23.8.2013; Port Renfrew
Letztes Wochenende war eigentlich unser jaehrliche Maennertrip nach Port Renfrew an welchen wir immer 2 oder 3 Charterboote mieten, die uns dann offshore zur Swiftsure Bank fahren. Leider konnte ich an der eigentlichen Tour dieses Jahr nicht teilnehmen da die Eishockeysaison wieder anstand und ich Papapflichten hatte. Ich hatte allerdings Freitag frei und Carl, der Organisator des jaehrlichen Renfrewtrips schlug vor, mit seinem Boot und Camper schon am Donnerstag Abend nach Renfrew zu fahren – nur er und ich – und dann am Freitag in seinem Boot praktisch vorzuangeln bis die anderen so gegen Freitagabend kamen. Das klang wie Musik in meinen Ohren; auch wenn wir natuerlich in Carl’s Jalopy nicht 40 km offshore fahren wuerden. Aber so hatte ich wenigstens ein bisschen Teil an dieser schon laengeren Tradition.
Als wir Donnerstag Abend an der Port Renfrew Marina und Resort ankamen, wurden wir dort mit tollen Fangberichten begruesst. Es war wohl “on fire” gewesen und fast jeder kam mit seinem Tageslimit von 2 Grosslachsen zurueck. Das klang ja toll! Wir liessen die Jalopy zu Wasser, stellten den Camper auf und liessen den Abend in grosser Vorfreude ausklingen. Das so erfolgreiche Dream Team und dann noch bei solchen vielversprechenden Bedingungen! Was sollte da noch schiefgehen?
Frueh raus und ab ins Boot und den Fluss hinaus ins Meer. Exzellente Wind-und Wellenbedingung trotz des offenen Pazifiks vor Port Renfrew. Wir duesten die 15 Minuten zu den bekannten Kuestenstellen wie Rock Pile, Camper und Logan Creek und setzten dort erwartungsfroh unsere beiden Ruten ein. Carl vertraute seinem gruen/chrom Flasher – und Koederfischsystemcombo. Ich montierte das Gleiche in glow-gruen. Es war noch etwas nebelig und die leichte Duenung krachte neben uns an die felsige Steilkueste. Die Kueste zwischen Port Renfrew und Bamfield gehoert zum Pacific Rim National Park dazu und ist unbewohnte Wildnis. Allerdings durchzogen vom beruehmten West Coast Trail, dem 5-7 Tage Extremwanderpfad an dem sich jedes Jahr hunderte Wanderfreaks versuchen.
Meine Rute loeste ploetzlich aus und ich sprang hinzu – nicht mehr dran. Der Koederfisch zwar zerfleddert aber irgendwie hatte der Fisch die Haken umgangen. Dann zuckte es an Carl’s Rute – wieder das Gleiche! Sein Koederfisch war kurz hinter dem Drilling glatt abgebissen. Die spielten nur mit den Koedern!
Dann brachte Carl einen untermassigen Chinook zu Tage. Auf keinem anderen Boot war irgendetwas fischiges zu beobachten. Nach 3 Stunden brachen wir ab und wollten eine Weile auf Heilbutt am Anker versuchen. Da wir das hier noch nie gemacht hatten, waren wir uns nicht sicher wo eine vielversprechende Stelle dazu waere. Die Kueste war eigentlich sehr langweilig, keine Riffs oder Untiefen, ueberall sandig-kiesig mit Felsbrocken dazwischen. Die Butte koennten ueberall sein! Wir entschieden uns es beim Carmanah Leuchtturm in 70 m Tiefe zu versuchen.
Es liessen sich aber ausser 3 riesigen Dornhaien keine verwertbaren Bodenfische anlocken und ueberlisten. Eine Schule von Lachsen zog an uns vorbei waehrend wir der Dinge harrten. Es sprang und platschte hier und da um uns herum. Ich schlug vor eine 3. Rute nur mit einem leichten Schleppblinker hinten rauszulassen und in der leichten Stroemung trudeln zu lassen. Es dauerte nicht lange und die Blinkerrute wurde hart hinuntergezogen und ein Fisch hing fest. Carl drillte einen feisten Pink ins Boot. Aha, das waren also die Oberflaechenjaeger! Wenigsten nicht mehr Schneider, dachten wir. Es schnappte noch ein kleiner Coho zu aber dann brachen wir ab. Es war gegen Mittag und wir wollten zum Mittagessen zum Port Renfrew Pub und dort dann ausserdem unseren Freund Jerrod fuer die Nachmittagsschicht abholen, der eher von Arbeit weggekommen war. Nach dem Essen ging es direkt wieder zur Lachskueste. Jerrod konnte gar nicht glauben, dass wir erst einen Pink im Boot hatten und wollte uns zeigen wie man es richtig macht.
Aber auch er musste schnell feststellen, dass die Lachse heute einfach nicht wollten. Sie mussten sich gestern so satt gefressen haben, dass sie heute nur noch faul umherhingen. Gegen 16:00 Uhr war etwa die hoechste Flut und der folgende Gezeitenwechsel und auf einmal wurden die Fische wach. Da, ein Boot neben uns wurde aktiv und sie drillten einen guten Fisch. Dort auch, dort und da.... Es war als ob jemand einen Schalter umgelegt hatte. Carl steuerte uns mitten ins Geschehen ohne jemanden zu nahe zu kommen. Da rief Carl auf und zeigte zu meiner Rute. Im erstem Moment sah ich nichts aber nach 2-3 Sekunden ruckte es wieder zweimal an der Rutenspitze. Ich riss die Rute heraus, kurbelte bis die Schnur extreme straff war und ruckte dann hart an. Der Downriggerclip loeste aus und im naechsten Moment fuehlte ich ruckenden Widerstand. Ich schlug nochmal leicht an und begann dann einzukurbeln.
“Scheint kein Grosser zu sein” meinte ich. Doch dann zog der Fisch auf einmal etwas Schnur ab; erst langsam und zoegerlich und ich meinte nur “naja, vielleicht doch eben kein Winzling aber nichts riesiges” – doch dann riss es mir die Rute flach und die Schnur flog nur so von der Rolle. Wow! Wo kam das denn auf einmal her! Der Fisch war wohl gewachsen! Ich hatte einen Riesenspass an dem nun folgenden Wechselspiel zwischen Schnur raus – Schnur rein. Carl meinte es muesste ein Monster sein und fuhr dem Fisch etwas hinterher. Nun musste ich kurbeln bis mir die Gelenke schmerzten um ja nicht die Spannung zu verlieren. Nach etwa 10 Minuten kreiste der Fisch tief unter dem Boot. Nocheinmal zog er davon und dann konnte ich ihn Richtung wartenden Kescher schliddern.
Al s er im Boot lag, waren wir drei etwas enttaeuscht: nach dem Kampf hatten wir mindestens 25 Pfund plus erwartet. Dagegen lag ein fetter aber kurzer 15 Pfuender am Boden. Der hatte wirklich aussergewoehnlich hart gekaempft. Und der Fisch hatte nur am Angsthaken gehangen, der beim Keschern sofort aus dem Maulwinkel herausfiel. Riesenglueck gehabt! Die Fische waren einfach nicht richtig hungrig.
Eine Viertelstunde spaeter loeste wieder meine Rute aus und ich spuerte noch ein-zwei Kopfstoesse bis der Kontakt weg war. Das sollte es fuer uns gewesen sein! Es fing an zu regnen und nach 12 Stunden Angeln hatten wir genug!
Das Fangergebnis war sicher etwas enttaeuschend fuer die ganze Anstrengung aber ich habe das Port Renfrew Meer noch selten so ruhig erlebt und daher die spektakulaere Natur sehr genossen. Es war eben einer dieser beruehmten Tage von dem die anderen sagten: “Ihr haettet mal gestern hier sein sollen...!”.
Die Jungs hatten einen erfolgreichen offshore Trip am Samstag mit vielen schoenen Chinooks zwischen 15 und 20 Pfund, einige Heilbutte bis 30 Pfund und ein paar ordentliche Ling Cods. An der Kueste konnte Jerrod am Samstag auch noch einen 22 Pfund Chinook erlegen aber sonst war es immernoch recht ruhig dort. Wir hatten den Fressrausch um einen Tag verpasst.




