Das Thema warum, wann Fische an welchen Stellen vorhanden sind oder nicht und welche Parameter dafür verantwortlich sind ist super interessant, und so macht natürlich jeder seine eigenen Erfahrungen und stellt Theorien auf.
Für Salmoniden sind die obersten Wasserschichten im Fjord entscheidend, in ihnen halten sie sich auf. Veränderungen des Salzgehaltes dort sind völlig normal. Zusammen mit der unterschiedlichen Zusammensetzung (Konzentration gelöster Stoffe usw.) des in die Fjorde ablaufendenen Wassers, triggern sie das Wanderverhalten (..z.b. den Aufstieg in die Heimatflüsse).
In vielen Fjorden hat man, je nach dem wie stark sie mit Süsswasser durch Süsswasserzuflüsse gespeisst werden und inwieweit die Wassermassen einer Umwwälzung durch Wind und Strömung unterliegen, eine "ausgesüsste" Schicht, deren Mächtigkeit variiert. Normalerweise beträgt sie aber nur wenige Meter Tiefe.
Direkt vor einer Flussmündung mit geringer Tiefe (flache Bucht) hat man dann natürlich Brackwasser, welches den verschieden Fischarten mehr oder weniger zusagt. Ist es aber einigermassen tief, spielt die Süsswasserschicht an der Oberfläche für Fische am Grund oder im Mittelwasser keine Rolle, auch nicht am Ufer.
Viel mehr Einfluss auf das Vorhandensein der Fische in den Fjorden an den verschiedenen Stellen hat meiner Meinung nach die Wassertemperatur. Sie bestimmt massgeblich das Nahrungsangebot (....kommt genügend Fischbrut der Futterfische auf? häuten sich die Kraben gerade? in welcher Tiefe halten sich die Garnelenschwärme auf? usw.). Dazu kommt noch das verschiedene Fischarten ihre spezielle Wohlfühltemperatur haben. Bei Dorschen liegt diese z.B. bei ca. 8 Grad.
Den meisten ist sicher aufgefallen, das es im Vestland relativ schwer ist im Hochsommer in Tiefen flacher als 50 Meter gute Dorsche an den Haken zu bekommen, und das obwohl das Nahrungsangebot in diesen Bereichen zu dieser Jahreszeit reichlich ist. Im Frühjahr dagegen fängt man sie bevorzugt auf 3-15 m.
Sieht man sich einmal das Temperatur-Tiefe Profil eines Fjordes im Jahresverlauf an, wird einem schnell klar wieso.
Im Video wird erwähnt das 2022 ein schlechtes Angeljahr war. Dies kann ich so nicht bestätigen. Bei mir war es allerdings ein total anderes Jahr, als die Jahre zuvor:
Während die Pollacksaison im Herbst ein absoluter Totalausfall war, habe ich jede Menge guter Fische im Hochsommer gefangen, also zu einer Jahreszeit in der ich die Jahre vorher nur mittelmässig Pollacks gefangen habe.
Der deutlich erkennbare Unterschied zu den Jahren zuvor, war das veränderte Nahrungsangebot für die Fische. Die sonst im Herbst reichlich vorhandenen Schwärme einjähriger Makrelen, in den im Herbst immer das "grosse Fressen" der Pollacks los ging, waren dieses Jahr nicht da, dafür mässteten sich die Pollacks im August an den kleinen Brieslingen, die dieses Jahr den Hauptschwarmfisch hier im Fjord darstellten.
Letzendlich habe ich für mich nach zwei Jahrzehnten Aufenthalt und intensiver Angelei in Norwegen ausgemacht, die Haupt-Faktoren, welche steuern wo die Fische sich gerade aufhalten, sind Temperatur, Tageslänge und Nahrungsangebot, wobei letzteres durch die beiden erstgenannten direkt beeinflusst wird.
Die Niederschlagsmenge beeinflusst dagen in erheblichem Maasse nur das Verhalten der Salmoniden in den Fjorden, Flüssen, Flussmündungen.
Gruss
Smolt