Unser dritter Tag
Sonntag! Nicht nur auf dem Kalender, dieser Tag war ein richtiger Sonnensonntag. Der Wettergott meinte es richig gut mit uns. Zwar wehte uns manchmal eine ziemliche Brise übers Haupthaar aber das machte gar nichts. Der Tag begann wie die Tage vorher: Früüüühstück!! Während des Schlemmens wurden erstmal wieder die Seekarten studiert. Heute wollten wir mal eine andere Stelle antesten. Laut Karte eine gute. Na, da schaun wir mal... Nachdem alle hungrigen Mäuler gestopft waren hieß es wieder: Angelzeug schultern und runter zum Boot. Wie bei jedem Angeltrip eine echt anstrengende Sache, die all die verstehen werden, die schon einmal da waren... Der Weg zum Steg hatte es nämlich in sich. Spikes wären eine gute Sache gewesen :D Aber egal, mit Schweißperlen auf der Stirn wurde die Jolle beladen und dann raus in den Fjord. Als wir glaubten an der richtigen Stelle zu sein, das allseits bekannte Kommando: Pilker und sonstige Montagen über Bord! Gesagt getan. Bei der zweiten Drift bissen sich ein paar kleine lebensmüde Dorsche an unseren Ködern fest. Aber die kleinen Kerle haben wir zum weiterwachsen wieder ins Wasser zurückgeschickt. Aber dann, Atze, unser "ich-glaub-ich-mach-mal-ne-andere-Montage-dran-Angler" hatte seine erste Begegnung. (Bis dahin hatte er bestimmt schon viele Schuppenträger überdriftet, weil seine Montage zum umbauen mal wieder im Boot statt im Wasser war :lach ). Seine Angel beugte sich tiefer und tiefer gen Wasseroberfläche. Unser Großer kam richtig in Gang und vor allem ins Schwitzen. Er pumpte und kurbelte was die Rolle hergab. Der Gegner am Ender der Schnur wollte sich nicht so leicht geschlagen geben. Sein ständiger Kommentar: Kuck mal, kuck mal, wie die sich biegt. Das iss einer, das muss ein richtig ordentlicher Brocken sein!" Das ganze Boot geriet in Aufruhr. Benni, unser Ausdauerangler legte seine Rute zur Seite, die er in Rekordzeit eingeholt hatte und bewaffnete sich schon mal mit dem Gaff. Fuzzy wurde ganz nervös und plapperte noch mehr als sonst (was fast gar nicht möglich war :D ), Mama und Frank starrten erwartungsvoll auf das Wasser. Da, einige Meter vom Boot entfernt sah man es unter der Wasseroberfläche blitzen... Ein mächtiger Schuppenträger stieß an die Oberfläche. Ein Dorsch oder vielleicht auch eine Dorschdame, wer weiß das schon... durchbrach das lauwarme Nass. Jubelgeschrei entbrannte auf dem Kahn und vier adrenalingepeitsche Menschen verschiedener Größe wussten vor Aufregung nicht mehr so ganz was abging. Also, erstmal tief Luftholen. Atze holte den Burschen möglichst nah ans Boot und Benni reichte das Gaff an Frank weiter mit den Worten: "Mach Du mal, ich hab Pudding in den Händen!" Gesagt getan. Der Herr der Horde landete das Kerlchen sicher im Boot. "Ja, Ja, Ja, Jabadabadu!!!!!! Wahnsinn, Hammer... Ein mit einem enorm breiten Grinsen bewaffneter Atze hielt seinen Fang in den Händen. Das ist doch mal was!!! Ein schelmischer Blick zu Frank: "Jetzt ist der Pokal aber mir, glaub ich!" :-- Und recht hatte er. Schnell die Waage gezückt und der Zollstock, natürlich von Benni, der war da ganz wild drauf. 5,1 kg und 79 cm. Eigentlich könnten wir Benni auch umtaufen von Ausdauerangler auf Fischvermessungstechniker :D Aber Ordnung muss ja auch sein, es ging ja auch um eine stattliche Trophäe!! Uns Atze platze fast vor Freude. Wir anderen führten aber auch einen kleinen Freudentanz auf. Hoffentlich sah uns keiner, die hätten uns sonst noch retten wollen, weil sie dachten wir wären in Seenot :lach :lach Gedanklich schwand der Pokal aus Franks Händen und landete in Atzes. Vorerst... :D Dann hatten wir wieder lange lange Zeit uns zu beruhigen, denn alle Fische um uns herum hatten wohl die Flucht ergriffen... Wir testeten noch ein paar andere vermeintlich lohnende Stellen im Fjord aber so richtig punkten konnten wir damit nicht. Ein paar schöne Bisse, einige Hänger und zwei kapitale Totalverluste der Montage brachten uns durch die Zeit. Irgenwann viel viel später kamen dann doch noch ein paar Fische zu uns, zwei kleine Köhler, 3 Wittlinge und ein hübscher Schellfisch. Dann war wieder tote Hose. Aber das konnte uns nicht wirklich belasten. Umgeben von solch einer wunderschönen Natur, aus der Luft von zwei Seeadlern beäugt und von Schweinswalen bestaunt war das irgendwie gar nicht so schlimm. Bei solchen Anblicken kann man doch nur sagen: Herz was willst Du mehr? Am Morgen war Frank schon ein Fiachotter fast über die Gummistiefel gehüppt. Also zu bestaunen gab es hier mehr als genug. Das einzige was uns jetzt so spontan aus dem Tierreich noch fehlte war ein Elch. Aber in dieser Gegend mit Felsen und Bergen und noch mehr Felsen hätten die Tierchen voll schlechte Karten, es sei denn, sie hätten höhenverstellbare Vorder- und Hinterbeine. Was uns an diesem Tag so richtig auf den Keks ging, war unser Echolot, welches wir kurzerhand in Echoblöd umgetauft hatten. Das Ding machte was es wollte. Nur nicht was es sollte. Und heute wollte es noch nicht mal mehr angehen. Von wegen, die Batterien sind voll und das Ding könnt ihr drei Wochen am Stück laufen lassen... Vielleicht hätte man es dem Echoblöd auch mal mitteilen sollen, dass es gefälligst funktionieren soll... Aber egal. So musste es halt ohne gehen. Und angesichts der fast nicht untergehenden Sonne, der imposanten Natur und den herrlichen Erlebnissen konnte das dumme Ding uns die Laune nicht wirklich verderben. Ein Blick auf die Uhr verriet uns, dass die Zeit fürs Heimkehren nahte. Also hörten wir auf unsere Köder zu baden und traten den Weg nach Hause an. Ein trotz allem wundervoller Angeltag ging zu Ende. Zu Hause am Steg machte sich Frank dran die Gefangenen zu verarzten. Oh weh, welch Unglück, datt najelneue, rasierklingenscharfe, heilige Martinifiletiermesser plumpste vom Filetiertisch in den Fjord. Das große P blitze in aller Augen... 8o 8o 8o 8o 8o Aber, das Heiligtum wurde unter Einsatz von Käscher und vor allem langen Armen (zum Glück war gust Ebbe) wieder vor den hungrigen Seesternen gerettet. Gott seis gedankt. :baby: Am Ende blieben 3 kg herrliches Filet zurück. Den Rest vertilgten wieder unsere Möwenfreunde.
Am Abend wurde der Grill in Gang gebracht. Die Makrelen vom Vortag hatten wir schon am Fangtag mit Senf und Gewürzen mariniert und diese wurden nun als Festschmaus auf der heißen Glut zur Vollendung gebracht. Eigentlich war der Abend ja schon Nacht aber da hier die Welt einfach anders aussieht wurde aus dem Abendessen eben ein Nachtmahl. Ein wundervoller erlebnisreicher Tag neigte sich dem Ende. Aber morgen sollte es wieder auf die Jagd gehen nach den schönen Fjordbewohnern. Auch wenn nicht alle an diesem Tag mit Fangerfolg belohnt wurden, so gab es doch keine traurigen Gesichter. Vielleicht sollten wir den Trollen mal wieder was aufs Fensterbrett legen, dann klappts vielleicht auch wieder besser mit den Fischen ;< Morgen. Für heute war das Tagwerk erledigt. Bei lecker Lidlbrause für Männer ;< und leicht gekühltem Rosé klang dann der Tag endgültig aus und ging fast übergangslos in den nächsten über. Atze, Benni und Fuzzy gingen ohne zu murren in ihre Kojen. Energie tanken für das was noch kommt. Und wir genossen noch die ein oder andere Minute mit der wunderschönen Mitternachtssonne.
Fortsetzung folgt...