Als konkretes Beispiel dazu, unsere Tochter wollte vor 3 Jahren (mit 6 Jahren) Geige spielen erlernen, vor einem Jahr begann die Lust, zu üben, deutlich zu sinken. Seit dem zwingen wir sie regelmäßig 6 Tage die Woche zu üben (außer den Ferien) und deshalb werden wir von einigen unserer Bekannten und auch Freunden als Rabeneltern, Tyrannen etc. bezeichnet.
Sehr schönes Beispiel, das kann ich aus Erfahrung bestätigen. Mir ging es sehr ähnlich, nur wollte ich damals nicht selber,
sondern meine Eltern wollten es. Also wirklich mit 6 Jahren angefangen Violine zu lernen, das war für mich eigentlich immer
ein Graus. andere sind zum Schwimmen gefahren oder haben Fußball gespielt, ich musste zum Unterricht, teilweise bis zu
3 Mal die Woche (Einzelunterricht, Musiktheorie, Orchester). Nach 8 Jahren habe ich meinen Grundstufenabschluss gemacht
und dann noch 3 Jahre weiter im Orchester gespielt. Meine Kinder "durften" dann sich ein Instrument aussuchen und haben
auch etwa 3 Jahre musiziert. Wenn wir jetzt Weihnachten zusammensitzen, ist es doch eigentlich sehr schön und die Zwänge
der Ausbildung vergessen.
Zu meiner Jugendzeit haben wir einfach auf nem Schotterplatz Fußball gespielt, im besten Fall war es eine Wiese.
Jetzt benötigen die Jugendlichen einen Bolzplatz. Letzte Woche musste/durfte ich zu einer Einweihung eines Jugendfreizeit-
zentrums, der ganze Bau hat knapp 5 Mio € gekostet. Die Jugendlichen wurden vorher befragt, was ihnen an so einem Treffpunkt
wichtig ist, die häufigste Antwort war, WLAN. Guckt euch die Jugendlichen jetzt an, sie sitzen an Bushaltestellen, auf Parkbank-
lehnen (die normale Sitzfläche ist zu uncool) oder in Kneipen oder Cafe's und fummeln/spielen an ihren Handys.
Richtige Kommunikation mit gesprochenem Wort mit Freunden oder dem Gegenüber findet nicht mehr statt.
Genau da liegt aber meiner Meinung nach das Problem. Die Kinder sind "gestresst" natürlich sind sie gestresst, weil der
Kopf überhaupt keine Ruhe mehr findet, weil selbst auf dem Klo oder beim Essen das Handy vor der Nase hängt. Weder Gehirn
noch Augen haben die Möglichkeit, Ruhe zu finden. Dabei ist es fast egal, was für Inhalte konsumiert werden, der Kopf hat
keine Ruhe. Das Letzte am Abend ist das Handy, bei manchen wird es nicht mal ausgeschaltet, man könnte in der Nacht etwas
verpassen. Ich frage mich, wie ich meine Kindheit und Jugend überleben konnte.
Ich bin ganz klar für leistungsorientierten Sport und die Abschaffung von Wettkämpfen und Noten ist das Dümmste was man
machen kann. Aber wenn die Lehrer den Kindern in der Grundschule nicht mal zeigen können, wie man am Brett der Weitsprung-
grube abspringt oder wie man aus einem Startblock startet, dann ist doch irgendwas am System verkehrt.
Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass generell die Leistungsorientierung wieder in den Vordergrund rücken müsste und
das ganze Geschwafel "wir sind alle Freunde, wir duzen uns, flache Hierarchien bla bla bla" endlich wieder verschwindet.
4-Tage-Woche und Work-Life-Balance gleich hinterher.
Wo jetzt sowieso der Faule und Nichtarbeiter mehr Geld bekommt als der Geringverdiener, wozu müssen wir den Dümmsten
dann auch noch in der Schule durchboxen? Zu Jäger und Sammlerzeiten wäre er im ersten Winter erfroren oder vom Mammut
zertrampelt, jetzt sitzt er rauchend und saufend vor dem Fernseher und wartet, dass endlich das nächste Bürgergeld überwiesen wird.