Es wird Zeit fuer einen neuen Bericht von unseren Angeltaetigkeiten. Im Meer ist im Moment nicht viel los. Ein paar Wagemutige versuchen noch ihr Glueck auf einen Herbstbutt; mit gemischtem Erfolg wie ich hoere. Ein paar andere Angler sind den Winterlachsen auf den Fersen gewesen – auch hier vermeldeten die Angler den einen oder anderen Lachs aber ohne die Schlagzeilen der Medien zu erreichen. Meine Jungs waren ein paar Mal auf den lokalen Seen unterwegs und haben ein paar Portionsforellen gehakt. Ich hatte die Moeglichkeit mit meinem Angelfreund Dave eine Forellenkreuzfahrt auf dem Glen Lake zu machen. Dave hat dort ein Seegrundstrueck und hat sich seinen Bootsdock ummodifiziert, wobei ein 7x3m Teil abkoppelbar ist und mit einen E-Motor und Rutenhaltern bestueckt wurde. So schleppten wir im Liegestuhl bei Bier und Musik sitzend den kleinen See hoch und runter und zogen zwei fliegenbestueckte Ruten hinterher. Ich fing sogar eine sehr schoene Kehlschnittforelle; Dave erwischte 3 kleinere Regenbogner. Das war auch mal eine andere Art der Angelei! Hatte fantastisch funktioniert. Naechstes Jahr will er noch einen Sonnenschirm und einen Grill anbauen. Kreuzfahrtschiff eben.
Durch die herbstlichen Regenfaelle im Oktober war der Pegelstand des Cowichan Rivers schoen hoch gekommen, so dass der Fluss beinahe im Idealzustand zum Driftbootfischen war. Ricardo und Alec waren heiss auf Forellendrifts unterhalb des Cowichan Lakes, wo fette Forellen aus dem See in den Fluss ziehen um den laichenden Lachsen die Eier zu stehlen. Wir hatten diese Drift bis zu den Skutz Wasserfaellen schon etliche Male mit Guides gemacht und dabei auch Sternstunden beim Fliegenfischen erlebt. Letztes Jahr bin ich diesen Flussabschnitt dann schon mal selber mit dem eigenen Boot gerudert, mit einem Guide anwesend um mir Tips und Hilfestellung zu geben. Und schliesslich bin ich mit Alec und seinem Vater letzten Herbst die ersten Kilometer dieses Flussabschnittes schon mal alleine gerudert.
Der Cowichan River ist der produktivste Forellenstrom auf der Insel mit etwa 500 Forellen pro Flussmeile. Zum Vergleich, die hochproduktiven Fluesse in den Rockies (Montana, Idaho, Wyoming, Colorado) koennen bis zu mehrere tausend Forellen pro Flussmeile beherbergen. Solche Werte sind aufgrund der Vegetation und Geologie auf Vancouver Island nicht moeglich. Das Besondere am Cowichan ist aber nicht nur eine gute Forellenbestandszahl sondern auch die Vielfalt: es gibt neben den heimischen Regenbogenforellen auch Bachforellen und ein paar Kehlschnittforellen. Letztere sind meist Exemplare die saisonal von dem See in den Fluss und wieder zurueckziehen. Die vor fast 100 Jahren eingeschleppten Bachforellen wachsen zu guten Groessen ab; es wurden schon 5kg Exemplare gefangen. Es gibt auch ein paar kleinwuechsige Flusssaiblinge (Dolly Varden), die allerdings kaum mit den ueblichen Methoden gefangen werden. An anadromen Fischen beherbergt der Cowichan im Winter Steelheadforellen (bis ueber 20 Pfund) und im Herbst/Winter 3 der 5 Pazifischen Lachsarten (Chinook, Coho und Chum).
Diese Vielfalt zieht eine Menge Angler an diesen Fluss, der ein Wanderwegnetz im Flusstal hat. Allerdings sind diese Wege nicht oft direkt am Flussufer, so dass sich Uferangler entweder durch uebles Gestruepp bis zum Flussufer durchkaempfen muessen, oder sich die paar wenigen leicht zugaenglichen Stellen mit anderen Anglern teilen muessen. Daher ist das Angeln vom Boot am Cowichan sehr beliebt und auch um ein Vielfaches erfolgreicher. Stabile Driftboote und Pontoon- und Raftingboote sind dafuer geeignet. Dem Fluss wuerde ich persoenlich eine moderate Schwierigkeitsstufe zuteilen. Zumindest fuer einen Driftbootanfaenger wie mich. Es gibt Weisswasser-Stromstellen an denen man schon etwas Geschick und Kraft braucht um sicher durchzukommen. Und es kann immer mal ein neuer Baumsturz eine Passage etwas schwierig machen. Und da sind noch die Skutz Wasserfaelle etwa 10 km stromab vom See. Die sind mit einem Angelboot unbefahrbar und erzwingen einen Ausstieg. Im Vergleich zu den Gebirgstroemen im Kuestengebirge und in den Rockies ist der Cowichan River jedoch ein Leichtgewicht fuer geuebte Wildwasserbootsfahrer. Der Cowichan hat keine Klasse 3 oder 4 Stellen. Erschwerend am Cowichan ist der Mangel an guten Einlass- und Ausstiegsstellen fuer ein Boot. In Montana haben wir an vielen der beruehmten Forellenstroemen gestaunt was fuer eine klasse Bootsinfrastruktur dort vorgehalten wird: Betonrampen in den Fluss an ruhigen Stellen mit geraeumigen Fahrzeugparkplaetzen und teilweise kompletten Toiletteneinrichtungen. Am Cowichan schmeisst man sein Boot eine steile Boeschung runter und hofft das es richtigherum im Wasser landet (ok, leicht uebertrieben) und die einzige oeffentlich zugaengige Ausstiegsstelle ist 10 m oberhalb der Skutz Wasserfaelle. Und diese Stelle ist keineswegs eine ruhige Bucht sondern am schnellfliessenden Prallhang einer Aussenkurve. Wenn man dort pennt und versagt wird es brenzlich. Vielleicht ueberlebt man den Wasserfall noch wenn man Glueck hat und fit ist, aber das Boot und Geraet waere mit Sicherheit weg.
Die ersten Flusskilometer von See runter sind Fliegenstrecke und am leichtesten zu navigieren. Und ausserdem auch die fischreichste Strecke da hier die generell groesseren Forellen aus dem See ueberwiegen. Die Lachse, die auf dieser Strecke laichen, haben es wirklich nicht leicht denn jedes Laichpaar ist regelrecht umzingelt von hungrigen Forellen. Auf dieser Strecke verbringen wir, zumindest im Herbst zur Lachslaichzeit, die meiste Zeit beim Angeln. Je weiter flussab man kommt, desto geringer wird die Fischdichte. Daher verbringen wir die meiste Angelzeit an diesem vielleicht ersten Flusskilometer der etwa 4-6 stuendigen Flussfahrt.
Am Sonntag den 8.11. machten wir, mein Sohn Ricardo, sein Freund Alec und ich, uns mit 2 Autos und “Rowly”, unserem Driftboot, frueh zum Cowichan auf. Es war, so ohne jeglichen Verkehr auf dem Highway am Sonntag Morgen, eine reichliche Stunde Fahrt, Wir wollten das erste Mal die ganze Drift vom See bis zu den Skutzfaellen alleine machen. Ich nahm auch mein portables GPS Geraet mit um mir die Ausstiegstelle oberhalb der Faelle nochmal extra einzutragen um dort ja nicht vorbeizubrettern und dann abzuheben. Bald waren wir an einem herrlich kuehlen aber sonnigen Herbstag auf dem Fluss unterwegs. Wir ankerten das erste Mal gleich gegenueber der Einstiegstelle. Wir sahen eine Menge Lachse im Wasser, hin und wieder waelzte sich oder sprang einer. Es war eine aufregende Angelatmosphaere. Wir machten auch einige schoene Forellen im klaren Wasser aus. Die Jungs hatten ihre Fliegenruten fertig und mit einem Eiimitat bestueckt. Immer wieder warfen sie den Koeder weit stromauf um ihn dann ungefaehr in Bootshoehe am Boden entlang holpern zu haben, in der Hoffnung das eine Forelle zuschnappte. Es war nicht so einfach diese verwoehnten und vollgefressenen Forellen zu ueberlisten. Als Alec endlich eine kleinere Regenbogenforelle in den Kescher brachte, wuergte die vielleicht 10 Lachseier heraus. Die waren schon voll und satt.
Ich verlegte das Boot immer so um 50m weiter flussab und so angelten wir diese fischreiche Strecke systematisch ab. Immer wenn mal einer der Jungs eine Pause machte oder nach einem Koederverlust ausser Gefecht war, kam auch ich mal zum Angeln. Mehr als 2 koennen nicht gleichzeitig angeln im Fluss vom Boot. Jeder nahm eine Bootsseite in Anspruch. Ich hakte 2 groessere Forellen, verlor aber beide im Drill. Die meisten Bisse kamen ein Stueck stromab vom Boot. Eine groessere Forelle gegen die starke Stroemung mit einer 5er Fliegenrute zu drillen, ist nicht einfach. Ricardo hakte auch zweimal einen Lachs, aber es gelang ihm nicht diese Fische in Bootsnaehe zu bringen oder gar zu landen. So endeten diese Abenteuer auch mit einem Abriss und Fischverlust. Alec war am effektivsten heute; als wir zum Ende unserer Drift kamen hatte er 8 oder 9 Forellen auf seinem Guthaben und Ricardo nur 3. Ich blieb Schneider an diesem Tag, aber hatte auch nicht viel geangelt. Ich war gut erschoepft vom steuern und rudern und konzentrierte mich am Ende voll auf den gefaehrlichen Ausstieg. Ich ankerte an der letzten Innenkurve mit leichter Stroemung um meine Einflugschneisse nochmal genau zu berechnen und zu begutachten. Ausserdem lag schon ein Boot am Ausstieg und es war dort kein Platz fuer 2 Boote nebeneinander.
Der Bootsbesitzer am Ausstieg brauchte ewig lange bis er sein Boot raus hatte und der Weg fuer uns frei war. Inzwischen kamen schon 2 andere Driftboote und ankerten neben uns. Bootsstau! Der eine Kerl hatte die Tour mit seiner Frau und Hund gemacht und angelte noch ein bisschen weiter waehrend wir alle warteten. Er fing doch tatsaechlich noch einen herrlichen vielleicht 12-13 Pfund schweren Coho neben uns. Ein epischer Drill an der Fliegenrute und wir hatten Front-Row-Sitze fuer dieses Spektakel. Obwohl man einen Coho pro Tag hier behalten durfte, setzte er diesen schoenen Lachs wieder schonend ein. Feine Sache. Dann kam mein Moment – unter Beobachtung der Zuschauer machte ich den Anflug zum Ausstieg. Alles ging gut und souveraen landeten wir an der angezielten Uferstelle. Das gab mir Selbstvertrauen fuer zukuenftige Touren. Eine schoene Tour, etwa 12 Fische gelandet, allerdings keine Whopper. Und auch alles nur Regenbogner.