11.1.2015; Victoria
Meinen Freund Dave brauchte ich nicht lange zu einer Samstag-Angeltour zu ueberreden. Mein Sohn Ricardo wollte auch mit. Ich entschied diesmal den Kindergarten in Whirl Bay in Ruhe zu lassen und es direkt vor dem Victoria Hafen zu probieren. Dave war es recht. Das einzig entmutigende an diesem Platz waren die vielen Meldungen von robbengeraubten Fischen. Diese schlauen Biester warten bis man endlich einen ordentlichen Fisch an dem Haken hat und schlagen dann blitzartig zu und klauen sich den Fisch vom Haken. Wenn man Pech hat, reisst bei dem Robbendrill das ganze Geschirr ab.
Die erste Strecke von der Marina bis zu einer westlichen Landzunge brachte uns wieder nur 2 oder 3 kleine Fische. Das fing ja nicht gerade gut an. Ich kuendigte eine letzte Kurve vor einem Stellungswechsel an und da schnellte Daves Rute zurueck und er war am Fisch. “Etwas besser”, meinte er. Wieder so ein grenzwertiger Fisch von 4 Pfund oder bisschen mehr aber Dave dachte nun an seine hungrige Familie und packte den Fisch ein. Naja, wenigstens nicht Schneider! Dann steuerte ich das Boot langsam vor dem Downtown Ufer entlang, wo wir nochmals mehrere Kleinkaliber fingen und wieder freiliessen. Ueber Funk hoerten wir Berichte von einigen guten Fischen weiter oestlich aber auch von Robbenzwischenfaellen.
Inzwischen waren wir an Botchie Ledge angekommen; ein Felsmassiv, dass bis zur Oberflaeche heraufkommt und, weil direkt neben der Hafenmuendung, mit einem Beacon versehen wurde. Um so eine Untiefe treiben sich immer ein paar Lachse herum und ich hatte da in der Vergangenheit schon guten Erfolg. Dave hatte gerade auf einen kuenstlichen Heringsstrip umgewechselt und schleppte diesen sehr grundnah. Gefaehrlich in diesem felsigen Gebiet, aber manchmal muss man eben auch was riskieren wenn man Erfolg haben moechte. Da, seine Rutenspitze ruckte sachte los! Ich erwartete wieder Kleinfisch aber als Dave die Rute aufnahm, die Schnur aus dem Clip ruckte, sah ich seine Rute staerker als sonst in Biegung uebergehen. Und ploetzlich nahm der Fisch sogar etwas Schnur!
Aha, ein richtiger Fisch dieses Mal! Na endlich! Dave genoss dieses langvermisste Drillgefuehl – er war ja schliesslich seit Oktober nicht mehr angeln gewesen. Der Lachs waelzte sich schliesslich schaumschlagend an der Oberflaeche und ich wurde schon etwas ungeduldig – ich schaute, Kescher in der Hand, immer wieder um uns und suchte die Oberflaeche nach etwaigen Robbenkoepfen ab. Nichts, keine Fischpiraten in Sicht. Endlich hatte Dave die Kontrolle uebernommen und brachte den Fisch in Reichweite und ich liess diese Chance nicht aus. Schwupps und das Silberpake landete im Boot! Klasse, Abklatschen, Freuen – 8-9 Pfund! So konnte es weitergehen!
Ging es aber nicht. Wir sahen noch ein anderes Boot in der Nahe einen ordentlichen Fisch keschern aber dann gab es wieder nur Kleine. Ich gab die Hoffnung schon fast auf und Dave wollte mir seinen kleinen Lachs schenken um meine Raeuchertonne mit den vorgestrigen Fischen zu fuellen. Ich hatte meinen Blinker mittlerweile auf 55 m Tiefe laufen – was ungefaehr 10 m ueber Grund war. Als ich wieder hinsah, war die Rute ploetzlich schlaff und die Schnur aus dem Clip. Nanu, selbst ausgeloest? Nichts da – die Schnur wurde straff und nun riss es daran. Fish On!
Der war besser als das Kleingemuese vorher und auch dieser Bursche nahm hier und da ein Stueck Schnur von der Rolle. Immer die Angst vor den Robben im Nacken, wollte ich den Drill nicht endlos ausdehnen und machte Druck. Da ich aber noch meine leichten Lachsruten vom herbstlichen Cohoangeln verwendete, konnte ich nicht kompromisslos drillen – machte auch viel mehr Spass am leichten Geschirr! Ich war aber dann doch froh als Dave den Kescher Richtung Fisch schob – aber nein! Er verpasste und der Fisch sausste nochmal ab und tobte nun unter dem Boot! Kitzelige Angelegenheit aber ich bekam den Fisch wieder herauf und diesmal langte Dave erfolgreich zu. Huch!
Das war dann auch der Schlusspfiff. Zufrieden mit den 3 Winterlachsen fuhren wir zurueck zur Marina und filetierten dort unsere Fische. Dabei kamen wir mit anderen zurueckkommenden Anglern ins Gespraech. Eine Gruppe war nur ein Stueck weiter oestlich von uns und sie verloren sage und schreibe 7 von 7 Lachsen an die Robben. Eine regelrechte Raubtierfuetterung! Wir hatten nicht eine gesehen die ganze Zeit! Glueck gehabt! Zu Hause wurde die Raeuchertonne angeworfen und die Familie ist fuer ein paar Wochen mit leckerem Raeucherlachs versorgt!
Frohes Neues!