AW: Fischfarmen, wie gefährlich sind sie für die Fjorde?
Eigentlich war ich ja fertig mit diesem Thread, aber
Im Fernsehn kommt nischt und dann noch die nette persönliche Provokation von AndreBessaker :D, also kommt doch noch n statement von mir.
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Wie du vielleicht an den Reaktionen mehrerer User hier festgestellt hast, ist es irreführend! Das meinte ich mit schönreden. Das du, der du in der Branche arbeitest, dies machst ist legitim. Aber akzeptiere bitte auch, dass andere versuchen sich ein Bild von mehreren Blickwinkeln aus zu machen.
Aus deiner Sicht ist alles schön und was vielleicht nicht so schön ist spielst du runter...Also müssen wir selber filtern was wir dir abkaufen und was nicht. Für mich kein Problem.
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@Andre Bessaker
Dir ist schon aufgefallen, dass mein erstes Posting in diesem Thread hier die Risikovurdering vom Havforskingsinstitut war. Darin wird auf fast alle momentanen Probleme die mit der Lachszucht verbunden sind eingegangen. Dieser Rapport ist alles andere als positiv ("schön") und entspricht meiner Meinung nach den Tatsachen.
Falls ich irgendwo mal was anderes behauptet haben sollte, zeig mir die Stelle, und ich werde mich korrigieren.
Vielleicht hast du das aber irgendwie auch nur in deinem Kopf ??, weil kann ja nicht sein, dass ich in der Branche arbeitet und da muss man ja vertuschen und schönreden. 8)
Aber egal scheinbar ist es doch für`s Ego einiger hier notwendig, dass ich als jemand der mit Lachsen arbeitet sich nochmal schriftlich "flachlegt" wie wir hier in Norwegen sagen.
Also dann hier die momnetan grössten Probleme der norwegischen Lachszucht zusammengefasst:
Lachsläuse:
aktuelle Situation Sommer/Herbst2013:
http://www.mattilsynet.no/fisk_og_a...synet statusrapport lakselus oktober 2013.pdf
Rekordhohes Lachslausniveau in den letzten Jahren mit immer höher werdender Resistenz der Läuse gegen eine Reihe medikamentöser Entlausungsmethoden. Das führt zwangsmässig auch zu einem erhöhten Medikamenteverbrauch, da von staatlichen Stellen ein maximales Niveau an Läusen vorgeschrieben ist unter dem man zu bleiben hat. Also “Entlausungszwang” ab 0,5 Stk weiblichen Lachsläusen pro Fisch.
Die hohen Lachslausdichten führen dazu dass Wildfische, und speziell abwandernde Wildlachssmolts und Meerforellen verstärkt mit Läusen befallen werden. Ab einem bestimmten Level an Läusen und je nach Köpergrösse der befallenen Fische kann das zu erheblichen Schäden bis zum Tot führen.
Studien inwieweit der Befall auf die abwandernden Smolts von statten geht, gibts immernoch sehr wenige. Nächste Woche kommt eine Untersuchung vom Havforskningsistitut heraus, die sich mit dem Thema beschäftigt hat. Ist zu hoffen das man darauf auch effektive Methoden aufbauen kann das Problen zu lösen.
Mein Persönlicher Vorschlag dazu: "Geschlossene Aufzuchtssysteme im Meer"
Abgehauene Zuchtfische
2013 sind offiziell über 121 000 Lachse entflohen (Zahlen sind noch nicht Endgültig und die Dunkelziffer war sicher höher) .
http://www.fiskeridir.no/statistikk/akvakultur/oppdaterte-roemmingstall
Die Hauptgefahr dabei ist, das ein Teil dieser Lachse in die Flüsse aufsteigt und durch Einkreuzung bzw. Verdrängung die Wildlachsestämme genetisch verändert bzw. vernichtert werden können. In welchem Ausmass dies stattfindet varriert stark und es gibt eine Reihe unterschiedlicher Meinung und studien zu dem Thema.
Nächste Woche erscheint eine Statistik über das Ausmass der Kreuzungen zwischen Wild- und Zuchtfische in einer Reihe von untersuchten Flüssen.
Meiner Meinung nach wird sich dieses Problem des Entkommens von Zuchtfischen niemals 100% ig lösen lassen, deshalb mein persönlicher Vorschlag: "Sterile Fische".
Erhöhter Nährstoffeintrag in die Fjorde
Die erhöhte Fischproduktion führt durch Futterreste, Stoffewechselprodukte Kot usw. zu einem erhöhtem Nährstoffeintrag in die Fjorde was zu einem erhöhten Eutrophierungseffekt führen kann.
Dazu haben die gemachten Untersuchungen ergeben das dieser Effekt heute immer noch als sehr gering einzuschätzen ist und nur in wirklich kleinen geschlossenen Fjordsystemen mit wenig Wasseraustausch ein Problem darstellt.
Mein persönlicher Lösungsvorschlag: richtige Plazierung der Anlagen oder geschlossene Systeme im Meer mit Filterung des Ablaufwassers.
Wechselwirkungen zwischen den Lachzuchtanlagen und Wildfischen
Es ist bekannt das die Zuchtanlagen eine scheuchende Wirkung auf z.B. Heringsschwärme haben. Auf der anderen Seite ziehen sie eine Reihe von Wildfischen (vor allem Köhler) an die sie von den Pellets und dem Kot der Zuchtfische ernähren. Das führt zu direkten Veränderungen ihrer Körperzusammensetzung, speziell dem Fettgehalt.
Die Scheuchwirkung auf Fischschwärme wird sich kaum verhindern lassen, begenen kann man dem aber sicher in gewissem Masse mit der richtigen Plazierung der Anlage.
Für die ungewollte ”Fütterung” der Wildfische mit Pellets/Kot gibt\s meiner Meinung nach nur eine Lösung: "gechlossene System eim Meer"
Gebrauch von Lippfischen
Als "natürliche" Entlausungsmethode werden heute Lippfische verwendet, die Fressen die Lachsläuse von den Lachsen. Problem ist, die Fische werden in der Natur gefangen und in der Aquakultur eingesetzt wo sie dann früher oder später sterben.
Meiner Meinung nach völlig unakzeptabel. Mein Lösungsvorschlag: Lachslausbefall vermeiden, "geschlossene Haltungssysteme im Meer"
Ressourcenproblematik durch Herstellung von Futter
Ist meiner Meinung nach ein Problem, gehe ich jetz aber nicht nochmal drauf ein.
Den Vorwurf, dass ich hier Probleme schönreden oder verschleiern will, muss ich ganz bestimmt nicht auf mir sitzen lasssen. Von mir aus können wir gerne (und müssten wir wohl auch) für jedes der Probleme einen Extra Thread aufmachen. Ich habe öfter mal eher das Gefühl, dass es gerade den Leuten die sich gegen die Aquakultur äussern, absolut genügt in ihrer Argumentation nur Schlagwörter zu bringen.
Viel wichtiger ist es doch wohl mal zu fragen, welche Probleme gibt es tatsächlich ? Warum treten sie auf und was kann man evtl. tun?
Insgeheim ist bei allen Lachszuchtgegnern die Antwort auf Letzteres (auch wenn die meisten es nicht öffentlich zugeben) AQUAKULTUR ABSCHAFFEN!
Meiner Meinung nach sehr kurzsichtig gedacht.
Und noch ne kleine Info zu meinem Job:
Wir produzieren an Land in Becken ca. 1300 Tonnen Lachs im Jahr. Das Ablaufwasser der Anlage wird gefilter bevor es in den Fjord geht. (Der gewonnen Schlamm wird getrocknet und dann als ”Bodenverbesserungsmittel” in der Landwirstchaft eingesetzt.)
Lachsläuse gibt es bei uns nicht.
Habe also mit den oben genannten Problemen Grossteils nur indirekt zu tun.
Ich würde zugern, wenn es der Endverbraucher denn endlich zulässt sterile Fische produzieren und warte auf den Tag an dem endlich ein Kunde von uns unsere Fische in einen schwimmenden Tank im Meer aussetzt.
Gruss
smolt
@AndreBessaker
Hoffe du kannst als ehemaliges Teilchen im System der Lachsbranche und deiner damit nun befleckten Weste noch ruhig schlafen. Kannst deinen Enkeln als Ausrede ja erklären: "Ich war jung und brauchte das Geld."
Viele Grüsse an meine Kollegen.