3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 1
Es war wieder Zeit fuer eine Nootka-Tour gewesen und ich hatte diesmal deutsche Begleitung. Noch dazu Naffen, wenn auch nicht mehr sehr aktive aber wohl immer noch gut vernetzte, denn Tobias und Reinhard brachten mir eine Reihe feiner Naffen-Souvenire mit. Vielen Dank nochmal der Redaktion, ich habe mich sehr gefreut! Tobias war schon mal vor 10 Jahren als junger Spund hiergewesen und jetzt hatte es endlich mal mit einem Wiedersehen geklappt. Dieses Mal brachte er seinen Vater Reinhard mit, der auch mal die Pazifikkueste kennenlernen und befischen wollte. Und dabei war BC nur ein Teil ihrer gemeinsamen Reise. Momentan sind die beiden noch in Alaska; natuerlich auch zum Fischen!
Aber welch ein besserer Platz um die Schoenheit und Fischvielfalt von Vancouver Island zu erkunden als am Nootka Sound, einer meiner Happy Places. Ich war ja nun schon etliche Male da und Ihr habt ja die Berichte hier schwarz auf weiss gelesen; mit seinem tiefreichenden und verzweigten Fjorden, den hohen Bergen im Hintergrund und der wilden offenen Kueste davor, ist der Nootka Sound eines der schoensten Ziele der Meeresangler hier. Es ist noch relativ gut zu erreichen – daher zur Hauptsaison auch gut besucht und befischt aber schon weit genug weg von den Staedten um noch Wildnischarakter zu haben und praktisch die volle Palette an Fisch-und Tierwelt zu bieten. Er ist leider nicht mehr unberuehrt, wie Tobias gleich feststellte; es gibt eine Anzahl an (norwegischen!) Lachsfarmen, die ihren Dreck und invasive Atlantische Lachse hinterlassen und die Holzwirtschaft geht systemmatisch durch die dichtbewaldeten Berge durch. Aber noch sind das kleinere Schandflecken, die man im Gesamten uebersehen kann wenn man regelmaessig Wale, Delfine, Seeotter, Adler und Baeren beobachten kann, und natuerlich der gesamten nordpazifischen Fischpalette nachjagen kann.
Als wir die Tour im Winter planten und bei Anfang Juli landeten, machte ich Tobias klar, das die Tour um diese Jahreszeit mit dem Risiko verbunden war, windbedingte Ausfalltage zu beinhalten. Die grossen Lachse, auf dem Heimweg zum Laichfluss, wuerden noch nicht in die Fjorde hineingezogen sein, sondern wuerden sich noch vor der offenen Kueste vollfressen und auch vorbeiziehen. Die Nootka-heimischen Lachse kaemen erst Ende Juli tief in die Fjorde wo man sie dann auch an windigen Tagen mit einem Kleinboot befischen kann. Jetzt, Anfang Juli muss man fuer die grossen Lachse nach draussen. Im Fjord wuerden sich hoechsten kleinere bis mittlere Fresslachse (Winter Chinooks) aufhalten. Und der eine oder andere gute Lingcod und kleinere Felsenbarsche. Deswegen hies es auf windarmes Wetter hoffen!
Die beiden kamen am kanadischen Nationalfeiertag bei uns in Victoria an. Dieses Jahr war das Land besonders gut beflaggt, hat doch der orange Clown im Sueden den kanadischen Nationalstolz ordentlich angefacht. Am ersten Tag erkundeten die beiden Victoria und wir erstiegen unseren Hausberg vor der Tuere. Dann hiess es packen und das Gespann fertigmachen. Am 3.7. ging es sehr frueh los denn ich wollte vor Mittag auf dem Wasser sein um die typischen Nachmittagswinde im langen Fjord vor Gold River zu vermeiden. Wir hatten eine etwa 45 minuetige Bootsfahrt vom Ende der Asphaltstrassen und der Bootrampe zum schwimmenden Critter Cove Resort. Aber diese 45 Minuten koennen leicht zu einer 2h wirbelschadenverursachende Horrorfahrt werden wenn man sich gegen Wind und Welle durchkaempfen muss. Ob es nun am Grosseinkauf im Supermarkt oder beim extra Tankstopp oder beim Besuch des Angelshops in Campbell River gelegen hat, keine Ahnung, aber wir kamen spaet in Gold River an und bis wir auf dem Wasser waren, kachelte es schon ganz gut. Reinhard war wohl nicht ganz seefest, wie mir Tobias mitteilte, aber Gott sei Dank hielt er diese erste Probe schon mal gut durch. Durchgeschuettelt aber aufgeregt kamen wir am Resort an und bezogen unsere 2 Kabinen. Das Resort war noch lange nicht gefuellt – die Hauptsaison fing ja erst 2 Wochen nach uns an – und so war es ruhig und wir hatten viel Platz fuer unser Boot direkt vor der Huette. Ich war erst etwas bestuerzt, dass das Resort das freie WLAN abgeschafft hatte und man jetzt nur noch an der Rezeption und Restaurant fuer 25 cent pro Minute WLAN kriegen kann. Das habe ich die ganzen Tage auch nur zur Wind-und Wettervorhersage genutzt. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich diese Abgeschnittenheit eigentlich sehr genossen. Befreiend wenn man mal nicht erreichbar ist und von den weltlichen Katastrophen mal nichts mitkriegt.
Aber natuerlich wollten wir dann schon bald fuer eine erste Testtour los. Ich beschloss fuer den Abend nicht mehr vor die offene Kueste zu fahren, was ungefaehr 20 Minuten Bootsfahrt von Critter Cove ist, sondern lieber im Fjord erstmal den beiden das Trolling beizubringen. Wir hoerten von Hausnachbarn das sich bei Hoiss und auch Coopte Point Schwaerme von Winter Chinooks herumtreiben sollten. Das sollte zur Uebung an den Downriggern und Schleppruten genuegen und mit etwas Glueck koennen die Winter Chinooks auch schon mal an die 10 Pfundmarke klopfen. Tobias wollte unbedingt einen Lachs fuer seine Lachs-Pasta fangen. Der Hauptfjord war noch etwas wellig aber als wir um den Hoiss Point zum Eingang des Tahsis Inlets einlenkten, war es schoen geschuetzt und ruhig. Es schleppten schon zwei andere Boote dort und wir gesellten uns dazu. Waehrend ich die zwei Schleppruten fertig machte, erklaerte ich den beiden das Geraet und die Hilfsmittel. Als ich die zweite Rute gerade auf Tiefe gebracht hatte und an der Rute simulierte wie ein Biss aussehen wuerde, ruckte die Rute ploetzlich an und loeste sofort aus. Ich riss sie sofort aus dem Halter, kurbelte straff und schlug an; guter Widerstand! Gibt’s ja nicht! So schnell geht das hier! Und damit drueckte ich die Rute gleich Reinhard in die Hand.
Der war etwas verdutzt und brauchte paar Sekunden um sich zu besinnen aber das war zu lange und der Fisch war dann schon wieder weg. Schade, aber eine gute Lektion um zu verstehen wie wichtig schnelle Kontaktaufnahme und stetiger Druck auf der Schnur ist beim Trolling. Besonders mit Einzel-Schonhaken. Das Echolot war voll mit Futterwolken und auch einzelnen Fischsicheln, Gute Platzwahl, dachte ich! Und das Beissen ging munter weiter. Erst kamen wir durch einen Schwarm kleiner Felsenbarsche. Dann auf der anderen Uferseite fanden wir eine hungrige Schule Winter Chinooks. Tobias und Reinhard fingen jeder sicher 4 oder 5 kleinere Chinooks, etliche gingen verloren, aber das war die perfekte Praxis am Geraet. Und ploetzlich hatte Reinhard auch etwas staerkeren Widerstand. Der schraubte sich trotz Flasher einen Meter aus dem Wasser und gab Reinhard was zu tun. Nach und nach brachte er einen gut 5 pfuendigen Chinook ans Boot. Die perfekte Essgroesse fuer uns drei und so nahmen wir diesen Fisch mit. Dann machten wir irgendwann Schluss und fuhren zurueck. Ich filetierte schnell den Lachs und dann zauberten die beiden eine koestliche Lachspasta auf den Tisch vor Ihrer Kabine. Bei einem kalten Bier liessen wir den langen Tag dann ausklingen und wir freuten uns schon auf den naechste Tag an dem es frueh losgehen sollte.








