AW: Fischfarmen, wie gefährlich sind sie für die Fjorde?
Also das jegliche Art von Nahrungsmittelproduktion, ja sogar die blose Existens des Menschen, Einfluss auf die Umwelt hat, ist wohl jedem klar.
Dass Fische, egal ob Lachs, Makrele, Köhler oder Hering in den Fjord kacken sollte eigentlich auch nicht ganz neu sein. Bei 1,2 Mill Tonnen jährlich produzierten Lachs scheint das sicher eine ganze Menge. Die Frage ist allerdings wie wirkt sich das auf das Ökosystem aus?
Bei den Ausscheidungen der im Fjord vorhanden Wildfische (Seelachse, Dorsche, Makrelen usw.) redet keiner öko-werbewirksam von "Kloake".
Man kann den Atlantik sicher nicht mit einem Teich oder Binnensee vergleichen, aufgrund des Stoffaustausches durch Strömung und Gezeiten kommt es, verbunden mit dem Nährstoffeintrag durch die Lachszucht nur zu einem geringen Eutrophierungseffekt (wenn überhaupt), darüber sind sich eigentlich die meisten Leute die sich mit dem Thema befassen einig.
Die Lachsproduktion alleinig für den Rückgang der Wildlachsbestände verantwortlich zu machen ist auch relativ kurzsichtig. Gerade nach der Rekordsaison von 2012 sind viele Wildlachsaktivisten doch etwas verstummt und man redet nun auch endlich mal von einem möglichen Zusammenspiel mehrere Ursachen (Garnfischerei in den Fjorden, Gewässerregulierung durch Kraftwerke, erhöhtes Predatoraufkommen die sich die abwandernden Junglachse reinziehen, Mangelndes Nahrungsangebot im Meer durch rekordhohe Makrelen- und Heringsaufkommen, Natürlich Schwankungen in der Population, Lachsläuse usw.)
Das Grösste Problem sehe ich heutzutage in den Lachsläusen. Und damit hat die Lachszucht extrem zu kämpfen was zu enormen ökonomischen Verlusten und nicht zuletzt auch auf Kosten der Tiere und Umwelt geht.
Hier zeigt allerdings die Natur mal wieder dem Menschen ganz klar seine Grenzen auf.
Heute ist jeder Anlage dazu verpflichtet im Abstand von 14 Tagen die Fische auf Lachsläuse zu kontrollieren. Bei einem Befall von mehr als 0,5 Stk. ausgewachsener weiblicher Läuse, ist man gesetzlich verpflichtet zu Entlausen. Dabei kommen verschiedene mehr oder weniger "rabiate" Methoden zum Einsatz. Aufgrund der mehr und mehr verbreiteten Resistenz der Läuse gegen verschiedene Methoden ist man darauf angewiesen mehrmals zu entlausen bis man auf das vorgeschriebene Level von max 0,5 Läusen kommt. Das alles ist natürlich sehr aufwendig und kostenintensiv. Im Falle das man es nich schafft den Lachslausbefall runter zu bekommen droht von der Regierung die Zwangsausschlachtung der Anlage. Das heisst ich kann meine Fische nicht wie gewohnt mit 4,5-5 kg schlachten sondern muss evtl schon bei Stückgewichten von 2,5-3 kg verkaufen. Ein extrem ökonomischer Verlust für den Züchter.
Zur Lösung des Problems sind momnetan überall verschiedene Lösungsansätze im Gespräch und in der Starphase, so richtig in Gang gekommen ist man allerdings noch nicht. Meiner Meinung nach, wird sich dazu in den nächsten Jahren ganz sicher was tun. Die hohen wirtschaftlichen Verluste neben immer strengeren Umweltauflagen sind früher oder später wie in jeder Wirtschaft der Motor für Weiterentwicklung und Inivation.
Eins sollte man nicht ganz vergessen, die Leute, die in und mit der norwegischen Lachszucht arbeiten (immerhin ca. 44 000 Stk.) sind nicht alles Ignoranten, Idioten oder alles nur geldgeile Säcke. Die meisten von ihnen leben seit Generationen an und von den Fjorden. Niemand ist daran interessiert sich durch verunreinigte Fjorde, schlechte Produktqualität oder negatives Image beim Kunden sich seine eigene "Lebensgrundlage" und damit das eigene Standbein wegzusäbeln.
Hier übrigens ein Artikel zu einem Projekt was meiner Meinung nach die Technologie der norwegische Lachsproduktion der nächsten Jahre darstellt:
http://www.stordnytt.no/2013/11/smolt-satt-ut-i-fou-anlegg-i-hordaland/
Gruss
smolt