28.7.2019; Sooke
Eine fantastische Angelei ist jetzt hier im Meer vor der BC Kueste moeglich. Ich hoerte ueberschwaengliche Berichte vom hohen Norden bis vor meine Haustuer hier im Sueden. Ob es einfach ein natuerlich guter Jahrgang ist (ganz im Kontrast was das Fischereiministerium vorausgesagt hatte) oder ob die Beschraenkungen der Berufs-und Freizeitfischerei vom Norden runter bis hier solch ein Resultat ergaben, jedenfalls ist im Moment eine Menge Chinooks vor Ort und obwohl man keinen behalten darf bis 1.8., erfreuen sich die Angler an gekruemmten Ruten.
Sonntag fuhr ich mit meinem “Kleinen”, Alexander, und unserem Familienfreund und begeisterten Angler Alec zum Lachsangeln nach Sooke. Alexander erinnerte mich noch die Krabbenfalle mal wieder mitzunehmen. Ausserdem hatte ich mir erst letzte Woche nach einem kleinen Missgeschick beim Wassersporturlaub am Sproat Lake einen neuen Schleppmotor kaufen muessen. Der musste auf dieser Tour erst eingefahren werden. So hatte ich schon gleich ein paar Aufgaben. Bei voller Ebbe slippten wir an der Sunny Shores Marina und legten zuerst die Krabbenfalle in ca. 20 m Wassertiefe nicht weit vor der Marina aus. Auch wenn ich ein schlechter Krabbenfaenger bin, weil ich es nicht regelmaessig mache, diese Stelle dort hat fuer mich immer verlaesslich produziert.
Dann duesten wir durch den warmen Sommermorgen den Sooke Fjord hinaus. Kaum Wind und keine Wellen – wenn jetzt noch die Lachse mitspielten, koennte das ein perfekter Tag werden, dachten wir. Es zogen gerade die Pinks (Buckellachse) durch die Juan de Fuca Strait. Zwar war dieser Zug auch schon nicht mehr so zahlreich wie noch vor 10-12 Jahren als jedes zweite Jahr 15-20 Millionen dieser Lachse zum Fraser River zogen. Aber selbst 5 Millionen waren noch eine Menge Fisch! Daneben die unerwartet zahlreichen Chinooks, vielleicht ein paar Cohos und wer weiss was noch!
Alexander verzog sich gleich in die Koje und tauchte auch fuer die ersten 3 Stunden nicht mehr auf. Ich fuhr uns zur Trap Shack Bucht. Wir kamen schon an einer Menge Boote vorbei; trotz der Entnahmesperre fuer Chinook bis zum 1.8. hatten die Pinks und das schoene Wetter etliche Angler herausgelockt. Alec und ich liessen je eine Rute an den Downriggern in Wasser. Ich schlug flach vor – wollte zuerst ein paar Passagen dicht vor den Felsen am Ufer entlang machen. Der neue Schleppmotor sprang sofort an – schon mal ein gutes Zeichen. Ich musste den Motor jedoch die ersten 10 Stunden hoch und runterdrehen und nur bis Halbgas. Die Fernsteuerung des ProTroll Systems machte das sehr bequehm und einfach.
Ich drehte gerade das erste Mal dicht vor das Ufer da riss es an der Rute mit dem Glow-weissen Squidimitat und der Downriggerclip loeste aus. Alec sprang hin und meldete guten Widerstand. Nach ein paar wilden Kopfstoessen zog der Fisch los. Aha, gleich ein richtiger Fisch! Ich raeumte die 2. Rute aus dem Weg und holte beide Downrigger hoch. Ausserdem steuerte ich uns vom Ufer weg und durch die paar anderen Boote hindurch. Nach 2 guten Fluchtes des Fisches bekam Alec seinen Gegner langsam unter Kontrolle. Der Fisch tobte dann hinter dem Boot an der Oberflaeche und sausste immer wieder von links nach rechts und zurueck. Dadurch wurde er schnell muede und bald brachte Alec einen strammen 12-13 Pfund Chinook zur Bootsseite. Ein kurzes Foto zum Andenken im Wasser und dann durfte er unberuehrt wieder schwimmen. Ein feiner Anfang!
Keine 10 Minuten spaeter zog wieder die Squidrute ab. Das ging ja wie das Bretzelbacken! Alec hatten wieder einen sportlichen Gegner, aber doch etwas kleiner dieses Mal. Ein vielleicht 8 pfuendiger Chinook kam in Kontakt mit unserer Loesezange. Kurze Zeit darauf noch einer der allerdings in die Klein-Chinookkategorie passte. Es zogen wohl einige groessere Gruppen Chinooks durch unsere Bucht. Hoffentlich waren auch paar ganz grosse Brocken dabei – vor 3 Tagen hatte ein alter Angelkollege von mir seinen ersten Tyee (30+ Pfund Chinook) gefangen! So einer fehlt mir schon seit Jahren in meiner Sammlung. Und fuer die Jungs auf meinem Boot heute waere es sowieso der erste Tyee.
Eine erneute Runde dicht vor dem Ufer brachte noch einen weiteren Klein-Chinook und einen kleinen Felsenbarsch als wir mal dicht am Grund vorbeischleppten. “Dann vielleicht etwas weiter draussen”, dachte ich. Irgendwo sollten sich doch auch die Pinks herumtreiben. Erst einmal fanden wir eine Menge treibendes Seegras und anderes Treibgut was uns fuer einige Zeit beschaeftigt hielt. Ich zog jetzt meine Bahnen vor dem Trap Shack Riff ueber ca. 40 – 70 m tiefem Wasser. Da ruckte die Blinkerrute mal los aber bis ich dran war, war auch schon wieder Ruhe. Hm. Im naechsten Moment hechtete Alec an mir vorbei und zur Squidrute. Ich sah noch im Augenwinkel, dass die Rute, schon ausgeloest, sich tief verneigte. War das ein richtiger Fisch? Alec schlug an und nickte eifrig. Ich traute dem Ganzen noch nicht so richtig und liess die zweite Rute noch im Wasser. Aber dann heulte auf einmal Alecs Rolle los – ok, das war Grosslachs! Fix holte ich alle Geraete aus dem Wasser und bereitete alles zur Landung vor. Alec gewann inzwischen mal ein paar Meter und verlor wieder paar. Der Fisch war noch weit und tief.
Jetzt wurde der Fisch wohl erst richtig wach denn mit einem Ruck waren bestimmt 50-80 m Schnur weg. Ich sah nun bedenklich auf zwei sich naehernde Boote, die keine Ahnung hatten, dass wir 150 m weg einen Fisch vor ihrem Bug hatten. Schnell drehte ich das Boot um und fuhr dem Fisch hinterher. Alec musste nun kurbeln wie verrueckt um mitzuhalten. Ausserdem winkte ich den beiden Boote zu und beide verstanden und drehten ab. Gut! Wieder machte Alecs Fisch einen Satz und nahm vielleicht 30 m Schnur mit. Das war ein Brocken, keine Frage. “Bestimmt Dein erster Tyee!”, machte ich Alec nun nervoes und lachte vergnuegt. Alec war sehr ehrgeizig und verlor nicht gerne. Ploetzlich drehte der Fisch und raste auf das Boot zu und Alec kurbelte wie ein Berserker um die Schnur straff zu halten. Um ihm zu helfen drehte ich den Motor auf. Als ider Fisch zum Stehen kam und ich Gas nachlassen wollte indem ich die Runtertaste an der Motorfernsteuerung drueckte, passierte nichts. Der Motor fuhr hochtourig weiter.
Alec schaute mich fragend an denn seine Rute bog sich nun gewaltig under dem Druck und die Rolle sang auf. Was war los? Ich sprang zum neuen Motor und schaltete ihn ab. Um weiter zu untersuchen nahm ich den Deckel ab und fand, dass sich der Baudenzug der Fernsteuerung bei Vollgas verklemmte und nicht wieder zuruecksprang. Ich konnte das Problem beseitigen aber waehrend ich ueber dem Motor hing, schwamm Alecs Fisch wieder auf das Boot zu und er konnte kaum mithalten. Ich war aber noch nicht bereit wieder helfend mit dem Motor einzugreifen und so wurde die Angelschnur kurz schlapp und das Verhasste passierte – der Fisch war weg! Alec war aergerlich und ich war auch enttaeuscht. Wenn wir ihn wenigstens mal gesehen haetten! Wir haetten ihn ja eh wieder freigelassen. So werden wir nie wissen, wie gross der Bursche wirklich war. Er war gross gewesen, das stand fest!
Ich wechselte danach den Blinker gegen einen anderen Blinker aus. Heute war anscheinend Squidtag aber ich wollte die Optionen offenhalten. Blinker versagen eigentlich nie total beim Schleppen. Aber wir setzten nun noch eine dritte Rute am 3. Downrigger ueber das Heck ein. Auch mit einem Squidimitat, allerdings in pink. Es mussten doch mit der einsetzenden Flut nun auch ein paar Pinks dichter unter Land kommen! Und der neue Blinker fuehrte sich bald gut ein – ein kurzer Ruck und die Schnur loeste aus und Alec war schon wieder am Fisch. Diesmal brachte er einen etwa 10 pfuendigen Fisch ans Boot, ich dachte erst ein halbstarker Chinook aber als der Lachs ploetzlich hinter dem Boot voll aus dem Wasser geschossen kam, dachte ich sofort Coho. Oha! Wenn es ein markierter war, dann wuerde ich den gerne mitnehmen. Gefuehlvoll drillte Alec den Fisch an die Seite des Bootes. Jepp, keine Punkte auf dem Schwanz - also kein Chinook und auch kein Pink. Chum (Hundslachse) waren noch nicht da, also Coho … oder, nein, ein Sockeye (Rotlachs). Und was fuer ein herrliches Exemplar! Die waren im Fraser auch selten geworden im Vergleich zu Zuegen von Millionen bis vor 20 Jahren.
Alec freute sich ueber den seltenen Fang und wollte ein Foto. Aber waehrend ich die Kamera herauskramte und er den Fisch mit den Haenden versuchte zu fassen, kam der Haken los und der Fisch sausste unvermittelt davon. Ok, dann eben kein Foto! Wenn Sockeyes vor Ort waren, sah man immer ein paar Springer an der Meeresoberflaeche und tatsaechlich als wir in der naechsten Zeit das Wasser ueberschauten, sahen wir den einen oder anderen Fisch springen. Aber wo waren die Pinks? Alec fing noch ein oder zwei kleine Chinooks und einen kleinen Coho und dann rappelte ploetzlich die flache Rute mit dem pinken Squid los. Anschlag, Rute krumm, zwei, drei Kopfstoesse… Rute wieder schlaff. Mist. Kurz darauf die tiefe Rute mit dem weissen Squidimitat und diesmal hing der Fisch. Nach kurzer Zeit sahen wir eine kleineres Silberpaket hinter dem Flasher herumwirbeln. Als der Fisch neben dem Boot war, konnte ich eindeutig einen Pink identifizieren. Aha, hier weiter draussen vor dem Riff zogen sie! Schnell kescherte ich den vielleicht 5 pfuendigen Buckellachs. Ich wollte 4 fuer den Raeucherofen mitnehmen. Alec auch 2-3 fuer seine Familie.
Bei dem naechten Rutenruck war ich mal zuerst dabei und landete einen richtig fetten Pink von mindestens 6,5 Pfund. Alec packte schnell noch einen dazu. Gerade als Alexander wach wurde und aus der Koje herauskam, liess die Beissaktivitaet nach. Bald erkannten wir auch warum. Ein Pod Orcas kam direkt auf uns zu! 3-4 der Transient Orcas – die Fleischfresser! Sie tauchten ca. 30 m hinter dem Boot ab und kamen 30 m seitlich vor uns wieder raus ohne dass wir sie im Wasser unter dem Boot gesehen hatten. Ueber Funk hoerten wir dass naeher am Ufer noch mehr durchkamen. Wir konnten in der Ferne die Fontaenen sehen und das Schnaufen hoeren. Immer wieder toll diese eleganten Schwimmer zu sehen.
Auch wenn die Lachse von den Transient Orcas nichts zu befuerchten hatten, liess die Beisaktivitaet nun enorm nach. Fuer vielleicht eine Stunde tat sich gar nichts mehr. Ich schleppte langsam vor Secretary Island. Dort waren mindestens 20 Boote dabei die Stelle zu beackern. Wir gesellten uns dazu und wurden nicht enttaeuscht. Wir bekamen nun regelmaessig wieder Bisse, einmal sogar einen Doppelbiss. Die Pinks zogen tiefer als erwartet – 25 – 30 m tief. Aber als wir das heraushatten ging es Schlag auf Schlag. Als wir den 8. Pink im Boot hatten machten wir mit der Entnahme Schluss. Aber wir fingen bestimmt noch 5 oder 6 die alle wieder schwimmen durften. Auch noch einige kleinere Chinooks waren dabei und Alexander fing sogar noch einen schoenen Sockeye. Wir verpassten noch etliche Bisse und verloren viele Fische im Drill. Es war aber kein Gross-Chinook mehr dabei.
Bevor ich noch einen Stellenwechsel zu einer guten Chinookstelle vornahm, fragte ich ob die Jungs noch ein bisschen pilken wollten. “Immer!”, meinten beide gleichzeitig. Ich setzte das Boot vor den Gezeitenstrom um die Insel herum und im Nu war Alexnders Rute krumm – aber auch wieder schnell weg! Dann Alec und er brachte doch tatsaechlich noch einen schoenen Pink am Pilker heran. Dann fuhr ich an die Klippen der Insel und beide fingen noch ein paar schwarze Felsenbarsche, wovon wir einen zum Abendbrot mitnahmen, ein paar kleine Gelbschwanz Felsenbarsche und Alec eine fette Seegurke. Diese Angelei war kurzweilig und machte uns viel Spass. Ein paar Koedereinbussen waren allerdings nicht zu verhindern.
Fuer die letzte Stunde verlegte ich das Boot nochmal paar Minuten weiter westlich. Hier ergab sich am Ende der Flut eine leichte Kehrstroemung und Futter und Treibgut sammelte sich. Das war allerdings nicht sehr offensichtlich und da hier auch keine Bodenstruktur vorhanden war, war diese Stelle ziemlich unbekannt und wenig beangelt. Gut so, solch kleine Tricks muss man sich eben ueber Jahre erarbeiten. Wir setzten wieder alle drei Ruten ein und harrten der Dinge. Die erste halbe Stunde tat sich nichts. Ich zog in etwas tieferes Wasser und ploetzlich riss es die Squidrute fast aus dem Halter. Oha, das war was Besseres! Alec war zuerst dabei. Alex und ich raeumten ruckzuck das Deck ab. Alecs Fisch ging in Fluchtmodus und die Schnur flog nur so von der Rolle. “Nun kannst Du Dich rehabilitieren!”, feuerte ich ihn schmunzeln an. Er war angestrengt fokusiert. J”Ja nicht die Spannung verlieren”, meinte er leise immer wieder.
Wir hatten das ganze Meer hier fuer uns und Alec konnte den Fisch in alle Richtungen austoben lassen. Nur wenn er auf uns zukam, musste er aufpassen und Spannung halten. Dann war es wieder so weit und der Fisch drehte um schwamm auf uns zu. Alec kurbelte stoehnend und ich drehte den Motor vorsichtig hoeher um nicht wieder das Kabel zu verklemmen. Aber das war nicht genug und Alec verlor wieder den Widerstand und was soll man sagen? Der Fisch war wieder weg! So eine Sch….! Alec war wuetend und fluchte dem Fisch hinterher. Schade, schade. Wir liessen die Koeder nochmal rein und schleppten nun schon Richtung Hafen. Die tiefe Rute ruckte tatsaechlich nochmal los und ich uebernahm nun nochmal die fischereiliche Verantwortung. Papa muss eben nochmal zeigen wie’s geht! Es war aber leider kein Grosslachs sondern nur noch mal ein anstaendiger 6 pfuendiger Pink der wieder schwimmen durfte. Dann duesten wir zurueck zur Krabbenfalle. Die war erstaunlich voll und so war die Stimmung in Vorfreude auf einen frischen Krabbenschmaus zum Abendbrot wieder in Ordnung.
Alles in allem waren wir hochzufrieden mit diesem Tag. Wir hatten mit Sicherheit 20 Lachse gefangen, 8 davon mitgenommen, etliche noch verloren, ein paar Barsche gehakt, jeder 3 schoene Krabben zum Mitnehmen – eigentlich ein fantastischer Tag wenn da nur nicht der Stachel der zwei verlorenen Grosslachse waere! Spass war es auf jeden Fall! Und 4 von 5 Lachsarten an einem Tag. Vielmehr geht nicht!