Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hallo Coho,
super Berichte, die du hier schon seit Jahren regelmäßig einstellst. Vielen Dank dafür!
Wir waren in 97 zum ersten mal auf VI und sind seitdem von der Insel fasziniert.
Deshalb haben wir jetzt endlich, zu meinem 5zXsten, Nägel mit Köpfen gemacht und für dieses Jahr September wieder eine Reise nach VI geplant.

Es wird zwar kein reiner Angelurlaub, aber so 2-3 Tage angeln werden schon möglich sein, natürlich bevorzugt auf Lachse.
Am besten werden in der knappen Zeit die Erfogschancen wohl mit einem Guide sein. Kannst du uns da Tipps/Empfehlungen geben?
Was ist denn im September (noch) möglich?
Pinks scheinen ja dieses Jahr nicht erwartet zu werden. Ist das eigentlich grundsätzlich so, dass der Pinkrun nur in ungeraden Jahren stattfindet oder gilt das nur lokal für eure Gegend?

Viele Grüße übern großen Teich
Horst
 
1.3.2020, Victoria

Habe schon eine Weile nichts mehr berichtet aber ich glaube in der jetzigen weltweiten Situation ist ein klein wenig Ablenkung und Aufmunterung dringend angebracht. Den Fischen geht’s naemlich prima und die fressen noch wie immer; also sollte man sie auch beangeln wie immer – eine kleine Welt, die im Moment vielleicht noch etwas Normalitaet bieten kann. Ok, nicht ganz, Angeltrips mit Freunden und dicht zusammen auf einem Boot sind momentan tabu aber alleine oder mit den Kindern ist noch drin.

Am 1.3. wurde die Heilbuttschonzeit beendet und da Wind und Gezeiten gut aussahen an dem Tag, wollte ich auch gleich mal probieren was die 2020 Heilbuttsaison zu bieten hatte. Mein Sohn Alex kam mit und war auch gleich begeistert, als die Grundruten ruckzuck von den Dornhaien bearbeitet wurden. Aber der Spass wurde bald eine regelrechte Qual und nach 3 Stunden und vielleicht 50 hochgekurbelten Haien brachen wir ab. So wurde das nichts mit Butt. Leider waren die Berichte seitdem nicht sehr vielversprechend – nur vereinzelt wurde hier und da ein Butt gefangen. Aber die Saison ist noch lang – ich bin mir sicher, ich kriege noch paar gute Gelegenheiten.

Nachdem wir die Buttruten weggepackt hatten und den Anker eingeholt hatten, fuhr ich uns zur Constance Bank um vielleicht einen Winterlachs abzufassen. Auch hier waren die Berichte nicht sehr rosig – aber es waren auch nicht sehr viele Angler unterwegs. Wir haengten schlanke Blinker an die Ruten und liessen sie am Downrigger auf Bodennaehe runter. Ein Guideboot fischte neben uns – das war noch bevor die strengen Distanzierungsregeln ueber uns hereinbrachen und Gruppenangeln ok war – und die hatten ploetzlich Bewegung an Deck. Nur kleine, untermassige Lachse wie wir beobachten konnten und der Schwarm schien nun auch unsere Koeder gefunden zu haben. Erst Alex und dann auch ich hatten einen dieser kleinen Zuppler dran.

Dann ruckte die linke Rute etwas kraeftiger und Alex meinte auch der koennte etwas groesser sein. Leider verlor er den Kontakt schon Sekunden nach dem Biss. Aber das machte Hoffnung. Ich zog unsere Bahn jetzt dicht an einer Kante entlang, an der das Wasser von 30 m auf 70 m abfiel. Da ruckte die rechte Rute los und ich ergriff die Rute zuerst. War auch nichts Grosses aber der Fisch war kraeftiger als das Kleingemuese vorher. Ich brachte einen vielleicht 50 cm Chinook ans Boot – hm, ok, weil es der erste Keeper in 2020 war, ging er mit. Vielleicht konnten wir ja noch was dazupacken damit es sich auch lohnte, das Filetiermesser einzusauen. Wir hatten noch 1 oder 2 Fischkontakte, die sich aber alle wieder wie Winzlinge anfuehlten bevor sie wieder verfrueht losliessen. Wir sahen auch auf den anderen Booten keine nennenswerte Aufregung.

So beschloss ich noch eine Runde vor Downtown Victoria und der Hafeneinfahrt zu drehen. Dort waren schon einige Boote in der bekannten hoch-und-runter-Schleife. Die meisten Angler konzentrierten sich auf die 40-50m Tiefenlinien. Wir reihten uns ein und schaukelten uns langsam Richtung Mole und Hafeneinfahrt. Ein Arbeitskollege und sein Vater kamen uns entgegen – sie zuckten nur mit den Schultern – hiess nichts Vorzeigbares. Auf dem Echolot war aber auch gar kein Leben zu sehen. Dann, direkt vor der Hafeneinfahrt, wo ich nicht gerne laenger herumhaenge weil hier die Schiffe und Wasserflugzeuge rein-und rauskamen und nicht gerade viel Ruecksicht auf Angelboote nahmen, war ploetzlich der Echoschirm voll! Ein riessiger Futterschwarm von 20m bis zum Grund bei 45m – und dass ueber eine Flaeche von einem halben Fussballfeld. Wir sahen auch eine Robbe – die wusste wohl auch was da unten los war, war allerdings auch fuer uns ein Risiko falls wir jetzt eine Biss bekamen. Ich drehte 2 scharfe Kreise durch und um die Futterwolke – allerdings konnten wir keine Bisse provozieren. Wir fokusierten unsere Koederpraesentation im unteren Tiefenbereich – hoffend, dass die Lachse von unten nach oben jagen wuerden. Soviel die klassische Theorie.

Unsere Zeit lief ab und ich mahnte zum Aufbruch. Ich holte eine Rute rein und fing an alles zu verstauen. Alex loeste seine Rute vom Downriggerclip aus und liess den Blinker nacho ben trudeln. Ploetzlich rief er “Biss! Fish On!” Ich dachte erst er will mich verarschen aber dann sah ich doch eine vielversprechende Biegung und Rucke in seiner Rute. Gibt’s ja nicht! Beim Hochholen. Hatten wir etwa zu tief geschleppt und die Lachse frassen weiter oben?

Alex brachte den mittelprachtigen Chinook ohne Robbenbelaestigung ans Boot und ich sackte ihn ein. 52 cm, unser Groesster heute – keine Material fuer die Blinker-Titelseite – aber mit dem anderen 50ger wenigstens etwas zum Verwerten in der Kueche. War gut mal wieder rauszukommen!

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Hallo Coho,
super Berichte, die du hier schon seit Jahren regelmäßig einstellst. Vielen Dank dafür!
Wir waren in 97 zum ersten mal auf VI und sind seitdem von der Insel fasziniert.
Deshalb haben wir jetzt endlich, zu meinem 5zXsten, Nägel mit Köpfen gemacht und für dieses Jahr September wieder eine Reise nach VI geplant.

Es wird zwar kein reiner Angelurlaub, aber so 2-3 Tage angeln werden schon möglich sein, natürlich bevorzugt auf Lachse.
Am besten werden in der knappen Zeit die Erfogschancen wohl mit einem Guide sein. Kannst du uns da Tipps/Empfehlungen geben?
Was ist denn im September (noch) möglich?
Pinks scheinen ja dieses Jahr nicht erwartet zu werden. Ist das eigentlich grundsätzlich so, dass der Pinkrun nur in ungeraden Jahren stattfindet oder gilt das nur lokal für eure Gegend?

Viele Grüße übern großen Teich
Horst

Horst, die Fraser River Pinks steigen nur alle ungeraden Jahre auf. Das sind dann Millionen und die beherrschen dann die ganze Sued-BC Kueste fuer ein paar Wochen auf ihrem Weg zum Fraser. Es gibt aber eine Menge kleinere Fluesse und Baeche mit Pinks die nur in geraden Jahren aufsteigen oder in jedem Jahr. Die Knight Inlet Pinks in der Hoehe des Insel Nordens kommen zum Beispiel in geraden Jahren zurueck. Die Baeche bei Port Hardy haben jedes Jahr Pinks. Auch der Campbell River in der Mitte der Insel produziert jedes Jahr Pinks fuer eine gute lokale Angelei. Die Fraser Pinks sind ueberall wenn die ziehen aber wenn man weiss wo, kann man praktisch jedes Jahr Pinks beangeln.
 
Horst, die Fraser River Pinks steigen nur alle ungeraden Jahre auf. Das sind dann Millionen und die beherrschen dann die ganze Sued-BC Kueste fuer ein paar Wochen auf ihrem Weg zum Fraser. Es gibt aber eine Menge kleinere Fluesse und Baeche mit Pinks die nur in geraden Jahren aufsteigen oder in jedem Jahr. Die Knight Inlet Pinks in der Hoehe des Insel Nordens kommen zum Beispiel in geraden Jahren zurueck. Die Baeche bei Port Hardy haben jedes Jahr Pinks. Auch der Campbell River in der Mitte der Insel produziert jedes Jahr Pinks fuer eine gute lokale Angelei. Die Fraser Pinks sind ueberall wenn die ziehen aber wenn man weiss wo, kann man praktisch jedes Jahr Pinks beangeln.

Hallo Coho,
danke für die Aufklärung! 👍
 
Schau' mal in Deinen Briefkasten, Horst. Habe Dir gerade geschrieben. Vielleicht kannst Du ja Post einsehen? Wenn nicht dann braeuchten wir mal Deine Hilfe, Ytre Sula. Cheers!
 
28.3.2020, Victoria

Am 28.3. hatte ich mich dann nochmal solo auf den Weg zu den Lachsgruenden gemacht. Eine gute Form der Selbstisolation auf meinem Boot. Merkwuerdig leere Strassen, die Marinagebaeude waren verschlossen, der RV Park verriegelt und still. Keiner da um die Rampengebuehr zu kassieren. Ein - zwei andere Boote machten sich auch auf’s Wasser. Man winkte sich still zu. Ein guter Bekannter, Roy, einer der Top Guides in Sooke/Victoria kam von seinem Boot am Dock zurueck und sah mich. Ich schaute ihn nur fragend an; “Was soll ich sagen? Ich bin ruiniert, muss wohl bald das Boot verkaufen. Willst Du es haben?”, fragte er. Kann nicht arbeiten, sitzt arbeitslos zu Hause und schaut ein-zweimal die Woche nach seinem stillgelegten Boot in der Marina. Ein traurige Welt an Land. Brrrr

Auf dem Wasser sah es dann wieder aus wie immer. Und hoffentlich hatten die Lachse auch Lust zum Spielen. Ich wollte eigentlich zur Whirl Bay vor Pedder Bay fahren aber Roy hatte mir Constance Bank ans Herz gelegt. Da wuerde er hinfahren, wenn er raus duerfte. Hm, den Tipp eines Top Guides kann man nicht so einfach in den Wind schiessen. Er hatte recht; bei Ebbe fischt sich die Westseite der Bank gut: die Stroemung schob allerlei Futter von der Oberseite der Bank ueber die Kante ins Tiefe im Westen. Da standen die Fische an der Kante und liessen sich das Futter in die Maeuler spuelen. Ok, ich war ueberzeugt. Musste sowieso den Motor etwas bewegen.

Ich dueste ueber das leicht gekraeuselte Wasser und nach 15 Minuten kam ich an der Bank an. Ein grosses Containerschiff ankerte genau oben im Flachen. Die Warenabfertigung im Vancouver Hafen war arg gedrosselt und so parkten die wartenden Frachtschiffe ueberall im kuestennahen Bereich an guenstigen Stellen. Zwei-drei andere Boote bearbeiteten schon die Kanten. Eines driftete lautlos in der Stroemung und Mann und Frau pilkten friedlich Seite and Seite. Das sah auch erholsam aus. Die anderen Boote schleppten – wie ueblicherweise mit Downriggern. Im Winter/Fruehling fischt man noch tief – mindestens 30m tief.

Ich liess wieder die gleichen schlanken Blinker wie letztes Mal runter nachdem ich die Glow-Streifen aufgeladen und die Blinker mit Heringsoel eingesprueht hatte. Kein Trick auslassen! Den Cohokillerblinker liess ich direkt auf den Grund ab, den anderen etwa 5 m darueber. Dann drehte ich die Bootsnase in die Stroemung und tuckerte stromauf gaaanz langsam an der Kante entlang. Manchmal zog ich ein bisschen weiter ins Flache wo ich dann die Koedertiefen nachstellen musste und hin und wieder schoss ich mal ueber die Kante ins Tiefe hinaus wo es schnell von 30 m auf fast 100m abfiel. Bequehmer war zwar genau die gleiche Tiefenlinie beizubehalten da man so die Ruten unveraendert lassen konnte aber wenn nun die Fische nicht genau bei 40 m standen? Ich wollte heute nicht faul sein.

Als ich nach einer halben Stunde mal wieder einen kleinen Abstecher ins Flache machte, sah ich die tiefe Rute auf dem Boden auftreffen aber gleich danach kam ein noch kraeftigerer Ruck, noch einer und dann loeste die Rute aus. Whoaaa, fish on! Ich schnappte mir die Rute und schlug an und fuehlte sofort guten Widerstand. Ich drehte die Bremse auf Drillstellung und liess den Fisch ersteinmal abziehen. Ich stellte den Downrigger auf hochkommen und machte schon den Kescher griffbereit – musste die Augenblicke nutzen um alles auf Sololandung vorzubreiten – ich konnte die ersten Sekunden eh nichts anderes machen als den Fisch sich austoben lassen. Das war ein guter Fisch, das war mir hier schon klar. Dann blieb der Fisch stehen und ich konnte Druck machen. Gelegentliche Kopfstoesse liessen mich wissen, dass der Fisch noch dran war. Wieder ein Ruck und….ich kurbelte schneller, und schneller…und konnte keinen Widerstand mehr finden. Mist! Losgekommen! Das schmeckte mir gar nicht – das war mein bester Fisch dieses Jahr – bis jetzt.

Aber eines hatte mir der Biss gezeigt, meine Strategie schien nicht ganz falsch zu sein. Also machte ich weiter. Vielleicht eine weitere halbe Stunde spaeter driftete ich mal ins Tiefe und ich war gerade dabei die bodennahe Rute etwas herabzulassen, als ich im Augenwinkel ploetzlich die andere Rute wie wild rucken sah. Es riss fast die Rute aus dem Halter! Ich hechtete zur anderen Bootsseite und riss die Rute raus. Anschlagen ging gar nicht mehr - ich konnte nur die Bremse lockern und die Schnur losrasen lassen. Wow, der hatte Power! Nach vielleicht 15 Sekunden stoppte der Fisch und ich begann zu kurbeln. Wurde aber gleich wieder unterbrochen von einer weiteren rasanten Flucht. Der war sicher ueber 10 Pfund; vielleicht so gar viel groesser. Dann drehte der Fisch ploetzlich und kam auf’s Boot zu geschossen.

Ich musste in diesem Moment aufpassen denn ich hatte vollkommen Kurs verloren und kam wieder ueber flacheres Wasser und meine erst kuerzlich tiefergestellte andere Rute schlug hart am Grund auf und es bestand die Gefahr, dass sich das Downriggergewicht irgendwo am Grund festhakte. So war ich kurz abgelenkt und brachte das Geraet in Sicherheit wahrend ich die fischlastige Rute einfach nur in der linken Hand hielt. Als ich mich wieder um meinen Fisch kuemmern konnte, war kein Druck mehr auf der Rute. So ein Sch….! Jetzt war ich aber wirklich aergerlich! 2 schoene Fische hintereinander zu verlieren? Was war denn nur mit meinen Haken los? Eine Kontrolle ergab – sauscharf und vollkommen ok. Bedienungsfehler? Pech? Coronaseuche?

Ich machte weiter wo ich unterbrochen worden war. Ich zog jetzt mal eine groessere Schleife ins Flache dicht an das Frachtschiff heran. Wenn man mal so dicht neben so einem Ozeanriesen steht, merkt man erstmal wie riessig so ein Schiff ist. 5m von dessen Ankerkette wuerde mein Boot warscheinlich schon ueberladen. Hungrige Lachse schien es hier aber nicht zu geben. Ich sah zwar hin und wieder mal vielversprechende Einzelechos in Bodennaehe, hatte aber keine Anfasser. So schwenkte ich schliesslich wieder zur Kante hin wo 2 andere Boote dicht hintereinander schleppten. Ich fuhr gerade wieder ueber die Kante als die flachere Rute wieder kurz ruckte, und dann sofort aus dem Clip ausloeste und wild zu reissen anfing.

Gibt’s ja nicht – heute kamen alle Bisse hammerhart. Kein Rumzuckeln und so – Biss und ab! Ich schlug ordentlich an und die Rute bog sich anstaendig durch. Der Fisch setzte zwar nicht zu einer laengeren Flucht an aber sausste hin und her – mal musste ich paar Meter Schnur geben, dann wieder einholen, dann stand er stur tief und schuettelte nur den Kopf. Nach und nach arbeitete ich den Fisch hoch. Die anderen beiden nahen Boote machten einen Bogen um mich und feuerten mich an. Diesmal hielt ich mein Boot im tiefen Wasser und ich musste mich nicht um die zweite noch eingesetzte Rute sorgen. Mir war schon bisschen mulmig vor der Sololandung – den konnte ich einfach nicht vergeigen! Da der Lachs nicht viel gefluechtet war, kam er noch relativ frisch neben das Boot. Kein Riese aber ein schoener Kerl, dachte ich als ich ihn das erste Mal sah. Und nun tobte er kurz hinter oder neben dem Boot. Ich hatte die Kescherstange auf 1.5 m ausgefahren aber immer wenn ich den Kescher ueber den Bootsrand schob, erschrak der Lachs und raste wieder davon. Das ging 4 oder 5 Mal so und mir wurde schon bange, dass irgendwann bald mir der Haken um die Ohren fliegen wuerde und der Fisch verloren ginge. Jetzt, jetzt hielt er fuer eine Sekunde still und schnappte Luft. Ich kurbelte Schnur bis der Flasher fast am Spitzenring sass, zog die Rute steil hoch und zurueck und riss den Fisch so ans Boot heran. Mit meiner rechten Hand schob ich den Kescher blitzschnell dem Fisch entgegen – schaufelte Rahmen und Netz darunter und wippte die Stange an der Bordwand nach oben. Der Lachs war im Netz! Jawoll! Gewonnen!

Ich tanzte erstmal ein paar Huepfer um dem schoenen Lachs. Nicht sehr lang aber kraeftig war er! 66 cm und knapp 8 Pfund. Dafuer hatte er ganz schoen Betrieb gemacht oder ich hatte vergessen wie sportlich Lachse kaempfen! Nachdem ich den Fisch versorgt hatte, machte ich noch ein Weilchen weiter, konnte aber nichts mehr erwischen. Bald dueste ich wieder zurueck zur Pedder Bay aber anstatt direkt in den Fjord zur Marina zu fahren, machte ich noch einen Stopp an der Fljordmuendung und schleppte noch ein Stueck des Weges. Alles war ruhig bis das Echolot ploetzlich einen Stapel Fische an einem kleinen Unterwasserberg anzeigte. Bestimmt Felsenbarsche, dachte ich. Meine Koeder mussten bald direkt durch diesen Stapel durchgezogen werden. Und da ging es los – erst die rechte Rute die losruckelte und dann auch noch die zweite obwohl beide um die 10 m versetzt waren. Leider nur halbwuechsige Felsenbarsche die wieder schwimmen durften. Aber gut zu wissen, dass die Technik funktioniert! Ich packte dann aber zufrieden ein. Auch wenn es kein Action gepackter Tag gewesen war, die paar Bisse die ich gehabt hatte, waren alle ein kleiner Thriller gewesen. Mit einem Helfer an Bord waeren sicher ein oder sogar zwei Fische mehr in der Kiste gewesen. Aber 3 Stunden Ablenkung von der unschoenen Situation an Land waren eine angenehme Abwechslung fuer meine Seele gewesen. Bald wieder, hoffe ich!

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6.4.2020, East Sooke

Habe zwar nichts weltbewegendes Neues zu berichten aber in diesen Zeiten der Corona-Tristesse kann ein bisschen Abwechslung nicht schaden. Da meine Bootsanhaengerbremsen mir wiedermal Probleme machten, musste der Haenger in die Werkstatt – aber ohne Boot. So hatte ich Max Waldi in der Cheanuh Marina in East Sooke einen Liegeplatz ueber das lange Osterwochenende gefunden. Die Marina war noch halb leer und hatte auch momentan den Slip-Betrieb eingestellt. Nur wer sein Boot in der Marina hat, durfte die Anlagen benutzen.

Ich mache das nicht oft, mein Boot in einem Hafen im Wasser lassen. So fuehlte ich mich verpflichtet jeden Tag mal nachzuschauen ob alles ok war. Ist natuerlich eine klasse Ausrede viel mehr Zeit am Boot und auf dem Wasser zu verbringen! Ich lasse teures Angelzeug nicht gerne sichtbar am oder im Boot waehrend ich nicht dabei bin. Ich kann zwar Zeug in der Kabine einschliessen und habe das auch mit Downriggern und Koederboxen etc. gemacht, aber GPS und Echolotgeraete baue ich nicht extra ab. Aber es ist auch mal schoen einfach zur Marina zu fahren, auf’s fast fertige Boot zu steigen und einfach loszufahren und das Boot danach ohne grosse Putzaktionen wieder abzustellen. Insgesamt spart man zwar nichts an Arbeit weil nach einem laengerem Salzwasserliegeplatz eine umso gruendlichere Putzaktion ansteht, aber fuer die paar Tage war es schoen einfach und bequehm.

Wir hatten ein herrlich sonniges und warmes Osterwochenende mit Temperature bis zu 20 Grad. Leider war es aber auch recht windig. Samstag hatte ich gar nicht erst den Dock verlassen wegen des Windes. Sonntag Vormittag ging noch und ich fuhr eine gute Strecke bis zur Trap Shack mit Lachsblinkern im Schlepptau. Hatte 2 untermassige Chinooks und ein paar kleine Felsenbarsche aber nichts zum Vorzeigen. Ab 14:00 Uhr kam dann ploetzlich eine Windfront vom Westen und jagte mich aber schleunigst wieder in den Stall.

Am Montag war ich wieder morgens beim Boot und diesmal sollte der Wind ruhig bleiben. Ich fuhr mal zur Whirl Bay um dort paar Lachse aufzustoebern und fand nach einiger Zeit auf der 45 m Tiefenlinie ein paar hungrige Winterlachse. Der erste war der Beste – so um die 6 Pfund und ich hatte ihn schon fast im Kescher als der Haken herausflog. Nach einer halben Stunde kam der naechste Biss in der gleichen Gegend und diesmal kam der Haken schon nach paar Sekunden los und ich hatte noch keine richtige Vorstellung wie gross der wohl gewesen sein koennte. Ich verpasste noch ein paar Bisse und brachte noch allerlei kleine Bodenfische nach oben wie Mini-Lingcods oder eine kleine Scholle. Zu meiner Ueberraschung hing ploetzlich auch ein kleiner Dorsch am Blinker. Von denen hatte ich schon lange keinen mehr gefangen. Es gab Jahre, da waren grosse Schwaerme der Jung-Dorsche hier vor Sooke und Victoria. Meistens nur so 30-40 cm lang und kaum lohnend zur Verwertung. Beim Heilbuttangeln hatte ich ueber die Jahre den einen oder anderen guten Dorsch erwischt – so 10 – 15 Pfund, aber das waren auch nur vereinzelte Zufallsfaenge. Wann und warum diese Dorschfaenge manchmal auftraten, weiss hier niemand so richtig. Ist kein Fisch auf den Angler hier in BC gezielt ansitzen.

Und so war die Angelei an diesem herrlichen sonnigen Ostermontag zwar abwechslungsreich aber kuechenmaessig brotlos und wegen der geringen Groessen auch ziemlich unsportlich. Als die Ebbstroemung nachliess und sich die Slack-Zeit anbahnte, holte ich mal die Pilkrute raus. Vielleicht ging ja da was und Pilkangeln war definitiv aktiver als Schleppangeln. Ich stoppte erst ueber den Stellen am Kiesplateau wo ich die Lachsbisse gehabt hatte und pilkte munter drauflos. Da tat sich aber gar nichts ausser noch einer kleineren Scholle. Dann fuhr ich dichter an die Church Rock Insel und liess den Pilker vor dem Felsriff hinab – und von da an war die Pilkrute non-stop krumm. Die ersten und gierigsten Abnehmer waren kleine und mittlere Gelbschwanz-Felsenbarsche, die fast wie Suesswasser Schwarzbarsche aussehen. Einige haetten sich vielleicht schon gelohnt mitzunehmen aber es war noch Felsenbarschschonzeit bis 1.5. Auch Lings waren noch geschuetzt. Von denen hatte ich auch einige im Mini-Format (~30 cm). Auch ein paar Kupferfelsenbarsche. Fast jeder Pilkablass provozierte innerhalb von Sekunden einen Biss oder Fang. Das war ein Spass! Und dann war ploetzlich die Rute voll-krumm! Eine Sekunde dachte ich noch Haenger aber dann kam etwas Schweres ein bisschen hoch. “Yeeesssss! Mal war Grosses!” freute ich mich. Mal sehen war das war. Hoffentlich ein Heilbutt. Die konnte man behalten. Aber ich vermutete eher ein ordentlicher Lingcod, was zwar Spass machte aber wieder zurueck musste. Langsam pumpte ich den Kerl Meter um Meter hoch. Die sensible Pilkrute mit der Stationaerolle und 15 Kg Schnur waren voll beansprucht und ich musste aufpassen um kommende Fluchten abzufedern. Die ersten Meter war es nur totes Gewicht aber vielleicht 10 m vom Grund weg zog der Fisch ploetzlich ab und nahm einige Meter Schnur zurueck. Das fuehlte sich ling-artig an, leider.

Gefuehlvoll pumpte ich den Burschen hoch. 2-3 Mal zog der Fisch nochmal kraeftig dagegen. Als ich dann eine Silhouette im Wasser sah, fuehlte ich mich bestaetigt – das sah nach einem Ling aus. Ein bisschen enttaeuscht brachte ich den Fisch ganz zur Oberflaeche. Zu meiner Ueberraschung entpuppte sich mein Widersacher aber als ein ziemlich seltener Cabezon. Ein uriger Fisch der zur Familie der Seeskorpione dazugehoert. Aber ein toller Speisefisch war – aehnlich wie ein Seeteufel im Atlantik. Der hier war wohl so um die 10 Pfund was ein ordentliches Kaliber fuer die Art war aber noch keine kapitale Groesse. Leider blieb beim Filletieren nicht sehr viel Fleisch uebrig, aber was, das war finger-licking-good!

Ich versorgte den Fisch und packte dann auch gleich ein. Das war eine abwechlungsreiche und letztlich sogar auch erfolgreiche Pilkerei gewesen. Das passiert so auch nicht immer aber ich hatte wohl den perfekten Stroemungsstillstand erwischt der zwischen den momentan starken Gezeitenstroemungszeiten eine ideale Fresszeit fuer die Fische ergab. Heilbutt wuerde ich hoffentlich bald bei den naechsten kleineren Gezeiten fangen koennen.

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2.5.2020; East Sooke

Etwas Neues hatte ich mir fuer diese Angelsaison auch vorgenommen und meine Jungs waren von der Idee begeistert: ich wollte mehr Pilken dieses Jahr und hoffentlich auch ein paar schoene Lachse am Pilker erwischen. Zwar sind die Erfolgschances wesentlich geringer als beim Schleppen aber wenn dann doch mal ein fetter Lachs am Pilker einsteigt, dann ist Alarm los! Und der Drill an Geflochtener und ohne Flasher ist nochmal eine andere Klasse wenn dabei auch mit mehr Verlusten zu rechnen ist. Ausserdem, und das ist was die Jugend so faszinierend daran findet, faengt man beim Pilkern die ganze Vielzahl der Boden-und Riffbewohner und man weiss nie was als naechstes am Haken haengt.

Ein unerwarteter Nebeneffekt war, dass meine Frau nun auch haeufiger mit auf’s Boot kam. Konnten sich die gewoehnlichen Lachsschlepptouren schon mal 8 oder gar 10 Stunden hinziehen, so waren die Pilktouren mit 2-3 Stunden recht kurz und daher eher verdaulich fuer Nichtangler. Laenger als 2-3 Stunden pilken haelt ja auch kein Arm aus. Einmal Anfang Mai fuhren wir vor East Sooke an die Riffe und Klippen und Alexander und ich pilkten bis uns die Arme schmerzten. Und wir fingen eine Menge Fisch: Greenling, Irish Lord, verschiedene Felsenbarscharten und Baby-Ling Cods. Leider war nichts kapitales dabei aber wir nahmen 4 der Greenlings mit – sind mit Ling Cod verwandt und daher auch lecker auf dem Teller. Bei tollem Wetter war das ein kurzweiliger Spass auf dem Wasser. Leider wollte kein Lachs an den Pilker.

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10.5.2020; Victoria

Muttertag ist eigentlich kein Angeltag. Da Zusammenkuenfte mit Freunden oder weiterer Familie weiterhin untersagt sind, waechst man eben als Haushaltfamilie noch enger zusammen und faengt auch an die Vorlieben und Hobbies enger miteinander zu teilen. So jedenfalls erklaere ich mir den Muttertagswunsch meiner Frau mit allen 3 ihrer Jungs ihren Ehrentag auf dem Boot auf dem Meer zu verbringen. Es war ein herrlicher Fruehsommertag mit 26 Grad Lufttemperatur, nur ein wenig Wind und greller Sonne. Ich montierte den Bootsgrill und besorgte Bratwuerstchen mit allem Zubehoer. Die Jungs machten 3 Pilkruten fertig und dann ging es am spaeten Morgen los. An der Bootrampe war kaum Wasser – es war extrem niedrige Ebbe. Ich war froh das mein Boot kaum Tiefgang hatte und der Propeller nur so 40 cm unter Wasser war. Groessere Boote haetten um diese Zeit gar nicht raus-oder reinkommen koennen.

Ich hatte mir Oak Bay auf der anderen Seite von Victoria als Ziel ausgesucht. Dort konnte man Lachse erwarten und es gab viele Inseln, Riffe und Felskanten an denen allerlei Bodenfisch leben konnte. Bis vor 40 Jahren gab es hier taegliche Kutterausfahrten aus der Oak Bay Marina, die Heiligenhafen-aehnlich 20 Pilkangler zu den Riffen fuhren und bei denen jeder Angler eine Schubkarre voll Felsenbarsche, Lings u.ae. mit nach Hause brachte. Leider hatte man damals nicht bedacht, dass vorallem die Felsenbarsche (verwandt mit Rotbarsch) eine unheimlich niedrige Reproduktionsrate haben. Diese Barsche brauchen teilweise bis zu 15 Jahre um mit ca. 30 cm das erste Mal fuer Nachwuchs zu sorgen. Wenn man die dann natuerlich zu tausenden mit 29 cm abfischt, kann sich jeder vorstellen wie die Bestaende sich entwickelten. Die Bestaende brachen in den 80gern komplett zusammen und einige Arten sind hier um Victoria herum extrem selten geworden oder komplett verschwunden. Die fischereipolitische Notbremse kam viel zu spaet und auch nach vielen Jahren ohne nennenswerten kommerziellen Fangdruck und einem Angel-Tageslimit von 1 Barsch haben sich die Bestaende nur etwas und sporadisch erholt.

Leider leiden geangelte Felsenbarsche auch unter Barotrauma – wie Dorschartige auch – und sind kein einfacher Kandidat fuer Catch&Release Angeln. Daher haben sich viele Angler von den Barschen als Zielfisch abgewandt – was fuer die Bestaende kein schlechtes Ding war. Mittlerweile wissen Angler auch besser mit Barschbeifang umzugehen – wenn man sie tief faengt und sie aber ganz langsam nach oben bringt, kann man das Barotrauma verhindern oder zumindest verringern, und schliesslich muss man mittlerweile ein Ablassgeraet im Boot haben mit dessen Hilfe man Barsche mit Barotrauma-Anzeichen wieder schnell auf Tiefe bringen kann, was denen wohl eine gute Ueberlebenschance bietet. Auch hat das Fischereiministerium ueberall an der Kueste Schongebiete angelegt in denen Angeln komplett verboten ist. All das hat dazu gefuehrt, dass die Barschbestaende in einigen Gegenden wieder einen Aufwaertstrend zeigen. Schade nur, dass man immer alles erst gegen die Wand fahren muss um aufzuwachen!

Dem Ling Cod, ein gefraessiger Riffraeuber der enorme Grossen erreichen kann, und ein begehrter Speisefisch ist, erging es nicht anders. Gluecklicherweise sind Wachstumsrate und Fortpflanzungzyklus von Ling und Barsch total verschieden. Der Ling waechst schnell ab und wird auch schon nach 2-3 Jahren bei 50-70 cm Laenge geschlechtsreif. Auch hier gilt ein Tageslimit von 1 Ling pro Angler. Durch den stadttnahen Angeldruck findet man kapitale Exemplare von 1m plus nicht allzu haeufig vor Victoria, aber es besteht durchaus die Moeglichkeit so einen Brummer zu erwischen. Kulinarisch und auch fischereibiologisch sollte man eh die eher mittleren Groessen bis zu 1 m mitnehmen und die supergrossen, meist weiblichen Exemplare wieder freilassen. Lings haben auch kein Problem mit Barotrauma und lassen sich prima wieder freilassen.

So waren unsere Zielfische zum Muttertagsausflug Ling Cod, Lachs und dann alles was noch Hunger auf Metall hatte. Die beiden Jungs gingen gleich in teenage-typischer Manier in Wettkampfmodus ueber und zaehlten sich jeden Biss und Fisch vor. Es war sehr spassig und selbst die Mutter schmunzelte ueber die eifrige Fischertaetigkeit der Burschen. Alexander hatte den Trick raus und legte ein paar kleine Lings und mittlere Barsche vor. Dann war seine Rute ploetzlich zum Halbkreis gebogen – Haenger? Nee, da kam Bewegung rein! Ich rief ihm zu er sollte den Fisch moeglichst schnell vom Boden wegpumpen. Aber nach paar Metern ging es wieder abwaerts – die Rutenspitze tief im Wasser versenkt, fummelte Alex blitzschnell an der Rollenbremse um den Fisch absaussen lassen zu koennen. Noch mal gutgegangen. Das musste ein ordentlicher Fisch sein! Ling oder Lachs? Nach einem heissen Drill kam was Braunes zum Vorschein – aha, ein guter Ling. Ich gaffte den Fisch und Alex hielt ihn stolz seiner Mutter als Muttertagsgeschenk vor. Naja, da kam wohl mehr ein Staunen als Dankeschoen herueber. Knapp 10 Pfund und 76 cm hatte er. Das war zwar kein Grosser aber schon ein vorzeigbarer Ling; besonders hier vor Victoria.

Ricardo, der aeltere, verlor ein paar kleinere Fische und brachte allerlei komisches Zeug hoch: Seegurken, Seeanemonen, Steine… Wie immer eben! Ich bediente erstmal den Grill damit wir was zum Mittagessen hatten. Nach dem Essen fuhr ich uns wieder zu vielversprechenden Untiefen und Riffen. Alex legte nun richtig los und landete einen Fisch nach dem anderen: Felsenbarsche verschiedenster Gattungen, Greenlings, kleine Lings, und auch einen Stein…. Aber Ricardo hielt nun mit und verlor nach einigen Barschen einen guten Fisch. Ich probierte auch mal und landete einen schoenen Quillback Felsenbarsch, der auch wieder schwimmen durfte. Auch ich hatte fuer paar Sekunden noch einen schwereren Fisch dran, konnte ihn aber nicht zur Oberflaeche bringen. Die Flutstroemung zog ungemein stark und es war mit den 80-100g Pilkern schwer in mehr als 40m Tiefe Grund zu halten. So konzentrierten wir uns auf flachere Strecken. Ich liess uns bewusst auch mal bis in die Kies-und Sandstrecken neben den Felsriffen treiben. Vielleicht sass ja doch mal ein Heilbutt im Flachen. Oder eine Truppe Chinooks die an der Felskante entlang jagte.

Dann hatte Alex wieder was Grosses dran. Er meinte der waere noch groesser als der Ling vorher. Seine Rute war wieder tief im Wasser als er eine der Fluchten parierte. Aber dann war der Kontakt ploetzlich wieder weg. Schade, den haetten wir gerne wenigstens mal zu sehen bekommen. Bei einer weiteren Drift tief in den felsigen Untiefen meldete dann Ricardo auf einmal einen Grossfisch an. Oha, der machte an seiner Rute auch ordentlich Alarm und er hatte die stabilste Rute von uns allen. Was mag das wohl sein? Als es rot-braun schimmerte waren wir uns sicher – wieder ein Ling. Aber als das Ding sich dann an der Oberflaeche waelzte, erkannte ich, dass das ein kapitaler Cabezon war. Wow! Der ging mit. Da hatte ich doch vor paar Wochen schon einen Cabezon in East Sooke gefangen. Aber der hier war ja noch ein bisschen groesser. Wir bestaunten dieses gruselig-haessliche Tier mit seinen Tentakeln und Stacheln und riessigen Flossen und grossem Maul. Was fuer ein Urvieh! Faengt man eigentlich selten; habe manchmal mehrere Jahre keinen Cabezon gefangen und jetzt 2 in 2-3 Monaten. Das ist so ungefaehr wie ein Seeteufel in Norwegen zu fangen. Ist auch von der Fleischqualitaet vergleichbar. Hervorragend. Interessanterweise hatte er eine Handvoll kleiner Krabben in seinem Magen.

Ricardo hatte dann noch einen knapp untermassigen Ling am Band und der eine oder andere Barsch und Greenling mussten nochmal kurz das Licht erblicken bevor sie wieder schwimmen durften. Dann machten wir Schluss um es auch fuer die Mutter nicht zu uebertreiben. Leider hatte es mit Lachsen am Pilker heute nicht geklappt. Und auch meine heimliche Hoffnung auf Buttkontakt wurde nicht erfuellt. Aber guter Ling und ein toller Cabezon waren ein vorzeigbares und sehr essbares Ergebnis. Und es war ein wunderschoener Tag auf dem Wasser mit viel Action und einigen Lachern im engsten Kreise der Familie. Was will man mehr.

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13.5.2020; Prospect Lake

Ok, ich glaube die Welt ist schon verrueckt genug und ich hatte glaube ich auch schon erwaehnt, dass diese Angelsaison auch nicht wie erwartet ablaeuft mit einigen unerklaerlichen Erscheinungen. Aber was gestern Abend passiert ist, setzt dem Ganzen ja noch die Krone auf! Es war ein winstiller and fast schon schwueler Abend und ich hatte nach dem Abendbrot den Drang an unseren oftbesuchten See zum Forellenangeln zu fahren. Bellyboot und Fliegenrute – da sollte doch um diese Jahreszeit einiges gehen. Mein Sohn Ricardo und sein Freund Alec waren gleich Feuer und Flamme und fuhren mit Alecs Bassboot mit. Es wurde ein schoener und entspannender Abend auf dem Wasser – als ich vom Ufer ablegte, kamen auch gleich die ersten Bisse. Ich hatte 4 Bisse und 2 gelandete Regenbogner in den ersten 15 Minuten. Danach wurde es etwas ruhiger und ich suchte verschiedene Tiefen mit verschiedenen Fliegentypen ab. Ich konnte noch ein paar Bisse registrieren und landete noch eine wunderschoene Regenbogner von 43 cm. Aber dann kam der Hammer! Alec und Ricardo schleppten ihre Koeder ganz in meiner Naehe herum. Ricardo hatte einen Spinner mit Wurm anzubieten und bekam unweit von mir einen guten Biss und drillte einen akrobatischen Fisch ans Boot. Alec machte den Kescher fertig und sackte den Fisch auf der mir abgelegenen Bootsseite ein. Ein lauter Aufschrei von Alec liess mich aufhorchen: “No way! A Coho! A Coho!”. Waaaasss? Die spinnen doch, die Jungs. Hatten die Alkohol an Bord geschmuggelt? Ein Lachs im Prospect Lake ist doch Bloedsinn.

Alec rief zu mir rueber, es waere ein Coho, eindeutig. Ich winkte ihnen den Fisch vorbeizubringen. Sie fuhren mit dem Fisch im Kescher im Wasser zu mir herrueber und ich warf einen Blick auf den silbernen Fisch: tatsaechlich, zweifellos ein Coho – Silberlachs. Wie ist denn das moeglich? Die Fettflosse fehlte – also ein kuenstlich erbrueteter Lachs. Ich erinnerte mich dunkel an eine lokale Gruppe, die den Tod Creek, der aus dem Prospect Lake in das Saanich Inlet floss, wieder durchgaengig machen wollten nachdem vor vielen Jahrzehnten ein Wehr nahe der Bachmuendung jeglichen Lachsaufstieg verhinderte. Angeblich hatte es bin in die 30ger Jahre Lachse im Tod Creek gegeben, die bis in den Prospect Lake aufgestiegen waren. Aber dieser Lachsstamm war ja nun schon lange ausgestorben. Letztes Jahr vernahm ich mal ein Geruecht, dass neue Lachse im Tod Creek wieder ausgesetzt werden sollten. War das etwa passiert und wir hatte hier einen der ersten Ueberlebenden gefangen? Er war so um die 40 cm lang und sah putz-munter und gesund aus. Wir liessen ihn natuerlich schonend wieder frei nachdem wir schnell ein paar Fotos gemacht hatten. Das war ja eine tolle Ueberraschung. Und Ricardo wurde wiedermal seinem Ruf eines Faengers der komischen Dinger gerecht; er konnte sich einfach nicht an den Fangplan halten! Da waren vielleicht 30000 Forellen im Prospect Lake, und vielleicht 10000 Barsche und nur 3 oder 4 Lachse und er erwischt einen davon? Er sollte schleunigst mal ein Lottoticket kaufen!

Ich kenne hier im Umkreis einige Lachsaktivisten und werde nun gleich mal Nachforschungen anstellen. Dieser Fang wird die sicherlich auch sehr interessieren. Was es nicht alles gibt: Lachse in einem Forellensee! Ein verruecktes Jahr!

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24.5.2020; Victoria

Nach dem ganzen Bodenfisch-Angeln der letzten Wochen hatte ich nun mal wieder Lust auf eine Lachstrollingtour. Man hoerte nicht viel von der lokalen Anglergemeinschaft da sich viele Angler um die paar wenigen Heilbutte bemuehten und wegen der abermals verschaerften Lachsentnahmeregeln die Lachsangelei bis spaeter in den Sommer verschoben, wenn einige der Beschraenkungen hoffentlich wieder aufgehoben werden. Ich weiss nicht, ob Ihr das bis nach Deutschland mitgekriegt habt und wenn dann ist das sicher in dem ganzen Coronakram untergegangen; Ende 2018 passierte im Fraser River Canyon, etwa 400 km nordoestlich von Vancouver, ein gewaltiger Erdrutsch, der einen 5 m Wasserfall im Fraser River hat entstehen lassen. Es muss wohl eine sehr entlegene Stelle sein denn es dauerte bis Juni 2019, bis das Fischereiministerium ueberhaupt auch nur davon hoerte. Bisschen komisch ist das schon dass es 6 Monate gedauert haben soll bis einer gemerkt hat, dass ein Berghang der Groesse eines Einkaufzentrums in den groessten Fluss BC’s gestuerzt war. In der heutigen Zeig mit Satellitenbildern und Drones etc, wirklich?

Jedenfall stellte sich letzten Sommer heraus, dass die meisten Lachse ueber dieses Hindernis nicht hinwegkamen und die Lachse stapelten sich davor. Man versuchte zu retten was noch zu retten war und netzte und Helicopter-transportierte einige tausend Lachse ueber die Schwelle. Leider stellte sich spaeter heraus, dass die allermeisten Lachse schon zu erschoepft waren und trotz Umsatz ueber die Schwelle kurz darauf starben und es nicht auf ihre Laichbetten stromauf schafften. Viele oberen Fraser Zufluesse, die sowieso schon lachsmaessig arg gebeutelt waren, hatten nur ein paar Handvoll Lachse die es zum Laichen schafften. Sehr, sehr traurig, eine ganze Lachsgeneration ausgerottet. Wenn ueberhaupt, wird das eine ganze Weile dauern, bis sich einige der Fluesse wieder erholen. Da der Fraser River im Winter die niedrigsten Pegelstaende hat, konnte das Ministerium im vergangenen Winter schwere Maschinen und Sprengcrews an die Stelle schicken und die pickten an den Felshaengen herum und sprengten riesige Felsbloecke im Fluss um die Stelle wieder halbwegs passierbar zu machen. Mehrere hundert Millionen $ hatte das wohl gekostet – damals noch eine Riesensumme – jetzt im Vergleich zu Coronakosten eher ein Trinkgeld.

Keiner weiss, ob das Vorhaben gelungen ist. Die Schneeschmelze laesst den Fraser jetzt anschwellen und das Zeitfenster fuer Rehabilitation ist vorbei. Jetzt kann man nur hoffen und beten, dass nicht auch noch die naechste Generation ausfaellt. Das waere definitiv das Ende der oberen Fraser Lachsbestaende. Ab Juni wird sich der Erfolg oder Misserfolg zeigen. Ich werde Euch mal berichten. Das nur mal so als Hintergrund zu den abermals verschaerften Entnahmeregeln fuer Lachse; man will jetzt jeden Fraserlachs schonen bevor man weiss, wie es um sie bestellt sein wird. Daher koennen in vielen Fraser Einzugsgebieten keine Chinooks behalten werden oder nur markierte US-Hatchery Chinooks (Fettflosse abgeschnitten). Fuer mich persoenlich bedeuten die Regelungen keinen Abbruch des Lachsangelns. Selbst wenn es nur noch Catch & Release Lachsangeln gaebe, waere ich dabei. Die Jagd, der Thrill einen Grosslachsdrills – das moechte ich niemals ganz vermissen. Ausserdem vertraue ich meinen Catch & Release Prozeduren und bin fest davon ueberzeugt, dass die allermeisten meiner freigelassenen Lachse ohne Problem ueberleben.

So lud ich MaxWaldi am Sonntag mit meinen zwei Soehnen voll und wir duesten gegen 9:00 Uhr zu den Oak Bay Flats. Ich hatte vorher nochmal die Gezeiten und meine Fangbuecher gecheckt und festgestellt, dass ich bei dieser Gezeitenkonstellation schon einige gute Faenge an dieser Stelle erzielt hatte. Es war starke Ebbe bis Mittag und auf den Flats erzeugte das eine ruhige Kehrstroemung. So sollte sich Futter und daher auch Raeuber ansammeln.

Bei der 45m Tiefenlinie hielt ich an und wir setzen einen Cohokilller Blinker und einen Koederfisch am System ein. Der Blinker ging bis ganz hinunter; der Koederfisch etwa 10 m ueber Grund damit kleine Bodenfische den nicht so schnell ruinieren konnten. Alexander verzog sich bald in die Koje – 7:30 Uhr aufstehen muss schwer sein fuer einen Teenager! Nach einer halben Stunde hart am Grund fischen, ruckte ploetzlich die Blinkerrute und der Clip loeste aus. Ricardo sprang hin und drillte einen kleineren Lachs ans Boot. Der war knapp 50 cm und deswegen unter meinem persoenlichen Mindestmass. Aber wenigstens ein Lebenszeichen aus der Tiefe. Es tauchten einige gute Futterfischwolken am Echolot auf und da die bis ins Mittelwasser kamen, vermutete ich stark Heringe. Die sonst hier haeufigen Sandaale bildeten kleinere und grundnahe Schwaerme. Ich holte die Koederfischrute bis ins Mittelwasser hoch.

Aber der naechste Biss kam wieder am Blinker. Ricardo brachte nun den 2. Lachs zum Boot. Wieder so um die 50 cm. Zu klein fuer heute. Da musste doch noch was Groesseres da unten herumjagen. Eine Weile spaeter sah ich einen kurzen, zarten Ruck an der Blinkerrute. Ich warnte Ricardo: “Pass auf, die Rute geht gleich ab!”. 10 sec spaeter ein harter Ruck an derselben Rute und die Rutenspitze schnappte zurueck durch die momentan schlappe Schnur als der Clip ausloeste. Ein kleiner Fisch bringt das nicht zustande. Ricardo sausste zur Rute, nahm sie auf und kurbelte rasend die schlaffe Schnur ein. Als er sie straff hatte ruckte er hart an. Ein kurzer Moment schien es als wenn noch Widerstand da gewesen waere aber dann kam nur noch der blanke Koeder und Flasher zurueck. Schade, das war ein guter Biss gewesen. Ich ermahnte ihn, beim Einsetzen der Downriggerrute die Rute auf volle Spannung zu ziehen so dass moeglichst wenig schlaffe Schnur enstand wenn der Clip ausloeste. Ich vermutete, dass es zu lange gedauert hatte bis Ricardo die Schnur straff hatte und einen Anschlag setzen konnte.

Vielleicht eine halbe Stunde spaeter loeste wieder die Blinkerrute aus und diesmal sass der Anschlag. Die Rute blieb krumm und Ricardo vermeldete einen staerkeren Fisch. Ich drehte den Schleppmotor etwas zurueck und machte seine Bootsseite klar zur Landung. Der Fisch machte ein paar Mal Anstalten zu einer Flucht bekam aber nicht viel Schnur von der Rolle. Und er blieb noch tief. Es sah nicht nach etwas Grossem aus aber sicherlich groesser als die vorherigen. Aber manchmal wird man ueberrascht! Ich erwartete den Moment wenn der Flasher die Oberflaeche durchbricht; ich sah den Schnurwinkel immer flacher werden. Ploetzlich meinte Ricardo: “Weg!”. Wie jetzt? Einfach weg!? Er zuckte nur mit den Schultern. Da kann man nichts machen, wenn die Kerle nur kurz beissen, dann haengen sie oft sehr knapp. Die beiden Kleineren hatten den Haken auch nur knapp vorne in der Schnauze gehabt. Aergerlich!

Da an der Koederfischrute gar nichts passierte aber wir schon einige Bisse an dem Blinker gehabt hatten, wechselte ich nun den Koeder aus zu einem Gruen-Glow 10cm Blinker und schickte den kurz ueber Grund. Alexander kam gerade ausgeschlafen heraus und ich meinte: “Pass’ auf, dieser Blinker faengt heute noch den Groessten!”. Ricardo verschwand nun unter Deck. Schlafschichtwechsel.

Ich erzaehlte gerade Alex von den gefangenen und verpassten Fischen und drehte eine harte Kurve als die Cohokillerrute wieder hart ausloeste. Ein fester und entschlossener Ruck war das. Kann nichts Kleines sein, dachte ich. Alexander war auch schnell dabei und ruckte dagegen….nichts. Wie kann denn das nur sein? Es lag also nicht nur an Ricardo. Die Fische mussten wirklich nur mit den Blinkern spielen. Vielleicht sollte ich einen Nachlaeuferhaken montieren? Mache ich aber nicht gerne wenn es galt Fische zurueckzusetzen denn wenn dann doch einer ordentlich zuschnappt dann war es schwer den Fisch schonend wieder zu loesen. Ich beliess es bei der Montage. Ich drehte uns wieder ueber die Stellen die Futterfischschwaerme zeigten. Es ging jetzt auf den Gezeitenwechsel zu – immer eine faengige Zeit. Leider brachte die Flut nun auch viel Treibgut und Stroemungsstrudel.

Da! Aus dem Augenwinkel sah ich wie die bisher noch jungfraeulige Rute anruckte und zurueckschnappte. Den mache ich klar, dachte ich und war zuerst an der Rute. “Ich zeige das Euch jetzt mal”, verkuendete ich grossmaeulig. Ich hoffe ich hatte den Mund nicht zu voll genommen. Der Fisch riss sofort ein gutes Stueck Schnur von der Rolle. Als er stehenblieb, fuehlte ich ordentliche Kopfstoesse. Ach, fuehlte sich das gut an! Alexander holte inzwischen die andere Rute ein und machte den Kescher klar. Das musste ein besserer Fisch sein denn jetzt setzte er zur 2. Flucht an und die Rolle sang eine ganze Weile schoen auf. Wie ich das vermisst hatte! Man vergisst wie stark so ein Lachs sein kann. In Gedanken stellte ich mir schon einen 15 oder 17 Pfuender vor! Nach und nach gewann ich die Schnur zurueck und ich brachte den Fisch in Bootsnaehe. Jetzt spielte er erst richtig verrueckt und ueberschlug sich regelrecht an der Oberflaeche. Das konnte nicht lange gut gehen besonders weil ich schon den ganzen Blinker ausserhalb des Fischmaules erkennen konnte. Er konnte wieder nur knapp haengen. Ich zog entschlossen an und hievte das schaeumende Etwas in Kescherreichweite und Alexander schaufelte das Paket ins Boot. Na also! Hatte Papa mal wieder zeigen muessen wie es geht.

10 Pfund blankes Silber, ein markierter Chinook. Praechtig! Nach dem Kampfgebahren haette ich sogar etwas mehr erwartet gehabt, aber so kann man manchmal die Groesse eines Lachses verschaetzen. Und auch noch Glueck gehabt: der Haken war nicht einmal im Maul sondern hatte sich seitlich des Maules aussen durch Haut und Fleisch gebohrt. Der muss den Blinker nur mit der Seite des Kopfes angestubbst haben und ungluecklicherweise am Haken haengengeblieben sein. Wir fischten nach diesem Erfolg noch eine Weile weiter aber die Stroemungsbedingungen wurden immer unguenstiger. Es war jetzt kaum noch moeglich den Koeder in Grundnaehe zu halten; es stroemte locker 6-7 km/h. Ich fuhr uns in bisschen flacheres Wasser und Ricardo brachte doch glatt noch eine Scholle vom Boden herauf. Die durfte aber auch wieder schwimmen. Dann packten wir zufrieden ein. Es war zwar kein grosses Fangfest aber stetige Action – alle halbe Stunde rappelte es mal an den Ruten. Kein schlechter Tag; wenn es sowas ueberhaupt gibt beim Angeln!

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Hey Chris,
vielen Dank für deine neuen Beiträge - ich lese immer noch heimlich mit nur jetzt nicht aus dem Zelt im Nationalpark ;)
Kein schlechter Tag; wenn es sowas ueberhaupt gibt beim Angeln!
Sowas gibt es eigentlich nicht und bei euch auf VI erstrecht nicht.
Es kommt vorallem auf die eigene Einstellung an. Bei unserer Tour waren ja auch keine Riesenfische dabei aber es waren zwei unvergessliche Tage auf dem Wasser!

Bei uns geht es in etwas mehr als 3 Wochen (hoffentlich) wieder nach Griechenland - mal schauen ob ich dann auch wieder von ein paar Fängen berichten kann.

Viele Grüße
Moritz
 
Einfach Topp :a020::a020:

Vielen Dank für die Mühe um die tollen Berichte zu erstellen, jeder weiß das da richtig arbeit hinter steckt...
 
29.6.-3.7.2020; Nootka Sound

So, nach einer ganze Weile Funkstille meinerseits, hier mal wieder ein Bericht von der Westkueste BC’s. Es war die letzten Wochenenden immer sehr windig was mich von Angeltrips auf’s Meer abhielt. Meine Jungs und ich hatten daher nur hin und wieder mal die lokalen Seen unsicher gemacht und mit der Fliege schoene Forellen gehakt. Die Jungs hatten es auch ein paar Mal auf Schwarzbarsch probiert aber irgendwie waren die dieses Jahr nicht sehr spielfreudig.

Um den Nationalfeiertag am 1. Juli hatten wir eigentlich wieder ein grosses Angelabenteuer geplant: wir wollten an einen der vielen Hechtseen in der Provinz Saskatchewan fahren. Die Familie unseres Angelfreundes Alec hatte Verwandte die dort eine Huette und ein paar Boote haben. Wir hatten schon den ganzen Winter geplant und Hechtfliegen gebunden und uns darauf gefreut. Leider machte nun Corona einen Strich durch diese Planung; der lokale Indianerstammesrat machte die Zufahrtsstrassen durch ihr Reservat fuer Touristen dicht. So mussten wir kurzfristig umplanen.

Wir beschlossen auf unserer Insel zu bleiben um jeglichen Corona-Reisestress zu vermeiden. Ich fragte vor 3 Wochen mal vorsichtig beim Moutcha Bay Resort im Nootka Sound an, ob da noch eine Unterkunft fuer 6 zu kriegen waere. Normalerweise muesste man die erste Juliwoche um den Feiertag mindestens 6 Monate vorher buchen um noch irgendwas zu bekommen. Aber dieses Jahr ist eben alles anders. Wir konnten uns die Wohnung und den Bootsliegeplatz aussuchen! Keine auslaendischen Touris dieses Jahr und auch nur wenige oelreiche Albertaner liessen die Angelresorts regelrecht leerstehen. 2 von 3 Lodges und Resorts machen diesen Sommer gar nicht erst auf; einige werden wohl fuer immer schliessen. Die Fishing Guides stehen arbeitlos umher und warten vergeblich auf irgendeinen Kunden. Die paar Gaeste die dieses Jahr kommen, sind aus BC und bringen ihr eigenes Boot und brauchen keinen Guide. Eine ganze Industrie haengt in der Luft. Schon traurig zu sehen.

Fuer uns war es natuerlich schoen, dass wir das halbe Resort fuer uns alleine hatten. Ich konnte mir den bequehmsten Liegeplatz in der Marina aussuchen, die Angelstellen hatten wir fast fuer uns alleine und jeglicher Resort-Service stand uns sofortig zur Verfuegung. Wir kamen am Montag den 29. Juni an, fischten 3 Tage bis zum 2. Juli und fuhren dann in Ruhe am Freitag den 3.7. gegen Mittag wieder ab. Wie immer liess ich mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River zu Wasser und fuhr mit den juengeren Burschen Alex und Owen die 45 Minuten zum Resort, waehrend der zweite Vater Ian mit den aelteren beiden Abiturienten Ricardo und Alec mit dem Auto ueber die Schotterpiste zum Resort kamen. Diese Bootstour durch die Fjordwelt ist immer ein Highlight und normalerweise eine ruhige Fahrt ueber glassglattes Wasser. Aber hier sollte sich schon mal andeuten, was uns dieses Jahr am Nootka Sound erwartete: Wind und Wellen. Einige lange Fjordstrecken lagen voll laengs am Wind und wir mussten uns da schon gegen 1.5 m Wellen vorkaempfen.

Tag 1
Und leider sah der Wetterbericht fuer die naechsten Tage nicht besser aus. Wir holten uns Montag Abend noch das 18 Fuss Centerkonsolen Alu-Mietboot ab und der Resortangestellte warnte uns vor einem ordentlichen Wellengang vor der Kueste. Der Vorteil so frueh in der Saison hierherzukommen ist normalerweise noch guenstigere Preise und Verfuegbarkeiten und nicht so viele Touristen. Der Nachteil ist, dass die Lachse noch nicht tief in den geschuetzt liegenden Fjorden sind, sondern sich noch vor der offenen Kueste tummeln wo man den Elementen ausgeliefert ist. Und diesmal hatten wir eine windige Periode erwischt. Als wir am Montagmorgen gegen 5:30 Uhr nach 45 minuetiger Fahrt am Nootka Leuchtturm des Fjordeinganges ankamen, begruesste uns ein 2-3 m hoher Wellengang – mit ca. 3-4 sec Frequenz. Brrrr, sehr ungemuetlich!

Ich hatte die beiden juengeren Burschen beim mir im Boot waehrend Ian, ein Nichtangler und auch nicht sehr erfahrener Bootskapitaen, die beiden aelteren und boots-und angelerfahrenen Jungs an Bord hatte. So glich sich das Niveau etwas aus. Gott sei Dank sind die Mietboote vom Moutcha Bay Resort top notch, sehr seetauglich und stabil – sonst waere das bei dieser Schaukelei gar nicht gegangen. Wir hatten diese Boot schon mehrfach gemietet und wussten um deren Nachteil – nicht genug bequehme Sitzmoeglichkeiten. So hatten wir einfach 2 bequehme Campingstuehle mitgenommen was den Komfortlevel eindeutig anhob.

Wir setzten zwei Ruten am Downrigger direkt vor dem Leuchtturm aus. Ich hatte mir sagen lassen, dass die Chinooks sich noch fleissig an Squids labten. So montierte ich ein glow-weisses Squidimitat und an der anderen Seite einen silbernen Cohokillerblinker, der kleine Sandaale imitieren sollte. Und so zogen wir unsere ersten Runden dicht unter Land entlang der Sandstraende und zwischen den umherliegenden Felsinseln. Es tat sich erstmal gar nichts. Alex ging bald in die Koje unter Deck. Auch auf Ian’s Boot blieb es still. Nach einer Stunde fand ich einen schmalen Durchgang zwischen zwei Felsinseln, der meiner Meinung nach fischig aussah. Ich hiess Owen die Ruten etwas flacher zu bringen weil der Durchlass nur so um die 15 m tief war. Wir waren gerade durch und der Boden begann wieder zu fallen als die Squidrute loszog und wild nach hinten riss. Owen sprang erschrocken auf; ich rief ihm noch zu, dass die Schnur schon aus dem Clip raus sei. Er hieb kraeftig an und musste sofort ein paar Meter Schnur abgeben. Das musste ein guter Fisch sein!

Ich drehte den Motor etwas zurueck und wollte schon die zweite Rute herausholen aber da bekam Owen schon gleichmaessig Schnur zurueck. Die Rute war aber noch krumm; etwas war dran aber es kaempfte nicht mehr. Komisch. Bald loeste sich das Raetsel – als ein zaehnestarrender Rachen hinter dem Flasher die Oberflaeche durchbrach. Ein Ling! Aber kein Grosser. Er hatte vielleicht das Mindestmass von 65 cm aber wir wollten spaeter noch groessere pilken. Ich hakte ihn ab und wir angelten weiter. Wir waren jetzt in einer 50 x 100m Bucht die von 3 Seiten von Felsinseln und Riffen umschlossen war und nur einen weiteren Ausgang zum offenen Meer hatte. Durch diese etwas geschuetztere Lage waren die Wellen hier auch etwas kleiner. Es war im Schnitt so 20-25m tief und es schien hier Futter zu geben, wie das Echolot anzeigte. Das roch nach Fisch!

10 Minuten spaeter ruckte ploetzlich wieder die Squidrute los, loeste aus und verbeugte sich tief. Owen schnappte sich die Rute wieder weil Alex noch in der Koje schlief und diesmal war klar: Lachsalarm! Der Fisch nahm gleich einmal einen guten Rutsch Schnur. Das gab uns Zeit das Deck klar zu machen. Alexander kam nun auch aus der Koje und half mit das restliche Geschirr einzuholen. Ich hielt das Boot mit dem Wind um das Geschaukel zu verringern. Nach und nach brachte Owen den widerspenstigen Fisch ans Boot. Ein halbstarker Chinook, etwa 10 Pfund. Ein Anfang. Alex langte mit dem Kescher zu und wir hatten den Schneider abgeschuettelt! Wir klatschten uns ab und ich informierte Ian’s Crew ueber Funk. Schnell liessen wir die Ruten wieder ein und ich wiederholte die enge Schleife durch die Bucht. Und es dauerte nicht lange und diesmal zog die etwas flachere Blinkerrute ab. Nun war Alex dran und landete bald einen brauchbaren Coho – um die 6 Pfund. Eine willkommene Ueberraschung.

Und nun ging es Schlag auf Schlag; alle 10 Minuten riss es an einer unserer Ruten wobei die Squidrute etwas beschaeftiger war. Alex und Owen landeten ein paar ordentliche Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund die sehr aggressiv bissen und sehr sportlich kaempften. Manchmal, nach einem klasse Drill, waren wir ueberrascht, dass es kein groesserer Lachs war. Natuerlich machten die rauen Bedingungen die Drills noch extra schwierig aber die Jungs waren heiss und begeistert und erstaunlich effektiv; wir verwerteten jeden Biss in einen gelandeten Fisch. Ein paar kleinere Chinooks wurden wieder freigelassen aber die meisten Fische waren von guter Groesse. Ian’s Boot drehte mittlerweile auch Runde um Runde in unserer Bucht und ploetzlich waren auch die am Fisch. Wir sahen Ricardo mit einer krummen Rute auf dem Deck herumtanzen. Na also.

Alex packte noch einen schicken Coho in die Fischkiste wo mittlerweile schon 4 Chinooks und 2 Cohos auf Eis lagen. Dann wurde es fuer eine Viertelstunde ruhig und die 1,5 stuendige Beisszeit schien zu Ende zu gehen. Da sah ich ploetzlich zwei kurze Rucke an der Squidrute und als ich Owen draufhinwiess, loeste die Rute schon aus und verneigte sich tief. Owen war wieder an der Reihe und schnappte sich die Rute, die nun schon fast aus seiner Hand gerissen wurde. Ich riet ihm die Bremse etwas zu lockern und nun sausste die Schnur nur so von der Rolle. Jawollll, ein Ripper! Das war ein guter Fisch! Alex und ich holten sofort das verbleibende Geraet ein. Ich liess Ian’s Crew wissen, dass wir einen guten Fisch am Band hatten – worauf nur ein Stoehnen kam; sie haetten genug von unseren Updates! Lol

Bei Owen ging es hin und her; jedesmal wenn er wieder paar Umdrehungen Schnur auf die Rolle zurueckbekommen hatte, drehte sich der Fisch wieder und zog wieder ab. Der Fisch war noch ca. 100 m hinter dem Boot. Ian kam nun in diese Richtung und ich rief ihm ueber Funk zu abzudrehen was er auch prompt tat. Nach und nach kam der Fisch naeher und bald konnten wir eine fette Schwanzflosse an der Oberflaeche erkennen. Dem Kampf nach zu urteilen, haette ich wieder einen etwas groesseren Fisch erwartet aber der hier war definitiv unser Groesster bis jetzt heute. Da alle ausser mir wieder um die begehrte Mones Trophaee wettstreiteten, war dieser Fisch hier schon mal ein Statement fuer Owen’s Fuehrung. Alex kriegte kalte Fuesse als es ums Keschern ging und ueberliess das lieber mir dieses Mal. Ich fackelte nicht lange als der Fisch das erste Mal neben das Boot kam und mit meinem langen Kescherstiel konnte ich ihn auch etwa 1 m tief und etwas weg von Boot erreichen. Geschafft und eingesackt! 15.6 Pfund! Owen hatte eine solide Mones Cup Fuehrung! Die beiden Jungs grinsten vergnuegt. Das war ja noch ein toller Morgen geworden nach dem etwas zaehen Start.

Aber mit diesem Fisch war wohl nun auch wirklich die Beisszeit vorbei. Nach ein paar weiteren und erfolglosen Runden in unserer Bucht wagten wir uns etwas weiter heraus. Es war hier sehr ungemuetlich; besonders gegen die Wellen. Ich beschloss nun noch die ca. 1 km Strecke bis zum Leuchtturm zurueck mit den Wellen zurueckzusurfen und dabei die etwas tiefere Scharkante abzuschleppen. Den Blinker flach und den Squidkoeder am Boden in ca. 40 m Tiefe entlang gezogen. Owen lag nun unter Deck und schlief. Alex fing noch ein oder zwei kleinere Shaker am Blinker. Dann zog ploetzlich die Squidrute ruhig aber stetig nach unten und loeste aus. Haenger? Nee, die lief knapp ueber Grund. Alex pumpte etwas Schweres langsam aber sicher heran. Kleiner Butt? Ich wettete darauf, Alex war sich nicht so sicher. Ling oder Felsenbarsch waeren schon an die Oeberflaeche gekommen. Und ich sollte Recht behalten; bald tauchte ein kleiner Butt neben dem Boot auf. Vielleicht 10 Pfund. Aber nach meinen mageren Butterfolgen vor Victoria dieses Jahr, war nun jeder Butt ein guter Butt: der ging mit. Das war ja eine bunte Palette heute beim Lachsangeln!

Und um die Palette noch zu erweitern, verabredeten wir uns mit Ian’s Boot zum Pilkern vor den ersten Inselketten am Fjordeingang. Ian wollte das Mietboot bei Mittag wieder zurueckhaben um nur eine Halbtagsmiete bezahlen zu muessen, da die Windverhaeltnisse noch schlechter werden sollten am Nachmittag. Aber wir wollten noch ein Stuendchen im ruhigen Wasser zwischen den Inseln und Klippen pilken. Vielleicht kam ja noch ein ordentlicher Ling hoch. Aber die Lings wollten heute nicht. Ein paar kleinere Felsenbarsche und Snapper, die ich teilweise wieder hinunterbefoerdern musste wenn ihnen das Barotrauma zu schaffen machte. Owen brachte dann einmal einen riessigen Kupfer-Felsenbarsch hoch; aber da der in perfekter Verfassung war, liessen wir den auch wieder frei. Wir hatten genug Fisch und ich wollte nicht stundenlang filletieren muessen. Ian musste nun zurueck und Ricardo warf uns ihren einzigen Fang – einen 9 pfuendigen Chinook herueber. Autsch! Die hatten wir heute aber in Grund und Boden geangelt.

Wir liessen uns noch Zeit und die Jungs pilkten noch hier und da an vielversprechenden Stellen auf dem langen Heimweg. Sie fingen auch noch ein paar kleine Lings aber nichts zum mitnehmen. Dann machten wir auch Schluss duesten heim. Das war schon eine ganz schoene Rodeoangelei gewesen bei den Bedingungen aber solange die Fische so mitspielten, war es die ganze Muehe wert. Ich hatte die naechsten 2 Stunden zu tun mit Fische verarbeiten, verpacken und sie im Frosthaus des Resorts einzufriern. Die Jungs vergnuegten sich mit dem Fang kleiner Shiner und Surf Perch vom Dock und spielten mit der Krabbenfalle. Aber zu groesseren Unternehmungen hatte heute keiner mehr Energie. Aber irgendwann wollten wir auf jeden Fall mal zum Conuma River wo Alec vor 2 Jahren 2 riesige Forellen kurz gehakt aber verloren hatte (siehe mein Bericht vom Juni 2018). Diesem Phantom wollten wir dieses Mal unbedingt die Maske abziehen.

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