15-Kg-Regel aus Sicht eines Norwegers

Alexander Perte

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Zum einjährigen Bestehen der Ausfuhrquote hat der Chefredakteur von Jakt & Fiske, der offiziellen Zeitschrift des Norwegischen Jagd- und Fischerverbandes, Ole Kirkemo, einen meiner Meinung nach sehr guten Leitartikel in der Juliausgabe dieser Zeitschrift veröffentlicht.

Leider gibt es diesen nicht im Internet, so bin ich gezwungen, ihn komplett per Hand übersetzt hier einzustellen:

Eine Frage von Kilos
Ole Kirkemo

Seit die Ausfuhrquote im Vorjahr auf 15 kg für ausländische Urlaubsangler festgesetzt wurde, in Hinsicht auf Salzwasser und Norwegen, hat es viel Krach darum gegeben. Während unter (norwegischen, anm. d. Übersetzers) Meeresanglern in den letzten Jahren das zielgerichtete Fischen nach bestimmten Arten der Trend war, wobei das Angelerlebnis an sich die Essenz der Expedition ausmacht, ist im Gegensatz dazu ein Teil unserer ausländischen Angelgäste vorwiegend am Gewinn von Nahrungsmittel interessiert.

Eines der Probleme scheint zu sein, daß sich der Norwegenurlaub mit nur 15 kg im Rückreisegepäck nicht mehr zu lohnen scheint. Die Konsequenz für Meeresangelcamps und Rorbucenter ist eine große Zahl von Stornierungen für 2007, bei einigen mit bis zu 40% Rückgang nach einem großen Artikel in der Zeitung Dagens Næringsliv. Einige Campbetreiber haben sogar einen möglichen Konkurs in der Zeitung angekündigt. Die vorherrschende Meinung unter den Angeltouristen ist, daß man mit einer Korrektur der Ausfuhrquote auf 25kg leben könnte.

Was Recht ist, soll Recht bleiben. Die überwiegende Mehrheit der Sportangler, die hier herkommen, haben nicht als Vorsatz, sich nur von norwegischem Dorsch und Köhler bis zum nächsten Sommer zu ernähren. Dagegen haben einige offenbar den Bedarf, aus Norwegen mit Gefriertruhen voll mit Fischfilet zurückzukommen. Diese Unkultur war es, die das Fischerei und Küstenministerium auf den Plan gerufen hat.

Im Grunde ist das nicht sehr viel anders, als die Reaktion, die kam, als Norweger aus den schwedischen Bergen zurückreisten mit Abfallsäckenvoll mit Schneehühnern (anm. d. Übers.: wegen solcher Exzesse norwegischer Jäger in Schweden dürfen diese nur noch Wild ausführen, wenn sie nachweislich mit einem schwedischen Guide gejagt haben).

Daß die Geier nun wegbleiben, kann darauf hindeuten, daß die Politik geglückt ist.

Gleichzeitig gibt es aber wenig Grund anzunehmen, daß eine Ausfuhrquote von 25kg, 10kg mehr als jetzt, den einen Großköhler ausmacht, der die norwegischen Berufsfischer dazu zwingt, ihre Kutter aufs Land zu setzen. Zwar zeigen Berechnungen, daß ausländische Angeltouristen zwischen 6 und 12 tausend Tonnen Fisch entnehmen. Aber von 300 in Norwegen angelandeten Fischen entnehmen Berufsfischer 293, norwegische Freizeitfischer 6 Stück und Ausländer 1 - einen Fisch, nach einem Artikel der Zeitung Harstad Tiende.
Es tut uns auch weh, zu sehen, daß 10 Kilo mehr oder weniger das Ende des anglerbasierten Küstentourismus bedeuten kann, der heute einen Milliardenumsatz in Form von verschiedenen Waren und Dienstleistungen repräsentiert.

So gesehen gibt es keinen Unterschied zwischen Fisch und Kaffee. Kaffeebohnen sind Rohware, gemahlen sind sie Ware, der Wert steigt weiter, wenn er gekocht und serviert wird (Service), besonders in einer kleinen Hütte im Wald (Erlebnis). Nach Schätzungen ist es auch so, daß ein Klio Fisch, der von einem Angler gefangen wird, zehnmal so viel Wertsteigerung bringt, als ein Kilo, das von einem Kutterfischer gefangen wird.

Die Ähnlichkeit zwischen Stellnetzetzfischerei im Meer und Flussfischerei auf Lachs ist naheliegend. Ich bin ein Befürworter der Quote. Die Frage ist nur, wo die Grenze liegen sollte.

Fortsetzung folgt. Garantiert.
Wünsche einen schönen Sommer!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke für die Übersetzung und Einstellung dieses sehr treffend formulierten Artikels !!

Finde die von Hr. Kirkemo vertretene Ansicht sehr interessant :baby: :baby: :baby:
 
Hein, danke für das Übersetzen.
Ein meiner Meinung nach guter, diplomatisch geschriebener Artikel mit einer gesunden Einstellung.

Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich bin erstaunt............8o
Ein wirklich weiser Mann dieser Ole Kirkemo :baby: :baby:

Hein, besten Dank für die Übersetzung !!


Gruß
Palo
 
Vielen Dank für die Übersetzung, bin auf die Fortsetzung gespannt.

Gruss Thomas :]
 
WAR JA ABZUSEHEN DAS EINIGE DURCH DIE QUOTE NICHT MEHR NACH NORGE FAHREN WEIL SIE DER MEINUNG SIND DAS FINAZIELE WÜRDE DEN NUTZEN NICHT MEHR GERECHT WERDEN:rolleyes:
 
Hein,
danke für die Mühe, den Bericht zu übersetzen und hier reinzutippseln.


Grundsätzlich hat der gute Mann recht...

Ich bin sicher, und das zeigt dieser Bericht schon sehr deutlich,
dass die Diskussionen, die in außernorwegischen
Anglerkreisen bislang betrieben wurden, auch in Norwegen
nicht unbeachtet geblieben sind.

Des weiteren habe ich festgestellt, dass auch abseits
der Rorbuas und Fishercamps immer wieder von norwegischen
Menschen die Frage nach dieser Regelung gestellt wird...

Ich hab jedenfalls auf der Hinfahrt nach Oslo
Anfang Juni
nette Gespräche mit einer Gruppe Norweger gehabt, mit denen
auch, nein: gerade !, diese Frage sehr ausschweifend
besprochen wurde.

Soweit, sogut -
Fortsetzung folgt ???

Gruß
Heiko
 
WAR JA ABZUSEHEN DAS EINIGE DURCH DIE QUOTE NICHT MEHR NACH NORGE FAHREN WEIL SIE DER MEINUNG SIND DAS FINAZIELE WÜRDE DEN NUTZEN NICHT MEHR GERECHT WERDEN
__________________
mfg
svendunja


finde diese einstellung ja auch totaler quatsch. ich finde diese blöde regelung deshalb ungeeingnet weil man ja nun wirklich mal den fisch des lebens schwer nach deutschland bekommt oder aber alle tüten bzw den gesamten fang abwiegen muss! wir haben vor der regelung nicht mehr und auch danach micht mehr ausgeführt!
aber irgendwie hat man immer im hinterkopf das es eben diese regelung gibt und man auf der fähre kontrolliert wird, dabei könnte der gesamte fisch eben seine kühlkette verlieren und verderben !!
 
Die Konsequenz für Meeresangelcamps und Rorbucenter ist eine große Zahl von Stornierungen für 2007, bei einigen mit bis zu 40% Rückgang nach einem großen Artikel in der Zeitung Dagens Næringsliv. Einige Campbetreiber haben sogar einen möglichen Konkurs in der Zeitung angekündigt.
Aber von 300 in Norwegen angelandeten Fischen entnehmen Berufsfischer 293, norwegische Freizeitfischer 6 Stück und Ausländer 1 - einen Fisch, nach einem Artikel der Zeitung Harstad Tiende.
Es tut uns auch weh, zu sehen, daß 10 Kilo mehr oder weniger das Ende des anglerbasierten Küstentourismus bedeuten kann, der heute einen Milliardenumsatz in Form von verschiedenen Waren und Dienstleistungen repräsentiert.

Ich kann zwar nicht beurteilen wie seriös die Berechnungen sind, aber das Eigentor der norwegischen Behörden wird doch sehr deutlich.
 
@Hein

Danke für diesen interessanten Artikel.

Scheinbar liegen ja die "normalen" Urlaubsangler und zumindest ein Teil der Norweger doch auf einer Wellenlänge...:]
 
Ich kann zwar nicht beurteilen wie seriös die Berechnungen sind, aber das Eigentor der norwegischen Behörden wird doch sehr deutlich.

du magst es als Eigentor ansehen, jedoch sieht man das vielfach auf norwegischer Seite ganz anders

Daß die Geier nun wegbleiben, kann darauf hindeuten, daß die Politik geglückt ist.

unabhängig davon ob nun 15 kg ausreichend oder zu wenig sind, so stellt es sich in Norwegen eben schon so dar, das eben genau die Gruppe Touristen die man weg haben wollte nun auch weg bleibt - ergo verbucht man die Regel als Erfolg.
Das dies allein etwas undifferenziert ist, ist eine andere Sache. Jedoch würde auch ich die Regel nicht als ein Eigentor betrachten.

Wie die langsichtigen Auswirkungen auf den Tourismus sein werden wird die Zukunft zeigen. Die hohen stornierungszahlen sind ja nicht allgemein und Flächendeckend, es gibt viele Anlagen die keinen oder nur geringen Rückgang hatten. Warum manche Anlagen so hohen Rückgang hatten, darüber darf spekuliert werden, interessant eben auch zu sehen, welche Anlagen das letztenlich sind.

Trolljenta
 
Ich kann zwar nicht beurteilen wie seriös die Berechnungen sind, aber das Eigentor der norwegischen Behörden wird doch sehr deutlich.

generell hat der Tourismus in Norwegen,bis Dato,einen Zuwachs gegenueber 2006.

Der Angeltourismus dagegen, hat Norwegenweit
einen leichten Rueckgang.
Wobei einige ,wie schon im Artikel von Herr Kirkemo erwæhnt,drastische Buchungsrueckgænge zu verzeichnen haben.

Aus meiner Sicht haben die guten Anlagen/Huetten keine,bis kaum spuerbare Einbussen zu vermelden.
Dort wo die Kompromissbereitschaft der Angler an der Grenze lag ,wurden mit Einfuehrung der 15kg die grøssten Buchungsrueckgænge verzeichnet.

Merkwuerdigerweise sind es nicht die "teuersten Adressen " die unter der 15kg Regelung leiden.

Gruss
Andreas
 
Hein, danke für die Übersetzung. Ich halte den Artikel für eine relativ neutrale ausgwogene Darstellung des "15 kg Problems". Vor allem auch die Sichtweise der 300 gefangenen Fische (293 Berufsfischer, 6 Norweger, 1 Angeltouristen). Ich war seit der Einführung der 15 kg Grenze bereits 3 mal in Norwegen und werde mich ach in Zukunft nicht von den 15 kg abschrecken lassen. Sollte die Quote erhöht werden, habe ich auch nichts dagegen....
 
@hein: danke für die übersetzung!:baby:

@all: danke für eine sachliche auseinandersetzung mit dem thema:baby: :baby: :baby: so macht naffen spaß!

nur kurz zum thema. ich finde es klasse, wie sich der auto (dessen namen ich schon wieder vergessen habe) mit dem thema auseinander setzt. zeigt es doch, dass das ansehen der deutschten angeltouristen und natürlich auch anderer nationen, schon differenziert betrachtet wird. und das freut mich sehr. ich zuminidest als normalsterblicher, lebe nur von den infos, die ich von den "ausgewanderten" bekomme bzw. wenn ich mich denn mit dem vermieter in norwegen über dieses problem unterhalten kann. und auch ohne wieder eine diskussion über die erwähnte 15kg-regel entfachen zu wollen, muss ich sagen, dass ich damit prima leben kann. ES IST HALT EINFACH SO!!!!
 
Moin,
sehr gut geschriebener Artikel - gefällt mir der Mann!
Sehr nah an den gesellschaftlichen und politischen Angel-Tourismus-Entwicklungen in Norwegen…denke ich!

Hein danke für die Übersetzung !!

Salü Udo
 
Wieviel Kilo???

Die Frage, wieviel Kilo eine angemessene Zahl wäre, ist sehr schwierig.

Wenn ich z.B. auf den Lofoten bin, sind 15 kg lächerlich und evtl. am ersten oder zweiten Tag erreicht. Selbst mit "catch and release" wird man durch "angeschlagene/verletzte" Tiere diese Quote locker erreichen bzw. überschreiten.
Im Süden sieht das wieder anders aus! Hier kommt man mit der 15kg-Regel ganz gut hin, ohne in Teufels Küche zu geraten.
Hier auf 25 oder 30 kg zu erhöhen, würde die Gefahr bergen, dass wieder jeder noch so kleine Fisch von gewissen Anglern geschlachtet werden würde...
Da eine regional abweichende Quote Utopie ist, wäre ggf. noch ein Mittelweg (sprich 20kg) möglich.
 
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