Der Tag gestern begann wie jeder normale Tag:
Aufwachen und innerlich erstmal alle Gebrechen meines Körpers durchgehen. Die Liste ist zum Glück nicht allzu lang.
Mein Rücken meinte,es wäre an der Zeit,aufzustehen; meine Blase schloss sich dem Vorschlag des Vorredners an und insistierte. Mein Kopf vermeldete bedarf nach einer ibuprofen und Kaffee. 'Naja,ist ja auch schon hell'. Blick auf die Uhr: 04:45.
Da musste ein Machtwort gesprochen werden. 'Ey, wir haben Urlaub, Leute!'
Blase:'ich mein' es ernst!'
'Is ja gut...' ein neues gefühl preschte aus dem Hintergrund hervor. Unterleib, garstiger Art:' ich bin da, ich gehe nicht, bevor ich alles durcheinander gebracht habe!'
Kopf'ich bitte weiterhin um Schmerzmittel und erhöhe um dolormin!' (Die Damen unter uns kennen das zeug)
Also stand ich auf. Von schmerzen gebeutelt unter Beifall und Jubel meines Körpers.
Ich machte mir einen Kaffee, setzte mich auf auf die terasse und wurde alsbald von Gnitzen attackiert. Kalt war es auch. Ich hab mal versucht, die Szene bildlich einzufangen:

Nach einer Stunde und einer kanne Kaffee ging es mir schon besser. Ich machte mich an die ganzen Kisten mit Gepäck, die noch ausgeräumt werden wollten. Und das ohne den Gatten zu wecken, der noch seelich schlummerte.
Ich war ein Ninja auf einer Mission: Packe 5 klappkisten aus in einem Haus mit einer Wandstärke im papierbereich, quietschenden und knackenden Türen und laminat, das jeden schritt klingen lässt als würdest du Elefanten durch eine luftposterfolienfabrik treiben.
Ja - ich war ein Ninja. Ein pummeliger Ninja mit pinken quietschende Crocs und knisternden brezeltüten-zugegeben- aber ein Ninja. Mir kam der Sinn nach 'lautem Gepäck'. Hatte mein Mann mit Absicht die Kisten so gepackt, dass es laut schepperte, knisterte oder klöterte?
Ich kochte eine zweite kanne Kaffee, beendete das Verräumen und setzte mich wieder in die outdoor-blutspendestelle 'Gnitzenburg' und menstruierte vor mich hin. Mittlerweile benutze ich anti-brumm als Parfum und Deo. Ich mag den Geruch irgendwie. Die norwegischen gnitzen scheinbar auch. Ausserdem finden sie schnell heraus,dass ich mich IN den ohren und der Nase nicht einschmiere. -.-
Mein Mann stand auf, er erblickte mich und die Packung dolormin. Mein Blick sagte scheinbar alles. "Ach herrje. Na dann 'frohes Erdbeerfest'" sagte es, drehte um und verschwand wieder.
Es gab dann schließlich Frühstück und wir fuhren zum Bootshaus. Pilken fertig gemacht, der Regen hörte auf. Aber der Wind, der Wind, das Arschloch-kind war noch da. Aus Süden. Was für eine bescheuerte Richtung.
(Als wenn man bei starkem Wind aus egal welcher Richtung mal sagen würde "juchee und heissa! Heute aus nord-nord-umpfelmupf mit 6 Beaufort, welch' illustres wetter! So packet die 60gramm pilker aus und lass uns mitten auf den Fjord stellen mit nichts ausser Wasser um uns herum. Spielt auf, kameraden, stimmt ein lied an!".)
Ich war trotzdem ganz aufgeregt. "Angeln jetzt, nä?! Norwegen. Norwegen,nä? Angeeeeellllln!"
Mein Mann, emotional ungefähr so aufgeregt wie ein nasses Frottee-Handtuch von Poco:"beruhige dich doch mal!" Ich:" Ich habe mich noch nicht mal ent-ruhigt! Angeeeln!!!!"
Tatsächlich bekam ich vom Steg aus wieder eine kleine MeFo, die auch wieder schwimmen durfte.
Wir krochen mit dem kleinen 15PS Boot nach Norden und versuchten uns hinter der nächstbesten Insel unsichtbar zu machen. Klappte erstaunlich gut.
Pilken nicht. Überhaupt nicht . Aber Gummifischeln ging .
Wir haben ein paar schöne pollacks mitgenommen und die normalen wieder schwimmen lassen.
Der Wind blies wie gesagt mit 8-12 m/s und gegen 18 Uhr fuhren wir wieder rein. Mit einem so hoffnungslos untermotorisierten Boot gegen den Wind ist das echt bescheiden. Für größere Ausflüge hat Helge, der Vermieter, uns angeboten ,dass wir das größere boot auch tageweise mieten können. Das finde ich gut!
Beim Vakuumieren fragte mein Mann beiläufig, was es denn leckeres zu Abend gäbe.
Die Frage impliziert ja schon ,dass Mann großes erwartete.
Die Antwort kam nicht von mir,sondern meinem Unterleib, wie ich feststellen musste. Scheinbar war der Zenit des Schmerzmittels überschritten. " es gibt Kruppstahlbrot mit eingebackenen Zahnplomben und ein halbes Pfund Zahnfleischmett vom Nacktnasenwombat in einem Dialog aus Langschaumpfeffer. Schatz , wir sind arm. Zumindest nach diesem urlaub. Wir haben fisch gefangen. Es wird fisch geben. Jeden tag." "Jeden Tag?" "Je-den Tag!"
Und so gab es Fisch. Eben im Fjord und jetzt auf dem Teller. Eigentlich gut, fällt nur so frisch etwas auseinander. Für heute Abend liegt nun aber auch schon eine Portion im Kühlschrank. Mal gucken ,was ich daraus zusammenklöppel.
Ich werde sehen, was der heutige Tag so bringt. Spoiler: Regen und Wind.
Hier noch das Foto vom gestrigen Essen:
Karamellisierte Zwiebeln auf Pollack mit zweierlei Reis und Brokkoli an heller Soße.
