da gibt es ein paar Punkte in deinem Posting auf die ich doch umbedingt näher eingehen will
Das „dauerhafte“ Auswandern ist für einen Nichtakademiker schwieriger.
Das ist quatsch! Auch wenn man oft die "Handwerker" sieht, so sind es doch auch sehr viele Leute auch aus anderen Berufen die nach Norwegen auswandern und das auch dauerhaft und erfolgreich und es gibt auch sehr viele ausgewanderte Akademiker in fast allen Bereichen und auch diese sind dauerhaft und erfolgreich hier. Ich kenne keine norwegische Klinik ohne deutsche ärzte. Es gibt hier deutsche Gelogen, Physiker, Biologen und nicht zu vergessen alle aus der IT Branche und Ingenieure. Alles studierte die Problemlos und dauerhaft in Norwegen sesshaft werden. Vieleicht sogar leichter wie Handwerker weil diese Leute von vornherein sehr viel stärker die wichtigkeit der Integration sehen und eben auch meistens gute Sprachkentnisse brauchen um hier arbeiten zu kønnen. Ich kenne Handwerker die seit 6 Jahren hier sind und nicht mal in der Lage sind sich ein Bier auf norwegisch zu bestellen, kenne jedoch keinen Akademiker auf den so was zutrifft.
Ich weiß ja nicht, ob Du noch Eltern oder Großeltern hier hast. Falls ja, wer erarbeitet deren Rente, wenn Du nicht hier bist? Der Grundsatz „Jeder so wie er es mag“ steht übrigens in einem klaren Gegensatz zu der Integration in Deinem neuen Heimatland. Dort zählt sicher nicht was du magst, sondern wie schnell Du Dich anpasst bzw. integrierst.
Zum einen... als ich ausgewandert bin haben meine Eltern gesagt: Mach es, es ist DEIN Leben! Ich hab ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern, aber selbst in Deutschland hätte ich mich niemals dort niedergelassen wo diese wohnen.
Und jeder wie er mag ist schon typisk norsk. Oder anders gesagt Leben und Leben lassen. In wie weit man sich hier einbringt und integriert bleibt jedem selbst überlassen. Keiner wird zu irgendwas gezwungen und kein Norweger wird sich rein hängen wie du dein Leben gestaltest.
Aber klar ist, wer sich nicht integiert ist schnell isoliert. Nur ist das wieder ein anderes Thema.
Da ist die Rede von tollen Landschaften. Hm, da sollte man dann wohl eher im Süden von Norwegen bleiben. Weiter nördlich muss man sich im Winter ja mit einer schön beleuchteten Landschaftstapete behelfen, um nicht depressiv zu werden. Was macht man dort als „Zugereister“ in den dunklen Monaten ohne die gewachsenen sozialen Strukturen der Einheimischen?
Nun sprichst du allerdings ein bisschen wie der blinde von der Farbe. Gerade Nordnorwegen ist auch im Winter traumhaft schøn, da braucht es keine Fototapete! Ich wohne ziemlich in der Mitte und finde es zu jeder Jahreszeit herrlich, langeweile habe ich auch nicht, egal ob Sommer oder Winter und in die sozialen Strukturen kann man eben auch als zugereister reinwachsen und da seh ich auch nichts jahreszeitenabhängiges dran.
Nur frage ich mich, wie ich ohne unsere große Familie zwei Kinder durchbringen sollte. Als unsere Große mit einem Jahr für acht Stunden täglich in die Krippe kam, war sie das erste Jahr mehr krank als gesund. Unsere 20 Tage waren schneller weg als wir gucken konnten. Am Ende haben wir sie jeden Morgen bei Oma abgegeben und abends wieder abgeholt. Wie macht ihr das in Norwegen wenn Beide arbeiten müssen um ausgeglichen zu leben?
Denkst du etwa, jeder der in Deutschland wohnt hat Opa und Oma um die Ecke? Dem ist absolut nicht so! Und komischerweise bekommen das auch in Deutschland Leute ohne Opa und Oma geregelt.
Geht übrigens auch in Norwegen. Wenn beide arbeiten und man seine frei Tage wegen krankem Kind aufgebraucht hat und das Kind ist weiter krank, so bekommt man vom Arzt eine Krankmeldung und das ohne Probleme und da reagiert auch niemand schief. Familie geht vor! Nicht wie in einem mir bekannten Fall von einem jungen Witwer in Deutschland, der seinen Job in der Probezeit verlor weil er zuhause bleiben musste da seine 5 jährige krank war und hohes Fieber hatte.
Ich hab hier in einem Umkreis von 15km drei Kinderärzte, div. Apotheken, eine Kinderklinik, Schwimmhalle, Kino, Grundschule, Realschule, Gymnasium und eine Hochschule. Norwegen dürfte da wohl nur in den seltensten Fällen mithalten.
Die abstände sind in Norwegen weiter, das Angebot an sich ist grøsser! Wir haben nur eine Apoteke und einen Hausarzt und das nächste Krankenhaus ist 40 km entfernt. Als Problem sehe ich das allerdings nicht an. Wir haben Grundschule und ungdomsskoke bis 10 Klasse im Ort, erst für die weiterführende Schule müssen die Kinder einen weiteren Schulweg auf sich nehmen.
Schwimmhalle, Kinovorstellungen und viele Clubs, Vereine und aktivitäten für die Kids gibt es bei uns alles, und zwar in grøsserer Zahl wie in Deutschland. Ich find das gigantisch was für die Kids hier alles geboten wird, und das in einer Gemeinde die gerade mal etwas über 900 einwohner hat!! Norwegen hat nicht umsonst den Ruf Kinderfreundlich zu sein und nicht zuletzt ziehen viele Auswanderer eben auch nicht in erster Linie wegen dem Job nach Norwegen sondern wegen ihrer Kinder (aktuell wieder nachzulesen in mehreren Postings bei mir im Forum)
Wie steht’s damit, auf Kinder verzichten? Kinder im Internat wenn später die höhere Ausbildung kommt? Ist das bezahlbar? Droht hier das klassische Gastarbeiterschicksal in zweiter Generation?
Das hat schon gerade ein bisschen was von dem blinden und der Farbe... Was meinst du, warum in Norwegen die Leute viel mehr und früher Kinder bekommen wie in Deutschland? Deutschland hat geburtenraten so niedrig wie seit dem Krieg nicht mehr, Norwegen hingegen liegt in den internationalen Gebutsstatisktiken ganz weit oben. Viele meiner Freunde in Deutschland sind bewusst Kinderlos, hier in Norwegen kenne ich in meinem Umfeld niemand ohne Kinder. In Deutschland haben die Leute 1 bis 2 Kinder im durchschnitt, eine norwegische Familie hat 3 bis 5.
Und ja, das ist bezahlbar! Und im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Norwegen eine Garantie das jeder Schulabgänger eine Ausbildung machen kann. Und auch in Deutschland ist es doch wohl so das es eben keinesfalls eine selbstverständlichkeit ist das man seine Ausbildung oder Studium in nähe des Elternhauses absolvieren kann, selbst ich musste damals schon 170 km weg ziehen um meine Ausbildung zu machen. Deswegen sehe ich keinen Unterschied zu Norwegen. Ob ich nun in Deutschland nach 10 Jahren Schule weg ziehe um irgendwo eine Ausbilung zu machen oder in Norwegen nach der 10 Klasse wegziehe um die weiterführende Schule die ja schon in die Berufsausbildung mündet zu besuchen, das ist doch kein Unterschied.
Auf Kinder verzichten? In Norwegen seh ich da beim besten Willen keinen Grund für.
Auch sehe ich nicht, dass es einen jungen arbeitslosen Menschen weiter bringt, wenn er auswandert, um dort wieder den gleichen Job wie hier zu machen oder vielleicht noch einen anspruchloseren wie Hofknecht. Ich würde jedem Arbeitslosen raten, sich zu allererst weiter zu entwickeln, bevor er sich in wirre Auswanderungspläne flüchtet.
Da geb ich dir bedingt recht. Auswandern ist keine universalløsung und wer Auswandert weil er mit seinem leben nicht klar kommt, wird daran nix ändern. Man kann vor seinen Problemen nicht weglaufen und diese werden diese Leute auch im Ausland schnell wieder einholen.
Aber, warum nicht wenn man eine solide Ausbildung hat in diesem Bereich auch im Ausland arbeiten? Ich kenn übrigens viele die in Norwegen in ihrem gelernten Beruf oder sogar eine Stufe drunter angefangen haben und sich dann hochgearbeitet haben. Die aus und weiterbildungsmøglichkeiten sind hier sehr gut und ich kenne nicht wenige die nach ein paar Jahren in Norwegen hier Weiterbildungen gemacht haben oder sogar noch studiert haben (teilweise vom Arbeitgeber gestützt und finanziert) und hier berufliche høhen erreichten die sie sich in Deutschland nicht mal hätten erträumen kønnen.
Nur mal als Beispiel, in Deutschland hab ich als normale OP Schwester gearbeitet und die Chancen mal mehr zu machen waren gering und in der Klinik wo ich 7 Jahre gearbeitet habe nicht existent, für besser qualifizierte Jobs hatte ich leider das falsche Gebetbuch. Hier in Norwegen bin ich nach 4 Jahren schon Abteilungsleiterin gewesen mit sehr viel Verantwortung und Entscheidungsfreiheit.
Wer was leistet und initiative zeigt kann hier ohne weiters seinen Weg machen.
Sollten unsere Kinder irgendwann mal Deutschland verlassen, werden mein Frau und ich wohl mitgehen. Wir würden uns dabei zwar nicht besonders wohl fühlen, aber ohne Kinder und vielleicht sogar ohne Enkelkinder können wir uns ein Leben schon gar nicht vorstellen.
Mh, mal gespannt was Eure Kinder dazu sagen werden.... Vieleicht sind die gar nicht scharf drauf ihre Eltern dauerhaft in der Nähe zu haben?
Ich hatte eine sehr schøne Kindheit und habe einen sehr guten Kontakt zu meinen Eltern an denen ich auch sehr hänge. Bin aufgewachsen in der klassischen Grossfamilie mit Grosseltern, Eltern und Kindern unter einem Dach. Habe die Vorteile dieser Lebensform genauso kennengelernt wie die Nachteile. Für mich war als ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin vøllig klar, dass dies eine Lebensform ist die ich für mich NIE haben will.
Meine Eltern kommen mich hier oben Regelmässig besuchen und das find ich auch klasse. Aber das wäre auch nicht anders wenn ich noch in Deutschland wohnen würde.
wenn Jemand in diesem Land von vornherein keine Familie oder eben Wurzeln hat. Der sitzt dann hier abends alleine in seiner Wohnung und in Norwegen auch. Die Frage ist nur, wo es eher mit ihm bergauf geht bzw. wo er schneller seine Heimat findet?
Auch wenn man in Deutschland Familie hat kann man alleine in seiner Wohnung sitzen, das ist für mich also kein Argument. Und wer allein in seiner Wohung sitzt, egal wo, ist selber Schuld. Wenn man nicht immer nur mit der Familie zusammen sitzen will ist man egal wo man wohnt eben darauf angewiesen sich ein soziales Netz aufzubauen und Freunde zu finden.
Und wo man eine Heimat findet, auch da spielen viele Faktoren rein und das muss eben nicht zwangsläufig da sein wo man geboren und aufgewachsen ist. Ich hab meine Heimat hier gefunden, obwohl meine Eltern, Geschwister und Verwandten in Deutschland leben.