Lachsangeln Vancouver Island, BC

D
Man geile Fische die ihr da habt.
Den Traum vom Lachsangeln werde ich mir irgendwann auch mal erfüllen.

An den Flüssen angelt ihr da nur mit Fliege oder gibt es da auch andere Möglichkeiten?
Ich habe noch nie mit einer Fliegenrute geangelt! Ich will mich ja nicht selbst einwickeln.

Gruß nach Kanada

Kalle
Das geht auch mit Spinnangel oder Posenangel. An einigen Fluessen ist nur Fliegenfischen erlaubt oder einige Gewaesser haben eine oder mehrere exclusive Fliegenstrecken - wie auch anderorts in Europa. Nur was Du wissen solltest: die Entnahme von Lachse ist an den allerwenigsten Fluessen in BC noch erlaubt. Der hier im Bericht erwaehnte Conuma ist soviel wie ich weiss neben dem Stamp/Somass River bei Port Alberni und dem Campbell River der einzige Fluss auf der Insel wo noch regelmaessig eine moderate Lachsentnahme erlaubt ist.
 
1.7.2021; Nootka Sound – Tag 4

Unser 4. und letzter Tag sollte mehr den Lachsen gewidmet werden. Die Windvorhersage war ok fuer den Morgen und dann etwas sportlicher fuer den Nachmittag. Ueber die letzten Tage hatten wir mehrere Charterboote innerhalb des Fjordes fischen sehen. Am Schlachttisch waren deren Faenge mit unseren verglichen eher mager. Ich sah ein paar der Gaeste neidisch auf unsere Butthaufen schielen. Die Guides wollten wohl die Gaeste, die meist wie Familien mit kleinen Kindern aussahen, nicht den schaukeligen Bedingungen vor der offenen Kueste aussetzen und begnuegten sich dann lieber mit zwei oder drei 8 pfuendigen Fresslachsen die im Fjord ihr Unwesen trieben. Heilbutt ging schwer im Fjord. Die grossen Laichlachse kamen erst Ende Juli tief in den Fjord. Der Conuma River, der ja direkt vor dem Moutcha Bay Resort in the Fjord muendete, war ein Lebensraum von Chinooks, Cohos und Chums. Im spaeten August und September bis Oktober tummelten sich dann einige tausend Lachse direkt vor dem Resort um dann beim ersten schweren Regenfall in den anschwellenden Conuma aufzusteigen. Das Resort haelt am letzten Augustwochenende immer ein Kajak-Lachsderby bei dem man mit allen Schwimmhilfen inklusive einer Luftmatraze einen Lachs fangen kann. Irgendwann muss ich da mal mitmachen! Wer aber denkt das Lachse, die ueberall um’s Boot herumspringen, leicht zu fangen waeren, der taeuscht sich sehr. Die Lachse haben in dieser Phase keine Fresslust mehr und beissen nur noch aus Reflex oder Wut. Da einen zu haken braucht Geduld und Ausdauer, gute Nerven und eine Menge greller Koeder.

Jedenfalls war jetzt noch Lachsfischen an der Aussenseite angesagt. Im Fjord ging noch nichts. Daher waren wir immer auf brauchbare Windverhaeltnisse angewiesen. Am Donnerstag sah es fuer den Morgen gut aus und wir wollten ein bisschen an unserer Lachsquote arbeiten. Wir waren alle heiss und hofften auf eine neue, hungrige Chinookschule, die hoffentlich ueber Nacht angekommen war. Wir fingen wieder am Leuchtturm an und hatten gleich Kleinlachsalarm. Die flache Bucht war diesmal nur halb verkrautet und so drehten wir ein paar Runden dicht unter Land und zwischen einzelnen Felsinseln. Ploetzlich riss es hart an der Squidrute und diesmal war ich schneller als die Jungs. Ich hatte auf einen grossen Chinook gehofft, merkte aber bald dass das nichts werden wuerde. Der Fisch machte ordentlich Alarm aber nahm keine Schnur und als er einmal vielleicht einen Meter aus dem Wasser geschossen kam, war klar: das war ein Coho. Aber fuer einen Coho um diese Jahreszeit war er nicht schlecht und ich genoss den kurzen aber wilden Drill. Ricardo sackte ihn dann ein und das erste 5-6 Pfund Silber war an Bord heute.

Wir verbuchten noch zwei Fehlbisse an dieser Stelle aber dann zogen wir weiter. In der naechsten Bucht zwischen den Wash Rocks (mehrere kleine Felsinseln) schleppten schon eine Menge andere Boote. Einer winkte uns zu und begruesste mich beim Namen. Den Norm hatte ich gestern beim Filetieren kennengelernt. Ein netter Kerl der sogar ein bisschen Deutsch sprach – seine Mutter war Deutsche. Sie hatten noch nichts in der Kiste. So zogen wir weiter raus. Ricardo und Alec fingen beiden ein paar Shakers bis dann ploetzlich die Blinkerrute hart ausloeste. Alec war an der Reihe und schon nach wenigen Sekunden deutete er Grosslachsalarm an! Ricardo und ich holten das ganze Zeug ein und machten das Deck landungsklar. Der Fisch dueste richtig los. Ich glaube erst nach 30 oder 40 Sekunden konnte Alec ueberhaupt erstmal den Finger an die Rolle legen. Aber auch dann hoechstens fuer ein oder zwei Kurbelumdrehungen und dann raste der Fisch wieder davon. Da hier noch 2 oder 3 andere Boote in der Gegend waren, drehte ich lieber um und fuhr etwas im Winkel auf den Fisch zu um jeglichen Booten den Weg ueber unseren Fisch abzuschneiden. Alec musste jetzt kurbeln wie ein Weltmeister um die Schnur straff zu halten. Klappte prima. Dann ging es noch paar Mal hin und her. Ich staune immer wieder wie kraeftig diese Fische hier vor Nootka sind. Die stehen voll im Saft und kaempfen wirklich ueber ihrer Gewichtsklasse. Als wir den Fisch das erste Mal zu Gesicht bekamen, waren wir fast enttaeuscht. Der hatte gekaempft wie weit ueber 20 Pfund, war aber deutlich kleiner.

Ricardo kescherte ihn bald gekonnt ins Boot. Ein feister 16 Pfuender! Nicht schlecht, wenn auch kein Rekordfisch. Alec freute sich, dass er als Spaetkommer nun schon die Heilbutt- und die Lachskategorie anfuehrte. Er hat’s eben drauf! Aber noch waren wir ja nicht fertig heute. Es war erst Mitte des Morgens. Nach 2 bisslosen Schleifen ueber die Fangstelle fuhr ich uns um den am weitesten draussen liegenden Wash Rock herum. Hier fange ich eigentlich immer was aber hier ist es meistens auch am welligsten. Und es war ungemuetlich und schaukelig hier. Als nach einer Weile ausser noch ein oder zwei Shakern nichts ging, schaute ich weit nach Nordwest. Dort war der Beano Creek, der eine groessere Bucht formte, die ein bisschen Windschutz zu versprechen schien. Eine kurze Absprache mit den wachen Jungs und wir raeumten schnell das Geraet rein um zum Beano Creek zu fahren. Nach 15 Minuten waren wir da und trafen auf vielleicht 10 andere Boote. Ob hier was ging?

Das war eine Stelle zum Flachfischen. Die Bucht war hoechstens 20m tief und hatte einige Untiefen die bis auf 10m hochkamen. Ich montierte einen knall-pinken Coho Killer Blinker an die eine Rute und das Squidimitat blieb an der anderen. Der pinke Blinker lief flach auf 10m, der andere Koeder am Grund bei 20m. Da rappelte die Blinkerrute schon los und Ricardo hatte im Nu einen wilden Coho am Band. Der sprang paar Mal wie verrueckt und sausste hin und her neben dem Boot; einmal fast in die Schraube des Schleppmotors. Total durchgeknallt der Fisch. Aber als er dann so fein im Kescher lag, lief mir schon der Saft im Maul zusammen; das wird ein feines Mal. Wieder so um die 6 Pfund. Ich wiederholte die Strecke und prompt zog diesmal die Squidrute ab. Alec vermutete wieder einen Coho aber als sein Widersacher ihm ploetzlich die Kurbel aus den Haenden riss und eine Flucht von vielleicht 20-30m hinlegte, wussten wir, dass das was Groesseres war. Wenn das ein Coho ist, waere es ein neuer 1. Juli-Rekord!

Nach feinem Drill zeigte sich ein feiner vielleicht 12-13 pfuendiger Chinook. Feine Sache! Eingesackt und auf Eis gepackt. Jetzt hatten wir natuerlich Blut geleckt und drehten enge Schleifen ueber der Stelle in der Bucht. Andere Boote waren auf uns aufmerksam geworden und gesellten sich dazu. Das liess nicht viel Platz an der Stelle. Ein Biss kam noch, der auch sofort ausloeste aber der Fisch blieb nicht haengen. Dann wurde es still. Alexander wachte auf und kam mal aus der Koje. Er staunte, dass wir schon 4 Lachse in der Box hatten. Das war jetzt meine Chance mal eine Muetze Schlaf nachzuholen. Die 3 Jungs konnten das schon alleine regeln! Ich legte mich ab und machte ein schoenes Nickerchen. Ich erwartete eigentlich, dass ich von Tumulten aufwachen wuerde wenn die Jungs zu den Bissen springen und Freudengeschrei beim Fang ausstossen wuerden. Aber es blieb ruhig.

Nach einer Stunde schaute ich dann mal nach dem Rechten. Ricardo winkte ab: nichts gefangen. Was? Und wo waren wir denn? Es war wohl in der Bucht etwas windig geworden und alle anderen Boote waeren wieder Richtung Leuchtturm gefahren und so hatten die Jungs beschlossen auch wieder Richtung Heimat zu schleppen. Wir waren irgendwo im Niemandsland an einem einsamem Kuestenabschnitt. Hm, dachte ich. Wenn wir etwas tiefer gehen, koennten wir vielleicht wenigstens unseren letzten Heilbutt abschleppen. Aber hier war es ja nur so 22m tief. Ich uebernahm das Steuer und fuhr uns zur 33m Kontourlinie. Kaum angekommen, loeste die Rute mit dem pinken Blinker aus und verneigte sich tief. Ricardo rief Alexander zu, dass er dran waere. Aber der winkte ab, wollte erst in Ruhe sein Mittagsbrot essen. Na der hatte ja die Ruhe weg! Da nahm sich Ricardo die Rute und vermeldete einen guten Fisch. Alec und ich raeumten wieder das Deck. Alles lief nun wie am Schnuerchen. Ricardo drillte den Fisch trotz des Wellenganges gekonnt und Alec kescherte den Lachs nach ein paar Minuten routiniert. Knapp 14 Pfund. Auch ein schoener Fisch! So kommt es eben wenn der Meister am Steuer sitzt und ahnt wo die Lachse stehen! Ricardo schuettelte nur unglaeubig den Kopf.

Wir schleppten noch eine halbe Stunde weiter ohne groessere Ereignisse. Ein Seeotter kam mal wieder in Sicht und Alex war verzueckt ob des aehnlichen Gebahrens wie seines Frettchens zuhause. Dann juckte es die Jungs nochmal zu pilken. So packten wir die Schleppsachen ein und ich fuhr uns zu dem sandigen Unterwasserberg. Der Wind stand dieses Mal hier voll drauf und ich befuerchtete, dass die Drift zu schnell war. Tatsaechlich beschwerten sich die Jungs, dass sie kaum Boden halten konnten und staendig nur Schnur nachgeben mussten. Ich sagte, wir versuchen es mal mit Backtrolling; das heisst ich hielt uns mit Motorkraft auf der Stelle. Da ich nicht rueckwaerts in die Wellen fahren wollte (was eigentlich das Backtrolling ausmacht), hielt ich den Motor nur sachte im Vorwaertsgang und schaltete hin und wieder mal eine zeitlang in Leerlauf. Ich musste nur die 3 Angelschnuere gut im Blick behalten. Funktionierte einwandfrei.

Und bald kamen auch die Bisse. Und wie! Erst war Alexander’s Rute vollkrumm. Leider stieg der Fisch wieder aus. Aber da meldete schon Ricardo Fischkontakt. Ein Rochen kam hoch. Nun Alex wieder. Auch Rochen. Dann stoehnte Alec auf – nach beherztem Drill kam ein schoener 15 pfuendiger Ling Cod hoch. Wir machten nur kurz ein Foto und liessen den Fisch wieder frei. Ich wollte nur noch den letzten Heilbutt mitnehmen – ich hatte ja schon wieder 1,5h Filetieren und Verpacken vor mir! Ich zog das Boot wieder auf die Untiefe zurueck, die Leinen gingen runter – Ricardo’s Rute krumm. Der Fisch klopfte – konnte ein Heilbutt sein. Alec meldete auch schweren Fischkontakt – der nahm Schnur! Und wie es kommen musste nun hakte Alexander auch was Grosses. Alle 3 Ruten krumm! Wahnsinn! Ricardo brachte einen kleinen vielleicht 10 pfuendigen Butt hoch. Alec’s Fisch sah auch nach Butt aus und wahrscheinlich groesser. Wir brauchten einen bis 90 cm. Hm, was nun. Ich kescherte Ricardo’s Butt und hiess ihm festzuhalten. Inzwischen hatte Alexander seinen Widersacher nach oben gehievt – grosser Rochen. Ich hakte ihn schnell ab und dann kam schon Alec’s Fisch hoch. Butt! Groesser als Ricardos. Aber unter 90? Wird knapp. Einen lebenden Butt im Wasser zu messen – geht kaum. Ich schaute mir den Umriss genau an und sagte dann bestimmt: “Das passt!”. Ricardo schaute mich unglaeubig an – wirklich? Ohne zu messen?

Ich war mir ziemlich sicher und so versank Alex die Harpunenspitze im Butt. Ich schlug ihn ab, blutete ihn aus und vertaeute ihn und brachte ihn dann an Bord. Spannende Stille als ich das Massband anlegte und Ricardo ablas: 87 cm. Na also! Geht doch! Optimal! Wir klatschten uns freudig ab. Das war eine Angelei hier! Die Jungs wollten noch die Lachsstuecke an ihren Haken verangeln und dann wollten wir Schluss machen. Denen wurden die Arme schon lang! Und was soll ich sagen, sie fingen noch ein paar Rochen und einen kleinen Butt. Durften alle wieder schwimmen. Dann packten wir hochzufrieden ein.

Ein wunderschoener 4-taegiger Trip an den Nootka Sounds ging leider wieder zu Ende. Erfolgreich geangelt und gefangen; besonders das Pilken im Flachen war wie von einem anderen Stern dieses Mal. Lachsfischen war auch ok, aber nicht berauschend. Der Wind hatte besser mitgespielt als in den vergangenen Jahren. Und ich hatte viel Spass mit meinen 3 Jungs gehabt – etwas was mir immer wertvoller zu werden scheint und etwas was ich in vollen Zuegen geniesse. Wieder ein Abenteuer der Sonderklasse – Nootka enttaeuscht nicht und ist immer eine Reise wert. Jedes Mal etwas anders und nie langweilig, aber immer besonders und lohnend.

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17.7.2021; East Sooke

Da habe ich es nun endlich mal an einem Wochenende in meinem Heimrevier auf’s Meer geschafft. Samstag war der Wind ruhig und die Buckellachse sollten ziehen. Ausserdem war mit ein paar Coho zu rechnen. Chinooks auch, aber die sind im Moment hier geschont und muessen wieder zurueckgesetzt werden. Keiner meiner beiden Soehne hatte Zeit und keiner meiner Angelkumpels wollte schon so frueh aus dem Bett. So machte ich eine Solotour nach East Sooke. Ich wollte das Boot nochmal ordentlich durchtesten bevor wir am Mittwoch unseren Maennertrip an den Barkley Sound an der Westkueste antraten.

4:00 Uhr aus den Federn und 5:30 war ich an der Marina. Noch kaum Betrieb und so war ich kurz vor 6:00 Uhr schon mit 2 Ruten im Wasser an der Trap Shack vor dem East Sooke Park. Mit 2 anderen Booten zog ich dort meine Schleifen dicht an den Kelpguerteln entlang, in der Hoffnung auf einen grossen Chinook; aber auch jegliches anderes Schuppenvieh war willkommen. Ein Blinker und ein Squidimitat sollten es richten. Da ruckte die eine Rute los; Anschlag und ordentlicher Widerstand. Jetzt war wieder Multi-Tasking angesagt. Ein Hand in der Naehe des Lenkrades da ich dicht an den Klippen war, ein Auge immer ringsherum, ein Finger an der Motorsteuerung und der Rest an der Rute. Der Fisch setzte zu einer Flucht an – dann ein Ruck – weg. Mist! Schnell setzte ich das Geschirr wieder ein.

Jetzt wusste ich wenigsten, dass zumindest ein beisswilliger Fisch da war. Hoffentlich noch mehr. 2-3 Runden passierte nichts, dann ein Schlag in der anderen Rute. Ich sprang hin, ruckte an, Widerstand – wollte mich gerade zum Drill bequehm machen – weg. “Gibt’s doch nicht!” Dann eine halbe Stunde nichts mehr. Auch auf den anderen beiden Booten in der Naehe sah es ruhig aus. Nun liess ich die Ebbstroemung mich mal ueber das Trap Shack Riff druecken. Hier stand oftmals der Fisch. Aber es war auch unangenehm schuckelig hier. Da riss die Squidrute aus dem Clip und die Rutespitze wippte bis unter die Wasseroberflaeche. Etwas bange zog ich dagegen – fuehlt sich gut an. Ein paar Mal wollte der Fisch ein kleines Stueck Schnur nehmen – aber es konnte kein Riese sein. Nach paar Minuten hatte ich den Fisch ans Boot herangeholt und sah ein Silberpaket aus der Tiefe auftauchen. Ein feiner Coho von vielleicht 7-8 Pfund!

Als er neben dem Boot war, began der Coho nochmal zu toben. Ich hatte schon das Vorfach in der Hand um an der kurzen Leine zu bestimmen, ob er markiert oder nicht war. Endlich hielt der Fisch mal eine Sekunde inne und ich sah die intakte Fettflosse. Schade. Schnell hakte ich ihn ab und er sausste davon. Ich textete meinem Boss, der heute auch hier angeln wollte. Er war mit seinem Kumpel unterwegs und kam gerade aus der Marina. Sie wollten gleich etwas weiter raus um Buckellachse (Pinks) zu jagen. Als dann nach etwa 20 Minuten die erste Fangbestaetigung meines Bosses kam, stellte ich meine Koeder auf pinke Gummikoeder um und fuhr weiter raus und Richtung Secretary Island gen West. Dort sah ich schon Dutzende Boote herumduempeln.

Dann ging es ploetzlich ganz schnell. Eine Rute ruckelte los und waehrend ich einen Fisch drillte, zog die 2. Rute auch noch ab. Was soll ich sagen, ich verlor beide Fische – den zweiten direkt neben dem Boot als ich hinter mich nach dem Kescher griff. Ich wollte heute schon gerne mein Limit von 4 Pinks mitnehmen – die Raeuchertonne winkte! Also schnell die Ruten wieder rein. Und ich war jetzt im Schwarm. Es ging Schlag auf Schlag. Pinks, ein paar kleinere Cohos und auch kleine Shaker dazwischen. Ich kam nicht mehr dazu mich mal hinzusetzen. Ich rehabilitierte auch meinen Anglerruf und landete mehrere Doppelbisse. Ich liess alle kleinen Cohos und Shakers frei und auch einige Pinks die mir etwas klein vorkamen. Wenigstens 4-5 Pfund sollten sie auf den Rippen haben. 3 Keeper hob ich einfach am Vorfach ins Boot um mir das Gefummel mit dem Kescher zu ersparen.

Ich wartete jetzt nur noch auf den 4. groesseren Pink. Bei einem wurde ich fast schwach aber zoegerte zu lange als er neben dem Boot lag und schwupps hatte er sich selbst befreit. Und wie es nun kommen musste, war jetzt auf einmal Beissstille.

Ich hatte den Schwarm verloren und konnte ihn auch nicht mehr wiederfinden. Ich war nun fast vor Secretary Island angekommen. Mein Boss und Kumpel hatten ihr Limit und fuhren schon wieder heim. Ich beschloss einfach die 5 km mit der Flut zurueck zu schleppen. Das wuerde reichlich eine Stunde dauern und das sollte doch genug Zeit sein um den letzten Keeper zu fangen. Ich verbuchte 2 oder 3 Bisse die aber nicht haengenblieben und befuerchtete schon ich muesste mit nur 3 Fischen nach Hause gehen. Kurz vor Schluss rissen dann ploetzlich beide Ruten gleichzeitig runter. Wow! Ich griff mir die, die am meisten wippte und drillten einen feisten Fisch heran. Der sprang und waelzte sich wie ein Wilder. Ich sah, dass der so um 5 Pfund herum war. Ca. 10m hinter dem Boot liess ich ihn erstmal mit weicher Bremse im Rutenhalter stecken und schnappte mir die andere tanzende Rute. Auch dieser machte einen wilden Tanz. Als ich den am Boot hatte, sah ich, dass es ein etwa 5 pfuendiges Maennchen war. Der andere war ein Weibchen. Also schwuppte ich den Mann ins Boot und packte ihn auf Eis und liess lieber das Weib frei um fuer Nachwuchs zu sorgen. Dann packte ich zufrieden ein. Die Blamage noch mal vermieden.

Am Schlachttisch war viel los. Ein Guide neben mir filletierte einen schoenen vielleicht 60 pfuendigen Butt und einen feisten 18 Pfund Chinook. Sein Gast hatte ihn in der winzigen, einzigen Stelle vor der Marina gefangen, an der die Entnahme von Chinooks erlaubt war. Fragt bitte nicht wie das Sinn macht aber so verrueckt sind die Regeln hier mittlerweile. Vielleicht versuche ich es an dieser kleinen Stelle das naechste Mal auch mal. Scheint ja doch zu gehen – hin und wieder zumindest. Jetzt geht’s an’s Raeuchern!

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21.7.-25.7. 2021; Barkley Sound; Tag 1

Ich bin leider 2 Wochen hinterher mit meinen Berichten. 10 Mann Crew und 4 Boote machten sich am 21.7. auf zum Barkley Sound an der Westkueste Vancouver Island’s. Wir fuhren alle zusammen ueber Land bis nach Port Alberni um von dort aus zum Eagle Nook Resort im Fjord per Boot aufzubrechen. Die Lodge ist nur per Wasser oder Luft erreichbar.

Carl mit seiner Jalopy, Jerrod mit seiner MyTyee und Glenn mit seiner Grisworlds slippten in Port Alberni im Fluss waehrend ich beschloss noch 15 Minuten auf der Schotterstrecke bis zur China Creek Marina am Fjord zu fahren. Ich habe mal die Shitshow an der Alberni Bootsrampe bei Ebbe und starker Flusstroemung gesehen. Nein Danke. Ausserdem kam mir der Anhaenger/Autoparkplatz an der China Creek Marina sicherer vor als tagelang in downtown Alberni.

Ich hatte zeitmaessig gedraengelt damit ich spaetestens um 10:00 Uhr auf dem Wasser war. Im Sommer blaest jeden Tag gegen Mittag ein haesslicher Wind den engen Port Alberni Fjord hoch, der die 1 stuendige Fahrt gegen die Wellen sehr unangenehm machen kann. Und ich hatte recht, wir waren vor den anderen 3 Booten durch den Fjord durch bevor es etwas schnoddrig wurde. Der Rest der Flotte wurde in Alberni aufgehalten und hatte eine Stunde spaeter schon arg zu kaempfen. Wir fischten da schon gemuetlich im weitlaeufigen Barkley Sound am bekannten Swale Rock. Ross war noch mit Dave und mir auf MaxWaldi – aber nur fuer heute Nachmittag, dann wuerde er fuer den Rest des Trips zu Carl auf die Jalopy wechseln.

Dave und Ross liessen erwartungsvoll Blinker und Gummisquid an ihren Ruten in Wasser und dann schleppte ich uns vor der kleinen Felsinsel an der Scharkante entlang. Es dauerte nur 1 oder 2 Minuten und Dave sprang auf und hieb an. Kleinlachs! Danach Ross. Danach wieder Dave. Einer nach dem Anderen. Alles kleine Chinooks zwischen 30 und 50 cm. Das wurde laestig und ich zog unsere Bahn weiter in die naechste Bucht. Dort war nichts mehr. Da wir seit 4:00 Uhr wach waren und ab 14:00 Uhr uns die Lodge offenstand, wollten wir heute nur bis 15:00 Uhr angeln und dann einchecken. Ein Stuendchen blieb uns noch und wir beschlossen zu pilken. Ich fuhr uns an ein paar steile Kanten und Unterwasserberge und Dave und Ross liessen ihre Pilker hinab.

Hier stellte sich Ross als geschickter heraus denn er fing einen Grundfisch nach dem Anderen waehrend Dave mit einem grossen Gummifisch kaum Glueck hatte. Einmal riss der Fisch schon etwas Schnur von Ross’ leichter Pilkrute – aha, der war wohl etwas besser!? Wie vermutet kam ein Ling Cod nach oben – aber ob der das Mass von 65 cm hatte? War knapp. Das Massband musste raus und blieb bei 64 cm stehen. Knapper geht’s nicht. Naja, da sollten wohl noch bessere Gelegenheiten kommen. Oder?

Dann checkten wir ein und liessen uns in unsere Zimmer und Bootsliegeplaetze einweisen. Die Lodge hat eine Kapazitaet von etwa 30 Gaesten. Vielleicht ein paar mehr. Die meisten kommen fuer ein All-Inclusive Paket mit Guide und aller Verpflegung. Allerdings kann man auch sein eigenes Boot mitbringen und das Erlebnispacket selbst gestalten. Wir hatten Doppelzimmer und Vollpension gebucht. Boote und Angeln hatten wir selber. Macht auch mehr Spass die Fische alleine zu finden und zu ueberlisten – auch wenn dabei weniger als mit einem Profiguide heraussprang. Aber ganz unbekannt war uns der Barkley Sound nicht durch vorherige Trips nach Bamfield – auf der anderen Seite des Sounds.

Die Lodge lag toll auf einer schmalen Landbruecke und hatte daher auf 2 Seiten Meeresfront. Die Doppelzimmer waren sehr grosszuegig und sauber. Fast schon zu luxurioes fuer eine Horde Angler. Nur einen Kuehlschrank vermissten wir. Nicht fuer den Fang – der wurde von der Resortbelegschaft versorgt, verpackt und gefroren – auch so ein Wahlservice. Fuer unser Bier und andere Getraenke, Snacks und Koederfische. Aber wir hatten Kuehlboxen und konnten die jeden Tag an der Eismaschine nachladen. Ausserdem gab es wohl Wanderpfade zu einsamen Buchten und Straenden vom Resort aus. Auch konnte man sich Paddleboards oder Kayaks einfach ausleihen. Die Lodge lag super geschuetzt in einer Lagune. Wir haetten den Eingang zur Lagune ohne GPS nicht gefunden. Ein perfektes Piratenversteck – den Eingang sieht man wirklich nur wenn man direkt davor steht.

Den ersten Abend liessen wir nach einige ersten Bootsreparaturen ruhig an Land ausklingen. Abendessen war fantastisch! Jerrod’s MyTyee hatte schon bis zur Lodge abgeschleppt werden muessen weil unterwegs sein Anlasser versagte. Die Grisworlds hatte keinen funktionstuechtigen Schlepp-und Notmotor da Jason den 9.9 HP Motor falsch herum im Pickup gelagert hatte und das Motoroel intern alles verklebt hatte (Vergaser). Und Carl’s Jalopy hatte bei der nierenverdraengenden Holperfahrt durch den Alberni-Fjord fast sein Dach verloren nachdem die 2 Hauptstuetzen an der Schweissnaht gebrochen waren. Das fing ja toll an – und sollte fein so weiter gehen!
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22.7. 2021; Barkley Sound; Tag 2

Frueh um 5:00 Uhr gings raus aus den Feder und zum gedeckten Fruehstueckstisch. Was fuer ein ungewohnter Luxus! Auch wenn das Fruehstueck einfach war und etwas hinter dem Niveau des Abendmahles zurueckblieb. Zum Mittag bekam man einen Sandwich und etliche kleinere Snacks eingepackt. Heute sollte der windstillste Tag werden und die einzige Chance offshore zu kommen; falls wir das wollten. Wir wollten erst die aeusseren Schaeren nach Lachs abklappern bevor wir teures Benzin verpulverten.

Es war ein Genuss ueber den ruhigen morgendlichen Fjord zu fahren. Alle 4 im Konvoi – bis Jerrod liegenblieb und Motorprobleme meldete. Na toll. Waehrend er herumbastelte fingen wir an zu schleppen. Ein Kleinlachs nach dem anderen. Wie gestern. Dave und ich fuhren bald weiter zu den aeusseren Inselchen und Klippen. Wieder nur Kleinkram. Aber es musste doch auch mal eine Gruppe groessere Lachse geben! In einer weiteren Bucht loeste ploetzlich meine Rute gleich aus und ich fuehlte eine Sekunde einen besseren Widerstand. Dann war der Fisch weg. Mist! Aber wenigstens ein Zeichen eines groesseren Fisches. Wir zogen nun Runde um Runde in der Bucht und luden auch die Jalopy und Grisworlds dazu ein. Dave fing auch tatsaechlich einen um die 5-6 Pfund aber das war noch zu klein fuer uns. Dave wollte seine Truhe fuellen und mit einem Trip-Limit von 4 Chinooks sollten die schon mindestens zweistellig sein.

Jetzt waren wir schon an der wilden Aussenkueste der Schaeren. Aber es war bis auf eine kleine Duenung Ententeich heute. Dann hakte Dave endlich einen etwas besseren Fisch. Jetzt bloss keinen Fehler! Ich steuerte uns etwas von den unmittelbaren Felsklippen weg und sackte dann den etwa 8 pfuendigen Chinook ein. Ok, auch nicht zweistellig aber irgendwann mussten wir ja mal anfangen was mitzunehmen! Wir meldeten den kleinen Erfolg zum Rest der Flotte. Jerrod war noch tief im Fjord. Sein Motor lief zwar wieder, aber er traute sich nicht allzuweit weg von der Lodge. Glenn auf der Grisworld wollte jetzt Buttangeln vor den Schaeren. Carl gesellte sich zu uns und wir versuchten noch weitere groessere Lachse zu fangen. Wieder nur Kleinkram.

Da bekamen wir einen Funkspruch von einem Freund der mit seinem 5.5m Boot in Bamfield war und gerne mit uns zur ersten Offshore-Bank fahren wuerde. Carl und ich waren dabei. Glenn wollte an seiner Buttstelle bleiben. So duesten wir zur anderen Seite der Fjordmuendung um uns mit Graham zu treffen. Unterwegs fing mein Motor an zu muckern. Setzte momentartig aus um dann wieder fehlerfrei zu laufen. Sehr komisch! Dreck im Benzin? Ein kurzer Check brachte nichts. Hoffentlich ging das vorbei. Dann kamen wir an zwei fressenden oder spielenden Buckelwalen vorbei. Da Carl hinter mir fuhr, kamen die beiden bei ihm ganz dicht an beiden Seiten des Bootes hoch. Schon bisschen zu nah; meiner Meinung nach. Aber schon cool. Dann trafen wir Graham, der hier heute Morgen schon einen schoenen 16 Pfund Chinook und zwei 8-pfuendige Cohos gefangen hatte. Aha, auf der hiesigen Seite des Fjordes waren wohl die groesseren Fische. Gut zu wissen.

Dann fuhren wir im Tandem zur 7 Mile Bank, auf der mein Sohn Ricardo vor paar Jahren mal einen 80-pfuendigen Butt erwischt hatte. Die Fahrt war etwas kabbelig gegen die Duenung aber gut machbar. Ich hatte nur Angst um Carl’s Bootsdach, dass wir mit Duct Tape und Kabelbinder nur behelfsmaessig festgetackert hatten. Aber es hielt. Wir wollten zuerst Lachs probieren. Ich setzte meine Rute mit Squidimitat bei 70m Tiefe bis auf den Boden um Chinook und/oder Butt zu haken. Dave angelte flacher und war im Nu am Fisch. Der erste Fisch riss gleich etwas Schnur ab und tanzte fast mehr ueber Wasser. Coho! Und ein schoener – so 7 Pfund. Ging mit. Dave nahm gleich seinen Flasher ab und montierte einen Grossblinker. Und jetzt begann das Chaos! Dave brachte es kaum noch fertig, seine Schnur in den Downriggerclip zu stecken bevor der naechste Coho ihm schon die Schnur aus der Hand riss. Verlor er einen Fisch im Drill – was haeufig vorkam, hatte er Sekunden spaeter gleich wieder einen am Band. Die Kerle schnappten sich den an der Oberflaeche schleifenden Blinker. Dave hatte einen Heidenspass.

Wir konnten zu zweit 4 Cohos behalten und Dave hatte das Limit bald zusammen. Alle so zwischen 6 – 8 Pfund. Aber wahre Kraftpakete. Da bei mir tief nichts ging, wollte ich auch ein bisschen Spass haben und kopierte Dave’s Geschirr und dann rappelte es auch an meiner Rute. Nach einer reichlichen Stunde taten uns die Arme weh. Carl und Graham’s Crews hatten den selben Spass. Graham fand zwischen den Cohos sogar 2 mittlere Chinooks. Sieh mal einer an! Dann wollte ich mal Heilbutt versuchen und fand uns eine unebene Stelle auf der Bank. Wir drifteten mit ganzen Heringen an den Haken umher. Graham hatte zuerst Glueck und sein Kumpel war in einen epischen Drill verwickelt. Nach bestimmt 10 Minuten sahen wir endlich eine Harpune zustechen und dann einen fetten Butt ueber die Bordwand schluepfen. 50 Pfund! Die beiden jubelten. Bei uns tat sich nichts. Dann rief Carl ueber Funk, dass eine seiner Batterien platt und die andere angeschlagen waeren – irgendwie waere seine Lichtmaschine ausgefallen. Waass? Dann sollten wir nicht mehr zu lange hier draussen bleiben. Carl wollte aber erst ein bisschen am Schleppmotor schleppen um so die Batterie wieder genug zu laden um den grossen Motor starten zu koennen. Ok.

Ich schleppte wieder tief – immer noch auf Chinook und Butt hoffend, und Dave spielte wieder mit den Cohos – die dicht und hungrig vor Ort waren. Bei mir ging gar nichts. Nach einer Stunde packten wir ein und fuhren wieder vor die Kueste. Graham verabschiedete sich mit einer uebervollen Fischkiste. Er hatte abgeraeumt! Vor den Schaeren nahmen wir Kontakt mit der Grisworld auf. Die hatten auch 2 Butte im Boot! Ha, schau mal einer an! Der Stoermeister kann auch Butt! Wir gesellten uns dazu und liessen unsere Grundruten ein. Da! Ein Tapp, noch einer an meiner Rute und ich ruckte an. Widerstand, aber nicht buttypisch. Ein grosser Red Snapper (Yellow Eye Rockfish) kam hoch. Super grell orange, super cool anzusehen. Aber leider geschont. Als ich ihn gerade an meinem Felsenbarschherablassgeraet wieder zum Grund befoerderte, riss es ploetzlich an meiner zweiten Heringrute. Die Rutenspitze wippte schwer bis zum Wasser. So schnell wie ich konnte legte ich das Geschirr in meiner Hand zur Seite und sprang zur wippenden Rute und kurbelte hart rein. Etwas Schweres blieb haengen. Yesss! Endlich, ein ordentlicher Fisch! Ich fummelte die Rute aus dem Halter und wollte gerade in Kampfstellung gehen als der Widerstand nachliess. Waaaassss? Nein!!! Ich kurbelte wie ein Wahnsinniger aber der Fisch war weg. Ich liess schnell wieder runter, vielleicht biss er nochmal. Nichts. Vergeigt!

Aber wenn ein Butt beisst, kommt oft noch mehr. Die anderen Boote hatten uns beobachtet und wussten das auch. So angelten wir noch eine Stunde konzentriert weiter aber bis auf ein paar kleinere Felsenbarsche konnten wir alle 3 Boote nichts mehr landen. Der Hunger und die Aussicht auf das feine Abendmahl trieb uns heimwaerts zur Lodge. Ich gab zuletzt auf als schon etwas Nebel und Nieselregen aufkam. Das bildete einen Regen-Nebelbogen ueber Land, den wir so auch noch nie gesehen hatte. Verrueckt! Mit wehen Gefuehlen verliessen wir die Stelle, wissend, dass wir bei den vorhergesagten Winden die naechsten 2 Tage wohl kaum nochmal hierherkommen konnten. Schade.

Als ich angedockt mit Jerrod sprach, zeigte er ploetzlich auf meinen kleinen Schleppmotor. “Ist was? Was ist denn mit Deiner Steuerverbindung zwischen grossem und kleinem Motor passiert?” Tatsaechlich! Die Edelstahlhalterung der Verbindungsstange war abgebrochen und hing nur noch an einem Faden. Wow. Glueck, dass ich das nicht verloren hatte waehrend der Fahrt. Aber unreparierbar fuer den Rest des Trips und so wuerden wir nun wie Glenn auch mit dem grossen Motor schleppen muessen. Was fuer einen Anhaeufung an Havarien!

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Mal wieder ein herrlicher Bericht mit tollen Fotos. :a020::applaus: Ich hoffe, dass es mit dem Pech des Materials nun aufhört und mehr Zeit zum Angeln bleibt.

Gruß Uwe
 
24.7.2021; Tag 3

Der Plan fuer den 3. Tag war einfach: an Wind und Wellen abgelegenen Stellen Fische finden! Frueh morgens sollte es windmaessig noch gehen aber ab 11:00 Uhr sollte es draussen kacheln. Nach dem Fruehstueck ging es runter zu den Booten. Die Guides nahmen auch gerade ihre Gaeste mit; in ihren 10m Booten wollten sie trotz des WIndes heute noch zur Big Bank rausduesen; 40 km vor der Kueste. Das ist 1.5h Anfahrt gegen die Wellen und Duenung – das kann auch in einem grossen Boot keinen Spass mehr machen. Was Leute fuer Fische alles tun!

Dave und Carl hatten sich einen Tipp fuer die erste Angelstelle geholt. Angeblich sollten bei Flemming Island, eine der vielen Inseln einer ganzen Inselkette mitten im Barkley Sound, gestern ein paar grosse Chinooks gefangen worden sein. Das lag geschuetzt etwa 20 Minuten von der Lodge weg. Da wollten wir alle zuerst mal hin. Unsere 4-teilige Bootsflotte war noch keine 5 Minuten unterwegs, da blieb Glenn’s Boot stehen. Irgendwie lief der Motor nicht ueber 4000 U/min. Nach einer Weile fuhr er weiter, nur eben nicht sehr schnell. Das war aber auch gar nicht noetig denn jetzt kamen wir in dichten Nebel. Carl mit seinem Radar fuhr vorne weg und Jerrod mit seinem Radar als Letzter hinterher. So kamen wir sicher an der Inselkette an.

Schau’ mal einer an, hier schleppten doch tatsaechlich schon zwei Charterboote aus Bamfield. Da musste der Tipp wohl gestimmt haben. Ich setzte uns dicht vor die felsige Kante und wir schleppten erwartungsfroh noch im halben Dunkel und Nebel unsere Koederfische dicht am Grund in nur 20m Tiefe. Dave wurde aufgeregt wegen etlicher Fischsicheln auf dem Echolot. Bald bekamen wir zu spueren woher die stammten. Erst ruckte Dave’s Rute los, Sekunden spaeter meine. Wieder nur Kleinlachs. Einer nach dem anderen. Auch die anderen Boote schuettelten einige dieser Plagegeister ab. Die Guides hatten bald genug und verschwanden im Nebel. Aber wir sahen auch einige richtig grosse Sicheln auf dem Echo und wir wollten noch nicht aufgeben. Aber Dave und ich hatten nun beide einen Blinker dran – bei $1,50 pro Anchovie Koederfisch wuerde diese Kleinlachsfischerei uns ja ein Vermoegen kosten.

Carl funkte eben, dass er zur naechsten Insel weiterschleppen wollte und Jerrod und Glenn stimmten zu. Da loeste ploetzlich meine Rute hart aus – direkt schon aus dem Clip. Nanu? Das schaffte sonst keiner der kleinen Biester. Als ich die Rute noch zoegerlich und halbherzig aus dem Rutenhalter holte, wurde mir ploetzlich die Rute fast aus der Hand gerissen. Aha! Das ist ein richtiger Fisch! Der Fisch ruckte ein paar Mal kraeftig aber wollte noch keine Schnur nehmen. War es vielleicht nur ein foul-gehakter Kleinlachs? Aber wenn die Rucke Kopfstoesse gewesen waren, dann war das ein grosser Lachs. Er nahm immer noch keine Schnur aber ich konnte auch keine Kurbelumdrehung gewinnen; der Fisch stand fest. Dave war noch unschluessig und liess erstmal seine Rute noch drin und schleppte auch weiter. Aber dann, ploetzlich kam Leben in den Drill und nun heulte meine Rolle los und im Nu waren 50 m Schnur weg. Jawoll! EIn Grosser!

Dave raeumte jetzt hektisch das Deck ab und drehte den Motor runter. Mittlerweile blieb der Fisch mal kurz stehen und ich konnte ein paar Kurbelumdrehungen gewinnen. Ich war sehr bedacht darauf unbedingt Druck auf der Schnur zu halten – der Blinker hatte nur einen Einzel-Schonhaken. Eine Sekunde schlapp und der Bursche ist weg! Jetzt raste er wieder los. Mensch, das war eine Freude mal wieder so einen sportlichen Fisch zu drillen! Und der erste richtige Grossfisch am Band auf dieser Tour. Jetzt machte er wieder Pause und ich kurbelte dagegen. Ein kraeftiger Ruck folgte, mein Herz blieb stehen…. Ich kurbelte nun wie wild aber konnte keinen Widerstand mehr finden. Der Fisch war weg. Dave und ich schauten uns enttaeuscht an. So ein Pech! Endlich, nach so langer Zeit und so viel Kleingemuese, hatten wir den ersten Grossfisch dran und dann schlaegt der sich los. Und ich hatte wirklich nichts falsch gemacht. Einfach nur Pech.

Dave funkte den Anderen zu, dass wir es nun noch etwas laenger hier probieren wuerden. Wo einer war mussten doch noch mehr sein! Beflissen setzten wir beide Ruten wieder ein und arbeiteten die Bisstelle ab; von allen Richtungen, tief und flach und mit verschiedenen Koedern. Nur wieder Kleinkram. Nach einer weiteren Stunde hatten wir genug und gaben uns geschlagen. Was nun? Die 3 anderen Boote fingen meist nur Kleinkram vor Diana Island aber es waeren wohl hin und wieder mal ein 5-6 Pfuender dabei. Nee, damit waeren wir nicht zufrieden. Ich schlug vor zu versuchen bis zu Glenn’s gestriger Heilbuttstelle zu kommen. Vielleicht war es jetzt noch nicht zu rauh an der Aussenkueste. Dave war ok damit. So duesten wir ab, dem offenen Pazifik entgegen. Mein Motor hatte wieder seine Aussetzer was super unangenehm war wenn man nicht sass oder sich festkrallte. Vollkommen aus dem Blauen setzte er ploetzlich fuer einen Bruchteil einer Sekunde aus und man flog fast durch die WIndschutzscheibe. Danach lief er wieder tadellos. Sehr nervig.

Im Sound war das Wasser noch sehr ruhig. Als wir der Aussenkante naeher kamen, schwappte schon eine kurzfrequentige Duenung rein. Das ging noch wenn man etwas langsamer fuhr. Als wir dann um die letzte Schaere herumbogen, sahen wir die wahren Bedingungen. Hier war schon eine 1m Welle auf der Duenung obendrauf. Nach 15 Minuten in diesen Mist hineinkrachen, hatte ich genug. Wir muessten mindestens noch 20 Minuten davon erdulden um zur Heilbuttstelle zu kommen. Wir hatten dazu keine Lust mehr. So studierten wir die Untergrundverhaeltnisse hier vor Ort und fanden eine schoene sandige Delle zwischen steinigen Huegeln. Und mit 75m Tiefe sah diese Delle buttverdaechtig aus. EInfach mal probieren, dachten wir. Ich setzte uns windauf an den Anfangspunkt und nun schob uns der Wind perfekt durch die Delle und dann den felsigen Hang wieder hoch. Dort mussten wir auf Haenger aufpassen. In der sandigen Delle nicht.

Wir liessen unsere Heilbuttgeschuetze mit Hering bestueckt runter und harrten der Dinge. Im Sand ging gar nichts aber als wir in die Steine kamen, bissen regelmaessig Felsenbarsche und untermassige Lings. Dave behielt ein paar der brauchbaren Felsenbarsche. Leider war hier kein Butt unterwegs. Der Wind nahm weiter zu und am Ende unserer Drift holten wir ein und ich fuhr uns wieder zwischen die Schaeren in den Windschutz. Dann pilken wir eben auf Ling Cod! WIr steuerten vielversprechende Kanten an und mussten aber auch immer sehen, dass der Wind uns nicht zu schnell wegtrieb. Dave suchte sich eine neue Stelle aus und ich nahm meine Spinnrute mit einem 100g Pilker. Hier war es nur 20-30m tief und die Drift ok. Da riss es mir die Rutenspitze ins Wasser und sofort lief Schnur von der Rolle.



Oha, der war besser als die etlichen Felsenbarsche oder Babylings davor! Es machte einen Riesenspass einen ordentlichen Fisch an dem leichten Geschirr zu drillen. Dave wartete schon mit dem Gaff. Dann kam ein zaehnestarrendes Maul zur Oberflaeche; Ling. Aber hatte er die 65 cm? Wir waren uns nicht ganz sicher und so kescherte Dave den Fisch und wir vermassen ihn im Boot. 68cm, das war ein Keeper. Na endlich! Mit neuem Eifer wiederholten wir die Drift noch ein paar Mal. Dave behielt wieder ein paar Felsenbarsche wenn sie gute Groessen hatten. Dann am tiefen Ende der Drift bekam ich wieder einen brachialen Biss auf meinen kleinen Pilker. Die Rute war voll gebogen und der Fische machte 2 lange Fluchten bevor er aufgab. Wieder ein Ling und diesmal noch groesser! Den mussten wir nicht mehr messen – Dave nagelte ihm das Gaff durch den Kopf: 73 cm. So langsam fuellte sich die Fischkiste.

Dann sahen wir ploetzlich Graham neben uns auftauchen. Er hatte vor Bamfield am Morgen einen ordentlichen Chinook von 17 Pfund gefangen aber dann kamen dort die Wellen voll rein. So war er hierhergekommen um im WIndschutz Bodenfische zu jagen. Einen guten Riecher hatte der Kerl! Wir fuhren aber bald weiter immer Richtung Lodge zu und klapperten noch etliche Stellen auf Pilkfische ab. Es gab hier zwischen den vielen Inseln herrliche Buchten, Straende und kleine Passagen. FIsche gab es auch genug, nur nicht sehr grosse. Ein paar ordentliche Schollen pilkte ich und bei jeder sagte ich, dass ich die vorherige haette behalten sollen, dann haette sich das Mitnehmen gelohnt. So liess ich wohl 4 oder 5 schoene fette Schollen wieder frei. Einmal liess ich den Pilker runter und schon nach paar Sekunden stoppte die Schnur. Verdutzt schaute ich auf’s Echo – es war hier 30m tief und der Pilker haette noch eine Weile weiter fallen muessen. Ich kurbelte auf Spannung und nun riss es ungeduldig an der Rute. Und der Fisch sausste hin und her – gar nicht grundfischtypisch. “Ich schaetze ein kleiner Lachs.”, sagte ich zu Dave. Und recht hatte ich; ein etwa 5 pfuendiger Chinook kam ans Boot. Der durfte auch wieder schwimmen.

Kurz vor dem Eingang zur Lagune mit der Lodge hatte Dave noch ein Riff erspaeht, dass unser letzter Versuch heute sein sollte. Der Fels kam von 70 bis auf 10m hoch. Wir driftete erst hoch und dann direkt ueber die Spitze. Ich hatte hier mal wieder einen besseren Biss und brachte einen Ling hoch. Als er in Sicht kam, sagte ich zu Dave: “Schade, der wir knapp nicht Mass haben.”. Waehrend ich so auf den Fisch etwa 1 m unter dem Boot starrte, kam auf einmal ein grosser Schatten von unten. Ein grosser Ling! Und der schoss auf meinen gehakten Ling zu als wollte er ihn ohne Umstaende verschlingen! Ich rief Dave und hiess ihm sofort seinen Pilker neben meinem Fang einzulassen. Aber bis Dave hochgekurbelt und zu meiner Bootsseite gekommen war, war der grosse Ling schon wieder abgetaucht. Dave versuchte es aber er kam nicht wieder. Ich hakte meinen 64cm Ling frei und wir setzten nochmal zum Anfang der Drift an. Dave montierte nun einen Riesengummifisch – wenn der Ling einen ueber 60 cm Artgefaehrten verschlingen wollte, musste er ja wohl auf grosse Beute stehen! Ich schaetzte den Ling auf ueber 10 Pfund.

Wir waren ungefaehr an der Stelle wo ich den Grossen gesehen hatte, da ging Dave’s Rute in die Knie und Schur raste von seiner Rolle, Das war er! Nach und nach gewann Dave Schnur und dann kam der grosse Rachen nach oben. Ja, das war der Bursche und ich schlug ihm das Eisen in den Kopf und hievte ihn ins Boot. Jawoll! Das war ein klasse Abschluss des Tages! An der Lodgewaage zeigte er 13 Pfund. Da kann man nicht meckern.

Nach und nach kamen die anderen Boote zurueck. Glenn schmiss gleich eine zerbrochene Rute auf den Dock. Aergerlich – das war eine seiner teuren Stoerruten. An einem Haenger explodiert, sagte er nur. Ich meinte noch, wenn das heute der einzige Ausfall und Verlust war, dann waere das ja unser bester Tag bisher. Nee, Glenn berichtete das sie auch einen Downriggergeschirrverlust hatten; Blei, Clip, Montage….alles abgerissen. Ok, ich wollte gar nicht mehr wissen. Der Trip ist verhext. Ein fantastischer Luxus war es keine Fische versorgen zu muessen. Nur kurz das Boot saeubern, auftanken und dann zum angerichteten Dinner auftauchen. Paradiesisch! Dave’s Ling war mit Abstand der groesste Fisch heute von allen unseren Booten. Das war nicht ok! Da muss am letzten Morgen noch was Besseres gehen!

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25.7.2021; Tag 4

Der letzte Morgen sollte wieder Wind bringen. Wir konnten uns nicht auf ein einheitliches Konzept fuer unsere Truppe einigen. Dave und ich wollten bis zur anderen Seite des Sounds vor Bamfield donnern um dort vielleicht doch noch ein paar Grosslachse aufzustoebern. Glenn und Jason liebaeugelten mit der Idee es doch noch mal bis zur aeusseren Kueste zu versuchen. Jerrod und sein Sohn Demario wollten nur bis zum Swale Rock und dort auf Lachs gehen. Carl und Ross wollten Lings pilken. So fuhren wir alle in verschiedene Richtungen.

Wir brauchten eine gute halbe Stunde bis vor Bamfield. Als wir dort ankamen, erwartete uns eine wellige Ueberraschung; die Duenung stand hier voll im Fjordarm und schlug kurzfrequentige metrige Wellen. Nee, das wuerde keinen Zweck haben. Hinter der naechsten Inselkette versprach es ruhiger zu sein. Ich sah eine kleine Passage zwischen zwei Inseln – mit dieser konnten wir paar Kilometer abkuerzen. Der Kartenplotter zeigte etwa 3m tiefe an der flachsten Stelle. Die Passage war vielleicht 5m breit an der engsten Stelle. Das muesste doch gehen, dachte ich. Dave hatte Bedenken aber ich war ja der Kapitaen!

Ich steuerte die Enge an; es sah aus wie ein Bach der sich durch ein paar Felsen schlaengelte. Keine 100m dahinter sahen wir schon den Mast eines Segelbootes das da vor Anker lag. Ich steuerte uns in die Passage, ganz langsam, immer ein Auge auf das Echolot und das andere gebannt ins Wasser nach Steinen oder anderen HIndernissen auf Auschau. 10 Fuss, 8, 5, 3….das wir knapp! Dave ging nach vorn auf die Bugspitze und starrte ins kommende Wasser und hiess mich links oder rechts steuern. Ich bemerkte ploetzlich das es ebbte und an den umliegenden Felsen konnte man sehen, dass der Wasserstand bestimmt 2m unter Hoechststand war. Sch….! Das war keine gute Idee gewesen. Im selben Moment gab es einen Ruck und ein kratzendes Geraeusch – etwas was man in einem Glassfieberboot nie hoeren moechte. Wir waren kurz aufgesetzt aber sofort wieder frei. Ich schaute Dave fragend an was das gewesen war und er zuckte die Schultern. Er hatte nichts kommen sehen und auch ich konnte neben und hinter dem Boot keinen Stein oder Baumstamm oder sonstiges HIndernis erkennen. Es war ja nur einen knappen Meter tief hier und man konnte alles gut sehen. Sehr mysterioes.

Gott sei Dank war ich nur sehr langsam gefahren und es konnte kein grosser Schaden enstanden sein. Vielleicht hatte es den Propeller erwischt und nicht den Rumpf? Nein, der Motor lief ruhig und ohne jegliche Unwucht. Na, da werde ich wohl zuhause auch noch die Gel Coat reparieren muessen; schoene Sch….! Haette ich das bloss nicht gemacht! Aber noch waren wir ja nicht durch. Ich legte den Gang wieder ein und schlich uns weiter. Wir schienen durch zu sein denn die Passage wurde breiter und oeffnete sich zu der Bucht wo das Segelboot hoechstens 50m entfernt verankert lag. Aber das Echolot zeigte an, dass es immer flacher wurde: 0.8m, 0.6m, 0.5m … gleich wuerden wir auflaufen und festsitzen. Der Buchteingang von der Passage war zu dieser Gezeitenlage unpassierbar. Mist!

Rueckwaertsgang ein und abgebremst. Jetzt gabs nur eine Moeglichkeit wenn wir hier nicht stundenlang auf die Flut warten wollten: umdrehen und die ungemuetliche Passage wieder zurueck. Wieder durch die Stelle mit dem mysterioesen Hindernis und die Gefahr laufen, dass wir nochmal anecken wuerden. Dave hing fast mit dem Gesicht im Wasser und ich fuhr etwas weiter an der vermutlich tieferen Seite der Passage. Wir kamen diesmal ungeschoren durch und waren wirklich bleich und erleichtert als wir durch waren. So eine Fehlentscheidung und Pech dazu! Ich testeate kurz mit der Bilgenpumpe ob wir etwa Wasser aufnahmen. War eigentlich keine Chance bei dem Aufsetzen in Zeitlupentempo und dem Doppelrumpf eines Arima-Bootes, aber ich war doch erleichtern als nichts aus der Pumpe herauskam.

Wir pilkten nun an ein paar Kanten und fingen allerlei Fels- und Bodenfischarten, aber nichts fuer die Fischkiste. Dann schien es, dass die Wellen im Fjord kleiner wurden und wir fuhren nochmal zu unserer eigentlichen Zielstelle. Ging jetzt. Also die Lachsruten rein und losschleppen. Hier waren scheinbar keine Kleinlachse denn unsere Koeder blieben laengere Zeit unbelaestigt. Leider auch von den Zielfischen. Nach anderthalb Stunden brachen wir entaeuscht ab. Fuer 11:00 Uhr hatten wir uns alle an der Lodge verabredet. Es blieb noch 1.5h Zeit. 30 Minuten brauchten wir fuer die Fahrt durch den Sound. Also noch eine Stunde angeln. Wir klopften noch ein paar Riffe mit den Pilkern ab; ohne nennenswerten Erfolg. Dann waren wie wieder an der Untiefe, an der Dave seinen guten Ling gefangen hatte. Hier machten wir unsere letzten Versuche; ohne vorzeigbaren Erfolg. Nicht weit weg sahen wir Glenn’s Boot schleppen. Hier? Wir funkten rueber und hoerten erstaunt, dass sie ein paar massige Chinooks fingen. Nicht Grosses aber 5-6 Pfund. Bald kamen die anderen beiden Boote hierher und Ross hielt einen brauchbaren Ling hoch und Jerrod einen ordentlichen Chinook von vielleicht 15 Pfund, den er dem Swale Rock entrissen hatte.

Na, da waren ja doch noch ein paar Fische gefangen worden, wenn auch leider nicht auf unserem Boot. Wir fuhren gemeinsam zurueck zur Lodge, packten ein und checkten aus. Wir wollten unbedingt bei Mittag in dem Alberni Fjord sein um den Mittagswellen zu entgehen. Als wir im Konvoy losduesten; Glenn als Langsamster voran, blieb ploetzlich die Flotte vor uns wieder stehen. Glenn hatte einen Baumstamm ueberfahren aber kam mit den Schrecken davon. Mensch, was fuer ein Katastrophentrip dachte und sagten wir alle laut. Aber wir waren noch nicht am Ende. Mein Motor muckerte wieder aber fuhr doch weiter. Als wir in den Fjord einbogen, wurde es rauh und dann immer rauher. In Richtung mit den Wellen ging es noch aber wir haetten jetzt kaum die entgegengesetzte Richtung nehmen koennen. Auch so war es eine ungemuetliche Stunde Fahrt. Carl fuhr vornweg, dann wir, dann Glenn und weiter hinten Jerrod. Carl’s Jalopy sahen wir etliche Male in der Luft von Wellenberg zu Wellenberg fliegen. Wasser spritzte bis uebers Dach, was ja sowieso nur mit Tape und Kabelbindern festhielt. Hoffentlich ging das gut!

Kurz bevor wir unsere Marina erreicht hatten, dachte ich noch dass Carl’s Boot unheimlich tief im Wasser zu liegen schien trotzdem er nur alleine an Bord war (Ross war auf der Rueckfahrt wieder bei uns). Aber wir verabschiedeten uns nun schnell und wir bogen zur China Creek Marina ein; unser Start-und Zielhafen. Die anderen 3 Boote fuhren noch die 20 Minuten oder so weiter bis Downtown Port Alberni. Als ich mein Boot auf den Anhaenger zog, bekam Dave ploetzlich einen Text von Glenn; Carl’s Jalopy war dabei fast zu sinken – kurz vor Alberni. Waaaas? Es dauerte eine Weile bis wir Entwarnung und die ganze Geschichte bekamen. Kurz nach unserer Trennung, bemerkte Carl ploetzlich, dass Wasser hinten im Boot stand und mehr wurde. Er hielt an und untersuchte wo es herkommen koennte, konnte aber nichts finden. Er dachte er haette vielleicht bei dem ganzen Wellenkrachen einen Baumstamm oder aehnliches getroffen und es gar nicht bemerkt. Aber dann musste ja ein Loch im Rumpf sein! Jetzt setzte etwas Panik ein.

Sein Boot war jetzt schon so schwer, dass es gar nicht mehr zum Gleiten kam. Es waren da wohl immer noch ein paar Kilometer bis zur Zielmarina. Glenn schickte seinen Teenage Sohn Cody zu Carl hinueber um ihm waehrend der Fahrt beim Wasserschoepfen zu helfen denn leider hatte sich herausgestellt, dass seine Bilgenpumpe nicht funktionierte. Unglaublich! Jedenfalls schafften sie es bis zur Rampe und die Jalopy kam heraus. Nachdem der Stoepsel entfernt war, lief wohl eine gute halbe Stunde ein voller Strahl! Es waren viele hundert Liter Wasser ins Boot gekommen. Aber wie? Carl konnte kein Loch im Rumpf finden. Als er das uns so textete, fiel mir seine abgerissenen Rub Rail ein. Na klar, das war nicht nur eine Art Stossstange um den Rumpf beim andocken zu schuetzen, sondern das war auch die Dichtung zwischen oberer und unterer Bootshuelle. Wenn da 2m fehlen – bei solcher Wellenfahrt, da konnte ich mir gut vorstellen, dass bei jeder Welle die gegen den Rumpf schlug ein paar Liter Wasser in den Rumpf nach innen gelangten. Und so war es auch gewesen.

Mann, Mann, das war noch mal knapp gut gegangen. Aber wir versprachen uns alle unsere Boote vor der naechsten Tour in Schuss zu bringen. Mein kleiner Aufsetzer in der engen Passage hatte auch kein Nachspiel: es stellte sich heraus, dass es die Motorfinne under dem Propeller gewesen war, die wohl einen Stein gestreichelt hatte. Die Finne ist hart im Nehmen und hatte nur ein paar unbedeutende Kratzer abbekommen. Jetzt lachen wir ueber die Pannen aber das haette auch dumm ausgehen koennen. Die Fischerei war leider auch nicht sehr erfolgreich gelaufen; zumindest im Vergleich zu vorherigen Trips und was wir uns so ausgemalt hatten. Aber wir waren in einer zauberhaften Wasserwelt gewesen und hatten eine tolle Unterkunft und Verpflegung gehabt. Und die Gesellschaft war sowieso erste Klasse gewesen. Ich moechte die Tour nicht verpasst haben!

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War wieder ein toller spannender Bericht und auch wenn ich nicht alle Fischarten kenne, sehr lesenswert. Vlt. kannst Du mal die Arten vorstellen.
 
War wieder ein toller spannender Bericht und auch wenn ich nicht alle Fischarten kenne, sehr lesenswert. Vlt. kannst Du mal die Arten vorstellen.
Hm, interessante Nachfrage. Ich glaube ueber die Jahre habe ich so einiges ueber die gaengigen Sportfische geschrieben, aber noch nie als zusammengefasstes Lexikon. Mal kurz die Meeresfische in BC:

1) Da sind natuerlich zuerst die 5 Pazifiklachsarten:
Chinook (Koenigslachs) bis zu 100 Pfund, Schnitt 10-25 Pfund;
Coho (Silberlachs) bis ueber 20 Pfund; Schnitt 5-10 Pfund;
Pink (Buckellachs) bis 10 Pfund, Schnitt 4-6 Pfund;
Sockeye (Rotlachs) bis 15 Pfund; Schnitt 4-8 Pfund;
Chum (Hundslachs) bis 30 Pfund, Schnitt 10-15 Pfund;

Alle 5 Arten koennen beim Schleppen gefangen werden. Hauptsaechlich wird auf Chinook, Coho und Pink geangelt. Sockeye und Chum eher seltener weil nicht oft in Ufernaehe und keine grossen Raeuber (eher Krillfresser).

2) Heilbutt, muss ich wohl micht gross vorstellen, praktisch identisch zum Atlantischen Heilbutt, bis ueber 400 Pfund, Schnitt 20 Pfund;

Beim Schlepoen, Pilkern und Naturkoederangeln gefangen.

3) Ling Cod, gefraessiger Riffjaeger; bis 80 Pfund, Schnitt 10-20 Pfund. Territorial, an Felsen, Klippen, Steinen.

Pilken, Naturkoederangeln.

4) Rockfish (Felsenbarsche), Dutzende Arten in allen Farben, aehnlich dem Rotbarsch. Die meisten Arten bleiben unter 50cm aber der Yelliweye Rockfish kann knapp einen Meter lang werden mit bis zu 40 Pfund - bei 100 Jahre alt. Territorial an Riffen, Felsen, Kanten und Krautfeldern.

Pilken oder Beifang beim Ling Cod angeln oder Lachsschleppen.

5) Greenling, kleiner Verwandter des Ling Cods aber kein grosser Raeuber. Bis 50cm und 4 Pfund. In und um Krautfeldern.

Pilken

6) Schollen/Flundern, wie die deutschen Verwandten. Nur die Starry Flounder ist anders gefaerbt und gezeichnet.

Pilken, Naturkoederangeln

7) Cabezon, eine Art Seeskorpion, bis 1m und 30 Pfund, Schnitt 5-10 Pfund; in Felsklippen und Riffen

Pilken, Naturkoederangeln

8) Albacore Thunfisch; ca 10-30 Pfund, seit einigen Jahren ein etablierter Sportfisch in BC, pelagisch im offenen Pazifik, von Aug-Okt von der BC Kueste aus erreichbar in Sportbooten. Die neueste Mode fuer seefeste und bemittelte Angler. Meist 30-100km vor der Kueste beim Schleppen oder Naturkoederangeln gefangen.

Das waere die Liste der ueblichen Zielfische der Meeresangler in BC. Es gibt noch etliche Beifangsarten wie die Dornhaie, verschiedene Rochenarten, Pazifischer Dorsch, Sablefish, allerlei Arten von Seeskorpionen, Makrelen, Heringe ua

Hoffe das gibt Dir mal ne Vorstellung der Arten hier.
 
Zuletzt bearbeitet:
@cohosalmon Super Auflistung, dann hat man mal ein Vorstellung von der bunten Palette, die man fangen kann.
Vielen Dank dafür.

Gruß Uwe
 
11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 1

Unsere letzte Angelreise diesen Sommer. Wie immer mit meinem Freund Dave und diesmal meinem juengeren aber groesseren Sohn Alexander. Auf diesen Trip freue ich mich immer besonders weil Malcolm Island einen besonderen Platz in meinem Herzen hat. Ich weiss gar nicht recht zu beschreiben warum; es ist einfach zauberhaft dort. Es ist ziemlich ab vom Schuss aber man hat doch Menschen um sich herum. Die Insulaner auf Malcolm sind ein etwas eigentuemliches Volk aber nett und herzlich. Die Insel ist touristisch kaum erschlossen; es gibt eine kleine Marina in Sointula wo die Autofaehre von Vancouver Island landet. Keine Hotels, nur ein paar kleine Privatpensionen/AirBnBs. Kein Restaurant, keinen richtigen Supermarkt – nur eine Tankstelle und einen General Store. Und einen kleinen, rustikalen Campingplatz. Daher sind kaum typische Touristen auf der Insel; nur ein paar naturverrueckte Angler und Paddler.

Malcolm Island ist auf beiden Seiten von Bergen malerisch umgeben. Auf dem Festland von dem gewaltigen Kuestengebirge mit seinen schneebedeckten Gipfeln und tiefen Fjorden. Grizzlybaerland! Auf Vancouver Island von den 1200-1500m Inselgebirgsketten. Im Sueden ist Malcolm Island von dem Broughton Archipel, eine Ansammlung von hunderten und tausenden Inseln und Inselchen eingesaeumt, welches ein Zielgebiet fuer Paddler, Segler und Naturliebhaber zu Wasser ist. Auf Malcolm’s Nordseite, zum Festland hin, liegt die Queen Charlotte Strait – ein ordentlich grosses Meeresbecken das einem das Gefuehl von Meer gibt, allerdings ohne Duenung und dem unendlichen Ozeaneindruck. Es ist begrenzt und damit ist die ganze Kueste hier nicht so rauh wie die offene Westkueste, einfach lieblicher, beschaulicher und berechenbarer. Und trotzdem die diese Gegend um Malcolm herum von Meereslebenwesen belebter als jede andere Stelle im Nordpazifik die ich kenne. Das Meer um Malcolm ist kalt (10-13 Grad) und naehrstoffreich und liegt an der Reiseroute etlicher Lachsstaemme. Die Menge an Walen und Delfinen ist erstaunlich. Man sieht eigentlich zu jedem Zeitpunkt irgendwo einen oder mehrere Wale bei Angeln (Orcas, Buckelwale, Grauwale). Wenn man Ententeichwetter erwischt wie wir dieses Mal, kann man immer irgendwo eine Walfontaene aufspritzen sehen oder das Kaeuchen beim Atmen hoeren. Neuerdings gibt es auch wieder einige Seeotter um Malcolm Island herum. Dazu natuerlich Robben und Seeloewen in Mengen. Diese Meeressaeugerdichte macht diese Gegend so beliebt fuer Naturliebhaber und Beobachter und die umliegenden Kommunen bieten Bootstouren fuer Touristen an. Nicht von Malcolm Island aus, aber von Vancouver Island aus (Telegraph Cove, Port McNeill).

Fuer Angler bietet Malcolm Island alles was der Nordpazifik zu bieten hat, ausser Thun. Und das alles ohne mit Duenung kaempfen zu muessen. Klar, windig kann es dort auch sein aber die Insel ist klein genug, dass man immer die windgeschuetzte Seite erreichen kann. Nebel ist ein haeufiges Phaenomen auf Malcolm im Sommer. Das kann schon mal ein Hindernis beim Angeln sein, aber produziert dafuer auch immer wieder spektakulaere Lichtspiele und Fotoszenen. Dave’s Frau war auf Malcolm Island aufgewachsen und daher hatte Dave eine spezielle Verbindung mit der Insel. Seit ich das erste Mal dort war, auf einem gewonnenen Angeltrip zur Sund’s Fishing Lodge in 2010, habe ich die Insel und die Umgebung in mein Herz geschlossen. Die Bucht vor dem Black Bluff auf der Nordseite der Insel ist einer meiner Happy Places; wovon ich traeume und mich hinsehne wenn mal wieder alles im Leben turbulent drunter und drueber geht. Bei ruhiger See an dem der Bucht vorgelagerten Krautguertel entlang zu schleppen ist einfach ein Traum. Die Stelle riecht nach Fisch und hat mir schon anglerische Sternstunden geliefert. Das sollte diesmal unbedingt wieder im Programm sein!

Wir slippten MaxWaldi in Alder Bay auf Vancouver Island und Alex und ich schipperten mit dem Boot nach Mitchell Bay auf Malcolm, waehrend Dave das Auto mit der Faehre von Port McNeill rueber brachte. Es war sehr windig an diesem Mittwoch und liess Alex und mir nicht viel Gelegenheit zum Angeln auf der Ueberfahrt. Aber wir hatten Dave versprochen, dass wir Fisch zum Abendbrot mitbringen wuerden. Fangdruck beim Angeln ist nie gut. An ein paar Riffen fing Alex nur ein paar Winzlinge. Als ich nach einem erfolglosen Stopp wieder weiterfahren wollte, sprang ploetzlich der Motor nicht mehr an. Nichts, der Anlasser zuckte nicht mehr. Waaasss!!? Das konnte doch nicht wahr sein! Der Motor war doch von meinem Yamahatechniker ueberholt worden nach den Problemchen die wir kuerzlich im Barkley Sound hatten. Ich nahm die Motorhaube ab und wackelte an allen Kabeln und klopfte am Anlasser herum – nichts. Ich textete Dave schon, dass der Trip wohl vorbei war bevor er noch angefangen hatte – da sah ich ploetzlich das der Gashebel auf 45 Grad stand; der Motor war noch im Gang! Und ein Aussenborder startet nur im Leerlauf. Wirklich? Yupp, Gang raus, Zuendschluessel gedreht – Motor sprang einwandfrei an. Wow! Und das mir nach 20 Jahren Bootserfahrung!

Erleichtert lagen Alex und ich uns in den Armen; der Trip war gerettet. Dave konnte ich das leider erst am Dock erzaehlen weil er schon auf der Faehre und daher aus den Handyempfangbereich heraus war. Wir kreuzten jetzt die sehr wellige Strecke bis nach Mitchell Bay und ich stellte uns vor Donegal Head, an die Suedspitze von Malcolm. Hier hatten wir immer paar brauchbare Fische beim Pilken gefangen. Alex musste jetzt liefern und er enttaeuschte nicht. Nach 10 Minuten hatten wir 2 gute Greenlinge und einen brauchbaren Felsenbarsch in der Box. Der Wind bliess jetzt wirklich sehr kraeftig und wir sahen zu, dass wir zum geschuetzten Dock nach Mitchell Bay kamen. Bis Dave ankam, hatte ich die 3 Fische schon filettiert. Auch Dave fiel ein Stein vom Herzen, dass der Motor ok war. Dann bezogen wir unser Quartier und liessen uns die Fische vom Grill schmecken. 3 Bekannte aus Victoria kamen noch abends zu einem Bier vorbei. Sie waren das erste Mal hier oben und wollten sich gerne fuer die naechten 2 Tage an unsere Fersen haengen. Sie wohnten im Telegraph Cove Resort auf Vancouver Island und wollten jeden Tag hier rueber duesen. Heute im Sturm hatten sie nur einen guten Coho erwischt. Wir verabredeten uns fuer 8:00 Uhr auf der Nordseite von Malcolm. Wir wuerden da schon eine Weile am Fischen sein. Die Windvorschau sah spitze aus, ab morgen kein Lueftchen mehr. Fantastisch, so muss das sein: am ersten Abend blaest sich der Wind den Atem aus und verschwindet dann fuer die restliche Zeit!

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11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 2

Um 5:00 Uhr bliess Dave zum Aufstehen. Ruck zuck gefruehstueckt und um 6:00 Uhr legten wir ab. Das Wasser war wie ein Spiegel. Was fuer ein Unterschied 12 Stunden machen koennen! Erwartungsfroh setzten wir 3 Ruten an den Downriggern ein. Alex verschwand sofort in die Koje und kam fuer Stunden nicht mehr raus. Teenager!

Wir schleppten die bekannten Strecken am Ufer entlang an denen wir letztes Jahr so erfolgreich waren. Wo Ricardo sogar seinen ersten Tyee gefangen hatte (>30 Pfund Chinook). Mal sehen was heute ging. Ich hatte bald einen Biss und brachte einen kleineren Pink ans Boot. Nee, mit sowas Kleinem fangen wir nicht an, dachte ich und liess ihn wieder frei. Dann tat sich nichts fuer eine halbe Stunde. Auf den 3 oder 4 anderen Booten um uns herum war auch Beissstille. Ich liess meinen Koederfisch auf etwa 25m dicht zum Boden hinab und rupps, riss es die Schnur gleich aus dem Clip. Na also! Der Fisch fuehlte sich ok an aber machte nicht viel Spektakel. Ich kurbelte ihn stetig zu Boot und dann sahen wir einen vielleicht 6-7 pfuendigen Chinook. Am Boot drehte er dann durch und wollte alle anderen noch ausliegenden Angelschnuere einsammeln. Das kostete mich einige Muehe um einen Riesenfitz zu verhindern. Dann hielt ich das Vorfach in der Hand und der Fisch lag eine Sekunde ruhig neben dem Boot: nee, der war auch noch zu klein! Wir wollten zweistellige Chinooks! Und so liess ich den Kerl wieder schwimmen. Da musste doch noch mehr kommen. Aber muss ist so eine Sache beim Angeln….

Bis unsere Bekannten Chris, Cam und Fred ca. 9:00 Uhr vorbeikamen, ging nichts mehr. Wir schleppten zusammen weiter bis zum Lizard Point und desponierten dann dort um. Weil das Meer wie ein Ententeich war, wollten wir heute mal bis zum Festland fahren. Dort sollten sich ein paar Cohoschwaerme herumtreiben. Ausserdem konnte man vielleicht mal einen Grizzly am Ufer sehen. Unterwegs wollten wir an der George Bank auf Grundfisch herumdriften. Vielleicht konnte man dort einen Heilbutt oder Ling abfassen. Wir kamen durch Nebelbaenke und Treibgut nach gut 10 Minuten Fahrt an der Untiefe an. Wir montierten die schwereren Geraete auf die Grundraeuber und harrten der Dinge. Die Drift war ohne Wind zu langsam fuer meinen Geschmack. Alexander war jetzt auch wach und pilkte nebenher. Er fing ein paar Felsenbarsche von denen Dave 2 behalten wollte. Aber weder auf unserem Boot noch auf Chris’ Boot wollte etwas Besseres beissen. Wir setzten nochmal um, aber als da auch nichts Vernuenftiges hochkam, zogen wir ein und duesten bis vor das Festland.

Hier muendete das weitverzweigte und tief ins Festland eingeschnittene Kingcome Inlet. Etliche Lachsstaemme kamen von diesem Einzugsgebiet, das auch durch seine Abgelegenheit wenig befischt wurde. Alex pilkte noch ein bisschen als wir ankamen und wieder auf Trolling umstellten und ploetzlich platschte es gewaltig direkt neben dem Boot. Erschrocken sahen Dave und ich auf und blickten auf Alex. Der starrte mit grossen Augen zurueck und deutete nur noch ins Wasser. Als ich ueber die Bordwand schaute sah ich nur noch einen stattlichen Schatten davonhuschen. Da hatte doch ein ordentlicher Lachs den Pilker direkt am Boot attackiert; leider aber nicht fest genug gehangen. Aber jetzt wussten wir, dass Lachse vor Ort waren. Wir schleppten relativ dicht unter Land. Dave’s Rute lief jetzt heiss und er verbuchte 3 oder 4 gute Bisse auf Koederfisch die er aber alle nicht verwerten konnte. Einige der Bisse waren richtig heftig. Ich angelte mit Blinker und hatte keine Abnehmer. Dann endlich, nach einem harten Biss blieb endlich was haengen und Dave konnte einen schoenen 7-8 pfundigen Coho zum Boot drillen. Ich sackte den Fisch mit dem Kescher ein und legte ihn auf den Tisch am Heck.

Der Coho hing nur am Angsthaken und der freie Drilling hing im Keschernetz fest. Ich wollte nur schnell den Drilling aus dem Netz haken damit er sich nicht total im Netz verfitzte, da schlug der Coho ploetzlich wild um sich – noch mit dem Angsthaken im Maul. Ich fuehlte einen stechenden Schmerz im kleinen Finger und sah, dass sich eine Drillingsflunke tief in das Mittelsegment des kleinen Fingers gezogen hatte. Auuua! Nun war ich mit dem immer noch gehakten Fisch verbunden und der hielt nicht still. Ich schrie vor Schmerz laut auf denn bei jedem Kopfstoss des Fisches vergrub sich der Drilling tiefer in meinem Fleisch. Autsch, das war schmerzvoll! Dave versucht krampfhaft den Fisch stillzuhalten was diesen total verrueckt machte. Alex wollte helfen aber kam gar nicht an die Stelle heran. Ich schrie Dave zu er muesste schnell das Schnurstueck zwischen Drilling und Angsthaken durchschneiden. Er kam mit dem Filetiermesser aber der Fisch hielt nicht still und ich fuchtelte vor Schmerz umher. Er zielte so gut wie moeglich und saebelte los auf die Gefahr hin, dass mein Finger mitabging. Ging alles gut – nur die Schnur war durch. Gott sei Dank.

Waehrend Dave nun den Coho entsorgte, war ich bemueht den Drilling aus meinem Finger herauszukriegen. Ich habe schon einige Angelhaken in meinem Leben in verschiedensten Koerperteilen gehabt, aber das war wohl der am tiefsten sitzende und einer der schmerzvollsten. So ein kleiner Finger hat wirklich nicht viel Fleisch – die Hakenspitze musste schon auf dem Knochen herumkratzen. Brrrrr Jetzt war ich froh wegen der Bestimmung, dass man Schonhaken zum Lachsangeln benutzen muss. Aber selbst ein angedrueckter Widerhaken kommt nicht allzuleicht aus einem Finger wieder heraus. Es bedurfte eines mutigen und kraeftigen Ruck mit der Zange und dann war ich frei. Endlich. Das Blut schoss heraus und spuelte wohl alle Keime mit heraus denn das Ganze hatte keinerlei Nachspiel. Na, der Coho war hart verdient! Dave verlor noch einen der selben Kategorie kurz vor dem Boot und dann war die Beisszeit vorbei. Fuer mich hatte sie gar nicht erst angefangen. Komisch. Wir versuchten es noch eine Weile und schauten immer wieder nach Baeren am Ufer aus. Und tatsaechlich, in einer Bucht kam zwar kein Grizzly aber ein grosser Schwarzbaer aus dem Dickicht und suchte das Ufer nach Fressbarem ab.

Chris funkte rueber, dass sie auch 2 schoene Cohos gefangen hatten und jetzt etwas Pilken wollten. So klapperten wir auf dem Weg nach Hause noch einige Riffe ab. Fred konnte dabei einen schoenen Ling auf die Schuppen legen. Fuer uns blieb nichts zaehlbares haengen. Chris’ Boot dueste dann wieder nach Vancouver Island waehrend wir auf Malcolm blieben. Nach dem Abendbrot schleppten wir noch im Dunkelwerden direkt vor unserem Dock vor einem Kelpguertel. Der Sohn unseres Vermieters machte es uns vor und fing dort neben uns 2 Chinooks von etwa 10-12 Pfund. Dave hatte einen Hammerbiss an seiner Rute – es zog so hart, dass ich dachte es reisst gleich den ganzen Rutenhalter ab. Aber Dave verlor den Fisch nach wenigen Sekunden. Nun ja, wir waren ja erst am Anfang unseres Trips!

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11.8.-15.8. 2021; Malcolm Island; Tag 3

Der Wind sollte auch weiterhin nicht existent bleiben. Herrlich! Nach unserem weitschweifenden aber nicht so erfolgstraechtigen zweiten Tag, beschlossen wir am dritten Tag ein Revier richtig abzuackern. Dafuer waehlten wir mein geliebtes Black Bluff Gebiet. Ich war total heiss darauf. Da musste was gehen!

Chris’ Crew wollte uns dort auch etwas spaeter treffen; sie mussten frueh noch tanken. Wir waren kurz nach 6 wieder los vom Dock und duesten durch einen traumhaften Sonnenaufgang die 30 Minuten zum Black Bluff. Dort angekommen, sahen wir nur ein anderes Boot in der Gegend schleppen. Wir hatten die ganze Zone vor dem Kelpguertel fuer uns alleine. Perfekt!

Wir montierten zwei Koederfischruten und schleppten die ersten Paesse dicht vor dem Kelpguertel entlang. Es schien kein Lachs hier flach zu rauben. Die Ruecktour zum Ausgangspunkt fuhr ich etwas weiter draussen wo es schon 40m tief war. Bei der zweiten Ruecktour liess ich meinen Koederfisch mal ganz bis zum Boden runter. Ich setzte mich gerade wieder hin als meine Rutenspitze wild zu rucken anfing. Ich sprang hin und schlug an. Der sitzt! Ein ordentlicher Widerstand machte sich am anderen Ende der Schnur bemerkbar. Aber er wollte nicht abziehen. Hm, hatte ich vielleicht einen Kleinen foul-gehakt? Oder ein Butt? Ein paar schwere Kopfstoesse liessen mich weiter hoffen. Dave holte schnell seine Rute ein, beide Downrigger und verlangsamte die Fahrt. Jetzt zog ich meinen Widersacher Stueck fuer Stueck heran. Hin und wieder schien es mal als ob er ausbuechsen wollte aber dann kam nichts mehr. Sehr komisch. Dann kam er ca. 30m hinter dem Boot an die Oberflaeche. Oja, da war was Groesseres dran – es schob eine ordentliche Bugwelle.

Und als ob das grelle Morgenlicht den Burschen nun aufgeweckt haette, jetzt schoss der Fisch direkt unter der Meeresoberflaeche hin und her und ich bekam bei einer dieser abrupten Fluchten meine Rollenkurbel heftig auf die Finger geknallt. Aua, schon wieder! Es ist nie gut wenn man einen ausgeruhten Lachs an kurzer Leine dicht am Boot hat. Das endet oft im Verlust des Fisches. Aber mein Haken sass gut und ich konnte alle Kapriolen parieren und brachte den Fisch endlich in Keschernaehe. Dave machte keinen Fehler und sackte den knapp 20 pfuendigen Chinook ein. Jawoll! Der Anfang ist gemacht. Ich versorgte den Fisch schnell und setzte meine Rute dann gleich wieder ein. Wir fuhren weiterhin die eine Strecke dicht am Kraut und flach und die Rueckstrecke weiter draussen und tief. Die flache Strecke brachte uns keinen Biss. Als wir wieder tief waren, liess ich wieder zum Boden ab und diesmal loeste die Rute aus als ich gerade den Downrigger losgelassen hatte. Ich stutzte eine Sekunde, dachte die Schnur waere von selbst herausgesprungen aber dann schlug meine Rute schon wild aus und ich war wieder am Fisch!

Dave schuettelte schon den Kopf, meinte er waere jetzt dran gewesen. Diesmal hatte ich einen richtig sportlichen Fisch am Band der gleich von Anfang an Schnur nahm und Vollgas gab. Als er hochkam war ich etwas enttaeuscht, hatte ich nach diesem Drill einen mindestens gleichgrossen Lachs erwartet. Aber der hier war um einiges kleiner; vielleicht um die 10 Pfund. Aber selbst neben dem Boot wollte er nicht aufgeben und tauchte immer wieder ab und ging sogar einmal unter dem Boot zur anderen Seite durch. Ein Riesenspass so ein Drill! Dann machte Dave dem Ganzen ein Ende und keschte den Kerl ins Boot. Waehrend ich den Fisch versorgte, sah ich Dave sein Geraet wechseln und genau die gleiche Montage wie ich anhaengen. Aha, da war einer am Ehrgeiz gekitzelt!

Chris und seine Gang kamen jetzt auch an und folgten unserer Faehrte. Im Nu waren die auch am Fisch und fingen zwei gute 15 Pfuender. Das Black Bluff war eben ein zuverlaessiger Fanggrund! Dave war nun schon ganz zappelig; er konnte nicht begreifen warum wer keine Bisse bekam. Gestern hatte er doch alle Action an seiner Rute gehabt.

Wir konnten nichts im Flachen erwischen und so konzentrierten wir unsere Anstrengungen auf der tieferen Seite. Dave und ich liessen unsere Koeder nun dicht am Boden langschleifen. Aber es war meine Rute die als naechste wieder losruckte. Wieder ein sportlicher Gegner und ich hatte einen Heidenspass am Drill. Dave kescherte meinen Fisch kopfschuettelnd und leicht verzweifelt. Er mass meine Vorfachlaenge exakt ab und inspizierte meine Koedermontage unter der Lupe. Chris meldete Bissstille auf seinem Boot. Ich riet ihm die tiefe Variante und bald vermeldeten sie auch wieder Bisse. Es war schon komisch, dass die Fische heute hier nur so tief bissen. Ich hatte hier schon etliche Male geangelt und immer hatten wir die Fische flacher gefangen. Hm. Ich versuchte Alexander aufzuwecken um auch ihn mal an einen ordentlichen Fisch zu bringen aber er drehte sich nur knurrend um in der Koje. Ok, ich hab’s versucht.

Meine Rutenspitze zitterte als ich den Koeder ueber Grund schleifen liess. Vielleicht war ja auch ein Heilbutt da unten dabei – letztes Jahr hatte ich einen zufaellig beim Lachsschleppen hier erwischt. Da! Meine Rute ruckte hart runter, loeste aus und schnappte zurueck. Ich war gleich dran, kurbelte die momentan schlaffe Schnur straff und war wieder am Fisch! Dave stoehnte nur laut auf. Heute war mein Tag! Alles nur Koennen natuerlich, wie ich Dave fest versicherte. Er war einfach sprachlos. Ich genoss den kurzen aber intensiven Drill eines vielleicht 15-16 Pfuenders. Dave gab sich am Kescher keine Bloesse und so kam der 4. Chinook an Bord. Damit war die Fischkiste schon ziemlich voll. Ich versprach Dave ihm davon mindestens 2 Fische zu ueberlassen. Das versoehnte ihn wieder etwas aber der Anglerstolz war zerstoert. Ich hatte auch keine Erklaerung warum die Bisse nur bei mir kamen. Vielleicht Dave’s Kokusnuss-Sonnencreme?

Endlich kam Alexander aus der Koje und ich hoffte, das die Chinookbeisszeit weiterging. Aber wie das so ist beim Angeln, es hoert so schnell auf wie es kam. Alex fing noch einen stattlichen Felsenbarsch den Dave fuer sich behielt. Und er fing einen sonst seltenen Fisch: einen kleinen Sablefish. Diese bis 1.5m lang werdenden Offshore Jaeger kriegt man hier an der Kueste nur sehr selten zu sehen und wenn dann nur in Miniformat. Der hier hatte wohl so 40 cm und da ich um seine Qualitaet geraeuchert wusste, behielt ich ihn einfach mal. Exotenfaenge waren eigentlich meines anderen Sohn’s Spezialitaet, aber Alex konnte es wohl auch. Eine Gruppe Orcas tauchte nicht weit weg von uns auf – die waren wohl auch auf der Suche nach den Lachsen. Oder waren es die robbenfressenden Transients? Man kann die beiden Arten als Laie nicht voneinander unterscheiden. Es war nun Mittag und wir beschlossen es mal auf Butt zu versuchen. Wir hatten alle eine angefuellte Lachsladung auf Eis. Chris schlug vor es nochmal auf der George Bank zu versuchen. Das war nur 10 Minuten Fahrt von hier. Wir stimmten zu.

Auf der Bank angekommen, suchte ich uns einen Abhang wo wir zu pilken anfingen. Chris wollte auf die Bergspitze und dort ankern. Wir diskutierten noch kurz was das wohl im Wasser war – unendlich viele Kleinstpartikel. Eine Algenbluete meinte ich. Ob das wohl der Grund war warum die Lachse tief waren – um die algengetruebte Wasserschicht zu vermeiden? Eine logische und wahrscheinliche Vermutung.

Wir drifteten kreuz und quer aber konnten nichts als kleine Barsche finden. Chris funkte, dass sie einen guten Ling im Boot und ein Monster im Moment an der Leine hatten. Chris war keiner der gross uebertrieb. Das wollten wir uns aus der Naehe mal ansehen und wir holten ein und fuhren zu ihnen. Dort sahen wir Fred mit seiner stark gekruemmten Rute stehen und Cam schon die Kamera bereithalten. Wir sahen mit an wie ein grosser Schwall an der Oberflaeche auftauchte was gleich von lauten Rufen begleitet wurde. Ich fuhr uns noch naeher ran und jetzt konnten wir die Monsterplatte sehen. Wow! Was fuer ein Scheunentor. In dem Moment musste sich der Fisch erschreckt haben denn Fred’s Rollenbremse heulte auf und Fred stoehnte dazu. Er brauchte mehrere Minuten um den Fisch wieder an die Oberflaeche zu pumpen. Wir warteten wieder alle gebannt. Da war er wieder. Der war ueber 100 Pfund. Zu gross zum Behalten; das Maximalmass war 133 cm dieses Jahr. Wir alle schossen ein paar Fotos von dem gewaltigen Fisch waehrend Chris den Haken entfernte und die Platte wieder in die Tiefe entliess. Was fuer ein Fisch!

Waehrend Chris noch eine Weile am Anker blieb, drifteten wir noch ein paar Stellen ab. Aber beide Boote blieben ohne weiteren Erfolg. Aber es wurde uns nicht langweilig da wir staendig Wale nah oder fern beobachten konnten. Dann war es schon Zeit an die Heimfahrt zu denken. Fuer Chris’ Crew war das der letzte Tag heute. Sie fuhren mit ein paar schoenen Fischen nach Hause und vorallem schoenen Erinnerungen und Eindruecken von dieser Gegend hier. Auf dem Nachhauseweg kreuzte uns noch ein Schwarm von Delfinen die doch tatsaechlich unter dem fahrenden Boot durchhuschten. Kurz vor Mitchell Bay kamen wir auch noch an einem Seeotter vorbei der sich gerade ueber einen Seeigel hermachte. Wie man sowas ueberhaupt als Futter ansehen kann? Verrueckt und cool!


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Wieder ein Toller Bericht, Danke dafür, Ist schon ein tolles Angelrevier und das weckt die Sehnsucht in mir.

Bitte weiterso berichten.

Gruß Uwe
 
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