...ich war ja vor nicht allzu langer Zeit in einer ähnlichen Situation und mein Thronfolger hat auf norwegischem Boden das Licht der Welt erblickt.
Dass der Arbeitgeber mich in den ersten zwei Wochen nach der Geburt bei vollem Lohn freigestellt hat, empfand ich als sehr entgegenkommend. Als "Zwangsurlaub" würde ich es nicht bezeichnen. Man kann ja auch arbeiten gehen. Bin mir aber ziemlich sicher das die junge Mutter im Wochenbett froh sein wird wenn sie jemanden mit zuhause hat der sich um allerhand Dinge kümmert.
Recht auf foreldrepenger (Elternzeitgeld) hat man erst, wenn man in den letzten 10 Monaten vor der Geburt wenigstens 6 Monate in Norwegen gearbeitet und in's Renten-/Gesundheitssystem eingezahlt hat.
Das ist für Einwanderer, die erst relativ kurz im Land sind, natürlich etwas schwierig, lässt sich wenn einer ein gutes Einkommen hat, aber sicher auch irgendwie stemmen.
....wird sicher ne aufregende Zeit für euch.
Viele Grüsse
Smolt
Hallo Smolt,
es ist echt schwierig, weil wir an allen Regeln und Gesetzen dran vorbeischrammen, wie ich ja schon meinte. Die Regel mit den 6 von 10 Monaten die du da beschreibst ist nicht ganz richtig. Man muss 6 von 10 Monaten Geld verdient haben. Es ist dabei nur wichtig, dass der letzte Monat davon in Norwegen war und die Zeit wird berechnet ab dem Zeitpunkt ab dem man
foreldrepenger bezieht. Hier unterscheidet sich das norwegische System stark vom Deutschen. In Deutschland geht es nämlich um die Monate (Durchschnittseinkommen der letzten 12 Monate)
vor der Geburt.
Das deutsche System gibt einem aber das Recht, wenn man im Ausland arbeitet und man nach dem "fremden" System weniger Geld bekommt, dass man dann vom deutschen System die Differenz ausgezahlt bekommt.
Problematisch für uns ist, dass Julie keinen Job hier hat. Ich hätte ganz normal Anspruch, wenn Julie arbeiten würde. Auch hier ist das norwegische System anders als das Deutscht. In Deutschland kann man unabhängig vom aktuellen Status des Partners Elternzeit nehmen. Es können ja sogar beide gleichzeitig in Elternzeit sein. In Norwegen darf ich nur Elternzeit nehmen, wenn Julie in der Zeit eine 100% stilling (Anstellung) hätte und nicht im Urlaub wäre.
Das bedeutet, dass entweder:
-Julie jetzt noch hier einen Monat irgendwo arbeiten müsste, sie dann einige Monate Elternzeit nehmen könnte, während ich arbeite. Dann könnte ich einige Monate nehmen, während sie arbeitet. Dabei würde sogar Julies Arbeitslosengeld, was sie bis Juni bekommt mit eingerechnet werden (das norwegische System rechnet Sozialleistungen aus anderen Ländern, genau so wie Gehälter mit ein - das deutsche System tut dies nicht!!)
oder
-Julie hier in naher Zukunft keinen Job mehr findet, ich keinen Anspruch auf Elternzeit habe, mein Büro mir aber zugesichert hat, dass ich mir im Fall der Fälle unbezahlten Urlaub nehmen kann, wir warten bis Julie hoffentlich Anfang nächsten Jahres einen Job hat, ich dann Elternzeit beantragen kann und sie dann nochmal später Elternzeit nimmt.
oder
-Wir das norwegische System außer Acht lassen, uns da nur halbherzig bewerben um abgelehnt zu werden, wir in Deutschland Elterngeld- und zeit beziehen und wir in Norwegen einfach unbezahlten Urlaub machen. Nach dem Deutschen System würde zwar Julie dann nur den Mindestbetrag bekommen, ich aber recht viel, weil ich ja bis Dezember in Deutschland voll und ab Mitte Mai in Norwegen voll gearbeitet habe.
Langer Rede kurzer Sinn:
kack (entschuldigt die direkten Worte) System, aber wir reizen es auch an allen Ecken und Enden aus. Im Endeffekt wirds irgendwie gehen, wir werden nicht verhungern, aber ein bisschen schade ist es schon.
:)