29.6.-3.7.2020; Nootka Sound
So, nach einer ganze Weile Funkstille meinerseits, hier mal wieder ein Bericht von der Westkueste BC’s. Es war die letzten Wochenenden immer sehr windig was mich von Angeltrips auf’s Meer abhielt. Meine Jungs und ich hatten daher nur hin und wieder mal die lokalen Seen unsicher gemacht und mit der Fliege schoene Forellen gehakt. Die Jungs hatten es auch ein paar Mal auf Schwarzbarsch probiert aber irgendwie waren die dieses Jahr nicht sehr spielfreudig.
Um den Nationalfeiertag am 1. Juli hatten wir eigentlich wieder ein grosses Angelabenteuer geplant: wir wollten an einen der vielen Hechtseen in der Provinz Saskatchewan fahren. Die Familie unseres Angelfreundes Alec hatte Verwandte die dort eine Huette und ein paar Boote haben. Wir hatten schon den ganzen Winter geplant und Hechtfliegen gebunden und uns darauf gefreut. Leider machte nun Corona einen Strich durch diese Planung; der lokale Indianerstammesrat machte die Zufahrtsstrassen durch ihr Reservat fuer Touristen dicht. So mussten wir kurzfristig umplanen.
Wir beschlossen auf unserer Insel zu bleiben um jeglichen Corona-Reisestress zu vermeiden. Ich fragte vor 3 Wochen mal vorsichtig beim Moutcha Bay Resort im Nootka Sound an, ob da noch eine Unterkunft fuer 6 zu kriegen waere. Normalerweise muesste man die erste Juliwoche um den Feiertag mindestens 6 Monate vorher buchen um noch irgendwas zu bekommen. Aber dieses Jahr ist eben alles anders. Wir konnten uns die Wohnung und den Bootsliegeplatz aussuchen! Keine auslaendischen Touris dieses Jahr und auch nur wenige oelreiche Albertaner liessen die Angelresorts regelrecht leerstehen. 2 von 3 Lodges und Resorts machen diesen Sommer gar nicht erst auf; einige werden wohl fuer immer schliessen. Die Fishing Guides stehen arbeitlos umher und warten vergeblich auf irgendeinen Kunden. Die paar Gaeste die dieses Jahr kommen, sind aus BC und bringen ihr eigenes Boot und brauchen keinen Guide. Eine ganze Industrie haengt in der Luft. Schon traurig zu sehen.
Fuer uns war es natuerlich schoen, dass wir das halbe Resort fuer uns alleine hatten. Ich konnte mir den bequehmsten Liegeplatz in der Marina aussuchen, die Angelstellen hatten wir fast fuer uns alleine und jeglicher Resort-Service stand uns sofortig zur Verfuegung. Wir kamen am Montag den 29. Juni an, fischten 3 Tage bis zum 2. Juli und fuhren dann in Ruhe am Freitag den 3.7. gegen Mittag wieder ab. Wie immer liess ich mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River zu Wasser und fuhr mit den juengeren Burschen Alex und Owen die 45 Minuten zum Resort, waehrend der zweite Vater Ian mit den aelteren beiden Abiturienten Ricardo und Alec mit dem Auto ueber die Schotterpiste zum Resort kamen. Diese Bootstour durch die Fjordwelt ist immer ein Highlight und normalerweise eine ruhige Fahrt ueber glassglattes Wasser. Aber hier sollte sich schon mal andeuten, was uns dieses Jahr am Nootka Sound erwartete: Wind und Wellen. Einige lange Fjordstrecken lagen voll laengs am Wind und wir mussten uns da schon gegen 1.5 m Wellen vorkaempfen.
Tag 1
Und leider sah der Wetterbericht fuer die naechsten Tage nicht besser aus. Wir holten uns Montag Abend noch das 18 Fuss Centerkonsolen Alu-Mietboot ab und der Resortangestellte warnte uns vor einem ordentlichen Wellengang vor der Kueste. Der Vorteil so frueh in der Saison hierherzukommen ist normalerweise noch guenstigere Preise und Verfuegbarkeiten und nicht so viele Touristen. Der Nachteil ist, dass die Lachse noch nicht tief in den geschuetzt liegenden Fjorden sind, sondern sich noch vor der offenen Kueste tummeln wo man den Elementen ausgeliefert ist. Und diesmal hatten wir eine windige Periode erwischt. Als wir am Montagmorgen gegen 5:30 Uhr nach 45 minuetiger Fahrt am Nootka Leuchtturm des Fjordeinganges ankamen, begruesste uns ein 2-3 m hoher Wellengang – mit ca. 3-4 sec Frequenz. Brrrr, sehr ungemuetlich!
Ich hatte die beiden juengeren Burschen beim mir im Boot waehrend Ian, ein Nichtangler und auch nicht sehr erfahrener Bootskapitaen, die beiden aelteren und boots-und angelerfahrenen Jungs an Bord hatte. So glich sich das Niveau etwas aus. Gott sei Dank sind die Mietboote vom Moutcha Bay Resort top notch, sehr seetauglich und stabil – sonst waere das bei dieser Schaukelei gar nicht gegangen. Wir hatten diese Boot schon mehrfach gemietet und wussten um deren Nachteil – nicht genug bequehme Sitzmoeglichkeiten. So hatten wir einfach 2 bequehme Campingstuehle mitgenommen was den Komfortlevel eindeutig anhob.
Wir setzten zwei Ruten am Downrigger direkt vor dem Leuchtturm aus. Ich hatte mir sagen lassen, dass die Chinooks sich noch fleissig an Squids labten. So montierte ich ein glow-weisses Squidimitat und an der anderen Seite einen silbernen Cohokillerblinker, der kleine Sandaale imitieren sollte. Und so zogen wir unsere ersten Runden dicht unter Land entlang der Sandstraende und zwischen den umherliegenden Felsinseln. Es tat sich erstmal gar nichts. Alex ging bald in die Koje unter Deck. Auch auf Ian’s Boot blieb es still. Nach einer Stunde fand ich einen schmalen Durchgang zwischen zwei Felsinseln, der meiner Meinung nach fischig aussah. Ich hiess Owen die Ruten etwas flacher zu bringen weil der Durchlass nur so um die 15 m tief war. Wir waren gerade durch und der Boden begann wieder zu fallen als die Squidrute loszog und wild nach hinten riss. Owen sprang erschrocken auf; ich rief ihm noch zu, dass die Schnur schon aus dem Clip raus sei. Er hieb kraeftig an und musste sofort ein paar Meter Schnur abgeben. Das musste ein guter Fisch sein!
Ich drehte den Motor etwas zurueck und wollte schon die zweite Rute herausholen aber da bekam Owen schon gleichmaessig Schnur zurueck. Die Rute war aber noch krumm; etwas war dran aber es kaempfte nicht mehr. Komisch. Bald loeste sich das Raetsel – als ein zaehnestarrender Rachen hinter dem Flasher die Oberflaeche durchbrach. Ein Ling! Aber kein Grosser. Er hatte vielleicht das Mindestmass von 65 cm aber wir wollten spaeter noch groessere pilken. Ich hakte ihn ab und wir angelten weiter. Wir waren jetzt in einer 50 x 100m Bucht die von 3 Seiten von Felsinseln und Riffen umschlossen war und nur einen weiteren Ausgang zum offenen Meer hatte. Durch diese etwas geschuetztere Lage waren die Wellen hier auch etwas kleiner. Es war im Schnitt so 20-25m tief und es schien hier Futter zu geben, wie das Echolot anzeigte. Das roch nach Fisch!
10 Minuten spaeter ruckte ploetzlich wieder die Squidrute los, loeste aus und verbeugte sich tief. Owen schnappte sich die Rute wieder weil Alex noch in der Koje schlief und diesmal war klar: Lachsalarm! Der Fisch nahm gleich einmal einen guten Rutsch Schnur. Das gab uns Zeit das Deck klar zu machen. Alexander kam nun auch aus der Koje und half mit das restliche Geschirr einzuholen. Ich hielt das Boot mit dem Wind um das Geschaukel zu verringern. Nach und nach brachte Owen den widerspenstigen Fisch ans Boot. Ein halbstarker Chinook, etwa 10 Pfund. Ein Anfang. Alex langte mit dem Kescher zu und wir hatten den Schneider abgeschuettelt! Wir klatschten uns ab und ich informierte Ian’s Crew ueber Funk. Schnell liessen wir die Ruten wieder ein und ich wiederholte die enge Schleife durch die Bucht. Und es dauerte nicht lange und diesmal zog die etwas flachere Blinkerrute ab. Nun war Alex dran und landete bald einen brauchbaren Coho – um die 6 Pfund. Eine willkommene Ueberraschung.
Und nun ging es Schlag auf Schlag; alle 10 Minuten riss es an einer unserer Ruten wobei die Squidrute etwas beschaeftiger war. Alex und Owen landeten ein paar ordentliche Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund die sehr aggressiv bissen und sehr sportlich kaempften. Manchmal, nach einem klasse Drill, waren wir ueberrascht, dass es kein groesserer Lachs war. Natuerlich machten die rauen Bedingungen die Drills noch extra schwierig aber die Jungs waren heiss und begeistert und erstaunlich effektiv; wir verwerteten jeden Biss in einen gelandeten Fisch. Ein paar kleinere Chinooks wurden wieder freigelassen aber die meisten Fische waren von guter Groesse. Ian’s Boot drehte mittlerweile auch Runde um Runde in unserer Bucht und ploetzlich waren auch die am Fisch. Wir sahen Ricardo mit einer krummen Rute auf dem Deck herumtanzen. Na also.
Alex packte noch einen schicken Coho in die Fischkiste wo mittlerweile schon 4 Chinooks und 2 Cohos auf Eis lagen. Dann wurde es fuer eine Viertelstunde ruhig und die 1,5 stuendige Beisszeit schien zu Ende zu gehen. Da sah ich ploetzlich zwei kurze Rucke an der Squidrute und als ich Owen draufhinwiess, loeste die Rute schon aus und verneigte sich tief. Owen war wieder an der Reihe und schnappte sich die Rute, die nun schon fast aus seiner Hand gerissen wurde. Ich riet ihm die Bremse etwas zu lockern und nun sausste die Schnur nur so von der Rolle. Jawollll, ein Ripper! Das war ein guter Fisch! Alex und ich holten sofort das verbleibende Geraet ein. Ich liess Ian’s Crew wissen, dass wir einen guten Fisch am Band hatten – worauf nur ein Stoehnen kam; sie haetten genug von unseren Updates! Lol
Bei Owen ging es hin und her; jedesmal wenn er wieder paar Umdrehungen Schnur auf die Rolle zurueckbekommen hatte, drehte sich der Fisch wieder und zog wieder ab. Der Fisch war noch ca. 100 m hinter dem Boot. Ian kam nun in diese Richtung und ich rief ihm ueber Funk zu abzudrehen was er auch prompt tat. Nach und nach kam der Fisch naeher und bald konnten wir eine fette Schwanzflosse an der Oberflaeche erkennen. Dem Kampf nach zu urteilen, haette ich wieder einen etwas groesseren Fisch erwartet aber der hier war definitiv unser Groesster bis jetzt heute. Da alle ausser mir wieder um die begehrte Mones Trophaee wettstreiteten, war dieser Fisch hier schon mal ein Statement fuer Owen’s Fuehrung. Alex kriegte kalte Fuesse als es ums Keschern ging und ueberliess das lieber mir dieses Mal. Ich fackelte nicht lange als der Fisch das erste Mal neben das Boot kam und mit meinem langen Kescherstiel konnte ich ihn auch etwa 1 m tief und etwas weg von Boot erreichen. Geschafft und eingesackt! 15.6 Pfund! Owen hatte eine solide Mones Cup Fuehrung! Die beiden Jungs grinsten vergnuegt. Das war ja noch ein toller Morgen geworden nach dem etwas zaehen Start.
Aber mit diesem Fisch war wohl nun auch wirklich die Beisszeit vorbei. Nach ein paar weiteren und erfolglosen Runden in unserer Bucht wagten wir uns etwas weiter heraus. Es war hier sehr ungemuetlich; besonders gegen die Wellen. Ich beschloss nun noch die ca. 1 km Strecke bis zum Leuchtturm zurueck mit den Wellen zurueckzusurfen und dabei die etwas tiefere Scharkante abzuschleppen. Den Blinker flach und den Squidkoeder am Boden in ca. 40 m Tiefe entlang gezogen. Owen lag nun unter Deck und schlief. Alex fing noch ein oder zwei kleinere Shaker am Blinker. Dann zog ploetzlich die Squidrute ruhig aber stetig nach unten und loeste aus. Haenger? Nee, die lief knapp ueber Grund. Alex pumpte etwas Schweres langsam aber sicher heran. Kleiner Butt? Ich wettete darauf, Alex war sich nicht so sicher. Ling oder Felsenbarsch waeren schon an die Oeberflaeche gekommen. Und ich sollte Recht behalten; bald tauchte ein kleiner Butt neben dem Boot auf. Vielleicht 10 Pfund. Aber nach meinen mageren Butterfolgen vor Victoria dieses Jahr, war nun jeder Butt ein guter Butt: der ging mit. Das war ja eine bunte Palette heute beim Lachsangeln!
Und um die Palette noch zu erweitern, verabredeten wir uns mit Ian’s Boot zum Pilkern vor den ersten Inselketten am Fjordeingang. Ian wollte das Mietboot bei Mittag wieder zurueckhaben um nur eine Halbtagsmiete bezahlen zu muessen, da die Windverhaeltnisse noch schlechter werden sollten am Nachmittag. Aber wir wollten noch ein Stuendchen im ruhigen Wasser zwischen den Inseln und Klippen pilken. Vielleicht kam ja noch ein ordentlicher Ling hoch. Aber die Lings wollten heute nicht. Ein paar kleinere Felsenbarsche und Snapper, die ich teilweise wieder hinunterbefoerdern musste wenn ihnen das Barotrauma zu schaffen machte. Owen brachte dann einmal einen riessigen Kupfer-Felsenbarsch hoch; aber da der in perfekter Verfassung war, liessen wir den auch wieder frei. Wir hatten genug Fisch und ich wollte nicht stundenlang filletieren muessen. Ian musste nun zurueck und Ricardo warf uns ihren einzigen Fang – einen 9 pfuendigen Chinook herueber. Autsch! Die hatten wir heute aber in Grund und Boden geangelt.
Wir liessen uns noch Zeit und die Jungs pilkten noch hier und da an vielversprechenden Stellen auf dem langen Heimweg. Sie fingen auch noch ein paar kleine Lings aber nichts zum mitnehmen. Dann machten wir auch Schluss duesten heim. Das war schon eine ganz schoene Rodeoangelei gewesen bei den Bedingungen aber solange die Fische so mitspielten, war es die ganze Muehe wert. Ich hatte die naechsten 2 Stunden zu tun mit Fische verarbeiten, verpacken und sie im Frosthaus des Resorts einzufriern. Die Jungs vergnuegten sich mit dem Fang kleiner Shiner und Surf Perch vom Dock und spielten mit der Krabbenfalle. Aber zu groesseren Unternehmungen hatte heute keiner mehr Energie. Aber irgendwann wollten wir auf jeden Fall mal zum Conuma River wo Alec vor 2 Jahren 2 riesige Forellen kurz gehakt aber verloren hatte (siehe mein Bericht vom Juni 2018). Diesem Phantom wollten wir dieses Mal unbedingt die Maske abziehen.