Lachsangeln Vancouver Island, BC

Da möchte man gerne dabei sein, toller Bericht, super Fotos und viel Erfolg. Dickes Petri!
 
Lieber @cohosalmon
Ich lese deine Berichte jetzt schon seit Jahren gespannt durch und ich muss sagen, dass mich diese Fischerei schon sehr fasziniert. Jetzt werde ich voraussichtlich Ende August die Möglichkeit haben, einen Tag in Vancouver zu angeln. Ein Freund von mir ist Pilot bei Lufthansa, fliegt regelmäßig nach Vancouver und er ist ebenfalls Angler. Er hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm mitfliegen möchte, um einen Tag mit ihm auf Lachs zu fischen. Wir wollen einen 10 h Charter buchen, weil wir ja nur einen Tag zur Verfügung haben. Google spuckt mir viele Anbieter aus. Kannst du einen Anbieter besonders empfehlen? Ist es möglich, die Angellizenz vorab online zu kaufen oder kann ich das direkt auf dem Boot beim Guide machen?
Viele Grüße
Konstantin
 
Lieber @cohosalmon
Ich lese deine Berichte jetzt schon seit Jahren gespannt durch und ich muss sagen, dass mich diese Fischerei schon sehr fasziniert. Jetzt werde ich voraussichtlich Ende August die Möglichkeit haben, einen Tag in Vancouver zu angeln. Ein Freund von mir ist Pilot bei Lufthansa, fliegt regelmäßig nach Vancouver und er ist ebenfalls Angler. Er hat mich gefragt, ob ich nicht mit ihm mitfliegen möchte, um einen Tag mit ihm auf Lachs zu fischen. Wir wollen einen 10 h Charter buchen, weil wir ja nur einen Tag zur Verfügung haben. Google spuckt mir viele Anbieter aus. Kannst du einen Anbieter besonders empfehlen? Ist es möglich, die Angellizenz vorab online zu kaufen oder kann ich das direkt auf dem Boot beim Guide machen?
Viele Grüße
Konstantin
Du kannst die Lizenz schon vorher online kaufen: Home - National Recreational Licensing System

Mit Charter Guides in Vancouver kenne ich mich persoenlich nicht aus aber ich habe gute Berichte von denen hier gehoert: Vancouver BC Salmon Fishing Charters - Bon Chovy Salmon Fishing Charters

Das ist ja eine verrueckte Idee - fuer einen Tag nach Vancouver zum Angeln zu fliegen! Na dann, lass' mal hoeren wie das lief!
 
3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound

Tag 1

Es war wieder Zeit fuer eine Nootka-Tour gewesen und ich hatte diesmal deutsche Begleitung. Noch dazu Naffen, wenn auch nicht mehr sehr aktive aber wohl immer noch gut vernetzte, denn Tobias und Reinhard brachten mir eine Reihe feiner Naffen-Souvenire mit. Vielen Dank nochmal der Redaktion, ich habe mich sehr gefreut! Tobias war schon mal vor 10 Jahren als junger Spund hiergewesen und jetzt hatte es endlich mal mit einem Wiedersehen geklappt. Dieses Mal brachte er seinen Vater Reinhard mit, der auch mal die Pazifikkueste kennenlernen und befischen wollte. Und dabei war BC nur ein Teil ihrer gemeinsamen Reise. Momentan sind die beiden noch in Alaska; natuerlich auch zum Fischen!

Aber welch ein besserer Platz um die Schoenheit und Fischvielfalt von Vancouver Island zu erkunden als am Nootka Sound, einer meiner Happy Places. Ich war ja nun schon etliche Male da und Ihr habt ja die Berichte hier schwarz auf weiss gelesen; mit seinem tiefreichenden und verzweigten Fjorden, den hohen Bergen im Hintergrund und der wilden offenen Kueste davor, ist der Nootka Sound eines der schoensten Ziele der Meeresangler hier. Es ist noch relativ gut zu erreichen – daher zur Hauptsaison auch gut besucht und befischt aber schon weit genug weg von den Staedten um noch Wildnischarakter zu haben und praktisch die volle Palette an Fisch-und Tierwelt zu bieten. Er ist leider nicht mehr unberuehrt, wie Tobias gleich feststellte; es gibt eine Anzahl an (norwegischen!) Lachsfarmen, die ihren Dreck und invasive Atlantische Lachse hinterlassen und die Holzwirtschaft geht systemmatisch durch die dichtbewaldeten Berge durch. Aber noch sind das kleinere Schandflecken, die man im Gesamten uebersehen kann wenn man regelmaessig Wale, Delfine, Seeotter, Adler und Baeren beobachten kann, und natuerlich der gesamten nordpazifischen Fischpalette nachjagen kann.

Als wir die Tour im Winter planten und bei Anfang Juli landeten, machte ich Tobias klar, das die Tour um diese Jahreszeit mit dem Risiko verbunden war, windbedingte Ausfalltage zu beinhalten. Die grossen Lachse, auf dem Heimweg zum Laichfluss, wuerden noch nicht in die Fjorde hineingezogen sein, sondern wuerden sich noch vor der offenen Kueste vollfressen und auch vorbeiziehen. Die Nootka-heimischen Lachse kaemen erst Ende Juli tief in die Fjorde wo man sie dann auch an windigen Tagen mit einem Kleinboot befischen kann. Jetzt, Anfang Juli muss man fuer die grossen Lachse nach draussen. Im Fjord wuerden sich hoechsten kleinere bis mittlere Fresslachse (Winter Chinooks) aufhalten. Und der eine oder andere gute Lingcod und kleinere Felsenbarsche. Deswegen hies es auf windarmes Wetter hoffen!

Die beiden kamen am kanadischen Nationalfeiertag bei uns in Victoria an. Dieses Jahr war das Land besonders gut beflaggt, hat doch der orange Clown im Sueden den kanadischen Nationalstolz ordentlich angefacht. Am ersten Tag erkundeten die beiden Victoria und wir erstiegen unseren Hausberg vor der Tuere. Dann hiess es packen und das Gespann fertigmachen. Am 3.7. ging es sehr frueh los denn ich wollte vor Mittag auf dem Wasser sein um die typischen Nachmittagswinde im langen Fjord vor Gold River zu vermeiden. Wir hatten eine etwa 45 minuetige Bootsfahrt vom Ende der Asphaltstrassen und der Bootrampe zum schwimmenden Critter Cove Resort. Aber diese 45 Minuten koennen leicht zu einer 2h wirbelschadenverursachende Horrorfahrt werden wenn man sich gegen Wind und Welle durchkaempfen muss. Ob es nun am Grosseinkauf im Supermarkt oder beim extra Tankstopp oder beim Besuch des Angelshops in Campbell River gelegen hat, keine Ahnung, aber wir kamen spaet in Gold River an und bis wir auf dem Wasser waren, kachelte es schon ganz gut. Reinhard war wohl nicht ganz seefest, wie mir Tobias mitteilte, aber Gott sei Dank hielt er diese erste Probe schon mal gut durch. Durchgeschuettelt aber aufgeregt kamen wir am Resort an und bezogen unsere 2 Kabinen. Das Resort war noch lange nicht gefuellt – die Hauptsaison fing ja erst 2 Wochen nach uns an – und so war es ruhig und wir hatten viel Platz fuer unser Boot direkt vor der Huette. Ich war erst etwas bestuerzt, dass das Resort das freie WLAN abgeschafft hatte und man jetzt nur noch an der Rezeption und Restaurant fuer 25 cent pro Minute WLAN kriegen kann. Das habe ich die ganzen Tage auch nur zur Wind-und Wettervorhersage genutzt. Im Nachhinein muss ich sagen, habe ich diese Abgeschnittenheit eigentlich sehr genossen. Befreiend wenn man mal nicht erreichbar ist und von den weltlichen Katastrophen mal nichts mitkriegt.

Aber natuerlich wollten wir dann schon bald fuer eine erste Testtour los. Ich beschloss fuer den Abend nicht mehr vor die offene Kueste zu fahren, was ungefaehr 20 Minuten Bootsfahrt von Critter Cove ist, sondern lieber im Fjord erstmal den beiden das Trolling beizubringen. Wir hoerten von Hausnachbarn das sich bei Hoiss und auch Coopte Point Schwaerme von Winter Chinooks herumtreiben sollten. Das sollte zur Uebung an den Downriggern und Schleppruten genuegen und mit etwas Glueck koennen die Winter Chinooks auch schon mal an die 10 Pfundmarke klopfen. Tobias wollte unbedingt einen Lachs fuer seine Lachs-Pasta fangen. Der Hauptfjord war noch etwas wellig aber als wir um den Hoiss Point zum Eingang des Tahsis Inlets einlenkten, war es schoen geschuetzt und ruhig. Es schleppten schon zwei andere Boote dort und wir gesellten uns dazu. Waehrend ich die zwei Schleppruten fertig machte, erklaerte ich den beiden das Geraet und die Hilfsmittel. Als ich die zweite Rute gerade auf Tiefe gebracht hatte und an der Rute simulierte wie ein Biss aussehen wuerde, ruckte die Rute ploetzlich an und loeste sofort aus. Ich riss sie sofort aus dem Halter, kurbelte straff und schlug an; guter Widerstand! Gibt’s ja nicht! So schnell geht das hier! Und damit drueckte ich die Rute gleich Reinhard in die Hand.

Der war etwas verdutzt und brauchte paar Sekunden um sich zu besinnen aber das war zu lange und der Fisch war dann schon wieder weg. Schade, aber eine gute Lektion um zu verstehen wie wichtig schnelle Kontaktaufnahme und stetiger Druck auf der Schnur ist beim Trolling. Besonders mit Einzel-Schonhaken. Das Echolot war voll mit Futterwolken und auch einzelnen Fischsicheln, Gute Platzwahl, dachte ich! Und das Beissen ging munter weiter. Erst kamen wir durch einen Schwarm kleiner Felsenbarsche. Dann auf der anderen Uferseite fanden wir eine hungrige Schule Winter Chinooks. Tobias und Reinhard fingen jeder sicher 4 oder 5 kleinere Chinooks, etliche gingen verloren, aber das war die perfekte Praxis am Geraet. Und ploetzlich hatte Reinhard auch etwas staerkeren Widerstand. Der schraubte sich trotz Flasher einen Meter aus dem Wasser und gab Reinhard was zu tun. Nach und nach brachte er einen gut 5 pfuendigen Chinook ans Boot. Die perfekte Essgroesse fuer uns drei und so nahmen wir diesen Fisch mit. Dann machten wir irgendwann Schluss und fuhren zurueck. Ich filetierte schnell den Lachs und dann zauberten die beiden eine koestliche Lachspasta auf den Tisch vor Ihrer Kabine. Bei einem kalten Bier liessen wir den langen Tag dann ausklingen und wir freuten uns schon auf den naechste Tag an dem es frueh losgehen sollte.

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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 2

Um 4:20 Uhr riss mich der Wecker aus dem Schlaf. Es war noch dunkel aber ich hoerte schon eifriges Treiben im Resort. Viele wollten wie wir die angesagten windruhigen Morgenstunden zum Angeln vor der offenen Kueste nutzen. Einige groessere Boote hatten sicher auch Offshoretouren zu den Bodenfischgruenden vor. Da gab es bekannte Offshorebaenke bis 50 km weit draussen zu denen einige der Boote und auch Guideboote unterwegs sein wuerden. Nichts fuer uns, Reinhard war nicht allzu seefest und ich auch nicht. Nach einem kurzem Fruehstueck machte Tobias noch die Snackbox fertig und dann legten wir gegen 5 Uhr ab. Es war nun schon hell genug um sicher durch den Fjord donnern zu koennen. Hinter uns brach die Morgenroete durch die Berggipfel. Eine magische Stimmung. Ein Buckelwal im Fjord und einige super niedliche Seeotter liessen uns aber nochmal hier und da anhalten und so war es schon nach 5:30 Uhr als wir am Fjordeingang beim Friendly Cove Leuchtturm ankamen. Direkt dahinter liegt eine flache, sandige Bucht von felsigen Klippen eingerahmt. Dort hatte ich schon einige schoene Lachse herausgeholt und wollte heute da anfangen. Wir stellten die Downrigger ziemlich flach auf jeweils 15 m und 10 m und dann drehte ich zwei Runden durch die Bucht bis dicht unter Land. Aber an den Ruten passierte nichts. So schleppten wir weiter zu den Wash Rock Felseninseln. Auch hier waren auf meinem Plotter schon eine Menge gespeicherte Fangstellen. Heute war hier nichts! Auch kaum Futter im Wasser. Und nach dem Motto, “finde die Futterschwaerme und Du wirst die Lachse finden”, zogen wir weiter.

Wir schleppten nun an der Scharkante wo die Tiefe schnell von 30 auf 70 m abfiel. Hier zogen wir ein Squidimitat direkt am Grund lang. So koennte auch gut mal ein Heilbutt einsteigen. Aber die Ruten blieben still. Nichtmal ein Kleinlachs; das war schon seltsam. Am Maquinna Point war es wie immer sehr rauh; dort kam das Wasser praktisch von Japan und tuermte sich am hochkommenden Grund auf und wurde an den vielen Unterwasserriffen und Ueberwasserfelsklippen in alle Richtungen umgelenkt, hochgedrueckt und hin- und hergeworfen. Waschmaschine. Aber dadurch wird auch oft Futter angesammelt und da sind die Raeuber normalerweise nicht weit. Normalerweise; heute nicht. Als weiterhin nichts passierte, zogen wir ein und fuhren weiter nordwestlich zur Beano Creek Bucht, die etwas geschuetzt liegt und oft Futter und Lachs hielt. Ein paar andere Boote hatten sich diese bekannte Stelle auch schon auserkoren. Wir drehten die ueblichen Schleifen durch diese Stelle und sahen eine Unmenge Futter am Echolot. Hier war definitiv Leben im Wasser und hier musste was gehen!

Wir sahen auch schon hier und da mal Action auf anderen Booten aber wir mussten uns noch weiter gedulden. Gegen 9 Uhr war es dann endlich soweit. Die Rute mit der Flashfly als Koeder ruckte kurz an und loeste dann gleich aus. Tobias war gleich dran und parierte auch schon die erste Flucht. Das war ein guter Fisch; das konnte man gleich an der vollgespannte Rute erkennen und wie der Fisch auch mal Schnur von der Rolle zog. Allerdings ging der Fisch nicht auf eine lange Flucht sondern legte immer mal kurze Sprints weg vom Boot hin, um dann gleich wieder auf’s Boot zugeschossen zu kommen. Tobias hatte alle Haende voll zu tun mit dem Fisch mitzuhalten und ja nicht die Schnur schlaff werden zu lassen. Klasse machte er das und das gestrige Training an den kleinen Lachsen zahlte sich jetzt aus. Ich raeumte das Deck frei von der zweiten Ruten und holte beide Downriggergewichte heraus um kein Hindernis am Boot zu haben. Der musste gelandet werden. Reinhard filmte Tobias’ Drill – wie sich hinterher heraustellte allerdings ohne den Startknopf gedrueckt zu haben!

Ich hielt uns von den anderen Booten weg und drehte dann die Drehzahl zurueck um es Tobias zu erleichtern den Fisch heranzubringen. Aber der kam noch voller Energie zum Boot weil er immer noch keine richtig lange und erschoepfende Flucht gemacht hatte. Eine brenzliche Situation und jetzt wollte er auch noch unser Boot ueberholen und dabei unter dem Boot durchschwimmen. Ich half mit dem Motor etwas nach und drehte bei. Immer wieder buechste der Lachs aus und zog noch mal tief runter. Aber dann sah ich endlich eine Gelegenheit und schob fluggs den Kescher unter den Fisch. Geschafft! Gewonnen! Wilkommen in Nootka! Und ich hob einen schoenen und kraeftigen Chinook ins Boot. Wir freuten uns alle und klatschten uns ab. Na endlich! Wir schossen noch ein paar Fotos mit dem etwa 17 pfuendigen Lachs und packten ihn dann schnell auf Eis. Jetzt wollten wir mehr! Da muessen doch noch mehr da unten sein.

Tatsaechlich verbuchten wir schnell noch zwei gute Bisse die aber irgendwie nicht haengen blieben. Die Lachse bissen spitz heute. Dann riss es wieder einmal an einer Rute und Reinhard schnappte sich die Rute und diesmal ging gleich die Post ab und der Fisch setzte zu einer Flucht an. Aber ein ploetzlicher Ruck in der Rute und der Kontakt war schon wieder weg. Mist! Reinhard meinte nur das waere ein Grosser gewesen. Und dann war der Spuk auch schon wieder vorbei. Wir sahen noch ein oder zwei Lachsdrills auf anderen Booten aber dann war wieder Beissflaute. Ein paar kleine Lingcods oder Felsenbarsche schnappten sich unsere Koeder sobald die mal in Grundnaehe kamen. Aber von Lachs keine Spur mehr. Gegen Mittag packten wir dann die Lachsruten erstmal zusammen und ich fuhr uns zu ein paar felsigen Barschbergen wo wir uns an den Bodenfischen mit Pilker oder Gummifisch versuchten. Tobias hatte einen Gummiaal aus Norwegen dabei und fing Fisch auf Fisch damit. Aber auch Reinhard am klassischen Pilker machte Strecke.

Die beiden fingen 4 oder 5 verschiedene Felsenbarscharten in allerlei Groessen. Einmal zog es ordentlich an Reinhards Rute und er musste sogar ein bisschen Schnur abgeben. Das musste ein besserer Lingcod sein, dachte ich aber Reinhard brachte zum Erstaunen einen grossen Cabezon herauf. Wie ein riessiger Seeskorpion (zu deren Familie er auch gehoert). Der hatte sicher 7-8 Pfund und Tobias haette ihn gerne mal inspiziert und ein Foto gemacht aber er fiel leider direkt neben dem Boot vom Haken. Sind auch lecker diese haesslichen Biester. Zwei grosse Kupferbarsche nahmen wir fuer Ceviche und andere Leckereien mit. Das war eine kurzweilige Angelei die den beiden sichtlich Spass machte. Ich liess einige der Barsche, die an Barotrauma litten, wieder zum Riff hinunter. Das war ja jetzt Pflicht wenn man auf Bodenfische angelt. Ein paar kleinere Lingcods kamen auch mal mit nach oben, aber noch keine massigen. Die suchten wir dann in den Felsklippen um den Wash Rock herum und tatsaechlich brachte Reinhard ploetzlich einen 70ger Lingcod hoch. Auch der durfte mit – Tobias traeumte schon von einem Geschmacksvergleich zwischen Lingcod, Felsenbarsch und Heilbutt. Und weil dazu noch der Heilbutt fehlte, fuhr ich uns zu meiner schon vielmal erfolgreichen Driftangelstrecke auf der anderen Seite des Fjordeinganges. Dort hatten wir an einem kleinen Berg in der Vergangenheit schon einige kleinere Butte aber auch Lingcods und Rochen beim Pilken oder Naturkoederangeln erwischt. Mal seheh ob die Stelle heute wieder abliefern wuerde.

Es war mittlerweile schon ganz schoen Wind aufgekommen und die Drift war schnell. Aber ploetzlich war Tobias’ Rute krumm und etwas kraeftiges hatte sich seinen schon zerfledderten Gummiaal reingezogen. Das sah vielversprechend aus. Leider stieg der Fisch wieder aus bevor wir ihn zu sehen bekamen. Reinhard, mit einem kleineren Pilker, hatte auch schnell Fischkontakt und brachte wieder einen besseren Lingcod von etwa 75 cm hoch. Der durfte wieder zurueck. Wir wiederholten die Drift noch mehrere Male aber es kamen keine weiteren Bisse. Der Wind legte weiter zu und wir brachen hier ab. Praktisch schon auf dem Nachhauseweg stoppten wir noch an zwei mir bekannten Ling und auch Buttstellen aber Wind und Welle liessen keine ordentliche Drift und Angelei mehr zu. So machten wir dann Schluss und duesten zurueck zum Resort. Wir hatten trotz schwierigen Bedingungen ein paar gute Fische gefangen, besonders die Felsenbarschvielfalt war klasse gewesen.

Im Resort hoerten wir von den Nachbarn aehnliche Stories; es schienen wenige Lachse vor Ort und nur wenige wurden gefangen. Lingcods schien gut zu gehen denn wir sahen einige zu dem Schlachttisch kommen. Viele davon waren auf den Offshorebanks gefangen worden. Am Leuchtturm sollten einige Cohos gefangen worden sein. Wir entspannten den Nachmittag durch. Es war richtig heiss auf der Terasse vor unseren Kabinen. Wir machten ein feines Ceviche mit einem Felsenbarsch und Tobias und Reinhard grillten noch Steak und machten Bratkartoffeln. Wir lebten wie die Koenige!

Gegen Abend war es im Hauptfjord und draussen vor der Kueste immer noch windig und so fuhren wir nochmal zum Coopte Point wo wir wieder den Schwarm Winter Chinooks antrafen. Es waren aber leider keine groesseren Lachse dabei. Als es duster wurde, fuhren wir wieder zurueck und suchten am Ufer entlang noch nach Baeren. Diesmal nicht. Dann ging es bald in die Kojen – morgen sollte der windstillste Morgen werden und der Wind erst am Nachmittag aufkommen. Das koennte unser bester Tag werden!

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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 3

Wieder frueh raus und wieder eine schoene Fahrt ueber den morgendlichen Fjord mit Sonnenaufgang hinter uns ueber den Bergen. Auch am Leuchtturm und bei Maquinna Point lag die See heute morgen ruhig und so fuhren wir gleich weiter bis zum Beano Creek. Wir hofften alle, dass ein neuer Schwall frischer Lachse ueber Nacht angekommen war und wir waren nicht die Einzigen die das hofften. Das ruhige Meer lockte auch alle Kleinstboote bis weit raus – wir sahen sogar kleine Schlauchboote hier soweit vor der offenen Kueste. Und so schleppten wir hoffnungsfroh los. Es war wieder unheimlich viel Futterfisch in dieser Bucht – alle Zutaten zu einer anglerischen Sternstunde. Denkste! Wieder zogen wir Runde um Runde ohne Lachsbiss. Ein paar kleine Lings hielten uns wenigstens vom Einschlafen ab! Nach zwei Stunden brach’ ich ab; auch von unseren Bootsnachbarn hatten die Allerwenigsten etwas vorzuzeigen. Weil die See so ruhig war, beschlossen wir mal die Nase etwas weiter vor die Kueste zu stecken und an den ersten Offshorehuegeln vielleicht ein paar groessere Lings und Butte zu erwischen. Auch wenn es total windstill war, es herrschte ein paar Kilometer vor der Kueste doch eine kurzfrequentige Duenung von vielleicht 1.5 m Hoehe. Ganz egal war das meinem Magen auch nicht. Ich fand uns eine felsige Untiefe mit 30 m Tiefe und dort drifteten wir mit unseren Pilkern in Aktion drueber. Wir fingen gute Felsenbarsche – ich hatte gleich zwei schoene Schwarze Felsenbarsche – wieder eine neue Art fuer die beiden. Auch einige richtig gute Quillback Barsche kamen kurz hoch – gingen aber alle wieder zurueck. Keine Spur von Ling oder Butt. Aber Reinhard fuehlte sich bald nicht mehr ganz fangfrisch und so brachen wir ab.

Wir wollten lieber nochmal zu der sandigen Stelle wo Tobias gestern einen vermeintlichen Butt verloren hatte und Reinhard den guten Ling gefangen hatte. Unterwegs sahen wir einen Buckelwal der weiter draussen offensichtlich verrueckt geworden war. Erst truemmerte er mit der Schwanzflosse viele Male auf das Wasser das es nur so knallte, dann wedelte er mit seinen Flossen umher und dann setzte er zu einer unnachahmlichen Sprungserie an bei der er etliche Male voll aus dem Wasser geschossen kam. Also was den geritten hat? Sowas hatte ich auch noch nicht gesehen. Tobias waere gerne naeher rangefahren aber gegen die Duenung haette das lange gedauert und Reinhard’s Zustand nicht geholfen. Und ausserdem wollte ich gar nicht so nahe an diesen verruecktgewordenen Wal heran! Tobias hatte auch immer sein Schnorchelzeug im Boot dabei und wollte schon bei einer vorherigen Walsichtung direkt ins Meer springen und hinschwimmen. Ich konnte es ihm gerade noch ausreden – vielleicht besser wenn wir einem Wal im ruhigen Fjord begegneten – nicht hier draussen.

Als wir an unserer Stelle ankamen, war es dort wesentlich ruhiger. Und so pilkten wir los – besser gesagt die beiden, ich machte eine Naturkoederrute fertig. Tobias verzeichnete die ersten Bisse auf seine Gummikoeder aber den ersten Fisch hakte Reinhard. Und der sah gut aus! Die Rute krumm und hin und wieder musste die Rolle Schnur geben. Ich tippte auf kleinen Butt – koennte aber auch ein guter Ling sein! Reinhard machte das ganz cool und liess sich beim Drillen Zeit. Tobias war da aufgeregter und filmte das Ganze und meinte das koennte Reinhard’s erster Heilbutt ueberhaupt werden. Nur kein Druck! Und tatsaechlich brachte er einen kleinen Butt an das Boot und ich griff ihn mir mit dem Gaff. Super! Cool! Wir freuten uns alle. Das war aber auch Zeit - mal wieder ein Erfolgserlebnis! Und da die beiden bei ihrer Weiterreise keine Fische mitnehmen konnten, wuerde dieser Butt meine Familie ernaehren. Bis auf ein Stueck – Tobias plante schon ein Eat-Off – Heilbutt gegen Lingcod gegen Felsenbarsch im Bierteig. Wir hatten alle Zutaten. Hm, lecker, ich wurde schon hungrig! Wir drifteten noch einige Male ueber die Stelle aber wieder wie gestern, nur die erste Drift blieb erfolgreich. Nur noch kleine Schollen und Flundern die unsere kleinen Fetzenkoeder am Pilker haben wollten.

Dann kam doch wieder ordentlich Wind auf. Wir pilkten noch an den beiden Stellen die auf dem Weg nach Hause lagen und Tobias und Reinhard fingen noch zwei schoene Lings. Ich hatte auch mal einen dran der ordentlich Alarm an der Rute machte aber auf halber Hoehe wieder ausstieg. Dann fuhren wir rein und Tobias legte sich ins Zeug und praesentierte dutzende Fischstueckchen im Bierteig. Dazu Kartoffelsalat den Reinhard hergezaubert hatte – Mensch, keine 4 Sterne Lodge hatte so feines Essen. Reinhard und ich wussten nicht welcher Fisch uns in welcher Reihenfolge aufgetischt wurde und wir mussten bewerten. Es stellte sich heraus, dass Heilbutt knapp vor Felsenbarsch und wiederrum knapp vor Ling gewann. Alle 3 Arten waren super lecker aber der Butt hatte eben doch die Nase vorn. Ich hatte vorher auf den Barsch getippt.

Waehrend ich das Boot betankte und saeuberte, rief Tobias ploetzlich das da was am Ufer im Gestruepp herumkriechen wuerden. Er meinte ein Baer. Wirklich, einmal konnte man ihn im Ufergestruepp kurz erkennen. Tobias und ich machten das Boot los und wir fuhren ganz langsam und leise dicht am Ufer entlang. In einer kleinen Bucht gab es ein paar kiesige Straende und da kam der Teddy dann auch raus und liess sich von uns ueberhaupt nicht stoeren. Er stoeberte unter Steinen herum, frass Gras und schlurfte friedlich das Ufer entlang. Wir konnten ihn 15 oder 20 Minuten lang schoen beobachten. Sehr schoene Begegnung!

Abends fuhren wir dann noch ein paar Klippen und Riffe im Fjord an und pilkten dort. Ausser ein paar kleineren Felsenbarschen bissen heute aber nur die Seegurken! Und Reinhard war deren Meister. Eine nach der Anderen holte er hoch – ich versuchte mitzuhalten und hatte auch ne Menge aber ich kam auf keinen Fall an den Gurkenmeister ran. Angeblich kann man davon auch Teile gut essen aber das hatte ich noch nicht probiert und wollte es heute auch nicht. Gelohnt haette es sich aber schon! Das war es fuer den Samstag.

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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 4

Wieder hofften wir auf frische Lachse ueber Nacht. Am Abend vorher hatten wir noch mit anderen Anglern im Resort gesprochen und der Tenor war der gleiche – momentan kaum Lachs da, allerdings waren doch ein paar auf der Innenseite des Fjordeingangs am Leuchtturm gefangen worden. Sieh einer an! Dort waere man auch beim ueblichen nachmittaglichen Nordwestwind geschuetzt. Diese Option wollten wir unbedingt mal ausprobieren. Aber zuerst donnerten wir wieder zum Beano Creek. Bei all dem Futter wuerden frische, neue Lachse unbedingt dort einen Stopp einlegen. So die Theorie. Heute waren nur ganz wenig Boote hier am Lachsschleppen. Wahrscheinlich hatten die mauen Berichte viele umdisponieren lassen und sie fuhren lieber zu Bodenfischstellen weiter draussen an, solange es noch windstill war. Es sollte wieder ein ruhiger Morgen werden und dann gegen Mittag zu blasen anfangen. Wir schleppten wieder die ueblichen Runden am Beano Creek. Ploetzlich loeste die eine Rute aus – war aber nichts mehr dran. Hm, war da was? Ich sagte noch laut: “Beisst doch mal richtig an, ihr Lachse, ich lass’ Euch auch wieder frei, versprochen!” Kurze Zeit spaeter ruckte es zweimal an Tobias’ Rute und dann loeste die Schnur sofort aus. Tobias hieb an und endlich, endlich blieb was ordentliches haengen. Der Fisch bockte heftig und sprintete mal hierhin und dahin aber nahm nie so richtig viel Schnur. Am Boot blieb er tief und wollte keineswegs naeher kommen. Wir sahen ihn dann gut – kein Riese aber vielleicht 12 – 13 Pfund. Dann hatte Tobias ihn endlich muede gedrillt und ich sackte ihn im Kescher ein. Na also! Tobias strahlte von Ohr zu Ohr. Stolz hielt er ihn vor die Kamera und dann setzten wir ihn wie versprochen wieder frei. Eine richtige Erloesung nach so langer Lachs-Leerzeit. Man musste den Lachsen eben nur die Freiheit versprechen.

Wir verbuchten noch zwei gute Bisse von denen einer danebenging weil Tobias nach dem Biss aus Versehen rueckwaerts kurbelte und damit die Schnurspannung verlor. Schade. Aber heute ging mehr als gestern! Als der Wind dann schon frueher aufkam, schleppten wir die meiste Strecke bis zum Leuchtturm zurueck. Ich zog uns an der bekannten Scharkante entlang die mir schon so viele schoene Lachse und auch Butte beschert hatte, aber diesmal nicht. Auch in den Wash Rock Klippen fand sich kein hungriger Lachs. Also zogen wir uns zu der windgeschuetzten Seite des Leuchtturms zurueck und schleppten dort ueber ziemlich tiefen Wasser. Da ruckte ploetzlich Reinhard’s Rute los und loeste aus. Er war im Nu dran und machte Druck. Jawoll! Das war ein guter Fisch – die Rute bog sich tief und ich ermutigte Reinhard lieber etwas haerter als zu nachgiebig zu drillen. Ein paar Mal bockte der Fisch und wollte losziehen aber machte das dann doch nicht. Und dann wurde die Schnur schlaff. Neeeiiiin! Gibt’s doch nicht – ich rief “kurbeln!”, Reinhard gab sich schon geschlagen aber ich sah das der Flasher kurz unter der Oberflaeche nicht rotierte – da war noch Gewicht dran! Der Fisch schwamm nur auf das Boot zu. “Kuuuurbellln!”, rief ich und dann hatte Reinhard wieder Kontakt. Gott sei Dank!

Jetzt tobte der Fisch neben dem Boot und ich sah wie er mit aufgerissenem Rachen den Kopf hin und herschlug. Das ist oft das drillendende Manoever weil mal nicht viel dagegen machen kann. Zieht man so hart, das der Lachs den Kopf nicht mehr schuetteln kann, laeuft man Gefahr den Haken eventuell herauszureissen. Laesst man locker, flog der Haken fast sicher raus. Gluecklicherweise sass der Haken hier fest genug und Reinhard fand das richtige Druckmass und letztendlich konnte er den Lachs zum Kescher zerren. Geschafft! Wir jubelten alle laut auf und klopften Reinhard auf die Schultern. Sein erster Grosslachs. Zwar auch kein Riese aber ein bei diesen Verhaeltnissen hier ein feiner Fisch. Reichlich 13 Pfund hatte er spaeter an der Resortwaage. Der ging naemlich mit! Frohgemut das nun jeder wenigstens mal einen Grossen gefangen hatte, schleppten wir noch ein wenig weiter die Runde. Und schwupps war nun auch Tobias wieder dran und hatte einen sportlichen kleineren Lachs am Haken. Als er ans Boot kam konnte man schon die blaeulichen Schimmer sehen – anders als ein Chinook – das hier war ein Coho. Vielleicht 6 oder 7 Pfund. Nicht schlecht! Wieder eine neue Art fuer die beiden. Und dann durfte der wieder schwimmen. Na also. Am Leuchtturm ging was, am letzten vollen Tag unseres Trips! Nach einer Weile machten wir dann aber Schluss.

Wir fuhren nochmals zur Untiefe auf der anderen Fjordseite, die Reinhards ersten kleinen Butt geliefert hatte. Schon bei der ersten Drift hatte Reinhard bald wieder gewichtigen Kontakt und drillte aufmerksam wie immer. Ob das wieder ein kleiner Butt war? Nein, ein feiner Lingcod kam hoch, das zaehnestarrende Maul weit aufgerissen. Der war der groesste Ling unseres Trips bisher und schon ueber 80 cm. Nach einem Foto durfte der Bursche wieder schwimmen. Der Reinhard kann’s einfach mit dem kleinen Pilker! Dann sah ich Tobias’ Rute ploetzlich stark krumm gehen. Der Fisch stand kurz still – allerdings sah ich schon an den ziemlich heftigen Kopfstoessen, dass das ein guter Fisch sein musste. Und dann ploetzlich brach er aus und stuermte davon. Tobias fingerte verzweifelt an seiner Rolle dessen Bremse zu hart eingestellt war aber er war zu spaet. Ein haesslicher Ton, als die duenne Geflochtene zerriss. Ich war mir sicher, das war ein guter Butt gewesen. Tobias war wuetend auf sich selbst und konnte sich kaum beruhigen. Das wird eine Weile an ihm nagen. Aber auch wirklich bloed gelaufen. Er dachte der Fisch waere auch ohne grossartig Schnurgeben zu baendigen gewesen. Aber meines Erachtens ist eine 8 Kg Schnur auch zu wenig zum Buttangeln. Nicht nur weil da immer auch ein 50 Kg Scheunentor einsteigen kann, sondern weil bei einem Buttdrill immer mal was Unerwartetes eintreten kann bei dem man etwas extra Reserve benoetigt. Klar, wenn alles passt und kein Hindernis im Wege ist dann kann man auch einen groesseren Butt an 8 Kg Schnur langsam ausdrillen. Aber wann hat man schon mal alle Bedingungen auf seiner Seite!

Natuerlich waren wir jetzt angestachelt und machten die Drift noch ein paar Mal. Aber wie schon die letzten Male, kamen waehrend der anschliessenden Driften keine weitere nennenswerte Bisse. Reinhard fing noch ein paar kleinere Schollen aber sonst blieb es ruhig. Also zogen wir bald weiter und stoppten noch kurz an der tieferen Pilkstelle auf dem Heimweg. Reinhard und Tobias fingen beide noch mittlere Lings und ein paar Red Snapper (eigentlich Yelloweye Rockfish). Mit ihrer grell-orangen Faerbung sahen sie dem Rotbarsch sehr aehnlich. Sie wuchsen auch zu enormen Groessen – bis zu 1m – bei ueber 100 Jahren Alter. Sind momentan aber geschuetzt und mussten wieder zurueck. Und weil sie sehr anfaellig fuer das Barotrauma waren, war es eine richtige Muehe die Kerle wieder runterzulassen. Ich fing den Groessten und fuer den brauchten wir 2 kg Blei um den Auftrieb zu ueberwinden. Aber schon coole Fische und wieder eine neue Spezie fuer die beiden zu sehen. Dann war Schluss fuer heute.

Beim Nachmittagsessen gab es heute speckumwickelten Felsenbarsch und Ling. Dazu noch Bratwuerstchen und Salat. Was fuer ein Festmahl! Abends sind wir nochmal kurz zum Coopte Point rausgefahren aber dort war nun ploetzlich die Futterbonanza verschwunden und mit der auch die vorherigen Winter Chinookschwaerme. Am San Carlos Leuchtturm auf der anderen Fjordseite fanden wir dagegen einen Schwarm kleiner Chinooks. Beim anschliessenden Pilken wollten dann aber keine Lings anbeissen obwohl ich dort schon mal einen kapitalen gefangen hatte und wo einer ist, sind meistens mehr. Einmal Lingrevier – immer Lingrevier! Etwas wehmuetig packten wir abends schon alles zusammen damit wir morgens nochmal angeln fahren konnten. Die Kabinen mussten 9 Uhr leer sein aber wir durften unseren Krempel noch bis Mittag vor den Kabinen auf der Terasse stehenlassen.

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3.7. – 7.7. 2025; Nootka Sound
Tag 5

Der letzte Morgen sollte nun tatsaechlich der Windigste von allen werden. Daher beschlossen wir gar nicht erst bis Beano Creek zu fahren sondern lieber die Stellen um den Leuchtturm herum abzuschleppen. Und wenn auf Lachs gar nichts ging, nochmal zu den Pilkstellen zu fahren.

Gesagt getan. Ich fuhr uns in die sandige Bucht hinter dem Leuchtturm und die Maenner setzten ihre Lachskoeder ziemlich flach am Downrigger ein. So zog ich zwei Schleifen dicht unter Land. Aber es war kaum Futter hier zu sehen und nach einer halben Stunde ohne Fischkontakt verliessen wir die Bucht schon wieder. Schade. An der 30 m Scharkante parallel zur Kueste gesellten wir uns zu zwei oder drei anderen Booten und ein Koeder ging bis zum Grund hinunter. Wir kreuzten einige Gezeitenlinien und hatten zu tun die Schnuere von Treibgut freizuhalten. Action an den Koedern gab es sonst aber nicht. Auch kein Butt wollte abgeschleppt werden. Sehr seltsam und anders als ich das von dieser Stelle kannte. Dann legte der Wind schon zu und wir beschlossen die Mission Lachs abzubrechen und lieber noch 1 oder 2 Stunden zu pilken. Tobias hatte ja noch eine Rechnung mit einem Butt offen. Wir hatten doch tatsaechlich den gleichen Riesentwister in dem gut sortierten Angelshop bei der Resortrezeption gefunden – den Tobias gestern mit dem Fisch verloren hatte, war der Einzige dieser Art in meiner Koederbox gewesen. Und so wartete Tobias mit dem exakt gleichen Geraet auf seine Revenge – nur diesmal mit einer sorgfaeltig eingestellten Rollenbremse.

Und so fuhren wir bald wieder auf die andere Fjordseite und stoppten an der kleinen Untiefe. Reinhard und ich nahmen Pilker und alle garnierten ihre Koeder mit einem Stueck Lachsfetzen. Heute herrschte ziemlich schnelle Drift und die Wellen pilkten die Koeder im Prinzip alleine. Die erste Drift brachte diesmal keinen Fisch. Ich setzte neu an und als wir gerade auf etwa 40 m Tiefe abgerutscht waren und Reinhard schon Schwierigkeiten hatte mit seinem relativ leichten Pilker Grund zu halten, bekam er ploetzlich einen harten Biss und die Rute war krumm. Und richtig krumm. Er bekam erst ein paar Pumphebungen Schnur auf die Rolle aber dann haemmerte der Fisch los und zog einiges an Schnur ab. Reinhards Bremse war perfekt eingestellt und er parierte die Flucht gekonnt. Die haemmernden Schlaege in der Rute liessen uns klar wissen was da dranhing – ein guter Butt. Hoffentlich nicht zu gut, dachte ich, wir durften maximal 102 cm mitnehmen.

Der Drill zog sich einige Zeit hin. Wir waren mittlerweile in etwa 70m tiefes Wasser abgedriftet und der Fisch ging zweimal von halb hoch bis fast wieder runter. Reinhard drillte den Fisch ziemlich vorsichtig aber es schien nun Wirkung zu haben denn der Fisch kam nun stetig hoch. Tobias und ich sahen den Fisch auf dem Echolot. Noch 10m, noch 5m und dann tauchte er auf – ein schoener Butt! Aber war er 102 cm? Nur Tobias meinte das koennte knapp werden, Reinhard und ich meinten nicht. Bei dem Wellengang waere eine Vermessung neben dem Boot Unfug gewesen und so beschloss ich den Butt zu gaffen und auf unter 102 cm zu hoffen. Der Butt lag ruhig etwa 1,5 m neben dem Boot. Ich lehnte mich weit ueber Bord und konnte mit dem Gaff gerade den Kopf erreichen. Das reicht, dachte ich. Ich wuerde dem Butt das Eisen in den Kopf nageln und ihn dann an Bord zu hieven. Ich holte aus und schlug zu. Im selben Moment bekam der Butt seinen zweiten Wind und schuettelte seinen Kopf. Das Gaffeisen traf aber nicht so weit hinten im Kopf wie ich angepeilt hatte sondern hinter der Oberlippe. Egal, er hing und ich zog ihn ans Boot und hob an. Jetzt fing der Butt an zu toben und als ich ihn voll aus dem Wasser hatte und ihn gerade ueber die Borrdwand biegen wollte, riss die Lippe aus und der Butt fiel zurueck ins Meer. Und nun rastete er total aus und zog wieder tief nach unten. Ob er volle 70 m runterging weiss ich nicht aber es war tief.

Ich schaute erschrocken auf Reinhards Rute – der Butt hing noch dran. Gott sei Dank hatte der Pilker in der Unterlippe gehangen sonst haette ich den Drilling glatt mir der Oberlippe ausgerissen. Das nenne ich mal Schwein gehabt. Reinhard schaute mich strafend an, er hatte nun den Butt nochmals nach oben zu drillen. Gluecklicherweise war der Fisch auch kaputt und kam ziemlich anstandslos wieder nach oben. Diesmal liess ich Reinhard den Butt dichter ans Boot ziehen und schlug das Gaff fest und solide in den Schaedel und zerrte den Butt endlich an Bord. Geschafft! Gewonnen. Wir jubelten und klatschten Reinhard ab. Was fuer ein toller Fisch zum Abschluss! Reinhard musste sich erstmal hinsetzen. Ihm war von der Schaukelei nicht ganz wohl aber das Adrenalin rettete ihn noch. Ich knueppelte den Butt erstmal gefuegig und dann waren wir auf die Vermessung gespannt. Er war ueber einen Meter – vielleicht sogar ein paar Millimeter ueber 102 cm aber innerhalb der Toleranzzone die einem wohl jeder Fischereiaufseher goennen musste beim Buttangeln. Die Maximallaenge der Filets (78 cm von Schwanz bis Brustflosse) passte dann absolut exakt. Also ein absoluter Volltreffer! Reinhards neue PB, und eine volle Truhe fuer meine Familie. Klasse!

Das war nicht zu toppen und da ich jetzt auch noch eine Filetiersession einplanen musste, machten wir jetzt auch Schluss; auf dem Hoehepunkt sozusagen. Haette man im Skript nicht besser schreiben koennen. Tobias haette den Butt sicher gerne an seiner Rute gehabt, als Wiedergutmachung fuer seinen Oops gestern, aber Reinhard war nun mal der unbestrittene Pilkerkoenig auf diesem Trip. Bald hatten wir im Resort unser Zeug wieder auf das Boot geladen, die Kuehltruhe, nun leer an Lebensmitteln, war jetzt voll mit Fisch und Eis und puenklich um 11 Uhr legten wir ab und verabschiedeten wir uns von Critter Cove. Dann duesten wir eine Stunde lang bis nach Gold River zurueck. Das Muchalat Inlet – die letzten 10 km – waren wieder ziemlich rauh – aber wir fuhren nun mit den Wellen was es viel angenehmer machte. An der Rampe war Hochbetrieb mit Booten die einliessen und anderen die rausholten, aber letztendlich entknotete sich das Durcheinander und alle gingen ihres Weges.

Wir machten in Campbell River noch einen Mittagessenstopp um dann die letzte Etappe nach Nanaimo zu nehmen, wo ich die beiden am Faehrhafen aussetzte. Es war eine herrliche Tour nach Nootka gewesen. Und wenn die Angelei nicht gerade On Fire gewesen war und wir uns die Fische wirklich erarbeiteten mussten, muss man doch sagen, das die Faenge gut gewesen waren. Wir hatten wirklich alle typsichen BC Meeresfischarten gefangen und in guten Groessen. Keine Monster, aber vorzeigbare Groessen. Artenvielfalt und Qualitaet ueber Quantitaet und so waren wir alle sehr zufrieden. Die herrliche Umgebung des Nootka Sounds, die vielen Tiere, das Wetterglueck und die tolle Gesellschaft haben den Trip als vollen Erfolg in meiner Erinnerung abgespeichert. Ein Trip an den ich mich immer gerne zurueckerinnern werde.

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Wiedermal ein toller Bericht mit klasse Bildern, vielen Dank dafür 👏.
 
Vielen Dank für Deine tollen und fesselnden Berichte mit den tollen Bildern aus Deinem Teil der Welt😀👍👍👍
 
Da hast Du Euren Tripp wieder in tolle Worte und Bilder verfasst. Wahnsinn finde ich auch die Farbe und Musterungen der Barschartigen.
Vielen Dank für deinen tollen Bericht. ER ist ein schöner Kontrast zur Norwegen-Angelei.

Gruß Uwe
 
Sehr geiler Bericht und Bilder. Ein Traum!!!!
Danke😍
 
Super Bericht und tolle Bilder.
Irgendwann werde ich mir den Traum vom Lachs auch mal erfüllen!
Fuer Dich und alle die so einen Lachstraum haben, empfehle ich das nicht auf die allzulange Bank mehr zu schieben. Der Lachs ist ein Opfer des Klimawandels und die Bestaende, besonders im suedlichen Verbreitungsgebiet, gehen stetig zurueck und die Angelmoeglichkeiten werden von Jahr zu Jahr schmaler. Kalifornien kann man fast schon abschreiben. In Oregon und Washington wird es schon kompliziert mal ebenso auf Lachs angeln zu gehen und auch in BC muss man mittlerweile ein Hobbyanwalt sein um das Angelregelwerk zur Lachsfischerei zu verstehen. Auch im Golf von Alaska sind einige weltbekannte klassische Lachsfluesse von heftigen Beschraenkungen oder gar Schliessungen betroffen. Und ich sehe leider keine Trendwende in der Zukunft.
 
Danke für den tollen Bericht. Da fiebert man echt mit.
Nicht zuletzt wegen deinen Berichten habe ich meinen Kurztripp nach Vancouver geplant. Ich werde natürlich berichten. Und ich habe bei Bon chovy ne 10 h Ausfahrt gebucht. 1800 Dollar ist zwar kein Schnäppchen, aber man lebt nur einmal und wie du schon sagst: wer weiß, wie lange man das noch machen kann…
 
Da bin ich ja gespannt wie das ausgeht! Von so'ner Tour habe ich auch noch nicht gehoert! Das ist wie fuer 'ne Pizza nach Rom fliegen, oder zum einmaligen Baden nach St. Thomas. Verrueckt! Hoffentlich wird es mit einem fetten Tyee belohnt! Bei Bon Chovy seid Ihr in guten Haenden - bei denen geht noch was wenn bei vielen Beisspause ist. Klar, $1800 ist schon ne Nummer. Seid Corona ist alles preislich aus dem Rahmen gelaufen.
 
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