Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Mal wieder einfach TOPP:daumen:

Und irgendwie habt ihr immer gutes Wetter :D
 
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Danke Coho, mal wieder ein Top-Bericht ;ooo; Mit was für Gerät pilkt ihr denn auf Ling-Cod?
 
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Andreas, das haengt ein bisschen davon ab was fuer Kaliber ich erwarte. Hier vor Victoria und Sooke sind Lings ueber 20 Pfund recht selten (nicht unmoeglich! Nicht so lange her hat der Vater eines Freundes von der Victoria Mole einen 66 Pfund Ling vom Ufer aus gefangen!) und der Durchschnitt liegt hier wohl um die 10 Pfund und weniger. Hier angle ich lieber mit leichtem Geschuetz mit Pilker oder Gummifisch um auch bei den haeufig beissenden Felsenbarschen und Gruenlingen noch etwas Spass zu haben. So verwende ich gerne meine alte Norwegenrute - 3 m, 60 - 120g Wurfgewicht, Shimano Stationnaerrolle mit 10 kg Fireline.

Auf meiner naechstjaehrigen Tour nach Malcolm Island werde ich mit nichts weniger als meiner 30lbs Heilbuttrute auf Lings anruecken; mit 40 kg Geflochtener und Multirolle. Wie zuvor berichtet, hatten Dave und ich 2 Abrisse mit schwaecherem Geraet bis ich schliesslich mit brutaler Gewalt einen 28 Pfuender von den Felsen weghalten konnte und landen konnte. Wenn solche und groesseren Kaliber dicht an Kelpfeldern oder Felsburgen stehen, dann ist alles kleinere zwecklos.

Durch meine diesjaehrige Nootka Sound-Erfahrung mit Grossling werde ich auch nie wieder ohne Stahlvorfach mit Naturkoeder auf Ling angeln.
 
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Samstag den 6.10.2012 beschlossen wir mal was anderes zu probieren. Einmal sah es in Sooke wieder windiger aus und dann wollte ich den beiden mal ein anderes Stueck Wasserwelt zeigen. Ich erzaehlte Rainer und Peter vom Saanich Inlet, einem wunderschoenen Fjord direkt noerdlich von Victoria, der sich mehrere Kilometer durch die Huegel und Berge schlaengelt. Mit nur ca. 1 km Breite und durch Berge geschuetzt, kann man dort auch bei Orkanwinden noch bequem Boetchen fahren und angeln.

Noch bis Anfang der 90ger Jahre war das Saanich Inlet ein Mekka fuer Angler und Walbeobachter. Leider haben Ueberfischung der Heringsbestaende, die Beeintraechtigung der stadtnahen Lachsbaeche, Ueberfischung der langsamwuechsigen Felsenbarschbestaende und besonders die Abwaertsspirale der einst grossartigen Lachsbestaende im nahen Cowichan River ihren Tribut verlangt und nur noch wenige Angler finden es lohnenswert dorthin zum Angeln zu gehen.

Brentwood Bay am Saanich Inlet (ca. 20 Minuten von downtown Victoria) war bis ca. 1990 eine betriebsame Marina mit bis zu 12 Angelcharter Adressen und hunderten Sportbooten. Chinooks bis ueber 30 Pfund und Cohos bis 15 Pfund im Sommer, viele Winter Springs (Chinooks) und Blueback Cohos (2-5 Pfund) neben Massen an Lings, Felsenbarschen und Red Snapper im restlichen Jahr waren ueblich. Wale tauchten haeufiger im Fjord auf. Jetzt gibt es umfangreiche Sperrzonen und Schonzeiten, Wale sind schon lange nicht mehr gesehen worden – ohne Futter gibt es auch keinen Grund warum sie dahin ziehen sollten.

Krabbenfangen und Garnelenfangen ist jedoch noch sehr beliebt. Ich habe auch von einigen Anwohnern vernommen, dass es durchaus Zeiten mit Lachsen im Fjord gibt – man muss nur wissen wann und wo. Auch Linge sollen in ordentlichen Groessen und Mengen an einigen Stellen wieder vorhanden sein – nur man hoert wenig weil es nur wenige versuchen – was auch gut so ist. Es gibt auch mittlerweile eine Freiwilligentruppe die sich bemueht die Heringsschwaerme wieder zurueckzubringen. Mein Fishing Derby Komitee hat schon beschlossen diese Gruppe auch finanziell zu unterstuetzen. Vielleicht ist es ja moeglich diesen Juwel wieder zurueckzubringen.

Ich fahre 1-2 Mal im Jahr dorthin um die Ruhe und Lieblichkeit des Fjordes zu geniessen. Dabei lege ich normalerweise die Krabbenfalle aus, haeufig mit gutem Erfolg. Die Zeit des Wartens vertreibe ich mir dann oft mit Schollen- und Haifang in den flachen, sandigen Buchten des sonst bis zu 300 m tiefen Fjordes.
Schollen und Dornhaie stehen ganz unten auf der Zielliste der kanadischen Angler. Aber die wissen gar nicht was fuer einen Spass die dabei verpassen. Ich, und besonders Kinder, lieben die leichte Angelei vom Boot auf die gierigen Schollen. Und hin und wieder greift sich dann auch mal ein Dornhai den Fischfetzen, oder ein Felsenbarsch oder auch schon mal ein Oktopus. Das ist eine kurzweilige und entspannende Angelei, die ich gerne mal im Kontast zum Lachsangeln betreibe. Ausserdem halte ich Schollenfilet immer noch fuer eines der feinsten Fischdelikatessen.

So wasserten wir unser Boot am spaeten Sa Morgen nahe Brentwood Bay an einer Indianerreservatsrampe. Peter war schon am Bootssteg begeistert von der Unterwasserwelt dort. Im glasklaren Wasser konnte man schoene Seesterne, Seeanemonen und viele Krabben beobachten. Bei strahlendem Sonnenschein duesten wir mit Vollgas ueber den spiegelglatten Fjord. Ich wollte auf der anderen Seite bei Mill Bay die Krabbenfalle einlassen und dort an einigen sandigen Stellen den Schollen nachstellen.

Ich hatte 2 Ruten fuer das Naturkoederangeln vorbeitet und kleine Heringsstuecke als Koeder mitgebracht. Waehrend Peter und Rainer die Koeder badeten, haengte ich an meiner Rute einen kleinen Pilker ein und pilkte vom Bug. Es war nicht viel los an unserer ersten Stelle. Rainer fing eine kleine Grundel und ich erwischte eine ca. 33 cm Scholle. Dabei sollte es aber erstmal bleiben. Die beiden hatten Probleme die Heringsstuecke am Haken zu behalten da der aufgetaute Hering sehr weich war.

Wir beschlossen nochmal zur Krabbenfalle zurueckzufahren und uns etwas von den Lachsresten in der Falle als Schollenkoeder zurueckzuholen. Die ledrige Haut vom Lachs haelt prima am Haken – man kann den Koeder sogar nach etlichen gefangenen Fischen weiterbenutzen.

An einem kleinen Unterwasserberg fing Rainer ein paar kleine Felsenbarsche und weitere Grundeln. Alles das ging natuerlich wieder zurueck. Wo waren denn die ganzen Schollen heute? Vom motorlosen Herumdriften bei Null Wind und bratender Oktobersonne war uns so heiss, dass uns eine kleine Bootsfahrt gut taete, dachte ich. So blies ich zum Einholen und dueste wieder auf die andere Fjordseite – nur etwas noerdlicher von der Bootsrampe.

Ich kannte in Pat Bay noch ein paar vielversprechende Buchten. Dort hatte ich auch vor Jahren meinen Rekord-Dornhai beim Schollenangeln gefangen – immerhin 1.2 m lang! So was macht dann natuerlich richtig Radau am leichten Geraet!
In einer flachen Bucht vor einigen nicht ganz billig aussehenden Anwesen und Palaesten am Ufer liessen wir unsere Koeder wieder ein. Und diesmal fanden wir die Schollen. Ich machte den Anfang mit einer schoenen fast pfuendigen Scholle (ich hatte mit Rainer Ruten getauscht – er pilkte jetzt). Dann ging es Schlag auf Schlag und auch Peter brachte einige schoene Schollen ins Boot.
Ich liess ihn auch meistens meine Fische hochkurbeln da er so einen Spass dabei hatten. Es war immer wieder die selbe Drift ueber einem schmalen Streifen, die Fische produzierte. Kam man etwas seitlich ab, nahm die Bissquote deutlich ab. Als ich das Boot mal wieder perfekt abgestellt hatte, sah ich auch warum. Wir drifteten direkt ueber einen Felsbrocken oder aehnliches hinweg und die Fische stapelten sich dahinter bis ca. 50 m Richtung Ufer in 15 – 25 m Tiefe.

Als wir direkt ueber die Untiefe hinwegtrieben, wurde Rainers Pilkrute ploetzlich krumm und lachend drillte jetzt auch er etwas Groesseres. Er brachte einen schoenen Kupfer-Felsenbarsch an die Oberflaeche – mit 2-3 Pfund schon ein stattliches Exemplar fuer diese Zeiten im Saanich Inlet. Vor 30 Jahren fing man solche und groessere schubkarrenweise an einem Tag – und behielt sie damals auch – deswegen sieht es heute so aus wie es ist! Rainer’s ging natuerlich sorgsam wieder zurueck.

Als wir genug Schollen fuer unser Abendbrot hatten und auch etliche wieder zurueckgesetzt hatten, packten wir ein. Leider war uns kein Dornhai an den Haken gegangen. Eigentlich erstaunlich. Auf dem Rueckweg holten wir die Krabbenfalle ein und wir hatten 9 Dungeness Krabben darin. Leider waren bis auf eine alles Weibchen, die wieder freigelassen wurden.

Abends gab es dann leckeren Schollenfiletbackfisch und Krabbe und Raeucherlachs vom Vortagsfang! Hmmm!

Ok, nicht wirklich passend unter de Rubrik Lachsangeln aber ich fang jetzt nicht noch ein neues Thema dafuer an. Leider habe ich kaum Fotos von dem Trip da meistens Rainer seine Kamera bediente und ich seine Fotos noch nicht habe.
 
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:daumen: Schollenangeln mit leichtem Gerät vom treibenden Boot macht richtig Laune und schmecken tun sie mir besser als Dorsch oder Seelachs. Wie groß werden die denn bei euch?
 
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Ich habe schon von richtigen Klodeckeln gehoert von weit ueber 50 cm Laenge. Allerdings war es mir mit meinen bescheidenen Mitteln und limitiertem Wissen ueber Schollenangeln noch nicht gegoennt so ein kapitales Stueck zu fangen. Die Masse die ich so hochziehe ist zwischen 25 und 35 cm lang, mit hin und wieder mal einem Fisch von knapp ueber 40 cm.

Es gibt eine ganze Menge verschiedener Arten und Unterarten von Flundern und Schollen hier - ich bezeichne die fast alle als Scholle da die Unterschiede oft mikrobiologisch sind und ich mich nicht so eingehend damit beschaeftigt habe. Die Kanadier nennen sie auch alle Sole.

Die Literatur gibt an, dass einige Arten bis zu 90 cm lang werden koennen. Eine besondere Plattfischart die ich schon oefters um Malcolm Island im Norden gefangen habe ist die Pfeilzahnflunder (Arrowtooth Flounder). Die werden bedeutend groesser als Schollen (habe schon ca. 60 cm lange erwischt) und haben furcherregende Zaehne und sind sehr gierige Raeuber. Die Kanadier und Alaskaner nennen sie vielfach faelschlicherweise Turbot was eigentlich Steinbutt ist. Dagegen gilt das Fleisch der Pfeilzahnflunder als wertlos - habe es auch noch nicht probiert. Hier ein Foto: http://www.google.ca/imgres?imgurl=...a=X&ei=eWiAUJreCK3BiwLczIC4BA&ved=0CBQQ9QEwAA
 
7.10.2012, Port Renfrew

Fuer Sonntag den 7.10.2012 hatten wir wieder eine Abwechslung beschlossen. Wir packten das Kanu auf’s Dach des Vans und fuhren die 2 Stunden die Kueste entlang bis Port Renfrew. Dort gingen wir bei Ebbe zuerst zum Botanical Beach wo die Ebbe zahllose Gezeitenpools in dem Felsgrund hinterlassen hatte, in denen es allerlei interessantes Leben zu beobachten gab. Wie in Aquarien kann man da kleine Fische, Seesterne, Anemonen, Krabben, Einsiedlerkrebse, Muscheln, Kaltwasserkorallen und vieles mehr bestaunen und auch anfassen. Ein herrlicher Spielplatz fuer Kinder und fuer alle Wassertierbegeisterte. Rainer und Peter fanden das auch ganz toll. Nebenbei sieht man Robben und Seeloewen vor der Kueste kreuzen oder faul auf Klippen liegen, manchmal Wale und immer Adler in den Wipfeln. Mir sind da auch schon Baeren begegnet – leider nicht dieses Mal.

Nach einem Mittagssnack und bei einlaufender Flut liessen wir dann das Kanu im Muendungsbereich des San Juan River zu Wasser. Es herrschte reichlich Trubel am Ufer und auf dem Wasser denn die Cohos und Chinooks hielten sich im Deltabereich auf und warteten auf Regen um den Fluss hinaufzuziehen. Einige Angler per Boot versuchten sich an den wartenden Lachsen die haeufig meterhoch aus dem Wasser sprangen. Peter fragte mich warum, aber ich konnte das gar nicht beantworten. Lachse veraendern sich sehr sobald sie Suesswasser erreichen. Sie verfaerben und verformen sich und verhalten sich auch seltsam. Springen gehoert dazu. Auch zahlreiche Robben trieben sich im Fluss herum und hofften auf Beute.

Wir paddelten den Fluss weiter hoch und liessen den Laerm hinter uns. Der Fluss verzweigte sich bald in kleinere Arme und wir waehlten einen kaum 7 m breiten Arm mit der fast komplett vom Urwald ueberwachsen war. Das war die richtige Wildnis. Wir begegneten einer Otterfamilie die im Wasser spielte und sich bei unserer Annaeherung ins Ufergestruepp verzog. Wir konnten die lustigen Gesichter durch die Blaetter und Aeste sehen - wie sie uns neugierig beobachteten.

Ich hatte 3 leichte Spinnruten eingepackt und wir stoppten ein paar Mal um ein paar Wuerfe auf Kehlschnittforellen zu machen. Wir hakten ein paar kleine Exemplare mit herrlicher Zeichnung. Dann paddelten wir mit der Flutstroemung immer weiter flussauf. Rainer fing eine etwas bessere Forelle – aber auch noch zu klein um zu verwerten. Ich suchte nach Baeren am Ufer aber keiner liess sich blicken. Wir sahen grosse Lachskadaver am Flussgrund liegen. Ein paar hatten sich also schon weiter hoch getraut, trotz des niedrigen Wassers. Ein paar Mal, an sehr seichten Stellen, hoerten wir den Kanuboden ueber Grund kratzen. Der Fluss brauchte unbedingt Regen!

Nach vielleicht 3-4 km landeten wir an einer schoenen sandigen Stelle mit einer tiefen Gumpe davor. Hier vertraten wir uns die Beine und machten noch ein paar Wuerfe. Aber ausser ein paar Miniforellen war nichts zu haben. Das waere aber unter den richtigen Bedingungen eine tolle Stelle fuer Steelhead – oder Lachsfang.

Als die Flut nachliess und auf Ebbe umschwang paddelten wir nun wieder mit der leichten Stroemung den Fluss hinunter. Wir waehlten einen anderen Flussarm zurueck und kamen an einen Holzstau. Wir fanden einen Weg hindurch und in einer tiefen Stellen konnte ich einige ordentliche Forellen unter das Holz huschen sehen. Es gab also doch noch bessere Forellen! Ich musste mich allerdings auf’s Kanulenken konzentrieren, durch das Holz durch, und konnte keinen Wurfstop einlegen.

Wieder im Muendungsbereich angekommen, sahen wir die Cohos ueberall springen. Nichtmal 5m neben dem Kanu platschte es manchmal. Wir bekamen sogar die Wasserspritzer ab. Da konnte Rainer nichts mehr bremsen! Selbst mit dem hoffnungslos unterdimensionierten Forellengeschirr wollte er unbedingt einen Lachs haken. Das das nicht unmoeglich war, zeigten uns zwei Angler in einem Aluboot das unweit von uns verankert lag. Ich sah sie erst mit der Fliegenrute auswerfen, aber als der eine dann auf Spinnangel umstieg hatte er auch gleich Fischkontakt. Ich hielt uns gegen die schwache Stroemung an einer Stelle an der besonders viele Lachse sprangen.

Wir konnten den Drill des Nachbarn beobachten, der nach langer Zeit einen vielleicht 8-9 pfuendigen Coho zum Boot brachte und dort wieder abhakte. Waehrendessen warf sich Rainer die Finger wund. Er wechselt von Spinner auf Minipilker aber nichts wollte beissen obwohl man mit einem blossen Kescher haette Glueck haben koennen. Schliesslich liess ich uns bis kurz vor unsere Landestelle treiben.

Hier trafen wir auf ein Boot voll Yahoos. Die schienen Indianer zu sein und hatten sicher einiges getankt, der Gestik und der Geraeuschkulisse zufolge. Aber sie hatten sichtlich Spass. Ploetzlich ein Aufschrei eines der Angler und ich sah seine Rute fast seiner Hand entgleiten. Sofort durchbrach nichtmal 10 m vor ihrem Boot ein fetter Silberbrocken die Wasseroberflaeche, platschte laut auf und raste mit atemberaubender Geschwindigkeit kurz unter der Oberflaeche auf uns zu. Ich sah die grosse Bugwelle des Fisches und sah das Peter gerade seine Schnur in dieser Richtung her einholte.

Ich schnappte mir schnell Peters Rute und kurbelte wie wahnsinnig – zu spaet! Ich verspuerte ploetzlich wildes Leben am Ende der Schnur und sah wie der Spinnerhaken an der anderen Angelschnur festhing. Nun drillten wir doch noch einen Lachs ohne einen gehakt zu haben...lol! Ich oeffnete die Rolle und versuchte so wenig wie moeglich Widerstand zu verursachen. Als der glueckliche Angler den Fisch das erste Mal dicht am Boot hatte und die Schnur steil zum Boot aufstieg, fiel der Haken ploetzlich von der Schnur ab und wir waren frei. Ich kurbelte schnell ein und die Yahoos bedankten sich lauthals.

Wir beobachteten den Kampf nun weiter ohne selbst zu angeln. Und es sollte noch lange nicht vorbei sein! Wir konnten ploetzlich einen grossen Schwall, in der Naehe wo der Fisch sein musste, erkennen und auf einmal ging ein Geschrei auf dem Boot los und die Rolle des Anglers sang ein beaengstigendes Lied. Ich wusste sofort was los war – Rainer und Peter sahen mich fragend an. Robbe! Eine Robbe hatte sich den mueden Fisch kurz vor der Landung geschnappt und war nicht gewillt den Leckerbissen wieder her zugeben.

Aber die Angler dachten auch nicht an aufgeben und warfen den Motor an und jagten der Robbe und ihrem Diebesgut hinterher. Sie blieben immer ueber der Robbe und irgendwann muss die zum Atmen auftauchen. Es dauerte vielleicht 7-8 Minuten bis wir die Robbe unweit des Bootes auftauchen sahen. Die anderen 2 Angler schlugen mit Kescher und Ruten auf die Wasseroberflaeche um die Robbe zu erschrecken und zum loslassen zu zwingen. Es funktionierte! Mit soviel Ausdauer hatte die Robbe wohl auch nicht gerechnet und liess vor Schreck los und bevor sie es sich ueberlegen konnte und wieder zurueckkam hatten die Yahoos den Fisch gekeschert und an Bord gehievt. Jubelschreie und ausfaellige Gebaerden waren zu sehen aber Gott sein Dank war Peters Englisch dem noch nicht gewachsen.

Sah aus wie ein 12 – 13 Pfund Coho. Na das war ja ein Kampf! Wir landeten und luden unser Kanu auf’s Dach und fuhren zu einem redlich verdienten Abendbrot im Hafenpub von Port Renfrew.

Wieder habe ich leider kaum Fotos von der Kanutour auf meiner Kamera. Wenn Rainer die schickt, stelle ich sie nochmal ein.
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Das ist große Unterhaltung mit vielem Wissenswerten gespickt. Wenn man als Tourist auf Vancouver Island unterwegs ist, kann man zwar auch die überwältigende Natur Westkanadas erleben, ist aber vom Auto aus doch mehr aufs Land beschränkt. Eine Zodiac-Tour von Tofino aus zum Wahl watching haben wir aber auch schon erleben dürfen. Danke fürs Einstellen der schönen Fotos.

Petri

Hans
 
10.10.2012; Sooke

Am Mittwoch den 10.10.2012 wollten Rainer, Peter und ich es noch mal wissen und den Cohos vor Sooke nochmal frueh morgens nachgehen damit auch das Reisegepaeck der beiden nach Deutschland zurueck gut mit Raeucherlachs und gebeiztem Lachs bestueckt war. Der Windbericht sah gut aus und wir waren heiss!

Wie liessen das Boot an der neuen Rampe am Sooke Prestige Oceanfront Resort zu Wasser und liessen auf der Ausfahrt noch kurz die Krabbenfalle in einer Bucht liegen. Dann duesten wir wieder vor Secretary Island und fingen mit 3 Ruten an. Gleiche Koeder und aehnliche Tiefen. Peter hatte nun das Geraet voll im Griff und bediente eine Bootsseite alleine.

Es dauerte gar nicht lange da fing Peters Rute an zu tanzen und noch bevor ich am Steuer sitzend ihn warnen konnte, kam er angesprungen, hebelte die Rute aus dem Halter und zog an. Fish On! Ich holte schnell die Mittelrute ein um Platz zur Landung zu schaffen. Gekonnt drillte Peter den feisten Coho an’s Boot und nach paar bangen Sekunden kurz vor dem Kescher konnte ich den Fisch dann ins Boot holen. Ein schoener Kerl von ca. 8 Pfund. Wir waren sehr stolz auf Peter, der das ganz alleine gemacht hatte!

Ich drehte ein paar Runden um die selbe Stelle und wir verbuchten noch einen guten Biss der aber nicht hing. Als ich weiter Richtung tiefes Wasser schleppte, hakte Rainer an der tiefen Rute einen kleinen Chinook den ich nur ganz kurz heraushob um den beiden den Unterschied zwischen Coho und Chinook zu zeigen. Auch zwei Babycohos verirrten sich an die fuer sie monstroesen Koeder. Die Gier scheint keine Grenzen zu kennen!

Dann rappelte es ordentlich an der Mittelrute und Rainer war sofort dran. Routiniert brachte auch er seinen Fisch zum Kescher und ich konnte ihn landen. Fast ein Klon des ersten.

Als ich mal wieder einen kurzen Kapitaens Rundblick schweifen liess, sah ich einen grossen dunklen Ruecken 50 m vor dem Boot auftauchen. Aha, die Buckelwale waren noch oder wieder da. Ich steuerte das Boot in die Richtung und die Wale (es stellte sich raus es waren 2) kamen sogar noch auf uns zu. In der Naehe das Bootes mussten sie was Verwertbares gefunden haben denn sie blieben praktisch an dieser Stelle und zogen immer wieder Kreise, tauchten fuer paar Minuten ab um dann fuer paar Atemzuege die Oberflaeche zu durchfurchen. Ein klasse Schauspiel fuer uns und wir schossen paar schoene Fotos und Videos. Ein paar Whale Watching Boote kamen und gesellten sich zu uns. Rainer konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, wissend dass die Whale Watch Gaeste Geld bezahlt hatten fuer das gleiche Schauspiel, dass wir umsonst beim Angeln geboten kriegten. Als die Leute zu uns herueberwinkten, hielt Peter ihnen seinen Coho entgegen und bekam lauten Applaus.

Nach einer Weile steuerte ich das Boot von den Walbooten weg um uns wieder den Fischen zu widmen. Und wir fanden auch bald wieder Fische. Es war zwar kein Fangrausch aber es war konstant was los. Alle 15 Minuten oder so ruckte es an einer der Ruten und wenn auch nicht immer ein Fisch in der Kiste wanderte, so waren wir doch staendig beschaeftigt. Ich packte die 3. Rute weg, da zwei Ruten einfacher zu handhaben waren und wir auch so genug Action hatten. Um die 30 m tief schienen die Cohos heute zu rauben.

Rainer packte noch einen schoenen 9 Pfuender in die Kiste. Peter verlor 2 Fische beim Anschlag oder Drill und hakte auch noch einen untermassigen Chinook. Vielleicht eine Stunde noch Schleppen um noch eine halbe Stunde zum Pilken zu haben, beschloss ich.

Als ich den Schleppmotor mal wieder etwas beschleunigte, ruckte es an Peters Rute. Diesmal sollte alles klappen und er kaempfte einen mittelmaessigen 7-8 Pfund Coho heran. Auch wenn meine Gaeste mit 4 Cohos von 7-9 Pfund sehr zufrieden waren, ich wollte unbedingt doch wenigstens einen ueber 10 Pfund erlegen! Je groesser desto besser zum Beizen!

Etwa 20 Minuten nach Peters letztem Fisch riss es ploetzlich hart an Rainers Rute. Als Rainer die Rute aufnahm zog der Fisch schon etwas Schnur von der Rolle. Aha, der musste etwas mehr auf den Rippen haben! Ich kontrollierte kurz zu Bremseinstellung und wartete dann ungeduldig mit dem Kescher. Rainer musste aber Feingefuehl zeigen und dem Fisch paar Mal Schnur geben. Wie sehr dieses Feingefuehl noetig war, zeigte sich als ich den Fisch endlich in den Kescher bugsierte – der Haken hing nur kurz in der Haut am Kieferknochen und fiel im Kescher sofort heraus.

Ein herrlicher Coho von 10,5 Pfund fand noch Platz in der Fischkiste. Rainer war gluecklich und Peter stolz auf seinen Papa! Bald danach brachen wir ab und fuhren vor die Krautbetten bei Secretary Island. Die Grundfische waren gut gelaunt heute und die beiden brachten Fisch auf Fisch nach oben. Rainer beschraenkte sich auf duzende mittlere Greenlinge waehrend Peter die ganze Palette am Haken hatte. Einmal liess Peter seinen 12 cm Pilker hinunter und im Moment als er Boden spuerte und den Rollenbuegel umlegte, riss es seine Rutenspitze hart nach unten. Es haette nicht viel gefehlt und die Rute waere weggewesen!

Peter hatte Muehe den Fisch vom Grund wegzubekommen. Die Rute war eine stabile kurze Leichtpilkrute und ich wusste, dass bei dieser Kruemmung ein ordentlicher Fisch dran sein muesste. Meter um Meter kaempfte Peter den Fisch nach oben. Ich rechnete mit einem mittleren Ling. Aber Peter brachte einen schoenen Quillback Felsenbarsch zu Tage. Schaetzte 2-3 Pfund und sehr agil mit seinen Stachelflossen was Peter schmerzhaft zu spueren bekam. Aber stolz praesentierte er den Fisch in die Kamera bevor er wieder schwimmen durfte.

Ein Paerchen Seeloewen kam direkt am Boot vorbei und liess uns ihren schlechten Atem riechen. Bah! Dann sagten Rainer und Peter Good Bye zu der Sooke Kueste. Das war’s fuer hier! An etlichen Heringsbaellen die von oben von Moewen und von unten von Fischen oder Robben attackiert wurden fuhren wir wieder zur Rampe. Unterwegs holten wir die Krabbenfalle ein und wieder waren nur Weibchen und ein paar kleinere Felsenkrabben drin. Kein Glueck mit den Schalentieren.

Da die Prestige Bootsrampe keine Filetiertische hatte, mussten wir noch an der Cheanuh Marina anhalten um die Fische zu zersaebeln. Peter hatten einen Riesenspass dabei die Fischreste den wartenden Robben zu verfuettern. Etwa 10 kg feinstes Lachsfilet fielen von dieser Tour ab. Das bedurfte einer Menge Salz um diese Menge zu beizen!

Ein Abenteuer hatten wir 3 noch ausstehen. Am Do wollten wir nach Vancouver fahren um von dort meinen Freund Glenn im Fraser Valley zu treffen und dann mit seinem Jetboot am Freitag im Harrison River auf Lachs und im Fraser auf Stoer zu gehen.
 
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wie immer, ein schöner bericht vom anderen Ende der Welt :daumen::daumen:
 
12.10.2012; Harrison River, Fraser Valley

Am 11.10. 2012 fuhren wir nachmittags mit der Faehre nach Vancouver-Sued und von dort aus 2 Stunden mit dem Auto das Fraser Tal hoch bis zur Hoehe Chilliwack – nur auf der rechten Flusseite. Wir kamen spaet abends an und stiegen im Sasquatch Inn ab fuer die Nacht – unweit der Muendung des Harrison Rivers in den Fraser River. Die Herberge war wirklich grenzwertig und nur weil wir muede waren von der Tour und es nicht schien, dass es in dieser Gegend viel Alternativen gab, stiegen wir auch da ab.

Glenn und ein paar Kumpels campten direkt am Fluss vielleicht 10 Minuten entfernt aber wir fuehlten uns nicht mehr wie Party feiern. Ich verabredete uns mit Glenn fuer 8:00 Uhr morgens. Puenktlich tauchten wir auf und etwa ein Duzend verkaterte Gesichter krochen aus ihren Campinganhaengern oder RVs. Glenn wasserte gerade sein 21 Fuss Thunderjet. Ich liess mir waehrend eines fleischhaltigen Fruehstuecks (Schweinebratenbroetchen, Chillieintopf und Raeucherlachs) gleich einen Fangbericht vom Vortag geben da einige schon einen Tag frueher hier angekommen waren. Viele grosse Chums (Hundlachse), ein Chinook von ca. 40 Pfund und ein paar Cohos waren gehakt worden. Nur Chums durften behalten werden. Stoere waren keine gefangen worden.

Ich machte unter Glenns Anleitung unser Geraet klar. Peter bekam wieder die Leichtpilkrute mit Schwimmer und rotem Wollfaden am Haken. Ein paar Schrotbleie um den Koeder in Grundnaehe zu bringen. Ich montierte meine 8 weight Fliegenrute mit schwerer Sinktipschnur und hielt Lachsfliegen in Pink und Blau bereit. 7 kg Mono Vorfach sollten reichen meines Erachtens. Ich muss dazusagen, dass ich zwar schon paar Male auf Lachse im Fluss geangelt hatte aber keineswegs ein erfahrener Experte darin war. Am Harrison River war ich sowieso noch nie. Rainer bekam eine Montage von Glenn – eine 3.5 m schwere Spinnrute mit Multirolle und 20kg Geflochtener. Davor ein Dreifachwirbel mit Kugelblei am Nebenarm und ein 1,5 m langes Vorfach wieder mit rotem Wollkoeder bestueckt. Natuerlich nur ein widerhakenloser Einzelhaken entsprechend den Bestimmungen.

Rainer, Peter und ich wurden auf Glenns Boot eingeteilt und die anderen 7 oder 8 Angler verteilten sich auf die anderen 2 Jetboote der Gruppe. Rainer bekam ein paar Watstiefel geliehen. Glenn und ich hatten unsere eigenen. Dann donnerten wir den Fluss hoch. Glenns Boot hatte einen kraeftigen Inbordmotor der das Aluboot flott vorantrieb. Ich staunte wie breit der Harrison River war auch wenn er je weiter hoch wir kamen etwas schmaler wurde. Im Muendungsbereich waren beide Ufer reichlich von Anglern belagert. Das war wohl der Spielplatz der Metropole Vancouver. Je weiter hoch wir kamen, desto einsamer wurde der Fluss.

Wir stoppten an einer Landspitze in den Fluss hinein und verankerten die drei Boot im seichten Uferkies. Das Wetter hatte ueber Nacht von Sommer auf Herbst gewechselt – es war kuehl und regnete leicht. Man sah, dass der Fluss reichlich Regen gebrauchen konnte – er musste normalerweise viel hoeher laufen – war aber immerhin noch ca. 40 m breit. Und glasklares gruenes Wasser.

Ich konnte am anderen Ufer eine ganze Schar von Moewen und Adler ausmachen die sich ueber die verendeten Lachse hermachte. Auch an unserem Ufer waren im seichten Uferwasser schon gestorbene Chums auszumachen. Na vielleicht kam ja mal ein Baer vorbei!

Waehrend Glenn uns noch erklaerte wo und wie, hatte Kelly aus dem anderen Boot schon seinen zweiten Lachs zum Ufer. Grosse zaehnestarrende Chums um die 20 Pfund. Dann suchten wir uns die besten Stellen wo die Stroemung hinter der Landspitze brach. Ich watete in knietiefes Wasser und sah wie zu meinen Fuessen ein paar grosse Schatten davonhuschten. Aha, man musste gar nicht weit werfen. Ich versuchte die ersten Wuerfe und merkte sofort, dass es in der recht starken Stroemung mehr Schrotblei vor der Fliege bedurfte. Waehrend ich im Boot nach meinen Utensilien suchte, hoerte ich Rainer jubilieren. Als ich hinschaute sah ich seine Rute stark gebogen und er schaute hilflos zu mir rueber.

Ich rannte zurueck um ihm zu helfen. Als ich ankam sah ich nur noch wenig Schnur auf der Rolle und der Fisch zog mitten im Fluss voll stromab. Rainer wusste nicht wie er den Fisch stoppen konnte. Er gab mir die Rute. Ich zog erst einmal die Bremse fast zu, drueckte den Daumen auf die Spule und stemmte mich dagegen. Tatsaechlich hielt das den Fisch auf. Dann begann ich gegen die Stroemung und einen starken Fisch zu pumpen. Nach dem Winkel der Schnur zu urteilen war der Fisch ca. 200 m flussab. Ich rechnete kaum damit den Fisch noch landen zu koennen. Und tatsaechlich wurde die Last nach ca. 5 Minuten leichter und der Haken kam ohne Fisch zurueck. Ich zeigte Rainer wie die Bremse zu verstellen ist und riet ihm die Fische haerter ran zu nehmen.

Dann half ich Peter beim Auswerfen. Er hatte Schwierigkeiten das lange Vorfach mir der kurzen Rute zu werfen. Da er keine Watstiefel oder Hose hatte, konnte er auch nicht ins Wasser. Ich zeigte ihm ca. 50 m stromauf eine Bachmuendung in der sich auch paar ermuedete Chums ausruhten. Mit flach eingestellter Pose war er nun eifrig damit beschaeftigt denen seinen Koeder vor das Maul zu werfen. Ok, Peter ist fuer die naechste 2 Stunden bestens beschaeftigt!

Ich wandte mich wieder meiner Fliegenrute zu – aber noch bevor ich auswerfen konnte, hakte mein Nachbar Kelly einen dicken Chinook der am Ufer entlang sauste und mir keine Chance zum Einwerfen gab. Ich verfolgte den Drill und Kelly konnte einen noch fast silbernen Chinook von vielleicht 25 Pfund ins seichte Wasser ziehen. Dort wurde er abgehakt und wieder freigelassen. Kaum war das vorbei, hatte Rainer seine Rute wieder kreisrund! Ich nahm die Kamera auf und wollte ihn mit einem dieser Brocken im Arm ablichten. Leider stieg der Fisch nach brutalem Drill kurz vor der Landung aus.

So jetzt war ich dran! Ich ging an meine Stelle zurueck und beobachtete das Wasser. Da, ca. 10 m etwas stromab sah ich einige grosse Schatten in ca. 2 m tiefem Wasser parallel zum Ufer ziehen. Eine Polbrille war durchaus von Vorteil bei dieser Angelei. Ich warf meinen Koeder etwas stromauf ein und hoffte das er bis zu den Fischen auf Tiefe gesunken war. Die Fliege lief unbeachtet durch. Die Lachse schwammen langsam weiter stromauf und waren nun fast auf meiner Hoehe. Ein kurzer Wurf, kurz absinken und ich spuerte einen Ruck. Ich zog an und sofort dreht sich ein breiter Ruecken vom Grund und waelzte sich an die Wasseroberflaeche. Ich sah wie meine Fliege an der Bauchflosse des grossen Chums hing. Mist! Mein Geraet fuehlte sich sowieso schon unterdimensioniert an beim Anblick von 20 – 30 Pfund Fischen aber auch noch foul-gehakt? Ich ruckte hart an um den Schonhaken hoffentlich loszurucken. Der Fisch dreht verschreckt auf und raste in die Flussmitte und die Fliegenrolle ueberschlug sich fast. Gott sei Dank schlitzte der Haken dann bald aus.

Der Rest des Schwarms war noch in Wurfweite als ich wieder bereit war, warf ich die Fische erneut an. Zweiter Wurf und wieder ein brachialer Ruck an der Fliegenschnur und sofort schoss ein gestreiftes fettes Chummaennchen einen halben Meter aus dem Wasser. Der Fisch machte mit mir was er wollte und ich konnte wirklich wenig dagegen tun. Glenn, etwas weiter abwaerts, sah mich drillen und feuerte mich an. Nach paar Minuten wurden die Fluchten kuerzer und der Fisch stellte sich jetzt still in die Stroemung. Ich zog was das Vorfach hergab, konnte ihn aber nicht bewegen. Na klasse. Das kann jetzt einen Weile so weitergehen. Ich watete Richtung Fisch um ihn aufzuscheuchen – aber es war zu tief und ich kam nicht nah genug hin. Ich lief flussaufwaerts und zerrte von diesem Winkel. Als ich die Schnur wiedermal zum Bersten gespannt hatte, spuerte ich ploetzlich wie der Fisch sich bewegte und wie von einer Tachantel gestochen flussab davonstob. Ich reagierte nicht schnell genug und spuerte augenblicklich den haesslichen Ruck eines Schnurbruches. Damn!

Ich lief zum Boot und holte mir ein Stueck von Glenns Schnurrolle. 40 Pfund Tragkraft. Na das sollte reichen! Da wird wohl die Rute eher brechen. Ich fand aber nichts zwischen 15 und 40 Pfund Tragkraft. Als ich zurueckkam war Rainer schon wieder voll im Einsatz. Ich legte meine Rute erst einmal weg um ihm zu helfen. Nach einigen rasanten Fluchten und Spruengen brachte Rainer den Fisch ins flache Wasser. Ich watete hinzu und griff beherzt an der Schwanzwurzel zu. Die folgenden Schwanzschlaege des Fisches sendeten mich fast ins Wasser. Unglaublich die Kraft dieser Fische! Ich griff mit der anderen Hand unter des Fisches Bauch und hob ihn hoch. Klasse Fisch! Ein Chum Maennchen mit Laichhaken und furchterregenden Zaehnen – bestimmt 25 Pfund oder bisschen mehr! Ich uebergab den Fisch an Rainer und schoss paar Fotos bevor der Lachs wieder schwimmen durfte.

Da hoerten wir Peter schreien und liefen schnell hin. Auch er hatte einen grossen Chum ueberlistet und hatte alle Haende voll zu tun mit dem leichten Geraet. Gluecklicherweise schoss sein Fisch weiter in den seichten Bach hinein wo er sich praktisch selber auf Grund setzte. Stolz fing Peter seine Beute ein und bestaunte ihn bevor er ihn wieder freiliess. Ich hatte meine Fliegenrute mitgenommen und versuchte gleich ein paar Wuerfe direkt vor der Bachmuendung. Beim 3. oder 4. rappelte es wieder gewaltig an der Fliegenschnur und in einer ersten gigantischen Flucht riss der Fisch mir die gesamte Fliegenschnur und bestimmt noch 30 m Backing von der Rolle. Weit draussen sah ich ihn paar mal springen und an der Oberflaeche toben. Langsam arbeitete ich den Fisch wieder zurueck. In der tiefen Rinne vor meinen Fuessen war dann wieder Schluss. Er liess sich einfach nicht mehr von der Stelle bewegen. Ich warf Steine in die Richtung und konnte ihn damit sogar einmal an die Oberflaeche bewegen. Die Fliege sass perfekt im Mundwinkel – ein praechtiges Chum Maennchen von fast 30 Pfund - geschaetzt. Aber dann sank er wieder an den Boden der schnellfliessenden Rinne.

Rainer kam und bot seine Hilfe an. Ich uebergab ihm die Rute und watete tief ins Wasser Richtung Fisch. Der Fisch erschreckte sich und riss aus. Rainer wollte dagegenhalten – allerdings ueberschaetzte er die Schnurstaerke und mit einem lauten Knall riss die Fliegenschnur. Ich sah die Sinkspitze an mir vorbeisaussen und wollte sie noch zugreifen aber es ging zu schnell. Futsch!

Ich wechselte die Rolle und fischte nun mit einer Schwimmschnur. Ich musste nun ein laengers Vorfach mit viel Bebleiung verwenden um in Grundnaehe zu kommen. Als ich wieder mal einen Schwarm sich naehern sah, warf ich die Fische gezielt an. Ich konnte die knallrote Fliege gut beobachten wie sie durch die Fischgruppe driftete. Da, ein Lachsbauch leuchtete hell auf und im selben Moment der harte Ruck. Ich zog an und der Fisch zog ab. Ich drehte die Fliegenrollenbremse auf die schwerste Stellung, die ich meinem Geraet zutraute und arbeitet und hebelte an dem Fisch, der mittlerweile 50 m abwaerts am Stroemungssaum herumplatschte, um ihn in die seichte Bucht der Kehrstroemung hinter der Landzunge zu bekommen. Es funktionierte! Ich hatte den Lachs nun in flachen und stroemungsarmen Gefilden und konnte ihn dort austoben lassen. Ich lief auf ihn zu und nach vielleicht 10 – 15 Minuten hatte ich den Fisch im handtiefen Wasser zu meinen Fuessen. Ich sah Glenn mit seiner Kamera im Boot auf mich zuhalten und holte das schoene vielleicht 20 Pfund Chumweibchen mit beiden Haenden aus dem Wasser und posierte fuer die Kamera. Dann entnahm ich den Haken, der fest im vorderen Unterkiefer hing, und liess die Chum-Dame wieder frei. Moege sie viele Eier legen. Sie preschte los und schlug mir eine Ladung Wasser ins Gesicht zum Abschied. Besten Dank! Glenn lachte laut!

Rainer war schon wieder voll in Action und fing noch einen weiteren Chum und kurz darauf einen vielleicht 20 cm langen Squawfish. Sozumindest bezeichtet Glenn das Tier. Sah aus wie eine Maraene oder Felchen – jedenfalls ein Salmonide oder salmonidenaehnlicher Fisch – mit Fettflosse. Seltsamerweise hakte ich kurz darau auch so einen. Es musste ein Schwarm davon an die Stelle gezogen sein. Wahrscheinlich gierige Gelegeraeuber die den Lachsen ins Leichgebiet folgen um da auf ihre Kost zu kommen. Anders konnte ich mir nicht erklaeren, dass so ein kleiner Fisch auf ein knallrotes Wollknaeuel von der Grosse seines Kopfes mit einem 3er Haken anspringt.

Dann war BBQ-Mittagspause. Glenn hatte den Bootsgrill angeworfen und wir warfen uns hungrig ein paar leckere Bratwuerstchen ein. Nach so einer physischen wie auch psychischen Anstrengung und dann noch mitten in der Natuer schmeckt doch alles noch viel besser. Ein Bierchen dazu durfte auch nicht fehlen! Dann beschlossen wir noch ein paar Wuerfe auf die Lachse zu machen und dann auf Stoer im Fraser zu probieren.

Glenn stellte sich neben mich und hakte beim 2. Wurf ein wahres Monster. Als er den Fisch zu stoppen suchte, wurde er um ein Haar fast ins Wasser gezogen, derartig wuchtig riss der Fisch an der Leine. Das konnte eine Weile dauern. Auch ich hakte noch einen kleineren Chum der aber auch einen fantastischen Drill an der Fliegenrute ablieferte. Ich hatte sogar noch Zeit einen Squawfish danach zu fangen bis Glenn seinen Brocken dann endlich in die seichte Bucht dirigiert bekam. Ein richtig fetter Chinook waelzte sich da an der Oberflaeche. Weit ueber 30 Pfund, da waren wir uns alle einig. Nachdem er ihn wieder schwimmen liess, warf er nochmal ein und wieder schnappte sich ein D-Zug den Koeder.

Glenn stoehnte und aechzte – das musste wirklich schon schmerzen! Aber er konnte ja auch nicht genug kriegen. Nach ca. 15 Minuten zog er wieder einen Chinook um die 30 Pfund in die Bucht. Ich kam hinzu und half bei der Landung. Ich griff an der Schwanzwurzel zu und hob ihn mit 2 Haenden kurz hoch, entfernte den Haken und entliess ihn wieder in die Stroemung. Wow. Das war wirklich Fischen bis der Arzt kommt. Rainer hatte inzwischen weiter oberhalb auch noch einen Chum gedrillt und sogar Peter hatte noch einen erwischt. Erschoepft und total begeistert stiegen wir wieder ins Boot um nun dem etwas gemuetlicheren Angeln auf Stoer zu froenen.

Glenn dueste den Fluss hinab bis zur Muendung in den Fraser. Wo sich die beiden Stroemungen trafen, lag ein Guideboot verankert und drillte gerade einen Stoer. Aha, hier ging was. Glenn suchte sich eine geeignete Stelle zum Ankern etwas flussauf und dann warfen wir 3 Grundruten schwersten Kalibers mit Fischkoedern ein.

Peter beobachtete das Nachbarboot mit dem Fernglas. Die Gaeste des Bootes zogen gerade einen ca. 1.5 m Stoer an‘s Boot. Der Guide markierte den Fisch und liess in dann wieder schwimmen. Stoerfischen ist in BC nur Catch & Release und die Guides nehmen an einem Markierungsprogramm teil welches den Fischereiwissenschaftlern Bestandsaufnahmen und Verhaltensdaten verschafft. Kurz danach vermeldete Peter, dass die schon wieder drillten. Tatsaechlich! Diesmal war es sogar noch ein groesserer Fisch! So ging das die naechste Stunde weiter. Wir sahen das Nachbarboot 4 oder 5 Stoere landen. Wir lagen nur 50 m stromauf und bis auf einen Biss hatten wir nichts zu verzeichnen.

Glenn vermutete, dass das Boot direkt vor einem Loch ankerte in dem die Stoere lagen. Als die Nachbarn wieder zuschlugen, hatte Glenn genug. Er holte den Anker ein und zirkelte um das andere Boot. Aber die Stroemungsverhaeltnisse waren so, dass man nur von der einen Seite an das Loch herankam. Etwas frustriert fuhr Glenn in den Fraser zu einer anderen Stelle, die er von frueheren Trips kannte. Dort lagen schon die anderen 2 Boote unserer Gruppe und wir legten alle 3 Boote Seite an Seite zusammen an einen Anker. Es sollte sich aber nichts mehr tun an keiner Grundrute.

Wir konnten aber schoen die Adler am Ufer beobachten und sahen wie springende Lachse den maechtigen Strom hinaufzogen. Dann war leider unsere Zeit um und Glenn brachte uns zum Camp zurueck. Rainer und Peter brachten mich zur Faehre nach Victoria und fuhren selbst nach Vancouver um dort noch ihren letzten Urlaubstag zu verbringen. Wir hatten eine tolle Zeit mit vielen Angelerlebnissen zusammen verbracht!
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Wieder spannend geschrieben mit schönen Fotos. Danke dafür! Das war für die beiden sicher ein Erlebnis, von dem sie noch lange Zeit reden werden.

Petri

Hans
 
Lachsaufstieg 2012

Da ich momentan nicht zum Angeln komme muss ich meine Fischsucht halt anders stillen. Ich helfe den freiwilligen Flusswaertern der paar staedtischen Baeche beim Zaehlen und Umsetzen der Lachsaufsteiger. Hier in Victoria haben wir nur einige kleine Baeche, die in den umliegenden Bergen entspringen und dann praktisch mitten durch die Stadt fliessen. Ausserhalb der Wohn- und Gewerbegebiete sind diese Baeche recht idyllisch und naturnah. Durch die Stadt hindurch muessen die Baeche jedoch einiges erleiden. Zwar sind direkte Abwassereinleitungen mittlerweile auch hier tabu, aber es geschehen regelmaessig Heizoelunfaelle, Muell findet sich gelegentlich an gut zugaenglichen Stellen im Wasser und die Regenwasser/Strassenablaufkanalisation wird in diese Baeche abgeschlagen, mit allen hydraulischen und biologischen Folgen.

Es ist erstaunlich, dass trotz all dessen, jedes Jahr wieder die Cohos (Silberlachse) zurueckkommen und die Fischgenerationen weiterleben lassen wollen. Natuerlich sind die Bestaende durch die vielen Risiken stark schwankend und ohne die Hilfe von Freiwilligenverbaenden und Stuetzbesatz waere von den Lachsbestaenden nicht mehr viel uebrig. Gluecklicherweise und noch ohne jegliche Erklaerung, sind die Cohos dieses Jahr besonders zahlreich. Das gilt fuer die gesamte Inselkueste und wir Angler haben davon schon den ganzen Sommer und Herbst ueber profitiert.

Auch die kleinen Victoria Baeche (Craigflower Creek, Colquitz Creek, Goldstream River) haben enorme Aufstiege dieses Jahr. Im Craigflower Creek tummeln sich gerade ueber 600 Cohos und es ist noch Zeit fuer mehr. Und das ist ein Bach der im Schnitt hoechstens 2 m breit und 20 cm tief ist. Wenn der Aufstieg Ende Nov vorbei ist, bin ich mir sicher wird die Nummer wohl bei 1000 liegen. So viele sind dort seit Jahrzehnten nicht mehr gezaehlt wurden. Der Flusswart zaehlte in der Falle am Fischzaun vor 3 Tagen alleine 165 Stueck an einem Tag.

So ein Fischzaun wird als Wanderbarriere quer ueber den Bach installiert mit einer Durchlassoeffnung die Lachse aufhaelt aber kleinere Fische und Lebewesen durchlaesst (Forellen, Gruendlinge, Krebse etc).. Eine Oeffnung im Zaun laesst die Lachse in einen geschlossenen Kaefig in dem sie sich ansammeln, bis 1-3 Mal am Tag der Flusswaerter kommt, sie dort herauskeschert, kurz misst, Geschlecht bestimmt und dann overhalb des Zaunes wieder freilaesst. So bekommt man eine Idee wie gross die Bestaende sind, wie stark die Schwankungen sind, und wie die prozentualen Rueckkehrraten sind fuer die jeweilige Generation.

Erstaunlich und erfreulicherweise haben wir dieses Jahr eine Menge Coho Jacks gezaehlt. Jacks gibt es haeufig bei Cohos und Chinooks (vielleicht auch bei den anderen 3 pazifischen Lachsen – ist mir aber nicht bekannt) und die sind praktisch das Gegenteil eines Ueberspringers beim Atlantischen Lachs (oder Meerforelle) aus dem gleichen Zweck. Cohos kommen normalerweise im 3. oder 4. Lebensjahr zurueck zum Laichen im Geburtsfluss; Jacks sind dann also Cohos die schon nach 2 Jahren zurueck kommen. Zwar sind die Jacks deutlich kleiner als die “richtigen” Aufsteiger, bekommen jedoch auch haeufig eine Chance zum Ablaichen. Habe schon mehrmals beobachtet wie sich die kleineren Jacks zwischen ein laichendes Grosslachspaar dazwischenmogeln und auch noch schnell ihren Senf dazugeben. Wahrscheinlich nehmen die grossen Milchner die Jacks gar nicht so richtig als Konkurrenz um das Weibchen wahr – genau darin liegt dann der Jacks Chance. Mit dieser Einrichtung hat die Natur fuer Bestandsueberleben bei katastrophalen Generationsausfaellen gesorgt.

In der Praxis ist ein hohes Jack-Aufkommen ein Zeichen fuer einen grossen Run im folgenden Jahr. Man bekommt also schon mal einen Einblick in die naechstjaehrige Zukunft.

Die Freiwilligen organisieren um diese Jahreszeit haeufig Besichtigungen der Zaun/Fallenanlage fuer Schulklassen und andere Interessierte. Das ist Biologie zum Anfassen und viele staunen, dass solche kleinen Baeche, und noch dazu mitten in der Stadt, immer noch wichtige Oekosystemfunktionen haben. Das erzeugt Umweltbewusstsein und rekrutiert vielleicht den einen oder anderen neuen Helfer oder Spender. Ich bin jedenfalls mit Stolz und Elan dabei!

Anbei noch ein paar Bilder von den Victoria Baechen. Viel Spass.

1) und 2) Craigflower Creek im Oberlauf
3) Volle Lachsfalle im Craigflower Creek
4) Schoener Coho Milchner
5) Lachsbesatz fuer Craigflower von der Brutstation
 
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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Was da in solchen kleinen Fließen an prächtigen Lachsen aufsteigt ist schon beachtlich, und erstaunlich, was ihr da euch für Mühe mit macht, wo es bei euch ja viel größere Flüsse gibt.
Ja ja , die Angler sind schon ein bißchen verrückt, aber es ist schön so - Gruß maisel
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

ein etwas anderer, aber nicht weniger interessanter Bericht, Klasse :daumen:
 
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