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Dass der Bachforellen-Brütling aus dem bayrischen Bach, das gleiche genetische Potential wie der Meerforellen-Brütling aus Dänemark mitbringt und genauso wächst bzw. aussieht und verhält, wenn er in die Ostsee verpflanzt werden würde, stimmt aber nicht ganz. Genetisch sind das unterschiedliche Stämme, die sich über einen langen Zeitraum an ihre Umwetbedingungen angepasst haben. ¨
Sicherlich wird ein so verpflanzter bayrischer BaFo-Brütling aus einem kleinwüchsigen "Steinforellenstamm" (genetisch schon auf Kleinwüchsigkeit "programmiert" ) sicher nicht ganz das Wachstumspotential der genetisch autochthonen MeFos erreichen, Färbung und Verhalten wird sich aber der Umgebung entsprechend der MeFo anpassen.
Vielleicht ist mein Beispiel aus einer BaFo in Bayern, deren Vorfahren schon Generationen kein Meer mehr "gesehen" haben etwas zu krass gewählt aber gerade bei "Bachforellen" aus küstennahen Binnen-Gewässern spielt die genetische Disposition ins Meer zu den "fetten" Jagdgründen abzuwandern eine gewichtige Rolle.
Ich hatte vor ein paar Jahren mal die Gelegenheit einem Mitarbeiter des dänischen DTU Aqua (einem dänischen Forschungsinstitut, dass sich dem aquatischen Leben widmet) die Frage zu stellen warum die BaFo-Bestände in ganz DK seit den 90ern teils massiv zurückgehen obwohl sowohl die Wasserqualität besser ist als je zuvor und auch immer mehr Kiesbänke als Laichgründe geschaffen werden.
Seine Antwort war so verblüffend wie einleuchtend!
Die Grundlage ist eben, dass Bachforellen, Meerforellen und auch Seeforellen keine unterschiedlichen Arten sind, sondern eben nur "Standortformen" der gleichen Art "Salmo Trutta".
Das heisst, wenn man einen Brütling aus einem Meerforellen-Gelege nimmt und ihm den Rückweg ins Meer versperrt oder zumindest erschwert, entwickelt sich der Brütling zu einer
Bachforelle, sowohl im Verhalten als auch im Aussehen. Umgekehrt werden Brütlinge aus einem Bachforellen-Gelege zu waschechten Meerforellen (Verhalten und Aussehen) wenn sie gute Möglichkeiten zum Abwandern haben, was ein gewisser recht hoher Prozentsatz der Brütlinge dann in küstenhahen Binnengewässern auch machen wird!
Da im Zuge der Renaturierung der Bäche in ganz DK viele Wanderhindernisse wie Wehre und Mühlen abgebaut wurden oder zumindest über "Umleitungen/Fischpässe" wieder für die wanderwilligen Forellen gangbar wurden, sind viele der Forellenbrütlinge, die vorher "gezwungenermaßen" Bachforellen wurden (weil "eingesperrt" zwischen 2 Wehren), abgewandert und zu Meerforellen geworden. Gerade in DK wo in den meisten Gewässern nur geringe Entfernungen (meist unter 50 Km) zum Meer zurückzulegen sind greift diese "Wanderlust" der Forellenbrütlinge besonders.
Somit hat der Abbau der Wanderhindernisse im Rahmen der Renaturierung in DK die "Hauptschuld" an den dort nachlassenden Bachforellenbeständen.
Meerforellen wachsen unter gleichen Bedingungen normalerweise schneller wie die meisten Bachforellenstämme.
Natürlich, die Nahrungsgrundlage im Meer ist einfach grösser. Deswegen sieht man dann auch den massiven Grössen-Zuwachs der Smolts nach dem abwandern ins Meer. Der kleine Silberling der nach 2 Jahren das Süsswasser im Frühjahr mit 18 cm +/- verlässt, fängt im Meer an, sein Wachstum massiv zu beschleunigen.
Nach nur 6 Monaten im Meer sind viele junge MeFos schon nahe am Mindestmass von 40 cm, teils sogar schon darüber, während sie in den 2 Jahren nach dem Schlüpfen keinen signifikanten Unterschied im Wachstum zu den örtlichen Bachforellen im Geburtsfluss haben.