Heilbuttangeln Vancouver Island, BC

Schöne Vielfalt. Besser viel Spaß und gute Laune an Bord als verbissenes Kampfangeln.
 
Na das war ja ein voller Erfolg auf dem ersten Heilbutttörn!
Wie ich auf den Fotos von der zweiten Tour sehe, bin ich wohl nicht der einzige erfolgreiche Barschanlger :D

Auf unserem Skippertraining in Kroatien hatte ich leider vor lauter Üben keine Zeit meine Schleppruten rauszuhängen.
Es blieb auch nur bei einer barschverwandten Meerbrasse :p075:

Viele Grüße
 
25.5.2019; Victoria

Letzten Samstag war fuer mich die letzte Chance auf einen Heilbutt im Mai; die letzte gute Gezeitenkonstellation fuer meine Stellen bis etwa mitte Juni. Der Wind sah fuer Samstag ruhig aus aber es sollte regnen. Sonntag musste ich schon wieder arbeiten, also jetzt oder nie! Als der Wecker um 5:00 Uhr loslegte, war ich mir nicht mehr so sicher: soll ich oder Wecker aus und weiterschlafen? Ricardo, der mitkommen wollte, wuerde jetzt auch lieber weiterschlafen – er hatte bis 23:00 Uhr gearbeitet. Ach was, Selbstarschtritt – raus aus den Federn, schlafen kann man spaeter irgendwann. Heilbuttangeln geht nicht immer. Aber hoffentlich lohnte sich die Muehe!

Wir waren 6:30 Uhr an der Pedder Bay Marina und mischten uns in die Flotte der Heilbuttjaeger. Da Lachs im Moment zu ist, sind die Marinas nur bei guten Heilbuttgezeiten voll. Um 7:00 Uhr sollte die gute Gezeit einsetzen. Ricardo war sofort in der Koje verschwunden und tauchte wirklich den ganzen Tag nicht mehr auf. Ich fuhr raus zu dem Mudhole, wo schon eine Menge Boote verstreut und vor Anker lagen. Ich fand noch eine Luecke nahe der Stelle, an der ich im April mit meinen 3 Freunden 4 Butte an einem Tag erwischte. Als der Anker hing, machte ich das Geraet fertig. Im Duftsack hatte ich heute eine neue Spezialitaet: Schwarzbarschgerippe. Normalerweise nehme ich dafuer Lachsreste aber da wir ja momentan keine Lachse behalten duerfen, musste ich mich im Suesswasser bedienen. Meine Jungs hatten mir kuerzlich ein paar schoene Barsche im lokalen See gefangen. Na, ob das die Butte anlockt oder vielleicht eher abstiess?

Als Koeder hatte ich ein paar Makrelenfilets, ein Oktopusstueck, Heringe und Lachsflossen. Tolle Cocktails machte ich daraus. Als ich die 2 Koederpakete am Grund abgeliefert hatte, setzte ich mich erstmal hin und holte Fruehstueck nach. Nach einer halben Stunde ruckelte es an der linken Rute los: aha, die Dornhaie hatten den Barschduft gefunden! Ich kurbelte den kleinen Kerl hoch, hakte ihn ab und bekoederte die Haken neu. Dabei sah ich die rechte Rute lostanzen. Die erst zarten Rucke wurden staerker und staerker bis sich die Rute ploetzlich tief verneigte. Oh Yes! Buttalarm! Ich liess alles fallen und liegen, sprang rueber und kurbelte dagegen. Widerstand, der hing! Ich riss die Rute aus dem Halter – und wollte sie in den Gimbal stecken – Mist, den hatte ich mir noch nicht umgebunden! “Ricardo, ich brauch’ den Guertel, ich habe einen Butt dran!” Nichts ruehrte sich in der Koje, der war im Tiefschlaf und ich war alleine. Ich haette die Rute in den Halter setzen koennen und in ein paar Sekunden den Guertel alleine holen koennen aber ich wollte keinen Fischverlust riskieren. Ich wollte heute was mit nach Hause nehmen!

Ein zwei Kopfstoesse verrieten den Fisch aber sonst was es nur totes Gewicht. Musste aber was Ordentliches sein, die Rute war richtig krumm. So stemmte ich mir den Rutenknauf in die Huefte und fing an zu pumpen. Auch nach einigen Minuten keine weitere Gegenwehr. Vielleicht doch kein Butt? Aber was sonst? Viel zu schwer fuer Hai. Grosser Rochen? Hoffentlich nicht, dachte ich nur. Bitte sei ein Butt! Dann konnte ich ihn erkennen – YES – Butt, und ein schoener! Ich zog ihn zur Oberflaeche wo er ganz ruhig liegenblieb. Und das war auch gut so – nur einer der beiden Einzelhaken hing im Fisch. Aber wie! Von aussen an der Oberlippe nur durch ein paar Millimeter Haut. Wow! “Ein Kopfschuetteln und der Fisch ist weg!”, dachte ich. Ich rief wieder Ricardo, ich brauchte Hilfe beim Harpunieren. Nichts. Mist. Wie nur das alleine gestalten ohne den Fisch jetzt aufzuwecken? Ich steckte die Rute in den Rutenhalter an der Bootsseite, machte die Bremse locker und ergriff das Vorfach um den Fisch dicht unter der Oberflaeche zu halten. Wenn er jetzt abzog, musste ich schnell loslassen und hoffen, dass die Rute und Rolle das abfingen ohne den Haken herauszureissen. Mit der zweiten Hand griff ich nach der Harpune – fuer’s Gaff war der mir hier zu gross. Als ich die Harpunenspitze Richtung Fisch drehte, fiel die lose Spitze ab – ich hatte den Strick nicht straff genug am Harpunengriff gehalten. Auweija! Die Bronzespitze fiel fast auf den immer noch mucksmaeuschenstillen Fisch… Nichts, er blieb ruhig. Also ergriff ich die Harpune erneut, Spitze wieder draufgesteckt und diesmal die Leine richtig straff und fest an den Griff gedrueckt, hinter den Kiemendeckel gezielt und zugestochen. Ich drueckte noch mal feste nach um die Spitze auch wirklich auf der anderen Fischseite wieder herauszukriegen, wo die Spitze sich flachlegte und damit nicht wieder zurueckgezogen werden konnte. Geschafft! Jetzt wachte der Butt auf: “zu spaet mein Freund!”. Der Haken kam superleicht raus; was fuer ein Glueck diesen Fisch unter solch Umstaenden gelandet zu haben! Ich tanzte auf dem Deck umher vor Freude! Ricardo schnarchte weiter. Abknueppeln, ausbluten und vertaeuen und dann konnte ich weiterangeln.

Von jetzt an war alles nur noch ein Bonus aber ich hatte noch viel Zeit, vielleicht ging ja noch mehr. Und es kam nun auch regelmaessig Leben in beide Ruten; leider nur kleinere Haie. Aber die Duftspur funktionierte, keine Frage! Die Gezeiten waren gut bis 11:00 Uhr. Ab dann wuerde die Stroemung stetig zunehmen bis man selbst mit 1kg Bleien keinen Grund mehr halten konnte. Dann hat diese Angelei keinen Zweck mehr und wuerde auch gefaehrlich im Falle, dass man seine Ankerschnur etwa im Propeller verfangen wuerde. Jedes Jahr gibt es so Unfaelle; gesunkene Sportboote oder zumindest knapp davongekommene. Kein Fisch ist es wert sein Leben auf’s Spiel zu setzen.

Es ging gegen 10:30 Uhr zu und ich erwartete jede Minute, dass der Schnurwinkel flacher wurde. Das ist oft der Moment wo nochmal ein Butt zuschnappt; wahrscheinlich weil nun die Duftspur weiter traegt und die herumjagenden Butte nun zielsicherer den Koeder finden, aber auch weil das die letzte Chance auf ein bequehmes Mahl fuer die Butte ist, denn bei starker Stroemung ducken sich die Butte lieber ab um nicht zu viel Energie zu verblasen. Futterfische suchen sich dann auch stroemungsgeschuetzte Plaetze. Ich wollte gerade die linke Rute hochholen um den Koeder ein letztes Mal zu erneuern als an der rechten Rute brutal gerissen wurde. Buuuuuuttttt! Ich hechtete hinueber und kurbelte in die schon stark durchgebogene Rute hinein. Der hing! Diesmal hatte ich den Gimbal schon umgeschnallt – aha, lernfaehig! – und das war auch gut so denn sobald ich die Rute in Drillposition hatte, wurde der Bursche wach. Aber richtig! Er zog gleich mal 30m Schnur von der recht festen Rollenbremse ab. Dann pumpte ich aber nicht fuer lange denn mein Butt wollte stur wieder zum Grund.

Dieser Fisch war ein ganz anderes Kaliber als der erste auch wenn er sich nicht schwerer anfuehlte. Aber er hatte Dampf! Selbst als ich ihn halb hoch hatte, schuettelte er wild den Kopf und die harten Schlaege in der Rute liessen meinen ganzen Koerper wackeln. Dann hatte ich ihn fast oben – ich konnte es auf dem Echolot sehen – aber der Butt hatte wohl genug vom Tageslicht und zog ab. Unaufhaltsam sang die Rolle fuer eine ganze Minute und schwupps war der Butt wieder ganz am Grund. Oh je, die ganzen 100 m nochmal. Wieder pumpte ich Stueck fuer Stueck. Halb oben etwa kam wieder Leben in den Gegner und trotzdem ich die Bremse noch fester zog, marschierte der Butt wieder bis zum Grund. Mein Gott, wieviel Energie kann der denn noch haben? Etwa 5 Minuten spaeter hatte ich den Butt endlich an der Oberflaeche. Wieder ein schoener aber sah ein bisschen kleiner aus als der letzte, was sehr erstaunlich war im Anbetracht des Drillunterschiedes.

Jetzt ging wieder die Zitterparty um das Harpunieren los. Ricardo war nicht wachzukriegen. Also wieder Soloaction! Ich machte es wieder wie zuvor, hatte die Rute im Halter und griff zur Harpune aber dieser Fisch war einfach nicht kleinzukriegen! Er tobte ploetzlich los und zog neben dem Boot ab. Gluecklicherweise liess die Rolle problemlos Schnur frei und der Rutenhalter hielt solide. Ich schnappte mir die Rute wieder als der Fisch am Downriggerkabel vorbezog. “Bitte jetzt nicht um’s Downriggerkabel wickeln!”, dachte ich. Aber der Butt zog weiter raus, weg vom Kabel. Huch. Dann war er wieder am Boot und hielt aber nur fuer 3 Sekunden still. Er wuppte seinen Kopf hoch und runter und schlug richtig Wellen damit. Ich sah den Haken, den einzigen Haken der hing, vorne im Maul sitzen, aber gut und tief im knochigen und ledrigen Maul.

Nach einigem Waelzen und Herumschuetteln ruhte sich der Butt nun ruhig aus. Jetzt musste es schnell gehen! Rute in den Halter, Rollenbremse auf, Harpune geschnappt und Schnur straff, ein Zug am Vorfach um ihn dicht under die Oberflaeche zu kriegen und ein kraeftiger Stoss mit der Harpune. Yeeesss! Die Spitze sass perfekt und der Butt war nun auch am Ende. Er hatte keine Kraft mehr um wild herumzutoben wie oftmals gruene Butte nach dem Harpunieren. Es war vielleicht noch eine halbe Stunde bis zum Schlusspfiff. Ich hatte mein Tageslimit fuer Heilbutte, konnte also keinen weiteren behalten. Aber so ganz aufhoeren wollte ich auch noch nicht. Ich beschloss die Rute nochmal neu zubekoedern und die Ruten noch im Wasser zu lassen bis ich die Fische vermessen, versorgt und in die Lizenzen eingetragen hatte. Ich blutete den 2. Butt aus und brachte dann beide ins Boot.

Der erste war 114cm und der zweite 110 cm. Aber was fuer ein Unterschied im Drillverhalten. Haette der erste so gekaempft wie der zweite, haette ich ihn garantiert verloren. Manchmal muss man Glueck haben. Ich fing an mein Zeug zu verstauen, da sah ich ploetzlich wieder die rechte Rute schwer wippen. Gibt’s doch gar nicht! Noch ein Butt? Ich kurbelte an und was soll ich sagen? Wieder hatte ich einen schweren Widerstand am anderen Ende der Schnur. Ich kurbelte noch ein paar Umdrehungen und holte dann die Rute aus dem Halter. In diesem Moment kam der Fisch los und die Rute wurde schlapp. Ich liess den Koeder, oder was davon noch da war, ganz schnell wieder hinunter; etwas was hin und wieder zu einem zweiten Biss fuehrt. Aber nicht heute.

Nun ja, ich haette ihn eh wieder schwimmenlassen muessen, daher war ich nicht zu traurig. Ich packte ein und holte den Anker ein und fuhr uns zurueck. Ricardo wachte nun auf und schaute staunend auf die Heilbuttstrecke im hinteren Bootsteil. Alles verschlafen, der Herr! Ich war super zufrieden mit dem Ergenbis heute. Mann, bloss gut, dass ich mich aufgerappelt hatte als der Wecker klingelte! So einen Tag haette ich ungern verpasst. Zurueck in der Marina war gut Betrieb an den Schlachttischen. Es waren einige Butte gefangen worden. Einer hatte einen ueber 40 Pfund. Aber mit 33 und 37 Pfund hatten wir eine schoene Strecke und einen ganzen Berg leckerer Filets. Die Schwarzbarschreste im Duftsack waren also sehr erfolgreich gewesen – ein neues Geheimrezept. Und 2019 scheint wieder ein gutes Heilbuttjahr zu sein, zumindest auf meinem Boot!

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Klasse Story wieder, und solche Tiefschlafangler gibts wohl auf der ganzen Welt, ha ha
 
12.10.2019; Victoria

Vergangenen Samstag peilte ich den letzten Heilbuttrip in diesem Jahr an. Die Gezeiten sind zwar noch ein paar Mal bis Ende Dezember gut aber ob dann auch der Wind und das Wetter mitspielt, ist fraglich. Keiner meiner Soehne oder Freunde hatte Zeit und so zog ich solo aus. Es war ein schoener und vorallem recht windstiller Herbsttag. Nach meinen Gezeitentabellen sollte erst um 14:00 Uhr die Stroemung genug nachlassen um am Westende der Constance Bank ankern zu koennen. Da ich aber nicht nur fuer 2 Stunden raus wollte, packte ich auch das Lachsgeschirr ein und fuhr schon am Vormittag los. Ich schleppte erst vor Downtown Victoria umher, wo sich noch ein ganzes Dutzend Trollingboote tummelte. Alle hofften noch auf einen verspaeteten Gross-Chinook oder auf eine Herde hungriger Cohos. Die Cohos machten sich allerdings sehr rar diesen Herbst. Ich vermute mal, dass die Rueckkehrraten der Cohos in Sued-BC recht schlecht ausfallen dieses Jahr.

Nach einer Stunde ohne irgendwelcher Lebenszeichen im Wasser, fuhr ich zur Constance Bank. Suedlich davon, bis zur US Grenze, zogen normalerweise auch gerne Cohoschwaerme umher. Aber nicht heute. Gegen 13:00 Uhr sah ich dann ein anderes Boot vor Anker gehen. Komisch, dachte ich, denn die Stroemung fuehlte sich noch recht stark an. Aber ich sah seine orange Ankerboje ueber Wasser bleiben. Na, vielleicht war meine Tabelle etwas ungenau fuer heute! Und so beschloss ich auch meinen erwaehlten Ankerplatz anzusteuern und mich festzusetzen bevor vielleicht noch jemand anders dazwischenfunkte. Als der Anker griff, zog es meine Ankerboje voll unter Wasser. Was? Wieso denn nicht bei dem anderen Boot? Der musste wohl eine riesige, ueberdimensionierte Boje benutzen denn die Stroemung lief noch um die 6 km/h. Keine Chance ein 1kg Blei am Boden zu halten.

Was nun? Sollte ich den Anker wieder hochholen? Das war ein Haufen Arbeit wenn man solo ist. Ausserdem ist das bei solcher Stroemung nicht ganz ungefaehrlich. Ich beschloss auf der Stelle zu bleiben und zu warten bis die Stroemung nachliess. Ca. 200 m neben mir machte ploetzlich ein Moewenschwarm richtig Radau und ich sah die Voegel Sturzfluege machen. Da musste ein Heringsschwarm an die Oberflaeche gedrueckt sein. Wahrscheinlich von Lachsen. Als ich das Wasser so hinter meinem Heckspiegel in der Stroemung gurgeln hoerte, dachte ich darueber nach wie ich wohl vom verankerten Boot die Lachsruten einsetzen koennte. Die Stroemung war noch so stark, dass ich doch wohl mit den Downriggern praktisch auf der Stelle schleppen koennte. Ich setzte eine Rute mit Blinker auf 30 m Tiefe. Der Flasher spielte einwandfrei in der Stroemung. Als das gut aussah, liess ich auch den zweiten Downrigger ein mit einem anderen Blinker in 15m Tiefe. Das war mal eine neue Angeltechnik – Trolling ohne Benzin zu verfahren!

Ich fing an meine Heilbuttruten in Ruhe fertig zu machen. Da ruckte es ploetzlich an der flachen Rute. Wirklich? Jupp, keine Zweifel, Biss! Ich ruckte an und fuehlte Widerstand. Ruhig und stetig brachte ich einen herumwirbelnden Widersacher zum Boot. Muss wohl ein Coho sein, dachte ich. Denkste! Neben dem Boot tauchte ein 5-6 pfuendiger Chinook auf! Ein Winter Chinook! Wow, so flach und hier ueber keinerlei Struktur? Ich nahm ihn gerne mit. Keine 10 Minuten spaeter ruckte die tiefe Rute los. Unglaublich! Der machte noch mehr Betrieb und nahm sogar ein bisschen Schnur. Nach einiger Aufregung bei den Kescherversuchen sackte ich schliesslich einen 8-9 pfuendigen Chinook ein. Das ist ja ein Ding! Damit hatte ich mein Chinooklimit.

Die Stroemung liess nun um einiges nach und meine Ankerboje taenzelte nun auf dem Wasser. Jetzt schaltete ich auf Heilbutt um. Der Duftsack ging am Downrigger in die Tiefe und zwei Koeder an den Ruten hinterher. Dann hiess es warten. Es passierte lange nichts. Die Stroemung schwang nun auf Ebbe um und mein Boot rotierte im Halbkreis um den Ankerpunkt. Als die Stroemung gerade wieder anfing zuzunehmen, riss es ploetzlich an der rechten Rute. Na endlich! Ich sprang hin und kurbelte hinein. Der hing! Ich fuehlte ein paar Kopfstoesse – klar Heilbutt. Dann wollte ich anfangen zu pumpen um ihn vom Grund hochzukriegen. Ging nicht. War der Fisch so gross? Ich fuehlte immer noch ein paar leichte Rucke aber irgendetwas stimmte nicht; der Fisch liess sich nicht bewegen, nahm aber auch keine Schnur. Hatte er sich etwa am Downriggerkabel und dem Duftsack verfangen? Ich drueckte kurz den Hochholknopf am Rigger und spuerte sofort einen Ruck an der Rute. Mist! Ich versuchte es nochmal mit aller Kraft ob ich den Fisch und das Downriggerblei und Duftsack hochpumpen koennte – keine Chance. So konnte ich nur hoffen, dass der Fisch dranblieb waehrend der Downrigger alles mit nach oben riss.

Als das ganze Geschirr ankam war da kein Butt mehr am Haken. Sehr schade! Ich aergerte mich ueber dieses Missgeschick. Ich angelte noch eine Stunde weiter, konnte aber keine Abnehmer mehr finden. Nun ja, mein Buttpech war mit den unerwarteten Lachsfaengen versuesst. War ein schoener Herbsttag auf dem Meer gewesen. Das war’s wohl fuer 2019 mit Heilbuttfaengen. Kann’s schon nicht mehr erwarten bis zum Fruehjahr!

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3.5.-4.5.2020; Victoria

Die Welt ist anders geworden; irgendwie finde ich kaum noch Zeit Angelberichte zu schreiben obwohl ich ein paar Mal auf dem Wasser war. Sicherlich waren die Faenge nicht gerade weltbewegend aber das hatte mich frueher auch nicht vom Berichten abgehalten. Ich werde mich mal zwingen wieder haeufiger und zeitnaher zu berichten – es kann ja nicht alles den Bach runtergehen in dieser Welt!

Die Heilbuttsaison war nun schon seit dem 1.3. geoeffnet und ich hatte es im Maerz schon zweimal versucht; mit null Erfolg. Das war schon seltsam. Im fruehen April dann nochmal mit meinem Sohn und wieder nichts mit Butt. Ich bin eigentlich ein erfahrener Buttangler und konnte ueber die letzten 10-15 Jahre regelmaessigen Fangerfolg vorweisen. So eine Null-Phase war mir relativ unbekannt. Ich fragte im lokalen Anglerkreis herum und bekam volle Bestaetigung – es waren einfach fast keine Heilbutte vorhanden – selbst Heilbuttfluesterer und Top-Guides kamen regelmaessig leer nach Hause. Irgendwas stimmte nicht – zu kalt, zu warm, zu wenig Futterfische, Sauerstoffmangel in der Tiefe – jeder hatte Theorien aber keine Fakten. Die sonst haeufigste und manchmal auch passende Ausrede, dass die Berufsfischer wiedermal alles abgegrast hatten, konnte diesmal nicht gelten denn durch Corona war die Fangflotte zuallermeist im Hafen geblieben. Bei den Krabben zum Beispiel sahen wir den positiven Effekt des Wegbleibens der Berufsfischer – die Krabbenpoette der Angler waren zumeist rammelvoll! Der Export nach China lag und liegt immer noch brach. Also muessten doch Unmengen von Butten hungrig umherziehen!? Dem war nicht so. Leider.

Am 3.5. waren perfekte Gezeiten und der Wind wehte nur leicht. Mein Sohn Alex und ich sattelten das Boot und hofften das wir den Buttfluch ablegen konnten. Ich suchte mir eine relativ neue Stelle, weit abgelegen von den ueblichen Buttfangplaetzen aus um der restlichen Angelbootflotte aus dem Weg zu gehen. Lachsfischen war beschraenkt, gute Gezeiten und kein Wind – das wuerde eine Menge Angler zu den Buttgruenden locken. Aber die Stelle hatte fuer mich schon produziert. Wir fuhren bis kurz vor die US Grenze und ankerten dort an einem Kieshang. 2 Boote sassen in der weiteren Umgebung schon vor Anker. Ich hatte einen fetten Duftsack, der am Downrigger zum Boden in ca. 80 m Tiefe ging um eine unwiderstehliche Duftspur fuer die Butte zu legen. Die 2 Ruten wurden mit Hering und Lachsresten bestueckt und unter dem Boot versenkt.

Es dauerte nicht lange bis die Tiefenbewohner die Duftspur gefunden hatten und es kam Leben in unsere Ruten. Leider waren das die Dornhaie die uns nun rund um die Uhr beschaeftigt hielten. Einer von diesen Tagen, dachte ich. Da muessen wir durch, uns durch die Haie durchangeln bis hoffentlich ein Butt von dem Buffet Gebrauch macht. Alex hatte die ersten 2 Stunden noch Spass mit den Haien – die teilweise ordentliche Groesse hatten. Einmal rief er “Das ist was Grosses!” und ich wurde aufmerksam. Tatsaechlich bog sich seine Rute beachtlich durch und er kurbelte nur mit grosser Muehe seinen Fang hoch. “Fuehlst Du Kopfstoesse?”, fragte ich mehrmals? War nur schwer, meinte er. Das war entweder ein Riesen-Dornhai, oder eine Haidoublette, ein Rochen oder ein super fauler Butt. Oder vielleicht ein seltener Dorsch – was auch nicht schlecht waere, dachte ich. Es kamen 2 grosse Dornhaie zum Vorschein. Schade, schade…. Dann wurden die Haie aber auch Alex laestig.

Als dann die Stroemung etwas zunahm, liessen die Haie nach und wir hatten mal eine Verschnaufpause und Zeit zum Essen. Ich hatte gerade meinen Koeder kontrolliert und wieder hinabgelassen und drehte mich weg um zu meinem Sitz zu gehen als Alex rief: “Biss! Papa!” Ich drehte mich um und sah nichts mehr, aber Alex meinte meine Rute haette 2 Mal heftig geruckt – mehr als jeder Hai haette koennen. Ich dachte erst er wollte mich veralbern aber er versicherte immer wieder, dass das kein Witz war. Es passierte aber leider nichts mehr an der Rute. Aber wenn es stimmte, war nun vielleicht ein Butt am Platz und wenn er noch nicht richtig gehangen hatte, duerfte er auch nochmal beissen.

Es passierte aber erstmal wieder nichts. Alex fing gerade wieder einen Hai und ich schaute seiner Catch&Release Abhaktmethode zu – als ich kurz zu meiner Rute schielte, hing die straff und etwas gebogen still. Komisch, mit etwas Wellengang schwuppte die Rutenspitze normalerweise etwas auf und ab. Entweder das Geschirr hing irgendwo am Grund fest oder….. ich kurbelte mal hart rein und die Rute zog sich kruemmer und kruemmer und nun ein hammerharter Ruck. Aha, das war Fisch! Und kein Kleiner! Ich nahm die Rute heraus und rief “Fish On”. Alex tanzte vor Aufregung von einem Fuss zum anderen. Ich liess ihn mir den Gimbal umbinden um mir den Drill zu erleichtern. Ich konnte den Fisch 10-20 m hochpumpen ohne grosse Gegenwehr. Das wird doch wohl nicht wieder eine Haidoublette sein? Oder ein Rochen? Da! Jetzt kam eine Serie von ungeduldigen und buttypischen Kopfstoessen – auf jeden Fall war das Butt, da war ich mir nun ganz sicher. Und der war ein ordentlicher, das stand fuer mich auch fest.
Alex machte die Harpune fertig und das Gaff – je nachdem was wir brauchen wuerden. Ich betete laut, dass der Fisch bloss haengen blieb. Ich drillte ihn sachte und stetig nach oben – der hatte noch gar nicht gemerkt, dass er am Haken hing. Darin lag aber auch die Gefahr – er kam total gruen und voller Kraft nach oben. Ich schaute schon ins Wasser, ob ich was erkennen konnte als er ploetzlich Gas gab und mir brutal ein paar Meter Schnur von der Rolle riss. Gott sei Dank war die Rollenbremse richtig eingestellt. Das war ein Brummer; hoffentlich nicht zu gross – 126 cm war dieses Jahr die Maximalgroesse fuer Angler. Das sind so 50-55 Pfund. Ich bekam die Schnur wieder zurueck und konnte nun einen Schatten sehen – der sah gross aus – aber in vielleicht 5 m Tiefe sieht alles etwas groesser aus. Jetzt, vielleicht vom Sonnenschein geblendet, riss der Fisch wieder aus aber diesmal nicht vertikal sondern seitlich und genau in die Schnur der 2. Ruten. Sch…..! Aber das sollte sich doch loesen lassen, dachte ich.

Ich kurbelte noch ein bisschen weiter und die Schnurkreuzung kam hoch zu meiner Rutenspitze. Mist, der war doch wirklich einmal komplett darumgeschwommen. Ich stoppte mit dem Einholen, Alex nahm seine Rute aus dem Halter und ich rief ihm zu: “Du unten durch und ich oben drueber”. Ich meinte die Richtung des Ueberkreuzen gesehen zu haben. Gluecklicherweise lag der Butt ganz ruhig da unten im Wasser. Wir die Ruten oben und unten durch und…. so ein Mist, verkehrt herum. Der einfache Tueddel war nun ein doppelter. Schnell wieder zurueck – wir waren mitten in unserer Rutenparade als der Butt genug hatte und Vollgas gab – beide Rutenspitzen wurden tief nach unten gerissen und ich riss den Bremshebel meiner Rolle noch voll zurueck aber die Reibung der Geflochtenen an der anderen Geflochtenen war zu gross und es gab einen haesslichen Knall und die Schnur war durch … und der Fisch weg.

Ein Aufschrei meinerseits, ein koerperliches Verbiegen in Schmerz bei Alex…dann Totenstille. Wir konnten uns minutenlang nicht angucken. Dann kam eine ungewoehnliche Schimpftirade meinerseits. Und stilles Kopfschuetteln von Alex. Das tat physisch weh! Es schmerzt jetzt noch davon zu berichten! Ich versuchte mich wieder auf’s Angeln zu konzentrieren – wo ein Butt war, konnten auch noch mehr sein. Ich musste erstmal neu aufschirren. Nicht nur dass wir einen schoenen Fisch so knapp am Boot verloren hatten, und dannoch den ersten der Saison nach so langer Durststrecke – der Fisch schwamm nun mit dem ganzen Geschirr umher – wer weiss, ob er das ueberleben wuerde. Und dann war das Geschirr natuerlich auch ein finanzieller Verlust fuer mich. Ein triple-whammy Verlust!

Wir fingen ausser noch ein paar Haien nichts mehr. Wir wurden noch von der Wasserpolizei kontrolliert – ein seltenes Ereignis und etwas komisches in Coronazeiten wo Abstandhalten auf Booten schwierig ist. An Bord kommen wollten die Beamten nicht, ich musste nur alle Dinge und Papiere sichtbar hochhalten. Bisschen albern, ich haette denen eine 10 Jahre alte Angellizenz und meines Vaters Bootsfuehrerschein hochhalten koennen. Und wie die 3 oder 4 Beamten so auf ihrem Boot um sich selber herumwackelten umssich nicht zu nahe zu kommen, war schon zum schmunzeln. Aber sie waren sehr freundlich und anscheinend auch angelinteressiert und litten mit uns mit, als wir von unserem Verlust erzaehlten. Ich glaube dieses Erzaehlen war wichtig fuer meine Psyche denn ich fuehlte mich nachher viel besser. Danke, ihr Seelsorgerpolizisten!

Ich wollte es am folgenden Tag, einen Montag nochmal wissen und nahm mir einen Tag frei von Arbeit. Machen wir’s kurz – ich hatte einen fragwuerdigen Biss in 4 Stunden. Nichtmal einen Hai. Irgendwas stimmt hier nicht. Und ich bin 0:5 beim Heilbuttangeln in 2020; der schlechteste Saisonstart an den ich mich erinnern kann.

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Auch die Butts haben Corona-Ausgangssperre!!!
Kontaktbeschränkung.
Kopf hoch.nächstes mal klappt das wieder.
Norgefisch
 
17.5.2020; Victoria

Ein langes Wochenende dank eines Feiertags liegt hinter uns. Es war ein schoenes, warmes und vorallem nicht zu windiges Wochenende und vorallem: es waren Heilbuttgezeiten! Mein Sohn Alex und ich hatten noch eine (riesige!) Rechnung offen mit den Butten. Und wir waren entschlossen diese Rechnung nun ein fuer allemal zubegleichen. Wir machten trotzige Gesichter, klopften uns regelmaessig auf die Schultern und warfen uns vielsagende und entschlossene Blicke zu als wir Boot und Geraet zur Ausfahrt am Sonnntag fertig machten. Wir fuehlten uns wie erfahrene, angeschlagene aber tapfere Krieger, die in einen harten, fast aussichtslosen Kampf zogen, in dem die Chance auf einen Sieg nicht gut standen aber dem wir uns trotzdem mit verbissenem Mut und unverbruechlichem Ehrgefuehl stellten. Moegen uns die Butte doch wieder und wieder besiegen aber wir geben nicht auf! Wir kommen immer wieder bis irgendwann…..– das war unser Motto. J

Das Gezeitenfenster war von 10:00 Uhr bis 15:00 Uhr. Wind sollte ab 13:00 Uhr etwas zunehmen – bis dahin sollte es ruhig sein. Ich hatte mir die Stelle unserer letzten gemeinsamen Niederlage herausgesucht. Nicht das ich erwartete den gleichen abgerissenen Butt wieder zu fangen; der war entweder hinueber oder wesentlich schlauer, aber wo es einen Butt gab, moegen weitere vorhanden sein. Woanders schienen die Buttgruende ja verlassen, aus was weiss ich fuer Gruenden. Als wir nach 20 Minuten an der Stelle ankamen, sassen da schon 3 andere Boote vor Anker. Nicht direkt wo meine GPS Markierung war aber nah genug als dass ich an einer 150m langen Ankerschnur ein ungutes Gefuehl bekommen haette. Mist. Das faengt ja klasse an! Ich fand einen kleinen Unterwasserberg etwa 500 m suedlich davon, der ganz interessant auf dem Plotter aussah. Als ich ihn mit dem Echolot driftend und langsam fahrend auskundschaftete, stellte sich heraus, dass die Wirklichkeit am Boden etwas anders aussah. Da hat ein Computermodell aber stark vereinfacht und ein paar Datenpunkte geradlinig verbunden. Wieder zurueck und doch zwischen die anderen Boote quetschen? Oder weitersuchen? Ein weiteres Boot kam an und scoutete in der Naehe. Wenn ich weiter zoegerte, ist das Meer bald voll!, dachte ich.

Alex war’s egal und so liess ich den Anker einfach an einem leichten Hang hier herunter. Der Duftsack wuerde die Butte hoffentlich von weit her anlocken. Ich hatte die Reste des kuerzlich gefangenen Lingcods und Cabezons fuer den Duftsack eingeforen. Paar Minuten spaeter hingen wir am Anker und liessen Duftsack und 2 Ruten ein. Fuer eine Rute hatte ich einen Jumbo-Hering als Koeder montiert, die andere mit Lachsresten. Und immer schoen mit Butt-Juice eingeschmiert. Yummi! Wenn uns bloss nicht wieder die Dornhaie so piesacken wuerden. Obwohl, Alex haette wohl nichts gegen ein paar gehabt. Er mag die Haie! Es schien aber Leben hier zu sein – zumindest an der Oberflaeche. Wir sahen ein paar Lachse um unser Boot herum rauben. Alex machte die Pilkrute mit einem Blinker fertig und liess ihn einfach in der leichten Stroemung vielleicht 20 m hinter dem Boot trudeln.

Nach 15 Minuten hatten wir noch keine Nibbler. Das war ermutigend aber auch komisch. Ich stand gerade mit dem Ruecken zu den Ruten als Alex ploetzlich rief: “Papa!” und zeigte zur backbord Rute. Ich drehte mich um und sah nichts. Ich schaute ihn fragend an und er schwor hoch und heilig, dass die Rutenspitze einmal fast bis ins Wasser gerissen worden war. Ich murmelte was von: “Du willst mich wohl verarschen! Das hast Du doch schon beim letzten Trip versucht!”. Und er immer wieder: “Nein, wirklich, glaub’ mir!”. Ich starrte auch die besagte Rute. Nichts. Wenn es wirklich ein Biss war und der Butt losgelassen hatte, kam er vielleicht nochmal wieder. Den ganzen Hering konnte er kaum in einem Ruck abreissen – dafuer faedelte ich ihn zu gut auf. Und ausserdem hatte ich ja noch das Glow-Plastik-Squid am Vorfach – dass alleine konnte auch noch einen Nachfasser provozieren. Da! Ein kurzes Erzittern der Rutenspitze….warten, warten….jetzt ein kleiner Ruck und gleich darauf ein fester Ruck der die Rutenspitze hart runter zog und gleich ein zweiter hinterher. Ich kurbelte hart an und die Rutenspitze bog sich Richtung Wasser und ich konnte Kopfstoesse spueren. Der haengt! Jawoooooollllllll!

Wie von einer Adrenalinspritze aufgeputscht, waren wir ploetzlich elektrifiziert. Alex brachte gleich den Downrigger mit Duftsack hoch und kurbelte in Rekordzeit die zweite Rute ein – nur keine Hindernisse uebriglassen, die wieder zum Drama fuehren koennten. Ich pumpte den Fisch ein paar Meter hoch – dann zog er wieder zum Grund ab. Ahhh, der war sportlich und man vergisst wie stark Heilbutte kaempfen koennen – wenn sie es tun. Manche kommen hoch wie ein Zementsack. Der hier wollte spielen. Immer wenn ich mal 10 m Schnur gewonnen hatte, gingen mindestens 5 m Schnur wieder raus. Ich musste die Bremse gut justieren. Ich wollte ihn nicht zu hart drillen falls der Haken unguenstig hing. Aber ich wollte auch keinen unendlich langen Drill riskieren. Alex hatte aufgeregt die Harpune fertig gemacht und schaute gespannt ins Wasser. Kurz vor der Oberflaeche machte der Fisch sich nochmal auf einen Tauchgang auf aber er kam nicht mehr weit.

Dann hatte ich ihn oben. Kein Riese aber 20 Pfund hatte er sicher. Jeder Butt ist gut heute! Einer der zwei Haken hhing nur knapp in der Lippe. Huch, das war knapp. Gut, dass ich vorsichtig gedrillt hatte! Alex ueberlegte, ob er selber harpunieren wollte aber ueberliess es dann doch lieber mir denn es waere sein erstes Mal gewesen. Ich gab ihm die Rute und riet ihm gut zuzugucken – fuer’s naechste Mal. Alles lief glatt, die Harpune besiegelte des Buttes Schicksal. Abschlagen, abstecken und aussen am Boot vertaeuen so dass er schoen ausbluten kann. Wir jubelten und freuten uns sehr. Endlich. Endlich! Nach so vielen missglueckten Versuchen. Den Fisch hatten wir uns sowas von verdient! Wir strahlten so dass der bedeckte und nasse Himmel doch bald schon Blaeue und Sonnenstrahlen zeigte. Und wir hatten erst 20 Minuten geangelt! Wer weiss was da noch so alles kam!?

Wir liessen beide Ruten voller Erwartung und Befriedigung wieder hinunter und machten es uns bequehm. Etwas Party-Musik an, ein paar Snacks essen – das Leben war wieder ok. Aber es passierte nichts, gar nichts. Weit und breit keine Dornhaie. Sehr komisch. Alex nickte ein und ich bewachte die Geschirre und kontrollierte die Koeder regelmaessig. Keinen Anfasser irgendeiner Art. Das war schon seltsam. Wir mussten den Koder ja dem Butt regelrecht auf dem Kopf geschmissen haben. So schnell wie der Biss kam, konnte noch keine Duftspur angekommen gewesen sein. Aber es schien ein Einzelfisch gewesen zu sein oder seine Kumpels hatten sich schleunigest vom Acker gemacht als ihr Kumpel verschwand. Normalerweise jagen Butte in dieser jugendlichen Klasse immer im Pack. Als gegen 13:00 Uhr der Wind etwas zunahm und wir immer noch keinen weiteren Fischkontakt gehabt hatten, plante ich um: ich schlug Alex vor ein bisschen zu driften und mit den Grundruten so mehr Stellen abzusuchen. Offensichtlich waren keine Butts mehr vor Ort. Alex war’s recht.

Wir zogen den Anker und ich fuhr uns zu ein paar gutausehenden Stellen zwischen hier und dem Heimathafen. Die Driften waren klasse – der leichte Wind brachte uns vorwaerts aber die noch lahme Stroemung erlaubte staendigen Bodenkontakt waehrend der Driften. Nur die Fische waren nicht beeindruckt. Hier war auch die Chance auf einen grossen Ling oder seltenen Tiefsee-Snapper. Wir drift-fischten bis ueber 100 m tief. Aber nichts.

Als wir vor den Oak Bay Flats, einem bekannten Heilbutt und Lachsrevier ankamen, wo es so um die 50-70 m tief war, schlug ich Alex vor mal einen schweren Pilker zu probieren waehrend ich die zwei Grundruten bewachte. Alex ging aufs Bug und pilkte dort. Und er brachte bald ein paar richtig praechtige Felsenbarsche hoch. Einer musste wegen Barotrauma in die Fischbox aber die anderen konnte er unbeschaedigt entlassen. Auf einmal riss es auch noch an einer meiner Grundruten und ich setzte hoffnungsvoll den Anschlag und meinte noch Widerstand gefuehlt zu haben aber dann liess sich die Rute doch recht leicht einkurbeln. Als ich das Geschirr oben hatte, hing dann doch noch ein grosser Quillback Felsenbarsch dran. An dem schweren Heilbuttgeraet hatte man den kaum gemerkt. Auch der konnte gluecklicherweise ohne Schaden wieder freigelassen werden.

Wir packten dann bald ein. Alex hatte doch noch etwas Action beim Pilken bekommen – eine jederzeit willkommene Angelart bei Kindern und Jugendlichen. Wir hatten unseren Butt, das war alles was zaehlte. Es war ein schoener, nach dem Fang entspannter Angeltag geworden. Und am Nachmittag war es sogar schoen warm und sonnig geworden. An der Marina sahen wir noch 2 andere Boote mit Heilbutten in der Box. Vielleicht kamen die Butte jetzt erst verspaetet zu den normalen Jagdgruenden? Der Fluch fuer uns ist vorbei und die Schande, Fisch fuer die Familie kaufen zu muessen, blieb uns vorerst erspart!

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Vielen Dank für den wieder seeehr schön geschriebenen Bericht!! Ihr habts den Flachmännern gezeigt und konntet als aufrechte Krieger in den Hafen einlaufen! Gut und wichtig in diesen Zeiten!!! Großes Petri Heil!
 
29.11.2020; Victoria

Regen und Wind hatte uns weitestgehend vom Wasser ferngehalten. Am letzten Wochenende im November gab es dann aber doch mal einen Lichtblick; die Sonne kam heraus und der Wind blieb ruhig. Sogar die Gezeiten waren gemaechlich. So packte ich Alexander und das Heilbuttzeug auf’s Boot und machte einen letzten Buttversuch in 2020. Allzuviel Hoffnung auf Erfolg hatte ich nicht, da mehrere Bekannte die letzten Wochen fast erfolglos geblieben waren. Aber Max Waldi freute sich auch mal wieder die Propeller zu strecken und ueber das Wasser zu donnern. Tut den Maschinen gut mal wieder bewegt zu werden.

Ich fuhr ziemlich weit raus – weg von den ueblichen nahen Stellen von denen ich wenige Erfolg gehoert hatte. Vielleicht ging ja weitab etwas. Ich hatte eine Menge Koeder und Fischreste fuer den Duftsack – ich wollte nichts wieder mit nach Hause bringen – heute wurde abgetakelt und die Kuehltruhe fuer Weihnachtsgaense und Leckereien freigemacht. Da koennte aber gerne eine Ladung Buttfillet dazukommen!

Wir liessen 2 Ruten zum Grund als wir fest am Anker hingen. Etwa 80 m tief – das war nicht zu schlimm falls uns die Haie fanden. Und das taten sie nach ca. einer halben Stunde. Alexander hatten erst einen Riesenspass einen Dornhai nach dem anderen hochzukurbeln. Und einige waren jenseits der Metermarke. Aber nach 3 Stunden und vielleicht 30 Haien wurden ihm die Arme schwer und wir hatten genug. Kein einziger Buttbiss. Schade. War trotzdem ein schoener Tag auf dem Wasser gewesen. Wenigstens hatten wir eine massige Krabbe in der Falle nahe der Marina. Und einen Spaetherbstsonnenbrand!

Frohe Weihnachten, Euch allen.

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Ich weiss schon gar nicht mehr wann ich das letzte Mal Buttangeln war. Eine Schande, wirklich! Aber es kam aber auch immer was dazwischen; entweder Arbeit, bescheidene Gezeiten oder Wind an den Wochenenden, Hauspflichten und neuerdings Fussball…. Man hat’s schon nicht leicht als Buttangler!

Somit will ich mal kurz die Theorie durchleuchten, besonders das Tiefwasserankern. Das ist nicht ganz ungefaehrlich wenn man es falsch macht, ist aber letztendlich ziemlich einfach wenn man ein paar Grundregeln beachtet und das richtige Geraet hat. Es war dazu hier letztlich ein Artikel in der hiesigen Angelzeitschrift. Ist in Englisch aber die meisten von Euch werden das wohl hinkriegen? Auch eine kurze Bio zum Pazifischen Heilbutt der im Prinzip der gleiche Fisch wie der Atlantische Heilbutt ist. Da kann man vielleicht noch ein oder zwei Dinge dazulernen. Viel Spass!

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11.9. 2021; Victoria

Letzten Samstag wollte ich eine guenstige Gezeitenkonstellation fuer einen Heilbuttrip nutzen. Der Wind spielte auch mit aber ich fand keinen Angelpartner mit nur so kurzer Ansage. So machte ich mich also solo auf. Die beste Zeit sollte erst gegen 10 Uhr morgens sein und so musste ich nicht mal frueh raus. Ich war dann auch punktlich kurz vor 10 auf dem Wasser und fuhr zum Westende der Constance Bank vor Victoria.

Dort lagen schon 4 andere Boote an der Kante der Bank. Ich suchte mir eine Untiefe aus, um die herum ich in der Vergangenheit schon bei gleichen Gezeiten Butte gefangen hatte. Und solche Stellen funktionieren unter aehnlichen Umstaenden immer wieder.

Ich legte zwei Koeder auf Grund und ging dann in Wartestellung. Es wurde eine Geduldsprobe und erst nach 2 Stunden kam der erste Biss. Ich war etwas eingenickt, hatte aber die Rollenknarren angestellt. Ploetzlich ratterte die rechte Rolle los und als ich aufsah, war die Rutenspitze tief heruntergerissen und wippte kraeftig. Ich sprang hin und kurbelte hinein und spuerte Widerstand. Der sollte haengen. Dann pumpte ich den Fisch Stueck fuer Stueck die 80m nach oben. Immermal wieder spuerte ich die buttypischen Stoesse in der Rute. Aber es konnte kein Riese sein denn ich musste keine Schnur mehr hergeben. Dann hatte ich ihn oben – ja, Butt, um die 15 Pfund. Da brauchte ich keine Harpune sondern hielt nur kurz den Fisch am Vorfach neben dem Boot und schlug ihm das Gaff in den Kopf und zerrte ihn ueber die Bordwand.

Na also, ging doch! Vielleicht ging noch mehr? Ja, es kamen nun weitere Bisse aber nicht vom Zielfisch sondern von den Dornhaien. Ein weiterer Butt war nicht zu finden. Um 14:00 Uhr packte ich zusammen und zog den Anker. Aber anstatt schnell zurueckzufahren, holte ich die Lachsruten raus und schleppte noch einen Stunde lang den halben Weg nach Hause. Einmal loeste die Blinkerrute hart aus und ich war gleich an einem kraeftigen Fisch. Er nahm gut Schnur und hatte wuchtige Kopfstoesse. Das musst wohl noch ein ordentlicher Chinook sein zumal ich den Biss in Grundnaehe hatte. Als ich aber den Motor verlangsamte, kam mir der Fisch ploetzlich entgegen und ich verlor fuer einige Sekunden den Kontakt. Das war’s und der Fisch war weg. Schade.

Am Schlachttisch kamen dann noch 2 aeltere Herren mit 2 schoenen Chinooks um die 15 Pfund herum. Da waren also trotz der juengsten Regenfaelle noch ein paar Chinooks im Meer unterwegs. Aber ich war mit meinem Fang durchaus zufrieden: 4 schoene Filets fuer 4 Familienmahlzeiten.

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24.4. 2022; Victoria

Ihr dachtet bestimmt schon ich haette mein Boot verkauft und haette auf Golfspielen umgesattelt!? Nichts da! Es kamen einfach etliche Faktoren zusammen die mich wochenlang vom Wasser weggehalten haben. Zuallererst war es so ziemlich jedes Wochenende windig, wenn nicht gar stuermisch. Ausserdem unterliegen wir dieses Fruehjahr wieder heftigen Fischereiregeln welche z.B. bis in den Sommer fast ueberall die Chinookentnahme verbieten. Da ist der Reiz auch bei ungemuetlichem Wetter auf Lachs rauszufahren ziemlich gering. Und letztendlich war ich an den Wochenenden sportlich viel unterwegs – man muss ja auch was fuer die alternden Knochen tun!

Gestern fielen aber endlich mal eine gute Heilbuttgezeit mit windarmen Wetter zusammen und so musste ich meinen Angelfreund Dave auch nur vage antexten und er war sofort bereit. Samstag verbrachte ich damit das Boot zu entpollen und startklar zu machen. Das lange Herumsitzen ist nicht gut fuer ein Boot. Die geeignete Gezeit war von 7:00 bis Mittag und so holte ich Dave schon kurz nach 6 auf halber Strecke zur Marina ab. 6:30 liessen wir das Boot an der Pedder Bay Marina ein – und wir waren nicht alleine! Heute wuerde es wohl voll werden an den guten Stellen – wir waren nicht die Einzigen die wochenlang auf eine Windpause gewartet haben!

Es war schoen mal wieder ueber das Wasser zu gleiten. Aber der Fahrtwind war saukalt und es lag ein Nebel ueber dem Meer der den Sonnenaufgang versteckte. Nach 15 Minuten kamen wir in meinem Heilbuttrevier, dem Mudhole an. Es lagen im weiten Umkreis bestimmt schon 7 oder 8 Boote vor Anker, aber gluecklicherweise weit genug abseits, so dass ich an meiner Vorzugsstelle ohne Bedenken den Anker werfen konnte. 10 Minuten spaeter hingen wir fest und machten 2 Ruten klar. Dave montierte einen ganzen Hering, ich ein paar Lachsfetzen. Runter ging’s damit. Dann machten wir es uns bequehm und genossen wie bald die Sonne durch den Nebel brannte und tolle Lichteffekte hervorbrachte. Bald kamen die Olympic-Berge zum Vorschein und es wurde ein praechtiger, sonniger Fruehlingstag. Wir hatten eine Menge zu bequatschen und so machte es uns nicht viel aus, dass bisher an den Ruten gar nichts passierte. Sollte etwa der alte Duftsack nicht mehr genug Aroma ausstroemen? Der war schon etwas aelter – vom Herbst noch.

Da ruckte es zweimal kraeftig an meiner Rute und ich sprang schnell hin. Ich stand mit der einen Hand an der Rute im Staender und mit der anderen Hand am Kurbelknauf. Die Rutenspitze war leicht krummgezogen stehengeblieben – sie pumpte nicht mehr rythmisch wie Dave’s Rutenspitze. Da war was dran, wollte aber nicht abziehen! So kurbelte ich los und die Rute zog sich krumm. Jawoll, irgendwas blieb haengen. Ich schnappte mir die Rute aus dem Halter und pumpte los. Ja, jetzt kam auch etwas Leben in die Rute – kraeftigen Gegenstoesse – ein kleiner Heili oder ein grosser Hai, meinte ich zu Dave. Als ich den Widersacher vielleicht 50m hoch hatte, kam wieder etwas Leben in die Rute und es zog ganz ordentlich. “Das ist bestimmt ein kleiner Heilbutt!”, sagte ich zu Dave. Er machte das Gaff klar und wir freuten uns schon auf den ersten Butt des Jahres. Dann tauchte es im Wasser auf – es war spindelig und lang – kein Butt, nur ein Meterhai, Dornhai. Enttaeuscht steckte Dave das Gaff wieder weg und ich enthakte den Betrueger. Schade! Neu bekoedert und zurueck damit zum Grund in 100m Tiefe.

Ich setzte mich gerade hin als Dave aufschrie, seine Thermokanne fallen liess und zu seiner Rute hinstuerzte. Die war buchstaeblich in halb gefaltet und die Rutenspitze im Wasser verschwunden. Wow, ein Hammerbiss! Ein Ripper! Bis Dave dort war, hatte der Fisch schon paar gute Meter von der hart eingestellten Rolle abgezogen. Der hatte wirklich Hunger! Dave fummelte die Bremse etwas lockerer und holte sich die Rute aus dem Halter – ein Anschlag war nicht mehr noetig, der hing!

Ich band ihm den Gimbal um und nun konnte Dave ordentlich drilllen. Der Fisch war am Anfang richtig sportlich und die harten Schlaege in der Rute identifizierten ihn eindeutig als Butt. Der musste doch ziemlich gross sein – Dave hatte ganz schoen zu tun die Stoesse abzufedern und einige Fluchten abzufangen. Dann wurde es ruhiger und es blieb nur ein gutes Gegengewicht. Als ich meine Rute und den Downrigger mit Duftsack eingeholt hatte, machte ich die Harpune klar, ueberpruefte nochmal alles daran und verfolgte dann die letzten Meter auf dem Echolot; 15m, 10m, 5m – da war ein Schatten im Wasser zu sehen – Butt, natuerlich. Ein schoener aber kein Riese. Als er an die Oberflaeche kam, stiess ich ihm die gezackte Harpunenspitze hinter den Kiemendeckel und drueckte die lose Spitze bis ganz durch. Dadurch kam sie auf der anderen Fischseite wieder heraus und legte sich quer als ich den Harpunenschaft wieder herauszog, und so hatten wir den Butt jetzt sicher an der Harpuunenleine die an der losen Spitze befestigt was.

Der Butt tobte jetzt neben dem Boot und verabreichte Dave eine Salzwasserdusche. Er hatte immer noch Energie. Nach dem Abschlagen und Abstechen vertaeute ich ihn mit einem Seil durch Maul und Kiemen am Boot aussen. Dort konnte er jetzt gut ausbluten und kuehl bleiben.

Wir sahen nun zu die Koeder schnell wieder ins Wasser zu kriegen. Oftmals kam ein Butt nicht alleine. Aber unsere Geduld sollte auf eine lange Probe gestellt werden. Nach 2,5h ruckte es ploetzlich einmal hart an meiner Rute – ich war gespannt wie ein Bogen und hatte die Hand an der Rolle – ich wartete und wartete – aber nichts passierte mehr. Ein Koedercheck bestaetigte einen Biss aber irgendwie hatte der Butt Lunte gerochen. Dabei blieb es leider. Kurz nach Mittag packten wir dennoch zufrieden ein. Es war ein schoener sonniger Tag gewesen, wir hatten die lange Zeit seit unserem letzten Treff aufgearbeitet und obendrein noch einen schoenen Butt gefangen. Auch wenn 3 Bisse in fast 6 Stunden wahrlich keinen hervorragenden Angeltag bedeuten. Hoffentlich bald mehr!

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