Lachsangeln Vancouver Island, BC

AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Deine Berichte sind immer toll. Sehr schön und aufregend zu lesen. :daumen:

Vielen Dank dafür. - Ein dickes Petri - und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.
 
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Hallo,

so kurze Information zu meinem Angelerlebnis in Ucluelet:

Ich war am 6.6.12 in Ucluelet und habe mich vorher informiert welche Fishing Charter es da gibt. Letztendlich habe ich mich für die canadian princess (http://www.canadianprincess.com/fishing/fishing-charters/) entschieden, da die mit einem etwas größeren Boot rausfahren und daher die Preise bei rund 170$ liegen.
Um 6h gings los mit rund 10Mann/Frau an Bord zum Long Beach. Angelzeit war daher von 7.00-12.00h.
Geangelt wurde mit einer kleinen Multirolle, 0.45er Monofil-Schnur, einer 2,60m Schwabbelrute ;-) und kleinen grün-weißen 150gr-Pilkern.
Es sollte auf Heilbutt und Lachs geangelt werden:
Aufgrund der Drift, der dicken Schnur und dem etwas leichten Pilker war es etwas schwer auf dem Grund (40-50m) zu bleiben, sodass nach etwa 1min die Schnur quer im Wasser hing. Ausserdem musste man beim Pilken aufgrund der Monofil-Schnur und der weichen Rute ganzschon reissen, damit etwas Bewegung am Pilker ankam.

Ich war sehr skeptisch, dass das funktioniert, aber siehe da: Es klappte wirklich, denn wir hatten schon vor 10.30h unser Kontingent an Lachsen (2 pro Lizenz) erfüllt. Die Gewichte lagen so zwischen 8 und 12,5 Pfund.
Im weiteren wurde also nurnoch auf Heilbutt gefischt. Letztendlich wurden 4 Heilbutte bis 18Pfund gefangen, was mich doch aufgrund des fehlenden Bodenkontakts erstmal total verwirrt.

Wie auch immer: Es war ein schöner Tag, das Wetter war prima und ich fand den Service an Bord 1A (bereitstellen und warten vom Angelequipment, Boot säubern, Fische filetieren).

Bei Fragen mailt mich einfach kurz an.

Achja: Ich hab mal irgendwo was gelesen von dem Problem des Ausschlitzens aufgrund der verwendeten Schonhaken. Ich konnte alle Fische landen und kann daher die Erfahrung nicht teilen. Das A und O ist einfach die Schnur stramm zu halten, aber das sollte bekannt sein.

Grüße Matthias
 
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East Sooke, 24.6.2012

Hatte heute einen klasse Angeltag mit meinem Freund Hamish. Leider wird das fuer eine Weile die letzte gemeinsame Tour mit Hamish gewesen ein da er mit seiner Familie wieder in sein Heimatland Neuseeland zurueckzieht. Daher wollten wir unbedingt noch mal mit ein paar Lachsen spielen und vielleicht einen Grosslachs erlegen.

Waehrend der letzten 2 Wochen sind einige Schulen grosser Chinooks hier durchgezogen und einige tolle Fische wurden von den Anglern gelandet. Der erste knapp ueber 40 Pfund wurde gemeldet. Mein Angelkumpel Larry zog mit Rick zusammen am Dienstag 4 Chinooks bis 17 Pfund ins Boot. Daher waren Hamish und ich richtig erwartungsfreudig!

Ich bestand auf Hakeneinlassen bei Sonnenaufgang – was um diese Jahreszeit vor 5:00 Uhr bedeutet. Nur fuer Angeln kann ich solche Opfer bringen. Tatsaechlich liessen wir unsere Koeder punkt 5:00 Uhr bei der Trap Shack ins Wasser. Glattes Wasser, wenig Stroemung aber eine Menge Boote unterwegs.

Wir setzten direkt 3 Koederfischruten an den Downriggern ein um nichts dem Zufall zu ueberlassen. Wir waren beide auch geuebt genug um uns einen Doppel-oder –sogar Dreifachschlag zuzutrauen. Das ermoeglichte uns fast die ganze Tiefenpalette abzudecken. Wir zogen so 45 Minuten unsere Runden zwischen den anderen Booten hindurch. Ich sah ein Nachbarboot einen kleinen Lachs landen als sich ploetzlich die tiefe Rute an dem gestackten Downrigger tief verneigte und sofort ausloeste. Fish on! Hamish griff sich die Rute und schlug an. Der sass!

Waehrend Hamish die ersten Fluchten parierte und dann Schnur gewann, raeumte ich die Mittelrute und den backbord Downrigger aus dem Weg fuer die Landung. Nach einem beherzten Drill zeigte sich der Widersacher das erste Mal am Boot. Kein Riese aber eine fetter Rugbyball-Chinook. Er tanzte noch ein paar Mal um das Boot herum bis ich ihn dann schliesslich in den Kescher schaufeln konnte. Es war ein markierter Halbstarker und da Hamish fuer einen finalen Grillabend noch ein paar mittelmaessige Filets gebrauchen konnte, beschlossen wir diesen mitgehen zu lassen. Alles weitere darf dann wieder schwimmen.

So, der Anfang war gemacht aber wir hofften auf Groesseres. Wir kreisten noch paar Mal durch die Bucht und am Riff entlang. Ich beobachtete das Echolot ob Futterfisch oder Fischsicheln auftauchten. Hin und wieder mal was hier und da aber nichts was uns uebermaessig ermutigte. Ueber Funk hoerte ich von einigen Faengen weiter oestlich bei Beachy Head. Wir entschlossen uns dahin zu schleppen. Die Flut trug uns auch im Nu dahin.

Direkt hinter dem Trap Shack Riff kam uns ein Boot entgegen, dass direkt neben uns einen hammerharten Biss bekam. Ich konnte das Kreischen der Rolle gut hoeren. Das muss ein ordentlicher sein!

Wir drehten mit gehoerigem Abstand ein paar Kreise ueber der Stelle und verfolgten den spannenden Drill. Nach gut 15 Minuten sahen wir den Kescher ins Wasser gleiten und darauf einen grosser silbriger Fisch ueber die Bordwand verschwinden. Dann jaulten und schrien die beiden Angler auf. Petri Heil dachten wir! Spaeter erfuhren wir, dass diese beiden ihren Glueckstage hatten. Den Fisch den wir beobachtet hatten zeigte spaeter 29 Pfund an der Waage in der Marina und ein zweiter Fang der beiden schoss den Vogel mit 44 Pfund ab! Das ist der neue 2012 Bordleader in der lokalen Szene! Toller Tag fuer die beiden!

Zurueck zu uns. Nach einer Weile gaben wir auf auf den Bruder des gefangenen Lachses zu hoffen und wir zogen unsere Kreise durch eine kleine Bucht am Beachy Head. Ich kannte viele der anderen Angelboote dort und erkundigte mich was die anderen so hatten. Einige noch nichts und einige hatten ein paar halbstarke wie wir den einen hatten.

Es ist nicht ganz typisch um diese Jahreszeit 10 – 14 Pfund Chinooks zu fangen. Normalerweise sind die Winterlachse langsam durch oder man muss dicht am Boden schleppen ueber sandigem Grund. Hier in den Felsengebieten faengt man normalerweise Mitte/Ende Juni in 10 – 30 m Tiefe ueber 50 m plus Grund grosse Laich-Chinooks 15 Pfund und mehr – Durchschnitt 20 Pfund. Ich kann mir jetzt noch nicht richtig erklaeren ob diese 10 – 14 Pfund Fische reife 2012 Laich-Chinooks oder noch 2013 Chinooks sind (praktisch Winter Springs). Naja....

Ploetzlich, bei einer Kurvenfahrt, zog die Mittelrute ab und zappelte ungeduldig. Hamish war wieder schnell dran und erfreute sich wiederum an einem schoenen Drill. Es war uns schnell klar, dass auch das kein kapitaler Fisch war aber er machte ordentlich Dampf und ich musste einige andere Boote abwinken um Schnurverhedderungen mit anderen Booten zu verhindern.
Hartnaeckig weigerte sich der Fisch nahe genug ans Boot zu kommen als das ich den Haken noch neben dem Boot mit der Zange loesen konnte. Hamish hatte einen Heidenspass als der Fisch mich paar mal nass spritzte als ich gerade zugreifen wollte. Schliesslich hielt ich ihn am Vorfach und ohne den Fisch auch nur zu beruehren, hebelte ich den vorn sitzenden Schondrilling heraus. Wie ein geoelter Blitz verschwand der etwa 12 Pfuender in der gruenen Tiefe. Ein Klon unseres ersten Fisches!

Da musste doch noch was Groesseres gehen! Als wir wieder eingesetzt hatten, sah ich wie ein Nachbarboot zuschlug. Und der sah nicht schlecht aus! Als ich nach einer Weile den Koederfisch der Mittelrute kontrollieren wollte und die Rute einzog, rappelte es ploetzlich an meiner Rute.
Erst dachte ich ich haette vielleicht bei Einkurbeln eine unserer anderen Schnuere erwischt, aber bald wurde klar dass da was eingestiegen war. Ein 4-5 pfuendiger Silberbarren schlug gleich darauf Saltos hinter dem Boot. Hamish stand schon mit der Loesezange bereit als der Fisch neben dem Boot den Haken von selbst loswurde.

Ich haette gerne mal gesehen was fuer eine Art das war – einen so kleinen Chinook jetzt im Juni –sehr unwahrscheinlich. Am Filetiertisch der Marina sah ich spaeter wie ein Angler einen Rotlachs (Sockeye) saeuberte – das koennte gepasst haben. Diese akrobatischen und aeussert leckeren Lachse sind jetzt um diese Zeit eigentlich etwas zu frueh zum Fraser River unterwegs – aber dieses Jahr scheint eben nicht nur das Wetter verrueckt zu spielen.

Eine halbe Stunde spaeter, in eine Unterhaltung mit Hamish vertieft, uebersah ich einen Augenblick, dass meine flache Rute zu tanzen anfing. Leider koennen beim Downriggerfischen 3-4 Sekunden entscheidend sein ob man einen Fisch kriegt oder nicht. Hier war es leider zu spaet denn bis ich die Rute in der Hand hielt und Kontakt aufgenommen hatte, war der Spuk schon vorbei. Damn! War das unsere Grosslachschance gewesen?

Geduldig schleppten wir noch 1,5 Stunden um Beachy Head herum bis wir dann endlich aufgaben. Wir stoppten noch an einem Riff und Hamish pilkte noch ein bisschen. Doch ausser einigen farbenfreudigen Baby-Felsenbarschen und halbstarken Greenlingen gab’s auch da nichts zu holen heute.

Naja, zwei gelandet, einen Kleinen verloren und einen Biss verprasselt – nicht das tollste Resultat an Fischen aber ein paar wertvolle Stunden mit einem nun bald seltenen Freund bei herrlichem Wetter und toller Kulisse verbracht. Wird trotz der fehlenden Grossfische unter Erfolg abgebucht. Und sogar noch rechtzeitig zum letzten Viertelfinalspiel und Mittagessen zu Hause gewesen! Italien soll’s also sein! Deutschlaaaaaand, Deutschlaaaaaand....!
 
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Klasse Bilder und Berichte, die Du bei uns einstellst...

Danke:daumen:
 
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Was man nicht alles erleben kann beim Angeln! Hier mal kurz eine brandaktuelle Story einen Bekannten eines Kumpels. Passiert in Nanoose Bay, Vancouver Island - etwa eine Stunde noerdlich von hier.

Mein Bekannter fuer mit seinem Boot raus zum Lachsangeln und traf auf dem Wasser einen seiner Kumpels. Sie trollten einen Weile auf Lachssuche als in der Naehe ein Orca (Killerwale) Pod auftauchte. Das ist nun nichts aussergewoehnliches, aber was sich dann abspielte ist schon nicht alltaeglich!

Es gibt 2 Typen der Orcas hier, die Resident Orcas (einheimischen), die nur Fisch fressen; und die Transient Orcas (durchreisenden) die sich auf Meeressaeuger spezialisiert haben. Die Resident Orcas ziehen in grossen Gruppen (20-30) umher waehrend die Transients in kleineren Formationen leben und jagen (5-8). Aeusserlich kann man keinen Unterschied erkennen.

So die zwei Boote schauen den Orcas zu und sehen ploetzlich, dass die Gruppe eine Robbe angreifen. Die Robbe ueberrascht im offenen Wasser fluechtet in Todesangst Richtung der zwei Angelboote - daher kam die Action immer naeher! Die Wale wollten wohl ihrem Nachwuchs eine Jagdlektion erteilen und daher machten sie nicht kurzen Prozess mit der Robbe sondern rammten sie, umzingelten sie und warfen sie mit Schwanzschlaegen oder Kopfstoessen meterhoch aus dem Wasser.

Die Angler schauen fasziniert diesem Schauspiel zu, ohne zu ahnen was noch kommen sollte. Sie machten ihre Motoren aus und schauten gebannt zu. Die angeschlagene Robbe nahm eine kurze Angriffspause wahr und durchbrach den Belagerungsring und schwamm direkt auf das eine Boot zu und die Wale direkt dahinter. Jetzt spielte sich das Schauspiel direkt hinter dem Bootsmotor ab und die Insassen wurden unruhig als die Wale die 150 kg Robbe ein paar Male wuchtig gegen die Bootswand schleuderten und selber sich sprungartig auf das Opfer warfen.

Die Robbe sah nur noch eine Rettung und kletterte auf die Motorplattform am Heck des Bootes und lag dort etwa 5 cm ueber dem Wasser zwischen Heckwand und Motor! Die Wale suchten ihr Opfer verzweifelt um und unter dem Boot waehrend die Robbe mucksmaeuschenstill dalag. Die beiden Angler fuerchteten um ihre Sicherheit und suchten die Robbe von der Plattform herunterzustossen. Aber 150 kg bewegt man nicht mit einer Bootsstange oder mit einer Hand.

Sie hielten es fuer das Beste sich zu entfernen bevor die Wale die Robbe entdeckten und vom Boot herunterholen zu versuchten. So warfen sie den Motor an und motorten vorsichtig weg von den immernoch suchenden Walen und im flachen Wasser nahe einer Insel schafften sie es nun endlich den blinden Passagier loszuwerden.

Unglaublich, nicht? Bilder anbei. Aergerlich, dass man immer nur 5 Bilder am Stueck einstellen kann!
 
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Ich habe gerade zum ersten Mal einer deiner Berichte gelesen und ich kann nur sagen, dass das der abseluter Hammer ist was du für Berichte schreibst. Es macht einfach riesigen Spass die zu lesen. Hut ab.
Danke dafür.
 
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Mensch das ist ja ne Geschichte, Außenstehende würden das ja als typisch Anglerlatein abtun, so etwas bekommste nicht immer geboten, und mit den klasse Fotos kanns keine Zweifel mehr geben- da gibts wohl noch ne Tierrettungsmadaille- einfach nur fantastisch
Gruß Maisel
 
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Sensationelles Erlebnis! Auch wenn es Dir schon sehr gut gelungen ist, kann man, glaube ich, diese Momente nur annähernd wiedergeben.

Toll, Dein Kumpel soll öfters mal Wale beobachten, damit Du uns an weiteren Erlebnissen dieser Art berichten kannst. :daumen:
 
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29.6.2012, West Sooke

Letzter Freitag war erster Ferientag fuer die Jungs und ich hatte ihnen versprochen sie zum Angeln mitzunehmen. Mein juengster flog dann am So zu den Grosseltern nach Deutschland – so sollte das ein ordentliches Verabschiedungsangeln werden.
Da der vielversprechende Gezeitenwechsel um die Mittagszeit war, mussten wir auch nicht so frueh ‘raus. So gegen 10:30 Uhr trafen wir an der Bootrampe am Sooke Hafen ein und stiessen von dort in See Richtung Otter Point. Ueber Funk hatte ich auch schnell Kontakt mit meinem Freund Carl aufgenommen, der mit einem anderen Kumpel schon unterwegs war – ebenfalls bei Otter Point. Die beiden hatten wohl schon einen 14 und einen 18 Pfund Chinook an Bord. Klang ja nicht zu schlecht!
Die Jungs freuten sich auf die schnelle Fahrt mit einigen Abhebern ueber die Wellen anderer Boote. Nach 15 Minuten waren wir da und liessen 3 Ruten hinab. Mein Grosser (9) wusste schon wie man ankoedert und das Schleppgeschirr bedient. Das ist sehr hilfreich bei 3 Ruten in Betrieb. Schluessel zum Fangerfolg war wie immer beim Lachsangeln die richtige Schlepptiefe zu finden. Das Lachse da waren wussten wir ja von Carl. Wir verteilten die Koeder auf 30 m, 20 m und 15 m.
Keine 10 Minuten vergangen zog die Mittelrute nach unten und ruckelte ungeduldig. Ich riss die Rute heraus und schlug an und reichte sie dann meinem Kleinen (7). Gott sei Dank war es kein grosser Fisch denn er kurbelte den Fisch kompromisslos heran. Bei einem Grosslachs waere er bei einer Flucht entweder in’s Wasser hinterhergeflogen oder die Schnur waere gerissen! Ich musste ihm beim Halten der 3,5 m Rute noch etwas helfen aber sonst machte er das schon klasse.
Bald sahen wir einen halbwuechsigen Coho neben dem Boot hin und hersaussen. Mein Kleiner haette ihn gerne mal gehalten aber ich sagte ihm das das Beste fuer den Fisch waere wir wuerden ihn ohne anzufassen vom Haken loesen um seine Schleimhaut und Schuppen nicht zu beschaedigen. Ich schlug vor das er den Fisch kurz aus dem Wasser heben koennte so das sein Bruder ein Foto machen konnte. Gesagt, getan und gleich nach dem Foto fiel der Fisch auch schon von selbst vom Haken ab. Perfekt.
Kaum war die Rute wieder im Wasser in der gleichen Tiefe, riss es schon wieder daran. Jetzt war mein Grosser ‘dran. Er konnte schon perfekt drillen und gab auch Schnur wenn noetig. Der schien etwas groesser zu sein. Nach paar Minuten wurde die Schnur ganz flach und ploetzlich durchbrach ein Silberbarren die Oberflaeche. Mehrere Male sprang der Fisch 10 m hinter dem Boot und ueberschlug sich mehrfach dabei. Nanu, was war denn das? Untypisch fuer Chinooks, zu viel Akrobatik auch fuer ein Coho. Sollte das etwa ein Rotlachs (Sockeye) sein? So frueh? Und tatsaechlich, als mein Grosser den Fisch neben das Boot gedrillt hatte, konnte ich den typisch gruenlich/blaeulich-silberne Schimmer eines etwa 6 Pfund Rotlachses erkennen.
Eine Ueberraschung aber leider kein Keeper. Ich musste meinem Kleinen verklickern, dass wieder nicht gekeschert wird da Rotlachse im Moment noch geschont sind. Erst wenn das Fischereiministerium feststellt wieviele Rotlachse dieses Jahr zum Fraser River zurueckkehren und wieviele davon abkoemmlich sind, wird die Schonzeit eventuell aufgehoben.
So hakte ich den wunderschoen anzusehenden Fisch mit der Zange neben dem Boot ab und liess ihn wieder in die Tiefe saussen.
Dann war eine halbe Stunde Sendepause bis dann auf einmal die 20 m tiefe Rute schwer wippte. Mein Grosser sprang hinzu – hatte aber etwas Probleme die unter starker Spannung stehende Rute aus dem Rutenhalter zu kriegen. Bis er es endlich schaffte war der Fischkontakt leider weg. Schade. Dann tat sich erstmal nichts mehr.
Ich beobachtete ob andere Boote was landeten. Ich sah wie ein Nachbarboot Fischkontakt bekam und nach kurzer Zeit den Fisch noch im Wasser abhakte. Aha, wohl wieder ein Rotlachs. Auch sah ich mehrere springende Lachse. Es musste sich also eine groessere Schule direkt hier am Strand bei Otter Point herumtreiben. Aber beissen wollten nun keine mehr. Ich tauschte ein Koederfischsystem gegen ein kleines pinkes Squidimitat aus, welches hervorragend die Lieblingsspeise der Rotlachse imitiert (Shrimps und Garnelen). Aber auch das brachte nichts mehr.
Als wir wieder einmal mit Carl und seinem Kumpel Wege kreuzten, sah ich die beiden ploetzlich aufspringen und Carl zu seiner Rute springen. Er ist schon lange beruehmt fuer seine Biss-Sprints! Manchmal glaube ich er setzt schon den Haken bevor der Fisch sich ueberhaupt entschlossen hat zuzugreifen! Jedenfalls entwickelte sich das Ganze zu einem klasse Schauspiel fuer uns. Es ging hin und her und der Fisch muss teils gewaltige Fluchten unternommen haben denn wir sahen Carl manchmal fuer 30 Sekunden nichts weiter machen als seiner singenden Rolle zu zuschauen. Ich schoss ein paar Fotos zur Erinnerung.
Nach vielleicht 20 Minuten spielte sich der Kampf direkt am Boot ab. Leider musste ich auf andere Boote aufpassen und ausweichen und konnte im entscheidenden Moment keine guten Fotos machen. Kurz darauf hoerten wir lautes Johlen und sahen die beiden sich abklatschen und Freudentaenze veranstalten. Ueber Funk hoerte ich bald: “Big Fish!”. Die beiden packten ein und fuhren zur Marina. Das wollten sich die Kinder auch nicht entgehen lassen und wir jagten bald hinterher.
An der Waage der Marina stand da stolz Carl mit seinem ersten Tyee des Jahres (Chinook ueber 30 Pfund). 31 Pfund! Herzlichen Glueckwunsch – nicht ganz neidlos!
 
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2.7.2012; West Sooke

Montag war Feiertag und weil meine Frau und ich den Wecker auf 3:30 Uhr morgens gestellt hatten um mit Deutschland zu telefonieren um zu sehen ob unser Juengster heil angekommen ist, lag es nahe die Gunst der Stunde zu einer Frueh-Angeltour zu nutzen. Seltsamerweise kam jedoch der Vorschlag dazu von meiner sonst Nichtanglerfrau. Sagt man nicht NEIN! Mein Grosser war auch sofort bereit.

Also ging’s ab nach Sooke wo wir kurz vor 5:00 Uhr bei Sonnenaufgang das Boot ins Wasser liessen. Leider war das Wetter miserabel – zwar kaum Wind aber Nieselregen und regelrecht kalt. Ausserdem war es eine starke Ebbe, was die Fische nicht so gerne moegen. Aber man weiss ja nie und wenn die Frau einmal im Leben von selbst angeln will – kein Einspruch!

Wir flogen zum Otter Point und hatten die Stelle fuer eine Stunde komplett fuer uns. Leider war mit Fangen auch Ebbe fuer die ersten 3 Stunden. Waehrend der Rest der Familie in Schlafsaecken eingemummelt auf den Ausziehbetten lagen, stand ich in der Naesse und musste mich durch einige Schwimmkrautfelder durcharbeiten. Gegen 8:00 Uhr waren nun schon 20 andere Boote um uns herum am trollen aber niemand fing etwas. Ich erkannte viele Bekannte und unterhielt mich mit ihnen ueber Funk.

Da, aus dem Nichts riss die tiefere der drei Ruten nach unten. Ich nahm die Rute auf und ruckte an – nichts. Bah! Schnell wieder zurueck. Aber keinerlei Action mehr.
Um den Krautfeldern auszuweichen liess ich mich mit der Ebbe weiter westwaerts treiben und geriet so etwas in flacheres Wasser. Als ich gerade die tiefste Rute etwas nach oben zog, ruckte es kraeftig an der anderen Rute die wohl mittlerweile dicht ueber Grund schleppen musste. Ich liess alles fallen und sprang hinzu – Anschlag...wieder nichts! Verdammt!

Meine Familie schaute interessiert und mitfuehlend meinem Missgeschick zu. Ok, ruhig bleiben...mal kurz zusammenfassen, zwei Fehlbisse, jedes Mal die tiefste kurz ueber Grund. Hm. Ich schaute mir den Kartenplotter an und stellte fest, dass diese Stelle einfach eine leichte Sandbank in 25 m Tiefe war. Ok, Ruten wieder fertig und eine ueber Grund schleifen lassen, eine 5 m darueber und eine in 15 m im Mittelwasser.

Keine Viertelstunde spaeter loeste ploetzlich die grundnahe Rute aus und pumpte schwer. Ich war gleich da, setzte den Haken zweimal und der Tanz ging los! Das war ein brauchbarer Fisch, soviel stand schon mal fest. Er setzte zu zwei mittellangen Fluchten an und ich liess ihn laufen. Inzwischen brachte mein Grosser schon die rechte Rute ein um Platz zur Landung zu machen und feuerte mich begeistert an. Nun gewann ich Schnur, dann stand der Fisch stur und ich hielt nur dagegen. Da ploetzlich wurde die Schnur schlapp und der Spuk war vorbei. Mist! Es soll wohl heute nicht sein!?

Ich sagte zu meiner Crew, dass einer der beiden den naechsten Fisch versuchen sollte – ich kann’s heute einfach nicht! Ich zog jetzt enge Kreise ueber die letzte Bissstelle, was nicht ganz einfach war da eine Menge anderer Boote linear an dieser Stelle vorbeitrollten.

Nur Minuten spaeter rappelte as an der flachen Rute, die im Mittelwasser fischte. Mein Sohn war gleich da und schnappte sich die Rute. Er begann einen konzentrierten Drill eines offensichtlich kleineren Fisches. Nichtsdestotrotz machte der Bursche ganz schoen Radau und es sah ein paar Mal so aus als ob er Schnur nehmen wollte. Ich stand schon mit der Loesezange bereit als ich die fehlende Fettflosse sah und keine Punkte auf dem Schwanz. Ein markierter Coho – 4- 5 Pfund. Der war freigegeben zum Abschuss.
Mein Sohn wollte ihn behalten. Ich schwang ihn gleich am Vorfach ins Boot. Ha, Glueck gehabt! Um diese Jahreszeit sieht man nicht sehr viele markierte Cohos und die unmarkierten sind noch geschont. Wir freuten uns alle mit dem erfolgreichen Faenger. Er montierte dann auch einen neuen Koederfisch und setzte die Rute wieder in den Downrigger ein. Gleiche Tiefe – 15 m.

Ploetzlich zog wieder die Mittelrute – die flache – ab! Ich liebe diesen Augenblick wenn aus dem Nichts die Rute ploetzlich abgeht! Rute ‘raus, Anschlag, noch einen und ich schaute mich um wem ich die Rute diesmal reichen koennte. Waehrenddessen kreischte meine Rolle los. Beide winkten ablehnend ab – keiner wollte die Verantwortung! Ok, dann muss der Capt’n eben nochmal ran! Schwere Kopfschlaege deuteten auf einen guten Fisch. Dann kam er auf einmal Richtung Boot. Ich kurbelte wie ein Verrueckter – war er noch ‘dran? Jap, immer noch Widerstand. War mir ploetzlich nicht mehr so sicher dass es ein Grosser war – ging so leicht auf einmal.

Meine Frau musste uns mittlerweile aus der Fahrbahn herausbringen weil ein paar Boote bedrohlich dicht an meinem vermuteten Fisch vorbeischleppten. Ich rief einigen zu “Fish on – Stay away!”. Dann kam der Fisch an die Oberflaeche und ein unglaublicher Tanz begann. Wie vom Hafer gestochen durchpfluegte der Fisch die Oberflaeche und raste mit einem Hoellentempo davon. Meine Rolle ueberschlug sich fast und ich bekam ein paar Mal die Kurbelgriffe hart zu spueren.
Einen regelrechten Taildance veranstaltete dieser Fisch. Definitiv ueber 20 Pfund urteilte mein Sohn fachmaennisch. Vielleicht ein Tyee. Jetzt wurde ich nervoes. Sollte das mein langersehnter Tyee sein? Der erste in 4-5 Jahren?

Diese Oberflaechenakrobatik hatte dem Widersacher viel Energie gekostet. Ich brachte ihn nun schneller ans Boot heran. Aber jetzt zog er tief unter das Boot. Ich hielt schwer dagegen und spaetestens jetzt wuerde man merken wofuer man etwas Rutenrueckgrat braucht beim Lachsangeln. Ich hievte den Lachs an die Bootsseite und mein Grosser langte mit dem Kescher danach. Ich schloss die Augen und konnte gar nicht hinsehen.
Das Keschern eines Grosslachses ist selbst fuer Profis immer wieder heikel und viele Fische gehen dabei noch verloren. Ein Lachs nur halb im Kescher ist durchaus in der Lage sich blitzschnell rueckwaerts wieder herauszuwinden – oftmals mit dem Effekt das freihaengende Hakenspitzen sich im Netz verfangen und den Haken aus dem Fisch herausreissen wonach der Fisch freikommt und man verdutzt bemerkt das alles was man noch am Haken hat der eigene Kescher ist.

Aber mein Grosser machte das perfekt und mit Mamas Hilfe kam ein schoener Chinook ins Boot. Wir yahooten und klatschten uns ab – das war Teamarbeit! Nur zum Tyee wollte es nicht reichen.
25 Pfund – ein schoener Kerl, zweifellos! Kurz danach packten wir ein und fuhren zureck. Spaeter erfuhr ich von meinen Kollegen die auch angeln waren an diesem Tag, dass noch einige gute Lachse gelandet wurden nachdem ich abfuhr. Das passierte alles um den Gezeitenwechsel herum.
 
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Vielen Dank für Deinen feinen Bericht.
Du schreibst immer sehr gut und lebendig, so dass man nachempfindet, man wäre selber dabeigewesen.

Im Übrigen findes ich das toll dass Du uns immer an Deinen Erlebnissen und Abenteuern teilhaben lässt.

Ein ganz großes DANKESCHÖN dafür! :daumen:
 
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Hi Christoph,

der 30Pfünder wird noch kommen. Da bin ich mir sicher!

Danke, dass du uns auf dem Laufenden hälst. Da ist man irgendwie wenigstens ein bisschen "beim Angeln dabei".

Grüße aus Kaiserslautern und Petri!

Matthias
 
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Freut mich, dass Ihr Spass daran habt! Morgen abend geht's 6 Tage nach Malcolm Island mit meinem Sohn und meinem Freund Dave. Da wird's sicher einige Stories geben wenn ich zurueck komme. Ausserdem habe ich mich wieder bei unserer jaehrlichen Port Renfrew Angeltour angemeldet - Sa 14.7. Auch da wird's an den Ruten rappeln!

Schoene Gruesse aus dem nun endlich sommerlichen BC!
 
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