Das mit den Slow Jigging Ruten ist auch kein einfaches Thema, wie man im Folgenden sehen kann:
Ich hatte nach Durchsicht aller möglichen Informationsquellen, insbesondere auch den Videos zu einzelnen Ruten für mich entschieden, keine "klassischen" Slow Jigging Ruten zu verwenden, sondern solche, die über ausreichend Backbone und Bruchfestigkeit verfügen, so dass man sich weder beim Bremsen noch beim Pumpen irgendwie vorsehen oder zu akrobatischen Techniken greifen muss. Man muss sich darüber klar sein, dass eine solche Rute immer ein Kompromiss darstellt, denn eine langsame aber effektive Spannkraft zur gewünschten Animierung des Köders und ein ausreichendes Rückgrat sind eigentlich Gegensätze. Es ist daher die Kunst des Blankherstellers, wie fließend und stetig dieser Übergang gelingt.
Die Videos sind leider in großen Teilen recht aussagelos, meist wird nur der Drill mit allerlei akrobatischen Übungen gezeigt, nur selten hingegen kann man auch mal die Koderführung der Rute beurteilen. Krawall zur Verkaufsförderung eben.
Zuerst fiel meine Wahl auf die NS Black Hole Boca, diese Ruten sind ganz ohne Frage so gut wie unzerbrechlich. Das Modell ist HMF, 120-300gr, max 350gr Ködergewicht. Bestellt habe ich sie im Maguro pro Shop in Kroatien, dort ist der Preis ziemlich gut.
Der Blank hat mich begeistert. Mit den Trockentests ist das zwar so eine Sache, weil der Wasserdruck und -widerstand fehlt, aber mit etwas Erfahrung kann man sich den hinzudenken. Die angegebene Bandbreite für das Slow Jigging dürfte so in etwa hinhauen, wobei der ganz untere Bereich möglicherweise etwas kritisch ist. Ich habe dann mal ein Gewicht von 800gr drangehängt. Da biegt sich die Rute bereits derartig durch, wie es bei manch einer anderen Rute noch nicht einmal im Drill der Fall ist. Aber dennoch hat die Rute immer noch eine solche Federkraft, dass man die 800gr zwar mehr schlecht als recht animieren kann. Das lässt die Vermutung aufkommen, dass die Rute auch zum Gummiköderfischen weit über den angegebenen Köderbereich brauchbar ist, denn dabei geht es ja eher ruhiger zu und die Animierung eines verletzen Fisches beim Absenken der Rute ist sicherlich attraktiv. Aber das lässt sich erst entgültig am Wasser beurteilen. Die starke Durchbiegung beim Bremsen bei z.B. 5kg Bremskraft ist übrigens ergonomisch ein beachtlicher Vorteil, weil sie den Hebelarm der Rute stark verkürzt.
Es kommt aber ein Aber. Die Durchbiegung der Rute bei 2kg Ködergewicht sieht man unten im Bild. Bei dieser für eine Bremssituation noch geringe Kraft, berührt die Schnur den Blank. Für mich ein nogo, vieleicht bin ich da aber auch etwas zu ängstlich und hätte eure Meinungen dazu gerne gehört. Ich habe es direkt bei Maguro reklamiert, mal sehen, wie die reagieren. Zurückschicken nach Kroatien ist zu teuer, ich werde sie daher auf spiral wrap umbauen lassen, wenn das preislich vertretbar ist.
Als zweite Rute für den unteren Bereich hatte ich die Hearty Rise Slow Jigging III, 250gr max ausgeguckt und bei Pecheur in Frankreich für den sehr guten Preis von rund 350€ bestellt. Die Rute ist in Bezug auf die Köderführung leicht anders, irgendwie angenehmer, sie schwingt auch schwächer nach. Köderbereich ist eher etas nach oben verschoben, also ca. 100-300gr. Sonst ist sie wie die Black Hole. Da die Rute ebenso wie die Black Hole 10 Ringe hat, aber mit 1,91m 7cm kürzer ist, berührt die Schnur beim 2Kg-Test den Blank nicht, auch wenn dazu nicht mehr allzuviel fehlt.
Leider läuft die augenblickliche Serie der Slow Jigging III aus und wird durch die Tokayo ersetzt, die nur 177cm lang ist und gleich 100€ teurer. Ob sie genau so gut ist?
Ich bin zwar gegen Rutenwälder, aber wegen der ungewissen Zukunft der Boca, habe ich mir jetzt eine dritte Rute ,die Höwk Top Spot 350gr, bestellt. Diese Ruten haben alle einen spiral wrap, so dass das Problem mit der Schnur nicht auftauchen kann. Nach den wenigen Momenten, wo in den Videos auch mal ganz kurz die Köderführung gezeigt wird, ist es möglich, dass sie eher etwas steifer ist und den Spagat zwischen Rückgrat und beweglicher Spizte nicht ganz so gut hinbekommt. Mal sehen, letztlich lässt sich die Frage nur im nächsten Urlaub entscheiden, welche zwei Ruten ich behalten werde. Wenn sie da ist, werde ich hier meine Ersteindrücke schildern.
Was noch auf meiner Liste stand:
Die Temple reef Levitate, sie scheint einer klassischen Slow Jigging Rute noch am nächsten zu kommen, scheint aber auch genügend Backbone zu besitzen, ist aber auch sehr teuer. Sie hat zwar 11 Ringe, ist aber auch mit 203 cm noch mal 5cm länger als die Black Hole, so dass nicht ausgeschlossen ist, das dass Schnurproblem auf auftaucht.
Die Temple reef Grand Cru, die Temple reef mit dem größten Rückgrat, Koderführung war in den Videos nicht ausreichend zu berücksichtigen.
Die Daiwa Saltiga SJ AGS TG, sehr kurz (165cm), macht einen sehr guten Eindruck, aber auch sehr teuer.
Die Daiwa Saltiga SJ 61B/xxx (186cm), 10 Ringe. Es gibt noch zu wenig Informationen im Netz über diese neuere Rute.
Gruß Dieter