AW: Reiß u. Bruchfestigkeit bei Angelschnüren
Noch mal zum Spleißen, weil einige so skeptisch sind. Das sieht im ersten Schritt so aus:
Weiß, die Hollow und rötlich die multifile Hauptschnur. Nimmt man die Schnur in beide Hände, man kann ziehen wie man will, die Braid kommt aus der Hollow nicht heraus. Das Prinzp dabei dürfte klar sein. Auf Zug zieht sich die Hollow zusammen und das ergibt soviel Reibung auf die 1m Länge, wo sich die Hauptschnur in der Hollow befindet, dass die Hauptschnur gehalten wird. Und je stärker der Zug, desto stärker die Reibung. Und das funktioniert mit der stark beschichteten und glatten PowerPro genau so gut wie mit der wenig beschichteten JB.
Allerdings so, wie es jetzt ist, kann es noch nicht bleiben, weil bei geringer Spannung ist die Reibung nicht stark genug und die Hauptschnur kann sich mit und mit lösen.
Deshalb ist es wichtig, dass man das Ende der Hollow mit einer dünnen 20lbs Schnur umwickelt und diese dann verknotet. Zusätzlich verklebe ich die Umwicklung. Wie ich allerdings feststellen mußte, ist es dringend nötig, die Wicklung vor der nächsten Angelsaison noch einmal zu überprüfen. Einmal ist mir so die Hauptschnur beim Angeln herausgerutscht, weil sich vermutlich die Umwicklung gelöst hatte.
Die Umwicklung trägt so wenig auf, dass das Verfahren auch bei einer Inliner funktioniert.
Richtig ist, dass das Ganze ein ziemliches Hantier ist, für eine Rolle, d.h. für eine eingespleißte Hauptschnur und eingespleißtem Vorfach, braucht man rund 20 Minuten.
Ich mache das trotzdem, weil das Ganze schon einige Vorteile hat.
Der erste und wichtigste ist das Vorfach von rund 6m, dass jetzt kein Problem mehr darstellt, weil es mit auf die Spule kann. Diese Vorfachschnur ist etwa 0,6 bis 0,8mm stark und kommt erheblich besser mit Abrieb und Grundberührung zurecht als die multifile Schnur. Ebenso wichtig ist der Puffer, der dadurch gegeben ist. Das scheint sehr wirkungsvoll zu sein, denn jedenfalls ist mir seither in den letzten drei Jahren noch kein Fisch ausgeschlitzt, soweit ich mich erinnern kann.
Das Vorfach endet in einer Schlaufe, in die ein Wirbel eingehängt wird. Daran kommt noch mal ein kurzes zweites Vorfach von 1m Länge, jetzt aber 1 oder 1,2 mm dick - Schutz vor scharfen Zähnen.
Im zweiten Effekt, kann man eigentlich auch für größere Bremskräfte auf eine 20lbs Schnur übergehen, weil die Knotenverluste wegfallen. Und das hat schon einige Vorteile. Auch gegenüber den noKnots habe ich ich meine Vorbehalte, sie haben nach meinen Experimenten eher 20 bis 30% Verlust als die 10%, die hier gerne angegeben werden - aber vermutlich hat hier auch kaum jemand mal einen Vergleich in einem Abrisstest mit einer Spleißung angestellt, so dass die 10% wohl einfach so weitergegeben werden, wie man es eben irgendwo erfahren hat.
Gerne wird auch eingewendet, dass so keine Sollbruchstelle vorhanden sei und deshalb Schnurverlust vorprogrammiert ist. Ich vermute, dass dies nicht zutreffend ist, weil ich bei den 8 - 10 Hängern mit Schnurabriss bisher noch nicht einmal nennenswert Schnur verloren habe. Wahrscheinlich stellt auch die Spleißung eine Schwachstelle dar, vielleicht eine geringe, aber bis jetzt offensichtlich immer ausreichend.
Natürlich kann man eine Spleißung nicht an Board vornehmen. Das ist aber kein Argument, denn hat man mal einen Abriss, dann kann man immer noch zur schlechteren Methode, nämlich Knoten oder noKnot greifen. Und Abends richtet man es wieder.
Ein bisschen Mühe, jedoch viel Vorteil, aber vielleicht nichts für Leute mit zwei linken Händen, nich Björnie?
Gruß Dieter