Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Deine Berichte sind einfach nur :daumen::daumen::daumen:
 
13.4.2014; Victoria

Weil das Wetter so traumhaft war und die Gezeiten halbwegs brauchbar waren, musste ich Sonntag nochmal ‘raus auf’s Wasser. Meine beiden Jungs musste ich auch nicht lange ueberreden, wenn auch Alexander eine Schaukelfreigarantie haben wollte. Nun ja….

Aus der Marina in Victoria auslaufend war es nicht ganz spiegelglatt aber Alexander schien mir das ohne weiteres zu verzeihen. Selbst als wir vor Anker im Mudhole lagen und die kleineren Wellen seitlich auf das Boot trafen und uns dadurch ordentlich schaukelten – kein Problem! Er hatte sich mit seinem Bruder in ein IPod Spiel vertieft – die Welt war ok fuer die beiden. So legte ich beide Ruten aus, den Duftsack und genoss die sonnige Idylle um uns herum. Tolle Bergsicht Richtung USA, eine Menge schicke Boote mit dem Fernglas zu erkunden – einige schienen sogar Bekannte zu sein… ich stellte den Ruecksitz halb auf Liegestellung um und liess mir die Sonne ins Gesicht scheinen und genoss die Waerme.

Zwei Whalewatch-Charterboote kamen vorbei geflogen aber ich konnte trotz langer Ausschau keine Spur von Walen sehen. Gerade rief mich Carl an, der auch irgendwo mit Freunden auf der Jalopy unterwegs war und erzaehlte bedrueckt, das gerade sein Motor ueberhitzt und festgelaufen war und er mit dem Kicker-Motor nach Hause hinken musste. Er war stinksauer auf diese Panne, nur ein Jahr nachdem er den Austauschmotor eingebaut hatte. Das ist wohl das Ende der Jalopy – dachte ich als ich gerade ein paar zaghafte Rucke an der linken Rute bemerkte. Handy weggefeuert und auf Alarmstation!

Tatsaechlich wurden die Rucke kraeftiger bis der Fisch schliesslich eindeutig mit dem Koeder wegwollte. Ich zog an und spuerte Widerstand. Ricardo war sofort da und wollte uebernehmen. “Hm…ich mach’ die ganze Dreckarbeit waehrend ihr Computer spielt und wenn es endlich Fruechte zu ernten gibt, seid ihr ploetzlich eifrig dabei?”. “Bitte, bitte, Papa!” Wer kann da schon Nein sagen? Der Fisch war schwer und Ricardo liess die Rute lieber im Halter stecken beim Einholen. Stueck fuer Stueck brachte er seinen Gegner hoch. Es war ein langer Weg von ueber 100m Tiefe. Ich dachte an einen grossen Dornhai oder vielleicht an einen Rochen. Heilbutt schien das nicht zu sein.

Dann konnten wir einen hellen Fleck in der Tiefe erkennen. Was war den das? Kein Butt, kein Rochen, auch kein Oktopus, kein Hai…..ein Dorsch! “Was, Papa?”. Ein Dorsch! “Gibt’s die nicht nur in der Ostsee?”. Und kein Schlechter noch dazu! Alexander wollte sich mit dem Gaff ueben, was bei dem ausgepumpten Fisch auch recht gefahrlos war. Und da war er an Bord; mein erster Juan de Fuca Strait Dorsch! Vielleicht 10 Pfund. Das ist ja ein Ding!

Kann nicht sagen, dass das ganz so ueberraschend kam. Hatte mir Claude doch letzte Woche von 2-3 anderen Dorschfaengen berichtet. Aber so richtig geglaubt hatte ich es nicht. Es handelt sich hier um den pazifischen Dorsch, Gadus macrocephalus. Neueste wissenschaftliche Erkenntnis findet genetische Uebereinstimmung mit dem Groenlanddorsch (Gadus ogac). Damit duerfte auch ein hoher Verwandtschaftgrad mit dem atlantischen Dorsch bestehen (Gadus morhua). Allerdings erreicht der pazifische Dorsch nicht so enorme Ausmasse wie der atlantische Vetter. Aber mit ueber 15 kg kommt der hier genannte Pacific Cod auch schon in ordentlichen Groessen vor. Offshore von BC, vor Alaska und in der Bering See hat der pazifische Dorsch grosse fischwirtschaftliche Bedeutung. In kuestennahen Gewaessern scheint der Dorsch heute kaum noch vorzukommen und es gibt absolut keine gezielte Angelei auf sie. Ich sage deswegen “heute kaum noch” weil das frueher wohl noch etwas anders gewesen sein muss und nicht mal vor allzu langer Zeit. Ich habe, als ich an der hiesigen Kueste ankam, erst einmal tuechtig Fische und Fangtechniken studiert und bin dabei auf eine tolle Buchserie gestossen. Eine Folge davon hiess “How to catch bottomfish”, ungefaehr in den 70ger bis fruehen 80ger Jahren erschienen. In diesem Buch bin ich auf einen Abschnitt “Pacific Cod” gestossen, der von einer kurzweiligen Pilkerangelei auf diesen Schwarmfisch verweisst. Im Raum von Puget Sound und den Gulf Islands (zwischen Vancouver Island und Festland) sollten zu bestimmten Jahreszeiten groessere Schwaerme der Dorsche auftauchen, die dann erfolgreich mit uns allen bekannten Methoden gezielt beangelt werden konnten.

In den spaeten 90ger Jahren habe ich selbst noch an Bootsverleihstellen in Campbell River verblichene Polaroidfotos an der Buerowand gesehen, mit tollen Strecken von gefangenen Dorschen. Ich habe alle meine Angelfreunde befragt aber keiner davon hat jemals gezielt auf Dorsch geangelt und kaum jemand auch nur einen Zufallsfang davon erzielt. Bis ich dann vor Jahren begann, an der regelmaessigen Port Renfrew Offshoretour teilzunehmen und dort auf der Swiftsure Bank hin und wieder selber einen Dorsch gefangen oder zumindest davon gehoert hatte. Auch gab es vor vielleicht 5 Jahren einen Winter in dem wir Winterlachsangler eine regelrechte Minidorschplage an einigen bekannten Stellen (Whirl Bay z.B.) feststellten. Die waren all nur um die 30-40 cm lang und stuerzten sich auf alles was sich bewegte. Ein paar Wochen spaeter war der Spuk vorbei und kein Dorsch war mehr irgendwo zu sehen. Das nur mal so als Erklaerung zu diesem doch recht ungewoehnlichen Fang in der Juan de Fuca Strait. Ob das jetzt momentan nur mal wieder so ein kurzer Spuk ist, der bald wieder vorbei sein wird, oder vielleicht ein Trend von einer sich vermehrenden Kuestendorschpopulation – keine Ahnung. Aber ich bleibe ‘dran an diesem interessanten Thema und genehmige mir den einen oder anderen leckeren Dorsch solange die da sind.

Nach der Aufregung machte ich die Rute wieder einsatzbereit und wir hofften auf Weiteres. Natuerlich war mir klar, dass ich auch den naechsten Fisch nicht drillen wuerde, da ja nun Alexander auf sein Gleichheitsrecht bestand. Das hat man vom Papa-Sein!

Es dauerte eine ganze Weile bis sich ein vorsichtiger Anfasser an der rechten Rute andeutete. Die Stroemung hatte nun schon stark zugenommen und selbst mit einem 1kg Blei musste ich alle paar Minuten Schnur nachgeben, um am Boden zu bleiben. So waren die ersten Zupfer an der Rute auf die Tiefe und Entfernung auch mit der Geflochtenen nur schwer zu deuten. Doch dann zog es kraeftiger und endlich wurde die Rute krumm gezogen und blieb krumm und die Rolle raetschte los. Alexander war im Nu da und nachdem ich die Bremse ueberprueft hatte, begann er mit dem Drill. Auch er liess die Rute lieber im Halter ‘drin. Der Fisch wehrte sich ordentlich und ein paar Mal kam der Fischaufzug zum Halten und ging wieder ein Stueck nach unten. Alexander fragte immer wieder wie weit noch und ich bot ihm an ihn abzuloesen – keine Chance, Dad! Dann hatte er es endlich geschafft und ein halbstarker Butt tauchte neben dem Boot auf. Sicherlich kein Riese aber fuer Alexander ein toller Fisch! Reichlich 16 Pfund, neuer persoenlicher Rekord!

Ich hoffte noch eine halbe Stunde auf den grossen Heilbutt-Bruder aber die Stroemung war nun zu stark geworden. Wir packten ein und ich liess Alexander bis zum Albert Head fahren wo wir noch paar Minuten pilken wollten. Pilken ist immer die beliebteste Angelmethode meiner Jungs, man hat immer was zu tun und es beisst meistens irgendwas, egal was, auch wenn’s klein ist, Hauptsache Action! Nachdem die Jungs ein paar kleine Gruenlinge und Felsenbarsche gefangen und wieder freigelassen hatten, wollte ich auch mal probieren. Schon beim 2. oder 3. Anziehen ploetzlich ein Einschlag in der Rute und sofortige Flucht im Affentempo. Die Rolle kreischte nur so! Und so schnell wie es kam ging es auch wieder….bevor ich irgendetwas machen konnte war der Kontakt wieder weg! Schade! Die Jungs waren auch verbluefft. Was das wohl gewesen sein mochte? Ich tippe mal auf einen ordentlichen Lachs, der sich den Chrompilker mit Vollgas genehmigt hatte aber Glueck hatte nicht richtig gehangen zu haben.

Naja, so ist Fischen! Wir fuhren zufrieden und leicht sonnengebraeunt zurueck und hatten wieder ein paar Geschichten mehr zu erzaehlen.

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25.4.2014; Victoria

Freitag war mal wieder “frei” und Dave, mein langjaehriger Angelfreund brauchte etwas Aufheiterung; hatte er doch gerade seinen Pickup ein Stueck kuerzer gemacht. Die Gezeiten liessen eine Heilbutttour zum Mudhole zu – wenn es auch nicht fantastische Gezeiten waren. Es wuerde wohl ein kurzes Zeitfenster geben, waehrend dessen es schwer werden wuerde den Koeder am Boden zu halten. Aber vielleicht ging es ja schnell mit 2 Butten und wir wuerden dann schon auf Lachs umstellen….

An der Rampe merkten wir, dass wir beileibe nicht die Einzigen auf dem Wasser waren heute. Halb Victoria muss sich wohl freigenommen haben. Wir dampften gegen einen leichten Wellengang gen West und kamen ca. 20 Minuten spaeter am Mudhole an. 3 andere Boote lagen genau auf meiner Heilbutt-GPS-Markierung. Machte aber nichts, das Mudhole ist gross und eine spezielle Stelle gibt’s da eh nicht. Da wir hinter den 3 Booten ankerten, versprachen wir uns sogar einen Vorteil; wuerden wir doch in der Duftspur der anderen Koeder angeln und dementsprechend muessten die Butte bei uns zuerst vorbeischauen.

Wir liessen 2 Heringskoeder mit Butt Juice mariniert zum Grund in 110 m Tiefe hinab. Ich hatte noch paar aeltere Heringe, uebriggeblieben von vorherigen Trips, die ich auch noch gerne verwerten wollte. Normalerweise bin ich der Ansicht, dass Heilbutte frische Koeder bevorzugen. Alten vergammelten und stinkigen Koederfischen schenke ich eigentlich keine Beachtung trotz einiger Geruechte, dass Heilbutte auch Aas fressen wuerden. Deswegen hatte Dave auch einen frischen Six Pack frischer Heringe mitgebracht. Aber da ich meine Koeder ueblicherweise mit Butt Juice und anderen uebelriechenden Fischoelen garniere, war ich auch nicht abgeneigt meine schon etwas betagteren Heringe mit zu verwenden. Mal sehen…

Wir mussten schon gleich zu Beginn mit 1 kg Bleien fischen, da die Stroemung ueber 1 Knoten betrug. Bald sollte sie noch auf 1.5 bis 1.7 kn zunehmen bevor es wieder langsamer werden wuerde. Wir sahen wie ein Bekannter, Jack, nicht weit von uns seine praechtige 24 Fuss Orca verankerte. Auch am Horizont gegen Sueden sahen wir einige Punkte auf der Constance Bank. Alle wollen Butt heute. Der Wind sollte ueber das Wochenende stark zunehmen; deswegen wohl der Auflauf heute.

Dave erzaehlte mir seine Unfallgeschichte und seine Regelauslegungen dazu ausfuehrlich, als ich ploetzlich aufsprang denn seine Rute hatte 2 Male ploetzlich und hart runtergeruckt. Dann war wieder Ruhe und Dave kam herbei und nahm Fuehlung auf und zog langsam an. “Schwer aber keine Bewegung” meinte er skeptisch. Oktopus? Nach ein paar Kurbelumdrehungen war seine Rute zum Halbkreis gespannt und er bekam nur zentimeterweise Schnur auf die Rolle. Was konnte das nur sein? Mit einer leisen Ahnung drehte ich den Downriggerknopf auf “hochholen”. Und tatsaechlich, Dave’s Widersacher entpuppte sich als das Downriggergewicht plus Duftsack. Als das Getueddel endlich oben war, kam auch noch mein Koedergeschirr zu Tage. Ein fantastisches Gewirr von Schnueren und Bleien!!!! Da hatte der Butt nach dem Biss wirklich ganze Arbeit geleistet und sich selber auch noch der Verantwortung entzogen! Nach ca. 10 Minuten waren wir wieder einsatzbereit.

Dann tat sich etwa 1,5 Stunden gar nichts. Wir genossen die warme Sonne und ich nickte fast ein. Die Stroemung war nun grenzwertig und wir mussten immer mal wieder etwas Schnur nachgeben um den Grund wiederzufinden. So im Halbschlaf sah ich ploetzlich meine Rute ein-zweimal kurz wippen und dann krumm stehenblieben. Bis ich da war, lief schon Schnur von der Rolle. Ich zog die Rolle kurz zu und kurbelte nochmal kraeftig dagegen um den Haken ja zu versenken. Der hing! Dave hing mir den Gimbalgurt um und ich begann mit den Drill. Ich spuerte die typischen Heilbuttkopfstoesse. Der Fisch war sicher kein Riese aber verkaufte sich teuer! Nach 110 m hatte ich auch genug. Die braune Silhouette kam zutage und Dave langte gekonnt mit dem Gaff zu. Wieder ein Standardbutt um die 80-85 cm lang. Ich weiss auch nicht warum ich keine groesseren Butts mehr fangen kann! Die gleiche Stelle hatte doch noch vor 2-3 Jahren regelmaessig 40 – 70 Pfuender produziert!!? Waren die jetzt reichlicheren Kleinen einfach immer schneller am Koeder. Aber warum fingen dann andere Angler noch groessere Exemplare? Sehr seltsam!

Dave war’s egal, er freute sich auf ein paar schoene Filets. Und nebenbei, das war das 1:0 fuer die alten Koederfische. Die naechste halbe Stunde war ein effektives Angeln kaum noch moeglich. Die Stroemung hatte den Punkt erreicht an dem der Koeder samt Geschirr vom Boden abhob. Wir warteten einfach bis wir sahen wie die Rutenspitzen wieder ruckten und so Bodenkontakt anzeigten. Die Stroemung liess nun merklich nach und auch das Boot schwang ca. 20 Grad im Richtungswechsel herum. Ich kurbelte gerade Dave’s Schnur ein wenig ein um den Koeder wieder genau ueber dem Grund schweben zu lassen, als ich bei einem fluechtigen Blick zu meiner Rute ein heftiges Reissen daran sah. Wow, Dave, schlaeftst Du? Der kramte gerade in seiner Essensbox herum. Ok, mein Turn dann eben!

Der Fisch war schon voll im Fluchtmodus und ich bekam kaum noch die Rute aus dem Halter. Der machte ein Spektakel und sausste paar Mal stur wieder zum Grund zurueck. Langsam gewann ich Hoehe und nach einer Weile folgte der Butt dann dem stetigen Zug bis nach oben. Als er Dave das Gaff schwingen sah, wurde ihm wohl mulmig und er schlug wild um sich so dass Dave keine Chance hatte das Gaff zu setzen. Irgendwann war der Tobsuchtanfall vorueber und Dave schlug zu. Auch dieser Kerl kam ins Boot. Ein paar Zentimeter groesser ,aber auch nicht mehr als 20 Pfund schaetzten wir. Nun ja, man soll nicht meckern. Damit waren wir fertig mit der taeglichen Heilbuttquote fuer zwei.

Wir ueberlegten uns ob wir noch eine Stunde Lachsschleppen ‘dranhaengen sollten, entschlossen uns dann aber zum Heimweg da etwas Wind aufgekommen war und der Weg zur Constance Bank recht weit war. So hatten wir Zeit gemuetlich und gruendlich unsere beiden Fische zu filettieren. Der eine Butt hatte den Magen voll mit Garnelen und Squat Lobster. Die fressen wirklich alles! Und vorallem meine alten Koederfische. Dave ging mit den frischen 0:2 baden! Werde mir das merken!

Nach und nach kamen 3 andere Boote herein, alle vom Buttfischen auf der Constance Bank. Alle gingen leer aus. Aber der eine brachte einen praechtigen 25 Pfund Chinook zum Schlachttisch. Alle Achtung, meinte ich und er “warte erstmal bis ich Dir die Geschichte dazu erzaehlt habe!”. Er haette naemlich gar nicht auf Lachs geangelt sondern stationaer am Anker auf Heilbutt mit einen Oktopusarm als Grundkoeder. Und der Lachs waere auf den ruhenden Koeder am Grund voll eingestiegen. Er und sein Freund waeren fast umgefallen vor Staunen, als der Fisch in Sichtweite kam. Das hatte ich auch noch nicht erlebt! Claude hatte vor Jahren mal einen aehnlich grossen Chinook beim Heilbuttangeln erwischt; allerdings stieg der beim Ablassen des Koeders ein. Man weiss halt nie und das macht das Angeln auch so spannend!!

Kurz danach kam Jack an den Dock und brachte einen 42 und einen 27 Pfund Butt. Na da sag’ nochmal es gibt keine Groesseren mehr im Mudhole! Ueben, ueben, ueben…..

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1.9.2014; Victoria

Waehrend der Woche, bei einem der nun wieder zahlreichen Eishockeytermine, fragte mich Ian, ein guter Bekannter und auch leidtragender Hockeyvater, ob ich nicht einmal seine beiden Soehne mit zum Angeln nehmen koennte. Sie waeren in den Sommerferien zu Verwandten nach Ontario geflogen und dort haetten die beiden Jungs beim Barschangeln vom Steg Blut geleckt und wuerden ihn nun staendig nerven, dass sie hier mal angeln gehen wollten. Ian hatte aber so wirklich gar keine Ahnung wie man das anstellen sollte. Er erzaehlte mir, dass Owens Geburtstag anstehen wuerde und er sich nur eines wuenschte: eine eigene Angel und die auch gleich ausprobieren. Bei solchen Faellen steht mein Herz natuerlich weit offen – ich stelle mir dann vor, mir haette jemand mit 10 oder 12 Jahren angeboten, in British Columbia zu angeln. Was haette ich dafuer gegeben!

Ein kurzer Blick auf die Stroemungsverhaeltnisse am Wochenende und ich beschloss eine Heilbuttour mit den Jungs zu unternehmen. Ausserdem wollte ich zwei Pilkruten mitnehmen. Owens Spielzeugrute war dazu leider nicht zugebrauchen. Das Lachszeug sollte gleich zu Hause bleiben. Wir planten fuer Sonntag Morgen aber da es windig werde sollte, verschoben wir auf Montag – ein Feiertag. Wir verabredeten uns 7:00 Uhr morgens an der Pedder Bay Marina – trafen uns aber schon auf dem Highway dorthin. Ich sah die beiden Jungs schon vor Spannung im Auto hopsen als sie an mir und dem Boot vorbeifuhren.

Mit Ian zusammen waren wir zu viert und da das ein bisschen eng wird auf Red Hot wurde Ian gleich klargemacht, dass er fuer Gewicht ausbalancieren und Fotos schiessen aber nicht fuer’s Angeln zustaendig war. Kein Problem fuer ihn. Wir duesten durch einen herrlichen Sommermorgen zum Mudhole hinaus. Da es Lachshochsaison war, waren kaum andere Heilbuttangler an der Stelle und wir konnten entspannt den Anker setzen. Ich zeigte den Jungs wie man mit Lachsfetzen und ganzem Hering bekoedert und erklaerte wie wichtig eine gute Duftspur beim Heilbuttangeln war. Sie staunten ueber die kraeftigen Angelruten und das schwere Geraet. Dann begann die Warterei. Und es sollte die Geduld der Jungs auf die Probe stellen. Es tat sich naemlich die ersten 2 Stunden nichts. Nicht einmal ein Dornhai wollte etwas Bewegung in die Sache bringen. Aber ich war mir meiner Sache eigentlich recht sicher. Diese Stroemungskonstellation hat hier an dieser Stelle eigentlich immer noch funktioniert.

Da, es zuckte ploetzlich an der rechten Rute. Die Jungs starrten dorthin auf meinen Fingerzeig. “Hai”, meinte ich nur. Owen, das Geburtstagskind stand schon an der Rute bereit und wartete auf mein Kommando. “Jetzt!” und er kurbelte hart an und nahm sich die Rute aus dem Halter. Ich band ihm den Gimbal um, um ihm die Pumperei etwas zu erleichtern. Aber schnell wurde klar, dass das Geraet einfach zu schwer fuer ihn war und 100 m sind eine lange Strecke. Ich riet ihm die Rute wieder in den Halter zu stecken und dann zu kurbeln. Das ging viel besser. Der Fisch wehrte sich besser als erwartet und ich war mir gar nicht mehr so sicher ob es nicht vielleicht doch ein kleiner Butt war. Nach einer gefuehlten Ewigkeit hatte es Owen geschafft und ein stattlicher Dornhai tauchte unter dem Boot auf. Gar nicht enttaeuscht sondern total begeistert sahen die Jungs auf den Hai neben dem Boot und Owen wollte ihn unbedingt fuer ein Foto halten. Ich machte ihm vor, wie man einen Dornhai relativ sicher halten kann und dann praesentierte er stolz seinen Fang in Ians Richtung. Staunend strichen sie ueber die sandpapierraue Haut, befuehlten sie Dornen am Ruecken und besahen die scharfe Kauleiste im Maul. Dann ging der Hai wieder ins Wasser.

Das ist eben das Schoene wenn man Neulinge mit zum Meeresangeln nimmt; die sind noch total begeistert ueber alles was an den Haken geht und maulen nicht rum wenn die Fische nicht im Minutentakt und weniger als kapital ins Boot kommen. Eine Horde Haie schien sich nun am Platz aufzuhalten denn es knabberte nun staendig was an unseren Koedern. Der Vorteil der Lachsfetzen kam nun zum Vorschein denn die Haie schafften es nicht die Lachsfetzen mit der ledrigen Haut komplett vom Haken zu stehlen – im Gegensatz zu den Heringskoedern. Da wippte die linke Rute ploetzlich zweimal tief nach unten – das war ein Butt, kein Zweifel! Ich stand bereit und beobachtete die Rutenspitze die jetzt leicht gespannt still stand. Aber nur fuer 5 oder 6 Sekunden und dann riss es sie wieder brutal nach unten und ich kurbelte kraeftig dagegen. Die Rute blieb stark gekruemmt – der hing!

Alec, der 12 jaehrige Bruder von Owen stand schon aufgeregt hinter mir. Ich uebergab die Rute und montierte den Gimbal um seinen Bauch. Er war groesser als Owen und kam besser damit klar. Der Fisch riss sogar einige Male Schnur von der Rolle und ich machte sicher, dass die Bremse gut eingestellt war. Alec hatte gut zu tun mit dem Gegner und gewann anfangs nur sehr langsam Schnur zurueck. Nach und nach kam er in den Pumprhythmus und die Gegenwehr des Buttes liess nach. Wir feuerten ihn an und mit dem letzten Rest seiner jungen Kraft brachte er den Fisch endlich an die Oberflaeche. Das war ein ganz ordentlicher Butt – ich schaetzte um die 30 Pfund. Ich nahm vorsichtshalber die Harpune um dem Fisch habhaft zu werden. Die Jungs jubelten und tanzten vor Vergnuegen ueber den “Riesenfisch” fuer ihre Verhaeltnisse.

Als ich ihn vertaeut und erschlagen hatte, liess ich die Jungs den Fisch bewundern waehrend ich schnell wieder bekoederte und die Rute hinabliess. Kurz darauf riss es einmal heftig an der rechten Rute. Als ich hinzukam war allerdings nichts mehr zu sehen oder zu fuehlen. Ich zog leicht an und liess dann wieder zum Grund zurueck – eine Methode die einen lauerden Butt oftmals nochmal zum Anbiss reizt. Nicht diesen.

Die Stroemung hatte inzwischen umgschwungen und wir hatten vielleicht noch eine halbe Stunde bis sie zu stark werden wuerde. Ich musste schon immer mehr Schnur auslassen um die Koeder noch am Boden zu halten. Da riss es ploetzlich wieder an der rechten Rute und ich kurbelte gleich hart dagegen. Auch der hing! Nun war Owen wieder dran. Wir liessen die Rute gleich im Rutenhalter und er machte sich an die Arbeit. Der Butt war sichtlich kleiner, was Owen aber zugute kam. Es war trotzdem anstrengend genug fuer ihn und er war froh als er den Butt endlich in Sicht hatte. Fuer den vielleicht knapp 15 pfuendigen Butt reichte das Gaff und ich brachte den Fisch gleich in die Fischbox. Dort tobte er sich noch einen Moment aus bis ich ihn abschlagen konnte. Die Jungs staunten nicht schlecht was selbst so ein kleiner Butt fuer ein Radau machen kann. Mit einem lachenden “Happy Birthday” schuettelte ich Owen die Hand und gratulierte ihm zu seinem ersten Heilbutt. Er grinste von einem Ohr zum anderen!

Ich liess gar nicht mehr ein sondern packte das Heilbuttgeraet zusammen und schleppte den Anker hoch. Jetzt durft Ian mal ran und wand die 150 m Ankerleine ein. Dann fuhren wir zu den Riffs vor Race Rocks (Insel) um vielleicht noch ein paar Riffbewohner mit dem Pilker zu ueberlisten. Ich steuerte ein paar Untiefen vor dem Schongebiet an. Beide Jungs standen mit je einer Pilkrute bereit. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass die Stroemung schon zu stark war um in 40+ m Tiefe noch vernuenftig angeln zu koennen. Ich beschloss es in der Whirl Bay zu versuchen. Wir fuhren dicht an den Felsklippen von Race Rocks vorbei und bewunderten die riessigen Seeloewen die sich dort sonnten.

Eine interessante Untiefe vor der Whirl Bay entpuppte sich schnell als Koederfriedhof. Die Jungs hingen fast gleichzeitig am Riff fest und keine Tricks halfen mehr um die Pilker zu retten. Daraufhin steuerte ich die stroemungsgeschuetzte Seite von Church Rock Island an und ich hiess die Jungs vor den Krautbetten zu pilken. Alec brachte als erster einen stattlichen Black Rockfisch ins Boot. Nach ein paar kleineren stachligen Gesellen fand dann Owen auch noch einen brachbaren Black Rockfisch. Damit war der Fairness Genuege getan und wir packten sehr zufrieden ein. Waehrend der Rueckfahrt mussten die Jungs immer wieder in die Fischkiste schauen und staunten ueber ihren Fang. Sie waren begeistert und ich sah schon eine neue Anglergeneration heranreifen. So macht das Spass und so soll es sein! Ian bedankte sich fuer die erfolgreiche Tour und die Erfuellung von Owens heissem Geburtstagswunsch und auch dafuer, dass ich den Fang so professionell verteilt hatte: der grosse Bruder faengt den grossen Butt und Barsch, der kleine die selbe Art und Anzahl – aber eben ein bisschen kleiner!

Ich filetierte noch die Fische an der Marina und gab den Jungs und Ian dann eine Tuete mit locker 10-12 kg feinstem Filet mit. Strahlende Augen verabschiedeten sich von mir und seit diesem Tag bekomme ich fas taeglich SMS oder Emails von Alec wann wir denn mal wieder angeln gehen koennten…. Priceless!

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Hallo,

vor 3 Tagen war ich hier im Forum unterwegs um die Zeit ein wenig zu vertreiben und bin über deine Reportage gestolpert. Nun bin ich am Ende angekommen und muss sagen: Ganz großes Kino was du hier im Laufe der Zeit gepostet hast!

Ich habe jeden Beitrag gelesen und das ist einiges zusammenkommen an Worten die du verfasst hast. Ich habe mich öfter mal amüsiert und fast schon mitgefiebert. Du scheinst ein netter Zeitgenosse zu sein! Ich freue mich auf mehr und danke dir für den netten Zeitvertreib.

Gruß
Björn
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Gern geschehen, Bjoern! Ich wuenschte ich haette mehr Zeit zum angeln. Die Butte rappeln immer noch und bis Ende des Jahres koennen wir jetzt sogar 2 pro Tag mitnehmen. War aber auch recht stuermig die letzten Tage. Ich hoffe auf einen letzten Buttzug dieses Jahr und dann berichte ich sicher wieder. Cheers!
 
AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Ich hoffe auf einen letzten Buttzug dieses Jahr und dann berichte ich sicher wieder. Cheers!


Wir hoffen alle mit und auf einen weiteren der erstklasigen Berichte! :dankeschoen:
 
6.12.2014; Victoria

Es gibt immer mal wieder Momente da kommen alle Faktoren perfekt zusammen. Samstag, 6.12. war wieder einmal so ein Tag. Es ist gewiss keine Alltaeglichkeit wenn im Dezember perfekte Windbedingungen, Gezeiten und familiaere Freizeit an einem Wochenende zusammentreffen. Und wenn, dann gibt es kein Zoegern! Carl rief mich 9:00 Uhr morgens an und lud mich zu einem Heilbuttrip an Bord der neuen Jalopy ein – oder besser er brauchte einen bewaehrten Heilbuttguide nachdem sein letzter Trip mit unserem Freund Jerrod eine Nullnummer war und sich seine Familie abends mit Chips ohne Fish begnuegen musste.

Ich packte nur schnell eine Rute, meine Heilbuttkiste und ein paar alte Heringe fuer den Duftsack. Und natuerlich den unverzichtbaren Buttjuice. Die Gezeiten waren sehr gut von 11:00 Uhr bis 15:00 Uhr. 11:00 waren wir an der Rampe und um 11:20 liessen wir den Anker am Mudhole hinab. Ich konnte zwar an Carls GPS Plotter nicht ganz genau meine Lieblingsstelle ausmachen da sein aelteres Modell nicht so detaillierte Kontouren anzeigte, aber wir waren in der richtigen Gegend – das Mudhole ist nichts als ein grosses sandig-schlammig-kiesiges Plateau in 100 m Tiefe. Es kam da nicht auf Genauigkeit an. Wir landeten in 107 m Tiefe – das koennte eine gute Fitnesseinheit werden wenn viel los sein sollte!

Nur ein anderes Boot war in einiger Entfernung zu sehen. Absolut glattes Wasser und die Sonne blinzelte hier und da mal durch die Wolken. Perfekt! Schnell hatten wir den Duftsack versenkt und montierten 3 Ruten und Koeder. Wir bestueckten 2 Ruten am Heck mit Hering und eine am Bug mit Lachsfetzen. Dann machten wir es uns bequehm. Allerdings nicht fuer lange.

Nach 10 Minuten zuckelte die eine Heckrute los. Dornhaie! Das konnte ja heiter werden wenn diese Biester in Mengen vor Ort waren. Noch waehrend ich mich mit der Hairute beschaeftigte, ruckte die andere Heckrute kraeftig los. Carl war schnell dabei und versuchte den richtigen Moment zum Anschlagen zu finden. Der Fisch, offensichtlich ein Butt, saugte den Koeder wohl immer wieder ein und spukte ihn gleich wieder aus – anders konnten wir uns das periodische Rucken nicht erklaeren. Als die Rute sich wieder kraeftige verneigte, riss Carl die Rute aus dem Halter und ruckte an. Die Rute verbog sich tief und Carl fing an zu pumpen. Butt – keine Frage! Doch ploetzlich war der Widerstand weg. Schnell liess Carl den Koeder wieder zum Grund. Vielleicht kam der Butt ja wieder denn lange hatte er ja nicht am Haken gehangen und manchmal sind Heilbutte unglaublich gierig.

Sollte aber nicht sein – zumindest vorerst. Nach einer kurzen Weile holte ich auch diese Rute ein bestueckte neu mit Koeder. Nach einem weiteren Hai an der Bugrute, bekoederte ich neu mit Lachsfetzen. Ich war gerade wieder zurueck am Heck und beobachtete die naechste Haiattacke an einer der Heckruten als Carl ploetzlich nach vorn stuerzte. Da sah ich die Bugrutenspitze schon fast im Wasser verschwinden, die Rute zum Halbkreis gebogen. Der hing! Carl begann strahlend und bester Laune seine Schwerstarbeit. Damit es ihm etwas einfacher war, band ich ihm den Gimbalgurt um. Er stoehnte und aechszte schon nach der halben Distanz! Dann hatte er endlich den kleinen Butt oben. Standardgroesse fuer dieses Jahr – 15 Pfund. Gaff, Abschlagen, Ausbluten, Verpacken und weiter ging es.

Nach dem naechsten Hai an meiner Rute zog ich auch ein Stueck Lachsfetzen neben einem Hering auf. Lachshaut ist unheimlich zaeh und ueberlebt auch Haiattacken ganz gut. Es war kein Kinderspiel die Haie aus ueber 100 m am schweren Geschirr immer wieder hochzukurbeln. Aber das Wetter war klasse und wir genossen diese Gelegenheit, auch mit dem konstanten Haialarm. Da riss es ploetzlich heftig an meiner Rute – ich hatte gerade einen Augenblick meine Aufmerksamkeit woanders hingerichtet und sah den Biss daher wohl zu spaet. Als ich an der Rute ankam war wieder Ruhe. Ich liess die Rute stecken und wartete geduldig und nach einiger Zeit hob ich den Koeder sachte an und liess ihn wieder auf den Boden fallen. EInem Hai schien es zu gefallen und ich zog den Beifang etwas veraergert hoch.

Nach einer kurzen Verschnaufpause, die uns die Haie goennten und Carl und mir mal Zeit zum Plaudern gab, kam wohl der naechste Haischwarm an. Carl brachte die Bugrute ein und ich kurbelte gerade die linke Heckrute mit Haibestueckung hoch, als Carl mich auf ein Ruckeln an meiner Heckrute aufmerksam machte. Auch ein Hai. Der hing wohl von alleine was das nun unaufhoerliche Rutenspitzenwackeln anzeigte. “Lass den nur zappeln, ich kuemmere mich erst um diese Rute hier!” meinte ich zu Carl. Ich war noch nicht ganz am Boot mit dem Geschirr, dass ich hochkurbelte, als ich die andere zuckelnde Heckrutespitze ploetzlich Richtung Wasseroberflaeche verschwinden sah. Wie jetzt, doch kein Hai? Ich liess nun diese Rute los und sprang hinueber zur anderen und kurbelte hart in die Widerstand. Fish On, keine Frage!

Carl jauchzte und band nun mir den Gurt um und ich begann die harte Arbeit. Da war Gewicht dran und es war ein Butt wie die harten Stoesse andeuteten. Aber wie das mit dem minutenlangem Haibiss vorher zusammenhing? Wir sollten des Raetsels Loesung bald sehen. Endlich hatte ich mein Fang neben dem Boot und ein brauchbarer Butt tauchte auf. Aber nicht nur das – am zweiten Haken hing noch ein Hai! Doubleheader – zwei Fische an einem Vorfach! Carl gaffte gekonnt und der etwa 20 Pfund Butt mit dem Haifisch-Sidekick landete im Boot. Abklatschen, Fisch versorgen, Hai freilassen, Staunen, Lachen und Weiterangeln. Bis Mitte September waeren wir jetzt fertig gewesen: 2 Lizenzen – 2 Butte. Aber jetzt, bis 31.12. konnten wir 2 pro Tag mitnehmen da noch 200000 Pfund an Quote ungefangen blieb. Vielleicht ging ja noch mehr heute. Schien wieder mal so ein epic Zufallstag mit Carl zu sein!

Es dauerte wohl ungefaehr 20 Minuten bis sich meine Rute wieder zusammenfaltete und ich dahin stuerzte. Gleichzeitig fing ein ohrenbetaeubendes Piepen im Cockpit an. Etwas verdutzt und zoegernd kam ich an der Rute an – der Fisch hing, aber meine Aufmerksamkeit war abgelenkt. Carl murmelte etwas von Notruf. Dauerte ein paar Sekunden bis ich begriff, dass das nicht von uns kam sondern von einem anderen Boot in Seenot – ueber GPS/Funk. Ich schaute Carl fragend an waehrend ich den ruckenden Fisch an der Rute spuerte. Carl hoerte am Funk, dass die Kuestenwache unterwegs war und keine zusaetzliche Hilfe benoetigt wurde. Nun konzentrierte ich mich ganz auf den Fisch und fing zu pumpen an. Aber nach 1 Minute oder so war der Widerstand ploetzlich weg. Schade. Irgendwie hatte der Fisch wohl nicht richtig gehangen und meine Abgelenktheit hat wohl auch nicht gerade zum Erfolg beigetragen. Das haette schon Nummer 4 oder 5 sein koennen! Die Butte bissen wohl und waren am Platz, aber waren auch irgendwie vorsichtig heute. Manchmal stecken die Haken tief im Schlund, beide Butt heute hatten die Haken weit vorn im Maul. Und es musste heute Lachs zumindest mit am Haken sein, sonst gab es nur Hai.

Nachdem wir uns wieder mit dem einen und anderen Hai zu beschaeftigen hatten, wurde Carl auf die Bugrute aufmerksam. Ich winkte nur ab – Haialarm. Das Ruckeln sah haimaessig aus. Carl blieb aber bei der Rute und schlug ploetzlich an. “Hm, entweder grosser Hai oder kleiner Butt” meinte er. Ich hatte nicht viel Hoffnung und war daher ueberrascht als Carl nach einiger Zeit nach dem Gaff rief. Butt – Nummer 3 kam ins Boot. Wieder etwa 15 Pfund. Da schau einer an!

Es ging nun schon langsam dem Ende der fischbaren Gezeit zu – vielleicht hatten wir noch eine gute halbe Stunde – als ich wieder einen halbherzigen Biss an meiner Hering-Lachskombination sah. Der Hai riss ganz ordentlich am Koeder aber ich wollte ihm den Koeder aus dem Maul ziehen um mir vielleicht das Neubekoedern zu sparen – ich hob den Koeder hoch vom Grund – zu spaet – etwas hing schon dran. Aber Moment mal, da war sogar etwas kaempferisches zu spueren. Aber Butt fuehlte sich anders an. Mal sehen….

Nach schier endloser Zeit kam ein weisser Bauch nach oben – Carl sah mich fragend an. Ein Dorsch! Und ein ordentlicher noch dazu! Etwa 10 Pfund mit dickem Glubschaugen wegen der Tiefe! Na sowas nehme ich auch gerne mit! Man weiss halt nie aber das ist ja auch das tolle beim Angeln! Ich liess nochmal das neubestueckte Geschirr nach unten, wurde aber nicht mehr belohnt. Im Gegenteil. Die nun unter das Boot ziehende staerker werdende Stroemung trieb mein Koeder – mit einem Hai dran - in das Downriggerkabel mit dem Duftsack. Mit viel Muehe konnte ich das Geschirr/Haigeflecht bis in Sichtweite hochkurbeln bis ploetzlich die Hauptschnur, durch den Abrieb am Stahlkabel beschaedigt, riss und alles zum Meeresboden absank.

Es war nun auch Zeit zum Aufbruch. Wir packten sehr zufrieden zusammen und dampften heim. Am Schlachttisch begegneten wir anderen erfolgreichen Anglern mit schoenen Winterlachsen bis 15 Pfund und einem Spezie der 2 Butte unserer Kategorie auspackte und dann noch einen Butt fuer den 2 Mann zum Transport gebraucht wurden. Ich schaetze mal 70-80 Pfund. So einen will ich auch mal wieder!

EIn frohes Fest Euch allen! Vielleicht gibt’s ja sogar noch den einen oder anderen Weihnachtsfisch!

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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Hi Christoph,
wieder mal ein schöner Bericht :applaus: Bei dieser Jahreszeit bei uns liest man doch immer wieder gerne von guten Fängen. Und wenn Bilder dabei sind, umso besser.

Meine Reiseroute BC fürs nächstes Jahr ist fast fertig. Ich schick sie dir in den nächsten Tagen mal zu. Das mit deinem Wunschbutt machen wir dann im nächsten Jahr, wenn wir dich besuchen:)

Viele Grüße
Jochen
 
18.8.2015; Victoria

Hier ein Bericht von meinem ersten Angeltrip im Heimrevier nach unserem Port Hardy Erlebnis. Letzten Dienstag waren gute Heilbuttgezeiten, kein Wind und die Moeglichkeit mir den Tag auf Arbeit freizuschaufeln. Meine Schwiegermutter war aus Deutschland zu Besuch und ich wollte sie mitnehmen. Sie hat zwar mit Angeln nichts weiter am Hut aber fuer eine Bootstour bei schoenem Wetter war sie immer mal wieder zu haben. Letzten Dienstag schien perfekt dafuer!

Wir slippten in Pedder Bay Marina und fuhren ueber das spiegelglatte Wasser Richtung Constance Bank. Es ebbte den Morgen ueber leicht und ich suchte mir die Stromabseite der Bank, wo die Butte hoffentlich liegen und herumkreuzen wuerden um allerlei von der Bank heruntergespueltes Futter auszulesen.

Noch unterwegs sah ich auf einmal Walflossen vor uns auftauchen. Wir pirschten uns dichter heran und schalteten dann den Motor ab. Eine Gruppe Orcas kam direkt auf uns zu; vielleicht 6 oder 7 und ein Baby war auch dabei das sich immer mal wieder an der Oberflaeche waelzte und spielte. Tolle Show, besonders fuer meine Schwiegermutter. Nur 5 Minuten weiter waren wir an meiner angepeilten Heilbuttstelle. Waehrend Schwiegermutter weiter nach den Walen sah, machte ich das Geraet klar, liess den Duftsack ein und nahm dann die Warteposition ein. Ein herrlicher, sonniger, windstiller Tag!

Auf einmal hoerte man Schnaufen. Diesmal tauchte ein Buckelwal unweit des Bootes auf. Da musste wohl eine Menge Futter hier sein, wenn sich so eine Menge Wale versammelt. Schon mal kein schlechtes Zeichen und ausserdem eine tolle Show fuer die Mutter! Die Stroemung nahm schon nach einer kurzen Weile ordentlich zu – mehr als ich erwartet hatte. Manchmal sind die Stroemungstabellen eben auch nicht super genau. Weil wir auch ein paar Lachse springen sahen, montierte ich eine Lachsrute an der Mitte des Hecks mit einem Schleppblinker. Man weiss ja nie!

Ein kleines Zuppeln an der rechten Buttrute liess mich aufpassen. Als nichts mehr passierte, kurbelte ich ein um den Koeder zu kontrollieren. War doch ein kleiner Ratfish (Meerkatze) dran! Schwiegermutter fand das Tier sehr interessant; ich war gespannt ob die Theorie von der Ratfish-Heilbuttsymbiose wieder klappte. 10 Minuten spaeter werkelte ich gerade an der Lachsrute herum als ich die rechte Buttrute in die Knie gehen sah. Schnell griff ich hin und gab noch paar Kurbelumdrehungen dazu um sicherzugehen, dass der Haken einsank. Der hing! Ich nahm die Rute aus dem Halter und schob sie in den Gimbal, den ich vorsichtshalber schon umgeschnallt hatte. Oha, der ging ab – das war ein richtiger Butt! Er zog unaufhaltsam ein Stueck Schnur von der Rolle und haemmerte kraeftig los. Ist eine Weile her, dass ich einen so starken Butt am Wickel hatte!

3 oder 4 Mal hatte ich ihn 10 – 20 m hoch vom Grund und immer wieder riss er Schnur ab bis er wieder am Grund zurueck war. Schwiegermutter hatte sich gerade zu einem Nickerchen hingelegt – ich rief nach ihr und erklaerte, dass ich Hilfe braeuchte. Sie holte die Lachsrute ein und machte die Harpune klar.

Inzwischen bekam ich den Burschen langsam nach oben. Die Stroemung hatte das Downriggerkabel etwas schraeg nach hinten gezogen und ich hatte etwas Bammel der Fisch koennte daherumschwimmen. Ich haette besser den Rigger sofort hochgezogen und dieses Hindernis damit beseitigt. Zu spaet jetzt, ich wollte nicht riskieren, die Schnur vom Kabel durchgesaegt zu bekommen, falls Kabel und Schnur sich schon beruehrten. Dann war er da, ein schoener Butt, groesser als ich ihn seit 2 Jahren gefangen hatte! Wo war der in Port Hardy gewesen?

Es war noch etwas schwierig den Butt am Downriggerkabel vorbeizumanoevrieren. Dann musste Schwiegermutter die Rute halten und ich stiess mit der Harpune zu. Alles lief glatt und ich konnte den Burschen am Boot vertaeuen und ausbluten lassen. Klasse! Wir freuten uns ueber den Erfolg! Das war eine Menge Fleisch – fast 50 Pfund der Butt! Damit waren wir fertig mit Heilbuttangeln und ich packte langsam alles zusammen. Da wir aber erst 1,5 Stunden draussen gewesen waren, wollten wir noch nicht zurueck sondern noch auf Lachs probieren – nur zum Spass, catch & release.

Dazu fuhren wir am Race Rock mit seiner Seeloewenkolonie vorbei zu den Bedford Islands vor der Becher Bay. Eine Dreiviertelstunde tat sich gar nichts, nicht mal ein Pink. Dann sah ich an der Nootka-Blinkerrute ein leichtes Rucken und schnappte mir die Rute und schlug an. Whoohooo, sofort wurde mir der Rollengriff aus den Fingern gerissen und die Schnur flog nur so davon. Natuerlich gab ich Schwiegermutter die Rute – sie sollte mal einen Grosslachs drillen. Ich erklaerte ihr schnell das Einmaleins eines Grossfischdrills und sie hielt sich wirklich tapfer. Der Fisch sausste hierhin und dorthin und legte einige spektakulaere Fluchten hin. Ich rechnete jede Sekunde mit dem Verlust des Fisches. War ja egal, der wuerde ja eh wieder freigelassen – waere aber trotzdem schoen wenn wir ihn mal wenigstens zu sehen bekaemen.

Und er tat uns den Gefallen; eine grosse Schwanzflosse tauchte nach einiger Zeit 10 m hinter dem Boot auf und gab gleich wieder Dampf. Irgendwann wurde er dann muede und Mutter bekam ihn in Bootsnaehe. Wow, das war ein Brocken! Sie zog ihn das erste Mal dicht ans Boot – nee, das gefiel ihm nicht und zack war er wieder tief unter dem Boot. Dann kam er auf der anderen Bootseite wieder hoch; jetzt konnten wir diesen Prachtburschen schoen sehen – mitte 20 Pfund, sicher! Jetzt wollte ich ihn auch keschern um ein schoenes Foto mit Schwiegermutter zu kriegen; nicht jeder hat in seinen 70gern noch einen 23-24 pfuendigen Lachs besiegt!

Ich stand mit dem Kescher bereit; der Fisch noch nicht ganz ein Reichweite mit dem Kopf zum Boot. Ich rief “Trete einen Schritt zurueck und zieh!!” Sie versuchte aber der Fisch straeubte sich, riss den Rachen auf und schuettelte wild den Kopf hin und her und…..schwupps, kam mir der Flasher und Blinker entgegengeflogen und der Fisch drehte langsam ab und verschwand in der Tiefe. Ach so dicht dran! Aber macht nichts! Bis auf das Siegerfoto hatten wir alles von dem Fisch bekommen was man sich wuenschen kann! Hatte Schwiegermutter klasse gemacht, sie war ganz erschoepft!

Wir drehten noch eine Runde an der Stelle und fuhren dann sehr zufrieden zurueck. Ein herrlicher Tag auf dem Wasser, mit toller Walshow und endlich wieder mal einen grossen Butt! Und einen Grosslachsdrill noch obendrein. Mehr kann man sich ja kaum noch wuenschen!

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AW: Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Danke für den sympathisch geschriebenen Bericht und die beeindruckenden Fotos. War bestimmt nicht nur für Schwiegermutter ein tolles Erlebnis, sondern auch für Dich, sie so zu erleben.

Petri

Hans
 
6.9.2015; Victoria

Am letzten Sonntag ging es also auf Heilbutt. Weil es bei mir diese Saison wohl anscheinend wieder nicht mit einem Tyee klappen sollte, schielte ich hoffnungsvoll auf einen Grossbutt. Zwar hatte ich dieses Jahr wieder einige Heilies auf die Schuppen gelegt und mit dem kuerzlichen 50 Pfuender auch keine schlechten, aber ein Drill mit einem ueber 100 Pfuender waere auch mal was. Den muesste man allerdings laut geltender Regeln wieder freilassen – was mir auch nicht weiter schwerfallen sollte da die Familienkueltruhe schon gut versorgt war. Es ging nur um persoenliche Rekorde – der liegt bei mir bei 78 Pfund und ist schon etliche Jahre alt. Ich hatte meinem Freund Claude schon mal bei der Landung eines 108 Pfuenders geholfen – ich wusste also um was es ging!

Dave, sein Sohn Nathan und auch mein Sohn Ricardo kamen mit. Der Tag sollte eine ausserordentliche Herausforderung werden. So ziemlich nichts lief so wie es sollte. Trotz mehrfacher Konsultierung mehrerer Windvoraussagen, die alle Windstille andeuteten, bekamen wir es direkt vor der Pedder Bay mit ordentlichem Seegang zu tun. Wir dachten erst es muesse von einer Reststroemung sein und sich bald legen aber je weiter raus wir fuhren, desto unangenehmer wurde der Wellengang. Mit meinem alten Boot waere ich schon wieder umgekehrt.

Auf der Constance Bank endlich angekommen, sah es nicht besser aus – 1.5 m Wellen mit einer unangenehmen Frequenz. Da wir immer noch auf Besserung hofften, warfen wir trotzdem den Anker. Es sollte 11 Uhr Stroemungsstillstand sein und von da an leicht ebben. Das ist die Konstellation die fuer mich auf der Westseite der Bank fuer Heilbutte normalerweise funktioniert. Seltsamerweise flutete es noch so hart, dass die Ankerboje voll unter Wasser gezogen wurde. Unter solchen Bedingungen hatte das tiefe Grundangeln keinen Zweck – es musste 2 Knoten oder mehr stroemen. So holten wir den Anker wieder ein und fuhren weiter auf die Bank und schleppten eine halbe Stunde auf Lachs. Dave erwischte sogar einen kleineren Chinook und ich verpasste noch einen guten Biss.

Dann sahen wir 2 andere Boote in der Gegend ankern und nahmen an, dass die Stroemung nun besser war. War sie auch wenn auch immer noch stark. Sehr komisch! Die Wellen bekamen wir nun seitwaerts was das Boot schwer rollen liess. Keine gemuetlichen Bedingungen. Als wir 2 Ruten bekoedert und im Wasser hatten, machten wir es uns so bequehm wie moeglich. Beim ersten Koedercheck hing ich im Downriggerkabel, an dem der Duftsack hing. Es stellte sich heraus, dass eine Unterstroemung herrschte die das Stahlkabel des Riggers diagonal unter und hinter das Boot zog. Wenn ich also meine Rute zu nah am Boot einliess, schwirrte das Geschirr unweigerlich in das Kabel. Ich musste also das schwere Zeug regelrecht auswerfen. Sollten wir einen Fisch bekommen, mussten wir hoellisch aufpassen. In Port Hardy hatten wir erlebt was passiert wenn ein Butt die Hauptschnur um das Riggerkabel verwickelt.

Durch die immer noch starke Stroemung wurden unsere Koeder sehr weit vom Boot abgetrieben – ich konnte an meiner trotz geflochtener Schnur kaum Bodenkontakt fuehlen. Ich hatte kein sehr gutes Gefuehl bei diesen Bedingungen. Nach einer Stunde meinte ich ein paar kleine Rucke an meiner Rute gesehen zu haben. Als weiter nichts passierte, holte ich nach einer Weile ein. Es war ploetzlich schwer und ich meinte sogar ein paar Rucke zu verspueren. Dann hoerten man das Schleifgeraeusch am Downriggerkabel. Gibt’s doch nicht, schon wieder! Ich drueckte den Riggerhochholknopf und als der Motor alles was auch immer da unten am Kabel hing heraufholen wollte, merkte ich wieder harte Stoesse in der Rute. Ich hielt den Downrigger wieder an und meinte ernsthaft zu Dave, dass da ein Fisch am Haken hing. Vorsichtig hievte ich Meter um Meter hoch bis Dave die Stelle erreichen konnte wo die Angelschnur um das Stahlkabel gewickelt war. Schnell fuehrten wir die Rute zweimal um das Kabel herum und ich war endlich frei. Dave holte den Rigger nun komplett hoch.

Ich konnte nun deutlich die Kopfstoesse eines ordentlichen Fisches spueren. Das war kein Hai oder anderes Gemuese, das war ein Butt. Dann kam er in Sicht – ein feiner Butt mitte 30 Pfund! Dave stach mit der Harpune zu und der Fisch war sicher! Ha, etwas chaotisch und unkonventionell aber wir hatten es geschafft! Wir schuettelten nur den Kopf! Ich untersuchte meine Schnur auf etwaige Schaeden vom Kabelkontakt und dann ging es weiter.

Nach einer Weile sah ich meine Rute beim rythmischen Rucken im Wellengang anhalten, zwei, drei kraeftige Rucke – ich tippte die Kinder an – “schaut hin, Buttbiss!” und ploetzlich war die Rute krumm und Schnur zog von der Rolle. Ich sprang hinzu und kurbelte noch ein paar Mal hart hinein bis die Rute voll gespannt war – der hing! Da die Kinder von der Schaukelei etwas beeindruckt waren, und unter solchen Bedingungen wohl keinen Butt drillen wollten, schnappte ich mir wieder die Rute, steckte das Rutenende in den Gimbal und drillte meinen zweiten Butt heute. Und was fuer ein Drill. Kaum hatte ich den Fisch 20-30 m hochgekurbelt, riss er unaufhaltsam Schnur ab bis er wieder am Boden war. Das ging 3-4 Male so und wir debatierten schon ob das mein neuer Rekordbutt sein koennte. Es war jedenfalls ewig her, dass ich so einen starken Gegner am anderen Ende bekaempft hatte.

Der Fisch musste nun schon in hoeheren Gefilden sein aber ich musste eine kurze Kurbelpause einlegen um meine Finger fuer einen Moment etwas zu entkrampfen – der Drill waehrte wohl schon 15 Minuten – diese Pause nutzte der Fisch um wieder eine Flucht nach unten hinzulegen und waehrend also Schnur abzog ruckte es kurz und ploetzlich wurde die Schnur schlapp. Oh nein! Gibt’s doch nicht! Ich liess das Geschirr schnell noch mal nach unten denn vielleicht gab’s noch eine kleine Chance dass der Bursche beim Abtauchen nochmal zugriff. Aber er hatte wohl genug und verzog sich schnell. Wenn ein Butt kurz nach dem Biss und sogar nach einer kurzen Drillzeit aussteigt, konnte man viele nochmal zu einem zweiten Biss ueberreden. Der hier war wohl gut gewarnt nach der Tortur.

Enttaeuscht schauten wir uns alle an. Was fuer eine Platte mag das wohl gewesen sein? Ich war erstmal selber platt und ruhte mich aus. Wir angelten noch eine gute Stunde weiter ohne weiteres Geschehen. Dann machten wir Schluss und fuhren mit einem Angelerlebnis mehr im Lebenslauf zurueck. Wellengang, Gezeiten und Grossfisch waren nicht sehr kooperativ gewesen. Aber wir waren mit dem 35 Pfuender zufrieden und Dave bekam ein grossen Teil des Fisches fuer seine Familienfeste mit. Morgen war fuer ‘ne Weile die letzte Chance auf Grossfisch. Nach dem heutigen Erlebnis wollte ich auch nochmal Heilbutt versuchen.

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24.7.2016, Port Hardy, Tag 1

Die langersehnte Angelpause von Arbeit und Hausrenos war nun endlich da! Ihr kennt das ja auch mit Norwegen und anderen Angeltrips auf die man sich schon Monate vorher freut, auf die man sich geistig und angeltechnisch schon lange vorbereitet und auf die man so lange hinfiebert. Ja, auch wenn man hier Lachs- und Heilbuttangeln direkt vor der Tuere hat, freut man sich darauf mal was Anderes zu sehen und zu beangeln.


Wir waren dieses Jahr wieder nur 2 Boote da unser Freund Jerrod aus beruflichen Gruenden kurzfristig absagen musste. Carl sollte Glenn und seinen Sohn Cody mitnehmen und ich bekam Dave, Ross und meinen jungen Angelfreund Alec mit auf’s Boot. Das Wetter wuerde nicht so tropisch wie letztes Jahr werden; das war schon klar, aber wir hofften, dass der Wind wieder mitspielte und uns vielleicht einen Tag offshore fischen liess. Natuerlich traeumten wir alle von riesigen Lachsen – alle in der Tyee-Klasse, dicken Butten und zaehnestarrenden Lingcod-Monster. Auch auf grosse Cohos hofften wir, hatten wir doch letztes Jahr einige in der 13-15 Pfund Klasse erwischt. Cohos scheint es dieses Jahr bei uns im Sueden fast keine zu geben oder sie sind sehr spaet dran. Ueberhaupt ist 2016 kein besonders gutes Lachsjahr bisher. Die Angelcenter an der Westkueste und der Ostkueste der Insel berichten alle von langen, zaehen Angeltagen mit sehr ueberschaubaren Resultaten. Die Windverhaeltnisse liessen nur hin und wieder mal ein Fenster fuer weite Offshore-Touren, aber wenn dann konnten dort gute Faenge gemacht werden. Ob das natuerlich die schmerzlich erwarteten lokale Lachse waren, die nur von besseren Fressgelegenheiten offshore Gebrauch machten, oder ob das nur vorbeiziehende Ami-Lachse waren – das kann keiner mit Sicherheit sagen. Wir hofften jedenfalls das die Lachse nur spaet dran waren und wir sie dann daher an der Nordspitze der Insel aufspueren wuerden.


Am ersten Morgen ging es sehr frueh raus. Es war noch dunkel als ich vom Wecker angeklingelt wurde. Aber wir waren alle heiss und daher schnell auf den Beinen. Ein kurzes Power-Fruehstueck, die Futterpakete eingepackt und ab auf die Boote. Carl’s Mannschaft war etwas traeger und so langten wir etwas frueher am ersten Punkt an. Drei Ruten wurden an den 2 Downriggern eingesetzt mit den unterschiedlichsten Koedern. Man musste ja erst einmal ausfuehlen was die Fische hier diesmal mochten. Es dauerte nicht lange und Alec’s Rute machte Alarm. Er war auf Zack und schlug an und hatte gleich einen guten Gegner am Band. Ein paar Mal musste er die Rolle freigeben und etwas Schnur nachgeben. Bald brachte er einen strammen Coho neben das Boot wo der Fisch nochmal verrueckt spielte und sich aus dem Wasser katapultierte. Dave stellte nochmal klar, dass man hier einen unmarkierten Coho pro Tag behalten konnte. So sackte ich den etwa 9 pfuendigen Coho ein bevor er sich doch noch loswinden konnte. Der Anfang war gemacht, der Schneider vermieden nach nichtmal 10 Minuten! Die Hoffnungen blieben hoch.


Auch Ross und Daves Ruten fanden bald Abnehmer – Pinks! Zwar waren wir generell nicht sehr scharf auf eine endlose Pinkshow aber wir brauchten ein paar Lachsstuecke fuer Heilbuttkoeder und Duftsack und so durften 2 dieser quirrligen Gesellen zum Coho in die Fischbox. Dann kam Carls Boot und gesellte sich zu den mitlerweile 10 anderen Booten um den Duval Point. Nach einer Stunde und nur noch dem einen oder anderen Pink, beschlossen wir eine Inselkette weiter unser Grosslachsglueck zu versuchen.


Dave hatte gerade seine mit Koederfisch bestueckte Rute hinabgelassen und sich umgedreht, als Alec schon aufgeregt auf seine wippende Rutenspitze zeigte. Dave hechtete zur Rute, riss sie heraus und ruckte an. Yup, der hing! An seiner nedelaehnlich-weichen Rute sah jeder Fisch aus wie ein Riese – der hier zog auch ganz ordentlich. Konnte aber kein Kapitaler sein, Schnur geben musste Dave gar nicht. Wir liessen sogar noch die anderen beiden Ruten drin und dachten Dave koennte seinen mittelpraechtigen Lachs leicht daran vorbeidirigieren. Aber als Dave den Fisch hinter dem Boot hatte, ging der Tanz erst richtig los. Ganz so klein war der Chinook naemlich nicht – so um die 10 Pfund und nun war es zu spaet die Ruten noch einzuholen. Ross hatte sich den Kescher geschnappt, konnte den Fisch aber zwischen Ruten und Downriggerkabeln nie richtig erwischen. Es war schon lustig anzusehen, was der Lachs in ein paar Minuten fuer ein Chaos anrichten kann. Endlich hatte Ross ihn eingesackt. Mitnehmen oder nicht? Jeder Lizenzbesitzer konnte 4 Chinooks auf dem ganzen Trip mit nach Hause nehmen. Offensichtlich wuerden wir alle mehrere 20 und 30 Pfuender fangen und mitnehmen also kann man ja am Morgen des ersten Tages keinen 10 Pfuender behalten! Allerdings wollten wir ja auch mal ein Fischessen machen fuer die ganze Belegschaft und dieser Lachs hatte genau die richtigen Masse dafuer. Also ging er mit!


Wir kreisten nun unermuedlich um die Fangstelle. Auch die Jalopy, Carls Boot gesellte sich dazu. Nichts, aber auch gar nichts ging mehr. Wir suchten die ganze Inselkette nach Lachsen ab. Wir fanden riesige Futterfischschwaerme aber keine Raeuber herum. Oder sie bissen nicht. Wir versuchten es aggressiv dicht ueber Grund und hakten ein paar kleine Felsenbarsche. Aber Silber gab es nicht. Dave fing sogar etwas was er sich nie hatte traeumen lassen; ein Adler kam von den Baumwipfeln herab und griff sich kurz hinter unserem Boot den an der Overflaeche ruhenden Flasher waeren Dave umkoederte. Der Adler ergriff den Flasher und flog auf und um ein Haar haette Dave seine ganze Rute eingebuest denn er hatte ueberhaupt dich darauf geachtet und die Rute nur lose zwischen die Beine geklemmt. Der Ausdruck seiner Augen war koestlich als es ploetzlich an seiner Rute riss, er blitzschnell zugriff, gar nicht verstand was los war – dachte wohl ein Fisch haette sich den Koeder an der Oberflaeche geschnappt, aber dann zeigte die Schnur steil in die Luft und die Rolle kreischte los wie besessen. Bis er begriff das ein Adler mit seinem Geschirr abmarschierte – es schien eine Ewigkeit! Wir johlten vor Vergnuegen. Nach paar Sekunden kam dem Adler das Ganze wohl Spanisch vor und er liess das dumme glitzernde Plastikteil fallen. Dave war froh sein Geraet ohne Verluste wieder zurueckzuhaben. So was hatten noch keiner von uns erlebt! Adlerdrill!


Lachse waren den ganzen Tag Fehlanzeige. Als wir mitte Nachmittag zum Resort zurueckkamen, waren wir nicht nur die einzigen mit langen Gesichtern. Mit unserem Coho, 2 Pinks und einem halbstarken Chinook waren wir noch ueberdurchschnittlich ausgestatten. Carl hatte nur 2 Pinks und andere gar kein Silber. Wo waren nur die Chinooks and Cohos?

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25.7.2016; Port Hardy, Tag 2

Um uns wieder etwas aufzubauen, zog ein paar Runden durch das Resort und sprach mit dem Resortbesitzer, der jahrzehntelang in Hardy Berufsfischer war, und auch mit anderen erfahrenen Gaesten. Er kam mit der Ueberzeugung zurueck, wir muessten durch die ganze Inselwelt zur Festlandskueste. Dort waeren einige gute Chinooks gefangen worden. Squidimitate waeren angeblich das Ticket. Die Windvorhersage sah gut aus um diese ca. einstuendige Tour zum Festland zu machen. Nur mussten wir am Nachmittag rechtzeitig die 2 groesseren Wasserstrassen manoevriert haben wo e smit einsetzender Ebbe und aufkommenden Foenwind zu Verwerfungen kommen wuerde.


Wieder krochen wir motiviert super frueh aus den Kojen und bereiteten uns fuer einen langen Tag auf dem Boot vor. Kein Wind aber Nebelbaenke zogen am Horizont zum Festland hin auf. Diesmal war die Jalopy crew auch puenktlich wach und ich liess Carl mit dem Radar vorfahren. Es war eine angenehme Fahrt durch die schier endlose Inselwelt die wie eine Maerchenwelt aus dem mal dicker mal weniger dicken Nebel auftauchte. Nach reichlich 50 Minuten waren wir am Ziel – den Jeanette Point am Festland. Hier hatten wir letztes Jahr ein paar schoene Cohos und paar Pinks gefangen. Nicht weit davon hatten wir auch eine geeignete Stelle fuer Heilbutt und Lingcods entdeckt. Jetzt sollten hier also Chinooks ihr Unwesen treiben. Mal sehen!


Wir setzten wieder 3 Ruten ein um das ganze Tiefenspektrum abzudecken. Um die Felsspitze am Point war das Wasser noch bis zu 20 m tief wenn die Rutenspitzen schon fast die Felsen kratzten. Dann fiel es schnell auf ueber 50 m ab. Das Echolot war voll von vielversprechenden Signalen und Futterschwaermen. Was das wohl fuer Koederschwaerme waren? Squids? Heringe? Carl konnte e suns bald ueber Funk sagen – sie hatten einen 35 cm langen Hering am Blinker gefangen! Haette ich bloss mal mein Heringspaternoster mitgebracht!


Wir zogen Runde um Runde um den Point und in die umlegenden Buchten. Nichts. Als die beste Zeit anbrach, der Umschwung von Flut auf Ebbe, kamen einige Guide-Boote hinzu. Auch diese fingen nichts und zogen bald weiter noerdlich die Kueste hoch. Es kann doch nicht sein, dass hier kein Lachs lebt und frisst! Ich spaehte am Plotter eine enge Passage zwischen einigen Inseln heraus, durch die mal hindurchschleppen konnte und die ein gutes Versteck vor der Ebbstroemung war. Ich hiess meine Crew die Ruten bis auf 20 m hochzuholen und wagte dann die Passage. Da! Eine Rute loeste aus, gegenueber fing die 2. Rute an zu ruckeln und um das Chaos perfekt zu machen zog die dritte Rute auch noch ab. Elektrifiziert und beinahe erloest sprangen Ross, Dave und Alec zu den Rute und stolperten dabei fast ueber sich gegenseitig. War das der Moment in dem der Knoten platzte? Schnell war klar – NEIN – keine Lachse! Wir waren ueber eine Gruppe Felsenbarsche gefahren und die fanden unsere Koeder lecker. Fette, stramme Burschen und einer blieb in der Kiste haengen, aber nicht auf was wir so fiebernd gehofft hatten.


Als wir aus der Passage herauskamen, befanden wir uns hinter einer Insel genau im Stroemungsschatten der Ebbstroemung. Wenn ich ein heimwaerts wandernder Lachs waere und nicht von der Ebbe wieder auf den offenen Pazifik hinausgezogen werden wollte, wuerde ich an dieser Stelle ausharren. Futterschwaerme schienen sich da auch aufzuhalten – da musste doch was gehen! Die erste Runde in der Kehrstroemung – die tiefe Rute loeste ploetzlich aus. Das war Alec’s Rute und er war gleich dabei. Das war kein Barsch; der Fisch wehrte sich kraeftig und bog Alecs Rute ordentlich durch. Coho? Wir machten die eine Seite klar zur Landung denn was immer es war, es ging in die Kiste! Vorsichtig, um den Fisch ja nicht noch zu verlieren, brachte Alec den Fisch endlich zum Boot. Ein strammer 8-9 Pfuender schluepfte ins Netz und als Ross ihn ins Boot hievte, staunten wir nicht schlecht ueber einen fetten Pink! Wow, das war einer der groessten Pinks den ich dieses Jahr gesehen hatte.


Nun waren wir wieder motiviert! Ein Pink kam nicht allein und wo Pinks Zuflucht fanden, mussten doch auch andere Lachsarten zu finden sein. So drehten wir Kreis auf Kreis hinter der Insel, mit Koeder flach und tief. Gingen wir zu dicht ueber Grund nahmen Felsenbarsche unsere Koeder an. Aber kein weiterer Lachs schien interessiert oder vorhanden. Carl steuerte seine Jalopy gerade weiter draussen genau am Stroemungssaum halb im Nebel. Wir sahen ihn ploetzlich in seiner typischen Manier aufspringen und die Rute herausreissen. Aha, Fish on! Nun verfolgten wir ein tolles Spektakel im Nebelspuk. Carl war an einem guten Fisch wenn man der Rutenkruemmung glauben konnte. Aber dann war der Fisch schon ploetzlich am Boot den wir sahen den Flasher auftauchen und Glenn zum Kescher hasten. Aber weit gefehlt! Der Fisch wollte sich wohl nur mal kurz seinem Gegner vorstellen und ging dann auf Angriff ueber! Unter dem Boot durch sodass Carl um seine Motoren mit der Rute tief im Wasser reichen musste; ploetzlich stand er auf dem Vorderdeck und drillte von dort. Gebannt verfolgten wir das Schauspiel – doch immer noch hoffend, dass eine unserer Rute den Bruder dieses Fisches dort abfassen wuerde.


Zu Carls Leidwesen hatte sich sein Gegner auf Nahkampf um das Boot herum eingstellt was die erfolgreiche Landung so unendlich viel schwieriger macht. Glenn sah ein paar Mal einen Bruchteil einer Sekunden eine Chance mit dem Kescher zuzulangen aber ging jedes Mal wieder leer aus – der Fisch war zu tief oder blitzschnell wieder weg. Nach etwa 15 Minuten, als wir schon ueber einen Kilometer von der Fangstelle abgetrieben waren, gelang Glenn dann endlich die Landung. Ein mehrstimmiger Siegesruf und hochgereckte Arme zeugten von der Erleichterung auf der Jalopy. Ein freudestrahlender Carl hielt uns einen wunderschoenen kapitalen Chinook hoch – um die 30 Pfund schaetzten wir alle. Wir beglueckwuenschten die Jungs und machten uns wieder motiviert zur Stelle zurueck. Da konnte doch nicht nur einer davon gewesen sein! Stunde um Stunde durchpluegten wir die Gegend – NICHTS! Auch die Jalopy konnte keinen Zauber mehr vollbringen.


Als die Ebbe langsam nachliess, beschlossen wir auf Grundfisch umzuschalten. Carl suchte sich eine Stelle zum Ankern, wir wollten lieber etwas driften. Ich montierte einen monstroesen Gummifisch – auf den beisst nu rein Grossling oder Grossbutt. Wir klopften ein paar Unterwasserberge und Riffe im 20-30 m Bereich ab. Ich sass vorn am Bug und verbuchte ein paar Anfasser an meinem Gummimonster aber haengen blieb leider nichts. Wahrscheinlich nur halbstarke Barsche und Lings – ich konnte die Bisspuren am Gummi sehen. Hinten im Boot kamen ein paar Barsche und untermassige Lings kurz hoch und wieder zurueck. Carl vermeldete auch noch keine zaehlbaren Erfolge weiter draussen.


Wir fuhren zur selben Bank hinaus wo Carl verankert auf Fisch hoffte; aber wir drifteten. Leider buessten wie wir auch ein paar Koeder ein bis Ross’ Rute ploetzlich flitze-krumm war. Aha, das war was Besseres! Der Fisch nahm paar Mal stossartig Schnur – das konnte nur ein guter Lingcod oder Heilbutt sein. Ross hatte Spass endlich mal einen Fisch zu drillen und genoss die ganzen 70 vertikalen Meter. Als wir uns alle auf die Landung eines Grossfisches fertig machten, kam die Ernuechtuerung – Ross hatte einen halbstarken Ling an der Schwanzflosse gehakt. Er hatte das Mass aber war kaum 10 Pfund schwer. Was soll man da sagen!


Nach einer Weile mit nicht mehr als paar kleineren Grundbewohnern, beschlossen wir unser beruehmtes Ling-Riff vom letzten Jahr zu besuchen. Wenn nichts weiter ging, dort mussten wir Erfolg haben. Dort hatte Jerrod letztes Jahr seinen 50 Pfund Lingrekord gefangen und ich meinen auf 30 Pfund hochgeschraubt und etliche andere in der 15-25 Pfund Klasse hatten dran glauben muessen. Da muessten doch ein paar neue Brocken nachgewandert sein, dachten wir.


Wir liessen Carl ueber Funk wissen wo wir zu finden waeren und duesten los. Nach 20 Minuten waren wir am Ort und 3 Pilkruten gingen in Aktion. Dave’s Rute ging ploetzlich in ein Kreisbogen ueber und er stoehnte gluecklich – Oh ja! Ha, das Riff enttaeuscht eben nicht! Ein kurzes aber heftiges Tauziehen begann, dass das Geschirr bis auf das Auesserste forderte. Dann kame in zaehnestarrender Rachen herauf und ich schlug das Gaff in den Kopf. Was fuer ein Brocken! Ich hievte das Vieh an Bord und Ross und Alec sprangen entsetzt zur Seite als das Monster vor ihre Fuesse fiel. Dave war happy und erledigte das Tier. Die Jalopy kam gerade herangebraust und sie johlten uns ihre Anerkennung zu als Dave den Brocken hochhielt. Genau 30 Pfund zeigte die Waage.


Minuten spaeter sahen wir Glenn’s Rute bis ins Wasser gerissen und ihn am Fisch. So kam auch auf der Jalopy ein guter Ling in die Box – um die 16 Pfund. Danach war aber Schluss und ausser ein paar Felsenbarschen liess sich kein Ling mehr locken. Ich verlor leider meinen Riesengummifisch in den Klippen – schade, ich hatte gerne mal den Abnehmer dieses 40-45 cm langen Koeders gesehen!


Ein kurzer letzter Lachsversuch am Duval Point vor dem Resort brachte noch einen Pink auf der Jalopy aber dann waren wir ausgefischt. Wenn nicht sie Lings gewesen waeren, waere das eine aeusserst magere Ausbeute fuer 2 Boote und 10 Stunden Angeln gewesen. Carl’s Chinook zeigte 28,5 Pfund an der Waage und war der groesste Chinook seit Tagen im ganzen Resort. Hoffentlich ein Zeichen von Dingen die da kommen wuerden. Abends besprachen wir den Plan fuer den naechsten Tag. Dave hatte die neuesten Windmeldungen erhalten und die versprachen uns noch einen windfreien Tag – danach sollte es nachmittags ungemuetlich werden. So im Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum Lachse zwischen den Inseln von Vancouver Island bis zum Festland hin gefunden hatten, vermuteten – hofften wir, dass sich die Silberlinge noch vor dem Nordzipfel der Insel vor der offenen Kueste herumtrieben. Bis dorthin war es 1 bis 1,5 Stunden Fahrt und durch die beruechtigte Nahwitti-Bar wo die Pazifikduenung auf eine 20 m flache Schwelle traf und wo sich bei voller Ebbe 3-4 Meter stehende Wellen bildeten. Aber ohne Risiko kein Gewinn und morgen war die letzte Chance fuer einen Offshoretrip. Alle waren dafuer es zu probieren.

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26.7.2016; Port Hardy, Tag 3

Da fueh morgens die staerkste Ebbstroemung herrschte, brauchten wir also die Nahwitti-Barpassage gar nicht erst vor 9 – 10:00 versuchen. Das gab uns die Moeglichkeit mal etwas mehr Schlaf abzufassen und dann relaxt eine Weile am Duval Point zu angeln bis die Ebbe schwaecher wurde. Als wir gegen 7:00 bei Duval ankamen, fischten dort schon ca. 10 andere Boote. Was zu Hause als leer gelten wuerde, wurde hier als Kampfangeln betrachtet – 10 Boote an einer 3 ha grossen Stelle – mein Gott, wie voll! J


Wir hatten die 3 Ruten gerade eingesetzt als die flache Rute losruckte – das war meine Rute und ICH war zuerst dran. Als Skipper muss man naemlich sehen wo man bleibt und viele Chancen hatte wir ja bis jetzt nicht bekommen! Es war schnell klar, dass das kein kapitaler Fisch war aber ich genoss mal wieder das Ziehen eines Fisches an der Rute – man vergisst ja schnell! Ein brauchbarer unmarkierter Coho kam bald zum Boot und da wir dieses jahr anscheinend nicht sehr waehlerisch mit Lachs sein durften, wurde der auch eingesackt. Nicht schlecht mit ca. 7 Pfund aber eine Welt von den kapitalen Cohos vom letzten Jahr (bis 15 Pfund) entfernt. Dannach wurde es wieder sehr ruhig und wir sahen auch auf den anderen Booten keinerlei Action. Wir schuettelten nur die Koepfe – jeden Morgen bekamen wir einen Trostlachs ruckzuck ins Boot und dann fuer den Rest des Tages nichts silbernes mehr.


Die Jalopy schleppte schon weit im Norden der offenen Kueste zu. Carl funkte uns an und berichtete das Orcas um sein Boot herum waeren. Da wir bei Duval keinerlei Fisch-Action verpassten, packten wir schnell ein und duesten der Jalopy hinterher. Tatsaechlich bekamen wir noch eine schoene Walshow von einer Gruppe Orcas die mit einem Kalb auf Wanderschaft waren. Immer wieder toll diesen grazioesen Meeresriesen zu begegnen.


Dann juckte uns die ungeduldige Erwartung; wuerden wir Schwaerme von Lachsen an der Aussenseite vorfinden. Es war noch etwas frueh und die Ebbstroemung lief noch recht schnell – keine optimalen Bedingungen fuer die Nahwitti-Passage aber wir konnten es nicht mehr erwarten und duesten im Tandem los, Carl voran. Das Meer auf der Innenseite war spiegelglatt und ein Genuss zu befahren. Ich merkte schon, dass Carl’s Jalopy einen neuen und staerkeren Motor hatte – bei dem unvermeidlich kommenden Rennen wuerde ich ihn diesmal nichts so leicht abhaengen – das merkte ich jetzt schon obwohl wir beide nicht voll ausfuhren. Es war hier und heute nicht der Zeitpunkt fuer ein Bootsrennen – wir durchquerten bislang unbekanntes Wasser. Dann kam die Passage und es wurde wesentlich kabbeliger. Wir mussten uns Welle um Welle vorankaempfen und staendig auf- und abtouren um nicht regelmaessig Wasser ueber das Dach zu bekommen. Alles in allem aber nicht gerade gefaehrlich zu diesem Zeitpunkt, aber ich konnte mir schon vorstellen, was hier los ist wenn es vom Westen her kachelt und eine starke Ebbe dagegendrueckt an einer Stelle wo der offene Pazifik durch eine Enge mit nur 20 m Tiefe durchmuss.


Draussen angekommen, setzten wir aufgeregt unsere Ruten ein. Am Cape Sutil, gerade ausserhalb der Passage, war das Wasser immer noch unruhig, sah aber sehr fischig aus. Ein paar ins Meer gestreute Felsbloecke brachen die Brandung und sorgten fuer Strudel und Kelpfelder. Es war hier in Ufernaehe nur um die 20 m tief – es erinnerte uns sehr an das flache Strandfischen in Port Renfrew, was richtig Spass macht wenn man einen guten Lachs in nur 10 m Tiefe hakt und die dann nur horizontal ausreissen koennen. Das koennte ein richtiges Spektakel werden wenn die Lachse nur mitspielten. Taten sie aber nicht! Oder sie konnten nicht weil keine da waren. Zwar sahen wir Unmengen an Futterschwaermen, Delfine, Wale, Ross fing einen kleinen Heilbutt am Blinker, Felsenbarsche lauerten an jeder Unebenheit am Meeresboden – aber wo waren die Lachse? Die Jalopy fand auch keine obwohl wir uns strategisch ueber eine grosse Flaeche verteilten. Schliesslich gaben wir auf und drifteten auf Grundfisch ueber ein paar Plateaus weiter draussen. Perfekte Bedingungen, kein Wind, ganz leichte Duenung, regelrecht heiss in der Sonne aber auch die Grundfische hatten nun keine Lust mehr. Es war zum Verzweifeln.


Am fruehen Nachmittag fuhren wir wieder durch die Passage auf die Innenseite wo Carl vor Anker ging und seinen Grill anschmiss. Wir drifteten ein bisschen in einigen Buchten herum und fanden ein paar Felsenbarsche und untermassige Lings zur Unterhaltung. Dann merkten wir wie der Wind zunahm und wir machten uns auf die lange Rueckreise. Die Jalopy sass noch am Anker als wir sie verliessen. Wir machten ein paar Abstecher durch die Inselketten um vielleicht ein paar interessante neue Stellen auszukundschaften aber die Wasserbedingungen wurden immer schlechter und die letzte halbe Stunde kaempften wir uns durch 1.5 m hohe Wellen. Wir funkten zu der Jalopy und rieten zur Heimkehr – sie waren nun auch schon unterwegs und bekamen ein paar Ladungen gegen die Windschutzscheibe und ueber das Dach. Erstaunlich wie schnell sich die Bedingungen aendern koennen. Wir waren froh als wir alle gegen 15:30 Uhr wieder heil am Dock waren. Da wir kaum Fische zu verarbeiten hatten, waren wir schnell fertig mit den Pflichten und hatten dann Zeit zum Ziplining quer ueber die Marina und zum Grillen und abends noch den einen oder anderen Witz am Lagerfeuer zu erzaehlen. Alles passte, nur die Lachse fehlten!

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