Wenn der Urlaub sich nach Endzeit anfühlt
Vor Jahren habe ich viele Reviews, Kritiken, Tests und Kolumnen über Musik und Videospiele geschrieben. Einer der Überschriften damals lautete "Endlich Endzeit Urlaub" und war ein Test zu einem Videospiel. Es sollte eine Anspielung darauf sein, dass man in dem Spiel mit ziemlich düsteren Endzeit-Setting richtig abtauchen kann. So ein wenig Urlaub vom Alltag...
Das wir hier im Urlaub tatsächlich eine Endzeit Stimmung erleben, damit hätte ich beim besten Willen nicht mit gerechnet. Und ganz ehrlich? Darauf hätten wir auch dezent verzichten können.
Aber von vorne...
Heute in der Früh sind wir in Oslo - Norwegen mit der Colorline Fähre angekommen. Schon kurz nach dem Frühstück dann die erste Hiobsbotschaft: "Fahrt bitte vorsichtig, denn durch den Sturm könnten Bäume auf der Fahrbahn liegen. Außerdem ist aktuell kein Strom im Camp."
Das wir vorsichtig fahren ist eh oberstes Gebot für uns. Und das Problem mit dem Strom... Das wird sich bis Abends schon geklärt haben, also alles entspannt. Bis dahin war noch unsere einzige Sorge die, dass wir vielleicht wegen dem Wetter morgen oder die Tage nicht mit dem Boot raus können. Wir hatten ja keine Ahnung...
Die ersten paar Stunden im Auto waren noch entspannt. Das Wetter war zwar regnerisch und alles andere als Einladend. Aber Regen sind wir gewohnt. Und als wir beim großen Elch angekommen sind, war es auch gar nicht mehr so schlimm.
Nur noch knapp vier Stunden Autofahrt lagen vor uns und wir waren auf der Zielgeraden. Bis wir uns auf einmal wundern, dass keiner mehr Internet hat. 😳 Hin und wieder war es kurz da, dann wieder weg. Und auch das Telefonnetz war tot, wodurch keinerlei Kommunikation mit den anderen Truppen möglich war.
Am Anfang haben wir uns noch nicht viel dabei Gedacht. Doch als das Internet- und Telefonnetz auch Stunden später noch immer nicht ging, wurde es schon komisch. Und je näher wir kamen, umso mehr wurde uns das Ausmaß des Sturms bewusst und umso mulmiger wurde einem.
Zu Anfang waren es nur hier und da umgestürzte Bäume auf der Straße. Dann ein vollkommen zerstörtes großes Gewächshaus mitten auf der Straße, welches die Kabeln der umliegenden Stromleitungen mitgerissen hat. Wir mussten über einen Privaten Hof fahren, der als Umleitung zweckentfremdet wurde.
Wir mussten unter zwei umgekippten Bäumen drunter herfahren, die auf die Straße gekippt waren. Ein ziemlich mulmiges Gefühl, da man nicht wusste, ob diese jeden Moment weiter umkippen. Außerdem fuhren wir unter einer halb auf die Straße umgekippten Stromleitung unterher.
Je dunkler es wurde, umso mulmiger wurde einem. Denn auch die ganzen Tunnel, die durch die Berge führten, hatten kein Licht. Wie denn auch, wenn es über weite Strecken kein Strom gab? Ich sag euch... Das fühlt sich richtig Strange an.
Da das Internet nicht lief, ist auch das Navigationssystem zu teilen ausgefallen. Sogar die GPS Positionierungen hat nicht mehr richtig funktioniert. Und als dann zu allem Überfluss auch noch ein Tunnel gesperrt war, wurde es erst richtig stressig. In Trial und Error Manier hat man dann Wege gesucht, die einen wieder auf die richtige Spur gebracht haben. Nachschauen konnte man ja ohne Internet nicht richtig. Anrufen, um nach dem Weg zu fragen, ging auch nicht.
Und wisst ihr was noch alles nicht mehr geht, wenn der Strom nicht funktioniert? Wir konnten nirgends mehr tanken, da die Säulen ohne Strom nicht funktionieren. Sämtliche Zahlungen laufen hier über Karte ab. Also können keine Transaktionen getätigt werden, weshalb auch keine Geschäfte mehr aus haben. Essen und anderes einkaufen? Fehlanzeige!
Und im Camp? Wir haben bis jetzt noch keinen Strom, kein Internet oder gar Telefonnetz. Wir haben lediglich Teelicht und Kerzen. 🤷
Um die Handys zu laden, mussten wir das Auto laufen lassen. Essen können wir uns auch keines warm machen, es ist ja kein Strom da. Und anstatt Brot, haben wir Aufbackbrötchen gekauft. Können wir aber nicht aufbacken. Kann ja keiner Ahnen. 🤦
Das mitgebrachte teure Fleisch und der Aufschnitt können auch nicht gekühlt werden. So ein Mist aber auch...
Um am Ende überhaupt was essen zu können, bleiben einem dann nur noch so kreative Ideen, wie die Bifi Roll als Brot zu zweckentfremden. Diese mit Nutella zu beschmieren und mit Käse ummantelt zu veredeln. Das schmeckt tatsächlich besser als es klingt. Kann man aber dennoch getrost drauf verzichten.
Und Duschen? Fehlanzeige, geht auch nicht. Braucht man ja auch nach einem so langen Tag nicht. Ein Buch lesen? Erbenfalls nicht drin, man hat ja kein Licht.
Jetzt heißt es abwarten und hoffen, das morgen der Strom irgendwann da ist und man sich das Essen warm machen, tanken und einkaufen fahren kann.
Und übrigens: Morgen angeln zu fahren, sollte es Überbau möglich sein, macht auch keinen Sinn. Denn den gefangenen Fisch können wir ja weder zubereiten und essen, geschweige denn kühlen. Ist einfach verhext...
P.S. Den Spruch "schlimmer kann es nicht werden" sagte bereits jemand, bevor es dann noch schlimmer wurde. Es geht immer noch schlimmer.
P.P.S. Da stehen wir beim Elch, da traue ich meinen Augen nicht. Steigt da auf einmal mein guter Kumpel Bodo aus dem Auto aus, mit dem ich damals zusammen bei Angler helfen Kindern war. Biste tausende Kilometer weg und dann läuft man sich dort über den Weg. 😅
Drückt uns die Daumen, dass es ab jetzt doch besser wird. :)