Kann nur für die Müritz sprechen, da ist der beste Laich bei den mittleren Hechten...
Das es hier ein Entnahmefenster gibt und mit Laichfischschonung begründet wird, wie in vielen anderen Fällen auch ist klar, soll man schreiben man nutzt ein Entnahmefenster um eben den fischessern die Entnahme zu ermöglichen und den Releasern das Zurücksetzen somit zu legalisieren ;-)
Grade an der Müritz führt es eben dazu, dass die Einnahme durch Angelkarten weit den Ertrag durch den Fischverkauf übersteigt, fischereilich sind die ganzen Großen aber völlig sinnlos und führen auch nicht zu einem besseren Bestand...
Den Spruch „der große Hecht kennzeichnet den schlechten Fischer“ gilt/galt immer wenn es um die Fischereiwirtschaftliche Nutzung von Gewässern geht. Den höchsten Biomasseertrag hat man nunmal wenn man die Fische nur bis zu einer optimalen Größe rananwachsen lässt und dann entnimmt. Das hat aber eher was mit dem nachlassenden Wachstum der Fische mit zunehmendem Alter zu tun.
Ein Hechtrogner produziert ca. 40 000 Eiern/kg Körpergewicht. Selbst wenn man davon ausgehen sollte das die Überlebensrate von Rogen, der von sehr großen Fischen stammt geringer sein sollt, (was mir persönlich neu ist) überwiegt bei den großen Fischen die um ein Vielfaches höhere produzierte Menge an Rogen dennoch der der mittleren Fische.
Um also einen Bestand wieder aufzubauen, macht es am meisten Sinn erstmal so viel wie möglich Rogen produzieren zu lassen und das geht, da der Bestand ja nunmal leider generell aus scheinbar zu wenig Laichern besteht, am einfachsten wenn man versucht die wenigen Laichfische so groß wie möglich werden zu lassen.
Hat man dann irgendwann wieder einen starken Jahrgang an genug Rekruten, kann man dann evtl. wieder an die optimale fischereiliche Nutzung denken und versuchen den maximalen Biomasseertrag rauszuziehen und die Fische in den Größen zu entnehmen wo sie zum Ertragsmaximum des Gewäassers am meisten beitragen.
In offenen Gewässern, wie der Ostsee ist die Sache mit der fischereilichen Nutzung jedoch viel komplexer als in einem See, wie z.B. der Müritz. Hier hat man es noch mit jeder Menge Faktoren zu tun die weitaus weniger stabil sind wie in einem Binnensee (SalzwasserGehalt, Temperatur, Nahrungsaufkommen, Fischereilicherdruck auf Beuttiere wie Hering, Sprotte usw.).
Das heißt selbst wenn nun der Dorsch vollständig geschont ist, und in ein zwei Jahren ein starker Jahrgang an Jungfischen produziert wird, kann es durchaus sein das der Bestand an fangfähigen Fischen sich trotzdem nicht bedeutend erhöht. Das tritt z.B. dann ein wenn in diesem Jahren nicht genug Nahrung an Beutetieren in Form von z.b. kleinen Hering und Sprotten vorhanden ist. Diese Bestände unterliegen sehr starken jährlichen Schwankungen und können dazu noch durch unglückliches Fischereimanagment stark reduziert sein.
Letztendlich muss einem wohl klar sein, die Sache mit dem Dorschbestand ist mehr als ernst. Ein totaler Fangstop wird jetzt dafür sorgen das wieder mehr Rogen produziert wird, ob dann jedoch genug Fische bis zur geschlechtsreife Abwachsen und auch irgendwann wieder eine fischerereiliche Nutzung möglich ist, hängt von einer ganzen Menge anderer Faktoren ab als nur der gezielten Fischerei auf Dorsch.
Inwieweit man diese Faktoren heute wirklich auf dem Schirm hat und man an ihnen im Zusammenhang mit dem Projekt „Rettet den Ostseedorsch“ arbeitet, ist mir bisher noch nicht ganz klar.
Gruss
Smolt