellen brachte er wohl 150 Pfund oder mehr auf die Waage. Das hatten wir auch so geschaetzt. Unglaublich. Der Schwanz alleine war mindestens 50 cm breit! Als ich ihn wieder mal am Vorfach fuer ein Fotos vorfuehren wollte, schlug er wieder wild um sich, der zweite Haken schlitzte aus und mit zwei, drei platschenden Schwanzschlaegen verschwand das Ungetuem in der Tiefe. Was fuer ein Erlebnis! Das machte alle fischlosen Stunden zuvor wieder wett. Ich hoffte nur, dass einige der Bilder geworden sind – war es doch ausser der ewigen Erinnerung das Einzige was ich von dem Fisch mit nach Hause nehmen konnte. Aber wer wuerde nicht gerne mal so einen Fisch fangen!


Natuerlich mussten wir das nun weiter probieren. Drift auf Drift legten wir hin um weitere Butte aufzustoebern. Und diese kleine, unscheinbare Stelle war wohl immer noch nicht ausgeschoepft – Carl sprang ploetzlich zu einer seiner 3 Ruten und war am Fisch. Jetzt kamen die Yahoo-Rufe von der Jalopy. Carl musste wieder einmal um sein ganzes Boot herumrennen im Drill – bloss gut dass er ein Walk-Around-Boot hatte! Endlich stiess Glenn mit der Harpune zu und sie zogen einen schoenen 40 Pfuender ins Boot. Das war die beste Keeper-Groesse – ‘ne Menge Fleisch aber noch jung und zart!


Dann hatten die Heilbutte wohl genug fuer heute und wir packten dann auch ein. Es gab mal wieder Fisch zu versorgen! Auf dem Heimweg wurde es zwischen den Inselketten schon etwas kabbelig aber als wir nun so Seite an Seite zum Resort zurueckfuhren, da kam bei uns der Wettkampfgeist wieder auf. Carl wollte nun mal sehen ob ich ihn noch abhaengen konnte und er kam ploetzlich an mir vorbeigeflogen. Das konnte ich mir natuerlich nicht bieten lassen und drehte auch auf. Es dauerte einige lange Sekunden bis ich mein Boot auf Maximalgeschwindigkeit hatte – es war ja auch kein glattes Wasser. Ich merkte schon, dass das ganz knapp werden wuerde und ich alles herausholen musste um wieder zu Carl aufzuholen und an ihm vorbeiziehen zu koennen. Trimmklappen alle hoch, Motor zur maximalen RPM hochgetrimmt – einen Tick bevor es Kavitation am Propeller geben wuerde, Gashebel voll durchgedrueckt – aha, jetzt holten wir langsam aber unaufhaltsam auf. Glenn stellte sich an als ob er mit dem Paddel nachhelfen wollte die Jalopy voranzubringen und Carl zeigte mir nur die geballte Faust als wir vorbeizogen. Ein 1802 Trophy ist zwar einen Tick kuerzer und etwas duenner als mein 19 Sea Ranger aber es wiegt eben mindestens 500 Pfund mehr leer da mit Holz unter dem GFK gebaut. So hatte ich wohl doch noch 4-5 km/h mehr auf Lager trotz praktisch identischer Motorisierung.

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28.7.2016; Port Hardy, Tag 5

Unser 5. Tag war eigentlich nur noch ein letzter Morgen. Mittag wollten wir schon auf dem Highway zurueck sein. Ross war schon am Abend zuvor abgereist und wir hatten schon das Haus aufgeraeumt und halb gereinigt um moeglichst lange noch Fischen zu koennen. Es wurde ein kuehler und nebeliger Morgen und wir wollten wieder zur Heilbuttstelle. Dort angekommen konnten wir unsere zwei Boote kaum erkennen im Nebel. Unheimlich wenn man aber in der Stille jede Konversation im anderen Boot hoeren konnte ohne jemanden zu sehen.


Wir drifteten versetzt die gleiche Strecke. Gegen 9:00 Uhr bog sich ploetzlich Alec’s Rute durch und er rief aufgeregt “Fish on, fish on!” Das schien wieder ein guter Fisch zu sein und ich suchte nach dem Gimbal. Als ich mich wieder umdrehte sah ich die Rute schlapp und Alec sich enttaeuscht umdrehen “er ist weg”. Ich hiess ihn sofort den Koeder wieder runterlassen – manchmal kommen die Butts zurueck zum Koeder! Der hier tat uns leider nicht den Gefallen. Schade!


Da tauchte die Jalopy neben uns auf. Sie erkundigten sich gerade ob wir was haetten und noch waehrend wir redeten, riss es ploetzlich an Carls Rute und er hechtete hinzu. Wieder bekamen wir eine tolle Live-Fishing Show nebenan. Carl stoehnte und aechzte – er war an einem Grossbutt, das war klar. Mehrfach hoerten wir seine Rollenbremse aufheulen und Glenn stimmte mit seinem Johlen jedesmal dazu ein. Nach einer gefuehlten halben Stunde sahen wir einen grossen weissen Schatten neben der Jalopy auftauchen. Glenn fummelte mit einem Massband am Fisch herum und beschloss – er hat das korrekte Mass! Jetzt begann der Spass erst; Glenn stach mit der Harpune zu und wir alle dachten ‘Das war’s!” – denkste! Die Harpunenspitze (Carl benutzte eine glatte zylinderformige – ich eine pfeilartige mit Widerhaken) kam glatt wieder heraus und der Fisch tobte wieder zum Meeresgrund hinab und war nun total aus dem Haeusschen! Carl musste noch lange bange Minuten ueberstehen bis er das angestochene Biest wieder am Boot hatte. Die zweite Harpunierung ging dann glatt und nach einigem Ueberlegen und dann Knueppeln zogen die beiden Maenner den Butt mit 2 Gaffs ins Boot. Die Glueckpilze massen nochmal nach – 132 cm! An der Waage reichlich 70 Pfund. Carl tanzte vor Freude – auch er hatte nun seinen bisherigen Heilbuttrekord geknackt! Dann war bald Schluss. Ich beschloss Alec nochmal eine Chance auf einen Grossling zu geben, hatte er doch noch nicht so viel gelandet. An einem Riff unterwegs verloren wir ersteinmal noch einen Koeder. Dann stoppten wir an unserem bekannten Ling-Riff und schon an der ersten Drift faltete sich Dave’s Rute zusammen – oja, das war ein ordentlicher. Dave gab Alec seine Rute – dafuer sah ich Dave dankbar an! Alec musste sich ganz schoen reinknien denn der Ling gab nicht so schnell auf und wollte unbedingt wieder in seine Hoehle, was es natuerlich unbedingt zuverhindern galt. Dann hatte Alec ihn endlich oben und Dave schlug mit dem Gaff zu und brachte einen schoenen 15 pfuendigen Ling ins Boot. Somit hatte Alec doch noch was zum Vorzeigen fuer seine ganze Muehe!


Damit ging der diesjaehrige Angeltrip nach Port Hardy zu Ende. Jetzt mit etwas Abstand schauen wir mit gemischten Gefuehlen zurueck; die Lachsangelei war enttaeuschend, keine Frage. Darueber konnte auch der eine Glueckchinook von Carl nicht hinwegtaeuschen. Und Lachsangeln war mindestens 50% der Erwartung gewesen. Aber das Grundfischen hatte es wieder in sich gehabt. Die Ling Cods waren verlaesslich und viel Spass und auch lecker – im Schnitt nicht ganz so gross wie letztes Jahr aber mit 15 – 30 Pfuendern kann man sich nicht beschweren. Heilbutt an unserer neuen Stelle war wie von einem anderen Stern; Dave, Carl und ich konnten neue persoenliche Buttrekorde aufstellen und Glenn, Carl und Dave hatten die Truhen voll mit leckersten Filets. Alles in allem ein toller Trip mit guten Freunden, gutem Wetter, keinen Havarien oder Verletzungen etc. Hatten viele schoene Momente, tolle Naturszenen, Stimmungen, viel Gelaechter auf beiden Booten. Ausser Lachs, alles gepasst! Ach, weil wir gerade bei Gelaechter sind; 7. Foto unten - Dave brachte das vom Meeresbooten herauf und ich meinte zu Alec mit ernster Miene: "Der Penis eines Delfins! Dave, schaemst Du Dich nicht!?" Alec, verbluefft: "Wirklich? Kann das sein? Oh mein Gott...!".... Uns standen Traenen in den Augen als Dave dieses Ding abmachte...!


Apropo Lachse, jetzt nach einigen Wochen im Rueckblick und mit mehr Info von verschiedensten Quellen von der ganze Kueste; 2016 wird al sein ungewoehnlich schlechtes Lachsjahr in die Statistiken eingehen. Obwohl grosse Runs von Chinooks fuer die ganze Vancouver Island – Westkueste vorausgesagt waren, haben sich diese Vorhersagen bei weitem nicht bestaetigt. Die Rueckkehrprognosen wurden mittlerweile drastisch reduziert und wir konnte erfahren, dass die Zeit in der wir in Port Hardy waren die gesamte Nordinsel als auch samtliche Fishing Lodges an der Westkueste ueber Lachsmangel klagten und selbst gestandene Guides mit leeren Haenden zur Basis zurueckkamen. Warum das so war diesen Sommer wird wohl eine Weile dauern zu analysieren und sich hoffentlich nicht als der Beginn eines Tends herausstellen.

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Vielen Dank für die bebilderten Angelabenteuer, da kann man mal in eine andere Angelwelt eintauchen, einfach nur traumhaft, und wenn das Nachbarboot dann noch Bilder macht von alle Ruten krumm, so ist das einfach große Klasse!!!
 
Hallo Chris, wie immer ein toller Bericht mit super Photos. Hoffentlich klappt es dieses Jahr noch mit den Lachsen.
 
Wieder mal ein spannender und informativer Bericht, vielen Dank dafür! Toll, daß Dein großer Sohn solch ein Mitgefühl gegenüber dem Kleineren zeigte. Glückwunsch zu den tollen Fängen. Das mit dem Arm im Buttmaul war schon ziemlich riskant, Glück gehabt!

Petri

Hans
 
Sehr schön, fühle mich gerade, als wäre ich selbst dabei gewesen. Immer wieder ein Erlebnis deine Berichte zu lesen.

Mach weiter so!
 
Vielen Dank für Deine Berichte, immer wieder und das seit Jahren herrlich zu lesen.Bin demnächst beruflich erst einmal 4 Wochen in Vancouver ...Rute kommt mit.
Was mich nur etwas verwundert ,sind die doch relativ strengen Regeln für die Entnahme der Lachse . Verstehe mich bitte nicht falsch ,ich finde das völlig richtig.:bindafuer:Ich hätte
das in Kanada nur nicht erwartet.Dachte bis jetzt jeder wie er will.Rute raus und Feuer frei(grenzenlose Freiheit u.s.w.)Dem ist ja dann wohl doch nicht so.Naja bin die nächste Zeit hoffentlich öfter dort (nach BC dann allerdings mehr Toronto bzw.Osten).

Vielen Dank Christian
 
Danke für Deine tollen Berichte.
Ich bekomme schon wieder Fernweh. Zumal ich in Port Hardy auch schon Zeit verbringen durfte. Ja - war nicht die richtige Richtung...bin dort von Prince Rupert aus angekommen. Aber genial.

Mal sehen...die nächsten 2-3 Jahre müssen wir da auch wiedermal hin. Zumal ein Freund in Vancouver wohnt und wir auf unseren 2 längeren Tripps soviel nette Kanadier kennengelernt haben, zu denen wir heute noch guten Kontakt haben.


*seufz*

Viele Grüsse,
Axel aka Uku
 
,Melde Dich mal bei mir, Christian. Da wird sich doch wohl mal eine Moeglichkeit ergeben sich zu treffen und hoffentlich zusammen mal das Wasser zu testen! Schick mir mal Deine Email als PN hier im Forum!

Yup, so langsam begreifen auch die Kanadier, dass Lachse nicht endlos sind. Das Flussangeln ist stark geregelt zu einem Punkt, dass man erst einmal die Regeln fuer den speziellen Flussabschnitt intensiv studieren muss. Am besten ist es immer (falls man fluessig Englisch spricht) im naechsten Angelshop sich das alles auf den Punkt bringen zu lassen. Im Meer sind die Lachsregeln etwas grossflaechiger aber auch da gibt es lokale Unterschiede was man wann und welche Art man mitnehmen kann - basierend auf Bestandserfassungsdaten der dort heimischen oder passierenden Lachsstaemme. Das Problem ist, einige Lachsstaemme sind in schlechtem Zustand und das seit vielen Jahren und einigen geht es recht gut. Natuerlich kann man im Meer nicht feststellen wo ein gefangener Lachs hingehoert - wir nennen das eine Mix-Fishery - und daher koennen Regionen von Schonregeln betroffen werden nur weil ein kleiner Prozentteil der durchziehenden Lachse einem gefaehrdeten Stamm angehoeren. Wenn die Lachse erst einmal im Fluss sind, weiss man ja wo sie hingehoeren. Grosse Fluesse die praktisch ein Lachshighway fuer eine ganze Region sind, koennen aber auch Mix-Fisheries haben. Der ganze Fraser River ist momentan fuer's Lachsangeln gesperrt weil einige Rotlachs und Chinookstaemme dieses Jahr boese aussehen. Damit werden dann natuerlich auch Lachsstaemme geschuetzt, die es eigentlich gar nicht noetig haben und Lodges und Guides heulen um verlorenes Einkommen aber es ist wohl besser konservativ zu schuetzen, keine Frage.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder einmal ein super toller Bericht, Christoph! Petri zu dem Monsterbutt ;)
Gruß Tobias
 
11.9.2016, Victoria bis East Sooke

Zeit fuer einen neuen Bericht. Nachdem ich letzte Woche nochmal Kurzbesuch eines Forummitgliedes hatte den ich leider in 3 Stunden nach der Arbeit bei lausigem Wind und Wetter nicht an den Lachs bringen konnte, war es gestern mal wieder Zeit etwas Wintervorrat fuer die eigene Kuehltruhe zu verschaffen. Und zwar Heilbutt. Das ist unser Lieblingsspeisefisch; bei meiner fischmaekeligen Familie laesst sich keine Fischart so gut verfuettern wie Heilbutt. Ich habe schon mehrfach versucht diesen Banausen andere leckere Fischsorten unterzujubeln – wie z.B. Lingcod oder Felsenbarsch oder Scholle – aber habe nur Naseruempfen geerntet. Besonders Heilbutt als Backfisch oder aber in Speck gewickelt auf dem Grill – das geht immer und da werden auch Unmengen verspachtelt. Normalerweise habe ich auch jede Menge Heilbutt zur Verfuegung und kann mir erlauben auch grosszuegig meinen Freunden bei gemeinsamen Touren Fisch zu ueberlassen aber dieses Jahr mit meiner Reno und wenig Angelzeit da gaehnte ein grosses Loch im Heilbuttvorrat. Und das in dem Jahr in dem ich meinen Rekordbutt gefangen hatte! Der aber nicht verwertet werden durfte – wie Ihr ja sicher oben schon gelesen habt.

So, gestern standen alle Ampeln auf gruen – gute Gezeiten, kein Wind und eine Mitfahrgelegenheit fuer meinen Eishockeysohn so dass ich keinen Taxidienst haben musste. Also packte ich mir meinen Sohn Alexander und saemtliches Angelzeug fuer Lachs und Heilbutt auf’s Boot und los gings nach einem fruehen Fruehstueck. Wir fuhren zur Pedder Bay Marina um sowohl zu den Buttgruenden vor Victoria als auch zu den Lachsgruenden vor Sooke Zugang zu haben. Ich hatte mir einen Unterwasserberg an der Constance Bank fuer Butt ausgeguckt. Dort wuerde die Stroemung schon frueh guenstig sein fuer’s Ankern und Buttangeln.

Wir duesten ueber das leicht bewegte Wasser und nach 15 Minuten waren wir vor Ort. Leider aber nicht allein. Gutes Wetter, gute Gezeiten, Wochenende – ich weiss nicht was ich erwartet hatte aber es musste eigentlich klar gewesen sein, dass das ein Rezept fuer volles Haus war. Alle meine guten Heilbuttstellen waren mit Booten belegt. Keine Chance sich da noch reinzudraengeln ohne uns alle zu gefaehrden. Also weitergesucht. Ich sah einen kleinen Unterwasserberg kurz vor der US Grenze. Da kam der Boden von ueber 100 m Tiefe auf etwa 70 m hoch. Eigentlich perfekt. Nach weiteren 10 Minuten Fahrtzeit waren wir da und ich liess den Anker auf dem Berggipfel ab. Leider stellte sich heraus, dass die Stroemung hier einfach zu stark war um vernuenftig angeln zu koennen. Zwar griff der Anker irgendwann und wir sassen fest aber selbst mit 1 kg Bleibeschwerung konnten wir nicht Boden halten. Nach 30 Minuten gaben wir auf und packten enttaeuscht ein.

Wir beschlossen erst einmal Lachse vor Sooke zu suchen und dann spaeter nochmal zur Bank zurueckzukommen. Bis direkt vor Sooke, wo die Cohos im Moment in guten Schwaermen durchzogen, waren es gute 45 Minuten Fahrtzeit gegen eine unangenehmen Wellenfrequenz. Endlich waren wir da und schon sahen wir etliche Walboote um Secretary Island. Wir blieben etwas weiter draussen und setzten unsere 3 Lachsruten ein. Blinker, Gummisquid und Bucktailfliege kamen zum Einsatz. Nur paar Minuten spaeter riss es kraeftig an der Blinkerrute und Alexander war am Fisch. Wir fischten heute ohne Flasher oder besser mit Flasher am Downriggerkabel statt an der Angelschnur. Damit konnten auch kleinere Fische ordentlich Alarm machen und vorallem springen! Alex erster Coho war zwar kein Riese, begeisterte meinen Jungen aber mit 2 tollen Spruengen bei denen sich der Fisch bestimmt einen Meter aus dem Wasser katapultierte. Dann hatte Alex den etwa 6 Pfuender neben das Boot gedrillt. Ein unmarkierter Wildcoho – wurde gleich im Wasser abghakt. Die Benutzung von Schonhaken machte das verletzungslose Freilassen sehr einfach.

Ich drehte ein paar weitere Runden um die Fangstelle und bald loeste die Squidrute aus und auch ich durfte mal wieder einen Lachs drillen. Der war etwas kleiner und wieder ein wilder und durfte nach kurzer Fotosession wieder schwimmen. Dann hatten wir eine Periode in der wir nur ein paar kleine Shaker ans Band bekamen. Ich fuhr uns nun dichter unter Land, auch weil die Whale Watching Boote sich jetzt nach Westen trollten und Platz machten. Da rappelte ploetzlich die Fliegenrute los und Alexander war wieder schneller an der Rute als ich und hatte Spass mit einem weiteren sehr sportlichen Coho. Der hatte so 6-7 Pfund auf den Rippen und beim Fotoshoot im Wasser wurde klar, dass der sogar markiert war. Eigentlich hatte ich trotzdem vor ihn nicht mitzunehmen aber beim Enthaken beging der Lachs praktisch Selbstmord als er mit voller Wucht gegen das Boot von aussen schwomm und dann benommen liegen blieb. Sowas hatte ich auch noch nicht erlebt. Ich versuchte ihn noch wiederzubeleben aber als er nach 5 Minuten hin und herschwenken immer noch nicht zuckte und meine Haende im eiskalten Wasser erfroren, nahmen wir ihn einfach mit. Der wird uns als Raeucherlachs prima schmecken!

Und als ob uns die Fischgoetter dafuer bestrafen wollten, ging von da an nichts mehr. Ich glaube einen kleinen Shaker hatten wir noch innerhalb der naechsten 2 Stunden. Alexander ging schon bald unter Deck und goennte sich einen Powernap. Ich fuhr nun mit der Flutstroemung wieder Richtung Victoria – in 2 Stunden wollten wir es nochmal auf Butt versuchen. Anglerisch war die langsame Rueckfahrt ein totaler Ausfall aber ein junger Buckelwalbulle unterhielt mich praechtig fuer eine ganze Weile. Der musste wohl dieselbe Reiseroute haben denn er schwamm fuer mindestens 30 Minuten neben oder kurz vor meinem Boot entlang. Manchmal kam er sogar etwas zu dicht fuer mein Behagen. Ich sah ihn auch einmal unter meinem Boot auf dem Echolot – schon cool wenn man ploetzlich so einen Riesenfleck auf dem Schirm hat und den sich bewegen sieht. Ich markierte auch etliche Lachsschwaerme die sich faul mit der Stroemung in 150 m Tiefe gegen Osten treiben liessen. Leider gab es dabei aber wohl keine hungrigen Herumschwaermer.

Das letzte Stueck fuhren wir dann wieder mit dem grossen Motor und um 14:30 Uhr waren wir wieder an der Constance Bank. Diesmal war meine Lieblingsstelle frei und ich liess den Anker ab. Bis der Anker griff, sassen wir zwar nicht mehr genau ueber dem Unterwasserberg sonder eher in der Rinne zwischen zweien aber das sah auch recht fischig aus. Wenn die Butte ersteinmal die Duftspur aufgenommen hatten, wuerden sie uns unweigerlich finden. Ich liess den Duftsack hinab der diesmal auch leckeren Lachsrogen beinhaltete. Das musste die Butte doch wachruetteln! Hoffentlich nicht die Dornhaie! Bald waren 2 Grundruten bekoedert und hinabgelassen. Nun begann die faule Wartezeit. 1,5 Stunden tat sich nichts, aber auch gar nichts. Nicht einmal ein Dornhai oder Ratfish – was ich nicht vermisste im Gegensatz zu meinem Sohn der dann doch lieber irgendetwas fing als gar nichts. Er legte sich wieder auf Ohr.


Um 16:00 Uhr, genau bei Stroemungsstillstand, ruckte es ploetzlich an der rechten Rute – 2 Male kraeftig genug um mir Butt anzuzeigen – ich wartete einen Augenblick bis der Fisch den Koeder hoffentlich tief im Schlund hatte und als die Rutenspitze sich dann in Richtung Wasserspiegel aufmachte, kurbelte ich hart dagegen. Der hing! Alexander stand schon eine Sekunde lang bei mir und sprang ploetzlich zur linken Rute und rief “Fish On”. Ich sah ihn nun auch mit einer krummen Rute. Na toll, Doppelbiss! Wer soll denn nun gaffen/harpunieren? Und ich bekam keinen Gimbal umgeschnallt. Alexander konnte es gar nicht fassen, dass wir ploetzlich 2 Butte gleichzeitig hatten. Er erfreute sich an der kraeftigen Gegenwehr seines Fisches und er spekulierte ob es wohl sein neuer Rekordbutt wuerde. Mein Gegner war ein schwerer Fisch, das konnte ich hin und wieder an den wuchtigen Kopfstoessen erkennen aber irgendwie kaempfte er nicht typisch. Nahm auch keine Schnur. Hm. Egal, hauptsache der kam ins Boot – ich brauchte dringend neue Buttfilets fuer die Familienkueche!

Nach einer Weile vorsichtigem aber stetigem Pumpen kam mein Fisch in Sicht. Ein praechtiger Butt – aber was war denn dass? Er kam Maul-zuerst nach oben und 2 Schnuere kamen aus seinem Maul heraus. Gibt’s ja nicht! Alexander und ich hingen am gleichen Fisch und nicht etwa foul-gehakt, der Gierschlund hatte sich tatsaechlich beide Koeder voll einverleibt. Kein Wunder, dass er so seltsam kaempfte bzw gar nicht richtig kaempfen konnte. Alexander war ganz aus dem Haeuschen. Aber was jetzt? Der Fisch hing unter den Motoren weil von der einen Seite von Alexander gezogen und von der anderen von mir. Harpunieren in dieser Position ging gar nicht – ersteinmal konnte ich nur das offene Mauls sehen und dann war er zwischen und unter den Motoren kaum erreichbar. Ich hiess Alex seine Bremse zu lockern und zog den Fisch mit meiner Rute auf Alexanders Seite immer schoen vorsichtig die Schnur von den Motoren fernzuhalten. Alexander machte inzwischen die Harpune klar und als ich den Fisch neben dem Boot hatte, tauschten wir Geraete; Alex uebernahm die Rute und ich die Harpune. Ich wusste, dass der Butt noch fast alle Energie und Kraft in sich hatte und bei jeder Beruehrung explodieren wuerde.

Ich versenkte die Harpunenspitze hinter dem Kiemendeckel und rammte sie bis sie auf der anderen Seite wieder herauskam, zog dann schnell den Speer heraus und stemmte mich mit dem Harpunenseil fest in beiden Haenden ein. Keine Sekunde zu frueh denn nun ging es los. Der Butt tobte etwa 2m neben dem Boot wie ein Irrer und wir bekamen einige Duschschwalle ab. Alexander johlte vor Aufregung und Vergnuegen. Als der Butt sich erstmals beruhigte, schlug ich ihm mit dem Gaffknueppel paar Male kraeftig ueber den Schaedel, schnitt seine Kiemen durch und faedelte dann ein Tau durch Maul und Kiemendeckel und machte ihn am Boot aussen fest. Dort konnte er nun ausbluten und blieb schoen kuehl. Wir waren gluecklich und klatschten uns ab! Das war ein Ding! Da hat ja der Spruch “Gemeinsam gefangen” eine ganz neue Bedeutung bekommen! Der musste im Vorbeischwimmen erst den einen und dann den einige Meter daneben positionierten zweiten Koeder innerhalb von 1-2 Sekunden verschlungen haben. Beide Hakensysteme hingen tief unten im Schlund. Wir bestaunten den Fisch neben dem Boot. Ich schaetzte auf 30-40 Pfund. Da wuerde eine schoene Menge Filet abfallen.

Ich gab uns noch eine Stunde Zeit. Alles was jetzt noch kaeme waere ein Bonus, war ich doch schon ueberaus zufrieden mit diesem Resultat. Die Zeit verrann und wir sahen an den Schnueren, dass die Stroemung langsam wieder zunahm. Als die Stunde um war, holte Alexander die eine Rute ein und verpackte sie. Ich holte den Duftsack heraus und verstaute das Packet in einem verschliessbaren Eimer und machte alles fuer die Rueckfahrt klar. Ein letzter Blick auf die noch verbliebene Rute und ich sagte laut: “Die letzten Sekunden Ihr Butte, letzte Chance fuer einen Tanz heute!”. Ich drehte mich um um die Duftstofflasche zu verstauen als Alexander “Fish On!” schrie. “Jaja, veralbern kann ich mich selber”, dachte ich schmunzelnd und schaute zoegerlich und gelassen zur Rute. Weg war die Gelassenheit – die Rute verneigte sich tief Richtung Wasser! Ich sprang hin und riss die Rute heraus und zog an – solider Widerstand! Gibt’s doch gar nicht! Alexander kriegte sich gar nicht mehr ein und huepfte vor Aufregung von einem Bein zum anderen. Ich verlangte den Gimbal und Alex schnallte ihn mir flugs um.

Jetzt begann der Drill. Ein paar Meter bekam ich den Fisch hoch vom Grund bis er zu einer unaufhaltsamen Flucht ansetzte. Die neue Penn Squall Multi heulte los. Nachdem der Fisch wohl den Grund erreicht hatte, gab ich wieder Gas. Das ging noch 2 oder 3 Mal so bis ich endlich ordentlich Schnur gewann. Im Mittelwasser schuettelte sich der Fisch nochmal aber bekam wohl keine richtige Flucht mehr hin. Als er sichtbar wurde, freuten wir uns riesig – der sah noch groesser aus als unser vorheriger. Als er neben dem Boot lag, uebergab ich die Rute wieder Alex und stiess mit der Harpune zu. Dieser Butt war schon muede und machte nicht mehr so einen Alarm. Aber er musste frisch ins Boot denn wir wollten zurueck. Ich liess ihn noch kurz ausbluten und band dann seinen Kopf mit dem Schwanz fest zusammen; wie ein Rollmops, so dass er nicht mehr umsichschlagen konnte. Ohne so eine Vorsichtsmassnahme kann ein umhertollender Butt auf einem Boot ganz schoen Schaden anrichten. Dann holten wir den ersten noch rein und fuhren zurueck. Lachend schauten wir oefters auf die Buttladung im Bootsheck. Das wird ein Schlachtfest und die Tiefkuehltruhe war mit einem Schlag voll.

An der Marina haengten wir beide an die Waage. Ich hatte deren Gewicht etwas unterschaetzt, ich hatte wohl noch mein Port Hardy Monster im Gedaechtnis was alles andere als Kinderkram aussehen laesst. Der erste war 46 Pfund und der zweite 48. Filetiert brachten beide 50 Pfund feines Filet zusammen. Wenn das sich nicht gelohnt hat! Muede, erschoepft aber stolz und froh fuehren wir nach Hause. Fish und Chips zweimal die Woche fuer ein ganzes Jahr!

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Moin Christoph

Da sind aber interesante Haltegriffe an der Rute verbaut, sowas habe ich auf dem europäischen Markt noch nicht gesehen. :a0155:
Ansonsten mal wieder ein sehr schön geschriebener Bericht von Dir. :a020:

Gruß Micha
 
Danke für den klasse Bericht, Ententeich und Heilbuttdusche, Lachse, Wale und das alles an einem Tag, da kann man euch nur beneiden- Natur pur - und weiterhin viel Spaß von Maisel
 
Hallo Chtistoph,

wieder einmal tollen Zeilen. :a020: Als "Binnenlandbewohner" lebt ihr dort aus meiner Sicht einen Traum, beneidenswert.

Zumindest läßt du uns daran regelmäßig teilhaben und deine Art das Erlebte ins Netz zu stellen gibt einem nach all den Jahren/ Berichten das Gefühl als würde man was von seinen Kumpels lesen.

Danke!

:applaus::applaus::applaus:

Gruß
Björn
 
Das ist toll wenn ich das erreicht haette mit meinen Berichten, Bjoern! Ich fuehle mich immer noch privilegiert, dass ich so tolle Angelmoeglichkeiten direkt vor der Tuer habe und moechte Euch allen die Moeglichkeit geben daran teilzuhaben - wenn moeglich persoenlich wenn Ihr hier vorbeikommt und wenn nicht persoenlich dann wenigstens ueber meine Berichte. Ich finde, jeder Angler sollte das mal erlebt haben und wissen was es so alles gibt in der Welt. Cheers!
 
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