29./30.8.2020; Sooke
Nachdem das letzte Wochenende so viel Spass mit den Chinooks vor Sooke gewesen war, wollten mein Kleiner und ich dieses Wochenende unbedingt wieder raus. Da ich mein Boot mit 3 Mann Crew fuer das einzige Fishing Derby dieses Jahr hier vor Sooke am ersten Septemberwochenende angemeldet hatte, wollte ich auch noch ein bisschen “ueben”. So die Begruendung meiner Frau gegenueber. Mein Grosser waere auch gern mitgekommen, aber er musste arbeiten.
Dieses Mal waren die Gezeiten etwas anders als letzte Woche; es wuerde schon frueh am Morgen fluten, was normalerweise neue Lachse anschwemmt. Der Stroemungswechsel war so um 9-10:00 Uhr. Daher draengte ich auf einen Fruehstart; 5:30 Uhr Abfahrt zuhause. Kurz vor 7 hatten wir am Otter Point beide Ruten im Wasser. Es herrschte ein leichter Wellengang der sich ab 11:00 Uhr verstaerken sollte wenn dann die Ebbstroemung mit dem angekuendigten Westwind kollidieren wuerde. Daher machten wir uns auf einen verkuerzten Angeltrip gefasst. Es war ziemlich viel los am Otter Point und wir reihten uns in die Bootsschlange ein, die an der Felsnase vorbei, dicht am Strand entlang schleppte.
Wir sahen schon die eine oder andere krumme Rute und Kescher die in Bewegung kamen. Es ging wohl was heute. Wir waren etwa ¾ der Strandstrecke entlang; am sogenannten 3rd Rock, als die Koederrute mit dem glow-gruenen System losruckte. Alex, der sich eigentlich gerade unter Deck hinlegen wollte, sprang auf und hieb an. Etwas blieb haengen. “Ein ‘richtiger’ Fisch?”, fragt ich paar Mal, bekam aber keine definitive Antwort. Als der Fisch nach ca. 30 Sekunden immer noch keine Anstalten machte Schnur zu nehmen, vermutete ich etwas Kleineres. Bald hatte Alex ein umherschwirrendes Silberpacket neben das Boot gebracht – sah coho-maessig aus, meinte ich. Als der Fisch dann mal kurz still neben dem Boot schwamm, konnten wir eindeutig den Coho identifizieren. Ein Blick auf die Fettflosse – war da – also muss der wieder schwimmen. Schnell mit der Zange abgehakt, sausste er wie der Blitz in die Tiefe. Der war wohl so um die 6 Pfund gewesen.
Waehrenddessen waren wir an das Ende der Strandstrecke gekommen und ich drehte hier 180 Grad und fuhr nun im tieferen Wasser die Strecke wieder zurueck. Ungefaehr am 3rd Rock, aber jetzt ueber 30m Wassertiefe, schlug wieder das gruene Koederfischsystem an und Alex war sofort auf dem Posten. Die Kruemmung der Rute liess einen guten Fisch erahnen. Aber wieder wollte der Fisch keine Schnur nehmen und so liess ich die zweite Rute erst einmal drin. Ich war aber etwas nervoes wegen der starken Rutenkruemmung; das musste eigentlich ein schwerer Fisch sein!? Da, jetzt setzte der Fisch zu einer Flucht an aber nach 2-3 m war wieder Schluss. Sehr komischer Drill. Alex arbeitete den Fisch Stueck fuer Stueck naeher und dann bekamen wir einen ersten Blick auf den Fisch, noch tief und ein Stueck weg vom Boot; jupp, der war ordentlich! Aber warum wollte er nicht mehr kaempfen – so ein fauler Fisch! Aber auch gut so denn die 2. Rute war noch draussen und es war jetzt zu spaet die noch vor der Landung einzuholen. Ich habe es nicht gerne wenn grosse Fische gruen und noch fit zum Boot kommen und dann dort verrueckt spielen. An kurzer Schnur und mit allen Hindernissen direkt am Boot hat man da als Angler oft das Nachsehen. Besonders wenn noch weiteres Schleppgeraet im Wasser war.
Ich machte den langstieligen Kescher klar um den Drill so schnell wie moeglich zu beenden. Alex schaffte es den Lachs bis auf etwa 1m Tiefe neben dem Boot hochzuzerren und ich steckte den Kescher tief ins Wasser – genau vor des Fisches Nase. Wie gehofft schwamm er erschrocken hinein. Ich glaubte gewonnen zu haben – musste ich doch den Kescher nur noch hochziehen. Aber aus der Tiefe, das dauerte wohl eine Sekunde zu lange und der Lachs schaffte es eine Kehrtwendung im Netz zu machen und im Moment als der Kescher die Oberflaeche durchbrach, sprang der Lachs elegant wieder heraus. Wir schauten uns entgeistert an und Alex musste nun eine kraeftige aber wieder nur kurze Flucht abfangen. Aber auch diese Episode schien den Lachs nicht allzusehr zu beaengstigen und er kreuzte mehr oder weniger relaxt neben und hinter dem Boot herum bis er flach genug war und ich ihn endlich einsacken konnte. “Haha, verspielt, verspekuliert, Du komischer Kauz!”, dachte ich mir. 80cm und bestimmt 17 Pfund schwer, aber faul wie ein Dorsch! Der ging mit. Ich wollte 2 fuer die Raeuchertonne, nachdem meine letzte Raeucherung so ein Erfolg war und das Produkt ruck-zuck in den Rachen der Teenager verschwunden war. Vielleicht bekam ich ja bei dem naechsten Rutsch auch mal ein Stueck ab!
Wir freuten uns und machten die faengige Rute schnell wieder klar. Der naechste Biss kam wieder an der gleichen Rute und sah nach etwas Grossem aus: die Rute ruckte einmal hart und loeste sofort aus. Das passiert meistens nur wenn ein Grosslachs den Haken spuert und mit einem schweren Kopfschlag den laestigen Haken versucht loszuwerden. Alex war schneller als ich – aber scheinbar nicht schnell genug denn so viel und schnell er auch kurbelte, er konnte nie Kontakt zu einem Fisch herstellen. Fehlbiss. Schade.
Jetzt wollte ich aber auch mal ran! Wieder waren wir an der Strandseite nahe dem 3rd Rock als es an der gruenen Rute ungeduldig zu ziehen anfing. Sah eigentlich nicht nach einem Grossfischbiss aus aber das war schwer einzuschaetzen. Ich ruckte die Schnur aus dem Clip, kurbelte die momentan schlappe Schnur ein und als sich die Rute auflud, schlug ich an. Jawoll, da war was dran. Und nichts Kleines! Der Fisch ging in Fluchtmodus und Alex raeumte das Deck auf waehrend ich auf eine Spurtpause des Fisches wartete. Alex steuerte uns nun langsam vom Strand weg und die nachfolgenden und weiter draussen schleppenden Boote machten hoeflich Platz und liessen uns auf die Aussenseite durch. Ich gewann mal ein bisschen Schnur und musste dann wieder alles gewonnene hergeben. Der Lachs machte im Gegensatz zu Alex’ Fisch ordentlich Dampf. Darum waren wir etwas ueberrascht als wir ihn zum ersten Mal sahen; der war hoechstens so gross wie der Erste, wohl eher 1-2 Pfund leichter. Machte aber Spass und der war der perfekte Ergaenzungsfisch fuer eine volle Raeuchertonne. Alles ging glatt und wir legten den Lachs zu seinem Cousin in die Kiste auf Eis. Feine Sache!
Der Tag entwickelte sich wieder zu einem den man endlos ausdehnen moechte. Die Fische waren da und hungrig und die Bisse kamen in schoener Regelmaessigkeit. Alex hakte und drillte einen feisten Coho, der bestimmt auf die 10 Pfund zuging. Wieder ein wilder den wir schwimmen lassen mussten. Aber wir wollten auch keinen Fisch mehr mitnehmen – das war jetzt alles nur noch zum Spass. Und was fuer einen Spass wir hatten! Innerhalb der naechsten anderthalb Stunden fing Alex nun noch 2 Chinooks zwischen 15 und 20 Pfund, die wieder schwimmen durften. Wir verloren auch noch ein paar gute Fische und Bisse. Seltsamerweise kamen alle Bisse auf das gruene Koedersystem auf der einen Bootsseite, sogar als ich die andere Rute auf die faengige Tiefe brachte und das gruene System etwas tiefer laufen liess. Weil wir knapp mit den Koederfischen wurden, montierte ich nun ein glow-gruenes Blinkersystem an der toten Rute.
Alex legte sich in einer Beisspause unter Deck – der naechste Fisch war fuer mich. Als ich uns wieder an der Strandroute entlang fuhr, ruckte ploetzlich wieder die gruene Koederfischrute los. Ich sprang hin und schlug an. Widerstand, fuehlte sich gut an! Ein Ruck und weg war der Druck. Mist. Waehrend ich einkurbelte, sah ich die Blinkerrute auf der anderen Seite loszerren. Hae? Auf der toten Seite? Wirklich? Ich war fuer eine Sekunde so verbluefft, dann liess ich die erste Rute fallen und schnappte mir die Blinkerrute und ruckte an. Nichts mehr. Waaaassss? Einen Doppelbiss komplett verpasst! Schnell die Koeder wieder ins Wasser. Am Ende der Strandschleife drehte ich wieder um und fuhr die tiefere Strecke zurueck. Ich liess nach einer Eingebung den Blinker auf 40m Tiefe, und damit bis zum Grund, herunter. Ich hatte den Downrigger gerade losgelassen, da zuckte es zweimal an der Blinkerrute (!). Ich riss die Rute aus dem Halter und schlug an. Wow, schwerer Widerstand. Ein, zwei schwere Kopfschlaege und dann nahm der Fisch Fahrt auf. Erst langsam und dann immer schneller riss es stetig Schnur von der Rolle. Oha, das fuehlte sich gross an! Ich musste die Bremse etwas lockern und nach etwa 30 Sekunden Schnurverlust rief ich nach Alex. “Grossfischalarm!”, sagte ich nur und er fing an das Deck zu raeumen.
Einmal blieb der Fisch kurz stehen aber als ich gerade mit kurbeln anfangen wollte, ging er wieder auf Tour. Ich sah nun etwas aengstlich auf ein paar andere Boote ca. 100 m weg von uns. Der Fisch rannte in deren Richtung und wenn ich denen nicht andeutete was los war, konnten die unwissend ueber meine Schnur fahren. Ich musste wieder dichter an den Fisch und so drehte ich das Lenkrad hart um und fuhr Richtung Fisch. Was ich nicht bedacht hatte, war das ich nun mit der schnellen Flutstroemung fahren wuerde und ausserdem den Motor noch auf ziemlich flott hatte. Um das Kraut noch fett zu machen, drehte der Fisch im selben Moment um und kam auf uns zu. Und so flog unser Boot nun in einer 6 km/h Stroemung plus 4 km/h Fahrgeschwindigkeit auf einen Fisch zu der wohl locker 20 km/h auf uns zugeschossen kam. Ich brauche wohl nicht zu erwaehnen, dass ich nie wieder Kontakt zu dem Fisch fand. Der Einzel-Schonhaken des Blinkers hatte keine Chance. Ich machte ein langes Gesicht als ich das Geraet blank einzog. In 10 Minuten 3 Bisse vergeigt! Das war kein gutes Training fuer ein Derby! Naja, vielleicht hatte ich jetzt die Fehler aus meinem System raus!
Wir hatten nach dem Stroemungsumschwung eigentlich mit ungemuetlichen Wasserverhaeltnissen gerechnet. Aber der angesagte Wind blieb relativ ruhig und so fischten wir bis ca. 13:00 Uhr unbehelligt weiter. War zwar etwas schuckelig geworden aber keineswegs schlimm. Die Bissrate nahm aber zusehends ab und Alex fing noch einen kleineren Chinook, der zwar vielleicht nur 5 Pfund war aber schon etwas dunkel in seinem Laichkleid. Ein Jack, ein Fruehreifer! Zwei Shaker gesellten sich noch dazu und ein oder 2 verpasste Bisse. Aber wir waren hochzufrieden mit dem Morgen und beschlossen es morgen gleich nochmal zu versuchen. So macht Angeln einen Riesenspass.
Am naechsten Tag begleitete uns nun auch mein Grosser, der sich solch einen Spass nicht entgehen lassen wollte. Aber wie das so ist, andere Verhaeltnisse – anderes Angelergebnis. Kein Tag ist eben wie ein anderer. Es war eine mond-und sternenklare Nacht in der die Lachse fressen konnten. Kaum Wind, Sonne pur, warm, T-Shirt Wetter. Ricardo sah 2 leichte Anfasser an einer Rute und schlug an und hatte tatsaechlich was Grosses gehakt. Der nahm gleich Schnur und fuehlte sich wohl gut an. Ich machte klar Schiff und wartete dann auf Ricardo’s Kommandos. Dann sah ich ploetzlich einen Ruck an der gekruemmte Rute und der Spuk war nach vielleicht nur 1 Minute vorbei. Es stellte sich heraus, der Lachs hatte den Angsthaken abgebissen. Sehr schade! Um diese Jahreszeit benutze ich regelmaessig staerkere Vorfaecher da die Lachse am Ende ihres Zykluses ein zaehnestarrendes Raubtiergebiss entwickeln und so schnell die Angelschnur durchbeissen koennen. Das Stueck Schnur vom Drilling zum Angst-Einzelhaken beschuetze ich zudem noch mit einen duennen Plastikschlauch. Aber wenn die Schnur unguenstig im Rachen haengt, dann helfen selbst diese Extramassnahmen nichts. Wirklich schade denn das sollte unser einzeiger Grossfischkontakt heute sein. Es war deutlich ruhiger auch auf allen anderen Booten um uns herum. Wir fingen insgesamt 3 wilde Cohos, aber keinen Chinook. Also nichts zum mitnehmen.
Auf dem Rueckweg hatten wir dann noch ein Erlebnis. In voller Fahrt Richtung Hafeneinfahrt sah Ricardo ein anderes Boot weiter draussen nach uns winken. Sofort steuerte ich auf das Boot zu. Ein ca. 5.5 m RIB-Boot mit 2 jungen Maennern und einen kleinen Jungen drifteten auf dem Meer umher weil die – haltet Euch fest – den Propeller verloren hatten. Und keinen Kicker-Motor hatten. Ich dachte ich haette schon alles erlebt aber das hatte ich noch nie gesehen. Gluecklicherweise hatte ich noch das Schleppgeschirr fuer Wasserski and Tubing an Bord und so schleppte ich die Jungs zu ihrer Marina. Eine gute Tat, die sich hoffentlich auszahlt wenn ich mal Hilfe auf dem Wasser brauchen sollte.