Steelheadangeln BC, Kanada

Die 4 Pontoons und der niedrige Schwerpunkt mit dem flachen Boden geben dem Frog Boat eine einzigartige Stabilitaet. Zwei Insassen koennen sich seitlich lehnen wie sie wollen ohne das Boot zu kippen. Du kannst ohne weiteres und auch ohne mulmiges Gefuehl in dem Boot stehen und werfen. Das beste ist, dass die 4 Pontoons mit einem einfachen Arretiermechanismus entfernt und im Boot verstaut werden koennen um den Transport zu erleichtern. Damit passt das Boot komplett in meinen SUV hinten rein - keinen Anhaenger noetig, kann von einer kraeftigen Person sogar alleine getragen und aufgebaut werden. Und geht viel schneller als ein Schlauchboot aufpumpen. Eine wirklich geniale Erfindung finde ich. Wegen der niedrigen Bordwand ist das Frog Boat natuerlich nichts wenn Wellengang herrscht. Daher nur bei ruhigem Wasser oder auf kleineren, geschuetzten Gewaessern. Ein E-Motor zwischen 36 und 50lbs Leistung ist voellig ausreichend. Man koennte auch einen Mini-Benziner dranmachen; habe ich aber nicht vo
 
14./15.7.2020; Elk/Campbell River

Letzte Woche war eigentlich Deutschlandbesuch eingeplant. Wir hatten eine schicke Blockhuette an einem grossen See nahe dem Ort Campbell River gebucht und wollten dort mit unseren Familien ein bisschen Strandurlaub mit Wassersport geniessen. Nun, mit Deutschlandbesuch wird es ja jedenfalls dieses Jahr nichts mehr. Wir wollten die Huette aber auch nicht zurueckgeben und so lud ich meinen Angelfreund Dave und seine Frau ein uns dort zu besuchen. Waren schoene 4 Tage und das Wetter wurde auch puentklich richtig sommerlich. Ich funktionierte MaxWaldi – mein Angelboot – zum Skiboot um, nahm den Schleppmotor ab und alles Angelzeug und unnoetiges Gewicht heraus. Die Motorisierung ist grenzwertig um einen schweren Erwachsenen aus dem Wasser auf Skis herauszuziehen aber mit der Verschlankungskur – ich habe wohl locker 100kg Angelzeug entfernt – ging es doch erstaunlich gut. Ich hatte auch noch einen kleineren Propeller montiert damit ich schneller zum Gleiten kam und besser Gewicht ziehen konnte. War Spass auch mal ohne Fischen auf dem Wasser zu sein; besonders mit dem herrlichen Hintergrund des alpinen Strathcona-Gebirges. Und die Jungs konnten nicht genug kriegen – bis sie vor Kaelte blau im Gesicht waren! Der riesige Untere Campbell Lake war noch ziemlich kalt, auch wenn die Lufttemperatur bei mitte 20 Grad angenehm war. Aber wir hatten auch einen nassen und kuehlen Fruehling and Fruehsommer gehabt!

So ganz ohne Angeln geht aber bei uns kein Urlaub ab. Die grosse Seenkette von Buttle Lake/Upper Campbell Lake/Lower Campbell Lake wird vom Elk River gespeisst, der dann ueber die Elk-Faelle zum Campbell River wird. Der Elk River stromauf der Seen war ein bekanntes und beliebtes Flugangelrevier mit Regenbogenforellen. Der Fluss eigentlich mehr ein Bach um diese Jahreszeit, schlaengelte sich unverbaut und wild durch das Elk Valley neben dem Highway 28 nach Gold River. Die gute Zugaengigkeit des Flusses war sicher ein Grund seiner Beliebtheit bei Anglern. Am Dienstag holte ich meine beiden Jungs frueh zeitig aus den Betten und wir fuhren die 30 Minuten zum Elk River. Keiner von uns hatte hier schon mal geangelt und wir kannten den Fluss nur von ein paar Blicken vom Highway aus. Wir parkten das Auto an einer guenstigen Stelle und marschierten mit unseren Wathosen zum Fluss. Wir mussten weit ueber trockene Kies und Steinfelder laufen um zum Wasser zugelangen. Man konnte erahnen wie breit der Elk River im Winter sein musste – heute war der Fluss nur ein Bruchteil seines Maximalausmasses. Glasklar bahnte sich das Wasser seinen Weg durch das grobkiessige Flussbett.

Wir wanderten einige Kilometer am und im Fluss stromab und fischten die interessanten Stellen ab. Der Fluss hatte die natuerliche Wechselfrequenz von Rieselstrecken und Pools. Umgestuerzte Baeume und Felsbrocken erzeugten auch gute Forellenunterstaende. Ricardo fischte mit einer Trockenfliege und hatte zuerst Erfolg; eine herrlich gezeichnete Regenbogner. Ich fischte mit einer Steinfliegennymphe und fing eine kleinere. Alex versuchte mit Sinktipschnur und Nympfe und hatte wohl auch ein paar Bisse aber nichts zum vorweisen. Mit fortschreitendem Morgen wurde es heisser und heisser und die Bisse hoerten ganz auf. Wir kamen an herrlichen Stellen vorbei und versuchten alles in der Fliegenbox aber konnten keine mehr ueberlisten. Man musste sich auch regelrecht anschleichen um bei dem glasklaren Wasser die Fische nicht schon von weitem zu verscheuchen. Auf dem Rueckweg stand dann ploetzlich eine ganze Hirschherde vor uns im Fluss. Das war auch ein toller Anblick. Alles in allem ein wunderschoener Morgen in einer herrlichen Umgebung, auch wenn die Angelei nicht allzu erfolgreich war.

Am naechten Tag hielten wir beim Einkaufen in Campbell River mal am Angelladen an. Der war direkt am Campbell River selber und ich sah durch die Fenster eine Menge Flussangler im Wasser. Ich fragte beim Verkaeufer nach was gerade ging im Fluss und er meinte, dass der erste Schwall an Buckellachsen im Fluss angekommen waere. Das ist 2-3 Wochen frueher als normal. Ha! Da konnten wir uns eine kurze abendliche Tour nicht verkneifen. Im Campbell River selber konnten wir keine haken aber an einem Nebenbach fanden wir in einem Gumpen eine Gruppe frischer Buckellachse, die sich durch gelegentliches Schnappen an der Oberflaeche verrieten. Zwei Angler waren schon dabei den Gumpen zu bearbeiten. Sie hatten aber noch keinen Erfolg gehabt. Einer von uns passte noch dazwischen. Ich versuchte es zuerst. Nichts. Ricardo machte ein paar Wuerfe – selbes Ergebnis. Dann kam Alex und schwupp war seine Rute krumm! Gibt’s ja nicht!

Er drillte den Fisch laechelnd ins Flache – ich sah den silber-blanken vielleicht 6 pfuendigen Lachs. Ich machte gerade die Kamera fertig als Ricardo den Fisch an der Schwanzwurzel hielt und den Haken entfernte – ein kraeftiger Schwall und …der Lachs war wieder weg. Alex und ich schauten strafend auf Ricardo denn wir haetten doch wenigstens mal ein Foto machen wollen. Nun gut. Alex musste nun noch den beiden anderen Anglern seine Fliege zeigen und Trick verraten und dann machten wir Schluss.

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Es wird Zeit fuer einen neuen Bericht von unseren Angeltaetigkeiten. Im Meer ist im Moment nicht viel los. Ein paar Wagemutige versuchen noch ihr Glueck auf einen Herbstbutt; mit gemischtem Erfolg wie ich hoere. Ein paar andere Angler sind den Winterlachsen auf den Fersen gewesen – auch hier vermeldeten die Angler den einen oder anderen Lachs aber ohne die Schlagzeilen der Medien zu erreichen. Meine Jungs waren ein paar Mal auf den lokalen Seen unterwegs und haben ein paar Portionsforellen gehakt. Ich hatte die Moeglichkeit mit meinem Angelfreund Dave eine Forellenkreuzfahrt auf dem Glen Lake zu machen. Dave hat dort ein Seegrundstrueck und hat sich seinen Bootsdock ummodifiziert, wobei ein 7x3m Teil abkoppelbar ist und mit einen E-Motor und Rutenhaltern bestueckt wurde. So schleppten wir im Liegestuhl bei Bier und Musik sitzend den kleinen See hoch und runter und zogen zwei fliegenbestueckte Ruten hinterher. Ich fing sogar eine sehr schoene Kehlschnittforelle; Dave erwischte 3 kleinere Regenbogner. Das war auch mal eine andere Art der Angelei! Hatte fantastisch funktioniert. Naechstes Jahr will er noch einen Sonnenschirm und einen Grill anbauen. Kreuzfahrtschiff eben.

Durch die herbstlichen Regenfaelle im Oktober war der Pegelstand des Cowichan Rivers schoen hoch gekommen, so dass der Fluss beinahe im Idealzustand zum Driftbootfischen war. Ricardo und Alec waren heiss auf Forellendrifts unterhalb des Cowichan Lakes, wo fette Forellen aus dem See in den Fluss ziehen um den laichenden Lachsen die Eier zu stehlen. Wir hatten diese Drift bis zu den Skutz Wasserfaellen schon etliche Male mit Guides gemacht und dabei auch Sternstunden beim Fliegenfischen erlebt. Letztes Jahr bin ich diesen Flussabschnitt dann schon mal selber mit dem eigenen Boot gerudert, mit einem Guide anwesend um mir Tips und Hilfestellung zu geben. Und schliesslich bin ich mit Alec und seinem Vater letzten Herbst die ersten Kilometer dieses Flussabschnittes schon mal alleine gerudert.

Der Cowichan River ist der produktivste Forellenstrom auf der Insel mit etwa 500 Forellen pro Flussmeile. Zum Vergleich, die hochproduktiven Fluesse in den Rockies (Montana, Idaho, Wyoming, Colorado) koennen bis zu mehrere tausend Forellen pro Flussmeile beherbergen. Solche Werte sind aufgrund der Vegetation und Geologie auf Vancouver Island nicht moeglich. Das Besondere am Cowichan ist aber nicht nur eine gute Forellenbestandszahl sondern auch die Vielfalt: es gibt neben den heimischen Regenbogenforellen auch Bachforellen und ein paar Kehlschnittforellen. Letztere sind meist Exemplare die saisonal von dem See in den Fluss und wieder zurueckziehen. Die vor fast 100 Jahren eingeschleppten Bachforellen wachsen zu guten Groessen ab; es wurden schon 5kg Exemplare gefangen. Es gibt auch ein paar kleinwuechsige Flusssaiblinge (Dolly Varden), die allerdings kaum mit den ueblichen Methoden gefangen werden. An anadromen Fischen beherbergt der Cowichan im Winter Steelheadforellen (bis ueber 20 Pfund) und im Herbst/Winter 3 der 5 Pazifischen Lachsarten (Chinook, Coho und Chum).

Diese Vielfalt zieht eine Menge Angler an diesen Fluss, der ein Wanderwegnetz im Flusstal hat. Allerdings sind diese Wege nicht oft direkt am Flussufer, so dass sich Uferangler entweder durch uebles Gestruepp bis zum Flussufer durchkaempfen muessen, oder sich die paar wenigen leicht zugaenglichen Stellen mit anderen Anglern teilen muessen. Daher ist das Angeln vom Boot am Cowichan sehr beliebt und auch um ein Vielfaches erfolgreicher. Stabile Driftboote und Pontoon- und Raftingboote sind dafuer geeignet. Dem Fluss wuerde ich persoenlich eine moderate Schwierigkeitsstufe zuteilen. Zumindest fuer einen Driftbootanfaenger wie mich. Es gibt Weisswasser-Stromstellen an denen man schon etwas Geschick und Kraft braucht um sicher durchzukommen. Und es kann immer mal ein neuer Baumsturz eine Passage etwas schwierig machen. Und da sind noch die Skutz Wasserfaelle etwa 10 km stromab vom See. Die sind mit einem Angelboot unbefahrbar und erzwingen einen Ausstieg. Im Vergleich zu den Gebirgstroemen im Kuestengebirge und in den Rockies ist der Cowichan River jedoch ein Leichtgewicht fuer geuebte Wildwasserbootsfahrer. Der Cowichan hat keine Klasse 3 oder 4 Stellen. Erschwerend am Cowichan ist der Mangel an guten Einlass- und Ausstiegsstellen fuer ein Boot. In Montana haben wir an vielen der beruehmten Forellenstroemen gestaunt was fuer eine klasse Bootsinfrastruktur dort vorgehalten wird: Betonrampen in den Fluss an ruhigen Stellen mit geraeumigen Fahrzeugparkplaetzen und teilweise kompletten Toiletteneinrichtungen. Am Cowichan schmeisst man sein Boot eine steile Boeschung runter und hofft das es richtigherum im Wasser landet (ok, leicht uebertrieben) und die einzige oeffentlich zugaengige Ausstiegsstelle ist 10 m oberhalb der Skutz Wasserfaelle. Und diese Stelle ist keineswegs eine ruhige Bucht sondern am schnellfliessenden Prallhang einer Aussenkurve. Wenn man dort pennt und versagt wird es brenzlich. Vielleicht ueberlebt man den Wasserfall noch wenn man Glueck hat und fit ist, aber das Boot und Geraet waere mit Sicherheit weg.

Die ersten Flusskilometer von See runter sind Fliegenstrecke und am leichtesten zu navigieren. Und ausserdem auch die fischreichste Strecke da hier die generell groesseren Forellen aus dem See ueberwiegen. Die Lachse, die auf dieser Strecke laichen, haben es wirklich nicht leicht denn jedes Laichpaar ist regelrecht umzingelt von hungrigen Forellen. Auf dieser Strecke verbringen wir, zumindest im Herbst zur Lachslaichzeit, die meiste Zeit beim Angeln. Je weiter flussab man kommt, desto geringer wird die Fischdichte. Daher verbringen wir die meiste Angelzeit an diesem vielleicht ersten Flusskilometer der etwa 4-6 stuendigen Flussfahrt.

Am Sonntag den 8.11. machten wir, mein Sohn Ricardo, sein Freund Alec und ich, uns mit 2 Autos und “Rowly”, unserem Driftboot, frueh zum Cowichan auf. Es war, so ohne jeglichen Verkehr auf dem Highway am Sonntag Morgen, eine reichliche Stunde Fahrt, Wir wollten das erste Mal die ganze Drift vom See bis zu den Skutzfaellen alleine machen. Ich nahm auch mein portables GPS Geraet mit um mir die Ausstiegstelle oberhalb der Faelle nochmal extra einzutragen um dort ja nicht vorbeizubrettern und dann abzuheben. Bald waren wir an einem herrlich kuehlen aber sonnigen Herbstag auf dem Fluss unterwegs. Wir ankerten das erste Mal gleich gegenueber der Einstiegstelle. Wir sahen eine Menge Lachse im Wasser, hin und wieder waelzte sich oder sprang einer. Es war eine aufregende Angelatmosphaere. Wir machten auch einige schoene Forellen im klaren Wasser aus. Die Jungs hatten ihre Fliegenruten fertig und mit einem Eiimitat bestueckt. Immer wieder warfen sie den Koeder weit stromauf um ihn dann ungefaehr in Bootshoehe am Boden entlang holpern zu haben, in der Hoffnung das eine Forelle zuschnappte. Es war nicht so einfach diese verwoehnten und vollgefressenen Forellen zu ueberlisten. Als Alec endlich eine kleinere Regenbogenforelle in den Kescher brachte, wuergte die vielleicht 10 Lachseier heraus. Die waren schon voll und satt.

Ich verlegte das Boot immer so um 50m weiter flussab und so angelten wir diese fischreiche Strecke systematisch ab. Immer wenn mal einer der Jungs eine Pause machte oder nach einem Koederverlust ausser Gefecht war, kam auch ich mal zum Angeln. Mehr als 2 koennen nicht gleichzeitig angeln im Fluss vom Boot. Jeder nahm eine Bootsseite in Anspruch. Ich hakte 2 groessere Forellen, verlor aber beide im Drill. Die meisten Bisse kamen ein Stueck stromab vom Boot. Eine groessere Forelle gegen die starke Stroemung mit einer 5er Fliegenrute zu drillen, ist nicht einfach. Ricardo hakte auch zweimal einen Lachs, aber es gelang ihm nicht diese Fische in Bootsnaehe zu bringen oder gar zu landen. So endeten diese Abenteuer auch mit einem Abriss und Fischverlust. Alec war am effektivsten heute; als wir zum Ende unserer Drift kamen hatte er 8 oder 9 Forellen auf seinem Guthaben und Ricardo nur 3. Ich blieb Schneider an diesem Tag, aber hatte auch nicht viel geangelt. Ich war gut erschoepft vom steuern und rudern und konzentrierte mich am Ende voll auf den gefaehrlichen Ausstieg. Ich ankerte an der letzten Innenkurve mit leichter Stroemung um meine Einflugschneisse nochmal genau zu berechnen und zu begutachten. Ausserdem lag schon ein Boot am Ausstieg und es war dort kein Platz fuer 2 Boote nebeneinander.

Der Bootsbesitzer am Ausstieg brauchte ewig lange bis er sein Boot raus hatte und der Weg fuer uns frei war. Inzwischen kamen schon 2 andere Driftboote und ankerten neben uns. Bootsstau! Der eine Kerl hatte die Tour mit seiner Frau und Hund gemacht und angelte noch ein bisschen weiter waehrend wir alle warteten. Er fing doch tatsaechlich noch einen herrlichen vielleicht 12-13 Pfund schweren Coho neben uns. Ein epischer Drill an der Fliegenrute und wir hatten Front-Row-Sitze fuer dieses Spektakel. Obwohl man einen Coho pro Tag hier behalten durfte, setzte er diesen schoenen Lachs wieder schonend ein. Feine Sache. Dann kam mein Moment – unter Beobachtung der Zuschauer machte ich den Anflug zum Ausstieg. Alles ging gut und souveraen landeten wir an der angezielten Uferstelle. Das gab mir Selbstvertrauen fuer zukuenftige Touren. Eine schoene Tour, etwa 12 Fische gelandet, allerdings keine Whopper. Und auch alles nur Regenbogner.

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15.11.2020; Cowichan River

Am naechsten Sonntag war der Fluss immer noch im idealen Zustand und so wollten wir, gleiche Truppe, eine Wiederholung der Tour machen. Vielleicht diesmal mit etwas groesseren Fischen? Das Wetter sollte wechselhaft werden mit gelegentlichen Regenfaellen aber auch ab und zu Sonne. Regenbogenwetter, im doppelten Sinne! Wahrscheinlich wegen des durchwachsenem Wetterberichtes hatten wir den Fluss fuer uns alleine. Wir sahen im Verlaufe der 6 Stunden nur ein anderes Boot. Also verangelt waren die Fische heute nicht!

An der ersten Stelle schwaechelten wir und Alec fing nur eine winzige Bachforelle, trotz allerlei Leben neben und unter dem Boot. Dann zog ich den Anker um uns zur naechsten Stelle driften zu lassen und ploetzlich waren beide Jungs im Drill. Ich liess sofort den Anker wieder ein und nach etwas Nachschleifen blieben wir dann auch haengen. Zwei bessere Regenbogner kamen zu Tage. Na also. Und jetzt ging es Schlag auf Schlag. Auch ich konnte an dieser Stelle 3 Regenbogner fangen. Ricardo legte sich wieder mit einem alten Chinook an gegen den er keine Chance hatte. Auch ich hatte zweimal kurz Lachskontakt aber der Haken kam schnell wieder frei. Vielleicht besser so als das am Ende vielleicht noch die Fliegenschnur or die Rute zu Bruch gingen. Die Durchschnittsgroesse war heute schon etwa besser mit einigen Fischen die bis dicht an die 40 cm gingen. Wir verangelten fast die halbe Zeit am oberen ersten Flusskilometer. Dann liess ich das Boot praktisch frei laufen und die Jungs angelten waehrend der Drift. Es kamen noch ein paar weitere Forellen zum Kescher, Alec verlor noch 2 oder 3 bessere von denen ich eine kurz neben dem Boot aufblitzen sah – die war sicher weit ueber 40 cm gewesen. Sollte aber nicht sein. Alec fing auch noch eine Mini-Steelhead – die wir auf ein Wiedersehen in 2-3 Jahren einluden.

An einem Steilufer sah ich einen schwarzen Punkt umherwandeln. Ich hiess die Jungs die Kameras bereithalten als wir an der Stelle vorbeidrifteten. Ein mittelstarker Schwarzbaer hatte sich einen Lachs gefangen und verspachtelte ihn am Hang. Er beaeugte uns nur gelangweilt – wir schienen keine Bedrohung fuer ihn zu sein. Dann bereitete ich mich mal wieder auf eine Stromschnelle vor. Ich setzte uns in die ausgewaehlte Stoemungsbahn, hielt den geeigneten Winkel zur Stroemung…und ploetzlich rief Ricardo “Fish on!”. Und Alec sah den Fisch wohl an die Oberflaeche kommen und rief “Big fish, Brown Trout!”. Jetzt? Keine Chance mehr fuer mich hier zu ankern; das Wasser war schon viel zu schnell. Ich rief Ricardo zu sich festzuhalten und er muesste den Fisch mit durch die Stromschnelle nehmen. Fuer ihn hiess das die Schnur nur ja straff halten. Nach dem ersten Satz Weisswasser sah ich eine kleine stroemungsberuhigte Stelle auf der anderen Flusseite aber so sehr ich mich auch bemuehte, ich kam da nicht mehr rechtzeitig hin. So musste Ricardo seinen Fisch auch noch durch die naechsten 50m Weisswasser mitnehmen.

Danach fand ich eine seichte Innenkurve und legte uns dort gleich vor Ufer. Gluecklicherweise hatte Ricardo es geschafft den Fisch am Schonhaken festzuhalten – ein kleines Wunder eigentlich. Er war schon aus dem Boot heraus und drillte den Fisch ins flache Wasser. Alec sprang mit dem Kescher hinterher. Es musste wirklich ein guter Fisch sein, nach der Rutenkruemmung und dem regelmaessigen Schnurverlust zu urteilen. Dann hatte Alec den Fisch vor seinen Fuessen und schaufelte mit dem Kescher los. Aber der Fisch sprang wieder weg und Alec stoehnte auf. Ich sah den grossen Platsch beim Sprung – ja das musste eine grosse Forelle sein. Ricardo drillte den Fisch erneut ins Flache und Alec wagte es wieder – diesmal erklang ein Jubelruf in den Ricardo gleich einstimmte. Wir kamen alle bei Alec zusammen und Ricardo fummelte den Fisch aus dem Netz. Wow! Was fuer eine herrliche Bachforelle! 50 cm lang, einen ausgepraegten Lachshaken und eine wunderschoene Zeichnung. Das war eine der groessten Bachforellen die ich je live gesehen habe. Ein paar Fotos und dann liess Ricardo seinen Fisch wieder in die Stroemung frei. Fantastisch!

Die Jungs hatten zwar noch ein paar Bisse hier und da aber das sollte unser letzter Fisch am heutigen Tag gewesen sein. Die Anfahrt auf den Ausstieg verlief wieder einwandfrei und ich bekam dadurch noch mehr Sicherheit. Noch 2 oder 3 Mal und ich werde wohl nicht mehr nervoes davor werden. Ein toller Angeltag ging zu Ende. Wir schaetzen, dass wir so um die 20 Forellen gelandet hatten und noch einige mehr gehakt und verloren hatten. Sehr schoen und ich hatte gleich meine Muckibudeneinheiten weg vom Rudern.

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6.3.2021; Cowichan River

Letztes Wochenende hatten wir die Qual der Wahl: wenig Wind, gute Lachsfangberichte im Meer, gute Heilbuttgezeiten und der Cowichan River hatte perfekten Wasserstand. Ich korrespondierte die Woche ueber mit Nelson, unserem gelegentlichen FLussguide auf dem Cowichan River. Ich fragte wie die Steelheadsaison ging. Er meinte schlecht; es wurden nur wenige gefangen, aber wenn dann grosse Brocken. Aber er haette sogar Schneidertage gehabt. Aber auf Forellen an den oberen Flusstrecken waere es gut. Hm, was sollte man da waehlen!? Ich fragte meine Jungs und Ricardo und sein Freund Alec waren eher zum Flussangeln geneigt. Sie wussten auch, dass das wohl bis zum Herbst die letzte Cowichanmoeglichkeit war mit mir, da ich mich demnaechst wieder unter’s Messer legen muss und danach einige Wochen ausser Gefecht sein werde und bis dahin der Flusspegel zu niedrig zum Driften sein wuerde. Lachs und Buttangeln koennen wir noch im Sommer. Also auf zum Fluss!

Entgegen dem Wetterbericht wurde es ein herrlich sonniger Fruehlingstag. Wir waren halbwegs frueh unterwegs und daher um 9:00 Uhr auf dem Fluss. Ich legte mich in die Riemen und zog zur Flussmitte und ankerte gleich dort. Hier, ca, 1 km unterhalb des riessigen Cowichan Lakes, hielten sich normalerweise viele Forellen auf, die zeitweise vom See in den Fluss zogen. Wie zum Beispiel jetzt, kurz vor der Laichzeit. Wir sahen auch gleich Dutzende Forellen in Wurfweite um unser verankertes Boot. Das Wasser war sehr klar hier oben. Was wuerden die Forellen wohl fressen? Normalerweise liegt man mit Lachseiimitaten immer gut auch wenn es schon eine Weile keine natuerlichen Lachseier mehr gab im Fluss – die sind jetzt alle ausgeschluepft, als Lachslarven im Kies versteckt. Aber die Forellen erinnern sich noch gut an die Eiermast im Herbst und Winter. Aber auch grosse Insektenimitate wie Steinfliegenlarven koennen jetzt funktionieren.

Wir fingen mit Eierfliegen an. Alec schlug auch bald zu und fing ein halbes Dutzend herrlich gezeichnete Regenbogner. Einige hatten schon ihr volles Laichkleid an. Ricardo und ich wechselten unsere Eier zu einer aehnlichen Farbe als Alec sie verwendete und danach hakten wir auch einige Forellen. Es waren einige richtige Brummer von 50-60 cm neben dem Boot im Wasser zu sehen aber irgendwie schnappte sich immer wieder eine kleinere den Koeder vor den Grossen. Die, die wir fingen waren alle so in der 30-40 cm Kategorie. Trotzdem ein toller Spass an den leichten Fliegenruten.

Wir verbrachten vielleicht 1,5h auf dem ersten Flusskilometer, wo die Fischdichte am hoechsten war. Dann drifteten wir fast ohne Unterbrechung die restlichen 10km flussab. Nur hin und wieder hatte mal einer der Jungs dann noch einen Biss und ich glaube sie landeten auch nur noch eine Forelle. Ich war eh damit beschaeftigt das Boot durch die Stromschnellen und um die Hindernisse im Fluss zu manoevrieren. Ich machte nur noch ein paar Wuerfe wenn wir mal eine Pinkel- oder Essenpause einlegten. Aber trotz der nachlassenden Fischaktvitaet, genossen wir den wilden Fluss an diesem schoenen Fruehlingstag. In den unteren Flussabschnitten stiegen die Chance auf eine Steelheadforelle. Andere Angler wechselten nach der Fliegenstrecke auf Spinn- oder Posenmontage, um an die Steelheads besser heranzukommen. Wir hatten aber nur Fliegenzeug dabei. Ob das der Grund war, warum wir keine Steelheadbiss bekamen, bezweifelte ich, denn als wir einige andere Angelboote passierten, hoerten wir auch keine grossen Erfolgsnachrichten. Es waren einfach nur sehr wenig Steelheads unterwegs dieses Jahr. Schade. So einen fantastischen Fisch mal an die Fliegenrute zu bekommen, ist der Traum vieler Angler.

Nun ja, wir hatten trotzdem Spass gehabt und waren zufrieden mit unserer Wahl. Ich werde jetzt das Flussboot soweit einmotten, es sei den man kann spaeter im Jahr wieder etwas herumreisen und wir entscheiden uns fuer einen Angeltrip an einen Fluss in den Rockies. Mal sehen wie sich die Situation so entwickelt.

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April 2021; Lokale Gewaesser

So, nach einigen Wochen Heilung und Schonung werde ich nun langsam wieder mobil. Darf noch nicht allzu grosse Spruenge machen aber die ersten vorsichtigen Wasserannaeherungen habe ich schon mal riskiert. An den lokalen Seen und Fluessen kann man auch hier und da vom Ufer aus angeln. Ausserdem hatte ich mich letztes Wochenende schon mal wieder in das Belly Boot gewagt waehrend meine beiden Jungs den See im Froschboot unsicher gemacht hatten. Die Forellen werden langsam munter und stopfen sich mit Chronomidenlarven voll. Gar nicht so einfach die neben so einem vollen Buffet zu einem Snack zu ueberreden. Ein paar konnten wir aber doch ueberlisten. Am Cowichan River war nicht viel los – der Fluss ist aber auch schwer vom Ufer aus zu befischen. Ricardo hatte trotzdem einen praechtige Regenbogenforelle am Streamer erwischt. War Spass mal wieder was an der Angel zappeln zu haben!

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Toll mal wieder Etwas von Euch zu lesen. Super Fotos. Danke dafür...:a020:

Gruß Uwe
 
8.6.-11.6.2021; Twin Lake, Loon Lake, BC

Ich dachte ich berichte mal von einem kurzen Wildniscampingtrip mit meiner besseren Haelfte, auch wenn der Fokus sicherlich nicht auf dem Angel lag. Aber ein Wildnistrip ohne Angeln geht auch nicht; das weiss sogar meine nichtangelnde Frau. Ich schnallte mein Froschboot auf’s Autodach und eine kleine Allzweckangeltasche mit einer Fliegen- und einer Spinnrute. Damit war man fuer alle Faelle geruestet. Es ging die Insel hoch bis hinter Campbell River wo sich westlich vom Highway ein vielfaeltiges Seegebiet erstreckt. Darin liegt auch die bekannte Sayward-Kanuroute – eine mehrtaegige Paddelstrecke die mehrere miteinander verbundene Seen umfasst. Einer der darinliegenden Seen ist der Twin Lake, eigentlich 2 kleine Seen die mit einem flachen Sumpfgebiet verbunden sind. Der Twin Lake ist etwa 15 Minuten vom Highway auf einer befahrbaren Schotterpiste erreichbar. Weit genug um von allem Menschenlaerm weg zu sein aber nah genug um sich nicht mit stundenlangem Gepolter auf den Schotterpisten die Bandscheiben abzuarbeiten. Es gibt nur 5 Campingstellen an einer Seite des Twin Lakes aber um diese Jahreszeit und ohne nicht-Insel-Touristen war das kein Problem. Nur ein Rentnerpaerchen belegte schon einen Platz; ansonsten hatten wir den ganzen See fuer uns alleine. Himmlische Ruhe – nur die Loons und Froesche machten Geraeusche. Am ersten Abend kamen spaet noch ein paar Paddler an und verkrochen sich schnell unter ihre Planen.

Leider war das Wetter sehr launisch so dass wir nicht zu allzugrossen Unternehmungen kamen. Wir fuhren mit dem Froschboot den See ab und durch die flache und verkrautete Verbindung in den zweiten See. Der hatte ueberhaupt keinen Uferzugang und so war man dort total alleine mit der Wildnis. Es liess sich herrlich schwimmen im See – das Wasser war klar und weil nicht zu tief auch schon etwas angewaermt. In einigen Regenpausen nahm ich auch mal die Angelruten mit auf’s Boot – hatte ich doch schon am ersten Abend eine Menge Ringe auf dem Wasser beobachtet. Fische musste es also geben. Und sie bissen auch gut auf Fliege; aber es waren leider nur kleinwuechsige Kehlschnittforellen. Herrlich gepunktet und farblich praechtig aber kaum mal eine bis 25 cm lang. Der auslaufende Bach sah auch nach Forellengewaesser aus, aber es war schwer an vernueftig zubeangelnde Stellen heranzukommen und so liess ich das sein. Der naechste See auf der Kanuroute musste das Boot tragend erreicht werden (ca. 1km durch den Wald am Bach entlang) und der war einiges groesser als der Twin Lake und roch nach groesseren Fischen. Ich fand aber keine Gelegenheit mal mein Boot dahinzubringen.

So blieb mir zum Angeln auf der Rueckreise nur noch eine Gelegenheit: die letzte Nacht verbrachten wir in einem Bed & Breakfast in Port Alberni und etwa 15 Minuten davor befand sich der bekannte Loon Lake – so ziemlich auf dem Gipfel der Passstrasse. Auch ein kleiner See, aber tief und produktiv und auch besetzt mit Forellen da der See gut beangelt ist. Hier bekam ich ein 2-3 stuendiges Angelfenster und ich machte mich mit dem Froschboot auf die Jagd. Und hier rappelte es auch regelmaessig an allerlei Fliegen. Ich bekam nicht heraus was und ob die Forellen ein Lieblingsmuster hatten – ich bekam Bisse auf alles was ich versuchte. Kraeftige und sprunggewaltige Regenbogner! Die eine sprang zweimal hintereinander etwa 2 m aus dem Wasser. Das war eine klasse Angelei. Ich fing vielleicht 7 Forellen in den 2-3h und verlor bestimmt nochmal so viel. Alle waren um die knapp 40 cm lang. Als es schon zu dunkeln anfing, biss auch die Groesste an. Bei der merkte man gleich das extra Gewicht. Der Fisch blieb tief und wuppte die Fliegenrute hart. Nach ein paar langen Fluchten wusste ich, dass ich einen besonderen Fisch an der Angel hatte und ich liess mir Zeit ihn auszudrillen. Nach einigen Minuten hatte ich einen breiten Ruecken neben dem Boot und bekam den Brocken kaum in den Kescher. 49cm lang und kraeftig gebaut. 2kg werden wohl kaum gereicht haben fuer diesen Prachtfisch. Voll zufrieden packte ich danach ein. Ein schoener Trip auch trotz des maessigen Wetters.

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Toller Bericht, mal wieder und super Aufnahmen ... .
 
8.4. 2023; Cowichan River

Das lange Osterwochenende ergab endlich mal wieder eine Moeglichkeit die Angelruten zu schwingen; die Fliegenruten um genau zu sein. Das Wetter war haesslich; kalt und regnerisch und Ricardo und Alec wollten lieber Flussangeln bei diesem Sauwetter statt im Boot auf dem Meer festzusitzen. Auch habe es wohl gute Berichte von verlaesslichen Quellen ueber den Cowichan River gegeben. Und so machten wir uns auf die 1,5h Strecke zu dem legendenumwobenen Fluss etwas noerdlich von Victoria. Normalerweise haetten wir mein Driftboot genommen aber der Wasserstand war etwas zu niedrig fuer mein Aluboot. So peilten wir eine der wenigen zugaengigen Uferstellen an; den Springpool. Normalerweise waeren hier an einem langen Wochenende bei schoenen Wetter schon einige Angler vor Ort gewesen, aber das miese Wetter hielt alle zuhause und so hatten wir die Stelle fuer uns alleine.

Im stroemenden Regen warfen wir unsere Fliegen aus. Wir versuchten es erst mit Nassfliegen und Sinktipschnueren. Aber bald konnten wir einen massiven Maifliegenschlupf beobachten und die Forellen kamen nach oben. Wir waren ueberrascht, dass dieser Schlupf sich sogar im stroemenden Regen vollzog – aber es schien den Insekten nichts auszumachen. Wir stellten alle drei ruckzuck auf Schwimmschnur und Trockenfliegen um. Frage war, wer das beste Imitat in der Kiste hatte.

Alec bekam schnell Bisse und hatte auch bald zwei Regenbogner gehakt. Nicht sehr gross aber durch die gerade abklingende Laichzeit der Regenbogenforellen noch in schoener Faerbung. Eine weitere ordentliche schlug sich vor dem Kescher den ich bereithielt los. Ricardo und ich versuchten alles in unserer Fliegenbox, konnten aber kein ueberzeugendes Modell finden – obwohl ich fand das meine Fliege ein Volltrefferimitat sein muesste. Nicht fuer die Fische. Ich hatte Forellen die keine 3m vor meinen Beinen im Wasser hochkamen und eine Fliege wegschnappten, aber meine Fliege links liegen liessen. Eine Bachforelle von 40-45cm kam zweimal in Rutenweite zur Oberflaeche aber ignorierte jedes meiner Angebote. Sehr frustrierend war das. Ricardo erging es aehnlich; er berichtete das er einmal seine Kunstfliege zwischen zwei treibenden Naturfliegen platzieren konnte und nach ein paar Sekunden Drift konnte er nicht mehr entscheiden, welche eigentlich seine Kunstfliege war. Ploetzlich kam ein Maul und schnappte sich eine der 3 Fliegen – es war nicht Ricardos Kunstfliege. Nach etlichen weiteren Wuerfen brachte er aber doch noch einen Regenbogner zum Aufstieg, Biss und zur Landung. Wenigstens eine.

Alec fing noch eine schoene Forelle und hatte einige Fehlbisse. Bei mir blieb bis zum Ende alles umsonst. Nach 3h waren unsere Haende blau vor Kaelte und ich konnte keinen Schnurknoten mehr binden. Es war Zeit zur Heimfahrt. Ein tolles aber auch potenziell frustierendes Erlebnis so einen Insektenschlupf zu erleben und die Fischerei mit der Trockenfliege. Es ist schon erstaunlich wie waehlerisch Fische in der Wildnis sein koennen. Aber das ist ja auch einer der faszinierenden Reize des Angelns; den Trick hin und wieder Mal herauszufinden. Aber eben nur hin und wieder.

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Ich habe jetzt das erste mal Deinen Faden hier gesehen. Wirklich stark beeindruckend, wo Du lebst und angeln kannst👍
Die Flüsse und Deine Bilder ein Traum für jeden Salmonidenangler, wunderschöne Fische! Vielen Dank für die Berichte
… bitte mehr davon😊
 
26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 1

So, das erste richtige Angelabenteuer in 2023 stand Ende April an. Dazu muss ich erstmal ein bisschen ausholen; wie es dazu kam und warum. Um Jahresanfang herum begannen Ricardo, sein Freund Alec und ich an zu planen wo denn in diesem Fruehjahr unser jaehrlicher Angeltrip hingehen sollte. Eine laengere Reise kam nicht in Frage weil die Burschen zwischen Unipruefungen und Arbeit nicht mehr als paar Tage Zeit hatten. Da brachte Alec den Lois Lake auf dem Festland ins Gespraech. Ich hatte von dem grossen Staussee schon gehoert. Die Jungs waren durch Social Media darauf aufmerksam geworden seit ein ehemaliger NHL-Eishockeyspieler, jetzt TV Angelshowveranstalter, eine seiner Shows im letzten Herbst dort gedreht hatte und mit spektakulaer grossen Forellen auf den See hingewiesen hatte. Im Januar kamen dann Berichte von ein paar meiner Angelbekannten dazu, und die zeigten Regenbogenforellen in der 15-20 Pfund Klasse. Da gab es fuer die Jungs kein Halten mehr und wir mussten auch dorthin!

Mit dem Staussee hat es folgendes auf sich; eine Lachsforellenzuchtanlage war dort seit Jahren in Betrieb. Weit ab vom Schuss, nahmen es die Betreiber nicht so ernst mit den Regelwerken und so kam es ueber Jahre zu vielen Ausreisern aus der Anlage in den See. Die Anwohner des Ortes Powell River an der abgelegenen Sunshine Coast wussten Bescheid und fingen an ihren Wochenendausfluegen regelmaessig solche Riesenforellen. Aber sonst wusste kaum einer etwas davon – bis halt kuerzlich der Angelshowmeister auftauchte. Durch die ganze mediale Aufmerksamkeit wurden nun auch die Behoerden gezwungen den Anlagenbetreibern mal auf die Finger zu gucken und siehe da eine ellenlange Maengelliste kam zu stande. Fischwissenschaftler rieten den Bestand der entkommenen Regenbogenforellen zu dezimieren da diese Schaden an den natuerlichen Cutthroat Trout und Binnenlachsebestaenden machten. So rief das Ministerium im Winter die Anglerschaft auf, sich am Lois Lake guetlich zu tun und so viele Zuchtforellen wie moeglich zu entnehmen. Das hoerte sich fuer uns gut an; Riesenforellen fangen und dabei noch der Natur zu helfen!

Der Stausee ist etwa so gross with der Ploener See in Schleswig-Holstein, und bis zu 140m tief. Seltsamerweise wurde das Tal nicht gerodet so dass der komplette Baumbestand nun als Totholz an den Ufern entlang steht. Und natuerlich auch unter Wasser gefaehrliche Hindernisse fuer Boote und Angelkoeder hinterlaesst. Ausser einer handvoll von schwimmenden Huetten in einigen Buchten nahe der Staumauer ist der See unbewohnt und hat auch keine festen Unterkuenfte zu bieten. Ein paar rustikale Ufercampstellen gab es aber. An so einem wollten wir unser Lager mit einem Campinganhaenger aufschlagen. Der See lag am Fusse des Kuestengebirges an der Sunshine Coast, nur per Faehre nach Powell River zu erreichen. Es ist dort Grizzlybaerland. Es gibt eine Stelle an der man Boote zu Wasser lassen kann aber diese Stelle war ganz am Ende des See an der Staumauer – waehrend die Fischzucht etliche km davon entfernt war. Deswegen und wegen des Campinganhaengers wollten wir nicht das grosse Boot mitnehmen sondern Shirley, unser Faltboot.

Dienstagabend hatten die Jungs noch ihre letzten Semesterpruefungen und am Mittwoch frueh fuhren wir los. Ich hatte die Nachmittagsfaehre von Comox nach Powell River gebucht. So hatten wir unterwegs noch Zeit zum Mittagessen und zum Lebensmittel shoppen. Auf der Fahrt zur Faehre war es noch regnerisch und kuehl aber wie bestellt kam dann waehrend der einstuendigen Faehrfahrt blauer Himmel und die Sonne heraus. Herrlich, endlich Fruehling! Das duerfte doch auch den Forellen gefallen!? Hinter dem kleinen Nest Powell River ging es dann noch 40 Minuten auf der Schotterpiste zu unserer Lagerstelle am See. Mit dem Anhaenger fuhr ich die Schotterstrecke sehr vorsichtig – ohne haette man es schneller geschafft. Ruckzuck hatten wir unser Lager aufgeschlagen und nach 30 Minuten war auch Shirley einsatzbereit mit allen Modifikationen die ich noch kuerzlich dem Boot zugefuegt hatte: casting deck vorne mit E-Motor Spiegel am Bug, 2 manuelle Downrigger, Echo/GPS Plotter, Heckanker und ein paar Rutenhalter. Mit den abnehmbaren Raedern konnten wir das Boot auch noch halbwegs gut den sandig/kiesigen Abhang zur Wasserkante herunterschleppen. Dann hielt es die Jungs nicht mehr und wir wollten noch bis zur Dunkelheit einen ersten Versuch machen.

Wir dampften los – hatten immer noch ca. 5km Strecke bis zur Zuchtanlage vor uns. Leider stellte ich fest, dass 3 nicht gerade kleine Leute plus die ganzen Extras am Boot doch ganz schoen Gewicht im Boot zugefuegt hatten und das Boot nicht mehr zum Gleiten kam. So mussten wir geduldig 30 Minuten bis zur Stelle hintuckern. Angekommen, liessen die Jungs ihre beiden Klasse 7 Fliegenruten mit fetten Streamern hinten raus. Es waren grossen Sicheln in ca. 20m Tiefe zu sehen am Echolot. Waren das die Monster? Wir hatten aber leider nur eine knappe Stunde Zeit bis wir uns wieder auf den langsamen Rueckweg machen mussten. Kurz vor Abbruch hatten beide Jungs kurze Anfasser an den Fliegen aber kein Fisch blieb haengen. Das war ein kleiner Stimmungsdaempfer – so einfach sollten sich die Zuchtfarmzombies wohl nicht fangen lassen. Aber morgen!

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26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 2

Frueh, aber nicht super frueh, waren wir dann voller neuer Hoffnung unterwegs. Der Morgennebel hing noch ueber dem Seeteil wo die Zuchtanlage stand. Ich hatte eine detaillierte Seekarte auf dem Plotter besorgt und daher fanden wir uns auch im Nebel gut zurecht. Wir waren erstaunt ein richtiges Angler-Zeltlager am Ufer neben der Zuchtanlage vorzufinden. Von dort liessen die Angler ihre Boote auch gleich ueber den flachen Sandstrand ins Wasser rein. Praktisch null Anfahrt fuer diese Experten! Aber nachdem wir unsere Ruten ausgebracht hatten und langsam unsere Bahnen durch die Bucht vor der Anlage zogen, merkten wir bald die Nachteile dieser Lagerstelle: die Zuchtanlage hatte staendig Generatoren, Pumpen und andere Motoren laufen und es war laut hier! Da war uns unsere abgelegene und ruhige Stelle den See runter doch viel lieber auch wenn es uns immer 30 Minuten Anfahrt kostete. Wir liesssen 3 fette Streamertypen an 3 verschiedenene Sinkschnueren hinter dem Boot nachschleifen. Zusaetzlich setzten wir 2 Downrigger mit verschiedenen Schleppkoedern ein. Damit konnten wir von 0 bis 30m Tiefe alles abdecken. Am Echolot sahen wir immer mal wieder Gruppen von grossen Sicheln auftauchen – oftmals ziemlich tief unten. Die Bucht direkt vor der Anlage war immer noch im Schnitt 50m tief. Wir quatschten kurz mit ein paar der anderen Angler – ein aelterer Herr ruderte sein kleines Aluboot und schleppte langsam mit 2 Fliegenruten.

Der war der erste den wir in Aktion sahen. Ploetzlich hatte er eine seiner Fliegenruten krumm in der Hand und wir sahen eine schoene Forelle sich aus dem Wasser herauskatapultieren. Na also, es ging was. Dann machte uns Ricardo auf ein anderes Boot aufmerksam wo ein Vater/Sohn Paerchen mit etwas Grossem kaempfte. Ja, das war einer dieser Klopper! Wir beobachteten wie der Alte den bestimmt 15 pfuendigen Fisch in einen kleinen Forellenkescher hereinbugsieren wollte, und der Fisch sich immer wieder herauswand und wieder abtauchte. Der junge Mann an der Rute fluchte schon arg und hatte Angst den Fisch doch noch neben dem Boot zu verlieren. Dann endlich brachten sie den Brocken ins Boot. Wir machten grosse Augen wegen des Forellenkalibers. Als wir an dem Boot mal wieder vorbeifuhren, tauschten wir ein paar Notizen aus; die beiden waren schon 3 Tage hier uns das waere ihr erster gelandete Fisch. Also einfach waere diese Fischerei nicht, Geduld und Glueck waere gefragt.

Vielleicht brachte der Wetterumschwung zum Warmen eine Besserung; das hofften wir zumindest. Wir schleppten jetzt an der Uferkante an einem toten Baumbestand entlang. Das war gefaehrlich – ich sah die Baumstaemme auf dem Echo von 30m bis fast zur Oberflaeche hochkommen. Der Alte in seinem Aluboot hakte gerade wieder einen etwas kleineren Fisch als Alec ploetzlich aufsprang und zu seiner Fliegenrute griff. Die war im Rutenhalter und bog sich voll zurueck und Schnur zog schon schwer aechzend von der Rolle. War das ein Fisch oder Haenger in den Unterwasserbaeumen. Mit Muehe kriegte Alec seine Rute aus dem Halter und ich stoppte den Motor. Dann verkuendete Alec “Das ist Fischkontakt!”. Ricardo und ich holten nun wieselflink die anderen 4 Ruten ein. Dabei verwickelte sich eine Schnur um das Downriggerkabel und ich fummelte fieberhaft daran herum waehrend sich in meinem Ruecken der wilde Drill abspielte.

Alec bestaetigte das das ein gewaltiger Brocken sein musste; es fuehlte sich richtig schwer an. Und zwei – drei Mal setzte der Fisch zu einer unaufhaltsamen Flucht an – Gott sei Dank zu keiner langen – nur kurze Sprints. Dann hatte Alec den Fisch schon neben dem Boot. Jetzt hoerte ich mehrere staunende Ausrufe wie “Oh my god!” und “What a monster” oder “That’s a Chinook size trout”. Vorsorglicherweise hatten wir meinen Grosslachskescher mitgebracht und so waren wir nicht so unterbewaffnet wie das benachbarte Vater/Sohn Combo. Ricardo sackte den Fisch bald im Kescher ein und der erste Lois Lake Brocken war unser! Unsere Siegesrufe und Jubel ueberzogen die ganze Bucht und wir bekamen Gratulationen von den umherschleppenden Anglern. Dann holte Alec den Brocken aus dem Kescher und wir konnten nur staunen; was fuer eine fette Granate! 13.5 Pfund, das war bei weitem Alec’s “personal best” fuer jegliche Forellenart und konnte wohl auch nur noch hier an diesem See noch uebertroffen werden. Noch nie hatte einer von uns so eine Regenbogenforelle gesehen. Wilde Steelheads habe ich schon in der 15 Pfund Klasse gefangen aber so was hier?

Wir hatten vorsorglich eine grosse Kuehltruhe mit Gel-Icepacks mit und so konnten wir den Fisch gut und kuehl verstauen. Mal sehen ob noch mehr ging. Nach vielleicht 20 Minuten hatte Ricardo einen Ruck an seiner Fliege – er hielt die Rute in der Hand und verspuerte noch zwei Rucke – Alec drehte den Schleppmotor runter und in diesem Moment zog der Fisch ab und Ricardo ruckte an – Fish on! Der Fisch sprang zweimal und wir sahen das der bedeutend kleiner war. Am Boot kescherte dann Alec diese genau 50 cm messende Forelle. In jedem anderen Gewaesser waere das eine Prachtforelle – hier nur Kleinzeug. Die fehlende Fettflosse zeigte uns das das auch eine ausgebuechste Zuchtforelle war, also nahmen wir die auch mit. Ricardo liess seine Fliege wieder ein und strippte Schnur von der Rolle um seine ganze Sinkschnur rauszulassen. Mitten in dem Prozess ruckte er ploetzlich an und stand wieder mit einer krummen Rute da. Gibt’s doch gar nicht! Der naechste Fisch am Band! Der zog etwas haerter als der vorherige und Ricardo musste ein paar Mal ordentlich Schnur lassen. Dann kescherte Alec auch diesen Fisch routiniert. Der war schon 60cm, ging auch mit. Damit hatten wir zwei Forellen die sich prima als Grill-Abendbrot verwerten liessen heute Abend! Klasse Jungs!

Jetzt wollte ich aber auch an der Action mal teilhaben. Aber die Forellenmaeuler schlossen sich wieder und ausser ein paar vorsichtigen halbherzigen Anfassern konnten wir nichts mehr verbuchen. Um 13:00 Uhr kam der Wind auf und da wir nicht wussten wie hoch der foengetriebene Wellengang werden wuerde und wir ja noch 30 Minuten Fahrt vor uns hatten, machten wir uns auf den Rueckweg. Im Lager bestaunten wir nochmal diese grossen Forellen – die ganz Grosse war schon ein unwirklicher Zombie der in diese ausserirdisch wirkende Seelandschaft gut reinpasste. Wir verspeissten die zwei Kleineren am Lagerfeuer und sie schmeckten klasse. Das Fleisch solcher Zuchtforellen ist natuerlich anders als das einer athletischen, mageren Wildforelle. Die Filets waren mit Fettadern durchzogen was aber beim Grillen ueber dem Feuer den rauchigen Geschmack gut annahm und daher auch wirklich lecker wurde. Die Grosse packten wir in der Kuehltruhe auf Eis – zuhause wuerde ich die dann filetieren und dann einfrieren. Es ist immer besser einen Fisch fast komplett zu lassen wenn man ihn eine Weile nur kuehlhalten will. Nur ausgenommen und Kopf ab. Je weniger angeschnittenes Fleisch desto besser. Die natuerliche Haut schuetzt am besten vorm Verderben und Bakterien.

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26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 3

Nach einer kalten Nacht schaelten wir uns wieder frueh aus den Schlafsaecken. Der Temperaturunterschied zwischen Nacht und Mittag war schon ordentlich. Nachts ging es fast auf Null zurueck und tagsueber hatten wir ueber 20 Grad. Auf der Hinfahrt zur Angelstelle hatten wir alle noch 3 Hosen und mehrerer Schichten Jacken und Sweaters an. Gegen Mittag lag im Boot dann ein Haufen von entledigten Klamotten. Wie gestern fingen wir wieder mit 5 Ruten an langsam zu schleppen. Alec fuhr uns ein bisschen weiter raus auf den offenen See weil wir dort Fische an der Oberflaeche schnappen und rollen sehen konnten. Auch das Echolot zeigte hier viel Leben an. Dann ruckte ploetzlich die eine Downriggerrute los. Ich schnappte die mir und schlug an. Hing! War aber kein Riese. Aber immerhin meine erste Lois Lake Forelle. Die war eine gute 40cm Portionsforelle und weil wir heute Abend nicht schon wieder Fisch essen wollten und nur richtig grosse Forellen mit nach Hause nehmen wollten, liessen wir sie gleich wieder frei. Die hatte auf Gangtroll mit Wurm gebissen. Schau mal an, das geht also auch. Vielleicht eine Viertelstunde spaeter schepperte wieder die Wurmrute los. Wieder war ich zuerst dran und die war besser! Die Forelle machte richtig Dampf und nahm paar Mal Schnur als sie vor dem lauernden Kescher wieder ausriss. Aber der Haken sass gut und bald hatten wir auch diese Forelle im Boot. Die war wieder gut 60 cm und ueber 5 Pfund. Nicht schlecht!

Dann schlaeferte es uns wieder ein. Bis jetzt waren wir lautlos am E-Motor herumgefahren aber die Batterie machte nun schlapp und ich hatte nur eine 100W Solarpanele auf dem SUV Dach die es leider nicht schaffte die Batterien tagsueber wieder voll aufzuladen. So schleppten wir nun am Benzinmotor weiter, was etwas flotter voran ging. Aber vielleicht war es gerade das was die Grossen wollten denn ploetzlich aechzte Alecs Fliegenrute wieder los als sie brutal und und ohne Ablassen nach hinten gerissen wurde. Kaum bekam Alec die Rute aus dem Halter und der Tanz began. Alec war adrenalingeladen und voll konzentriert. Wir wussten sofort das das wieder Monsteralarm war. Schwere Kopfstoesse und brutale Fluchten liessen auf eine enorme Groesse hoffen. Als der Fisch das erste Mal an die Oberflaeche kam, fiel uns dreien die Kinnlade runter; was fuer ein Brocken! Ungelogen, das war eine gute Lachsklasse! Der erste Kescherversuch ging noch schief weil der Fisch nochmal loslegte aber der zweite Versuch sass. Wir setzten uns erstmal hin und liessen den Fisch noch paar Sekunden im Kescher im Wasser. Wir mussten erstmal begreifen was gerade passiert war. Alec hatte eine ueber 81cm lange und 17 pfuendige Regenbogenforelle gefangen! Wahnsinn.

Wir schossen ein paar Fotos und verpackten den Fisch danach in der Kuehltruhe. Er passte nur gebogen in die ziemlich grosse Truhe. Konnte man das noch ueberbieten? War der Mones Cup for Alec nun schon sicher? Es wurden schon Forellen ueber 20 Pfund und angeblich schon bis 30 Pfund hier gefangen. Was fuer eine Freakshow! Wenn man sich den Kopf dieser Riesenforelle anschaute, konnte man sich schon vorstellen, dass die Schaden an den kleineren wilden Forellen und Binnenlachsen anstellen konnten. Und natuerlich ein beachtlicher Futterkonkurrent sein konnten. Also, wir hatten schon unseren Beitrag zum Naturschutz geleistet, aber hofften da ginge noch mehr. Alec fing noch eine kleinere Forelle die wohl auch ihren Ursprung in der Anlage hatte aber fuer uns zu klein zum Mitnehmen war. Alles unter 50cm ging wieder zurueck, auch der Annahme wegen, das diese Kleineren vielleicht keinen so grossen Schaden im Oekosystem machen wuerden – wenn sie nicht auch noch so enorm abwachsen wuerden? Wer weiss schon aber so hatten wir unser Limit gesetzt.

Als kurz nach Mittag wieder der Wind aufkam fuhren wir auf halben Rueckweg in eine grosse Bucht in der ein kleiner Fluss in den See muendete. Wir mussten hoellisch aufpassen als wir durch den Totwald in immer flacher werdendes Wasser kamen. Wir machten mal eine Pinkelpause auf einer kleinen Sandinsel. Hier sahen die Jungs, die stehend auf versunkene Baeume aufpassten, mehrere Male grosse Forellen weghuschen. Aha, die Kerle waren also auch hier im See unterwegs aber hier zwischen den Baeumen war es extrem schwer zu angeln und wenn man dann vielleicht mal eine dran kriegte, was war denn die Chance so einen Fisch auch zu landen ohne die Schnur etliche Male um die Baumsaeulen zu wickeln? Wir kamen nicht ganz bis zur Flussmuendung und beschlossen die mal auf dem Landweg zu erkunden. Aber nicht heute. Auf dem Rueckweg durch das Baumdickicht begegneten wir einem anderen Boot die tatsaechlich hier fischten. Und neben uns sogar noch einen Biss bekamen und in einen wilden Drill verwickelt waren. Nach einigem Chaos konnten sie eine fette Forelle ins Boot bringen. Es ging also aber wahrscheinlich nur durch eine Materialschlacht und mit viel Glueck. Ich war nicht so richtig scharf darauf das auszuprobieren.

Zurueck im Camp versorgten wir die 2 mitgenommenen Fische, machten etwas Pause und danach ein fruehes Abendbrot denn wir wollten noch eine Sonnenuntergangtour zur Zuchtanlage machen. Vielleicht kamen die Grossen ja in der Daemmerung nochmal auf Trab. So gegen 19:00 Uhr tuckerten wir also nochmal hin. Wir waren jetzt das einzige Boot auf dem Wasser und hatten die Bucht fuer uns alleine. Wieder zogen wir unsere Fliegen und Blinker durch alle Tiefen. Da riss es ploetzlich Ricardos Rute zurueck und er war am Fisch. Alec yahoote lauthals und wir beide raeumten die anderen Rute ein. Ein oder zwei lange Fluchten aber dann gewann Ricardo Schnur zurueck. Neben dem Boot waelzte sich der Fisch nochmal aber der Kescher schnappte schon zu und der Fisch war unser. Eine feine Forelle – wenn auch kein Monsterfisch wie heute morgen. 67 cm und 7.5 Pfund schwer. Nicht schlecht! Leider war das der einzige Biss vor dem Dunkelwerden. Die Rueckfahrt im Dunkeln war ganz schoen kalt!

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26. - 29.4. 2023; Lois Lake – Tag 4

Den letzten Angeltag wollten wir voll nutzen und so krochen wir diesmal schon um 5:30 Uhr aus den Kojen. Ein kurzes Fruehstueck, Sandwiches und Obst zum Mittag auf dem Boot und ab ging es. Es war jetzt Samstag und es waren eine Menge mehr Camper an den Seeufern aufgetaucht. Auch vor der Zuchtanlage standen einige mehr Zelte und es waren bei unserer Ankunft locker 10 oder 12 Boote am angeln. Wir drehten unsere gewohnten Runden und auch wieder weiter auf die Seemitte hin. Da ruckte einmal die Blinkerrute am Downrigger los. Alec rief uns zu – er sass im Bug am weitesten weg von der Rute. Ricardo wollte mir den Vortritt lassen aber ich hatte gerade die Haende voll mit Zeug und deutete auf ihn. So dauerte es paar Sekunden bis er die Rute endlich in der Hand hatte und anruckte – Mist Fisch war schon weg. Wir verabredeten, dass der der den Biss zuerst greifen konnte, sollte ihn annehmen. Und es dauerte keine 10 Minuten und die Blinkerrute wippte wieder los. Diesmal war Ricardo gleich dran, nahm die Rute aus dem Halter, schlug an und verspuerte schweren Widerstand. Wir jaulten auf vor Freude – wieder so ein Brocken! Wuerde dieser noch groesser sein und Alec noch den Mones Cup streitig machen? Wir waren gespannt. Nach einer kurzen aber heftigen Flucht kam der Fisch ploetzlich auf das Boot zu und Ricardo musste maechtig kurbeln. Und ploetzlich war der Kontakt weg! Oh nein! Ricardo schuettelte nur unglaeubig den Kopf und ich trauerte mit ihm. Haette ich ihm gegoennt! Wir schleppten nun Runde im Runde in der Bissgegend. Ich hatte noch einen Angsthaken an den Blinker montiert. Leider verloren wir den Blinker bald an einem Haenger. Dann zuckte nochmal die andere Downriggerrute mit Wurmkoeder los. Ich holte relativ leicht eine sehr silbig und schlank aussehende Forelle ans Boot. Nanu? Die sah ganz anders aus. Das war eine der bedrohten und unsere erste natuerliche Wildforelle die wir hier gefangen hatten! Eine Cutthroat. Schoen gezeichnet, so elegant-athletisch im Vergleich zu den Zombie-Zuchtforellen. Vorsichtig liessen wir diese vielleicht 33cm Forelle wieder frei. Es gibt sie also noch. Das sollte erstmal der letzte Biss der Morgentour gewesen sein. Wir fuhren wieder zurueck, machten etwas Pause und Futter und dann fuhren wir 30 Minuten ueber die Schotterpiste zu dem Fluss an dessen Muendung wir gestern gestanden hatten.

An der Flussbruecke liessen wir das Auto stehen und wanderten am Ufer des erst noch schnell fliessenden Fluesschens entlang und warfen Spinner, Blinker und Fliegen in die tieferen Gumpen. Leider kein Kontakt. Ich marschierte allein voran. Je naeher zum See desto breiter und langsamer wurde der Fluss. Dann sah ich ploetzlich stromab zwei Otter die zwischen dem Totholz an Land gingen und meinem Blick entschwanden. Ich schlich mich an diese Stelle an. Ich kam von der Richtung wo ich die Sonne genau hinter mir und den Wind von vorn hatte so das diese quirligen Gesellen mich weder sehen noch riechen konnten. Und ich war leise und war schon bis auf 5m heran. Einer der Otter schwamm ploetzlich los und sah mich und landete auf einem nahem Baumstumpf und warnte seinen Partner mit lautem Chirpen. Der guckte kurz auf aber war zu sehr verliebt in seine Forellenbeute und frass gierig weiter. Ich kam bis auf 2m ran und der zweite Otter spielte verrueckt aber vor mir schmausste der andere Otter ohne Sorge weiter. So stand ich da 10-15 Minuten und konnte schoene Fotos machen und mir den Festschmauss angucken. Tolle Beobachtung. Dann kamen die Jungs laut plaudernd naeher und ploetzlich schnappte sich der Otter das verbliebene Forellengerippe und verschwand im Wasser.

Ich erzaehlte den Jungs was ich gemacht hatte und wir sahen die beiden Otter noch in der Ferne. Die Jungs hatten ein paar grosse vorbeiziehende Forellen angeworfen und wohl auch einige Verfolger ihrer Koeder gehabt aber leider hatte keiner angebissen. Wir machten uns langsam wieder auf den Weg zum Auto; wir wollten ja noch unsere letzte Abendtour starten. Der Wind hatte sich hoffentlich ein bisschen gelegt. Und so fuhren wir etwa eine Stunde spaeter zur letzten Tour los. Das Wasser war noch wackelig aber wir fuhren mit den Wellen so das wir trocken blieben. Angekommen, warfen wir noch mal alles in der Koedertrickkiste ins Wasser aber wir konnten nichts mehr haken. Alec hatte ganz am Schluss nochmal einen kurzen Ruck an der Fliege aber wie schon an unserem ersten Abend blieb es beim Fehlbiss. So ging das Abenteuer zu Ende wie es begonnen hatte. Zwischen den beiden Schneiderabenden lagen tolle Abenteuer und Erlebnisse in einer unwirklichen Welt hier draussen. Starwars-aehnliche Seelandschaft mit industriellem Charm am Angelplatz mit Zombieforellen auf Steriods, und das in der wilden Kuestengebirgslandschaft von British Columbia. Schon krass! Und Alec kam mal wieder mit dem Mones Cup im Gepaeck nach Hause, und einem fast unschlagbaren Personal Best fuer Forellen. Ich hatte eine halbe Kuehltruhe voll mit Forellen. Und den Lois Lake haben wir von ungefaehr 10 Zombieforellen befreit. Win Win Win und Spass ohne Ende.

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Vielen Dank für deinen Bericht über solch einen speziellen spannenden Angelausflug in einer schönen Landschaft mit aussicht auf wirkliche Riesenfische. Daß es geht habt ihr ja bewiesen- Petri !
 
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