Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Du kannst das ganze Jahr hier sehr gut angeln. Ich wuerde das Jahr mal so einteilen (der Prioritaet nach gelistet):

Jan - Maerz:

Salz:Winter Springs (Chinooks bis 15 Pfund);

Fluss: Steelhead Forellen (mind. 1 Autostunde weg von Victoria)

Seen: Forellen

Maerz - Juni:

Salz: Heilbutt, Winter Springs,

Seen: Forellen

Juni - September:

Salz: Gross-Chinooks, Cohos, Pinks (jedes ungerade Jahr), Heilbutt, Rotlachse (Juni-July in Port Alberni)

Fluss: Pinks (Campbell River), Stoer (Fraser River)

September - November:

Salz: Cohos, Heilbutt, Hundslachs (Chum), einige spaete Gross Chinooks bis Ende September

Fluss: Pinks, Chinooks, Cohos, Chum, Steelhead Forellen, Stoer (Fraser River)

Seen: Forellen

November - Dezember:

Salz: Winter Springs

Fluss: Steelhead Forellen, Chum

Seen: Forellen

Das gilt besonders fuer Sued-Vancouver Island kann aber generell fuer die ganze BC Kueste als Richtlinie betrachtet werden.
 
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Wahnsinn Wahnsinn, was für ein geiler Bericht.......
 
25.8.2012, East Sooke

Gerade zurueck von dem lang ersehnten Sooke-Lachstrip. Wahrscheinlich der letzte mit meinem Vater dieses Jahr, da er naechste Woche wieder heimfliegt. Da wollten wir noch mal hinlangen. Aber wie so oft kommst es anders als man denkt. Endlich spielte der Wind mit und die Berichte von den wagemutigen die Woche ueber liessen hoffen, dass einige Chinooks und auch paar Cohos ihr Unwesen vor Sooke trieben.

Wir hatten die 3 Ruten um 7:45 Uhr an der Trap Shack im Wasser aber es blieb lange, lange Zeit beim Koeder baden. Schoene Bergsicht und ein strahlend blauer Himmel versuessten die endlose Wartezeit. Dabei sahen wir wie ein paar ordentliche Chinooks und paar Cohos in die Kescher wanderten. Aber Red Hot war heute Ice Cold.

Dann ploetzlich gegen Mittag nun vor Beachy Head, die tiefe Blinkerrute ruckte – ich hinzu und setzte den Haken - ins Leere – Fisch weg. Ich kurbelte nun die mittlere Rute ein um beide wieder am Downrigger einzuhaengen – da sehe ich die Koederfischrute auf der anderen Seite pumpen.
Ich schmiss alles hin, sprang hin (Vater war vorn am Steuerstand und zu weit weg) und schlug - an wieder nichts! Da sah ich wie fast die Blinkerrute ins Wasser gerissen wurde als sich wahrscheinlich ein Coho den kurz hinter dem Boot an der Oberflaeche tanzenden Blinker schnappte. Als ich endlich die Blinkerrute erreichte und zurueckruckte kam der Haken mir entgegengeflogen....! 3 Bisse innerhalb weniger Sekunden und keiner hing! Manchmal soll’s einfach nicht sein.

Aber Vater verhinderte doch noch den totalen Schneidertag – ein fetter Coho schnappte sich alsbald den flachen Coyote Blinker und lieferte einen ordentlichen Drill ab. Leider, und passend zu unserem Glueck heute, war es ein blitz-silberner unmarkierter Lachs den wir schonend wieder schwimmen liessen. Um die 6- 7 Pfund geschaetzt. Ausser 2 winzigen Coho-Grilsen war nichts mehr zu haben fuer uns heute. Aber trotzdem ein schoener Tag auf dem Wasser.
 
26.8.2012, Sooke

Am Dienstag wollte ich Vater noch einmal vor dem Abreisetag mit zum Lachsangeln nehmen aber er hatte keine Lust mehr. Da ich den Tag nun schon frei-organisiert hatte, entschloss ich mich trotzdem auch alleine zu fahren. Der Wind sollte maessig bleiben und ein paar Sommer-Cohos und ein paar Gross-Chinooks sollten sich auch noch herumtreiben. Allerdings schien die Fangrate doch betraechtlich abgefallen zu sein gegenueber noch 1-2 Wochen vorher.

Hin und wieder sehen wir ein Jahr in dem die Chinookschwaerme schon frueher durch sind als erwartet. Normalerweise hat man bis Mitte September immer noch eine gute Chance einen kapitalen Chinook vor Sooke und Victoria abzuschleppen. Allerdings waren 2008 und jetzt scheinbar wieder schon Ende August die allermeisten Gross-Chinooks zum Fraser River und Puget Sound hier durch. Im September kommen dann zwar die lokalen Sooke River Chinooks zurueck und ein paar Exemplare dieser koennen durchaus weit ueber 50 Pfund sein, aber das sind ein paar hundert bis zu vielleicht 2000 Exemplare. Die Chance davon einen oder gar mehrere pro Tag zu erwischen ist im Meer vor Sooke doch recht gering.

Ich hoffte aber dass das nur eine kurze Durststrecke war und ein paar neue Lachsschwaerme von Port Renfrew in die Wasserstrasse hereingekommen waren. Ich war 5:45 Uhr morgens an der kostenlosen Sooke Bootsrampe und liess mein Boot zu Wasser. Nicht weit von der Marina liess ich die Krabbenfalle ein und dueste dann hinaus auf’s Meer. Da es frueh ebbte, entschloss ich mich in der Kehrstroemung hinter Secretary Island – Possession Point genannt - ein paar Runden zu ziehen. Zuglachse wollen nicht von der Ebbstroemung wieder Richtung offenes Meer hinausgezogen werden und entziehen sich daher bei Ebbe der Stroemung. Kehrstroemungen, ruhige Buchten oder stromab hinter Riffen etc. wo Futter angespuelt kommt, sind bei Ebbe zu bevorzugende Angelstellen.

Normalerweise ist Possession Point mit Booten so vollgestopft, dass ich diese Stelle meide. Am Dienstag waren jedoch nur wenige Boot unterwegs und so wollte ich es mal da probieren. Ich drehte 3 Runden um das kleine Riff in der Mitte der Bucht und konnte einige Lachse auf dem Echolot markieren. Auch zwei Futterfischschwaerme machten sich an der Oberflaeche bemerkbar als die Moewen sich auf sie stuerzten. Leider wollte aber keiner der Lachse die Klappe aufkriegen.

Ich liess mich von der Ebbe westlich vor die Sooke Bluffs treiben. Da dort vornehmlich sandig-kiesiger Meeresboden vorherrschte, liess ich eine Rute mit einem Glow-Blinker bis zum Boden herab und liess das Downriggergewicht ueber den Grund schleifen. Vielleicht waren die Lachse ja ganz am Boden und pflueckten Sandaale auf. Es war nun Gezeitenwechsel und das ist normalerweise Beiszeit. Massenweise Seegras an der Oberflaeche liess mich schwer arbeiten um die Koeder einwandfrei funktionieren zu haben.

Da ruckte es ploetzlich an der grundnahen Blinkerrute und die Rutespitze sprang zurueck wie es ueblich ist wenn die Schnur aus dem Downriggerclip ausloest. Normalerweise muss das Fisch sein dachte ich und schnappte mir die Rute. Ich versuchte anzuschlagen, konnte jedoch kein Widerstand finden als wenn ein Schnurbogen vorhanden waere. Ich kurbelte paar Umdrehungen und versuchte es wieder. Nichts. Nun kurbelte ich im Eiltempo bis ich nach paar Sekunden Wiederstand spuerte – und es ruckte – ich schlug nochmal an und diesmal war ein Adressat da!

Der Fisch erschrak sich wohl und zog kurz erstmal ein paar Meter Schnur ab. Aha! Der Bursche musste wohl direkt nach der Koederaufnahme Richtung Boot gebrettert sein. Hoffentlich hing er ok. Ich drillte den Fisch vorsichtig an die Oberflaeche. Ein paar Mal musste ich noch kurz Schnur geben aber es war mir das schon klar, dass das kein Rekordfisch sein konnte. Aber nach dem langsamen Start am Morgen war das eine willkommene Abwechslung und ausserdem die Moeglichkeit meinem Vater ein paar frische Lachsfilets mit ins Reisegepaeck nach Deutschland zu geben.

Nun musste ich noch die anderen beiden noch eingelassenen Schnuere vermeiden und den Fisch in den Kescher bugsieren. Alleine ist das immer eine heikle Angelegenheit die mich schon einige schoene Fische gekostet hat ueber die Jahre. Der zweite Kescherversuch sass und ein kleinerer Chinook von 8-9 Pfund landete im Boot. Beim genauer Hinsehen entpuppte sich der Fisch als ein “weisser” Chinook – mit weissem Fleisch. Ein paar Fluesse hier in BC waren Heimat solcher ungewoehnlichen Chinookstaemme.

Als ich die Rute wieder einliess, merkte ich, dass der Wind scharf zugenommen hatte. Die angesagten 5-10 Knoten waren laengst ueberschritten – mind. 15 schaetzte ich. Mit dem ganzen Kraut und Seegras an dieser Stellen hatte das alleine keinen Sinn. Entweder nach Hause oder sehen ob es weiter westlich ruhiger wurde. Es war erst 9:30 Uhr und ich entschloss mich zu letzterem. Bei Otter Point setzte ich wieder 2 Ruten ein und obwohl der Wind nicht nachliess war es ohne das Treibkraut doch fischbar.

Kurz darauf wurden allerdings alle meine Fischhoffnungen begraben. Als ich 2-3 Waltourboote herannahen sah, wusste ich dass ein Pod Orcas bald vorbeischneien wuerde und alle Lachse auf Versteckstation schicken wuerde. Generell ist dann fuer 1-2 Stunden tote Hose. Tatsaechlich schnauften kurz darauf 6 oder 7 Orcas direkt auf mich zu. Ich holte die Leinen ein und verstaute schon alles und beobachtete das Schauspiel. Leider spielten oder jagten die Orcas nicht sondern zogen nur langsam vorbei. Immer wieder ein beeindruckendes Gefuehl so ein 6-7 m Tier dicht am Boot vorbeischwimmen zu sehen.

Als die Wale durch waren, dampfte ich zurueck und war froh, dass mein Vater zu Hause geblieben war denn es schaukelte ganz schoen auf der Rueckfahrt. Naja, kein berauschendes Ergebnis aber wenigstens nicht Schneider geblieben!
 
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Sensationell was Du hier bringst! Mein Feedback schwankt zwischen Staunen, Neid und Bewunderung! :daumen:

Hab 1000-Dank dafür!!!!!
 
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Ganz großes Kino. Danke für den tollen Bericht und für den Videolink. ;ooo; Dem beneiden usw. von Hermi kann ich mich nur anschließen :D
 
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Klasse :daumen: :daumen: :daumen: ich fahr mal eben nach DK zum Lachsen, Kanada ist mir zu weit :D :]
 
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Kann mich meinen beiden Vorpostern nur anschließen, ganz großes Kino, danke :daumen::daumen::daumen:
 
3.10.2012, Sooke

Gestern (3.9.2012) war Feiertag und wie kann man einen Feiertag besser verbringen als auf Fischjagd am Wasser? Der Wind war nicht existent und es sollte richtig warm werden. Mein Freund Dave war heiss, da er seit unserem Angelderby im Juli nicht mehr angeln war. Er wollte nochmal einen richtigen Brummer auf die Schuppen legen. Auch wenn die Fangberichte der letzten Tage nicht allzugrosse Hoffnungen auf ein paar spaete Gross-Chinooks aufkommen liess, eine kleine Chance besteht halt immer und das reicht uns Anglern doch meistens schon.

Kurz nach 5 Uhr holte ich Dave in der Vorstadt ab und wir wasserten mein Boot im ersten Daemmerlicht kurz vor 6:00 in Sooke. Es war reger Betrieb an der Bootsrampe; offensichtlich hatten nicht nur wir diese Idee den Feiertag auf dem Wasser zu verbringen. Schnell duesten wir aus dem Sooke Hafenfjord hinaus und stoppten gleich zuerst am Possession Point direkt vor der Hafenmuendung. Die sonst so betriebsame Stelle, weswegen ich sie meistens vermeide, war heute befischbar und durch die Naehe zur Hafenmuendung sicher einen Versuch wert. Der Sooke River muendet im Sooke Hafenfjord und da noch kein Regen gefallen war seit Juni mussten sich die Sooke River Chinooks noch irgendwo im Meer vor der Flussmuendung herumtreiben. Das war vielleicht Dave’s Chance.

Wir liessen gleich 3 Ruten ein. Eine bestueckte ich mit einem Plastik-Sandaalimitat (Squirt genannt) – die ging ziemlich tief hinunter in Bodennaehe, und zwei Koederfischruten in flacheren Tiefen. Wir drehten 3 Runden um das zentrale Felsenriff, dass Futter- und Raubfisch an diese Stelle anzog, aber es tat sich absolut nichts fuer uns. Wir sahen wie ein anderes Boot den Kescher herabholte und einen kleineren Lachs landete – wahrscheinlich einen Coho. Bei einer recht dicht am Riff vorbeifuehrenden Schleife zuckte meine Squirtrute und ich fuehlte einen leichten Widerstand beim Anschlag. Schnell zog ich einen halbstarken Felsenbarsch heran der wieder schwimmen durfte.

Wir verabredeten, dass wir es erst hart auf Chinook probieren wollten fuer die ersten 2-3 Stunden und erst dann auf Cohojagd umstellen wollten. Als der Gezeiten/Stroemungswechsel bisslos vorueber war, schleppten wir mit der Ebbstroemung Richtung West direkt vor der Hafenmuendung entlang. Dort war der Untergrund sandig/kiesig und nicht viel tiefer als 30-40 m. Ich liess den Squirtkoeder ueber Grund schleifen. Vielleicht hingen ein paar Lachse direkt am Grund und suchten nach Sandaalen.
Am regelmaessigen Ruckeln der Rutenspitze und des Downriggerarms konnte ich den Bodenkontakt des Downriggerbleies erkennen.
Es ist fuer ein ungeuebtes Auge schwer den Unterschied eines Bisses zu erkennen wenn die Rutenspitze durch den Bodenkontakt schon staendig wackelt. Meistens loest die Rute dann ploetzlich aus wenn ein Fisch richtig haengt und dann weiss man Bescheid. Das Ausloesen macht sich durch ein ploetzliches Zurueckschnellen der bogenartig gespannten Schlepprute bemerkbar.

Als ich wiedereinmal etwas tiefer stellte um wieder Bodenkontakt herzustellen, merkte ich wie das Downriggergewicht auf dem Boden aufschlug. Im gleichen Moment schnellte die tiefe Squirtrute zurueck und ich wusste was das bedeutete. Fish on! Ich schnappte mir schnell die Rute und kurbelte schnell ein paar Umdrehungen um die momentan schlaffe Schnur sofort einzuholen und Spannung zum Fisch herzustellen. Dave schaute unglaeubig herueber – er traute mir noch nicht so richtig und dachte ich traeumte. Selbst nach mehreren Sekunden speedkurbeln konnte ich immer noch keinen Kontakt finden. Aber das war ja bei meiner letzten Solotour auch schon so gewesen.

So kurbelte ich ueberzeugt weiter und vielleicht nach 20 m fand ich Widerstand und ploetzlich war die Rute krumm. Dave staunte nicht schlecht. Der Fisch kaempfte nicht schlecht fuer seine Groesse – oder besser gesagt Kleine, denn das das nicht unser Zielfisch Gross-Chinook war, war schnell festgestellt. Trotzdem genoss ich den Drill und die pfeilschnellen Fluchten – besonders als der Fisch in Bootsnaehe kam. Dann hatte Dave genug von dem Spiel und hielt ihm dem Kescher vor’s Gesicht und der Lachs schoss hinein.

Naja, da war noch Luft nach oben, mit ca. 6 Pfund haette ich den Kerl sonst wieder freigelassen aber da ein Grillabend anstand, musste er dieses Mal ‘dran glauben. Abgeschlagen und auf Eis gelegt und schnell die Ruten wieder eingesetzt. Dave fischte weiter flach auf der Suche nach der Grossmutter des eben gefangenen.

Mein Angelkumpel Rick kam mit seinem Boot vorbei und fing an zu fischen. Er kennt diese Stelle sehr gut und hat oft den richtigen Riecher. Aber Dave draengelte das wir vielleicht Otter Point probieren sollten. Ok, es war Dave’s Jagdtag und so packten wir ein und flitzten die 10 Minuten zum Otter Point. Auf der Fahrt versanken wir in einer Wand aus Nebel. Er wurde so dick, dass ich, als wir uns dem haeufig frequentierten Otter Point naeherten, die Windschutzscheibe oeffnete und konzentiert hinausstarrte und horchte waehrend wir langsam vorwaerts dampften. Jetzt waere Radar klasse.

Als das GPS erkennen liess, dass wir unser Ziel erreicht hatten, machten wir die Rute klar und schleppten durch den Nebel. Es war gespenstisch, es war kein Land zu sehen obwohl es nicht mehr als 100 m weg war. Wie im Spuk erschienen ploetzlich andere Boote und verschwanden wieder. Teilweise war die Sicht nicht mehr als 50 m. Als wir am Ende der Otter Point Tack eine weitgezogene 180 Grad Wendung machten, sah ich Dave auf mich zu stuerzen und seine neben mir steckende wild pumpende Rute herausreissen. Aha, das schien was ordentliches zu sein! Dave schlug an und die Rute bog sich tief durch. Gleich kreischte auch schon die Rolle auf und im Nu verschwanden 20-30 m von der Rolle.

In dem Moment als der Fisch stoppte und sich wohl umdrehte verlor Dave die Spannung fuer den Bruchteil einer Sekunde – aber das war schon zu lang. Die Rute wurde schlapp und Dave kurbelte nur noch sein leeres Geschirr ein. Die Enttaeuschung stand ihm auf dem Gesicht geschrieben. Dave hasst es Fische zu verlieren! Der Koederfisch war noch zur Haelfte im System. Der Fisch musste wohl nur den Einzel-Angsthaken erwischt haben, der ohne Widerhaken beim wilden Kopfschuetteln wohl nicht richtig fassen konnte.

Dave bekoederte neu und liess wieder ein. Keine 10 Minuten spaeter zuckte wieder seine Rute und Dave war hellwach und sofort dabei. Diesmal hing der Fisch, war aber eine andere Gewichtsklasse. Nach kurzer aber heftiger Gegenwehr kam ein etwa gleicher Chinook wie mein vorheriger neben dem Boot zu Tage. Auch dieser hing nur am Angsthaken. Weil er so leicht hing hatte Dave Erbarmen und erloeste ihn mit der Zange und er schoss gluecklich in die Tiefe.

Zuversichtlich, dass vielleicht eine richtige Beisphase einsetzte, kreisten wir weiter ueber die gleiche Stelle. Aber leider konnten wir keine weiteren Tanzpartner finden. Nachdem wir eine weitere Stunde erfolglos bis zu Sheringham Point weit im Westen geschleppt hatten, beschlossen wir ueber tieferem Wasser weiter ‘draussen nach Cohos zu suchen.

Im jetzt nicht mehr ganz so dichten Nebel fuhren wir ca. 2 km raus und liessen dort 3 Blinker zwischen 18 und 35 m Tiefe ein ueber 200 m tiefen Wasser. Nach einer kurzen Weile zuckte meine tiefe Rute los und Dave war naeher da und riss die Rute raus und schlug an – hing. Da er aber mit einer Linkskurbelrolle nichts anfangen konnte, uebergab er schnell an mich. Waehrend ich den Drill eines feisten Cohos genoss, zog Dave’s Rute ab und auch er hing an einem Fisch. Doubleheader! Yippi!

Mein Coho zog zur Oberflaeche und sprang 2 Mal hintereinander voll aus dem Wasser. Klasse. Dann waelzte er sich wie wild vielleicht 15 m hinter dem Boot und ploetzlich flog mir der Haken entgegen. Na was soll’s, hat ja Spass gemacht, dachte ich. Ich steckte die Rute in den Rutenhalter und fing an die noch eingesetzte Mittelrute einzukurbeln um beide wieder am Downrigger zu montieren. Dave genoss seinen Cohodrill. Ich hatte die Mittelrute gerade am Boot als es hinter dem Boot ploetzlich platschte und meine andere im Rutenhalter steckende Rute ploetzlich fast gefaltet wurde. Nanu?

Da hatte sich doch glatt ein Coho den 10 m hinter dem Boot surfenden Blinker an der Oberflaeche geschnappt! Ich hatte die Vermutung, dass das vielleicht sogar der Coho war, den ich eben verloren hatte. Wer weiss! Jedenfalls war ich ploetzlich wieder in Aktion und drillte den Coho recht kompromisslos heran. Aha, keine Fettflosse – ein Markierter – der geht mit! Dave konnte nicht keschern, da er noch mit seinem Fisch zu tun hatte. So musste ich alleine klar kommen was aber prima funktionierte. Ein schoener blitzblanker Silberbarren kam zu meinem kleinen Chinook auf’s Eis. Fast die gleiche Groesse – der Coho war etwas laenger aber der Chinook etwas fetter.

Dann war Dave’s Fisch landungsbereit. Seiner war einiges groesser als meiner aber wie das meistens dann so ist – der war unmarkiert und musste also wieder freigelassen werden. Schweren Herzens liess Dave den vielleicht 8-9 Pfuender wieder frei. Kurz danach packten wir ein.

Auf dem Rueckweg stoppten wir gespannt bei Ricks Boot – in der Erwartung auf eine Lektion von wegen das man eine gute Stelle nicht so schnell verlassen darf und mehr Geduld haben muss. Ich haette mich nicht gewundert wenn er uns 2 Chinooks ueber 30 Pfund entgegengehalten haette.

Aber ausser 2 Cohos hatte auch er nichts vorzuweisen. Klarer Beweis, dass es heute einfach nicht hatte sein sollen mit Gross-Chinooks. Dave hatte immerhin fuer kurze Zeit eine Chance gehabt. Aber ein gehakter Lachs ist noch lange kein Filet im Schrank!

Fotos:
1: Trolling in den Nebel
2: Kein Regenbogen sondern ein Nebelbogen
3: Freund Ricks Boot
4: Begutachtung des Fanges
5: Hier mal die Unterschiede zwischen Chinook und Coho. Fuer Lachsanfaenger ist es immer schwer zu unterscheiden, welche Sorte man denn da eben am Haken hat und darf man den Fisch nun mitnehmen oder nicht. Am Anfang sehen die Kerle alle silbern aus und wenn man dann so eine haeufige Groesse zwischen 5-10 Pfund gefangen hat dann kann das fast alles sein. Hier im Bild kann man schoen ein paar wichtige Unterscheidungsmerkmale zwischen Coho und Chinook sehen - wenn man sonst nur einen davon hat wird das nicht so richtig klar: Der Chinook hat Punkte auf der Schwanzflosse - der Coho nicht. Der Chinook hat viele deutliche Flecken und Punkte auf dem Ruecken und der oberen Koerperseite - der Coho nicht. Der Coho hat weisses Zahnfleisch und nur eine schwarze Zunge - der Chinook hat ein komplett schwarzes inneres Maul.
 
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Wieder mal ein toller Bericht von dir Coho :daumen:
Was sind denn des für Rollen die da auf dem Bild zu sehen sind? Hab zwar vom Schleppen keine ahnung, aber dachte immer das da mit Multis gefischt wird.
 
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Andreas; das mit den Lachsrollen ist eine BC Spezialitaet - musste mich auch erst daran gewoehnen. Die Einheimischen nennen diese Centerpinrollen Mooching Reels - in Prinzip nichts anderes als eine ueberdimensionierte Fliegenrollen. Da man beim Downriggerschleppen nicht werfen muss und diese Rollen eine Menge Schnurkapazitaet haben, funktionieren sie perfekt fuer diese Angelei. Das Beste ist, das man einen direkten Kontakt zum Fisch hat und wenn der Fisch Leine nimmt muss man loslassen und die Rollentrommel saussen lassen. Keine Kupplung, keine Uebersetzung - nur Du und der Fisch. Natuerlich auch weniger Technik die kaputtgehen kann waehrend eines moerderischen Drills. Fuer Anfaenger erstmal gewoehnungsbeduerftig und auch schmerzhaft - die Einheimischen haben einen berechtigten Spitznamen fuer diese Rollen: Knucklebuster (Fingerknoechelbrecher) weil wenn man die Finger nicht schnell genug wegkriegt wenn ein Grosslachs mit 30 km/h abzieht man die Rollenkurbelgriffe schmerzhaft auf die Finger geknallt bekommt. Fuer die von Euch die regelmaessig Schleppen kann ich so eine Rolle nur empfehlen - es ist viel mehr Spass so zu drillen als ununterbrochen an einer Multi - oder Stationaerrolle zu kurbeln egal ob der Fisch gerade abzieht oder ihr einzieht.
Die Islander Reel ist wohl die beruehmteste dieser Centerpin Rollen, hier auf Vancouver Island handgemacht, aus einem Alublock gefraest... aber suendhaft teuer (ist die Goldene im da siehts). Kosten $650 pro Stueck und fuer die simple Technik sicher total ueberpreist aber fuer die Eitelkeit und fuer einen butterweichen Betrieb - die meisten traeumen davon und kaufen sich am Ende doch irgendwann eine - egal wie schlecht das Preis-Leistungsverhaeltnis. http://www.islander.com/
 
16.9.2012; East Sooke

Sonntag Nachmittag war zufaellig mal eishockeyfrei und das Wetter war einfach unwiderstehlich. Apropos Wetter, wir haben gerade wieder einen Bilderbuchaltweibersommer mit Sonne ohne Ende und Temperaturen bis 25 Grad. Kaum Wind und wenig Betrieb auf dem Wasser und in den Resorts – falls Ihr irgendwann mal eine Reise nach BC anpeilt, ich kann September als Reisetermin bestens empfehlen!

Ich beschloss also So einen kurzen Touristentrip von 13:00 – 16:00 Uhr zu machen und ein paar Cohos im Meer nachzustellen. Mein Sohn Ricardo wollte unbedingt mit! Das Boot war ruckzuck klar gemacht und gleich nach dem Mittagessen duesten wir nach East Sooke zur Cheanuh Marina. Wenn man im Hochsommer um 13:00 Uhr an einer Marina ankommt, dann kann man sich auf ein reges Chaos gefasst machen. Das ist naemlich die Zeit zu der die Morgenschichtangler typischerweise zurueckkommen und ihr Boot herausholen. Will man dann sein Boot mitten in dieser Warteschlange gegen den Strom einlassen, bedarf das schon eine Menge Nerven und Geduld. Am Sonntag hatten wir die Rampe fuer uns alleine um 13:00 Uhr!

Wir genossen die schnelle Fahrt ueber die glatte See im Sonnenschein und stoppten als wir ca. 500 m vor der Kueste vorm Beechey Head ankamen. Die Wassertiefe betrug dort ca. 120 m. Ich wollte von da aus weiter Richtung tieferes Wasser schleppen bis wir hungrige Cohos faenden. Ich montierte diesmal 2 Ruten mit Release-Flasher und Blinker und Plastiksquid. Die Release-Flasher haben einen losen Pin der beim Biss ausloest und den sonst an der Schnur rotierenden Flasher nur schlapp an der Schnur haengen laesst so dass man beim Drill nicht dem Widerstand des Flashers entgegen arbeiten muss.

An der dritten Rute, die solo am zweiten Downrigger gefischt wurde, hatte ich nur einen leicht modifizierten Blinker montiert – ohne Flasher. Dafuer hatte ich den Flasher an einer 1.5 m langen Schnur direkt am Downriggerblei befestigt und den Blinker dann 1.5 m oberhalb und ca. 2 m hinter dem Flasher an das Downriggerkabel eingehaengt. Das nennt man hier Dummyflasher – da man zwar einen Flasher benutzt, den aber nicht direkt an der Angelschnur montiert. Beim Drill hat man dann den direktesten Kontakt zum Fisch.

Ricardo uebernahm den solo Downrigger mit Dummyflasher fuer seine Rute. Natuerlich fischte er auf 101 Fuss Tiefe. So trollten wir vielleicht 20 Minuten ohne bemerkenswerte Action. Die Flut setzte gerade ein und durch den Stroemungswechsel entstanden einige Strudel und rauhe Strecken. Ich strebte einer kleinen Erhebung von 130 m Tiefe auf 80 m zu. Manchmal verursachen selbst solche kleinen Grundveraenderungen guenstige Stroemungsverhaeltnisse die Futter und damit auch Lachse anziehen. Da ich gegen die Flutstroemung anfuhr kamen wir nur sehr langsam voran waehrend die Koeder richtig arbeiteten.

Da loeste ploetzlich Ricardo’s Rute aus, sprang zurueck um dann einen Moment spaeter mit pumpen anzufangen. Ricardo schnappte sich die ruckende Rute und schlug nochmal sachgerecht an und kurbelte dann stetig den Fisch heran. Schien kein Grosser zu sein. Nahe am Boot merkte dann der Fisch, dass was nicht stimmte und fing an zu toben. Er sprang paar Mal voll aus dem Wasser und schlug dabei Saltos! Auch wenn der Fisch nicht viel mehr als 5 Pfund auf den Rippen hatte, ohne Flasher machen selbst kleinere Lachse ein Mordsspektakel.

Als der Fisch schliesslich still neben dem Boot schwamm sah ich, dass die Fettflosse fehlte. Haha, erster Fisch und gleich ein Keeper! Ich packte den Blinker und schwuppte den Fisch ueber die Bordwand. Ricardo freute sich! 101 hatte mal wieder zugeschlagen! Schnell wurde der Fisch versorgt und die Rute wieder eingelassen. Na welche Tiefe wohl!?

Ich drehte eine Kurve zur Untiefe zu und praktisch in dem Moment als sich die Zuggeschwindigkeit der Aussenrute durch die Kurvenfahrt erhoehte, loeste die Rute aus. Wieder Ricardo’s Rute! Wieder ruckte es wild an der Rute bis Ricardo sie aufnahm.

Der Fisch schien etwas groesser zu sein denn Ricardo liess die Rolle paar mal vorsichtshalber los um dem Fisch etwas Schnur zu lassen. Ich verlangsamte den Schleppmotor um den Druck auf den Fisch etwas zu vermindern. Nach vielleicht 5 Minuten hatte Ricardo den Fisch am Boot. Ich suchte die Fettflosse und meinte keine erkennen zu koennen. Na so ein Glueck! Wieder packte ich den Blinker und zog an. Der Fisch war aber etwas groesser und als ich ihn gerade ueber die Bordwand hob, sah ich mit Erschrecken die Fettflosse. Mann! Falsch identifiziert. Als ich ihn wieder hinausschwenken wollte, schlug der 6-7 pfuendige Coho wild um sich und sprang vom Haken ab und landete zu meinen Fuessen im Boot! So ein Mist! Der Fisch wand sich und waelzte sich auf dem Boden und es dauerte paar Sekunden bis ich ihn erwischte und ueber Bord schaufelte. Er schoss zwar sofort in die Tiefe aber ich habe so meine Zweifel ob er dass so ohne weiteres ueberstand.

Wir schauten uns beide strafend an. Das war wirklich hundmiserables Catch & Release. Wir gelobten das naechste Mal besser aufzupassen. Und wir mussten nicht lange warten. Wir waren jetzt am Fisch. Als naechstes verpassten wir 2-3 Bisse. Aber dann stieg ein schoener 8 Pfuender auf das Plastiksquid ein. Ein schoener blitzsilberner Cohomann mit einen Laichhakenansatz. Ich haette gerne ein Foto gemacht aber ich wollte nicht noch ein Missgeschick provozieren. Ich hob ihn nur 2-3 Sekunden fuer Ricardo zum Ansehen aus dem Wasser und liess ihn dann gleich wieder los.

Kurz darauf riss es an der Mittelrute die nur in ca. 20 m Tiefe lief. Auch der Fisch kaempfte ordentlich und machte richtig Betrieb als er in Bootsnaehe kam. Noch bevor ich erkennen konnte ob markiert oder nicht, schlitzte der Haken aus und er war weg. Macht nichts.

Dann ruckte es mal wieder an Ricardo’s Rute und er rief Fish On! Waehrend ich ihn beobachtete und ein paar Fotos schoss zog die Plastiksquidrute ab und wir hatten einen Doubleheader. Ich rief Ricardo zu, dass er sich Zeit lassen sollte bis ich mit meinem Fisch fertig war da ich spuerte es war nichts grosses. Ein kleiner Coho-Jack von vielleicht 2 Pfund und ich schuettelte ihn schnell neben dem Boot ab. Dann kuemmerte ich mich um Ricardo’s Coho der wild neben dem Boot herumplatschte. Es dauerte bestimmt eine Minute bis ich mit Sicherheit sagen konnte: “markiert!”. Der ging mit. Wieder so 5,5 Pfund geschaetzt.

So ging das noch eine Weile weiter und wir drillten noch einige Lachse – aber entweder sie entkamen vor der Identifizierung oder sie entpuppten sich als unmarkierte die wieder schwimmen durften ohne Landaufenthalt.

Ich fragte mich wo nur die grossen Cohos waren. Es muessten doch so langsam die grossen Northern Cohos auftauchen, die die locker 10 – 15 Pfund werden und manchmal bis ueber 20 Pfund. Wir verliessen die Kleincohostelle und ich steuerte das Boot etwas weiter hinaus. Es dauerte vielleicht 15 Minuten bis wir wieder eine Cohoschule fanden. Wieder zogen ploetzlich 2 Ruten gleichzeitig ab aber Ricardo’s Fisch hing nicht mehr als er anschlug. Ich wiederum genoss den Drill eines feisten Fisches. Da der Release-Flasher ausgeloest war, konnte der Fisch all seine Akrobatik zeigen. Erstaunlich, dass der widerhakenlose Einzelhaken so lange ueberhaupt hielt. Es war sicher der groesste Fisch des Tages – aber auch noch keine 10 Pfund und unmarkiert. So liess ich den Silberpfeil neben dem Boot wieder los.

Dann wurde es Zeit einzupacken. Wir hatten einen tollen Nachmittag gehabt, auch wenn die Groesse der Cohos etwas zu wuenschen uebrig liess. Aber vielleicht kommen die Grossen noch. Und die Filets unserer heutigen Beute werden uns fantastisch schmecken - gegrillt.
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Vielen Dank für die schönen Berichte und Fotos aus einer anderen Anglerwelt. Schön, daß es soetwas noch gibt. Draußen am Gewässer holt uns dann schnell unsere Anglerrealität wieder ein. Auch wenn unsere Fische leider nur kleine oder gar keine Fettflossen haben, finden wir doch alle unseren Spaß dabei. Weiterhin viel Petri heil und schöne Fische- Gruß Maisel
 
4.10.2012, Victoria

So, nach einer laengeren Meldepause will ich mal wieder berichten. Ist ja nicht so, dass ich gar nicht angeln gewesen waere! Mein Freund Rainer aus dem Bergischen und sein 9 jaehriger Sohn Peter hatten uns 10 Tage von Anfang bis Mitte Oktober besucht. Peter zeigte schon vorher eindeutige Anzeigen von Angelsucht und ich war fest gewillt ihn total zu versauen. Sein Vater Rainer war eh schon verseucht und war schon vor 6 Jahren hier um mit mir Lachse zu angeln und traeumt immer noch von dem Moment an dem er seinen Tyee stolz in die Kamera hielt.

Nun mit Tyees wuerde es nichts mehr werden, dass hatte ich Rainer schon vorher gesagt. Die Gross-Chinooks sind Anfang Oktober schon im Meer verschwunden und ziehen in die Laichgebiete der Heimatfluesse. Aber Cohos sollten reichlich da sein vor Victoria und Sooke und vielleicht auch schon der eine oder andere Chum. Heilbutt und Ling Cod waren leider auch schon gesperrt – aber Rainer und Peter waren ja auf die Herbstferien beschraenkt – da mussten wir nehmen was gerade da war.

Eigentlich hatte ich fuer uns 3 Naechte eine Huette im Moutcha Bay Resort im Nootka Sound gebucht um die unglaubliche Chinook und Coho-Fischerei im Conuma River im Oktober zu erleben. Ein Guide wollte uns einen Tag einweisen und dann wollten wir noch 2 Tage auf eigene Faust angeln. Leider hatte es seid Ende Juni auf Vancouver Island nicht geregnet und die Fluesse waren bis vor 4 Tagen nur kleinere Rinnsale in die kaum Lachse hineinziehen konnten. Schweren Herzens, auf Anraten des Guides, sagte ich die Tour ab und beschloss die Tage mit den beiden hier vor Victoria und Sooke zu verbringen.

Am 4.10., den Tag nach ihrer Ankunft, ging es schon nach dem Fruehstueck ‘raus. Durch die Zeitverschiebung waren die beiden sowieso frueh wach und fit und Peter konnte es schon gar nicht mehr erwarten. Ich entschied mich zu einer Tour vor Victoria da Sooke weiter westlich etwas windig aussah. So liessen wir gegen 9:00 Uhr Red Hot in Victoria zu Wasser und duesten hinaus. Ziel war die Suedseite von Constance Bank um da die Cohoschwaerme, die leider typischerweise einen Bogen um Victoria machen, zu finden.

Ich wies Rainer und Peter an den Downriggern und Ruten ein und so fingen wir an diesem schoenen sonnigen Tag an zu fischen. Wir schleppten 3 Ruten mit Blinker und Gummisquid in 20 – 40 m Tiefen. Leider tat sich in der ersten Stunde gar nichts. Auch das Echolot war leer. Kurzentschlossen packten wir ein und ich steuerte das Boot weiter nach Sueden bis direkt vor die USA Grenze.

Das sollte sich auszahlen. Bei einer langgezogenen Linkskurve ruckte ploetzlich die mitteltiefe Rute los. Rainer sprang hinzu und setzte den Haken und bestaetigte “Der haengt!”. Rainer war so im Rausch, dass er gar nicht daran dachte die Rute an seinen vor Aufregung zappelnden Sohn zu reichen. Gluecklicherweise zog im selben Moment die tiefe Rute auch noch ab und ich reichte Peter die Rute mit dem ruckenden Fisch ‘dran. Vater und Sohn am Lachs! Beide drillten gluecklich und lauthals. Peter machte das klasse und brachte seinen ersten Lachs ans Boot. Dort tobte der Fisch nochmal und sprang mehrfach aus dem Wasser. Doch der Haken hielt.

Ich kescherte zuerst Rainers Fisch und gleich darauf Peters. Beide Cohos um die 6 Pfund. Keine Riesen aber ein Anfang und fuer Peter, der sonst Forellen am Teich oder Schollen an der Nordsee faengt, unvorstellbar gross!
Wir packten die Fische auf Eis und angelten weiter. Wir verbuchten noch 2 oder 3 Bisse ueber die naechten 1.5 Stunden welche aber entweder nicht hingen oder nach kurzen Drill verloren gingen.

Dann wechselten die Gezeiten und es wurde ungemuetlich wellig. Wir kaempften uns die lange Strecke bis nach Victoria zurueck und machten einen kurzen Stop in Oak Bay um vielleicht eine hungrige Horde an Winter Springs zu finden. Leider fanden wir nur einen Felsbrocken oder aehnliches welcher uns ein Downriggergewicht kostete.

Nach diesem kleinen Missgeschick versprach ich Peter noch etwas pilken zu fahren. So packten wir das Trollinggeschirr ein und fuhren vor die Kelpfelder und Klippen auf denen sich die Robben und Seeloewen sonnten. Ein paar kleinere Felsenbarsche wurde kurz an’s Licht gefuehrt und bestaunt und wieder freigelassen. Was Groesseres wollte sich nicht zeigen. Wir waren’s zufrieden und schlossen damit den ersten Tag ab.

Die Krabbenfalle auf dem Heimweg brachte leider auch nichts zu Tage.
 
5.10.2012; Sooke

Am Freitag den 5.10. sah der Wind in Sooke machbar aus, wenn auch nicht gemuetlich. Aber Peter versicherte mir, dass Wellen ihm nichts ausmachten und er noch nie seekrank geworden war. So wollte ich es denn riskieren um an die Cohos etwas naeher heranzukommen.

Leider kamen wir etwas spaeter in Sooke an als erhofft und als wir so gegen 10:30 Uhr die Ruten bestueckten und einliessen, schlug die Gezeit schon auf Ebbe um. Cohos kommen oft mit der Flut dicht unter Land. Ich erkannte meinen Freund Jerrod in seinem Boot vor Secretary Island und schleppte dicht an ihm vorbei. Er war schon am Einpacken und sagte frueh morgens hatte es richtig gerappelt und er haette wohl um die 20 Cohos gedrillt. Keine sehr grossen wohlgemerkt aber immerhin jede Menge Action. Er fuhr nun mit 4 schoenen Cohos zwischen 7 und 9 Pfund heim. Er verriet uns noch, dass die Cohos ungewoehnlich tief bissen – um die 40 m.

Nun zogen wir unseren Bahnen von dicht unter der Kueste bis ca. 2 km weit draussen. Peter bediente einen Downrigger und Rute so gut wie alleine waehrend Rainer und ich 2 Ruten an einem Downrigger stapelten. Da riss es ploetzlich an der Mittelrute und Rainer schnappte sich die ruckende Rute. Nach dem Biegeradius der Rute zu urteilen, musste das ein ganz ordentlicher Fisch sein. Rainer brachte ihn vorsichtig heran – im entscheidenden Moment etwas zu vorsichtig denn ich sah die Rute recht schlapp werden und im naechsten Augenblick war der Kontakt weg. Rainer aergerte sich.

Ich kreiste ueber der selben Stelle. Ploetzlich schnaufte etwas nicht weit von uns und als wir dahin schauten, spruehten schon 2 hohe Fontaenen auf. Buckelwale! Ich hatte schon von Freunden gehoert, dass sich eine kleine Gruppe vor Sooke herumtrieb in den letzten Tagen. Nun hatten wir sie direkt neben unserem Boot. Die Buckelwale sieht man in Sooke nicht alle Tage. Orcas haeufig aber Buckelwale kommen meist nur paar Mal im Jahr tief in die Juan de Fuca Strait. Um so schoener, dass Peter und Rainer das Schauspiel mal miterleben konnten.
Majestaetisch wenn die zwei im Synchrontakt auf Tauchstation gingen mit den Schwanzflossen zum Himmel!

Da ruckte Peters Rute los und ich wollte ihn gerade darauf hinweisen, als er schon selber angestuerzt kam und die Rute aus der Halterung riss. Und der Drill begann! “Rutenspitze hoch, Spannung halten aber loslassen wenn er abfaehrt...” - so kamen die staendigen Kommentare auf den armen Peter eingeprasselt. Aber er blieb ganz cool und drillte den Fisch heran und nach ein paar abenteuerlichen Fluchten unter das Boot und dicht an den Motoren vorbei, konnte ich den Burschen keschern. Wieder so um die 6-7 Pfund blankes Silber. Peter war sehr stolz auf seinen ganz alleine bezwungenen Lachs – Rute selbst eingelassen, Tiefe selber ausgewaehlt, selber den Biss gesehen und verwandelt und den Fisch in den Kescher gebracht! Klasse!

Kurze Zeit spaeter hatte Peter noch einen Fisch dran der aber leider im Drill verloren ging. Dann bekam Rainer noch seine Chance. Relativ weit draussen, wieder bei einer Kurve, zuckte es an seiner Rute und ohne zu fackeln schlug Rainer an. Fish on! Als der Fisch schon in Sichtweite war, kam ploetzlich eine driftende Kelppflanze vorbeigeschwommen und der Fisch suchte sofort in dessen Schatten Zuflucht.

Rainer zerrte nun den ganzen Salat heran – der Fisch hing aber noch – ich konnte sehen wie er zwischen den Pflanzenblaettern herumquirlte. Ich nahm kurzerhand das Taschenmesser und zersaebelte die Pflanzenstraenge um an den Fisch heranzukommen.

Als ich den Fisch endlich frei hatte raste er wie ein Verrueckter zwischen Haupt- und Schleppmotor durch und verfing die Schnur an der Lenkstange. Geht denn hier alles drunter und drueber dachte ich? Ich glaubte nicht, dass wir den Kerl noch erwischen wuerden aber irgendwie konnte ich den Kescher zwischen die Motoren quetschen und den Fisch hineinschubsen. Was fuer ein Chaos aber ich konnte den Fisch endlich an Bord bringen!

Wir klatschten uns ab. Wieder kein Riese aber ein Riesenspektakel um diesen Fisch!

Danach kamen wir wohl in einen Schwarm von Jung-Cohos, von denen wir mehrere erst am Haken fanden, als wir Koeder kontrollierten. Auch ein kleinerer Chinook schnappte sich den Koeder. Die wurden alle wieder freigelassen.
Als der Wind zulegte, schlug ich nochmal Pilkern im Windschatten von Sercetary Island vor. Peter war Feuer und Flamme!

Ich legte das Boot vor das Kelpbett in 20 m Tiefe und liess die beiden pilkern. Ich half Peter etwas beim Grund erkennen und Haenger befreien. Sofort fing Peter Fisch auf Fisch. Kleinere Felsenbarsche, Gruenlinge und Seeskorpione.

Es stand schon 6:1 fuer Peter als Rainer ploetzlich aufholte. Wir waren nun in etwas tiefere Gefilde abgedriftet und Rainer holte den ersten Ling vom Grund. Kein grosser aber trotzdem mit furchterregenden Zaehnen bewaffnet. Nach zwei weiteren kleineren Lings hoerte ich ploetzlich Rainers Rolle kreischen. Nanu? Etwa ein Coho zugeschnappt? Die Rute was ganz schoen krumm.

Ein zaehnestarrender Rachen tauchte auf und zeigte einen Ling an. Der war schon besser. Mit etwa 70-80 cm waere der schon massig gewesen wenn nicht gesperrt. Peter wollte ihn unbedingt mal halten und fuer ein Foto praesentieren. Dann durfte er wieder schwimmen. Klasse Fang und Rainer freute sich darueber.

Nach einer Stunde und einem Endstand von 14:12 fuer Rainer packten wir zusammen und fuhren heimwaerts. Da wir wegen dem Wellengang langsamer fahren mussten, konnten wir mehrere Adler beobachteten, die in den Baumwipfeln ihr Fischrevier uebersahen.

Die Krabbenfalle brachte nur 2 Dungeness Weibchen und ein kleines Felsenkrabbenmaennchen zu Tage. Nichts zum Mitnehmen! Ich beschloss es nochmal auf Coho versuchen zu wollen die Tage aber dann zeitig frueh!
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke für die schönen Berichte. Buckelwale neben dem Boot, das muß ein besonderes Erlebnis gewesen sein. Das Foto dazu ist auch sehr beeindruckend.

Petri

Hans
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

schöner ebricht, klasse bilder. so langsam aber sicher kommt Neid bei mir auf :D:D
 
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