AW: Praxiserfahrungen Maxel Rollen
So nun das Ergebnis der Inspektion. Es ist ausgesprochen überraschend für mich.
Im Vergleich stehen die JM pe6 und die Maxel OSL06D. Von der Größe sind die Rollen nicht vergleichbar. Die osl entspricht der pe4 und von den Daten her gesehen relativ genau.
pe4
Spulendurchmesser 54mm
Spulenbreite 31mm
Hebelarm der Kurbel 90mm
alte Version:
Getriebeübersetzung 4:1
Gesamtübersetzung 1.11
neue Version:
Getriebeübersetzung 4.5:1
Gesamtübersetzung 1.25
angegebenes Gewicht 500g
osl06d
Spulendurchmesser 54mm
Spulenbreite 31mm
Hebelarm der Kurbel 80mm
Getriebeübersetzung 4.3:1
Gesamtübersetzung 1.35
angegebenes Gewicht 545g
gemessen mit Schnur 500g
Die pe6 und die osl gleichen sich von Außen, abgesehen von der unterschiedlichen Größe, wie zwei eineiige Zwillinge. Lediglich der Bremshebel ist etwas anders, sowie einige Verzierungen. Beide Rollen sind außen sehr sorgfältig verarbeitet.
Sodann der Blick ins Innere. Hier ist die Ähnlichkeit noch frappierender. Beide Rollen sind von der Fabrik aus gleich gut geschmiert. Allerdings fehlt bei beiden Rollen ein Fettfilm auf den inneren Gehäuseteilen. Bei beiden Rollen ist die Fettung der Bremsen völlig unzureichend. Ich habe das bei beiden dann nachgeholt, damit die Bremsentests unter gleichen Bedingungen stattfinden.
Die Zahnräder haben beide die gleiche Dicke von 4mm.
Beide Rollen haben da gleiche zweiseitige Bremssystem und auch die Bremsscheiben sind gleich. Die pe6 hat allerdings massivere Spulenseitenwände und damit eine bessere Wärmeabfuhr.
Die Spulenachsen sind beide aus dem gleichen Material, soweit man das mit dem Auge beurteilen kann, und beide sind poliert. Die osl hat einen Durchmesser von 5mm, die pe6 von 6mm. Auch die Lager haben verschiedene Abmessungen. Die Spulenlager bei der osl: D=13mm, B=4mm, die Lager in den Gehäuseseiten sind gleich groß. Bei der pe6 sind die Spulenlager, D=15mm, B=5mm und die Lager in den Gehäuseseiten deutlich größer, D=17mm, B=7mm. Ob dies nun der Größe geschuldet ist und Lager und Spulenachse bei der pe4, mit der man ja die osl eigentlich vergleichen müßte, ebenfalls kleiner ausfallen müßte mal ein pe4 Besitzer nachmessen. Die Lager bei beiden Rollen sind beidseitig geschlossene Lager, es steht nichts drauf, man kann also keine Aussage zur Qualität machen.
Die Gehäusewandung bei der OSL ist mit 4,8mm etwa 1mm dünner als bei der pe6.
Die Bremse der pe6 ist mit 60lbs maximal angegeben, die osl06d mit 22lbs. Da die von mir festgestellten Bremskräfte beziegen sich auf Praxisbedingungen, d.h. ich habe sie gemessen, bzw. umgerechnet auf eine Spulenfüllung mit 2mm bis zum Rand, also 50mm bei der osl und 60mm bei der pe6.
Die Bremse der der pe6 ist bis 40lbs noch brauchbar bedienbar. Bei höheren Bremskräften wird dann der Bremshebel sehr schwergängig, insbesondere von strike bis full. Die Bremse zieht butterweich ab. Allerdings kann ich in dieser Beziehung keinen nennenswerten Unterschied zu anderen Hochleistungsrollen wie Alutecnos oder Accurate feststellen. Das Binding ist bei dieser Einstellung wahrnehmbar, aber doch sehr gering. Also alles in Allem sehr gut. Die Bremse hat noch Reserven. Bis 48lbs habs ich noch probiert, dann aber ist meine Federwaage am Ende.
Die große Überaschung ist dann die osl. Die Bremse ist ebenfalls brauchbar bis 40lbs. In Bezug auf die Sanftheit ist kein Unterschied festzustellen. Das Binding liegt bei dieser Einstellung etwas höher als bei der pe6, allerdings nicht gravierend und etwa auf dem gleichen Level wie bei meiner Alutecnos. Man kann noch weitergehen, bis 45lbs hab ich es probiert.
Das hatte ich nicht erwartet und sicherheitshalber habe ich die Versuche wiederholt und auch meine Federwaage noch mal mit einer digitalen Waage verglichen, aber es war alles in Ordnung.
Fazit: der Unterschied dürfte bei beiden Rollen lediglich in der Größe der Lager (daher auch das etwas kleinere Binding bei der pe6) und dem Durchmesser der Spulenachse liegen, allerdings auch nur dann, sofern die pe4 die gleichen Werte wie die pe6 aufweist, mit der man die osl ja eigentlich vergleichen müßte. Ebenfalls dürfte die Wärmeabfuhr bei der pe6 wegen der dickeren Spulenwandung besser sein. Was das allerdings praktisch bewirkt, müßte man mal erst mal messen. That's all.
Die Bremskräfte sind bei der osl für norwegische Verhältnisse auch mit den angegebenen 22lbs mehr als ausreichend, und auch beim Jiggen in warmen Gefilden werden keine Bremskräfte über 25lbs eingesetzt, soweit mir bekannt ist.
Die osl06d kostet hier in Deutschland 269€, die pe4 489€.
Gruß Dieter