24.6.2015; East Sooke
Wenn ich die letzte Woche angelbezueglich zusammenfassen wollte, muesste ich wohl so antworten: “Knapp daneben – da war viel mehr ‘drin!” Fuer Euch nun die ausfuehrlichere Version.
Da nun mein Boot einsatzbereit in der Einfahrt steht, fieberte ich schon seit Tagen der Gelegenheit entgegen die anglerischen Qualitaeten meines Projektes zu testen. Letztes Wochenende war Vatertag und was sollte mich da eigentlich daran hinder, das zu tun was ich am liebsten mache? Denkste, ein bekanntes Benefitsangelderby brauchte Logistikhilfe und ich und meine Soehne wurden gebraucht. Da kann man schlecht Nein sagen. Der Samstag war wenigstens unterhaltsam weil wir an der Wiegestation aushelfen mussten und schoene Fische reinkommen sahen. Es musste ein ordentlicher Zug an Chinooks gerade durchgekommen sein denn fast jeder kam mit strahlendem Gesicht und Fisch in der Kiste zurueck! Die meisten lagen so in der 14-18 Pfund Gegend aber auch einige kapitale Brocken von ueber 30 Pfund wurden eingewogen. Letztendlich gewann ein 34.4 Pfuender die $20000 Preisgeld.
Ausser den Chinooks wurden schon viel Buckellachse am westlichen Ende von Sooke gefangen und auch ein paar kleinere Cohos kamen dazu. Das ist erstaunlich frueh fuer diese Gattungen. Sonntag musste die Hockeyarena fuer die Abschlussveranstaltung umgestaltet werden und so kam ich auch da nicht auf’s Wasser. Aber mein Entschluss stand da schon fest, Mittwoch und Donnerstag wird Urlaub eingereicht und geangelt. Mein Boss hatte nicht nur nichts dagegen sondern nahm sich auch gleich Donnerstag frei um mitzukommen. Er ist auch Arimabesitzer und Angler!
Mittwoch war eine gute Heilbuttgezeit von mitte Morgen bis fruehen Nachmittag. Ich beschloss von Sonnenaufgang bis ca. 8:00 Uhr auf Grosslachs zu probieren und dann auf Butt umzustellen. Sollte es schnell gehen mit dem Butt, konnte ich ja wieder auf Lachs zurueckwechseln. Ich kam leider nicht ganz so frueh wie geplant an der Pedder Bay Marina an – es war schon kurz nach 5:00. Dann sausste ich raus aus der Bucht. Ich hatte letzte Woche nochmal die Hoehe der Motorposition veraendert und tatsaechlich machte das einen beeindruckenden Unterschied; der Propeller griff besser und das Boot schoss regelrecht vom Fleck. Schon mal guter Start!
Kurz vor Ausgang der Pedder Bay Bucht zogen sich dichte Krautbaenke am felsigen Westufer entlang. Solche Kelp-Unterwasserwaelder sind frueh morgens immer ein Versuch wert da die hungrigen Raubfische da entlang ziehen um unvorsichtige Kleinfische, die sich zu weit aus dem Schutz herauswagen, abzusahnen. Das Wasser war wie ein Spiegel und hinter mir kam die Sonne hinter dem Kuestengebirge hervor. Tolle Stimmung. Ich fischte mit 2 Koederfischsystemen, ganz flach und dicht am Kraut entlang. Da! Ein Ruck an der einen Rute – ich wartete auf mehr – aber mehr kam nicht. Damn! Koeder war zerbissen, der Drilling hing heraus – auf ein Neues. Dann ruckte ploetzlich die zweite Rute zweimal ungeduldig.
Ich sprang hin und riss die Rute heraus und schlug kraeftig an. Widerstand! Und schon zog der Fisch aaaaaaab – ab! Die Rute wurde schlaff. Weg! Gibt’s doch gar nicht. Ich schielte zur anderen Rute hinueber und diese ruckte nun kurz. Ich liess alles fallen und stand an der Rute in Alarmbereitschaft. Da, wieder ein Zupfer! Ich schlug an – nichts! Das ist ja wie verhext. Der Koeder war total zerbissen – wie der Haken da nicht hatte haengen koennen!?
Neubekoedert zog ich eine neue Runde am Krautfeld vorbei. Diesmal blieben die Ruten unberuehrt. Ich zog um die Felsenspitze der Buchtmuendung herum – da kam ploetzlich eine senkrecht Felswand vom Boden herauf – ich sah es gerade noch auf dem Echo kommen und drueckte den einen Downrigger auf “hochkommen” als ich zum 2. Rigger herueberreicht schlug das Blei schon auf Fels da unten. Aber es hakte sich Gott sei Dank nicht fest in irgendeiner Nische – es kam hoch. Aber die Rute war ausgeloest und ich dachte die haengt vielleicht am Grund fest. Ich machte Druck auf die Schnur und ploetzlich zuckte es am anderen Ende – da hing was ‘dran!
Schwer fuehlte es sich an – richtig kaempfen tat der Fisch nicht. Mit den schlanken Lachs-Downriggerruten und der Monoschnur konnte man nur so viel Druck ausueben. Laaangsam kam das Etwas nach oben und floppte dann 10 m hinter dem Boot an der Oberflaeche. Nanu, das sieht aus wie ein Felsenbarsch! Und was fuer ein Brocken! Ich pumpte ihn zum Boot und gaffte ihn. Das muss der groesste Felsenbarsch sein, den ich bisher je gefangen habe. Der war mindestens 60 cm lang und fett! Als ferner Verwandter eines Rotbarsches ist der damit absolut kapital!
Schnell versorgt ging ich wieder an’s Schleppen und schipperte zurueck zur Krautkante. Es roch foermlich nach Lachs hier. Und mein Gespuer sollte mich nicht taeuschen. Mit einmal zog die linke Rute tief nach unten und loeste gleich aus. Als ich die Rute aufnahm kam ich kaum noch zu einem vernueftigen Anschlag da der Fisch schon zur ersten Flucht ansetzte. Die Rolle heulte auf und ich wusste, dass das ein guter Fisch war. Ich genoss diesen langersehnten Drill, fieberte aber dem Ende entgegen. Nach etwa 10 Minuten kam er das erste Mal in die Naehe des Bootes. Ich sah den breiten Ruecken im glasklaren Wasser. Der war knapp unter 20 Pfund – kurz aber kraeftig. Immer wieder zog er noch mal in die Tiefe – offensichtlich mochte er mein neues Boot nicht! Ich versuchte ihn nun in Keschernaehe zu bugsieren – stellte den Schleppmotor dafuer auf Leerlauf. Nun zog der Fisch aber beharrlich immer wieder auf die Bootseite wo die 2. Rute und Downrigger immer noch im Wasser waren. “Nicht dahin, Du dummer Fisch!” sagte ich immer wieder und musste einige waghalsige Manoever unternehmen um den Fisch von Dowriggerkabel und Angelschnur wegzuhalten.
Ich musste schliesslich den Schleppmotor wieder aufdrehen und das Boot 180 Grad wenden um den Lachs endlich auf der freien Seite zu haben. Dann schnappte ich mir den Kescher und zog den Fisch hart heran. Da machte er einen weiteren Kopfstoss und Haken und Flasher kamen mir entgegengeflogen. Ich duckte mich noch schnell vor den Geschossen und sah dann wie der Lachs noch 2-3 Sekunden ruhig dastand um dann langsam in die Tiefe abzutauchen! So knapp daneben! Ich schaute fassungslos ins Wasser! Nicht mein Morgen!
Ich beschloss nun zu Heilbuttstelle, dem Mudhole, zu fahren. Als ich die geschuetzte Kueste verliess, merkte ich wie Wind aufgefrischt hatte. Hm, wenn das mal gut geht. Mein Arima schnitt wunderbar durch die bisweilen dreiviertel Meter Wellen. Am Platz angekommen, gesellte ich mich zu 3 anderen verankerten Booten und liess die Duftbombem an den Grundruten zum Meeresgrund. Die Wellen kamen seitlich auf’s Boot zu aber mit 2.4 m Breite war es ertraeglich ruhig. Nach paar Minuten ging die Ruckelei an den Ruten los. Aha, die Haie waren schon da. Ich wusste ja, dass man im Sommer immer mit einigen Haien zu rechnen hat beim Buttangeln aber die naechsten 2 Stunden spotteten jeder Beschreibung. Alle 5 Minuten brachte ich einen Dornhai nach oben – manchmal 2 an einem Geschirr. Und das von ueber 100 m Tiefe. Die Wellen wurden auch immer hoeher und nach 2 Stunden hatte ich genug und packte zusammen. Ich war regelrecht kaputt und ausser Atem!
Was nun? Ich textete meinem Boss und der meinte, dass der Wetterbericht fuer morgen auch nicht besser aussaehe. So sagten wir den Trip fuer Donnerstag ab – verschoben auf einen Schoenwettertag!
Ich fuhr nochmal 2 Runden an der Krautkante und nach einem weiteren Fehlbiss zappelte dann tatsechlich nochmal was am Haken. Ohne weitere Problem zog ich den halbstarken etwa 6 pfuendigen Chinook in den Kescher. Heute musste man damit froh sein, dachte ich. Vielleicht ging ja noch mehr. Die nun etwas tiefere Koederanbietung verlangte, dass ich auch etwas weiter weg von der Krautkante bleiben musste, aber das war wohl genau richtig so denn schon bald zog nun die linke Rute ab und der Fisch kaempfte schon etwas mehr. An der Oberflaeche angekommen, schlug der Fisch regelrecht Schaum und bei meinem Glueck heute befuerchtete ich schon den baldigen Abschied. Doch erstaunlicherweise sass der Haken wohl dieses Mal bombenfest.
Beim Keschern passierte mir dann das typiche Soloanglermisgeschick; Der Fisch war halb ueber dem Kescher und ich konnte nicht weiter reichen, als der Fisch sich drehte und sich ueber den Kescherbuegel herauswand. Dabei blieb ein wohl freier Haken im Keschernetz haengen waehrend der Fisch noch am anderen Haken hing. Da lag nun das Chaos ruhig neben dem Boot – Lachs und Kescher miteinander verhakt aber Seite an Seite. Ich versucht den Fisch in den Kescher hereinzuloeffeln – ging aber nicht – das Netz war zu straff mit dem Fisch verkettet. So gehen jedes Jahr schoene Lachse neben dem Boot verloren – ein kurzer Ruck an dem Kescher und der noch im Fisch verbliebene Haken kommt raus und weg ist die Chance. Ich riskierte lieber etwas anderes – der Fisch war so ruhig und kaputt, ich griff zur Schwanzwurzel und drueckte zu und hievte den Burschen mit der Hand ins Boot. Geglueckt! Um die 9 Pfund.
Damit war ich fertig mit Chinooks von denen man nur 2 pro Tag behalten darf. Da aber auch Pinks und Cohos in der Naehe waren, schleppte ich noch weiter Richtung Marina und tatsaechlich schnappte noch ein Kleinchinook zu der natuerlich wieder schwimmen durfte.
Naja, das Ende des Tages war doch noch recht versoehnlich auch wenn der Groesste natuerlich verloren ging und das Buttangeln eine Haipleite geworden war. Was aber das aergerlichste war, als ich am naechsten Tag im Buero sass und die Webcams vom Wasser begutachtet – keine Wind, nichts, ein Muehlteich den ganzen Tag! Mein Boss und ich konnten es nicht fassen!
Am Wochenende geht’s nach Nootka Sound an der Westkueste Vancouver Islands. Da scheint dann das Anglerglueck besonders auf mich hoffe ich sehr!