25.7.2016; Port Hardy, Tag 2
Um uns wieder etwas aufzubauen, zog ein paar Runden durch das Resort und sprach mit dem Resortbesitzer, der jahrzehntelang in Hardy Berufsfischer war, und auch mit anderen erfahrenen Gaesten. Er kam mit der Ueberzeugung zurueck, wir muessten durch die ganze Inselwelt zur Festlandskueste. Dort waeren einige gute Chinooks gefangen worden. Squidimitate waeren angeblich das Ticket. Die Windvorhersage sah gut aus um diese ca. einstuendige Tour zum Festland zu machen. Nur mussten wir am Nachmittag rechtzeitig die 2 groesseren Wasserstrassen manoevriert haben wo e smit einsetzender Ebbe und aufkommenden Foenwind zu Verwerfungen kommen wuerde.
Wieder krochen wir motiviert super frueh aus den Kojen und bereiteten uns fuer einen langen Tag auf dem Boot vor. Kein Wind aber Nebelbaenke zogen am Horizont zum Festland hin auf. Diesmal war die Jalopy crew auch puenktlich wach und ich liess Carl mit dem Radar vorfahren. Es war eine angenehme Fahrt durch die schier endlose Inselwelt die wie eine Maerchenwelt aus dem mal dicker mal weniger dicken Nebel auftauchte. Nach reichlich 50 Minuten waren wir am Ziel – den Jeanette Point am Festland. Hier hatten wir letztes Jahr ein paar schoene Cohos und paar Pinks gefangen. Nicht weit davon hatten wir auch eine geeignete Stelle fuer Heilbutt und Lingcods entdeckt. Jetzt sollten hier also Chinooks ihr Unwesen treiben. Mal sehen!
Wir setzten wieder 3 Ruten ein um das ganze Tiefenspektrum abzudecken. Um die Felsspitze am Point war das Wasser noch bis zu 20 m tief wenn die Rutenspitzen schon fast die Felsen kratzten. Dann fiel es schnell auf ueber 50 m ab. Das Echolot war voll von vielversprechenden Signalen und Futterschwaermen. Was das wohl fuer Koederschwaerme waren? Squids? Heringe? Carl konnte e suns bald ueber Funk sagen – sie hatten einen 35 cm langen Hering am Blinker gefangen! Haette ich bloss mal mein Heringspaternoster mitgebracht!
Wir zogen Runde um Runde um den Point und in die umlegenden Buchten. Nichts. Als die beste Zeit anbrach, der Umschwung von Flut auf Ebbe, kamen einige Guide-Boote hinzu. Auch diese fingen nichts und zogen bald weiter noerdlich die Kueste hoch. Es kann doch nicht sein, dass hier kein Lachs lebt und frisst! Ich spaehte am Plotter eine enge Passage zwischen einigen Inseln heraus, durch die mal hindurchschleppen konnte und die ein gutes Versteck vor der Ebbstroemung war. Ich hiess meine Crew die Ruten bis auf 20 m hochzuholen und wagte dann die Passage. Da! Eine Rute loeste aus, gegenueber fing die 2. Rute an zu ruckeln und um das Chaos perfekt zu machen zog die dritte Rute auch noch ab. Elektrifiziert und beinahe erloest sprangen Ross, Dave und Alec zu den Rute und stolperten dabei fast ueber sich gegenseitig. War das der Moment in dem der Knoten platzte? Schnell war klar – NEIN – keine Lachse! Wir waren ueber eine Gruppe Felsenbarsche gefahren und die fanden unsere Koeder lecker. Fette, stramme Burschen und einer blieb in der Kiste haengen, aber nicht auf was wir so fiebernd gehofft hatten.
Als wir aus der Passage herauskamen, befanden wir uns hinter einer Insel genau im Stroemungsschatten der Ebbstroemung. Wenn ich ein heimwaerts wandernder Lachs waere und nicht von der Ebbe wieder auf den offenen Pazifik hinausgezogen werden wollte, wuerde ich an dieser Stelle ausharren. Futterschwaerme schienen sich da auch aufzuhalten – da musste doch was gehen! Die erste Runde in der Kehrstroemung – die tiefe Rute loeste ploetzlich aus. Das war Alec’s Rute und er war gleich dabei. Das war kein Barsch; der Fisch wehrte sich kraeftig und bog Alecs Rute ordentlich durch. Coho? Wir machten die eine Seite klar zur Landung denn was immer es war, es ging in die Kiste! Vorsichtig, um den Fisch ja nicht noch zu verlieren, brachte Alec den Fisch endlich zum Boot. Ein strammer 8-9 Pfuender schluepfte ins Netz und als Ross ihn ins Boot hievte, staunten wir nicht schlecht ueber einen fetten Pink! Wow, das war einer der groessten Pinks den ich dieses Jahr gesehen hatte.
Nun waren wir wieder motiviert! Ein Pink kam nicht allein und wo Pinks Zuflucht fanden, mussten doch auch andere Lachsarten zu finden sein. So drehten wir Kreis auf Kreis hinter der Insel, mit Koeder flach und tief. Gingen wir zu dicht ueber Grund nahmen Felsenbarsche unsere Koeder an. Aber kein weiterer Lachs schien interessiert oder vorhanden. Carl steuerte seine Jalopy gerade weiter draussen genau am Stroemungssaum halb im Nebel. Wir sahen ihn ploetzlich in seiner typischen Manier aufspringen und die Rute herausreissen. Aha, Fish on! Nun verfolgten wir ein tolles Spektakel im Nebelspuk. Carl war an einem guten Fisch wenn man der Rutenkruemmung glauben konnte. Aber dann war der Fisch schon ploetzlich am Boot den wir sahen den Flasher auftauchen und Glenn zum Kescher hasten. Aber weit gefehlt! Der Fisch wollte sich wohl nur mal kurz seinem Gegner vorstellen und ging dann auf Angriff ueber! Unter dem Boot durch sodass Carl um seine Motoren mit der Rute tief im Wasser reichen musste; ploetzlich stand er auf dem Vorderdeck und drillte von dort. Gebannt verfolgten wir das Schauspiel – doch immer noch hoffend, dass eine unserer Rute den Bruder dieses Fisches dort abfassen wuerde.
Zu Carls Leidwesen hatte sich sein Gegner auf Nahkampf um das Boot herum eingstellt was die erfolgreiche Landung so unendlich viel schwieriger macht. Glenn sah ein paar Mal einen Bruchteil einer Sekunden eine Chance mit dem Kescher zuzulangen aber ging jedes Mal wieder leer aus – der Fisch war zu tief oder blitzschnell wieder weg. Nach etwa 15 Minuten, als wir schon ueber einen Kilometer von der Fangstelle abgetrieben waren, gelang Glenn dann endlich die Landung. Ein mehrstimmiger Siegesruf und hochgereckte Arme zeugten von der Erleichterung auf der Jalopy. Ein freudestrahlender Carl hielt uns einen wunderschoenen kapitalen Chinook hoch – um die 30 Pfund schaetzten wir alle. Wir beglueckwuenschten die Jungs und machten uns wieder motiviert zur Stelle zurueck. Da konnte doch nicht nur einer davon gewesen sein! Stunde um Stunde durchpluegten wir die Gegend – NICHTS! Auch die Jalopy konnte keinen Zauber mehr vollbringen.
Als die Ebbe langsam nachliess, beschlossen wir auf Grundfisch umzuschalten. Carl suchte sich eine Stelle zum Ankern, wir wollten lieber etwas driften. Ich montierte einen monstroesen Gummifisch – auf den beisst nu rein Grossling oder Grossbutt. Wir klopften ein paar Unterwasserberge und Riffe im 20-30 m Bereich ab. Ich sass vorn am Bug und verbuchte ein paar Anfasser an meinem Gummimonster aber haengen blieb leider nichts. Wahrscheinlich nur halbstarke Barsche und Lings – ich konnte die Bisspuren am Gummi sehen. Hinten im Boot kamen ein paar Barsche und untermassige Lings kurz hoch und wieder zurueck. Carl vermeldete auch noch keine zaehlbaren Erfolge weiter draussen.
Wir fuhren zur selben Bank hinaus wo Carl verankert auf Fisch hoffte; aber wir drifteten. Leider buessten wie wir auch ein paar Koeder ein bis Ross’ Rute ploetzlich flitze-krumm war. Aha, das war was Besseres! Der Fisch nahm paar Mal stossartig Schnur – das konnte nur ein guter Lingcod oder Heilbutt sein. Ross hatte Spass endlich mal einen Fisch zu drillen und genoss die ganzen 70 vertikalen Meter. Als wir uns alle auf die Landung eines Grossfisches fertig machten, kam die Ernuechtuerung – Ross hatte einen halbstarken Ling an der Schwanzflosse gehakt. Er hatte das Mass aber war kaum 10 Pfund schwer. Was soll man da sagen!
Nach einer Weile mit nicht mehr als paar kleineren Grundbewohnern, beschlossen wir unser beruehmtes Ling-Riff vom letzten Jahr zu besuchen. Wenn nichts weiter ging, dort mussten wir Erfolg haben. Dort hatte Jerrod letztes Jahr seinen 50 Pfund Lingrekord gefangen und ich meinen auf 30 Pfund hochgeschraubt und etliche andere in der 15-25 Pfund Klasse hatten dran glauben muessen. Da muessten doch ein paar neue Brocken nachgewandert sein, dachten wir.
Wir liessen Carl ueber Funk wissen wo wir zu finden waeren und duesten los. Nach 20 Minuten waren wir am Ort und 3 Pilkruten gingen in Aktion. Dave’s Rute ging ploetzlich in ein Kreisbogen ueber und er stoehnte gluecklich – Oh ja! Ha, das Riff enttaeuscht eben nicht! Ein kurzes aber heftiges Tauziehen begann, dass das Geschirr bis auf das Auesserste forderte. Dann kame in zaehnestarrender Rachen herauf und ich schlug das Gaff in den Kopf. Was fuer ein Brocken! Ich hievte das Vieh an Bord und Ross und Alec sprangen entsetzt zur Seite als das Monster vor ihre Fuesse fiel. Dave war happy und erledigte das Tier. Die Jalopy kam gerade herangebraust und sie johlten uns ihre Anerkennung zu als Dave den Brocken hochhielt. Genau 30 Pfund zeigte die Waage.
Minuten spaeter sahen wir Glenn’s Rute bis ins Wasser gerissen und ihn am Fisch. So kam auch auf der Jalopy ein guter Ling in die Box – um die 16 Pfund. Danach war aber Schluss und ausser ein paar Felsenbarschen liess sich kein Ling mehr locken. Ich verlor leider meinen Riesengummifisch in den Klippen – schade, ich hatte gerne mal den Abnehmer dieses 40-45 cm langen Koeders gesehen!
Ein kurzer letzter Lachsversuch am Duval Point vor dem Resort brachte noch einen Pink auf der Jalopy aber dann waren wir ausgefischt. Wenn nicht sie Lings gewesen waeren, waere das eine aeusserst magere Ausbeute fuer 2 Boote und 10 Stunden Angeln gewesen. Carl’s Chinook zeigte 28,5 Pfund an der Waage und war der groesste Chinook seit Tagen im ganzen Resort. Hoffentlich ein Zeichen von Dingen die da kommen wuerden. Abends besprachen wir den Plan fuer den naechsten Tag. Dave hatte die neuesten Windmeldungen erhalten und die versprachen uns noch einen windfreien Tag – danach sollte es nachmittags ungemuetlich werden. So im Anbetracht der Tatsache, dass wir kaum Lachse zwischen den Inseln von Vancouver Island bis zum Festland hin gefunden hatten, vermuteten – hofften wir, dass sich die Silberlinge noch vor dem Nordzipfel der Insel vor der offenen Kueste herumtrieben. Bis dorthin war es 1 bis 1,5 Stunden Fahrt und durch die beruechtigte Nahwitti-Bar wo die Pazifikduenung auf eine 20 m flache Schwelle traf und wo sich bei voller Ebbe 3-4 Meter stehende Wellen bildeten. Aber ohne Risiko kein Gewinn und morgen war die letzte Chance fuer einen Offshoretrip. Alle waren dafuer es zu probieren.