4 Tage Trip Malcolm Island, 7.7. - 11.7.2012
Tag 1 & 2:
Alright, wo soll ich denn mit dem Erzaehlen anfangen? Wir haben so viele tolle Eindruecke erlebt in der letzten Woche, dass es mir schwer faellt einen richtigen Einstieg zu finden. Vielleicht fange ich einfach der Reihe nach von vorne an und wenn es mal rollt dann laeuft es vielleicht von alleine richtig ab.
Vom 7.7. bis zum 11.7. sind Dave, mein Sohn Ricardo und ich zu einem Angelurlaub auf Malcolm Island unterwegs gewesen. Die fleissigen Leser meiner Berichte haben schon zweimal von diesem Ort gehoert – ich bin dieses Jahr schon das dritte Jahr in Folge dahin unterwegs – und nicht das letzte Mal! 2010 bin ich auf der Sund’s Lodge auf Malcolm Island gelanded und die gefuehrten Angeltouren der Lodge haben mich sicherlich nachhaltig beindruckt. Letztes Jahr habe ich es mit Dave und Carl auf eigene Faust versucht; mit anstaendigem Ergebnis. Dieses Jahr wollte ich meinem Sohn dieses kleine Paradies zeigen.
Malcolm Island ist die letzte und etwas groessere Insel zwischen Vancouver Island und dem Festland im Nordosten von Vancouver Island. Die letzte Barriere vor der offenen See und das Eingangstor zum Broughton Archipel mit seinen Millionen kleinen Inseln und Inselchen zwischen Vancouver Island und dem fjordreichen Festland. Das Ende der Zivilisation.
Es leben ein paar hundert Menschen auf Malcolm Island, dass von BC Ferries bedient wird. Ein besonderer Menschenschlag mit Sicherheit, alles tickt dort etwas langsamer und gemuetlicher. Sehr naturverbunden. Urspruenglich von einer finnischen Gruppe besiedelt vor ueber 100 Jahren.
Die Nordhaelfte von Vanouver Island ist viel rauher und launischer als die Suedhaelfte. Das Klima merklich kuehler und feuchter und von Hochgebirgen auf Vancouver Island und dem Festland umgeben. Es gibt nicht viel Sonnentage; dafuer um so haeufiger Regen, Nebel und Kuehle. Aber wenn sich im July/August normaler stabile Hochs einrichten, dann zeigt sich die Idylle von seiner brillianten Seite.
Wale, Baeren, Adler, Otter, Delphine und natuerlich viele Fische – wohin man schaut! Das Schoene an Malcolm Island ist das es noch genug geschuetzt in der Deckung von Vancouver Island liegt, als dass die grosse Pazifikduenung es treffen koennte. Das macht das Angeln viel angenehmer als an der Westkueste. Aber Malcolm Island liegt schon so weit am offenen Meer, dass das Fischangebot fast – ich betone fast – so gut ist wie an der Westkuesten-Bonanza. Also Fischreichtum mit gemuetlichen Bedingungen – klingt perfekt fuer mich!
Am Freitag den 6.7. sind wir drei gleich nach der Arbeit von Victoria aufgebrochen zu der etwa 6 stuendigen Reise. Wir planten jedoch nach 3 Stunden bei Dave’s Freund Eric einen Uebernachtstop in Comox einzulegen um die Reise stressfrei zu gestalten. Der Van hatte ordentlich zu ziehen mit Boot, 3 Leuten und ausreichend Gepaeck und Futter und Benzin fuer die Tage. Ich war mir nicht sicher ob es eine Tankstelle auf Malcolm Island gab, so hatte ich etwa 120 Liter extra in Kanistern dabei. Unbegruendet wie sich herausstellte.
Alles lief glatt und am Sa Vormittag kamen wir in Telegraph Cove an wo ich Red Hot zu Wasser liess und mit Ricardo zur Zielinsel uebersetzen wollte, waehrend Dave den Van mit der Faehre uebersetzte. Den Boothaenger liessen wir an der Marina stehen. Das sparte uns eine Menge Geld.
Die Ueberfahrt durch diese Inselwelt war traumhaft. Wir mussten nur aufpassen auf die vielen Untiefen und bis zur Oberflaeche ragenden Felsenriffs. Und die teils reissenden Stroemungen durch die Meeresengen.
Wir hatten zwei Pilkruten dabei und stoppten an einem der vielen Kelpbetten (Schlingpflanzenwald) vor einer Klippe und liessen die 100g Pilker hinab in etwa 15 – 20 m Tiefe. Das Wasser ist dort so klar, dass wir den Pilker deutlich sehen konnten. Und den Fischen beim Anbeissen zusehen konnten. Ricardo wechselte seinen Pilker gegen einen Gummifisch aus und fing Schlag auf Schlag Fische. Felsenbarsche (Rockfish), Gruenlinge (Greenling), Lengfische (Ling Cod), Cabezon und Seeskorpione – die Artenvielfalt war beeindruckend und Ricardo hatte einen Heidenspass mit den Fischen zu spielen. Wir behielten nur einen etwa 3 pfuendigen Gruenling bis dahin – alles andere wanderte wieder schonend zurueck.
Ploetzlich riss es Ricardo’s Rute tief hinunter und der Fisch riss sogar anfangs ein paar Meter Schnur ab. Ha, da musste wohl was groesseres eingestiegen sein! Ricardo hielt fest dagegen um den Fisch nicht in den Wasserpflanzendschungel zu lassen und pumpte ihn dann gekonnt nach oben. Ein schoener Ling Cod ueber dem Mindestmass von 60 cm. Geschaetzte 6-7 Pfund – Ricardo war sehr stolz. Der Gummifisch sah danach nicht mehr so frisch aus – die Lings haben moerderische Reisszahnleisten. Der ging auch mit! Fuer’s Abendessen war somit schon mal gesorgt.
Da Dave mittlerweile schon bei unserer Unterkunft angekommen sein mussten, packten wir ein und flitzten die 15 Minuten zur Warf in Mitchell Bay auf Malcolm Island. Dave wartete schon und berichtete, dass unsere Unterkunft im Bed & Breakfast Midden Lane bezogen und eingerichtet war. Da der Abend windig zu werden versprach, beschlossen wir den Abend nicht noch ‘rauszufahren. Ich machte das Boot vollkommen startklar fuer morgens – montierte die Downrigger, tankte auf, und ueberpruefte die Elektronik und das Sicherheitsgeraet. So brauchten wir nur noch einzusteigen am Morgen.
Unsere Unterkunft war 5 Minuten mit dem Auto weg. Sicherlich waere es wuenschenswerter etwas direkt am Bootsteg zu haben, aber das gibt’s hier leider nicht. Die ganze Insel ist nicht auf Tourismus eingerichtet und so muss man sich selbst behelfen. Dafuer hatten wir zwei geraeumige Schlafzimmer und eine voll eingerichtete Wohnkueche mit Ausblick direkt auf’s Meer.
4:20 Uhr morgens ging es ‘raus aus den Federn. Ein kurzes Fruehstueck und 4:45 Uhr duesten wir bei nun schon Helle los. 15 Minuten frueher hatten wir schon die ersten Sund’s Lodge Guideboote an unserem Kuechenfenster vorbeiduesen sehen. Wir waren spaet ‘dran!
Ich konnte nur noch eines denken: meine Traumangelstelle – Black Bluffs! Das Wasser was spiegelglatt aber als wir auf die Nordseite der Insel einbogen war ueberall Schwemmkraut und Schwemmholz verstreut. Da wagte ich mich nicht volle Pulle durchzubrettern und einen Bootsschaden zu riskieren.
So kamen wir erst 5:20 Uhr bei dem Black Bluff an. Zwei andere Boote gesellten sich gerade dazu. Ricardo zog sich auf dem Ausziehbett den Schlafsack ueber die Ohren und nickte nochmal ein. So begannen Dave und ich alleine das Angeln. Wir schleppten unsere Koederfischsysteme in 10 – 20 m Tiefe kurz ueber Grund direkt vor dem Kelpbett mit der Scharkante davor. Es roch foermlich nach Fisch. Ich hatte einen Glow In the Dark Koederfischsystem mit Gruen-Glow Flasher montiert. Dave etwas weisses mit rotem Fleck am Kopf.
Zack, da zappelte es an meiner Rute zuerst! Anschlag – Widerstand aber schnell wurde klar dass das Kleinfisch war. Ein kleiner Coho wurde schnell abgehakt ohne ihn zu beruehren. Eine Viertelstunde spaeter zog ich eine Bahn aggressiv dicht vor dem Kelpwald mit unseren Koeder nur 10-15 m tief. Da zuckte meine Rutenspitze zweimal und ich riss die Rute ‘raus und schlug an. Aha, diesmal ein kraeftiges Kopfschuetteln die Antwort.
Sofort riss der Fisch aus – gluecklicherweise parallel zum Kelpbett und nicht hinein. Dave zog seine Rute ein und maneuvrierte das Boot weg vom Pflanzendschungel. Der Kampf zwischen mir und dem Fisch ging paar Mal hin und zurueck, zweimal glaubte ich den Fisch schon in Keschernaehe zu haben, da zog er wieder ab. Dann nach 10 Minuten gab er auf und ich dirigierte ihn in Dave’s Netz. Na also! Ein schoener 18 Pfund Chinook lag vor uns.
Schnell die Ruten wieder ‘rein! Dave hatte den naechsten Biss den er allerdings verschlief und als er hinkam war es zu spaet – Koederfisch weg und Fisch weg! Jetzt stand Dave zum Sprung bereit und tatsaechlich keine 5 Minuten spaeter riss es beaengstigend an seiner Rute. Muehelos hatte der Fisch die Schnur aus dem Downriggerclip herausgezogen und zog die Rutenspitze gleich ins Wasser. Dave bekam kaum die Rute aus dem Halter – so gespannt war die Schnur.
Der Fisch zog ab als gaebe es kein Morgen! Unaufhaltsam riss er vielleicht 100 m Schnur ab und Dave konnte nur mit der bis zum aeussersten gebogenen Rute dastehen und abwarten. Als ich meine Rute aus dem Weg geraeumt hatte, wollte ich das Steuer herumreissen und den Fisch verfolgen. Da schien der Fisch aber umgekehrt zu sein und er flog jetzt wieder auf’s Boot zu.
Dave kurbelte wie ein Besessener um die Schnur ja nicht schlapp werden zu lassen. Ich sah’ die Rutenaktion bedenklich nachlassen und gab Vollgas am Kicker-Motor. Das half und die Rute lud sich wieder auf. Dave’s Handgelenk brannte vom Kurbeln. Aber der Fisch war noch da. Jetzt kam er an die Oberflaeche. Ich drehte den Motor wieder auf Standgas zurueck.
Der Fisch durchbrach mit seinem Ruecken und Schwanzflosse 15 m hinter dem Boot die Oberflaeche – Dave verpasste den Moment aber ich sah IHN. Es war ein Monsterlachs! Ich glaube das Einzige was ich hervorbrachte war: “Wow...!!!” Er zog gleich wieder los und surfte diesmal mit Ueberschallgeschwindigkeit ganz dicht unter der Oberflaeche. Dave’s Rolle sang ein erbaermliches Lied und die Bugwelle des rasenden Fisches war vergleichbar mit der eines Mini-U-Bootes!
Ploetzlich schlug der Fisch einen 90 Grad Haken und raste auf das Kelpbett zu! Oh nein, dachten oder vielleicht schrien wir beide und Dave drueckte seinen Handballen fest an die saussende Rollenspule um den Fisch abzubremsen. Es schien zu wirken den das Rollenlied wurde sanfter und dann passierte es.... Die Rute sprang zurueck und der Widerstand war weg! Weg, alles vorbei!
Dave stand mit zitternden Knien und schaute minutenlang unglaeubig auf Rute, Wasser und mich. Als er einholte fehlte das Koederfischsystem. Das Vorfach war kurz vor dem Koeder gerissen. Wahrscheinlich war die 40 Pfund Schnur zu oft ueber die messerscharfen Zaehne gescheuert und dann bei der enormen Spannung gebrochen.
Ich versuchte Dave aus seiner Laehmung zu loesen und anzuspornen einen neuen Versuch zu starten. Aber ich wusste aus eigener Erfahrung, dass das schwer wog und Dave diesen Fisch lange nicht vergessen wuerde. So eine Chance bekommt man nicht oft im Leben. Wenn ich schaetzen muesste – auch wenn ich nur Bruchteile an Sekunden an verwertbarem Sichtkontakt hatte, wuerde ich mindestens auf hohe 30ger wenn nicht sogar Mitte 40ger Pfund tippen. Vielleicht sogar noch groesser. Und das Dave, der es hasst Fische zu verlieren!
Waehrend Dave schicksalshadernd neues Geraet montierte, war meine Rute schon wieder im Einsatz. Noch bevor Dave seine Schnur in den Downrigger einhaengen konnte, gerade als ich eine Wende am Ende unserer Strecke machte, verneigte sich meine Rute wieder kraeftig. Anschlag sass und ein erneuter Kampf mit Grosslachs begann.
Dave packte sein Zeug gleich wieder weg und wartete mit dem Kescher. Der Lachs sprang sogar zweimal und lieferte einen klasse Drill ab. Nach paar Minuten gewann ich die Oberhand und zog ihn ueber den Kescher. Geschafft! Na also – geht doch! 19 Pfund feines Silber!
Konnte mir einen Kommentar zu Dave nicht verkneifen: “So wird’s gemacht! Deutsche Effizienz!” Weiter sollte ich es allerdings nicht treiben wie mich Dave’s strafender Blick belehrte.
Ich hatte damit mein Chinook-Tageslimit. Mehr wollte ich auch gar nicht mitnehmen. Dave hatte nun eine erstaunliche Pechphase. Ich glaube innerhalb der naechsten Stunde vermasselte er 5 oder 6 Bisse und verlor ein oder 2 kleinere Fische. Er war richtig von der Rolle. Ich konnte noch einen kleineren etwa 12 pfuendigen Chinook zum Boot geleiten und wieder loslassen. Die Beisphase war unglaublich – alle 5, spaetestens 10 Minuten ein Biss.
Um 7:30 Uhr wachte Ricardo auf und bestaunte die 2 Lachse in der Truhe. Wir ueberliessen ihm einen der Downrigger und eine eigene Rute und er konnte so angeln wie er wollte. Dave und ich stackten unseren Ruten an dem anderen Rigger.
Nun trat eine Beispause ein. Wir entschlossen uns etwas weiterzuschleppen – dem Ufer nach Norden entlang. Auch die naechste Bucht sah sehr verdaechtig aus. Dave und ich fischten noch immer in 10 – 25 Tiefe. Grund war nun mittlerweise um die 30-40 m. Ich sah Ricardo mit der Tiefe am Downrigger spielen und ermahnte ihn immer erst am Echolot zu checken wie tief es ist.
Ploetzlich loest Ricardo’s Rute aus und der Fisch riss an der nun freien Rute. Ricardo muehte sich die Rute aus dem Halter zu kriegen. Als er sie hatte, meinte er “Kleinfisch” und kurbelte munter drauflos. Ploetzlich zeigte sich sein Widersacher von einer anderen Seite und mit einem Schwung zog die Rute ploetzlich ab und es riss Ricardo die Rollenkurbel aus der Hand. Und die Rolle kreischte los.
Wir yahooten und feuerten Ricardo lauthals an da er offensichtlich an einen ordentlichen Lachs gekettet war. Er machte das wirklich klasse. Liess die Rolle los und laufen wenn der Fisch abzog und kurbelte sofort wenn der Fisch stehenblieb - um Spannung zu halten. Dave musste nur ein bisschen helfen die Rute in kritischen Momenten hochzuhalten. Leicht gab sich der Fisch nicht geschlagen und noch dicht am Boot sausste er unter dem Boot durch und gefaehrlich um die Motoren herum. Aber alles lief glatt.
Nach etwa 10 Minuten konnte ich Ricardo’s Fisch keschern und ein kleiner Junge strahlte ueber das ganze Gesicht! Ein schoener 21 pfuendiger Chinook lag im Boot – der groesste des Tages bis jetzt! Als Ricardo neu bekoederte schaute ich auf die Downriggeranzeige die noch dastand wo der Fisch gebissen hatte: 101 Fuss. Den Fisch hatte sich mein Sohn wirklich selber verdient – so tief haetten Dave und ich die Lachse nicht gesucht.
Keine Viertelstunde spaeter reisst es wieder an Ricardo’s Rute – natuerlich in 101 Fuss Tiefe! Nun ganz routiniert drillte er wieder einen schoenen Fisch. Dave und ich beschlossen den auf jeden Fall wieder freizulassen. Wir wollten hoechstens noch 1 oder 2 Lachse auf unserer Tour mitnehmen und vielleicht den einen oder anderen Heilbutt oder Ling oder Gross-Felsenbarsch wenn wir welche davon erwischten.
Ricardo hatten einen Riesenspass am Drill des Fisches und nach einer kurzen Bewunderung neben dem Boot liess ich den etwa 16 pfuendigen Chinook unversehrt wieder frei. Eine kurze Zeit spaeter war nochmal Dave mit einem etwas kleinerem Chinook – vielleicht 12 Pfund – ‘dran. Und meine Rute fand Interesse eines halbwuechsigen Cohos. Dann setzte wieder eine kleine Beisspause ein und gab uns Gelegenheit zum Mittagssnack.
Da kam auf einmal eine Gruppe Porpoises (delphinartige Kleinwale) und sausste und spielte um das Boot herum. Eine tolle Showeinlage!
Wir besprachen ob wir es gleich mal auf Grundfische wie Heilbutt & Co versuchen sollten. Das Ankergeraet hatte ich ja vorsorglich alles eingepackt. Seltsamerweise kam die Anwort direkt mit dem naechsten Biss auf Ricardo’s Rute. Ein seltsames Zucken der Rutenspitze liess mich genauer hinsehen und nach ein paar Sekunden gab es an der Rutenspitze eine tiefe Verbeugung.
Ich nahm die Rute heraus und schlug an – Widerstand. Aber der Fisch nahm keine Schnur und machte auch sonst keinerlei Radau. Es war einfach nur schwer. Ich dachte sofort an Felsenbarsch da Ricardo wieder recht tief eingesetzt hatte. So kurbelte ich das Schwere heran und erst neben dem Boot sahen wir dass wir es mit einem kleinen Heilbutt zu tun hatten. Hoechstens 15 Pfund schwer. Der Haken sass tief und ich musste mein Vorfach aushaengen nachdem ich ihn abschlug.
Wir beschlossen da das Lachstrolling einzustellen und uns eine geeignete Ankerstelle zum Grundangeln zu suchen. Schnell war das Lachsgeraet eingepackt und wir duesten 10 Minuten Richtung Mitte der Queen Charlotte Strait auf eine Untiefe zu die ich mir vor 2 Jahren markiert hatte. Leider stellte sich heraus, dass diese Untiefe zu kleinflaechig war, dass es praktisch unmoeglich war darauf zu ankern und dann noch darauf zu angeln. Die Koeder haetten in mindestens 120 m Tiefe gelegen weil die lange Ankerschnur uns ueber den Berg hinwegdriften liess.
Wir suchten uns eine groessere Bank in ca. 80 m Tiefe mit 100 m + herum heraus und warfen den Anker. Als beide Heilbuttruten mit Hering bestueckt auslagen, liess ich auch den Duftsack am Downrigger hinab um die Lockwirkung zu verstaerken. Es dauerte nicht lange, das zappelte was an meiner Rute. Es kam ein mittlerer Felsenbarsch nach oben der mitgehen musste wegen dem Druckunterschied. Also musste es teils felsig sein da unten.
Nach einer halben Stunde verneigte sich Dave’s Rute ploetzlich und er war sich sicher, dass es ein kleiner Heilbutt war. Tatsaechlich kam wieder ein kleiner 10 – 15 Pfund Butt herauf. Ich sagte Dave, dass wir bestimmt noch etwas Besseres kriegen wuerden aber er bestand darauf diesen mitzunehmen. Ok denn.
Ich fing an unsere getoeteten Fische auszunehmen um die Zeit sinnvoll zu verbringen. Da sah ich ploetzlich zwei deutliche Reisser an meiner Rute. Als ich Fuehlung aufnahm, war nichts mehr zu fuehlen. Naja, dachte ich, vielleicht kommt er ja noch mal zurueck.
Nach 10 Minuten hatte Dave genug und meinte er muesste den Koeder an meiner Rute kontrollieren. Er fing an einzukurbeln und es war schwer! Komisch – aber kaempfen tat es auch nicht!? Ricardo und ich sahen gespannt in die Tiefe. Als das Etwas in ca. 20 m Tiefe auftauchte, sahen wir etwas Unergruendliches. Was war denn das? Etwas rot, etwas braun, etwas silver....und total unfoermig?! Ein Rochen meinte Ricardo vielleicht? Nein!
Kurz vor der Oberflaeche stoppte Dave und wir sahen uns unglaeubig an! Ich hatte 2 Einzelhaken an dem Stahlvorfach – an einem der Haken hing ein halber Meter langer Ratfish (Meerkatze(?) – silbrig), an dem zweiten Haken hing in kleiner Heilbutt (braun), um den Heilbutt gewickelt hing in kraeftiger Oktopus (rot), der nicht am Haken hing sondern ernsthaft versuchte sich den Heilbutt vom Haken zu klauen oder sich direkt ueber ihn herzumachen.
Wir waren verbluefft, verzueckt, entsetzt – was weiss ich. Sowas hatte noch keiner von uns gesehen! 3 Fische an 2 Haken und auch noch 3 komplett verschiedene Arten!
Ich schoss ein paar Fotos waehrend sich das Klaeuel an der Oberflaeche betat. Dann hakte ich zuerst den Ratfish ab. An den Heilbutt war kein Rankommen - an dem Oktopus vorbei. Ich versuchte einen der Fangarme vom Heilbutt zu loesen und nach einiger Kraftanstrengung bekam ich ihn los aber sofort versuchte der Fangarm sich an meinem Arm festzusaugen. Ich konnte das gerade noch verhindern.
Die Fangarme waren vielleicht 70-90 cm lang, der Koerper/Kopf vielleicht 20 – 30 cm Durchmesser mit dem scharfen Schnabel den ich unbedingt nicht kennenlernen wollte. Der Oktopus pumpte Wasser wie verrueckt und versucht immer noch mit dem Heilbutt wegzukommen. Zu zweit befreiten wir den Heilbutt Arm fuer Arm – es war nicht leicht die 6 Fangarme wegzubekommen.
Zwischendurch haftete der Oktopus sich auch mal am Boot fest... Ploetzlich liess er ab und trieb ein wenig weg vom Boot und dann mit zwei drei kraeftigen Stoessen verschwand er Richtung Tiefe. Bis ca. 20 m Tiefe konnten wir ihn noch beobachten – dann war er weg. Jetzt hob ich den Heilbutt ins Boot und der zuckte nicht mehr. Der Oktopusueberfall war wohl etwas zu viel gewesen.
Interessanterweise, als ich den letzten Heilbutt ausnahm, fand ich zwei halb verdaute Oktopusarmstuecke in seinem Magen. Ricardo hatte sofort ein paar Abenteuergeschichten parat wie der Heilbuttclan die Oktopusburg ueberfiel und sich dann der Oktopusclan raechte und das Heilbuttlager angriff...
Wir packten danach ein da wir mit 3 Heilbutten fuer 3 Angler unser Tageslimit hatten. Leider steckte der Anker so fest am Grund, dass die Ankerschnur riss und ich diesen Verlust verbuchen musste. Damit waren weitere Heilbuttchancen auf unserem mehrtaegigem Trip arg reduziert. Aber fuer dieses Erlebnis gebe ich das gerne her. Es muessen da wohl einige Felsburgen am Grund gelegen haben da Oktopusse Hoehlen und andere Verstecke brauchen. Nicht der beste Platz zum Sportankern!
Hochzufrieden mit diesem Tag fuhren wir zurueck und versorgten unser Fang. Dave trauerte noch lange seinem Monsterfisch nach – und wird wohl noch Jahre davon sprechen... Ricardo hatte den groessten Fisch des Tages!