Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hallo coho, es ist gut ,wenn du uns etwas hinter die Kulissen schauen läßt, und es ist schon traurig wie mit den Fischen / Beifang umgegangen wird, der ja aber mit zur Nahrungskette in der Natur gehört. Erst wenn der Fischbestand stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, müssen radikale Maßnahmen herangezogen werden, um den Rest noch bestmöglichst zu retten.
Angeln kann so schön sein , vielen Dank fürn Bericht und die vielsagenden Bilder aus ner anderen Angelwelt.
 
Ich haette auch lieber schoene Fangberichte hier und jetzt eingestellt aber meine ersten beiden Heilbutttrips waren eine Nullnummer (siehe im Lachsangel-Thread). Selbst die guten Heilbuttguides muehen sich in diesem Fruehjahr ab den einen oder anderen Butt fuer ihre Kunden vom Boden zu kratzen. Keiner hat so eine richtig schluessige Erklaerung parat - letztes Jahr waren doch noch viele Butte vor Ort!? Wo sollen sie denn hingeschwommen sein? Sind die alle Vegetarier geworden? Nun ja, ich halte Euch auf dem Laufenden wie sich das so entwickelt.

Fuer Euch hier mal mein Buttrig:

1) den Spreizdraht; ca. 40x15 cm um Tueddel beim Herunterlassen zu verhindern
2) das Blei (bei unseren Stroemungen schon mal 1kg) an einem 20kg Vorfach an den kurzen Arm des Spreizdrahtes wobei das Blei-Vorfach mindestens gleich lang wie das Koedervorfach sein sollte damit bei Stroemungsstillstand der Koeder auch noch herumbaumeln kann und nicht ganz platt am Grund liegt
3) ein 20 cm Stueck Mono (40 kg) dann ein Spinnerblatt gefolgt von einem 30-40 cm Edelstahlvorfach mit 2 grossen Einzelhaken ca. 15 cm versetzt.
4) ein Gummi-squid (am besten Glow) ueber die Haken auf's Stahlvorfach aufgezogen.
5) als Koeder nehme ich entweder einen ganzen Hering (Kopf ab - duftet besser) oder Bauchlappen vom Lachs. Auch schon mal Makrele wenn ich welche kriege.
6) um noch mehr Duft zu erzeugen, schmiere ich immer noch Lockstoffe wie "Butt Juice" an den Koeder und Gummi-Squid.

Hali Rig.jpg


Manche benutzen statt Stahlvorfach einfach ein starkes Stueck Mono (1 mm o.ae.). Ich habe aber viel Downriggerkabelreste, die ich fuer die Buttvorfaecher verwende. Da wir viel mit Dornhaien beim Buttangeln kaempfen, finde ich das Stahlvorfach besser - sicherer. Kein Hai beisst das durch und so kann ich mir sicher sein, wenn dann der Buttbiss kommt, dass mein Geschirr intakt ist. Nach etlichen Haifaengen ist der Stahl natuerlich auch total verbogen und verknickt. Es haelt aber fuer einen ganzen Tag. Zu Hause tausche ich dann gegen ein neues Stahlvorfach aus.

Wie schon oft in meinen Berichten erwaehnt, biete ich das ganze vom verankerten Boot am Meeresgrund an. Ich benutze eine ca. 2.1 m kraeftige aber mit flexibler Spitze versehene Grundrute mit einer Penn Squall 50 Rolle und 40kg Geflochtener. Unsere typischen Buttgruende sind etwa 70-100m tief. Wenn der Anker sitzt, lasse ich am Downrigger einen Duftsack mit allerlei Fischabfaellen zum Grund hinab. Dann lasse ich 2 Ruten am Heck ein bis das Blei auf Grund schlaegt. Ein paar Kurbeldrehungen, so dass das Blei bei den Wellenbewegungen immermal auf dem Boden auftrifft. Dann abwarten.

Beim Biss bleibt oft die wippende Spitze kurz stehen - da springt man zur Rute und macht sich kurbelbereit - um dann Sekunden danach brutal nach unten gerissen zu werden. Feste und sichere Rutenhalter sind Pflicht sonst ist die Rute weg! Wenn der Butt abzieht und die Rutenspitze nach unten reisst, ziehe ich den Bremshebel kurz zu und kurbele kraeftig in-den-Fisch hinein, anstatt einen traditionellen Anschlag zu setzen. Ich habe einige Butte verloren als ich beim Biss die Rute erst aus dem Rutenhalter herausgeholt hatte und bis ich dann fertig zum Anschlag war, war der Fisch weg. Ich habe eine bessere Quote wenn ich wie beschrieben direkt beim Biss in den Fisch hineinkurbele; dass treibt den (oder beide) Haken tief durch die ledrige Haut ins Fleisch. Wenn der Haken einmal richtig im Butt greift, geht ein Butt selten wieder verloren. Der kritische Moment ist der Anschlag, der muss durchkommen. Und meine Methode (nicht wirklich meine alleinige) erreicht das sehr gut. Es kommt schon mal vor, dass man zu frueh ankurbelt - meistens wenn der Butt nicht richtig abzieht sondern nur am Koeder herumreisst. Wahrscheinlich inhaliert der Butt den Koeder und spukt ihn dann wieder aus und schnappt wieder zu.... Man sieht dann die Rutenspitze tanzen. Dann muss man geduldig sein oder einfach einen Anschlag riskieren. Solche Bisse sind schwer einzuschaetzen - aber solche Bisse sind auch nicht die Norm. Angelt man mit Kunstkoeder auf Butt sind diese Rein-Raus Bisse haeufiger weil der Butt ein bisschen mit dem Koeder spielt und vielleicht auch skeptisch ist. Daher gibt es beim Kunstkoeder-Buttfischen auch mehr Aussteiger. Naturkoeder werden vom Butt meist vertrauenswuerdiger genommen und damit steigt auch die Fangquote.

Beim Drill kann man jede Form erwischen. Manche Butte haengen wie ein schwerer Sack dran und kommen fast ohne Gegenwehr nach oben als ob sie es gar nicht gemerkt haetten, dass die gehakt sind. Bei solchen "gruenen" Butten muss man bei der Landung ganz vorsichtig sein - die explodieren foermlich bei der ersten Beruehrung. Eine Harpune ist da ein Segen. Solche Butte wenn ueber 25kg verbiegen fast jedes Gaff und zerfetzen jeden Kescher. Ein Flying Gaff funktioniert muss aber mit dem ersten Versuch einwandfrei sitzen denn gleich tobt der Butt! Hat man keine Harpune oder es ist sehr wellig und man traut sich den fehlerfreien Einsatz eines Flying Gaff nicht zu, versucht man am besten gar nicht erst den "gruenen" Butt zu landen sondern tippt ihn nur kurz an und laesst ihn dann wieder zum Grund saussen um sich vor der Landung muede zu toben. Andere Butte legen gleich los und kommen dann auch muede zum Boot und machen nicht mehr so viel Theater. Man kann auch einen "gruenen" Butt erreichen wenn man praktisch nicht pumpt sondern den Butt nur langsam und sachte ueber die Rolle nach oben bringt. Damit reduziert man dann nochmals das Risiko dass der Butt waehrend des Drills aussteigt aber wie gesagt, man hat dann besser ein stabiles und sicheres Landungskonzept parat.

Das wichtigste beim Buttangeln im Tiefen ist die Duftspur. In 100 m Tiefe ist es stockdunkel und Butte rauben nicht auf Sicht. Farben spielen dann keine Rolle - ausser Glow. Der Vorteil beim Grundangeln vom verankerten Boot ist, dass man eine gute und weitreichende Duftspur auslegen kann. Man muss daher auch nicht unbedingt direkt ueber den Butten ankern. Der Duft des Duftsackes und der Koeder holt die Butte heran. Je nachdem wie weit weg die Butte gerade herumzogen kann das 10 Minuten oder auch 3-4 Stunden dauern. Je mehr Duft, desto besser! Daher eignen sich oelige und fetthaltige Koeder am besten. Die Expertenguides wissen noch besser als ich wo sich die Butte wann (bei welcher Gezeitenskonstellation) aufhalten und koennen so die Wartezeit noch deutlich verringern. Die Wochenendangler wie ich begnuegen sich die generellen Jagdgruende der Butte zu kennen und dann dort die Duftspur aufzubauen und auf die Butte zu warten. Ist auch sehr erholsam diese Grundangelei - wie beim Karpfenansitz. Allerdings koennen die Haie wie die Weissfische beim Karpfenangeln diese Ruhe betraechtlich beeinflussen.

Noch ein Wort zum Ankern; das ist in 100m Tiefe bei flussaehnlichen Stroemungen nicht ungefaehrlich und sollte mit Vorsicht und Sorgfalt gemacht werden. Die groesste Gefahr besteht wenn man die Ankerschnur in den Propeller kriegt waehrend der Anker noch festsitzt. Augenblicklich dreht sich nun das Boot mit dem Heck gegen die Stroemung und meist auch Wellen und kann so buchstaeblich in Sekundenschnelle ueber das Heck sinken. Es wird wie ein Wobbler gegen die Stroemung heruntergezogen. Es passieren solche Unfaelle immer wieder und auch ich weiss von was ich schreibe! Immer genau wissen wo die Ankerschnur ist wenn man das Boot bewegt. Und natuerlich verankert man das Boot waehrend des Angelns IMMER am Bug! Immer mit dem Bug zum Anker!

Das diese Buttangelei vom verankerten Boot auch in Norwegen hervorragend funktioniert, hatte mit vor vielen Jahren ein Fischer am Romsdalfjord gezeigt.
 
Endlich mal wieder ein Fangbericht! Ich hatte Euch ja schon berichtet, dass diese Angelsaison nur sehr schleppend in Gang gekommen ist; Heilbutte sind erstaunlich wenige unterwegs oder nur nicht hungrig? Winterlachse waren nicht besonders zahlreich vor Ort, was schon kein gutes Zeichen fuer die naechsten 1-2 Jahre ist. Dann kamen die ersten Wissenschaftsberichte heraus und die deuteten auf eine unterdurchschnittliche Lachssaison in 2018. Das Fischereiministerium bruetet seit dem an Fangbeschraenkungen etc. – bis jetzt ist noch nichts entschieden aber es wird nicht toll werden fuer uns Angler! So in all dieser duesteren Stimmung kann einem schon ein bisschen die Lust am Angeln vergehen. Letzten Freitag Abend hatte sich der Kern unserer Angelfreunde mal bei unserem gemeinsamen Freund Dave getroffen. Der hatte gerade seinen Haeuslebau abgeschlossen und wollt mal seine neue Behausung vorstellen und begiessen. Carl, Jerrod und ich waren gleich bereit dazu und sofort kam auch gleich die Idee auf, das Treffen irgendwie mit einer Angeltour zu verbinden.

Jerrod wohnt etwa 45 Minuten noerdlich von Victoria und hat somit auch Angelkenntnisse von den noerdlicher Gefilden. Er hat uns schon oefter mal von einer tollen Maifischerei vor Nanaimo (2h von Victoria) auf Lachs erzaehlt. Wir alle kennen die guten Berichte von schoenen Chinookfaengen jedes Jahr im April-Mai aus den Online-Foren aber konnten uns bisher noch nie aufraffen das mal auszuprobieren. Wahrscheinlich schien es nicht der Muehe wert im Anbetracht unserer eigenen guten Fischerei hier praktisch direkt vor unserer Tuer. Dieses Jahr sieht das nun anders aus; nur wenig gute Berichte von den lokalen Stellen und etliche Fangbeschraenkungen waehrend es vor Nanaimo gerade rappelt und die dort (NOCH) keine Fangbeschraenkungen haben. So hatten wir ruckzuck beschlossen uns Freitag bei Dave zu treffen, etwas den Bauabschluss zu begiessen und dann Samstag Morgen mit 2 Booten nach Nanaimo aufzubrechen. Da Dave’s Haus fuer mich schon 20 Minuten auf dem Weg nach Nanaimo war, brachte ich gleich Boot und Geraet mit und uebernachtete bei ihm in seinem AirB&B Anbau. Jerrod machte uns abends mit den letzten Fangberichten noch richtig heiss und erklaerte was wir zu beachten und zu erwarten haetten.

Die besagten Fangstellen vor Nanaimo liegen vor den Gulf Islands an der Westkueste der Georgia Strait. Die Georgia Strait ist die Meeresenge zwischen Festland und Vancouver Island, vielleicht 40 km breit und 250 km lang. An der Ostseite von Gabriola Island vor Nanaimo erstreckt sich ein Riff mit vielen Untiefen (Thrasher Rock) und an der Aussenseite des Riffs faellt das Wasser der Georgia Strait schnell auf >300m Tiefe ab. Die Lachse sammeln sich jedes Jahr im Mai an dieser Kante und ueber dem ultra-tiefen Wasser. Warum, wissen wir auch nicht wirklich. Und sie versammeln sich da auch nur fuer einen kurze Zeit – die gute Fischerei dort dauert nur so 3-4 Wochen und dann rangiert diese Stelle wieder nur in den unteren Raengen der Beliebtheitsskala. Meine Vermutung ist folgendermassen: im Maerz versammeln sich Unmengen Heringe leicht noerdlich von Nanaimo zum Laichen. Das lockt natuerlich auch allerlei Lachse an. Ist der Laichakt vorbei, zerstreuen die die Heringe und ziehen wahrscheinlich suedwaerts dem offenen Pazifik zu, die Lachse im Schlepp. Ende April/May kommt dieser Schwall Leben dann bei Nanaimo – am Trasher Rock vorbei und geguenstigt eine gute Fischerei bis die Heringe plus Lachse dann ab Juni wieder verschwunden sind.

Wir waren alle aufgeregt denn keiner von uns hatte dieses Jahr schon einen ordentlichen Lachs am Band gehabt. Jerrod brachte auch seinen 11 jaehrigen Sohn mit auf Carl’s Jalopy. Dave fuhr bei mir mit. Wir slippten in Ladysmith, etwas suedlich von Nanaimo um von dort unseren 45 minuetigen Bootstrip durch die Gulf Islands zum Trasher Rock zu machen. Eine klasse Slipanlage und auch noch umsonst – beste Bedingungen! Es nieselte, aber es war Null Wind! Es war eine angenehme Fahrt durch die Inselwelt – ein GPS und Kartenplotter sind allerdings Voraussetzung fuer eine problemlose Fahrt sonst kann man sich schon mal verirren, auf gefaehrliche Riffe auflaufen oder die Paesse zwischen den Inseln verpassen.

Nach 45 Minuten kamen wir auf der offenen Georgia Strait an und sahen auch schon eine Flotte von ca 30-40 Booten ziemlich weit verstreut vor der Kueste. Wir fingen ueber 150 m tiefem Wasser an zu angeln. Jerrod hatte uns geraten, alle Tiefen zwischen 30 und 60 m mit den Downriggern abzuklappern. Das war schon ein bisschen anders als unsere Fischerei in Victoria oder Sooke wo man dicht an den Ufer- oder Bodenstrukturen auf Lachs fischt. Wir sind es gewoehnt staendig auf das Echolot und den Plotter zu schauen um dicht an der Struktur zu fischen ohne Geraet zu verlieren und dabei noch etlichen Booten, die auch um dieselbe Struktur fischen, auszuweichen. Hier, das war ja eine superleichte und stressfreie Angelei! Man fischt im Mittel-bzw-Oberwasser ohne Risiko fuer’s Geraet und weil es keine Struktur gibt, die die Fische an einer bestimmten Stelle haelt, verstreuen sich die Angelboote ueber viele Kilometer und man kann praktisch mit einem Autopilot fischen. Sehr entspannt! Der Nachteil ist, man weiss halt nie wo gerade die Fische sind. Wir sahen den ganzen Tag kaum Zeug auf dem Echolot.

Dave und ich setzten erst einmal nur 2 Downrigger ein. Ich wollte erstmal sehen wie der Hase so laeuft und ob es etwa staerkere Stroemungen gab, die den Einsatz eines dritten Downriggers erschweren wuerden. Vielleicht wurde es auch so aktiv, dass wir zu zweit keinen dritten Rigger bedienen konnten. Ich montierte mir zwei nacheinandergeschaltete Inline Flasher direkt an das Downriggerblei und haengte nur einen Heringblinker ohne Flasher an den Clip. Das Ganze ging dann auf 44 m Tiefe. Dave hatte einen anderen Blinker mit Flasher am Start und begann etwas flacher. Wir tuckerten in’s immer tiefer werdende Wasser der Offshore-Flotte entgegen. Kurz vor einer tiefen Untiefe riss ploetzlich meine Schnur aus dem Clip und die Rutespitze ruckte wild los. Ich sprang schnell hin und nahm die Rute auf, kurbelte auf Spannung und hieb kraeftig an. Bei der Tiefe und mit Monoschnur muss man sich schon reinlegen damit am anderen Ende ueberhaupt noch was ankommt. Es hing etwas dran! Juhu, jubilierte ich innerlich, endlich mal wieder am Lachs! In der Tiefe hatte man kein richtiges Gespuer fuer die Groesse des Gegners aber der Fisch kam jetzt steil herauf und durchbrach ca. 50 m hinter dem Boot den Wasserspiegel. Da ich keinen Flasher an der Schnur hatte, konnte der Fisch frei herumtoben. Toll, kein Gewicht, Flasher oder anderes stoerendes Geraet zwischen mir und dem Fisch. Der Fisch sausste ein paar Mal hierhin und dahin, musste dann aber bald Farbe bekennen – er war kein Riese – aber ein schoener Keeper! Bald hatte ich ihn neben dem Boot wo er noch mal durchdrehte und paar Mal unter das Boot sausste. Dann packte ihn Dave mit dem Kescher ein. Aha, es geht also noch! Wir klatschten uns ab und ich schlug und stach den etwa 9 Pfuender ab.

Eine weitere Runde ueber die Fangstelle brachte nichts mehr. War auch nichts auf dem Echo zu sehen. Schon komisch! Auch die Jalopy, die hinter uns auch bald ueber unsere Fangstelle schleppte, konnte nichts zum Anbiss ueberreden. So schleppten wir schliesslich weiter in’s immer tiefere Wasser. Bald waren wir weitlaeufig von Booten umgeben aber wie gesagt in sehr anstaendigen Abstaenden. Eines gab uns etwas zu denken; die BC Ferries Faehre von Nanaimo nach Vancouver kam ploetzlich zum Vorschein und dueste fast genau durch die Angelgegend hindurch. Mit denen wollten wir uns nicht anlegen – da sollte man schon aufpassen besonders wenn es mal nebelig sein sollte. Die Faehre der Gegenrichtung fuhr dann ca. eine Stunde spaeter andersherum aber viel weiter offshore. Gut so!

Wir sahen hin und wieder mal ein Boot mit einer krummen Rute aber ansonsten war es schon ruhig – etwas zu ruhig nach unserem Geschmack. Die Jalopy hatte noch gar nichts. Mittlerweile waren wir ueber 300 m tiefen Wasser. Das war schon ein neuer Rekord fuer mein Echolot und ich war jetzt entschlossen auch die 1000 Fuss Marke zu durchbrechen um einmal 4 Stellen auf der Echolotanzeige zu sehen. Ich wartete jeden Augenblick darauf, dass das Geraet Bodenkontakt verlor aber ich konnte selbst in 1096 Fuss Tiefe noch die Bodenlinie erkennen und das immer noch im 200kH Modus. Klasse Maschine!

Ich hatte gerade meinen Blinker um 5 Meter hochgeholt als die Rute zu rucken anfing. Anschlag, leichtes Zucken – Kleinlachs. Dann fing auch Dave’s Rute an zu wackeln und kurz darauf auch noch die inzwischen eingesetzte dritte flache Rute. Alles nur kleine Cohos. Da musste ein ganzer Schwarm unterwegs sein weil sobald wir die Ruten wieder im Wasser hatten, ging der Spass wieder von vorne los. Carl funkte auch Fischkontakt durch, hatte allerdings auch einen besseren dabei der in die Kiste kam. Kurz darauf fing Jerrod auch einen Keeper und kaempfte dann noch 10 Minuten mit einem richtig Grossen der aber leider kurz vor der Landung ausstieg. Jetzt war auf einmal Leben in der Bude! Aber auf dem Echolot war trotzdem nicht viel zu erkennen obwohl ich in die oberen 70 Meter einzoomte. Da, ploetzlich zog es ungeduldig an meiner tiefen Blinkerrute! Noch bevor ich die Rute aufnehmen konnte, sah ich wie der Clip ausloeste und die Schnur kurz schlapp wurde. Ich kurbelte wie besessen und als ich Widerstand spuerte, hieb ich an. Der sass!

Ich konnte fuer einige Augenblicke keine Schnur gewinnen aber der Fisch nahm auch keine Schnur. Da stand ich nun mit vollkrummer Rute und es ging nicht vorwaerts noch rueckwaerts! Da sahen wir wie der Schnurwinkel immer flacher wurde – aha, der Fisch rast nach oben! Es war kein richtiger Sprung aber ein wildes Waelzen was wir kurz darauf weit hinter dem Boot wahrnahmen. Trotz der Distanz konnten wir sehen, dass das ein besserer Lachs war. Nun raste er auch weiter davon und die Rolle sang los. Herrlich dieser Klang! Wie hatte ich das vermisst! Dave raeumte inzwischen das Deck und bereitete alles zur Landung vor. Wir mussten und aber noch ein bisschen gedulden, das Tauziehen war noch nicht vorbei! Ohne einen Flasher konnte der Lachs seine ganze Athletik und Akrobatik ausleben was natuerlich fuer paar bange Momente bei uns sorgte. Dave hasst es generell Fische zu verlieren, sieht er doch vorallem ein leckeres Filet am anderen Schnurende. Normalerweise bin ich da viel entspannter aber heute wollte auch ich Fisch mit nach Hause bringen! Immer wieder wich der Lachs dem Kescher aus und sausste wieder ab. Dann endlich konnte ich ihn in den Kescher schliddern. Geschafft! Ein schoener 12 Pfuender lag zu unseren Fuessen. Klasse! Und wie herrlich wenn man waehrend des Drills nicht von Klippen wegsteuern muss oder andere Boote wegwinken muss!

Ermutigt kreisten wir weitere Runden in dieser Gegend aber ausser ein paar kleinen Cohos biss nichts anstaendiges mehr. Auch auf der Jalopy kehrte Ruhe ein. So schleppten wir nun vielleicht 2 Stunden ereignislos umher. Ich peilte in den flacheren Gefilden eine langgestreckte Untiefe an (immernoch in 150m Tiefe). Vor der Kante hatte Dave ploetzlich einen Biss in ueber 60m Tiefe. Er riss die Rute heraus, ruckte an und die Rute kruemmte sich gut durch. Doch die Hoffnung waehrte nicht lang, der Fisch stieg aus und die Schnur wurde schlapp. Schade, bisher nicht Dave’s Tag! Aber vielleicht ein Zeichen, dass die Lachse jetzt noch tiefer zogen!? Wir stellten entsprechend um.

Etwa 20 Minuten danach funkte Carl, dass er langsam einpacken wuerde. Dave funkte zurueck dass wir noch eine Stunde blieben und verabschiedete sich. Carls Tocher hatte ihre Geburtstagsparty und die wollte er nicht verpassen. Dave und ich hatten noch Zeit. Es regnete zwar inzwischen ungemuetlich aber wir waren unter dem Dach trocken. Mittlerweile waren wir auf dem Ruecken der Untiefe angekommen und ich zog gerade die Mittelrute aus dem Clip um zu kontrollieren. Die Rute noch in der Hand sah ich wie meine andere Rute ploetzlich leicht zu zucken anfing. Ich liess die Mittelrute fallen und schnappte mir die andere und schlug an. Gewichtiger Widerstand – aber war es Fisch? Da sprang Dave auf und riss seine Rute raus – auch krumm. Oh Mann, sagte ich, wir haengen wohl zusammen! Doch in dem Moment riss es mir ungeduldig Schnur von der Rolle. “Nee, ich bin am Fisch!” meinte ich zu Dave, aber er schien auch Leben in die Rute zu kriegen. Sollten wir mit einem Fisch zusammen haengen!? Oje! Wir brachten unsere Downrigger hoch und um das Kraut fett zu machen, hing nun an Daves Downriggerkabel der Koeder der Mittelrute deren Schnur nun ein einem immensen Bogen ueber den halben Pazifik hinter unserem Boot hing. Daves Fisch zog nun auf meine Seite und meiner auf seine – jedenfalls wussten wir nun mal schon, dass wir beide nicht am selben Fisch hingen. Doppelbiss!

Aber wie sollten wir denn auch nur einen von den Lachsen landen solange die Mittelrutenschnur noch alles hinter dem Boot blockierte. Das wuerde einen Fitz geben! Mein Fisch gab nun richtig Gas und nahm Schnur. Daves war wohl kleiner und kam schon in Bootsnaehe. Ich griff noch mit einer Hand nach dem Kescher und zog den Teleskopstiel fuer Dave aus. “Du bist auf Dich alleine gestellt!” meinte ich zu ihm und warnte ihn nochmal ob der losen Mittelrutenschnur im Wasser. Wie durch ein Wunder blieb Daves Fisch weg von der Schnur und kam irgendwie daran vorbei zur Seite des Bootes. Waehrend ich noch in der Hin-und-Her Phase meines Drills war, sah ich Dave nach dem Kescher greifen und irgendwie zulangen. Das erste Mal ging noch schief aber beim zweiten Ansatz schaufelte er den etwa 7 Pfuender heraus. Er warf den Fisch schnell in die Kiste unter Deck, fummelte den Blinkerhaken aus dem Netz und raeumte dann endlich die Mittelrute aus dem Weg. Auch mein Lachs war wundersamerweise nicht in den losen Schnurbogen hineingeschwommen obwohl er ihn wohl mehrfach knapp gekreuzt haben musste. Kurze Zeit spaeter sackte Dave auch meinen Lachs ein – der Groesste des Tages – etwa 13 Pfund! Na das war ja ein Paukenschlagende denn mit 4 Chinooks waren wir am Limit unserer zwei Lizenzen.

Ich funkte zur Jalopy, dass wir mit ihnen zusammen zurueckfahren wuerden. Erstaunt fragte Carl nach dem Grund des ploetzlichen Sinneswandels und staunte als er hoerte, dass wir innerhalb der letzten Minuten unsere Ausbeute verdoppelt hatten. So packten wir geschwind ein und fuhren die Strecke durch die Inselwelt zurueck und dann die 1,5 Stunden Autobahn nach Victoria. Ein gelungener Ausflug was man im Anbetracht unserer Unerfahrenheit mit den dortigen Gegebenheiten nicht unbedingt haette erwarten muessen. Wir werden das mit Sicherheit nochmal wiederholen bevor dieser Nanaimo-Spuk wieder vorbei ist!

Interessanterweise stellte sich heraus, dass die 4 Lachse wohl von unterschiedlichen Heimatfluessen stammen muessen - alle hatten eine andere Fleischfarbe! Dave hatte einen blutroten und einen richtig weissene, ich wieder einen orange-roten und einen zart-rosa (siehe letztes Foto). Der Harrison, der Chilliwack und der Squamisch River sind bekannt fuer ihre Weiss-fleischigen Chinooks - eine ziemlich seltene Genmutation.

1.jpg 2.jpg 3.jpg 4.jpg
 
Danke für'sich berichten. :applaus:
 
Wieder sehr spannend und informativ geschrieben. Vielen Dank für den Bericht von einem neuen Revier!

Petri

Hans
 
Danke für den Informativen und spannenden Bericht aus einer anderen Anglerwelt.
 
10.6.2018; Victoria

Nach der Ankuedigung der Angelbeschraenkungen fuer 2018, vom Fischereiministerium in Ottawa festgelegt, setzt nun bei uns allen langsam Ernuechterung ein. Wiedereinmal ist die Sportfischerei unfair ins Fadenkreuz des politischen Aktionismus geraten und fuer den schlechten Zustand der nordpazifischen Lachsbestaende und fuer die unterernaehrten lachsfressenden Orcas bestraft worden. Zwei Drittel der hiessigen Juan de Fuca Strait sind fuer die Angelei komplett geschlossen worden und an vielen Strecken der Kueste bis hoch nach Alaska darf nur noch 1 Chinook behalten werden. Der Skeena und Fraser River bleiben zumindest die erste Haelfte der Saison fuer Lachsangelei komplett geschlossen und auch in den Muendungsgebieten beider Fluesse darf nicht mehr geangelt werden. Unsere Lobbygruppen haben lange vergeblich versucht darzulegen, dass die Angelei ein solch kleiner Einfluss auf die Bestaende hat, dass ohne Massnahmen an den wirklichen Ursachen fuer die Lachseinbrueche, keine Verbesserung erwartet werden kann. Bis jetzt traf man in Ottawa auf verschlossene Ohren. Die Angelei zu beschraenken geht schnell, kostet erstmal nichts und sieht in der Oeffentlichkeit nach was aus. Das fuer eine insgesamt unbedeutende prozentuale Einsparung eine ganze Lebenskultur und nationale Tradition an den Rand des Untergangs gebracht wird, von vielen Jobs und Einkommen vor allem in kleinen Kuestenkommunen ganz abgesehen, ohne Aussicht auf Besserung, ist eine Tragoedie. Ich habe kuerzlich einem Fischereiministeriums Gesandten noch eine andere Botschaft mit nach Ottawa gegeben, etwas was ihn scheinbar sehr ueberrascht hatte, naemlich, dass die meisten Lachsbestandsaufbau- oder stuetzprojekte, die meisten Flussrehabilitationsprojekte und viele Gewaesserreinigungsprojekte ohne Angler einfach nicht stattfinden wuerden, ohne deren endlosen Freiwilligenstunden oder finanzielle Unterstuetzung. Und was fuer eine Motivation ist das fuer diese fleissigen Angler weiter Schweiss und Aufwand in diese Fisch-und gewaesserprojekte reinzustecken wenn sie die ersten sind die dann wieder ungerechtfertigt ueber die Klinge springen muessen und ihr Hobby nicht mehr ausueben koennen!

Nun, ganz verzichten muessen wir hier vor Victoria noch nicht; noch koennen wir zwei markierte Chinooks pro Tag behalten und ab August dann auch unmarkierte. Fuer mich ist die Hauptsache, dass ich ueberhaupt noch Angeln gehen kann, ich muss nicht unbedingt immer was mit nach Hause nehmen. Meine Catch & Release Methoden sind gut und ermoeglichen zu allermeist eine schonende Entlassung der gehakten Lachse. Es ist aber gut die Moeglichkeit zu haben einen tief gehakten Lachs oder kiemengehakten Lachs mitnehmen zu koennen wenn dessen Ueberlebenschancen gering waeren. Noch haben hier die Anti-Catch&Release Aktivisten keine grosse Zustimmung aber noch ist die Gepflogenheit der Meeresangler in BC hauptsaechlich fuer den Kochtopf zu angeln auch sehr ausgepraegt und Catch&Release hauptsaechlich was fuer Flussangler. Aber auch das kann sich aendern!

Ich war einige Male mit meinen Soehnen an den lokalen Seen zum Forellenangeln. Mit ordentlichen Erfolgen zumeist. Schoene Regenbogner und auch Kehlschnittforellen bis so um die 40 cm. Die Jungs haben auch paar schoene Schwarzbarsche auf die Schuppen gelegt.

Das vorherige Wochenende hatte ich dann mit Carl mal einen Abstecher ins Meer vor Port Renfrew, dem Beginn der offenen Westkueste, zum Lachsangeln gemacht. Er will dort naechstes Wochenende an einem Lachsderby teilnehmen und wollte schon mal kundschaften. Wir fanden aber nur sehr magere Ausbeute vor Ort. Wir fingen vielleicht ein Dutzend untermassige Lachse, aber nichts zum Vorzeigen. Die Boote von den Offshorebaenken kamen wenigstens mit ein paar halbstarken Lachsen und ein paar kleineren Heilbutten zurueck. Aber heiss auf’s Derby machte dieses Resultat nicht. Es ist eines der magersten Lachsjahre im Pazifik vorausgesagt worden fuer 2018 und diese Prognose scheint sich zu bestaetigen. Es wird ueberall sehr schlecht gefangen.

Waehrend der letzten Woche war mal mein alter nun verrentneter Arbeitskollege Larry mit seinem Boot vor Victoria auf den Oak Bay Flats unterwegs gewesen. Er und sein Freund konnten 4 Chinooks von 8 bis 12 Pfund am Morgen einsacken. Das war mal ein ordentliches Resultat und gab Hoffnung. So liebaeugelte ich mit einem Wochenendtrip vor meine Haustuer. Oak Bay ist nur paar Minuten vor meiner Haustuer, ich koennte fast hin laufen. Allerdings gibt’s an dem Kuestenabschnitt keine brauchbare Slipanlage und so muss ich erst durch die halbe Stadt durch um dann die ganze Kueste wieder zurueckzuschippern um dann hier vor der Tuere mit dem Boot zu angeln. Samstag war es noch zu windig aber fuer Sonntagmorgen ergab sich ein Windfenster. Ich war noch unschluessig ob vielleicht doch East Sooke aber dann siegte die Bequehmlichkeit. Um 4:00 Uhr aus den Federn und um 4:45 Uhr war ich an der Rampe. Es war etwas windig aber der Wellengang nicht zu toll. Mit halber Kraft war ich dann 5:15 Uhr an der Stelle und liess 2 Blinker in die Tiefe; einen glow-gruenen Coho Killer direkt am Grund und einen Nootka Blinker in etwas mehr als halber Tiefe.

Das Echolot war sofort voll mit Futterfisch. Wow, hier war Leben im Wasser! Auch grosse Sicheln waren hier und da vorhanden. Heute musste doch was gehen! Ich hatte tatsaechlich die ganze Bucht fuer mich alleine – normalerweise waren hier immer 10 bis 20 Boote. Aber es war ja auch verdammt frueh, gerade ging die Sonne auf. Ich starrte wie gebannt auf immer neue Fischschwaerme, manche halb suspendiert, viele ueber Grund. Wahrscheinlich waren die tiefen Sandaalschwaerme waehrend die hoeheren Heringe waren. In der Ferne sah ich wie die Moewen auf einer basketballfeldgrossen Flaeche tobten und ins Wasser sturzflogen – dort musste ein Kleinfischschwarm von etwas an die Oberflaeche getrieben worden sein – ein typischer Heringsball. Ich schleppte mal in die generelle Richtung.

Den Coho Killer hielt ich immer direkt am Grund; das gab mir staendig zu tun denn ich fuhr schraeg ueber die Tiefenkontouren. Da! Es riss kurz am Coho Killer und die Schnur loeste aus. Ich sprang hin und riss die Rute raus und kurbelte rasend um Kontakt zu kriegen. Fuer eine Sekunde dachte ich fuehlte Widerstand aber es konnte auch der Flasher gewesen sein. Es war nichts mehr dran. Mist! Aber ein Zeichen, dass Lachse da waren und Lust hatten! Schnell setzte ich die Rute wieder am Rigger ein und liess sie wieder zum Grund hinab. Ich setzte mich gerade hin und wollte am Echolot herumzoomen als die selbe Rute wieder ausloeste und anzog. Diesmal brauchte ich nicht nach Widerstand suchen, etwas Schweres zog schon unaufhaltsam ab als ich die Rute aufnahm. Der war gut!

Es war wirklich ein Genuss zu drillen! Ich hatte kein Boot weit und breit auf das ich aufpassen musste, kein Ufer im 1 km Radius, ich musste also ueberhaupt nicht darauf achten wohin ich langsam weitertuckerte oder wohin ich abtrieb. Ich sah auch keine Robben oder Seeloewen die mich veranlassen mussten, den Drill zu forcieren. Ich hatte alle Zeit und allen Platz um den Drill zu geniessen! Der Lachs war erst etwas faul und stand nur stur in der Tiefe. Nach und nach hievte ich ihn in hoehere Gefilde und jetzt wurde er auch sportlicher. Jetzt riss er ein paar Mal ein gutes Stueck Schnur von der Rolle. Ich jubilierte innerlich; man vergisst wie stark solche groesseren Lachse sind! Dann hatte ich ihn neben dem Boot. Ein schicker Silberling etwa 13 Pfund. Hoffentlich markiert, dachte ich.

Aber jetzt begann der schwierigste Teil; solo keschern. Ich musste aufpassen, dass der Lachs nicht auf die andere Bootsseite schwamm wo noch meine zweite Rute am Rigger hing. Da half mir mein hinteres zweites Steuerrad mit dem ich mir das Boot in der Endphase des Drills in Position drehen konnte. Ausserdem erwiess sich nun auch meine neueste Bootsmodifizierung, die um den Hals gehaengte Fernsteuerung zur Schleppmotordrehzahl, als sehr hilfreich. Als der Lachs das erste Mal kurz Breitseite neben dem Boot zeigte, stellte ich den Motor auf Lehrlauf, und schob den langstieligen Kescher Richtung Fisch um gleichzeitig mit der Rute nach hinten zu ziehen. Der Lachs schlidderte in den Kescher als gebe es nichts einfacheres in der Welt. Jawollllll! Juhu, ein wunderschoener markierter (abgeschnittene Fettflosse, zeigt Lachs aus kuenstlicher Brutstation an) Lachs kam an Bord! Das war ja wie im So-Muss-Man-Es-Machen-Film.

Begeistert versorgte ich den Fisch und machten dann wieder das Geraet klar. Ich wechselte noch den anderen Blinker fuer einen andere glow-gruen Blinker aehnlicher Groesse und schleppte dann wieder zur Fangstelle zurueck. Ich war waehrend des Drills etwas ins tiefe Wasser abgetrieben und es dauerte etwas bis ich wieder in der generellen Gegend war. Wieder tauchte viel Futterfisch am Echolot auf. Ich zog einmal hin und wieder zurueck ueber die Fangstelle. Aber nichts. Ich zog die Bahn etwas weiter und kam in etwas flacheres Wasser – so um die 35m tief. Meine tiefe Coho Killerrute ruckelte jetzt ueber Grund und ich zog den Rigger etwas hoch und dreht mich kurz weg. Als ich wieder hinsah, konnte ich noch sehen wie die Rute ausloeste und wild nach hinten zog. Wow!

Schnell die vollgespannte Rute aufnehmen und schon ging die Post ab! Die Rolle sang los! Als der Fisch nach 10 Sekunden stehenblieb, ruckte ich nochmal kurz an. Daraufhin zog der Fisch wieder ab und ploetzlich ein Ruck und weg. Neeeeiiinnn! Ich kurbelte wie besessen um vielleicht doch noch wieder Kontakt herzustellen – nichts, der war weg. Vielleicht hatte er nur knapp gehangen und mein nachtraeglicher Anschlag hatte die gehakte Haut zerrissen. Aber dann waere er wohl sowieso irgendwann im Drill verlorengegangen. Beim Trolling hat man nun mal keine Kontrolle ueber die Hakenposition, man muss nehmen wie man es kriegt. Ich setze immer lieber einen Anschlag um einen losen Haken voll einzutreiben auch auf das Risiko hin mal den einen oder anderen damit herauszureissen was dann meiner Meinung nach sowieso passieren wuerde.

Naja, man kann nicht alle kriegen. Aber das war ein starker Fisch gewesen. Und wieder am Coho Killer! Ich setzte nun den anderen Blinker auch tiefer, wenn auch nicht ganz auf Grund. 2 Koeder am Grund zu managen wenn man solo schleppt, ist viel Arbeit. Ich zog jetzt bewusste einige Schleifen in flachere Gefilde. Wieder kam ich an Stellen an denen der Schirm von Echolot fast ueber die gesamten 40 m Wassertiefe voll Futterfisch war. Wahnsinn! Mittlerweile waren nun ein paar anderen Boote vor Ort und einige pilkten um diese Futterbaelle herum. Es bildeten sich wieder Moewenwolken wo die Kleinfischschaerme nach oben kamen.

Nach einer ereignislosen halben Stunde machte ich gerade einen recht scharfen Bogen bei der die innere tiefe Coho Killerrute ueber Grund ruckelte. Ich wollte gerade den Rigger wieder etwas hochholen als das Rucken etwas zu unruhig wurde fuer Grundkontakt. Ich nahm die Rute auf und ruckte mal auf Verdacht an. Die Schnur kam aus dem Clip raus und sofort spuerte ich Gegenkontakt. Und nun ging die Rute in die Knie! Der zog ab wie ein D-Zug! Wow! Ich konnte fuer vielleicht 30 Sekunden gar nichts machen. Das war wieder ein guter Fisch! Hoffentlich hielt alles. Waehrend der Fisch noch abzog holte ich den Downrigger hoch und machte den Kescher klar und legte ihn griffbereit. Aber soweit war der Fisch noch lange nicht. Es muss ein Jahr hergewesen sein, seitdem ein Fisch so ein Spektakel an meiner Rute gemacht hatte. Dieser Fisch hier war ein Vollathlet! Kaum hatte ich ein paar Meter zurueckerkaempft, rums riss er die Schnur wieder ab. Ich hatte gluecklicherweise wieder allen Platz der Welt, die anderen Boote waren eine gutes Stueck weg.

Dann kam der Fisch auf’s Boot zugeschwommen und ich kurbelte wie ein Berserker bis mir das Handgelenk schmerzte. Ich drueckte wieder auf meine Fernbedienung um den Hals und drehte damit den Motor auf um mir beim Druckhalten zu helfen waehrend der Fisch mit 30 km/h auf mich zukam. Er war jetzt flach und musste schon nahe am Boot sein. Ich fuehlte immer noch keinen richtigen Gegendruck und bangte ob der Fisch noch dran war. Aber die Schnur ging kurz hinter dem Boot noch steil ins Wasser – ein loser Flasher wuerde schon weit hinter dem Boot an der Oberflaeche herumplantschen. Da, jetzt bog sich die Rute wieder voll durch – Gott sei Dank! Nun musste ich den Fisch unter dem Boot vorholen und er hatte den Hang immer zu der unbequehmen Seite mit der anderen Rute im Wasser zu ziehen. Oha, der wird nicht so einfach. Aber noch kam er ueberhaupt nicht in Keschernaehe. Etliche Male riss er ploetzlich wieder aus und zog mal eben 20-40 m Schnur ab. Aber er kam nicht mehr tief. Es war jetzt nur noch eine Frage der Geduld meinerseits. Einmal hatte ich ihn genau hinter den beiden Motoren und ich stellte auf Lehrlauf und griff nach dem Kescher. Ich sah, dass der Blinker nur knapp vorne im Kiefer hing. Den sollte ich besser nicht zu hart rannehmen!

Um den Kescher zu greifen, liess ich die Rolle los. Als ich den Kescher ueber das Heck schob, drehte der Fisch wieder ab und riss aus. Es riss mir fast die Rute aus der Hand und ich musste den Kescher wieder weglegen. Der Fisch schoss nun wieder unter das Boot und hing unter den Motoren. Nicht gut! Hau ab dort! Ich steckte die Rutenspitze ins Wasser und zog hart an und er kam. Aber wieder auf die falsche Seite und verdammt nahe an die ausliegende Schnur der anderen Rute. Bloss nicht! Ich hob an. Jetzt lag er fuer einen Augemblick ruhig ca. 2 m hinter dem Boot. Ich griff nach dem Kescher und schob ihn raus. Ich konnte aber den Fisch nicht komplett erfassen, er war zu weit weg! Ich fasste die Schnur ueber dem Flasher und zog hart an. Der Lachs schlidderte ueber den Kescherbuegel aber mit nur einer Hand an so einem langen Stiel konnte ich ihn nicht augenblicklich eintueten und jetzt wachte der Fisch auf und fing an sich zu waelzen. Nicht gut, gar nicht gut…. ich liess die Schnur fahren und griff mit zwei Haenden zum Kescher und konnte gerade noch das Netz anheben bevor sich der Lachs wieder ueber den Buegel herauswaelzen konnte. Geschaaaaafffft! Ich fuehrte den nun tobenden Lachs im Kescher zur Seite des Bootes und schaute nach der Fettflosse. Keine da, praechtig! Fantastisch! So konnte ich endlich mal wieder eine ordentlich Portion Lachs mit nach Hause bringen und den Raeucherofen klar machen.

Gute 14 Pfund brachte der zweite Bursche auf die Waage. Fast Zwillinge. Damit war ich fertig, hatte mein Tageslimit an Chinook. Andere Lachsarten hatten wir noch nicht vor Ort. Es war erst 8:00 Uhr! Viele Boote kamen jetzt erst raus und ich war fertig! Ich schleppte noch ein Stueck Richtung Hafen und packte dann ein. Das Fruehaufstehen hatte sich auf alle Faelle gelohnt, ein toller Morgen mit sehr schoenen Fischen und ein lebendiges Meer. Es ist noch nicht alles verloren hier. Noch bin ich optimistisch, dass die guten Lachsjahre wiederkommen werden, auch wenn es viel dafuer zu tun gibt! Aber ich moechte, dass auch meine Enkel nochmal solche Morgenerlebnisse am Wasser haben koennen.

a.jpg
f.jpg
b.jpg

c.jpg

d.jpg

e.jpg
 
Toller, packender Bericht und natürlich super Fische. :a020:
 
Klasse ! Starke Berichte die Du hier mit uns teilst!:k020:
 
Hallo Coho,
Ich lese begeistert deine Berichte :dankeschoen:.
Ich habe eine Frage zu dem Buttrig, welche Stärke hat der Spreitzdraht. Ich habe schon welche nachgebaut in 2mm, aber die kommen mir so labberig vor. Ich möchte den Rig am Roms zum NK angeln auf Seehechte und Leng ausprobieren.
20180714_084655.jpg

Gruß Der Alte
 
Wieder ein spannender Bericht aus BC. Besten Dank dafür. Man kommt sich bei deinen Berichten immer vor als wäre man mit an Bord gewesen
 
29.6.2018; Nootka Sound
Tag 1:

Und ploetzlich war schon wieder unser fast schon jaehrlicher Nootka Sound Angeltrip da! Wie die Zeit verfliegt. Ich musste den Abend vor der Abfahrt noch lange packen, sortieren und Boot/Anhaenger und Auto ueberpruefen damit einem erfolgreichen Trip nichts im Wege stand, zumindest was ich beeinflussen konnte. Ich nahm auch noch kurz Kontakt mit dem Chef-Guide im Moutcha Bay Resort auf um die Fanglage zu erkunden. Was James Fisher mir berichtete klang einerseits sehr gut; ergiebige Chinook und Cohoschwaerme vor der Kueste, am besten an den ersten offshore Untiefen an welchen sich auch Butt und Lingcod tummelten. Aber andererseits hatte er schlechte Nachrichten vom Wetter; eine Sturmfront war im Anmarsch und wuerde die Kueste ganz schoen aufwuehlen. Autsch!

Wir kamen Freitag nachmittags im Moutcha Bay Resort an. Graham, unser 2. Skipper, hatte sein Boot bis zum Resort ueber die Schotterpiste getrailert. Das Boot und Anhaenger waren mit Schlamm nur so verkrustet. Ich hatte mein Boot am Ende der Asphaltstrasse in Gold River gewassert und Ian hatte dann den leeren Anhaenger zum Resort gefahren. Mein Boot sah prima aus im Vergleich zu Graham’s. Ein wesentlicher Grund warum ich mein Boot nicht auf Schotterpisten bewege.

Nachdem wir unsere Unterkunft fuer 3 Erwachsene und 5 Teenagers bezogen hatten, zog es uns schon auf’s Wasser. Der Wind sollte jeden Tag schlimmer werden, demzufolge wollten wir keine machbare Minute ungenutzt lassen. Ich hatte die beiden aelteren Jungs Alec und Ricardo sowie Alec’s Vater Ian auf meinem Boot. Graham hatte die junge Bande Owen, Alex und Jack bei sich. Unsere Boote waren in etwa gleich gross. Wir duesten zum Fjordausgang und wurden dort schon von einem pfiffigen Wind und etwa 1m Wellen begruesst. Etwa ein Duzend anderer Boote schleppten dort schon im Wind- und Wellenschatten der letzten Felsen vor dem Friendly Cove Leuchtturm. James hatte berichtet, dass einige Cohoschwaerme bis dicht unter Land kamen und man so um den Leuchtturm herum den einen oder anderen Silberbarren abfassen konnte. So zogen wir unsere Bahnen im den Fjordeingang. Ueber Funk standen wir in staendigem Kontakt mit Graham. Graham vermeldete einen guten Biss und so konzentrierten wir uns auf diese Gegend. Aber wir sollten keinen Fischkontakt mehr bekommen.

So packten wir bei Sonnenuntergang etwas enttaeuscht unser Zeug zusammen und duesten im Kombo heim.

1a.jpg 1b.jpg
 
30.6.2018; Nootka Sound
Tag 2:

In der Nacht ging ein Wolkenbruch hernieder und weil ich im Boot schlief, musste ich Schotten dicht machen. Frueh morgens regnete es immer noch unablaesslich und windig war es auch. Keine tolle Kombination zum Angeln! Nach dem Fruehstueck machten wir uns auf. Graham und ich verabredeten es soweit wie moeglich vor die Kueste zu schaffen auch wenn es etwas wellig war. Wir konnten dann ja mit dem Wind und Wellen die Kueste wieder zurueckschleppen aber wenigstens vielleicht etwas naeher an die Lachse vor der Kueste kommen! Als wir den Leuchtturm umrundeten, gings gleich ordentlich los; hier kamen nun 2-3 m Duenung mit 1 m Wellen obendrauf an. Wir kaempften uns vielleicht 1-2 km dagegen an aber gaben dann auf. Schaumkronen soweit man blickte, kein Windschutz mehr an diesem Kuestenabschnitt. Schade, wir wussten, dass das zu kurz war um die Schwaerme weiter draussen zu erreichen. So drehten wir 180 Grad um und schleppten mit den Wellen wieder Richtung Leuchtturm und Windschutz.

Es kam auch bald Leben in unsere Ruten und die Jungs sprangen eifrig hinzu. Sie brachten aber nur untermassige Cohos und Chinooks an’s Boot; Shakers. Wir konnten partout keine groesseren finden. Aber die Jungs freuten sich trotzdem das regelmaessig was biss. Und das groessere Exemplare unterwegs waren, bestaetigte Graham’s Crew eindrucksvoll: nach 2 Stunden hatten die 4 schoene Cohos bis zu 7 Pfund im Boot. Sie hatten sich hinter der Leuchtturmfelsspitze zu ein paar anderen Booten in den Windschatten gesellt und bearbeiteten ausdauernd eine Horde hungriger Cohos. Ich hoffte immer noch auf eine Schule Chinooks for der offenen Kueste und hielt es am laengsten in diesem Waschkessel aus. Ich hatte ja auch eine seefeste Crew – ok, bei Ian war ich mir nicht so ganz sicher aber auch er zeigte nach einiger Zeit keine Anzeichen von Seekrankheit. Aber wir kamen einfach nicht ueber die Shakergroesser hinaus. Unfassbar, Futterfisch war doch genug vorhanden!?

Ich kurvte nun wieder zum Leuchtturm hin und das Geschuckle wurde besser. Dafuer kam jetzt der Regen bis weit unter das Bootsdach geblasen. Wir hatten zwar alle Regenjacken- und hosen an aber Ian hatte nur Turnschuhe. Die waren bald pitschnass und ab da froestelte Ian erbaermlich fuer den Rest des Morgens. Wir kreuzten mehrfach den Weg mit Graham dessen Crew sich nun mehr und mehr in die trockene Kajuete verzog und Nickerchen hielt. Es ging gegen Mittag zu und ich sah, dass der bibbernde Ian nicht mehr lange aushalten wuerde. Ich schlug vor noch ein Stuendchen pilken zu gehen. Die Aussicht vielleicht da einige gute Fische zu haken, motivierte die Jungs wieder.

Ich funkte Graham, dass wir bis zur ersten Insel im Fjord schleppen wuerden und dann dort ein bisschen pilken wollten. Die Stelle hatte uns vor 2 Jahren schon ein paar stattliche Lings und auch Red Snapper gebracht. Auf dem Weg dahin kreuzten wir wohl wieder einen Kleinlachsschwarm – es war ohne Unterlass fuer vielleicht 20 Minuten, aber alles nur Kleinkram. Dann kamen wir noch an einem Seeotter vorbei der mit einer Krabbe in den Pfoten gemutlich auf dem Ruecken herumschaukelte und uns bis auf 5 m herankommen liess. Von nahem realisierte man erstmal wie gross die Seeotter im Vergleich zu den putzigen Fischottern sind; der hier war locker 1.5 m lang.

Dann kamen wir an der Pilkerstelle an. Eine Untiefe vor der ersten Inselkette knapp innerhalb des Nootka Sounds. Die hoechte Erhebung kam von ca. 70 m auf etwa 40 m hoch. Ricardo und Alec liessen ihre Pilker hinabsaussen. Ich dagegen machte mein ‘Hinunterlassgeraet’ klar; Red Snapper, ein Verwandter des Rotbarsches war nun dieses Jahr komplett geschuetzt. Diese Fische erleiden oft ein Barotrauma vom Hochkurbeln aus groesseren Tiefen und verenden dann weil sie, aehnlich wie Dorsch, Leng und Lumb, aufgeblasen nicht mehr abtauchen koennen. Wenn man die Fische aber ruckzuck wieder in die Tiefe zurueckbringt, haben sie angeblich eine 80% plus Ueberlebenschance. Soviel zur Theorie aber ich war gewillt dem zu glauben und mein Bestes zum Bestandsschutz beizutragen. Und ich bekam zu tun.

Ricardo und Alec zogen bei jeder Drift ein paar Fische nach oben. Meist allerlei Felsenbarschsorten, auch einige kleine bis mittlere Red Snapper und ein paar untermassige Lings. Die Snapper und Felsenbarsche liess ich nun an meinem Releasegeschirr wieder hinunter und ich musste zuweilen die Jungs bitten Pause zu machen, weil ich kaum hinterherkam. Ian amuesierte sich beim Anblick von einer Bootsseite, die die Fische hochbrachte und der anderen Seite die die Fische wieder hinunterbefoerderte. Lingcods haben keine Schwimmblase und konnten so freigelassen werden. Um uns auf groessere Fische zu beschraenken, hingen die Jungs nun die groessten Pilker und Gummifische an die Schnuere. Aber wir fanden keine richtigen grossen Fische an dieser Stelle.

Graham pilkte hinter einer anderen Insel und hakte auch ein paar halbstarke Lings aber nur Jack erwischte einen der gerade das Mass hatte und in die Truhe durfte. Wir fuhren zusammen noch ein paar andere Untiefen auf der Strecke zur Marina im Fjord an. Da gab es noch ein paar Lacher als Ricardo wieder einmal eine fette Seegurke vom Meeresgrund aufpilkte und dann Schwierigkeiten hatte dieses unfoermige und glitschig-ledrige Wesen vom Haken zu entfernen. Der Seegurkenkoenig! Dann packten wir ein und rasten um die Wette nach Hause – jeder wollte der erste unter der warmen Dusche sein!

Graham hatte noch Schlacht- und fischverpackungsdienst um den ich ihn heute beneidete und Ian war unser Koch. Am Schlachttisch machten die Juengeren den aelteren Jungs natuerlich eine lange Nase. Owen fuehrte in der Tophaeenwertung mit einem 7 Pfund Coho. Graham zeigte mir den erfolgreichen Blinker; rot/schwarz/weiss gestreift, ha, den hatte ich auch in der Kiste aber schon seit Jahren nicht mehr herausgekramt.

Nachdem am spaeten Nachmittag alle wieder aufgewaermt und gut gefuettert waren, zogen einige der Jungs schon wieder mit einer leichten Spinnrute bewaffnet auf den Bootsstegen umher um Shiners oder andere Fische zu fangen die sich um die Docks tummelten. Graham und ich schlugen vor noch eine Sonnenuntergangstour anzubieten. Alle, sogar Ian, waren sofort wieder bereit! Und so duesten wir gegen 18:00 Uhr nochmal vor den Fjordausgang. Das Meer war immer noch kabbelig aber der Regen hatte sich gelegt. Ich fuhr wieder ein Stueck gegen die Wellen an und drehte dann um, in Richtung Leuchtturm. Auf halber Strecke ruckte ploetzlich die linke Rute los. Mein Sohn Ricardo war gleich dabei und genoss den Drill eines feisten Lachses. Ein ca. 5 Pfund Coho sprang bald hier und da um das Boot herum und Alec versuchte ihm mit dem Kescher einzufangen. War lustig zuzusehen wie die beiden von den Wellen hinundhergeschubst versuchten diesen Fisch zu landen. Dann endlich lag er im Boot. Der Anfang war gemacht. Ich drehte uns wieder in die Wellen um die Fangstelle wieder zuerreichen. Das war schon kein Spass mehr, mehrfach schwappte die Suppe schon gegen die Windschutzseite. Aber bald war nun Alec am Fisch! Der schien noch besser zu kaempfen als der vorherige. Und tatsaechlich brachte er einen knappen 7 Pfuender in den bereitgestellten Kescher. Ein wahrer Rodeofisch!

Wir bekamen nun regelmaessig Bisse auf der Strecke zum Leuchtturm und direkt vor dem Leuchtturm ueber ca. 40-50 m Wassertiefe. Die Cohos jagten etwa auf halber Tiefe. Ich funkte das zu Graham durch, der noch auf der Innenseite vm Leuchtturm sein Glueck versuchte. Da bei ihm bis jetzt nichts ging, kam er ruck zuck herueber und wir sahen auch seine Crew bald an den Ruten arbeiten. Der Blinkertip von Graham war gut, die meisten der Bisse kamen daran. Wir hatten etliche Bisse; Ricardo ging besonders verschwenderisch mit den Bissen um und verlor bestimmt 3 oder 4 in der naechsten Stunde. Einer davon nahm sogar ein Stueck Schnur und schien ein ordentlicher Brocken gewesen zu sein. Alec verlor auch den einen oder anderen aber packte auch bald noch einen ca. 6 Pfuender in die Fischkiste. Auch Graham’s Crew sahen wir ein paar Mal mit krummen Ruten fest an die Reling gekrallt dastehen.

Die See legte sich gegen Abend und ich zog einige Bahnen vor der Kueste in einer sandigen Bucht. Wir liessen die Koeder und Downriggerbleie durch den Sand schleifen. Wenn Chinooks da sind dann muessen die jetzt beissen, dachte ich. Aber nichts geschah. Weiter draussen hatten wir einen harten Biss aber es blieb kein Fisch haengen.

Bei einer weiteren Schleife durch das aufgwuehlte Wasser riss mal wieder Ricardo’s Rute tief nach hinten. Alec hatte sich gerade in die Kajuete abgepackt und Ricardo schien auch abwesend – so war es mir vorbehalten den harten Biss anzumahnen. Ricardo sprang auf und ruckte an und die Rute bog sich beachtlich. Der nahm sogar ein bisschen Schnur und wehrte sich kraeftig. Ian machte schon mal den Kescher klar und ich versuche das Boot moeglichst ruhig zu halten. Natuerlich wollte der Fisch dann unbedingt auf die Bootsseite, wo die andere Rute noch ausgelegt war. Ricardo hatte Muehe den sportlichen Fisch vom Geraet und den Motoren wegzuhalten. Dann langte Ian zu und ein weiterer schoener 7 Pfund Coho kam ins Boot. Das machte 4 ordentliche Cohos in der 5-7 Pfund Klasse. Fuer diese Jahreszeit keine schlechte Groesse. Bis zum Herbst wuerden die 10 Pfund plus wiegen! Aber mit Chinooks schien nichts zu gehen, von ein paar kleinen Shakern abgesehen. Es schienen einfach keine Chinooks dicht unter Land zu sein.

Es war nun schon kurz vor 20:30 Uhr und wir hatten noch 45 Minuten Heimfahrt vor uns. Ich wollte auf keinen Fall im Dunkeln durch die Fjordwelt brettern. So packten wir diesmal zufrieden ein und fuhren im Tandem zurueck. Es gab nun noch viel zu tun; den Fisch filetieren und verpacken, ausserdem Boot reinigen und auftanken. Graham’s Boot hatte keine massigen Lachse gefunden und war deswegen schneller fertig und er konnte mit Ian noch ein Absackerbier auf der Terasse geniessen. Komisch wie manchmal der Fangerfolg wechselt. Es war fast Mitternacht als ich fertig war und todmuede in die Koje versank. Grosse Plaene brauchten wir eh nicht fuer morgen schmieden; wir wuerden wieder soweit fahren wie es die Bedingungen zuliessen und dann auf das Beste hoffen. Leider sah ich meine Gelegenheit mal vor der Kueste den Anker zum Heilbuttangeln zu werfen dahinschwinden. Bei solchen Wind- und Wellenbedingungen was das unmoeglich.

1c.jpg 1d.jpg 1e.jpg 1f.jpg 1g.jpg 1h.jpg 1i.jpg 1j.jpg 1k.jpg
 
Oben