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Chinamist ?

djac

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18 Oktober 2006
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Aachen
Diskussionen über Rollen werden hier immer heiß geführt. Das Beste ist gerade gut genug, selbst ein hoher Preis, 500 oder 600€, wird anstandslos akzeptiert. Und kostet eine Rolle weniger, z.B. unter 200€, dann spürt man bei einigen schon gleichsam das Naserümpfen und die Vorbehalte zwischen den Zeilen. Und wehe die Rolle kommt aus China. Dann muss sie per Definitionem schlecht sein.

Dennoch werden hier im Forum preiswerte Rollen gerne nachgefragt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Norwegenangeln und Norwegenurlaub an sich schon ein recht teures Vergnügen sind - und die Lohntüten sind in den letzten Jahren auch nicht voller geworden, sondern leiden eher unter Schwindsucht. Aber das ist sicher nicht der einzige Grund. Es gibt durchaus jede Menge Angler, die nicht so hoffnungslos tackle verliebt sind wie ich, und die die ganz vernüftige Frage stellen, was ist notwendig und was ist überzogen.

Das ist sicher auch eine Frage der Anforderungen. Jemand der am Wasser wohnt und regelmäßig zum Angeln rausfährt, hat sicher andere Anforderungen an Qualität, als derjenige, der selbst als Vielangler das Gerät nur maximal 6 Wochen pro Jahr im Urlaub nutzt.

Beide wollen das Gerät vielleicht 20 Jahre nutzen, aber der eine angelt z.B. 200 Tage im Jahr, der andere eben nur rund 40 Tage. Und sicher sind die Belastungen einer Rolle in Norwegen im Durchschnitt wahrscheinlich geringer als in südlichen Gefilden.

Auf Grund der Diskussionen hier interessierte mich deshalb die Frage, was man denn nun von den viel gescholtenen Chinarollen halten kann. Wirklich unbrauchbar oder vielleicht doch durchaus zuverlässig und langlebig genug, um auch den viel angelnden Urlaubsangler doch 20 Jahre lang zu begleiten. Darüberhinaus geht es natürlich auch um die Frage, ob sie für die Norwegenangelei - für die sie ja nicht unbedingt gemacht wurden - die richtige Funktionalität liefern und mit welchem Komfort man durchschnittlich rechnen darf.

Herausgepickt habe ich mir zwei hier nicht unbekannte Rollen, die Omoto VS10 und die Tigon Speedjigging 6.0, die mir Meister Tackleking netterweise zur Verfügung gestellt hat. Die silberne ist die Omoto und die andere die Tigon:

IMGP2013.jpgIMGP2012.jpgIMGP2011.jpgIMGP2010.jpg

Beide Rollen erinnern vom Äußeren sehr stark an die Avetrollen und das ist sicher kein Zufall, sondern gewollt. Avet hat zu Recht einen guten Ruf. Beide Rollen sind recht klein, also eher für's leichtere bis mittlere Angelarten gedacht und entsprechen der Größe nach der Avet SX:

Omoto VS10
==========
Gewicht ohne Schnur 491g, gemessen
Übersetzung 5.2:1
Gehäusedurchmesser 61mm
Spulendurchmesser 46mm, nutzbar also 42mm
Spulenbreite 35mm
Hebelarm der Kurbel 70mm
Schnureinzug 69cm/Umdrehung
Gesamtübersetzung 1.56
Schnurfassung 470m einer realen 0.3mm Schnur (30lbs), errechnet

Tigon Speedjigging 6.0
======================
Gewicht ohne Schnur 380g, gemessen
Übersetzung 6.1:1
Gehäusedurchmesser 61mm
Spulendurchmesser 46mm, nutzbar also 42mm
Spulenbreite 43mm
Hebelarm der Kurbel 70mm
Schnureinzug 80cm/Umdrehung
Gesamtübersetzung 1.83
Schnurfassung 590m einer realen 0.3mm Schnur (30lbs)

Beide Rollen sind keine sehr schnellen Rollen, was man am Schnureinzug erkennt. Die Tigon ist die schnellere, aber schnelle Stationärrollen beispielsweise haben 1m und teilweise mehr. Die Avet SX Eingang hat 70cm. Beide Rollen sind für maximal den mittleren Köderbereich ausgelegt, was man an der Gesamtübersetzung erkennt. Die Gesamtübersetzung besagt, mit welchem Faktor man das Ködergewicht multiplizieren muss, um die Handkraft zu erhalten, die man aufbringen muss, um den Köder nach oben zu kurbeln. Gehen wir von einer Handkraft von 900g aus, die man noch einigermaßen bequem und für lange Zeit kurbeln kann, dann entspricht das bei der Omoto einem Ködergewicht von 580g, bei der Tigon von 490g und bei der SX 570g. Darüberhinaus kann man bei einer kleineren Gesamtübersetzung auch mehr Druck über die Kurbel auf den Fisch im Drill ausüben.

Sowohl Schnureinzug wie Gesamtübersetzung sind also durchaus vernünftig und angemessen für den Verwendungszweck. Man könnte das meiner Meinung nach noch etwas optimieren, indem man die Länge des Hebels des Kurbelarms statt 70mm zu 75mm wählt. das sorgt für eine sinkende Gesamtübersetzung und damit für ein Mehr an Kraftentfaltung ohne das der Schnureinzug oder die Kurbelergonomie darunter leiden würde. Aber sehr bedeutend ist das alles letztlich nicht.

Wenn man davon ausgeht, dass man mit beiden Rollen wohl praktisch nie tiefer als 150m angeln wird, dann haben beide Rollen für norwegische Verhältnisse eher eine unnötig große Schnurfassung. Mehr als 30lbs draufzupacken ist unsinnig und man hat noch die Option 20lbs, die auch ausreichend ist, wenn man seine Knoten entsprechend verlustarm gestalten kann oder gleich spleißt. Wesentlich besser hätte mir da eine 25mm breite Spule gefallen, die 350m 30lbs oder rund 450m 20lbs Schnur fassen würde und auch bei 150m noch genug Reserven für Schnurbogen und ausgedehnte Fluchten hat. Aber der Komfort bei der Schnurverlegung würde bedeutend steigen. Und das ist um so wichtiger, je schneller man mit der Rolle einkurbelt.

Die Rollen machen von außen beide den Eindruck von sorgfältiger Verarbeitung. Riefen vom Fräsen oder Drehen erkennt man gerade eben nur, wenn man die Rollen schräg gegen das Licht hält. Die Omoto scheint in dieser Beziehung leicht besser. Alle Kanten sind abgerundet, auch hier bei der Omoto etwas sorgfältiger, aber letztlich alles marginal. Einzig der Kurbelgriff der Tigon verdient Kritik. Der ist im Gegensatz zu ähnlichen Griffen an den Löchern doch zu scharfkantig ausgefallen.

Der Kurbelgriff der Omoto liegt sehr gut in der Hand. Noch besser wäre, wenn der Anstellwinkel größer wäre. Allerdings ist das wohl rechtlich problematisch, weil darauf die Firma Tiburon ein Patent eingetragen hat. Was mich verwundert, das sowas überhaupt möglich ist, bei solch einer Trivialität. Über den langen Kurbelgriff der Omoto kann die Handkraft deutlich besser auf die Rolle gebracht werden. Dafür läßt sich die Rolle mit dem runden Griff der Tigon schneller Kurbeln. Was man vorzieht, ist also abhängig davon, welche Anwendung im Vordergrund steht bzw. wie die persönlichen Vorlieben ausfallen..

Der spannendere Teil, nämlich wie es innen aussieht, demnächst in diesem Kino.

Gruß Dieter
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Chinamist ?

Habe gestern ne Slammer bespult. Juppi, hat Spass gemacht. Am Rollenfuss steht Made in..., ja klar China. Na und, mir gefällt die Qualität und natürlich der Preis. Was anderes zählt für mich nicht, nicht mal leider.
War ne 360er Slammerfür 56€.
Gruß norgemartin :a010:
 
AW: Chinamist ?

China ist überhaupt nicht das Problem. Von Kernschrott bis High End wird dort alles produziert.
Das eigentliche Problem ist der vom Billigkeitsprinzip getriebene Konsument.
 
AW: Chinamist ?

Ich sehe eher das Problem beim Prinzip der Gewinnmaximierung des Vertreibers der Waren!Vielleicht brauchen wir ein fair trade label für Angelutensilien!:daumendrueck:
 
AW: Chinamist ?

Warten wir es ab, was unter dem Schlußstrich herauskommt, Raimund. Ich weiß es selber noch nicht. Nur, wenn sich herausstellen sollte, dass diese Art Rollen eine für den Zweck angemessene Qualität besitzen und auch von ihrer Ergonomie und Funktionalität her gesehen tauglich sind, warum sollte er dann mehr ausgeben, zumal wenn es ihm schwer fallen sollte? Das wäre wider die Vernunft. Außer eben er ist Perfektionist und Technik verliebt. Aber das wäre dann bereits ein zweites Hobby, dass mit dem Angeln an sich nicht direkt funktional in Verbindung steht.

Gruß Dieter
 
AW: Chinamist ?

Geiz ist nunmal Geil :aetsch: schon klar das man sich damit selbst ne Grube gräbt aber was schlägst du Shervan einem Familienvater mit 2 Kindern vor der 1680Euro Netto verdient ??
Leider möchte der gute Mann auch nach Norwegen und ein paar schöne Tage mit Angeln und Freunden verbringen...was soll er machen...sich nen anderen Job suchen ?? Sparen ?? Ja das wäre es nicht war ??
Seine Frau wird begeistert sein wenn sie erfährt das er sich mal eben ne Kombo für 1000Euro gegönnt hat.

Ich selbst verdiene übrigens mehr und bin selbst ein wenig Tackle-verliebt aber eine gewisse aroganz sollte nicht dabei durchkommen.....Ich selbst liebe es übrigens auch mal nen 30lbs Knüppel in der Hand zu halten und ne andere Angelei auszuüben als an meiner Talsperre...... Komme mir schon vor wie im Barschforum oder F4M wenn man die letzten Monate hier betrachtet ! :-->

Was verdient man eigentlich als Anwalt ?? Geht mich nix an schon klar !

Irgendwie geht mir persöhnlich hier der Reiz verloren der im Angeln in Norwegen liegt.....fahre jetzt 17 Jahre hoch aber so schön wie die ersten Jahre wirds wohl nie wieder auch wenn die Fische immer größer wurden und ich die ersten Jahre mit einer 330Gti und ohne Guffis meine Fische gefangen habe !

Sag mal Dieter hast du eigentlich so ein Reizthema jetzt zur Winterzeit provoziert :gewitter::a010:

Gruß Björn
 
AW: Chinamist ?

Sag mal Dieter hast du eigentlich so ein Reizthema jetzt zur Winterzeit provoziert :gewitter::a010:

Klar, irgendwie müssen wir uns ja austoben, wenn wir schon nicht angeln können.

Nein im Ernst, eigentlich geht es mir nicht um ökonomische, politsche oder philosophische Fragen, die beim diesem Thema durchaus berechtigt gestellt und dikutiert werden können, sondern zunächst einfach um eine technisch, funktionale Abklärung, ob und inwieweit diese Dinge taugen. Und mit ein bißchen Augenmaß sollte man beide Themenkreise schon trennen können.

Gruß Dieter
 
AW: Chinamist ?

Freue mich auch drauf....und vor allem klasse das du dir Dieter wieder so eine Mühe gibst :dankeschoen:
 
AW: Chinamist ?

China ist überhaupt nicht das Problem. Von Kernschrott bis High End wird dort alles produziert.
Das eigentliche Problem ist der vom Billigkeitsprinzip getriebene Konsument.


dat ist ne harte aussage! schon mal drüber nachgedacht das eine i-Phone 45$ in der herstellung kostet und zu welchen preis das ding verkauft wird? ergo müssten die margen bei luxusrollen z.b stellas, raptors , jm in einem ähnlich bereich liegen- wobei die händler sicher nur einen kleinen teil abbekommen.... der geht nämlich für manager, chefs, marketing und die banken drauf. die gier von einzelnen- bezahlen dann viele kleine "männer und frauen" die sich von ihrem schmalen gehalt den "stella- traum" erfüllen wollen. :nacht:

vg, pp
 
AW: Chinamist ?

ich bin auch mal gespannt was rauskommt
schon deshalb weil ich schon eine Omoto VS10 hatte als sie noch relativ unbekannt war.
ich habe sie für unter 100 Euro ersteigert(neu) und fand sie ganz gut.

einziges Manko sie war vom Werk her schlecht gefettet.

mittlerweile bin ich auch bei den Tackelverückten angekommen:aetsch:

bin aber immer noch der Meinung man kann auch mit preiswerten Tackel seine Fische in Norwegen fangen:D
 
AW: Chinamist ?

Diskussionen über Rollen werden hier immer heiß geführt. Das Beste ist gerade gut genug, selbst ein hoher Preis, 500 oder 600€, wird anstandslos akzeptiert. Und kostet eine Rolle weniger, z.B. unter 200€, dann spürt man bei einigen schon gleichsam das Naserümpfen und die Vorbehalte zwischen den Zeilen. Und wehe die Rolle kommt aus China. Dann muss sie per Definitionem schlecht sein.

Dennoch werden hier im Forum preiswerte Rollen gerne nachgefragt. Das hat sicher auch damit zu tun, dass Norwegenangeln und Norwegenurlaub an sich schon ein recht teures Vergnügen sind - und die Lohntüten sind in den letzten Jahren auch nicht voller geworden, sondern leiden eher unter Schwindsucht. Aber das ist sicher nicht der einzige Grund. Es gibt durchaus jede Menge Angler, die nicht so hoffnungslos tackle verliebt sind wie ich, und die die ganz vernüftige Frage stellen, was ist notwendig und was ist überzogen.

Das ist sicher auch eine Frage der Anforderungen. Jemand der am Wasser wohnt und regelmäßig zum Angeln rausfährt, hat sicher andere Anforderungen an Qualität, als derjenige, der selbst als Vielangler das Gerät nur maximal 6 Wochen pro Jahr im Urlaub nutzt.

ich will mal nur auf den von dir hier zitierten ersten Teil eingehen.

Ja wenn man hier so liest über welches Material hier oft diskutiert wird, bekomme ich immer den Eindruck, mein Haus, mein Auto, meine ROLLE, meine RUTE. Wenn man dann liest, ich nehme mit nach Norwegen 1 Kombo und noch ne Kombo und noch eine und noch eine und noch eine. Wenn man das dann zusammenrechnet kann man sich davon fast ein Kleinwagen leisten. Das ist ja auch ok für den der es sich leisten kann. Es ist aber wie mit ein Auto. Ich komme mit ein Mercedes zum Ziel, aber mit nen Skoda bin ich genau so schnell am Ziel.

So und jetzt beobachtet mal wie viele von den 12000 Membern bei diesem teuren Gerät mitdiskutieren? Es sind wenige und immer die gleichen. Letztens hat hier jemand ne Anfrage wegen, ich glaub das war eine Rute von Cormoran, ob die für Norwegen geht. Sucht es euch raus und lest die Antworten.
Anfragen wegen normalen Angelgerät kommen doch fast gar nicht mehr. Wer will sich schon outen das er nicht die Mittel besitzt um sich teures Gerät zu leisten.
Dorschschreck schrieb etwas von 1680,-€ netto. Das ist hier in unserer Gegend schon ein super Lohn, so viel haben viele nicht mal brutto.

Ich behaupte mal und ich bin mir da auch ziemlich sicher, mindestens 90% der Leute die nach Norwegen fahren geben nicht mehr wie max. 150,- für eine Kombo aus. Für diese 90% ist das aber schon ein ganz großer Posten. Ich würde garantieren das die auch ihre Fische fangen und mehrere Jahre ihre Freude an ihr Angelgerät haben.

20 Jahre ist auch ein bisschen hochgegriffen. Wer das beste vom besten kauft, der könnte natürlich 20 Jahre damit angeln, aber wer macht das? Wer das Geld hat kauft spätestens nach ein paar Jahren wieder das neuste was auf dem Markt kommt. Das ist auch gut so.
Fazit: Wer teuer kauft, angelt vielleicht 5 Jahre und kauft sich dann das neuste Modell wieder. Wer billig kauft angelt auch 5 Jahre und muß sich dann was neues kaufen.

AF
 
AW: Chinamist ?

... bin aber immer noch der Meinung man kann auch mit preiswerten Tackel seine Fische in Norwegen fangen:D

Das hat ja nix mit Meinung zu tun, dass ist eine Tatsache.
Der eine ist der Meinung, für die zehn Tage Norge/anno reichen Penn, Balzer, Co. oder Djac's Zitierte, andere finden, dass sie diese Tage o. Wochen so "perfekt" wie möglich für sich selbst gestalten wollen und an den zweifellosen Vorteilen von hochqualitativem Tackle große Freude haben.

Gusto eben, den jeder für sich hat.
Ich für mich stelle fest, dass mir eine KGS68M/Stella5000-Combo so viel Spaß und Fisch brachte, dass ich 30lbsRute/330GTi niemehr fischen möchte - andere sehen das anders - Objektive zählbare Vorteile unter guten Wetterbedingungen außen vor gelassen. Ich kenne aber auch Kumpels, denen mein Tackle zu speziell und feinmotorisch ist, dasselbe was ich selbst als breitbandig und potent bezeichne.

So ist es eben ...
 
AW: Chinamist ?

Es ist schon klar das nicht jeder sich teures Material leisten kann und es können sich auch nicht alle die wollen einen Norwegen Urlaub leisten.
Aber wenn ich mich in meinem Bekanntenkreis umschaue, würde ich sagen, die Mehrheit die billiges Gerät sucht kann sich den Unterschied zwischen Schrott und brauchbare Qualität ganz locker leisten, nur will man das nicht.
Man ist so auf den Preis fixiert, das man teureres Gerät gar nicht ausprobiert.
So kennt man auch den Unterschied nicht und ist auch gar nicht in der Lage zu beurteilen was
für Gerät für einen optimal wäre.
Aus meiner Sicht kostet eine brauchbare 20-30lbs Combo ca. 200€.
Eine Gute ab ca. 300€ .
viel teurer ist nicht notwendig, aber es spricht auch nichts dagegen wenn man Freude daran hat.


Gruß
Waldemar
 
AW: Chinamist ?

Danke Dieter für deinen wie immer sehr professionellen und sachlichen Beitrag. Auf die Fortsetzung bin ich schon gespannt.
Meine Meinung zu Angelgerät ist, es darf jeder das benutzen was er möchte und sich leisten kann. Ich finde es immer ein Unding wenn jemand zu einem nicht so teurem Gerät eine Frage hat und ihm immer erst mal "Geiz ist geil untergeschoben wird. Viele Norwegenangler kaufen ihr Gerät oft auch aus Unwissenheit, weil sie sich damit nicht auskennen oder meist sogar nur die eine Woche im Jahr angeln. Desshalb finde ich auch solche Beiträge wie die von Dieter sehr sinnvoll , weil man dadurch auch mal etwas mehr über ein Gerät erfährt als wie nur Schnurfassung und Gewicht. Übrigens habe ich vor 2 Jahren, nach einem ähnlichen Beitrag von Dieter über eine Maxel, das erste mal in meinem 35 jährigem Anglerleben eine Rolle ungesehen gekauft und habe es nicht bereut.
Also lasst den Leuten ihren Willen und denkt immer daran es sind nicht alle Tackelverückt und schon gar keine Millionäre.;)
 
AW: Chinamist ?

Geiz ist nunmal Geil :aetsch: schon klar das man sich damit selbst ne Grube gräbt


Geiz ist Geil kann auch anders aussehen ,gerade hier im Forum .Was es dazu braucht ist ein wenig Zeit .
kleines Beispiel:Ein Member kauft ne Catalina bespult sie mit Schnur und stellt dann fest gefällt mir nicht .
Wird dann verkauft an einen anderen Member ,der sie sich für Warme Gefilde zulegt ,aber den Plan verwirft also wieder verkaufen .
Das das ganze immer mit ein wenig Verlust dahergeht ist wohl klar .Dann kommt ein dritter Member der sie kauft und hat eine Nagelneue Rolle
rund 200€ billiger .
Auch so kann Geiz ist Geil aussehen :daumen:


gruss Jogi
 
AW: Chinamist ?

Moin,

aus meiner 20 jährigen Erfahrung als Guide in Norwegen kann ich nur festhalten, dass ca. 95% der Angler in der 150 Euro Klasse liegen, was die Angelkombo betrifft.
....und das ist für viele schon die Oberklasse.
ich habe es jährlich mit 2000 -3000 Anglern "zu tun ".
Diese High End Produkte findet man tatsächlich mehr im Geschriebenen , im Internet, als in der Praksis.
Das trifft auf jeden Fall beim Meeresangeln(Norwegenangeln) zu.Beim z. B. : Spinnfischen oder Fliegenfischen sieht es sicherlich anders aus.
Aber, was soll ich mit ner 500Euro Rute, die beim Naturköderfischen eh die meiste Zeit auf der Reeling aufliegt und und bei Wellengang etc,schon mal auf dem Deck landet oder einfach nur an der Reeling zerkratzt wird. So jedenfalls sind viele Meinungen , mal vom Geldbeutel des Einzelnen abgesehen.
Und bei den Rollen kann man mittlerweile im 70 - 100 Euro Bereich , "gutes bis ausreichendes " Gerät kaufen.
Allerdings macht es natürlich viel mehr Spass mit einem "Topgerät" zu fischen. ;-))
Ist ja auch unser Hobby ,und das Hobby soll ja Spass machen und nicht den Fisch des Lebens auf Grund eines Materialfehlers verlieren.
Das geht allerdings schon beim Kleinteil los.....lieber Topwirbel, Haken und Schnur an einer "150 Euro Kombo" als anders herum ;-)

In China kannste mittlerweile alles produzieren lassen, vom Kaugummi bis zur Hightech Uhr,......aber die meisten Hersteller wollen ja in der Regel den breiten Markt treffen und nicht die elitäre Spitze. Deshalb findet man , gerade im Angelbereich, halt mehr das "normale"Tackle als die High End Produkte.
Unterm Strich ist für jeden Geldbeutel etwas dabei , ..........und jeder so wie er mag .

Ich selbst bin aber auch schon mit "Top Produkten" , made in USA , richtig auf die Schnauze gefallen :-))))

in diesem Sinne ....
 
AW: Chinamist ?

...Und bei den Rollen kann man mittlerweile im 70 - 100 Euro Bereich , "gutes bis ausreichendes " Gerät kaufen...

Das wird bei Ruten sicher ähnlich sein.
Das eigentliche Problem besteht dann doch aber darin, aus dem gewaltigen Angebot das wirklich "gute und brauchbare" Gerät herauszuklauben.
 
AW: Chinamist ?

Ich denke, alles richtige Teilaspekte.

1) Ein guter/ erfolgreicher Angler ist ein guter/ erfolgreicher Angler, wenn er gut/ erfolgreich fischt. Das hat zunächst mal mit dem verwendeten Gerät, inbesondere dessen Exklusivität bzw. Preis rein gar nichts zu tun.
2) Ein solcher Angler wird aber nur solches Gerät bzw. solche Köder fischen, die den jeweiligen Notwendigkeiten entsprechen. Auch das hat mit Kohle eher sekundär etwas zu tun.
3) Im Laufe von Jahren entwickelt jeder halbwegs ambitionierte Angler sehr spezifische Bedürfnisse, die nur von ganz bestimmtem Gerät erfüllt werden können. Das könnte etwas teurer werden. Muss es aber nicht.

Sodann bin ich mir ziemlich sicher, dass auch dieses Thema, das im Übrigen an anderer Stelle X-fach hin-und herdiskutiert wurde, im Maximum Teilaskekte in einem sehr begrenzten Bereich erfassen kann. Insoweit finde ich das, was Dieter hier - wiederum - angestoßen hat - lesenswert.
Aber: Um sich ein genaueres Bild machen zu können, bedarf es sehr viel umfassender Informationen. Technische Fragestellungen kann man seit gefühlten Ewigkeiten bei Alan Hawk (Stationärrollen), bei Alan Tani (Multirollen), bei einem Werbepartner, bei Danny oder Wolle etc. recherchieren. Ich glaube aber, dass jeder Beurteiler selbst zunächst mal ganz einfach ein erfahrener und kompetenter Angler sein sollte, der in den diversen Angeltechniken wirklich zuhause ist und der infolgedessen belastbare Vergleichsmöglichkeiten hat, wenn er sich mit bestimmten Produkten auseinandersetzt und hieraus eine ''objektiv klingende'' Beurteilung ableitet.
Was zählt, ist am Wasser und nicht am Schreibtisch. Dies ist ein Grund, warum ich immer wieder und gerne die Beiträge bei tackletour lese. Die dortigen Rezensionen haben nicht nur etwas mit technischem Sachverstand, sondern ganz entscheidend auch etwas mit ausführlichen, über Monate gehenden Praxistests und Erprobungen zu tun.

Am Rande: Mir geht es in keiner Weise darum, kostspieliges Exklusivgerät bis aufs Messer zu verteidigen. Mir geht es um Ehrlichkeit (gerade der ''Hersteller'', deren Werbeversprechen sich gelegentlich allzu weit entfernen von der objektiven Wirklichkeit und... deren eigentliche Leistung ziemlich häufig allein in der Erfindung eines Produktnamens besteht).
Schlussendlich: Ich habe schon als Schüler bzw. Student gefischt. Ohne Kohle und sehr viel Spass, aber auch Erfolg. Ich habe mehr als gelegentlich den Eindruck, dass mir der Spass (für mich am wichtigsten) verloren geht, wenn ich mich permanent nur um die Ausspähung des absoluten Hai End Supi Dupi Tackles kreise. Damit sind ganz schnell Erwartungshaltungen verbunden, die schlicht falsch sind. Der Erfolg ist an erster Stelle vom anglerischem Vermögen, und nicht davon abhängig, welches Label ich fische.
 
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