Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Vielen Dank für Deinen feinen Bericht.
Du schreibst immer sehr gut und lebendig, so dass man nachempfindet, man wäre selber dabeigewesen.

Im Übrigen findes ich das toll dass Du uns immer an Deinen Erlebnissen und Abenteuern teilhaben lässt.

Dem kann ich mich nur anschließen! :daumen:

DANKE!
 
4 Tage Trip Malcolm Island, 7.7. - 11.7.2012

Tag 1 & 2:

Alright, wo soll ich denn mit dem Erzaehlen anfangen? Wir haben so viele tolle Eindruecke erlebt in der letzten Woche, dass es mir schwer faellt einen richtigen Einstieg zu finden. Vielleicht fange ich einfach der Reihe nach von vorne an und wenn es mal rollt dann laeuft es vielleicht von alleine richtig ab.

Vom 7.7. bis zum 11.7. sind Dave, mein Sohn Ricardo und ich zu einem Angelurlaub auf Malcolm Island unterwegs gewesen. Die fleissigen Leser meiner Berichte haben schon zweimal von diesem Ort gehoert – ich bin dieses Jahr schon das dritte Jahr in Folge dahin unterwegs – und nicht das letzte Mal! 2010 bin ich auf der Sund’s Lodge auf Malcolm Island gelanded und die gefuehrten Angeltouren der Lodge haben mich sicherlich nachhaltig beindruckt. Letztes Jahr habe ich es mit Dave und Carl auf eigene Faust versucht; mit anstaendigem Ergebnis. Dieses Jahr wollte ich meinem Sohn dieses kleine Paradies zeigen.

Malcolm Island ist die letzte und etwas groessere Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland im Nordosten von Vancouver Island. Die letzte Barriere vor der offenen See und das Eingangstor zum Broughton Archipel mit seinen Millionen kleinen Inseln und Inselchen zwischen Vancouver Island und dem fjordreichen Festland. Das Ende der Zivilisation.
Es leben ein paar hundert Menschen auf Malcolm Island, dass von BC Ferries bedient wird. Ein besonderer Menschenschlag mit Sicherheit, alles tickt dort etwas langsamer und gemuetlicher. Sehr naturverbunden. Urspruenglich von einer finnischen Gruppe besiedelt vor ueber 100 Jahren.

Die Nordhaelfte von Vanouver Island ist viel rauher und launischer als die Suedhaelfte. Das Klima merklich kuehler und feuchter und von Hochgebirgen auf Vancouver Island und dem Festland umgeben. Es gibt nicht viel Sonnentage; dafuer um so haeufiger Regen, Nebel und Kuehle. Aber wenn sich im July/August normaler stabile Hochs einrichten, dann zeigt sich die Idylle von seiner brillianten Seite.

Wale, Baeren, Adler, Otter, Delphine und natuerlich viele Fische – wohin man schaut! Das Schoene an Malcolm Island ist das es noch genug geschuetzt in der Deckung von Vancouver Island liegt, als dass die grosse Pazifikduenung es treffen koennte. Das macht das Angeln viel angenehmer als an der Westkueste. Aber Malcolm Island liegt schon so weit am offenen Meer, dass das Fischangebot fast – ich betone fast – so gut ist wie an der Westkuesten-Bonanza. Also Fischreichtum mit gemuetlichen Bedingungen – klingt perfekt fuer mich!

Am Freitag den 6.7. sind wir drei gleich nach der Arbeit von Victoria aufgebrochen zu der etwa 6 stuendigen Reise. Wir planten jedoch nach 3 Stunden bei Dave’s Freund Eric einen Uebernachtstop in Comox einzulegen um die Reise stressfrei zu gestalten. Der Van hatte ordentlich zu ziehen mit Boot, 3 Leuten und ausreichend Gepaeck und Futter und Benzin fuer die Tage. Ich war mir nicht sicher ob es eine Tankstelle auf Malcolm Island gab, so hatte ich etwa 120 Liter extra in Kanistern dabei. Unbegruendet wie sich herausstellte.

Alles lief glatt und am Sa Vormittag kamen wir in Telegraph Cove an wo ich Red Hot zu Wasser liess und mit Ricardo zur Zielinsel uebersetzen wollte, waehrend Dave den Van mit der Faehre uebersetzte. Den Boothaenger liessen wir an der Marina stehen. Das sparte uns eine Menge Geld.

Die Ueberfahrt durch diese Inselwelt war traumhaft. Wir mussten nur aufpassen auf die vielen Untiefen und bis zur Oberflaeche ragenden Felsenriffs. Und die teils reissenden Stroemungen durch die Meeresengen.

Wir hatten zwei Pilkruten dabei und stoppten an einem der vielen Kelpbetten (Schlingpflanzenwald) vor einer Klippe und liessen die 100g Pilker hinab in etwa 15 – 20 m Tiefe. Das Wasser ist dort so klar, dass wir den Pilker deutlich sehen konnten. Und den Fischen beim Anbeissen zusehen konnten. Ricardo wechselte seinen Pilker gegen einen Gummifisch aus und fing Schlag auf Schlag Fische. Felsenbarsche (Rockfish), Gruenlinge (Greenling), Lengfische (Ling Cod), Cabezon und Seeskorpione – die Artenvielfalt war beeindruckend und Ricardo hatte einen Heidenspass mit den Fischen zu spielen. Wir behielten nur einen etwa 3 pfuendigen Gruenling bis dahin – alles andere wanderte wieder schonend zurueck.

Ploetzlich riss es Ricardo’s Rute tief hinunter und der Fisch riss sogar anfangs ein paar Meter Schnur ab. Ha, da musste wohl was groesseres eingestiegen sein! Ricardo hielt fest dagegen um den Fisch nicht in den Wasserpflanzendschungel zu lassen und pumpte ihn dann gekonnt nach oben. Ein schoener Ling Cod ueber dem Mindestmass von 60 cm. Geschaetzte 6-7 Pfund – Ricardo war sehr stolz. Der Gummifisch sah danach nicht mehr so frisch aus – die Lings haben moerderische Reisszahnleisten. Der ging auch mit! Fuer’s Abendessen war somit schon mal gesorgt.

Da Dave mittlerweile schon bei unserer Unterkunft angekommen sein mussten, packten wir ein und flitzten die 15 Minuten zur Warf in Mitchell Bay auf Malcolm Island. Dave wartete schon und berichtete, dass unsere Unterkunft im Bed & Breakfast Midden Lane bezogen und eingerichtet war. Da der Abend windig zu werden versprach, beschlossen wir den Abend nicht noch ‘rauszufahren. Ich machte das Boot vollkommen startklar fuer morgens – montierte die Downrigger, tankte auf, und ueberpruefte die Elektronik und das Sicherheitsgeraet. So brauchten wir nur noch einzusteigen am Morgen.

Unsere Unterkunft war 5 Minuten mit dem Auto weg. Sicherlich waere es wuenschenswerter etwas direkt am Bootsteg zu haben, aber das gibt’s hier leider nicht. Die ganze Insel ist nicht auf Tourismus eingerichtet und so muss man sich selbst behelfen. Dafuer hatten wir zwei geraeumige Schlafzimmer und eine voll eingerichtete Wohnkueche mit Ausblick direkt auf’s Meer.

4:20 Uhr morgens ging es ‘raus aus den Federn. Ein kurzes Fruehstueck und 4:45 Uhr duesten wir bei nun schon Helle los. 15 Minuten frueher hatten wir schon die ersten Sund’s Lodge Guideboote an unserem Kuechenfenster vorbeiduesen sehen. Wir waren spaet ‘dran!

Ich konnte nur noch eines denken: meine Traumangelstelle – Black Bluffs! Das Wasser was spiegelglatt aber als wir auf die Nordseite der Insel einbogen war ueberall Schwemmkraut und Schwemmholz verstreut. Da wagte ich mich nicht volle Pulle durchzubrettern und einen Bootsschaden zu riskieren.

So kamen wir erst 5:20 Uhr bei dem Black Bluff an. Zwei andere Boote gesellten sich gerade dazu. Ricardo zog sich auf dem Ausziehbett den Schlafsack ueber die Ohren und nickte nochmal ein. So begannen Dave und ich alleine das Angeln. Wir schleppten unsere Koederfischsysteme in 10 – 20 m Tiefe kurz ueber Grund direkt vor dem Kelpbett mit der Scharkante davor. Es roch foermlich nach Fisch. Ich hatte einen Glow In the Dark Koederfischsystem mit Gruen-Glow Flasher montiert. Dave etwas weisses mit rotem Fleck am Kopf.

Zack, da zappelte es an meiner Rute zuerst! Anschlag – Widerstand aber schnell wurde klar dass das Kleinfisch war. Ein kleiner Coho wurde schnell abgehakt ohne ihn zu beruehren. Eine Viertelstunde spaeter zog ich eine Bahn aggressiv dicht vor dem Kelpwald mit unseren Koeder nur 10-15 m tief. Da zuckte meine Rutenspitze zweimal und ich riss die Rute ‘raus und schlug an. Aha, diesmal ein kraeftiges Kopfschuetteln die Antwort.
Sofort riss der Fisch aus – gluecklicherweise parallel zum Kelpbett und nicht hinein. Dave zog seine Rute ein und maneuvrierte das Boot weg vom Pflanzendschungel. Der Kampf zwischen mir und dem Fisch ging paar Mal hin und zurueck, zweimal glaubte ich den Fisch schon in Keschernaehe zu haben, da zog er wieder ab. Dann nach 10 Minuten gab er auf und ich dirigierte ihn in Dave’s Netz. Na also! Ein schoener 18 Pfund Chinook lag vor uns.

Schnell die Ruten wieder ‘rein! Dave hatte den naechsten Biss den er allerdings verschlief und als er hinkam war es zu spaet – Koederfisch weg und Fisch weg! Jetzt stand Dave zum Sprung bereit und tatsaechlich keine 5 Minuten spaeter riss es beaengstigend an seiner Rute. Muehelos hatte der Fisch die Schnur aus dem Downriggerclip herausgezogen und zog die Rutenspitze gleich ins Wasser. Dave bekam kaum die Rute aus dem Halter – so gespannt war die Schnur.

Der Fisch zog ab als gaebe es kein Morgen! Unaufhaltsam riss er vielleicht 100 m Schnur ab und Dave konnte nur mit der bis zum aeussersten gebogenen Rute dastehen und abwarten. Als ich meine Rute aus dem Weg geraeumt hatte, wollte ich das Steuer herumreissen und den Fisch verfolgen. Da schien der Fisch aber umgekehrt zu sein und er flog jetzt wieder auf’s Boot zu.

Dave kurbelte wie ein Besessener um die Schnur ja nicht schlapp werden zu lassen. Ich sah’ die Rutenaktion bedenklich nachlassen und gab Vollgas am Kicker-Motor. Das half und die Rute lud sich wieder auf. Dave’s Handgelenk brannte vom Kurbeln. Aber der Fisch war noch da. Jetzt kam er an die Oberflaeche. Ich drehte den Motor wieder auf Standgas zurueck.

Der Fisch durchbrach mit seinem Ruecken und Schwanzflosse 15 m hinter dem Boot die Oberflaeche – Dave verpasste den Moment aber ich sah IHN. Es war ein Monsterlachs! Ich glaube das Einzige was ich hervorbrachte war: “Wow...!!!” Er zog gleich wieder los und surfte diesmal mit Ueberschallgeschwindigkeit ganz dicht unter der Oberflaeche. Dave’s Rolle sang ein erbaermliches Lied und die Bugwelle des rasenden Fisches war vergleichbar mit der eines Mini-U-Bootes!

Ploetzlich schlug der Fisch einen 90 Grad Haken und raste auf das Kelpbett zu! Oh nein, dachten oder vielleicht schrien wir beide und Dave drueckte seinen Handballen fest an die saussende Rollenspule um den Fisch abzubremsen. Es schien zu wirken den das Rollenlied wurde sanfter und dann passierte es.... Die Rute sprang zurueck und der Widerstand war weg! Weg, alles vorbei!

Dave stand mit zitternden Knien und schaute minutenlang unglaeubig auf Rute, Wasser und mich. Als er einholte fehlte das Koederfischsystem. Das Vorfach war kurz vor dem Koeder gerissen. Wahrscheinlich war die 40 Pfund Schnur zu oft ueber die messerscharfen Zaehne gescheuert und dann bei der enormen Spannung gebrochen.

Ich versuchte Dave aus seiner Laehmung zu loesen und anzuspornen einen neuen Versuch zu starten. Aber ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das schwer wog und Dave diesen Fisch lange nicht vergessen wuerde. So eine Chance bekommt man nicht oft im Leben. Wenn ich schaetzen muesste – auch wenn ich nur Bruchteile an Sekunden an verwertbarem Sichtkontakt hatte, wuerde ich mindestens auf hohe 30ger wenn nicht sogar Mitte 40ger Pfund tippen. Vielleicht sogar noch groesser. Und das Dave, der es hasst Fische zu verlieren!

Waehrend Dave schicksalshadernd neues Geraet montierte, war meine Rute schon wieder im Einsatz. Noch bevor Dave seine Schnur in den Downrigger einhaengen konnte, gerade als ich eine Wende am Ende unserer Strecke machte, verneigte sich meine Rute wieder kraeftig. Anschlag sass und ein erneuter Kampf mit Grosslachs begann.

Dave packte sein Zeug gleich wieder weg und wartete mit dem Kescher. Der Lachs sprang sogar zweimal und lieferte einen klasse Drill ab. Nach paar Minuten gewann ich die Oberhand und zog ihn ueber den Kescher. Geschafft! Na also – geht doch! 19 Pfund feines Silber!

Konnte mir einen Kommentar zu Dave nicht verkneifen: “So wird’s gemacht! Deutsche Effizienz!” Weiter sollte ich es allerdings nicht treiben wie mich Dave’s strafender Blick belehrte.

Ich hatte damit mein Chinook-Tageslimit. Mehr wollte ich auch gar nicht mitnehmen. Dave hatte nun eine erstaunliche Pechphase. Ich glaube innerhalb der naechsten Stunde vermasselte er 5 oder 6 Bisse und verlor ein oder 2 kleinere Fische. Er war richtig von der Rolle. Ich konnte noch einen kleineren etwa 12 pfuendigen Chinook zum Boot geleiten und wieder loslassen. Die Beisphase war unglaublich – alle 5, spaetestens 10 Minuten ein Biss.

Um 7:30 Uhr wachte Ricardo auf und bestaunte die 2 Lachse in der Truhe. Wir ueberliessen ihm einen der Downrigger und eine eigene Rute und er konnte so angeln wie er wollte. Dave und ich stackten unseren Ruten an dem anderen Rigger.

Nun trat eine Beispause ein. Wir entschlossen uns etwas weiterzuschleppen – dem Ufer nach Norden entlang. Auch die naechste Bucht sah sehr verdaechtig aus. Dave und ich fischten noch immer in 10 – 25 Tiefe. Grund war nun mittlerweise um die 30-40 m. Ich sah Ricardo mit der Tiefe am Downrigger spielen und ermahnte ihn immer erst am Echolot zu checken wie tief es ist.

Ploetzlich loest Ricardo’s Rute aus und der Fisch riss an der nun freien Rute. Ricardo muehte sich die Rute aus dem Halter zu kriegen. Als er sie hatte, meinte er “Kleinfisch” und kurbelte munter drauflos. Ploetzlich zeigte sich sein Widersacher von einer anderen Seite und mit einem Schwung zog die Rute ploetzlich ab und es riss Ricardo die Rollenkurbel aus der Hand. Und die Rolle kreischte los.

Wir yahooten und feuerten Ricardo lauthals an da er offensichtlich an einen ordentlichen Lachs gekettet war. Er machte das wirklich klasse. Liess die Rolle los und laufen wenn der Fisch abzog und kurbelte sofort wenn der Fisch stehenblieb - um Spannung zu halten. Dave musste nur ein bisschen helfen die Rute in kritischen Momenten hochzuhalten. Leicht gab sich der Fisch nicht geschlagen und noch dicht am Boot sausste er unter dem Boot durch und gefaehrlich um die Motoren herum. Aber alles lief glatt.

Nach etwa 10 Minuten konnte ich Ricardo’s Fisch keschern und ein kleiner Junge strahlte ueber das ganze Gesicht! Ein schoener 21 pfuendiger Chinook lag im Boot – der groesste des Tages bis jetzt! Als Ricardo neu bekoederte schaute ich auf die Downriggeranzeige die noch dastand wo der Fisch gebissen hatte: 101 Fuss. Den Fisch hatte sich mein Sohn wirklich selber verdient – so tief haetten Dave und ich die Lachse nicht gesucht.

Keine Viertelstunde spaeter reisst es wieder an Ricardo’s Rute – natuerlich in 101 Fuss Tiefe! Nun ganz routiniert drillte er wieder einen schoenen Fisch. Dave und ich beschlossen den auf jeden Fall wieder freizulassen. Wir wollten hoechstens noch 1 oder 2 Lachse auf unserer Tour mitnehmen und vielleicht den einen oder anderen Heilbutt oder Ling oder Gross-Felsenbarsch wenn wir welche davon erwischten.

Ricardo hatten einen Riesenspass am Drill des Fisches und nach einer kurzen Bewunderung neben dem Boot liess ich den etwa 16 pfuendigen Chinook unversehrt wieder frei. Eine kurze Zeit spaeter war nochmal Dave mit einem etwas kleinerem Chinook – vielleicht 12 Pfund – ‘dran. Und meine Rute fand Interesse eines halbwuechsigen Cohos. Dann setzte wieder eine kleine Beisspause ein und gab uns Gelegenheit zum Mittagssnack.

Da kam auf einmal eine Gruppe Porpoises (delphinartige Kleinwale) und sausste und spielte um das Boot herum. Eine tolle Showeinlage!

Wir besprachen ob wir es gleich mal auf Grundfische wie Heilbutt & Co versuchen sollten. Das Ankergeraet hatte ich ja vorsorglich alles eingepackt. Seltsamerweise kam die Anwort direkt mit dem naechsten Biss auf Ricardo’s Rute. Ein seltsames Zucken der Rutenspitze liess mich genauer hinsehen und nach ein paar Sekunden gab es an der Rutenspitze eine tiefe Verbeugung.

Ich nahm die Rute heraus und schlug an – Widerstand. Aber der Fisch nahm keine Schnur und machte auch sonst keinerlei Radau. Es war einfach nur schwer. Ich dachte sofort an Felsenbarsch da Ricardo wieder recht tief eingesetzt hatte. So kurbelte ich das Schwere heran und erst neben dem Boot sahen wir dass wir es mit einem kleinen Heilbutt zu tun hatten. Hoechstens 15 Pfund schwer. Der Haken sass tief und ich musste mein Vorfach aushaengen nachdem ich ihn abschlug.

Wir beschlossen da das Lachstrolling einzustellen und uns eine geeignete Ankerstelle zum Grundangeln zu suchen. Schnell war das Lachsgeraet eingepackt und wir duesten 10 Minuten Richtung Mitte der Queen Charlotte Strait auf eine Untiefe zu die ich mir vor 2 Jahren markiert hatte. Leider stellte sich heraus, dass diese Untiefe zu kleinflaechig war, dass es praktisch unmoeglich war darauf zu ankern und dann noch darauf zu angeln. Die Koeder haetten in mindestens 120 m Tiefe gelegen weil die lange Ankerschnur uns ueber den Berg hinwegdriften liess.

Wir suchten uns eine groessere Bank in ca. 80 m Tiefe mit 100 m + herum heraus und warfen den Anker. Als beide Heilbuttruten mit Hering bestueckt auslagen, liess ich auch den Duftsack am Downrigger hinab um die Lockwirkung zu verstaerken. Es dauerte nicht lange, das zappelte was an meiner Rute. Es kam ein mittlerer Felsenbarsch nach oben der mitgehen musste wegen dem Druckunterschied. Also musste es teils felsig sein da unten.

Nach einer halben Stunde verneigte sich Dave’s Rute ploetzlich und er war sich sicher, dass es ein kleiner Heilbutt war. Tatsaechlich kam wieder ein kleiner 10 – 15 Pfund Butt herauf. Ich sagte Dave, dass wir bestimmt noch etwas Besseres kriegen wuerden aber er bestand darauf diesen mitzunehmen. Ok denn.

Ich fing an unsere getoeteten Fische auszunehmen um die Zeit sinnvoll zu verbringen. Da sah ich ploetzlich zwei deutliche Reisser an meiner Rute. Als ich Fuehlung aufnahm, war nichts mehr zu fuehlen. Naja, dachte ich, vielleicht kommt er ja noch mal zurueck.

Nach 10 Minuten hatte Dave genug und meinte er muesste den Koeder an meiner Rute kontrollieren. Er fing an einzukurbeln und es war schwer! Komisch – aber kaempfen tat es auch nicht!? Ricardo und ich sahen gespannt in die Tiefe. Als das Etwas in ca. 20 m Tiefe auftauchte, sahen wir etwas Unergruendliches. Was war denn das? Etwas rot, etwas braun, etwas silver....und total unfoermig?! Ein Rochen meinte Ricardo vielleicht? Nein!

Kurz vor der Oberflaeche stoppte Dave und wir sahen uns unglaeubig an! Ich hatte 2 Einzelhaken an dem Stahlvorfach – an einem der Haken hing ein halber Meter langer Ratfish (Meerkatze(?) – silbrig), an dem zweiten Haken hing in kleiner Heilbutt (braun), um den Heilbutt gewickelt hing in kraeftiger Oktopus (rot), der nicht am Haken hing sondern ernsthaft versuchte sich den Heilbutt vom Haken zu klauen oder sich direkt ueber ihn herzumachen.

Wir waren verbluefft, verzueckt, entsetzt – was weiss ich. Sowas hatte noch keiner von uns gesehen! 3 Fische an 2 Haken und auch noch 3 komplett verschiedene Arten!
Ich schoss ein paar Fotos waehrend sich das Klaeuel an der Oberflaeche betat. Dann hakte ich zuerst den Ratfish ab. An den Heilbutt war kein Rankommen - an dem Oktopus vorbei. Ich versuchte einen der Fangarme vom Heilbutt zu loesen und nach einiger Kraftanstrengung bekam ich ihn los aber sofort versuchte der Fangarm sich an meinem Arm festzusaugen. Ich konnte das gerade noch verhindern.

Die Fangarme waren vielleicht 70-90 cm lang, der Koerper/Kopf vielleicht 20 – 30 cm Durchmesser mit dem scharfen Schnabel den ich unbedingt nicht kennenlernen wollte. Der Oktopus pumpte Wasser wie verrueckt und versucht immer noch mit dem Heilbutt wegzukommen. Zu zweit befreiten wir den Heilbutt Arm fuer Arm – es war nicht leicht die 6 Fangarme wegzubekommen.

Zwischendurch haftete der Oktopus sich auch mal am Boot fest... Ploetzlich liess er ab und trieb ein wenig weg vom Boot und dann mit zwei drei kraeftigen Stoessen verschwand er Richtung Tiefe. Bis ca. 20 m Tiefe konnten wir ihn noch beobachten – dann war er weg. Jetzt hob ich den Heilbutt ins Boot und der zuckte nicht mehr. Der Oktopusueberfall war wohl etwas zu viel gewesen.

Interessanterweise, als ich den letzten Heilbutt ausnahm, fand ich zwei halb verdaute Oktopusarmstuecke in seinem Magen. Ricardo hatte sofort ein paar Abenteuergeschichten parat wie der Heilbuttclan die Oktopusburg ueberfiel und sich dann der Oktopusclan raechte und das Heilbuttlager angriff...

Wir packten danach ein da wir mit 3 Heilbutten fuer 3 Angler unser Tageslimit hatten. Leider steckte der Anker so fest am Grund, dass die Ankerschnur riss und ich diesen Verlust verbuchen musste. Damit waren weitere Heilbuttchancen auf unserem mehrtaegigem Trip arg reduziert. Aber fuer dieses Erlebnis gebe ich das gerne her. Es muessen da wohl einige Felsburgen am Grund gelegen haben da Oktopusse Hoehlen und andere Verstecke brauchen. Nicht der beste Platz zum Sportankern!

Hochzufrieden mit diesem Tag fuhren wir zurueck und versorgten unser Fang. Dave trauerte noch lange seinem Monsterfisch nach – und wird wohl noch Jahre davon sprechen... Ricardo hatte den groessten Fisch des Tages!
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Vielen Dank für den Bericht!

Was ich interessant finde, sind Eure Rollen, warum angelt Ihr da nicht mit Multirollen? Bremst man die nur mit der Hand, oder haben die auch eine eingebaute Bremse?
Hast Du vielleicht mal einen Link zu so einer Rolle?

Gruss

Sir_Knut
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Knut, diese sogenannten Mooching Reels oder auch Centerpin Reels sind eine kanadische Westkuestenspezialitaet. Sehr robust weil kein Getriebe etc. und sehr leicht. Die Einheimischen hier bevorzugen diese Rollen weil es ein viel echteres Drillgefuehl gibt wenn man den Fisch mit 1:1 Uebersetzung und ohne Kupplung etc. drillt. Ist natuerlich gewoehnungsbeduerftig und sicherlich schwieriger da man die Rollenkurbel loslassen muss damit der Fisch abziehen kann. Hin und wieder bekommt man da was auf die Finger von der Kurbel bei 3000 U/Min! Lol Die Rollen haben eine Bremsscheibe, die mit einer Mutter justiert wird. Wenn man groessere Fische zusaetzlich abbremsen will, drueckt man den Handballen von unten an die sich drehende Rollenspule - so kann man feinjustieren ohne die Mutter der Bremssteuerung staendig rein- oder rauszudrehen. Nach anfaenglicher Skepsis bin ich nun voll ueberzeugt und moechte keinen Lachs mehr an Multirollen drillen.
 
4 Tage Trip Malcolm Island, 7.7. - 11.7.2012

Tag 3:
Ein frueher Start um 4:30 Uhr am Boot. Diesmal waren wir noch vor den Lodge Booten raus. Vorsichtig mit der Nase an die Windschutzscheibe gedrueckt skipperte ich Red Hot durch das viele Schwemmgut wieder Richtung Black Bluffs. Nach einer halben Stunde kamen wir an und liessen schnell 2 Ruten aus.

Ricardo verkroch sich wieder unter dem Schlafsack. Gleich die erste Passage am Kelpbett vorbei brachte mir den ersten Biss kurz ueber Grund in 20 m Tiefe. Anschlag, Widerstand und ein mittelmaessiges Ziehen am anderen Ende. Kein Riese das war sicher. Langsam brachte ich den Fisch heran waehrend Dave sein Geschirr ‘drin liess und auf einen Doppelbiss wartete. Ein vielleicht 6 pfuendiger Silberbarren platschte kurz darauf neben dem Boot und ich sag, dass es sich um einen Coho handelte.

Dave wurde interessiert – ein unmarkierter Coho durfte hier behalten werden pro Tag pro Angler. Ich fragte Dave ob er ihn haben wollte und er bejahte. Damit war sein Schicksal besiegelt und der Coho kam vom Kescher in die Fischtruhe.
Wir zogen mehrere Runden mal flacher mal tiefer an unserer Stelle vorbei. Nach einer halben Stunde schlug ploetzlich Dave’s Rute aus und diesmal sollte alles klappen fuer ihn.

Der Fisch kaempfte ordentlich und riss paar Mal etliche Meter Schnur ab. Aber wir merkten schnell, dass es nicht wieder ein Monsterfisch war. Paar Minuten spaeter glitt ein schoener 16 Pfund Chinook in’s Netz und gesellte sich zu dem Coho unter Deck.

Danach war Ruhe. Nichts ging mehr. Ich wechselte auf Kunstkoeder um, versuchte alle moeglichen Tiefe. Tote Hose! Zwei andere Boote zeigten gleichfalls Fehlanzeige an. Selbst Ricardo hatte keinen hilfreichen Trick parat als er aufwachte und wieder die dritte Rute uebernahm. Selbst die Lodge Guides waren ratlos heute wie wir ueber Funk verfolgen konnten. Vielleicht 5 oder 6 Chinooks fuer die 8 oder so Boote. Lediglich zwei kleine 2-3 pfuendige Pink Lachse schnappten kurz vor Mittag bei uns noch zu – die gingen beide wieder zurueck.

Dann entschieden wir uns ein bisschen an der Scharkante zu pilkern. Vielleicht waren da ja ein paar interessante Grundjaeger und auch Lachse koennen mit Pilker gefangen werden. Lediglich ein paar kleinere Greenlinge und Seeskorpione bissen nahe dem Kraut.
Im etwas tieferen Bereich zuppelte es ploetzlich an meiner Rute ganz ordentlich und ich dachte an einen mittleren Ling Cod. Jedoch stellte sich der Raeuber als ein Pracht – Kupfer –Felsenbarsch heraus. Bestimmt 5-6 Pfund und bei dieser Groesse vielleicht 50 Jahre alt oder soagr noch mehr. Diese Groesse faengt man in Victoria nur noch selten!
Weil ich ihn langsam hochgeholt hatte, konnten wir ihn unversehrt wieder entlassen.

Dann wollten wir es noch auf Heilbutt & Co ueber den tieferen Baenken weiter draussen probieren. Das Wasser war wie ein Ententeich und auch die Stroemung war minimal. Jedoch konnten wir keinen Butt oder Grossling da draussen ueberzeugen.

So fuhren wir gegen 2-3:00 Uhr wieder zurueck. Boot saeubern und auftanken standen an und Ricardo fing paar Krabben und Seeskorpione vom Bootsdock.
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Knut, diese sogenannten Mooching Reels oder auch Centerpin Reels sind eine kanadische Westkuestenspezialitaet. Sehr robust weil kein Getriebe etc. und sehr leicht. Die Einheimischen hier bevorzugen diese Rollen weil es ein viel echteres Drillgefuehl gibt wenn man den Fisch mit 1:1 Uebersetzung und ohne Kupplung etc. drillt. Ist natuerlich gewoehnungsbeduerftig und sicherlich schwieriger da man die Rollenkurbel loslassen muss damit der Fisch abziehen kann. Hin und wieder bekommt man da was auf die Finger von der Kurbel bei 3000 U/Min! Lol Die Rollen haben eine Bremsscheibe, die mit einer Mutter justiert wird. Wenn man groessere Fische zusaetzlich abbremsen will, drueckt man den Handballen von unten an die sich drehende Rollenspule - so kann man feinjustieren ohne die Mutter der Bremssteuerung staendig rein- oder rauszudrehen. Nach anfaenglicher Skepsis bin ich nun voll ueberzeugt und moechte keinen Lachs mehr an Multirollen drillen.


Ah OK, danke für die Info,
ich dachte nur, es wäre leichte Kontakt zum Fisch zu halten, wenn Du eine Rolle mit Übersetzung fischst, da Du ja auch öfter beschreibst, dass Du kurbeln musstest wie ein Wahnsinniger, wenn der Lachs auf Dich zuschwimmt .-)

Gruss

Sir_Knut
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Auf Lachs in BC ;ooo;

Wenn ich Deine Berichte hier lese und die tollen Bilder sehe dann würde ich am liebsten auch gleich wieder starten :(

Halt uns bitte weiter auf dem Laufenden :>>
 
4 Tage Trip Malcolm Island, 7.7. - 11.7.2012

Tag 4:
Nachdem die magische Stelle Black Bluffs nicht so doll war am Tage zuvor, bestand Dave auf einen Stellungswechsel. Er kommunizierte abends mit dem Besitzer der Sund’s Lodge, den er kannte, und der berichtete, dass gestern direkt vor unserem Kuechenfenster ein paar schoene Chinooks gefangen wurden. Na das waere ja – da brauch’ man ja noch nicht mal den grossen Motor anwerfen um da hinzukommen!

4:00 Uhr ‘raus aus den Federn und beim ersten Licht um 4:30 Uhr tuckerten wir vorsichtig los. Nach 5 Minuten waren wir schon da und bei einem tollen Sonnenaufgang setzten wir 2 Ruten ein. Es zog sich ein langes Kelpbett vor dem Ufer entlang und auf der Wasserseite davor war es ca. 15 m tief. So schleppten wir unsere Koederfischmontagen in 10 – 12 m Tiefe. Ricardo schlief wieder den Schlaf der Gerechten auf der Bank.

Wir sahen eine Menge grosser Fischsicheln und auch Kleinfischschwaerme waren zahlreich vorhanden. Eigentlich perfekte Voraussetzungen. Nach ein paar Runden vor dem Kelpbett ruckelte Dave’s Rutenspitze und er kurbelte einen Felsenbarsch heran. Nicht unser Zielfisch. Ein Sund’s Lodge Guideboot gesellte sich zu uns, fuhr aber weiter als nach einer halben Stunde nichts passierte.

Als die Sonne hell am Himmel stand und wir immer noch nichts vorzuzeigen hatten, packten wir ein und fuhren auf die andere Seite der Insel. Dort zogen 5 Lodgeboote ihre Kreise in der Gegend die Slides hiess. Ausserdem waren da noch 10 – 15 andere Boote – die meisten sahen aus wie amerikanische Touristen. Wir gesellten uns dazu und schleppten nun 3 Ruten kreuz und quer.

Wir kamen an eine kleine Schule von kleineren Buckellachsen (Pinks) und wir hakten 2 oder 3 der 2-3 Pfundklasse. Die gingen sofort wieder zurueck. Aber sonst war es wie tot heute. Wir hoerten die Funkfrequenz, die die Sund’s Lodgeboote benutzten ab und hoerten, dass auch die heute nicht viel vorzuweisen hatten. 2 der Lodgeboote waren weit suedlich in den Blackfish Sound gefahren und hatten dort ein paar hungrige Chinooks gefunden. Die hiesigen Lodgeboote hatten hoechstens einen oder 2 kleinere Cohos oder Pinks vorzuzeigen. Aber sie riefen Durchhalteparolen durch da sie genuegend Lachse auf dem Echolot markierten und hofften, dass irgendwann bald die Beiszeit einsetzen wuerde.

So blieben wir geduldig im Pack dabei. Aber zu allem Fischerunglueck kamen dann auch noch die Orcas durch. Wenn das auch immer wieder ein schoenes Schauspiel ist - dem Angeln hilft das nicht! Normalerweise sind die Lachse dann mindestends 2 Stunden verschwunden.
Als wir unser Mittagssnack verspeist hatten und sich immer noch keine Action andeutet, packten wir das Lachszeug ein und drifteten in der Naehe unserer Oktopusstelle auf Grundfisch.

Das Wasser war wie ein Spiegel, kein Wind, kaum Stroemung aber auch kein Fisch! Nichts! Wie verhext.
Um Ricardo doch noch ein bisschen Spass zu bereiten fuhren wir am fruehen Nachmittag zu einer Insel- und Riffgruppe oestlich von Malcolm.

Gerade ausserhalb des Schongebietes. Da fanden wir eine steile Felswand die eine kleine Kelpzone vor sich hatte bevor die Tiefe auf ueber 50 m absank. Wir pilken mit einer leichten und einer schwereren Rute vor der Kelpzone in 30 m Tiefe. Ricardo brachte 2 ordentliche Felsenbarsche herauf die wir wieder freiliessen.

Dann wollte ich mal probieren. Ich nahm die leichte Rute mit einem 12 cm Chrompilker (Buzz Bomb) an einer 12 Kg Geflochtenen. Ich liess gerade wieder ab und der Koeder konnte noch nicht ganz Grund erreicht haben da riss es mir fast die Rute aus der Hand und die Rolle kreischte gewaltig auf. Ich konnte nur mit 2 Haenden die Rute halten und der D-Zug da unten zog unerbittlich zum Grund. Dann stoppte es, ruckelte 2-3 mal und fuehlte sich dann wie ein Haenger an. Wieder zwei Rucke und ploetzlich wurde die Schnur schlaff – alles weg.

Ich kurbelte verbluefft hoch und sah die Geflochtene zerrieben – wahrscheinlich als das Biest in seine Felsenhoehle hereinkroch. Im selben Moment stoehnte Dave auf als das Gleiche ihm passierte. Er hatte ein etwas staerkeres Geschirr mit 25 Kg Geflochtener aber auch ihm blieb nichts anderes uebrig als zuzusehen wie das Monster Schnur zum Grund hin abzog ohne es aufhalten zu koennen. Auch beim ihm setzte der Fisch sich brutal fest und zerriss die Schnur bevor Dave auch nur irgendwie reagieren konnte. Wow!

Was war denn das? Wir schauten uns unglaeubig an und zogen entschuldigend die Schultern hoch. Was haette man da nur machen koennen? Ricardo war ganz aufgeregt. Ob es der selbe Fisch gewesen war? Hatte das Monster jetzt 2 Pilker im Maul? Ich holte die Heilbuttrute heraus mit 40 kg Schnur. Ich montierte einen grossen Pilker und setzte das Boot auf die gleiche Stelle wieder um.

Ich war entschlossen dem Fisch keine Schnur zu geben und ihn auf biegen und brechen vom Grund wegzuhalten. Als ich den Pilker hinabliess stemmte ich mit breitbeinig ein und hielt die Rute fest mit 2 Haenden. Die Bremse war fest.
Der Pilker traf auf Grund. Ich fing an zu pilken. Nichts. Hatte das Monster jetzt etwa genug? Nach 10 Minuten brachen wir ab und entschlossen spaeter nochmal wieder zu kommen.

30 Minuten spaeter waren wir wieder da. Ich montierte den gleichen Buzz Bomb Pilker auf den ich den ersten Biss hatte. Der Pilker flatterte in die Tiefe.

Ich erwartete gerade den Moment wenn der Pilker auf Grund trifft, da riss es ploetzlich die Rute nach unten. Ich zog die Rolle zu und hielt dagegen. Es war ein echtes Tauziehen ohne Pardon. Ich kann nicht sagen, dass ich mich in dem Moment staerker als der Fisch gefuehlt haette. Die harte Rute war zum Halbkreis krumm gebogen, die starke Geflochtene zum Bersten gespannt und der Fisch unten ruckte wie ein Hund der an seinem Lieblingspielzeug zieht. Einen kurzen Moment gelang es dem Fisch doch von der eigentlich festen Bremse einige Umdrehungen Schnur abzuziehen; dann blieb er stehen und ich konnte ihn Stueck fuer Stueck hochpumpen.

Ein paar Male merkte ich noch die enormen Kopfstoesse aber als ich ihn etwa 5-10 m vom Grund weg hatte war es nur noch sau schwer. Endlich kam das Etwas nach oben. Ich trat zurueck und Dave und Ricardo lehnten sich tief ueber die Bordwand um zu sehen was da kam. Wow, auweia undsoweiter waren die Kommentare.

Ich war auch neugierig und als ich ueber Dave’s Schulter lugte sah ich einen grossen aufgerissenen Rachen wie den eines Groupers oder aehnliches. Ein grosser Ling Cod – wie erwartet. Dave nahm zweifelnd den Kescher da wir kein Gaff oder Harpune mithatten.

Er setzte an und bekam den Fisch 2/3 in the Kescher - da ploetzlich explodierte das Wasser und der Ling drehte sich mit Motorengeschwindigkeit wie ein Krokodil um die eigene Achse. Der Ling brachte es mit diesem Manoever fertig den Pilker loszuwerden und sich wieder rueckwaerts aus dem Kescher herauszuwinden. Dave konnte nicht nachfassen da der Kescher nun hoffnungslos mit Schnur und Pilker verknotet war. Ich sah den Fisch schon entkommen und Ricardo gestikulierte wie wild.

Der Ling war nun allerdings mehrfach in die Angelschnur eingewickelt , welche sich hinter den Kiemendeckeln verfing. Er konnte auch nicht weg. Da lag nun dieses zaehnestarrende Monster neben dem Boot. Dave warf den Kescher weg und griff beherzt nach dem Kiemendeckel und warf den Fisch in einem hohen Bogen ins Boot. Platsch! Da landete dieses Urvieh vor meinen Fuessen mit gleisenden Augen und fletschenden Zaehnen. Kann immernoch nicht glauben, dass Dave da seine nakten Haende reingesteckt hat!

Wir johlten im Siegestaumel. Ein grandioser Fisch. 28 Pfund und 1.2 m lang. Aber von anderen Pilker war keine Spur an oder in dem Fisch. Da muessen wohl noch mehr von solchen Brocken hausen.

Wir beschlossen den Tag mit diesem Erfolg ausklingen zu lassen. Die Rueckfahrt gestaltete sich recht wackelig da der Wind mittlerweile aufgefrischt hatte, was wir in der windgeschuetzten Ecke nicht so gemerkt hatten. Der Fisch wollte wirklich erarbeitet sein! Aber fuer solch einen Fisch hat sich die ganze Tagesmuehe gelohnt. 28 Pfund, das ist mein persoenlicher Ling Cod Rekord! Wenn ich mir allerdings vorstelle, dass diese Art bis zu 100 Pfund schwer werden kann und jedes Jahr 60 Pfuender gelandet werden mit der Angel – das ist mehr als doppelt so schwer ! – kaum zu glauben, dass das moeglich ist!

Nachmittags sind wir dann noch zu einem kleinen See baden gefahren und haben dabei einen Schwarzbaeren aufgestoebert. Abends haben wir dann am Strand vor unserem Hause noch ein Lagerfeuer als Abschiedsparty gemacht. Am naechsten Tag gings mittags wieder nach Hause. Aber die Morgenbeiszeit wollten wir unbedingt noch mal mitnehmen! Black Bluffs!
 
4 Tage Trip Malcolm Island, 7.7. - 11.7.2012

Tag 5:
Unser letzter Morgen. Eine leichte Brise wehte um 4:40 Uhr als wir ins Boot einstiegen. Aber das hielt uns nicht davon ab nochmal die Tour zum Black Bluff zu unternehmen. Aufmerksam steuerte ich voran um in den leichten Wellen ja kein Treibgut zu uebersehen und evtl. zu ueberfahren. Nach einer halben Stunde waren wir da. Ricardo wickelte sich wieder in seinen Schlafsack ein und ueberliess uns das Feld erst einmal.
Nur ein anderes Boot war in der Gegend – so hatten wir die Superstelle fast fuer uns alleine. Was wir nun erlebten war eine Sternstunde beim Lachsangeln. Als ob all die Lachse, die die letzten 2 Tage nicht beissen wollten, nun Kohldampf haetten, so stuerzten sie sich auf unsere Koeder. Bei ungefaehr dem zweiten Pass, gerade als ich zum Umlenken ansetzte und den Koeder auf 80 Fuss herabliess, riss meine Rute nach unten. Ein schoener Drill eines feisten Chinooks begann. Es war kein Riese aber der Fisch verkauft sich teuer und ich genoss den Drill. Am Boot begutachteten wir den etwa 18 pfuendigen Fisch. Der Haken sass einfach und wir wollten nur noch einen behalten. Der ging wieder zurueck.
Ich hatte noch nicht richtig die Haende abgetrocknet nachdem ich die Rute wieder bekoedert und eingesetzt hatte, das riss es meine Schnur schon wieder aus dem Clip und ich drillte wieder einen feinen Fisch. Dieser war fast die gleiche Groesse wie der zuvor. Als wir ihn erreichen konnten wurde auch er abgehakt.
Kurz danach war Dave’s Rute im Einsatz und wenn sein Fisch auch etwas kleiner ausfiel so machte der Fisch doch auch fuer 5-6 Minuten ordentlich Radau. Auch der ging wieder zurueck. Danach hatten wir einige Fehlbisse und ein oder 2 Pinks im Mix. Ich wollte gerade das GPS etwas herauszoomen und war im Cockpit da gab es an meiner Rute einen Hammerbiss! Schade dass ich den ersten Moment verpasste – ich hoerte nur ploetzlich meine Rolle aufkreischen. Dave hatte alles genau beobachtet und meinte der Fisch musste mit 50 km/h entgegen der Fahrtrichtung gekommen sein und kompromisslos den Koeder in voller Fahrt genommen haben da die Rutenspitze einem Ruck nach unten riss und nicht fuer einen Moment mehr hochkam sondern die Rolle sofort aufsang. Normalerweise schnellt die Schlepprute, nachdem der Downriggerclip ausgeloest hat, erst einmal kurz nach oben um dann gleich wieder nach unten zu ziehen. Nicht bei diesem Ueberschallbiss!
Dave hatte die Rute schon aus dem Halter gerissen als ich angestuerzt kam. Ich fasste die Rolle gar nicht erst an da die Spule sich mit unglaublicher Geschwindigkeit drehte. Wir jaulten laut vor Aufregung! War das mein Tyee??? Dave holte seine Rute ein und zog die Downrigger ein. Jetzt nur keine Fehler machen. Der Fisch riss eine Menge Schnur ab und kam dann zur Oberflaeche. Dort sausste er seitwaerts kurz unter und teils ueber der Oberflaeche. Wir sahen einen grossen silbernen Koerper in der Ferne surfen! Ich dachte einen Moment an Dave’s Missgeschick am ersten Tag und gab Druck soviel wie ich dem Geraet zutraute. Da drehte sich der Fisch und kam auf uns zu. Ich liess die Rolle wirbeln und schaffte es die Schnur straff zu halten.
Der Fisch rannte noch paar mal hier hin und da hin, waelzte sich, sprang fast....aber heute war wohl mein Glueckstag. Ricardo war inzwischen wach geworden und feuerte mich an. Dann zog der Fisch stur seine Runden dicht hinter dem Boot. Wir konnten ihn deutlich sehen. Ein schoener Fisch aber ob es zum Tyee reicht? Irgendwann wurde auch dieses Energiebuendel muede. Ich schlidderte ihn ueber den Kescher den Dave hinhielt. Jawoll! Gewonnen!
Ein fetter Chinook lag vor uns aber es wurde mir auch klar, dass zum Tyee etwas Laenge fehlte. Bei 24 Pfund blieb die Waage stehen. Ich freute mich trotzdem ueber diesen Fisch! Und der groesste Lachs der Tour – bisher!
Nun war Ricardo an der Reihe. Innerhalb der naechsten Stunde drillte und brachte Ricardo noch 2 Chinooks um die 15-16 Pfund an die Seite des Bootes. Auch Dave konnte sich noch mit einem kampfstarken vielleicht 12 – 13 Pfuender anlegen. Es machte einen Riesenspass. Dabei vermasselten wir noch ein paar Bisse weil wir unaufmerksam wurden.
Gegen 8:30 Uhr blies ich zum Aufbruch um die Faehre um Mittag nicht zu verpassen. Es faellt einem nicht leicht bei solch einem Spass einfach aufzuhoeren. Die Black Bluffs hatten mal wieder gehalten was sie versprachen. Ein toller Morgen und ein toller Abschied von einem Traumrevier. Ich werde wiederkommen!
 
14.7. 2012; Port Renfrew

Kaum wieder zu Hause von meinem Malcolm Island Trip stand unsere jaehrliche Maennertour nach Port Renfrew an. 12 Angler in 3 Charterbooten. Wir uebernachteten im Haus des Anbieters Island Outfitters, welcher auch die Charterboote stellte. Mann waren wir aufgeregt den Abend zuvor!

Wir sassen noch lange am Lagerfeuer im Garten und erzaehlten uns Monsterfischgeschichten – wahr oder nicht – die morgigen Guides kamen kurz vorbei und berichteten von den heutigen Faengen und das es nicht ganz windstill werden sollte mit maessiger Duenung. Wir wollten natuerlich alle offshore zur Swiftsure Bank, 40 km draussen.

Fast jeder warf vorsorglich die Antikotz-Drogen ein. Ich, der schon paar mal uebelst seekrank geworden war, klebte mir am Abend vorher das Pflaster hinter’s Ohr und warf dann eine Stunde vor Abfahrt frueh 2 Reisetabletten (Gravol) ein. Diese Kombination liess mich zwar fast im Stehen einschlafen aber hatte mich im Bezug auf Seekrankheit noch nie im Stich gelassen.

5:30 Uhr trafen wir zu Fuss in der Marina ein und unser Guide Trevor von No Bananas Charters wiess uns im Boot ein. Ein tolles 28 Fuss Aluboot mit ausreichender Kajuette um 5 Leute trocken sitzen zu lassen aber mit viel Angelraum hinten, vorn und sogar an den Seiten.

Wir duesten los und warfen kurz vor dem Buchtende die Krabbenfalle aus. Dann ging es auf die 1 – 1,5 Stunden Reise zur Swiftsure Bank. Auf meinem Boot waren meine Freunde Dave und Jerrod und Jerrod’s Angelkumpel Lorne mit dabei. Kurzfrequentige Duenung um die 3 m hoch, gegen die angefahren werden musste, machte die Ausfahrt lang und unbequehm. Jerrod musste nach einer Weile aufstehen und frische Luft schnappen da er sich nicht super wohl fuehlte. Gott sei Dank ging es bei ihm aber wieder vorbei.

Nach einer reichlichen Stunde tauchten ploetzlich ein paar Orcas auf. Ausserdem umschwirrten uns nun tausende Seevoegel aller Arten. Cohos schnappten und sprangen umher und jagten grosse Krillschwaerme. Ich wusste nun, dass die Bank nicht mehr weit war. Ploetzlich tauchten im Halbnebel etwa 20 – 30 andere Anglerboote auf, inklusive unserer anderen 2 Teamboote.

Trevor montierte ein Squidimitat an einer Rute und einen grossen Schleppblinker an der anderen Rute und wir liessen beide auf ueber 200 Fuss hinab – etwa 20 Fuss ueber Grund. Keine 20 Sekunden spaeter zuckte die Squidrute los und Lorne war zuerst dran. Er brachte einen etwa 9 pfuendigen Chinook nach oben. Leider sass der grosse Einzelhaken tief so dass der Fisch mitging.

Dann ging es Schlag auf Schlag und die Fische wurden immer groesser. Dave verlor seinen ersten nach paar Minuten, ich landete einen 14-15 Pfuender, Lorne ging in Fuehrung mit einem schoenen 18 Pfuender, Jerrod bekam einen Hammerbiss der sofort 30 – 40 m Schnur abriss. Es ging ein paar mal hin und her auf Biegen und Brechen bis der Haken auf einmal ausschlitzte und Jerrod betroeppelt dastehen liess. Trevor meinte schmunzelnd “Riesenfisch” und Jerrod schaute noch aergerlicher ‘drein. Dann war Dave an einen guten Fisch gekettet der ihm alles abverlangte. Bei einigen Fluchten Richtung Boot musste Trevor mit dem Motor nachhelfen damit Dave nicht die Schnurspannung verlor. Der erste knapp ueber 20 Pfund kam ins Boot. Dave strahlte.

Es war unglaublich wie sich die Chinooks da unten auf unsere Koeder stuerzten! Ein paar 10 – 15 Pfuender bekamen den Daumen nach unten was freilassen hiess. Trevor machte das ohne die Fische auch nur zu beruehren – ein klasse Guide! Dann war meine Rute mal wieder im Einsatz (weil ich links kurbele nehme ich immer meine Rute/Rolle mit). Ein kraeftiger 18 – 19 Pfuender stieg auf meinen Wobbler und weil der ohne Flasher gefischt wird, lieferte der Fisch ohne den Flasherwiderstand einen besonders harten Kampf ab und raste paar mal unaufhaltsam davon. Ein Mordsspass aber in dieser Tiefe auch anstrengend.

Damit war mein Limit an 2 Chinooks voll. Jerrod landete zwei schoene 18 – 20 Pfuender. Dann hatten ploetzlich Lorne und Dave einen Doppelschlag und beides Grosslachs. Mehrfach mussten die beiden Seiten wechseln und ihre Ruten untereinander durchfaedeln. Lorne’s Fisch kam recht schnell nach oben aber als er das Boot sah, spielte er verrueckt und raste unter das Boot und gefaehrlich um die Motoren herum. Paar mal dachte ich die Rute muesste brechen bei dieser Belastung. Als Trevor diesen Lachs keschern konnte – war es die neue Fuehrung fuer Lorne: 21 Pfund.

Dann kam Dave’s Fisch endlich in Bootsnaehe und ein grosser silberner Koerper waelzte sich kurz hinter dem Boot. Nach paar bangen Momenten war auch dieser gefangen und Dave hatte seine Fuehrung zurueck 22.5 Pfund!

Damit hatten wir 9 Chinooks im Boot (einer ging auf Trevor’s Lizenz) und waren fertig mit Chinook. Wir driftfischten nun auf Heilbutt und andere Grundfische wie Ling Cod, Felsenbarsch und pazifischer Dorsch. Eigentlich geht es auf Swiftsure ganz schnell sein Lizenzkontigent an Grundfischen zu fangen – nicht heute fuer uns. Wir muehten uns 2-3 Stunden an verschiedenene Plaetzen aber hatten am Ende nur einen 15 Pfund Heilbutt im Boot, zwei noch kleinere hatten wir wieder freigelassen, und einen mittelmaessigen Felsenbarsch.

Da wir noch eine halbe Stunde vor der Kueste auf Grosslachs versuchen wollten, packten wir bald ein und fuehren zurueck zur Kueste. Mit der Duenung ging es erheblich bequehmer zu reisen. Der Wind hatte nun kraeftig zugelegt und wenn Trevor’s Boot auch gross und superstabil war, war die Schlepperei vor der Kueste nicht sehr angenehm. Wir konnten auch nichts mehr fangen.

Die Krabbenfalle war halbvoll und jeder von uns konnte 4 schoene Dungeness Krabben mitnehmen. In der Marina trafen wir die anderen 2 Boote und es wurde nun spannend wer die kleine Wette um den schwersten Lachs gewonnen hatte ($20 pro Kopf Einsatz). Es stellte sich ‘raus, dass Dave tatsaechlich den Schwersten erwischt hatte – ganz knapp vor einem 22 Pfuender von Mike den er kurz vor Schluss noch vor der Kueste gefangen hatte.

Unser 3. Boot hatte wohl einen besseren Riecher fuer Heilbutte gehabt denn wenn sie auch nur wenig und kleinere Chinooks gefunden hatten, dafuer hatten sie 4 praechtige Heilbutte zwischen 30 und 40 Pfund gelandet. Mike hatte ausserdem einen schoenen 23 Pfund Ling Cod hochgepilkt.

Alles in allem wieder eine gelungene Tour mit viel Fisch fuer jeden. Nur einer auf dem 2. Boot war seekrank geworden und hatte nun seinen Magen generalgereinigt bekommen. Danke Carl fuer das Organisieren!
 
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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

sehr,sehr schönes Angelebiet dort würde ich auch mal zu gern hin !
Schöne Fänge :-)

mfg Angelfreund Hadi
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hallo cohosalmon,

ich muss Dir mal meinen grossen Dank ausdruecken fuer Deine sehr spannenden und interessanten Berichte, die Du schreibst. Ich warte schon immer ganz gespannt auf weitere Teile.


Schoene Gruesse, Kormoran
 
22.7. 2012, East Sooke

Eine tolle wenn auch kostspielige Angelsaison geht weiter!

Mein Vater ist nun hier ueber den Sommer und mein grosses Benefits-Angelderby stand an am 28.7. Ich wollte natuerlich sicherstellen, dass meine ganze Boots/Angelausruestung auch bestens funktioniert wenn es ernst wird. Leider hatte kurz nach dem Kauf meines grossen Bootsmotors (mit dem ich uebrigens sehr zufrieden bin bis jetzt!) mein kleiner Kicker (Schlepp- und Notmotor - 8PS Honda) einige Mucken gehabt. Auf Malcolm Island habe ich ein paar Mal mit dem grossen Motor geschleppt weil der Kleine einfach nicht rund laufen wollte. Ich hatte schon einige Dollar in ihn 'reingesteckt dieses Fruehjahr aber wohl nicht die ganze Ursache beseitigt. Ich konnte nicht herausfinden was los war und wollte in ein 9 Jahre und wohl 1000 Stunden Motor nicht mehr investieren und so habe ich die teure Pille eines neuen Kickermotors geschluckt. Ein 9.9 PS Yamaha.

Letzten So wollte ich ihn dann auch das erste Mal testen. Ich nahm meinen Vater und meinen aelteren Sohn Ricardo mit nach East Sooke fuer ein Mittagsfischen. Wir wasserten das Boot in Cheanuh Marina, Becher Bay und fuhren 'raus. Ich wusste, dass es etwas windig werden wuerde aber es sah noch schlimmer aus als ich befuerchtet hatte. Innerhalb der Bucht bauten sich auf der Windseite schon 0.5 m Wellen auf. Ausserhalb, hinter Aldridge Point kachelte es ganz ordentlich und ich sah viele Boote zurueck zur Marina kommen.

Wir fuhren dicht unter Land auf der windgeschuetzten Westseite der Buch und liessen 2 Ruten aus. Ich montierte eine mit einem neuartigem Glow-Squidkoeder und eine mit Koederfisch.

Keine 5 Minuten geschleppt und da fing es an der Squidkoederrute an zu reissen. Mein Vater griff sich die Rute und schlug an - allerdings ohne die Rollenkurbel festzuhalten - alles was der Anschlag erreichte war das mein Vater 2 m Schnur von der Rolle abriss. Aber der Fisch hing trotzdem. Es war kein Riese aber der Fisch wollte sich aber auch nicht so leicht ergeben. Neben dem Boot schlug er wild Schaum und ich versuchte eine Fettflosse zu erkennen denn nur markierte Cohos duerfen jetzt mitgenommen werden.

Endlich hielt der Fisch still fuer einen Moment - ha, keine Fettflosse! Ich fragte meine Crew of wir den 7-8 Pfuender behalten wollten. Aber wir entschieden, dass wir noch genug Fisch in der Truhe zu Hause hatten und heute nur spielen wollten. Also den schoen silberglaenzenden Coho (Silberlachs) mit einem Laichhakenansatz mit der Zange vom Haken befreit. Er schoss sofort in die Tiefe.

Das ging ja flott sagten wir uns. Ich hatte schon von Freunden vernommen, dass vor Sooke im Moment eine regelrechte Coho-Mania ausgebrochen war. Selbst aeltere Angler konnten sich nicht erinnern wann das letzte Mal so viele Cohos in der Strait aufgetaucht waren. Eine unglaubliche Lachsmenge die sogar Uferanglern von vorragenden Felsspitzen Fanggarantie versprach. Wo die bloss ploetzlich herkamen?

Schnell hatten wir die Rute wieder bekoedert und in ca. 15 m Tiefe befoerdert. Der Wind hatte uns etwa 1 km abgetrieben. Es dauerte eine Weile bis wir die Fangzone wieder erreichten. Doch jetzt tat sich erstmal nichts mehr. Wir schleppten im Windschatten kreuz und quer mit 2 oder 3 anderen Kleinbooten. Da sah ich wie das eine Boot in Aktion trat und einen mittleren Coho landete. Ich zog die Kreise enger um die Stelle.

Braune Schlieren wurden im unruhigen Wasser an der Oberflaeche sichtbar. Hatte hier jemand Abwasser verklappt? Mit der polarisierten Brille konnte ich Millionen Kleinstkrebse erkennen – Krill! Wow, das gibt es normalerweise nur offshore im offenen Pazifik. Kein Wunder mit der Coho-Bonanza wenn soviel ihres Lieblingsfutters da war! Wir schoepften ein paar der Tierchen in einen Eimer damit wir uns die mal richtig anschauen konnten. Nur ca. 1 – 2 cm lang und roetlich-glasig aber wohl unheimlich nahrhaft.

Das andere Boot hatte nun schon wieder einen Coho am Band. Da – ploetzlich tanzte wieder die Squidrute los und Vater war am Werk. Der Fisch kaempfte wie wild nahm sogar kurz Schnur und sprang 2 – 3 mal. Waehrend wir das Ringen beobachteten zog die Koederfischrute ab und Ricardo schnappte sich die Rute und war auch gleich am Fisch. Die Fische flitzten kreuz und quer und ich musste die Ruten untereinander durchfuehren um ein Schnursalat zu verhindern.

Vaters Fisch ergab sich zuerst nach einem beherztem Kampf. Ein toller, gesunder Silberbarren von vielleicht 6-7 Pfund – ich hob ihn kurz fuer ein Fototermin heraus und entliess ihn dann schnell wieder ins Meer. Ricardos Lachs war nun auch neben dem Boot - der eineiige Zwillingsbruder des eben freigelassenen und wurde auch schonend enthakt. Das war ein klasse Doppelschlag.

Kurz danach brachte mein Vater noch einen tiefroten Vermillion Felsenbarsch heran – der allerdings noch paar Jahre wachsen sollte.

Dann pilkten wir noch etwas an verschiedenen Stellen aber bis auf 2-3 kleine Greenlinge kam nichts mehr ans Boot – waren mit starker Drift und Stroemung auch denkbar unguenstige Bedingungen fuer’s Pilkangeln.

Alles in allem, dafuer, dass wir nicht mal aus der Bucht zu den guten Stellen ‘raus fahren konnten, waren wir ueberaus zufrieden mit dem Resultat von 2 Stunden. Und der neue Motor lief einwandfrei.

Bilder muss ich noch nachreichen.
 
22.7. 2012, East Sooke

Noch ein paar Bilder nachgereicht. Das erste ist vom Mt. Doug in der Naehe meines Hauses aufgenommen. Zeigt den Mt. Baker in Washington State schoen - dachte ich werf' das mal mit 'rein.
 
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