Big Game vom Segelboot aus

Hallo zusammen

Hallo zusammen,

ich bin neu hier und… um ehrlich zu sein… Serviola von einem anderen Board nachgereist, um ihn mit ein paar Fragen zu löchern. Hab’ in den letzten Wochen aber ein bisschen im Naffen gestöbert und mir ist dabei aufgefallen, dass ich dringend mal nach Norwegen muss. ;< Wirklich sehr schöne Beiträge hier!

Zu meinem Angelhintergrund: Ich ziehe bei Segeltörns immer einen Wobbler hinterm Boot her (Uralte Tele-Pilkrute meines Vaters mit Stationärrolle und 35er Schnur). Ansonsten fische ich daheim (momentan Passau) selten mit Fliegen- und Spinnrute. Als Spinnrute benutze ich eine Shimano Exage STC 240 mit einer Catana-Rolle.

Also dann, fange ich mal mit meinem Fragenbombardement an.

Im Grunde könnte man aus den beiden folgenden Posts auch zwei Threads machen, aber das solltest vielleicht eher Du entscheiden, Jürgen.

lucky78 / Christoph
 
Schleppen vom Segler im Mittelmeer: Rute, Rolle & Schnur

Wie wahrscheinlich einige andere auch, möchte ich mir eine reisefähige Bootsrutenkombo hauptsächlich zum Schleppen vom Segler im Mittelmeer zulegen. Da bei meinen Törns das Hauptaugenmerk nie auf dem Angeln liegen wird (Wenig fischfangfreudige Crews) und ich auch nicht so oft beim Segeln bin (max.. 2* im Jahr), sollte die Qualität robust sein, aber kein exquisites (und überteures) Material.

Rahmenparameter
Einsatzgewässer: Erstmal Mittelmeer, ggf. franz. und span. Atlantikküste.
Technik: Hauptsächlich Schleppfischen (meist vom Segelboot). ggf. Pilkartige Techniken.

Grundsätzliche Fragen

Schnurklasse. Soll ich 20-30 oder 30-50 lb nehmen? Im Mittelmeer habe ich beim Schleppen bis jetzt nur Bernsteinmakrelen und Königsmakrelen gefangen. Alles zwischen 40 und 60 cm. Das ging locker mit der 35er Schnur. Ich träume allerdings von einem kleinen Thun. Allerdings angle ich immer aus sportlicher gepaart mit kulinarischer Vorfreude. Einen 10 kg Fisch möchte ich gerne landen, da ich ihn noch irgendwie verwerten kann, aber den 50 kg Fisch muss ich nicht mehr völlig ausgepowert zum Boot drillen. Das täte mir leid, da ich in Florida gesehen habe, wie sehr große, aber untermassige Fische (hauptsächlich Grouper) völlig entkräftet wieder ins Meer geschmissen und dann direkt von Haien oder Möven zerhackt wurden. Beim Riesenthun wäre es mir daher lieber, das Tier würde meinen Köder mit ein paar Meter Schnur von der Rolle reißen und dann in Frieden seiner Wege schwimmen…

Rollenart. Eigentlich würde ich ja lieber eine Stationärrolle nehmen, weil sie günstiger sind und ich daran gewohnt bin. Außerdem könnte man dann eine Spule mit monofiler und die anderere mit geflochtener Schnur befüllen. Aber reichen Schnurkapazität und Haltbarkeit für meinen Traumfisch?

Produktfragen

Rute. Bei der Rute habe ich wenigstens schon mal eine Vorauswahl treffen können. Im Moment tendiere ich aufgrund des günstigen Preises und meiner positiven Erfahrungen mit den Spinnruten der gleichen Serie zur [font='&quot']EXAGE AX STC BOAT[/font]. Eine gleichteure sehr reizvolle Alternative wäre die PENN POWERSTIX PRO Boat, die mir aufgrund des geraden (nicht „geschneckten“) Griffstücks optisch eigentlich besser gefällt. Weitere Alternativen wären die Greys Excursion 7' oder die Zebco - Energy Travel Boat.

Rolle. Für eine Stationärrolle wäre mir die „Okuma Eclipz 90“ (450m von 45er) oder die „TiCA CYBERNETIC GG 100“ in den Sinn gekommen.

Bei Multirollen bin ich total planlos. Nur bitte keine Sternbremse. Das Vergnügen hatte ich schon mal… Viel mehr als 150 € wollte ich allerdings nicht ausgeben. Kriegt man dafür überhaupt etwas Brauchbares?

Schnur. Bei einer monofilen hätte ich an irgendwas zwischen 40er und 50er gedacht. Bis jetzt habe ich Schnurvarianten immer nach der höchsten angegebenen Tragkraft gekauft. Wahrscheinlich nicht sehr clever. Gibt es da 'nen besseren Tip?
 
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Schleppen vom Segler im Mittelmeer: Köder

Bis jetzt schleppte ich Wobbler (Abu Tormentor in 11cm). Habe aber gelesen, dass "die wahren Köder" diese Federbüschel sein sollen und diese sehr schnell geschleppt werden müssen. Das Segelboot macht aber nur zwischen 4 und 7 Knoten. Wenn ich das richtig verstanden habe, brauche ich also die Version mit flachem Kopf. Was hieltest Du von diesen günstigen Dingern: Williamson Lures Dorado Catcher mit plattem Kopf? Oder die
Williamson Flash Feather Rigged (allerdings mit spitzem Kopf)? Bringen die’s überhaupt ohne toten Fisch zusätzlich am Haken? Und wie weit hinterm Boot zieht man die her?
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Moin Christoph,

das ist ne Menge Stoff auf einem Mal. Ich würde mal langsam mit dem Grundsätzlichen anfangen. danach können wir den Bogen zu den Materialfragen machen.


Das Schleppen vom Segler runter hat immer seine eigenen Gesetze. Alles ist ein wenig komplizierter.
Da gehen einem eine Menge Tackelage im Weg rum, mal fährt man mit Motor, dann unter Segel. Das Heckwasser verändert sich dadurch, der Geschwindigkeitsbereich variiert stärker, all solches muss bedacht werden. Der Nachlauf usw. ..

Etwas was du nicht beeinflussen kannst ist die Grösse der Fische die sich auf dein Tackle stürzen. Da hilft es nur gut vorbereitet zu sein. Aber nun der Reihe nach.

Zunächst einmal ist wichtig, dass man die Ausrüstung zum Boot passend zusammen stellt. Hierbei ist die Frage über wie viel Platz man im Heck verfügt.

Die ersten Versuche meinerseits waren mit einer Hanse 531. Das begann alles so, dass der Eigner, ein alter Schulfreund, um Nachhilfe Stunden gebeten hatte. Zuvor war er 3 Jahre vergebens den Fischen gefolgt, es wollte sich einfach nix ergeben. Seither wird an Bord der roten Zora regelmäßig selbst gefangener Thunfisch und anderes verzehrt. Der Ansatz war also richtig.
Finanziell hatten wir uns ein Limit in der Mittelklasse gesetzt, Thomas war skeptisch ob es im Mittelmeer überhaupt Fische geben würde. Es sollte eben auf den Versuch ankommen. Nachdem Lehrjahr wurden dann noch eine Tiagra WLRSA 50 angeschafft, aber dazu später mehr.

BASIC.
Ein Segelboot hat Masse, ich glaube die Zora hatte so um die 20 Tonnen Gewicht bei einer Länge von ca. 16,50m. Ist so was mal in Bewegung dauert es eine Ewigkeit bis das Boot aus 8 - 9 Knoten Fahrt zum stehen kommt. Man kann von etwa 150 - 200 m ausgehen, bis das Boot unter Maschinenfahrt auf 0 kommt. Das Problem dürfte auch bei kleinen Kielbooten ganz ähnlich gelagert sein.

Kommt es zum Biss eines Thunfisches, davon muss man zumindest in den von dir genannten Gewässern ausgehen, dann rennt der Fisch im ungünstigsten Fall mit bis zu 80 Km/h in die entgegen gesetzte Richtung. Sprich ein Schnurvorrat von sagen wir mal 500 m wird innerhalb einer Minute aufgebraucht, weshalb sich hier die Fragen nach:
Spulengrösse,
Bremsleistung,
Leinenklasse,
Rutenklasse,
ergeben.

Ich mach hier mal ne Pause.

Bis später

TL

Jürgen
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Ein Segelboot hat Masse, ich glaube die Zora hatte so um die 20 Tonnen Gewicht bei einer Länge von ca. 16,50m. Ist so was mal in Bewegung dauert es eine Ewigkeit bis das Boot aus 8 - 9 Knoten Fahrt zum stehen kommt. Man kann von etwa 150 - 200 m ausgehen, bis das Boot unter Maschinenfahrt auf 0 kommt. Das Problem dürfte auch bei kleinen Kielbooten ganz ähnlich gelagert sein.

Kommt es zum Biss eines Thunfisches, davon muss man zumindest in den von dir genannten Gewässern ausgehen, dann rennt der Fisch im ungünstigsten Fall mit bis zu 80 Km/h in die entgegen gesetzte Richtung. Sprich ein Schnurvorrat von sagen wir mal 500 m wird innerhalb einer Minute aufgebraucht, weshalb sich hier die Fragen nach:
Spulengrösse,
Bremsleistung,
Leinenklasse,
Rutenklasse,
ergeben.
Vielen Dank schon mal! Klingt leider nachvollziehbar. Traum von der Stationärrolle ade. ;( Die Schiffe, die ich bis auf weiteres segeln werde (Charter), werden immer nur um die 15m haben werden. Aber das macht dann ja auch nicht mehr als 50m Schnur aus... Bin jetzt besonders gespannt auf die Materilatips! ;<
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Dann Mal weiter im Stoff,

ob dein Boot 10 m oder 16 m hat dürfte bezogen auf die beschleunigte Masse und den Rumpfwiderstand nahezu gleich sein. Ich würde da nicht von 50 m weniger abgespulter Mono ausgehen, wären so oder so dann nur 6 sec mehr an Zeit die u gewonnen hast um der Lage Herr zu werden.

Jetzt spielen wir das Ganze ja bisher nur trocken und unter Maschinenfahrt durch. Wie sich das Ganze unter Segel entwickeln kann, ist dann umso spannender und ich versichere dir, es werden Verluste bei Fischen grösser 10 Kg nicht zu vermeiden sein.
Es bedarf ohnehin einer guten mentalen Vorbereitung um den notwendigen Ablauf innerhalb der nächsten Sekunden richtig zu vollziehen. Wer dann noch das Harness suchen muss, verzögert Fahrt raus nimmt oder nicht weiss wie er die Bremse zu bedienen hat, ist schon so wie auf der Looser Strasse unterwegs.

Deswegen muss vom Biss bis zum Aufschiesser, dem Einholen der Segel etc.. alles genau untereinander ausgemacht sein, es wird da so oder so eine gestresste Stimmung herrschen. Aber Ruhe bewahren ist das wichtigste in diesen Momenten, wenn man gut vorbereitet ist, fällt das auch nicht schwer.

DIMENSIONIERUNG:

Meine persönliche Empfehlung geht hin zu 50 lbs Gerät.
Wenn möglich mit einer Wide Spule, so passen gut 600 m oder mehr an Mono drauf und man hat ausreichend Reserve. Eine noch höhere LBS Mono zu wählen ist ein Fehler, da du ohnehin im Standup ab 10 KG echter Bremsleistung kaum noch stehen wirst. Wellenbewegung etc noch dazu denken, Prost Mahlzeit.

Ein klassicher Vertreter wäre hier die Tiagra WLRSA, die fette Bremse ist schon zuviel des Guten, wird dann mit echten 80 lbs Monos gefischt, oder mit einer Hohlschnur wie der JB Hollow one mit Top Shot dran. Nein, es geht mir um die Kapatzität die du für deine 50 lbs Mono benötigst. Unter 550 m no go. Eine Alternative wäre die 30 WLRSA, da passen die 600 m 50lbs drauf und die Bremse ist für 50 lbs ausgelegt (long range)

Ich hatte Thomas seinerzeit eine Okuma Titus Gold 50 W II gekauft, funzt auch ganz gut, man muss das später Mal in das Preis Leistungsverhältnis setzen und dann in deinem Preissegment erneut suchen. Evtl auch was gebrauchtes.

Mit dieser 50 lbs Kombo riskierst du relativ wenige Verluste. Fische bis 50 kg wirst du mit etwas Übung und Geduld bezwingen, denn die beiden kritischen Phasen sind der erste + zweite Run und das Anlanden des Fisches am Boot.
Dazu unter richtiger Montage später mehr.

Machen wir hier nun erneut eine Pause und diskutieren das in Ruhe aus.

TL

Jürgen
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Deswegen muss vom Biss bis zum Aufschiesser, dem Einholen der Segel etc.. alles genau untereinander ausgemacht sein, es wird da so oder so eine gestresste Stimmung herrschen. Aber Ruhe bewahren ist das wichtigste in diesen Momenten, wenn man gut vorbereitet ist, fällt das auch nicht schwer.
Wenn die Mannschaft das hört, werde ich schon vor dem ersten Anbiss ein paar Mal kielgeholt! Naja, ich werde sie ganz behutsam mit dem Gedanken vertraut machen...
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Kielholen macht ne weiche Haut, ich glaube bei den Damen heisst das Peeling.

Hoffe du hast das soweit verstanden. Bei der WLRSA fehlt die Grössenbezeichnung. Ich hatte die 50 WLRSA als erstes gemeint (ist in wirklichkeit eine kleine echte 80 lBS Rolle) und alternativ die 30 WLRSA (welche das Bremssystem der 50er inne hat).

TACKLE USW.

Zu Rute, alles was kurz und in der Spitze flexibel ist ist gut. So was nennt sich Stand Up Rute und hat nichts mit dem gemein was sich eine Norwegenrute (vertikal angeln) nennt. Meine Empfehlung, grundsätzlich passend zur Leinen und Rollenklasse, also auch hier 50 lbs. Länge zwischen 1,65 bis max 1,75m. Ausnahmen bis max 2,10m gehen zu lasten des Komforts beim Drill. Aus Transportgründen zweiteilig.

Anzahl der Ruten, mindestens zwei damit auch ein bisschen Präsentation hinter dem Boot im Wasser ist. (Hier können wir aber auch noch was vor den eigentlichen Schleppköder montieren, viel Splish und Splash = mehr Bisse.

Bis 4 Ruten vom 10 m Boot sehe ich kein Problem hinsichtlich Heckbreite und Raum. Wichtig, wenn Biss, dann sofort Einen die restlichen Ruten einholen lassen, und zwar FEUERWEHRmässig!

Die Befestigung, ich würde mir Rutenhalter kaufen und diese jeweils an die Stege im Heck montieren. Siehe das Foto im Anhang. Die senkrechten Ruten hatten wir in einfache PVC Rohre (Abflussrohre) mit Clips befestigt. Das ist fast noch besser, kann so auch als Transportschutz verwendet werden. alle Rollen müssen per Anleinung gesichert werden, sonst futsch!

Zu der Mono, bitte keine Angststärken wählen, das bringt ausser höherem Widerstand und verringerter Kapazität gar gar nichts. Ein Fehler der ganz besonders gerne getätigt wird. Zur Farbe der Mono, ich würde vom Segler runter tatsächlich zu klar oder rosa / rot tendieren. WARUM?

Womit wir bei einem sehr wichtigen Thema angekommen sind. Dem fehlen des Weisswasser am Heck!

Das ist in nächsten Post zu lesen.

TL

Jürgen
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Das entwicklt sich zu einem wissenschaftlichen Fortsetzungsroman. Ich freu' mich über jeden neuen Beitrag wie als Kind über ein gefundenes Osterei! ;<

Wo liegt denn (technisch) der Unterschied zwischen einer Vertikal-Angel-Rute und einer Standup-Rute?

Zur Teilung: Wenn es irgendwie geht, wäre mir etwas mit einem Transportmaß <= 70cm am liebsten. Läßt sich das in dem Bereich überhaupt machen?

Ich hab' mal nach den Okumas gegoogelt. Wäre die Okuma Titus Gold TG 50W II 2 Speed geeignet? Die Tiagras machen mir einen unerschämt teuren Eindruck! /@

Und welches Schnurfabrikat nehme ich dann? Wie ist z.B. die "Berkley Big Game Hi Test". Ich hab' echt gar keine Ahnung... *seufz* 50lb entspricht doch ungefähr 0,50mm, oder?
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Hi Christoph,

jetzt wird es ja erst interessant, weil wir zu diskutieren beginnen. Bisher war das ja mehr oder weniger zum zuhören, lesen, mehr ein Vortrag. Ich dachte schon du schluckst alles brav.

Das macht es nun auch für mich etwas einfacher.

Zu der Stand Up Rute. Der Unterschied liegt in der Härte im Blank.
Zwar sind beide Ruten für 50 lbs Schnüre gedacht, jedoch wird die Norwegerute sich immer stockig anfühlen, während sich die Stand Up Rute in der Spitze mächtig weich ins Zeug legt und erst im hinteren Drittel richtig Rückgrat zeigt.

Bei diesem Blankdesign ist der Schwerpunkt auf gute Pufferung von Beschleunigungsspitzen ausgelegt. Beim Schleppfischen ist wichtig, dass besonders bei Thun und Schwertfischen die enormen Beschleunigungswerte nicht zu Kraftspitzen führen, die die Schnur schnell reissen lassen. Das Ganze System aus der Kombination von Federn und Puffern muss in sich funktionieren und harmonieren.

Zuerst gibt der Schockleader nach, dann die Mono, danach spricht die Rute an, zuletzt öffnet die Bremse. Der Biss löst eine Welle aus, die die ganze Kette durchläuft und auch wieder rückwärts zum Köder reflektiert wird. So kommt es auch zu Überlagerungen von Schwingungen die schnell zum Versagen des schwächsten Gliedes führt, z. Bsp einem Cross Lock Wirbel wo 150 lbs drauf steht und der eigentlich nicht versagen sollte.
Aber Schockbelastung ist so ziemlich das Schlimmste was man sich einfangen kann.

Ruten im Teilungsmass 70 cm, da könnte nur eine Reiserute drunter sein, das wird dann teuer und anfälliger. Das normale Teilungsmass ist Blanklänge ca. 1,25 m + Alu Butt. Eigentlich ne handliche Grösse, zum Fliegen einfach Golfgepäck anmelden und fertig.

Zu den Rollen, die Okuma geht, auch in Silver. Die Tiagra ist natürlich eine andere Klasse von Rolle, sie ist das zuverlässigste im Big Game Bereich was man sich vorstellen kann. Aber lass uns darüber etwas später noch reden, ich kann dir auch was von hier besorgen oder ein Paar Tips geben wo du was Vernünftiges findest. Gebraucht ist auch nicht schlecht, hängt alles vom Budget Rahmen ab.
Tiagra bist du bei 400 € dabei, Okuma in BRD so um die 280 €. Das macht den Kohl echt nicht fett, da solltest du eher bei der Rute z. Bsp die von John Vollmer nehmen und sparst locker 1-2 hunis ohne dass du davon was merkst.

Schnurfabrikat
Die Berkley Trilene BG ist ne gute Schnur, ebenso Momoi, Maxima oder die rote Cajun. Im Grunde kommen die Schnüre mit den tollen Namen inzwischen aus 4 Fabriken auf der Welt und das war's. 80 lbs ca. 0,9 mm Stark, 50 lbs ca. 0,6 mm. Alles andere sind Lügen, das hast du ja schon selbst geschnallt.

Decathlon vertreibt hier in Spanien 1000 m 50 lbs zu 6 €, und ich sag dir was, die Schnur ist gut und nach einem Sommer kommt eine Neue drauf, fischen hier eine Menge Leute mit wenig Kohle und funktioniert auch. Also da sparen wo es nicht weh tut, aber nicht bei Wirbel, Haken, Ködern und Montagen. Mehr dazu später, jetzt erstmal Weisswasser sofern du keinen neuen Diskussionsbedarf hast.

Man bin ich froh, dass der Segelkram nun endlich einen Platz gefunden hat. Ich hab das zu oft runter beten müssen, das ist jetzt das Letzte Mal im Ganzen.

TL
Jürgen
 
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AW: Big Game vom Segelboot aus

jetzt wird es ja erst interessant, weil wir zu diskutieren beginnen. Bisher war das ja mehr oder weniger zum zuhören, lesen, mehr ein Vortrag. Ich dachte schon du schluckst alles brav.
Ich musste Dich ja erst mal aus der Deckung kommen lassen, bevor ich den Diskussionsbeschuss beginne! ;<

Norwegerute sich immer stockig anfühlen, während sich die Stand Up Rute in der Spitze mächtig weich ins Zeug legt
Das erklärt auch, warum sich die olle Pilkrute von Papi beim Drill des AJs wie eine Litfaßsäule verhielt... :rolleyes: Ok, dann besser eine Standup-Rute. Ich werf Dir nach dem Whitewater-Post mal ein paar Modelle zum Fraß vor. Gleiches gilt für die Rollengeschichte.

Aber nochmal nachgehakt: Entspricht eine 50er Schur ca. einer 50lb-Schnur?

Jetzt freu' ich mich erst mal auf's Whitewater.
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Und ich freue mich das es endlich weiter geht.Echt spannend und sehr informativ.Weiter so Serviola,weiter so Lucky 78 :daumen::daumen::daumen: MvG Dieker :]:]:]
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

Ist ja richtig spannend hier mitzulesen.

Gruß Dieter
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

FEHLENDES WEISSWASSER

Kommen wir zu einem von zwei sehr abweichenden Verhältnissen beim Big Game vom Segelboot aus
(Sichtbarkeit und Variation der Geschwindigkeit).(=))

Segelboote haben aufgrund ihrer Konstruktion einen relativ verwirbelungsarmen Strömungsverlauf am Heck. Eine Weisswasser Walze wie wir sie von den Motoryachten her kennen gibt es hier auch bei 10 Knoten Fahrt unter Segeln nicht zu beobachten.

Die beim Schleppfischen an der Oberfläche eingesetzten Lures werden normaler weise auf den dem Motorboot nachlaufenden Wellen (1. auslassen) 2+3+4 gesetzt. Also in einem Abstand von ca. 10-30 m gesetzt. Hier laufen die Köder mehr oder weniger im Schaum des Antriebs mit und die Leinen sind reichlich kaschiert. Der Fisch erkennt von unten her in einer grauen Masse (so sieht weisser Wellenschaum aus Fisch Perspektive aus) die sich bewegenden Fischimitationen.
Durch die richtige Wahl der Lures hüpfen diese alle 4 sec aus dem Wasser und fangen Luft, ziehen beim Eintauchen noch 2-3 sekunden diese Luftblase hinter sich her. Ähnlich einem flüchtenden Fisch der sich aus dem Wasser hebt. Dieses Verhalten spricht den Jagdinstinkt der schnellen Jäger an.

Nun haben wir Problem 1 zu knacken, welches die erhöhte Sichtbarkeit im fast klaren Heckwasser ist.

Die Lösung, wenn man auf Nummer sicher gehen will und das maximale an Bissrate erreichen möchte, ist der Einsatz von Fluoro Carbon unumgänglich. Wie bereits zuvor ausgeführt empfehle ich eine rote (klare oder Meergrünegraue) 50 lbs Mono, einen 200 lbs Rosco oder Sampo Wirbel / Karabiner. Hier werden dann die Lures, welche einzeln auf 100 - 150 lbs FC Vorfächern vormontiert sind, eingehängt.
Wer mit keinen oder wenig Bissen auskommen möchte übergeht diese Empfehlung einfach und riggt seine Lures auf Shock Leadern, was nix anders als Mono ist. Wir unterhalten uns dann wieder in 3 Jahren drüber, warum im Mittelmeer so gut wie keine Fische sind:). Ich sage nur soviel, der Erfolg gibt mir Recht.

2. Problem, die stark schwankende Geschwindigkeit eines Seglers.

Segelboot werden mal von Wellen angeschoben und gebremst. Bei einer Motoryacht mit zwei Motoren stell ich die Drehzahl auf 1700 rpm ein und der Kahn läuft dann zwischen 7 und 8 Kn. Beim Segler aber schwanken selbst unter Motor die Geschwindigkeiten um den Faktor 2, also 4 und dann wieder 8 Knoten.
Dieses Problem führt dazu, dass die Lures nicht in ihrem optimalen Fenster arbeiten, für die sie gebaut wurden. Anders erklärt, ein Lure der bei 8 Knoten den Rhytmus 4 Sec. Tauchfahrt / lLuftholen /erneut 4 Sec Tauchfahrt usw hat, kommt bei unter 6 Knoten nicht mehr hoch, also immer Tauchfahrt. Ist wenig attraktiv für unseren freund den Schuppenträger.

Nun kann ich die Geschwindigkeit nicht beeinflussen, also muss ich tief in die Trickkiste greifen und da gibt es einen simplen Trick, der perfekt funktioniert.

Lasse den jeweiligen Lure zunächst soweit aus, bis er maximaler Geschw. normal läuft, also wie oben beschreiben (4 sec).
Fällt die Geschwindigkeit nun ab und der Lure kommt nicht mehr hoch, hole ich ihn langsam Stück für Stück an das Heck des Seglers ran, bis dieser von der Rutenspitze aus dem Wasser angehoben wird. Das wird dann so in 10 - 15 m hinter dem Heck sein, man kann auch die Leinen an der Tackelage höher anclipsen und erzielt so den Hebeeffekt mit mehr Entfernung zum Heck. Das war's.

Fragen Lucky seven8?

TL

Jürgen

In der Fortsetzung geht es dann um das Arsenal des Schreckens. Also Lures, nur welcher ist der Richtige?
 
AW: Big Game vom Segelboot aus

@ dieker,
du kannst hier natürlich auch fragen. Kein Problem.

Liest du nur mit, oder schleppst du hin und wieder selbst?

TL
Jürgen

find ich übrigens nett wenn andere das auch spannende finden. In der Praxis muss man erstmal ein bisschen Erfahrung sammeln bis man die Fehler eliminiert hat.
 
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