AW: Romsdalfjord 2010
Romsdalfjord 2010
Die vielen Reiseberichte habe ich mit großem Interesse gelesen und mich an den vielen schönen Bildern erfreut. Da es bestimmt vielen so geht wie mir, stelle ich nun ebenfalls einen kleineren Bericht unserer diesjährigen Reise an den Romsdalfjord.
Unsere rd. einwöchige Tour begann am Freitag, den 17.09.10 mit einer für uns glücklicherweiser kurzen Anreise nach Kiel zum Terminal der Stena-Line. Gebucht hatten wir die Überfahrt auf der als neu angepriesenen Stena Germanica III von Kiel nach Göteborg. Ebenfalls ein Schiff von beeindruckender Größe mit einer Länge von 240 m, aber eben nicht neu. Hervorragend die Schlafkabinen, sehr komfortabel mit einer ausgezeichneten Nasszelle. Etwas kompliziert jedoch der Entladevorgang: Wir standen mit einem normal hohen PKW auf einem Zwischendeck, über dem während der Überfahrt eine Leitung undicht geworden ist und eine nicht näher definierte Flüssigkeit in kleinen Rinnsalen sich aus der mattenartigen Rohrverkleidung ausbreitete. Glücklicherweise standen wir noch rd. 10 m von der undichten Stelle mit einer sackartigen Ausbuchtung der Verkleidung, die bereits vom Personal untersucht wurde. Ein leichter Fäkalgeruch ließ sich vernehmen und die Menschen auf dem Autodeck unter uns, zu denen wir Blickkontakt hatten, schauten verunsichert noch oben und prüften die Quelle dieser diffusen Berieselung. Zum Glück blieb es das einzig anrüchige auf dieser Reise.
Mit einer Stunde Verspätung erreichte die Fähre dann Göteborg und die weitere Anreise verlief bis auf eine Ausnahme wie am Schnürchen. Schuld war die Mautstation an der Svinesundbrücke. Bei unserer Anreise befindet sich die Mautstation ja noch auf der schwedischen Seite vor der Brückenpassage. Auch die erforderlichen Münzen hatten wir bereitgehalten – rin in den Korb –Rassel, Rassel, Rassel, alle 36 Kronen liefen durch – die Ampel blieb rot. Na, wohl doch verzählt. Also noch mal kronenweise nachgeworfen – half aber auch nicht. Was ist das denn jetzt für eine Schikane? Auch wenn sich bereits weitere Autos hinter uns in der Schlange einreihten, jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Was steht da auf dem Schild unterhalb des Einwurfkorbes? NKr? Was soll das denn, wir sind doch noch gar nicht in Norwegen. Also kein Wunder, dass es mit den SKr nicht klappt.
Zum Glück hatten wir natürlich auch norwegische Münzen dabei, ist ja nicht unsere erste Tour. Also noch einmal schnell abgezählt und eingeworfen, aber Halt: Die schwedischen Kronen wurden wieder ausgeworfen und lagen nun im Fach darunter. Diese Szene kennt nun jeder aus der Werbung einer Kaffeemarke, bei der der Autofahrer dicht an die Parkhausschranke gefahren ist, ihm aber der Beleg herunterfällt – Fahrertür lässt sich nicht öffnen. Da immer noch keiner hinter uns hupt, macht sich mein Fahrer ganz lang und fingert alle schwedischen Kronen wieder aus dem Rückgabefach. Danach muss „Tentake-Schorsch“ nur noch die norwegischen Kronen in den Korb werfen und schon – Zack- ist grün und weiter geht’s. Schade nur, dass ich diese Nummer nicht aus dem Auto direkt hinter uns verfolgen konnte.
Um 19.30 Uhr waren wir dann in Herje und bezogen Hütte 13. Schnell war das Auto entladen und die dabei angewandte Taktik, erst einmal alles raus aus dem Auto und zunächst auf die überdachte Terrasse gestellt erwies sich aus genau richtig. Mit dem letzten Gepäckstück kam augenblicklich heftiger Regen, der den längsten Teil der Nacht anhielt. Am nächsten Tag wurde dann das Boot eingerichtet und es ging „schleppend“ zur ersten Angelstelle. Die seit der letzten Reise mühsam beschafften australischen Predatek-Wobbler, mit denen unsere hessischen Hausnachbarn so viel besser fingen als wir mit unseren geschleppten Gummifischen, blieben ohne Erfolg. Der Dorsch war einfach nicht im Fjord. Auch sonst war im Langfjord nicht viel los und wir stellten uns schon auf eine Reise mit schwierigen Angelbedingungen ein. Es wehte zudem kaum ein Wind, aber dafür hielt sich der Regen umso hartnäckiger. Der Sonntag diente dann auch vielmehr dem „Einangeln“ und dem Überprüfen, ob noch alle bekannten Plätze so vorhanden sind, wie wir sie verlassen hatten. Wir waren beruhigt, die Dorschwiese noch an ihrem angestammten Platz wieder zu finden und auch die „Heiligen Steine“ lagen noch an dem vertrauten Ort. Immerhin konnten wir den einen oder anderen Köhler erwischen und mussten nicht als „Schneider“ vom Wasser.
Der nächste Tag begann dann erst mal mit Wasser schöpfen, da es wieder die ganze Nacht heftig geregnet hatte. Die Regenintensität ließ am Morgen zwar nach, Regen sollte aber zukünftig unser nahezu ständiger Begleiter bis zum Freitag werden. Der Wind blieb dagegen weiterhin aus. Da am Vortag die Fänge eher spärlich waren, fuhren wir in den Romsdalfjord. In der Fjordmitte mussten Platzkarten gezogen werden, mehr als ein Dutzend Boote auf einem Pulk besetzt mit schnell kurbelnden Anglern waren vor Ort. Möwen waren Fehlanzeige und so entschlossen wir uns zu einem Zwischenstopp vor dem Geröllfeld. Wie treibt es eigentlich? Zur Überprüfung als eine Rute links und die andere Rute rechts ausgeworfen. Schnell die „verkehrte“ Rute wieder eingeholt und erneut ausgeworfen, dieses Mal jedoch in die richtige Richtung und die andere Rute jetzt senkrecht eingeholt und … bumms da meldete sich der erste Köhler des Tages. Es war also eine gute Idee mit diesem Zwischenstopp. Schnell nebenbei die „MOB-Taste“ am GPS gedrückt und den Drill genossen.
Diese Positionsbestimmung war aus zwei Gründen relevant, einerseits standen die Köhler auf einem relativ eng begrenzten Bereich und anderseits waren wir verblüfft über die Driftgeschwindigkeit. In relativ kurzer Zeit hatten wir ohne Wind –also nur durch die Strömung- eine Entfernung von 600 m zurück gelegt. Zielsicher konnten wir uns aber immer wieder auf die richtige Position bringen und Köhler um 14 Pfd. erbeuten. Da ich an Bord filetiere und die über Bord gegebenen Köhlerreste immer schnell untergehen, konnten wir den anderen auch nicht als „Möwenindikator“ dienen. Ziemlich genau mit Eintritt Hochwasser hörte dann auch die Beißlaune der Köhler auf.
Am nächsten Morgen dann regenbedingte Wassermenge im Boot in rekordverdächtigen Ausmaß, knapp 20 cm Wassersäule war zu schöpfen. Dann aber raus auf den Fjord und nach dem Erfolg des Vortages natürlich wieder in den Romsdaljord. Hübsch drapiert dann vor der Geröllfeld aufgezogen wie an der Schnur Angelboot an Angelboot. Na denn, frisch eingereiht in diese Perlenkette und losgelegt. Nachdem jeder von uns etwa ein Dutzend Würfe ohne Erfolg durchgeführt hatte und auch bei den umliegenden Booten keine Fänge beobachtet werden konnten, beschlossen wir, uns zu verlegen. Aber wohin? Bei einer früheren Herbstreise hatte ich einmal ganz gute Erfolge im Umfeld der „Unterwassernase“ im Eingangsbereich des Romsdalfjords auf der rechten Seite gehabt. Wir beschlossen, es dort einmal zu versuchen. Beide Ruten also raus, senkrecht einkurbeln und … bumms da meldete sich der erste Köhler des Tages, und was für einer. Außerdem an der schwächsten Rute, einer Rainer Korn Spinning, 2,60 m lang mit 20-50 g Wurfgewicht. Als Rolle eine Penn Slammer 260 bespult mit 0,12 mm Spiderwire, da sinken auch die kleinen Pilker schnell ab. Ein absoluter Drillgenuss, aber bei den größeren baucht man etwas mehr Geduld, deshalb bat ich meinem Partner, meine zweite Rute einzuholen. Kaum hatte er ein paar Kubelumdrehungen eingeholt, kreischte diese Rolle ebenfalls. Fröhlicher Doppeldrill war jetzt angesagt. Fisch 1 wurde gegafft und versorgt und nun holte ich natürlich die Rute meines Partners ein. Muss wohl ein Nest sein, auch hier stieg gleich ein Köhler ein, also tauschten wir die Ruten und jeder konnte dann an seinem Gerät den Fisch drillen. An diesem Tag kamen einige schöne Fische heraus bis zu 18 Pfd., aber ebenfalls mit Stauhochwasser war es mit der Beißfreude der Fische wieder vorbei. Wir fuhren demzufolge relativ früh rein und wollten am Abend es noch einmal auf der Dorschwiese versuchen.
Auf der Dorschwiese waren auch in der Dämmerung keine Dorsche zu erwischen, allerdings ein klasse Pallackdrill im Flachwasser auf Gummifisch in rot/glitter auf der bereits zuvor beschriebenen „zarten“ Rute. Nach dem Auswerfen des Gummifisches zubbelte der Fisch bereits in der Absinkphase am Gummifisch und nahm ihn dann voll. Ruckzuck nahm er Schnur und was war das für ein komisches Gefühl in der Rute? Rubbelt, als ging die Schnur unter einer Kette oder einem Tau durch. Aha, das kann nur die Verspannung von der Vertäueinrichtung sein – na hoffentlich geht das noch gut. Entschlossen habe ich mit der zarten Rute –fängiges Modell übrigens- alles dagegen gesetzt, was die Rute hergibt. Mein Partner saß vorne im Boot und hielt sich schon die Ohren zu, weil er das häßliche Geräusch einer brechenden Rute befürchtete. Seinen suchenden Blick in dieser Phase erklärte er mit der Suche nach einem Ausweg, um meinen flüchen in diesem Fall entfliehen zu können. Offenbar wirkte aber der Druck auf den Fisch –oder ich hatte einfach nur Glück- und musste auf einmal kurbeln wie verrückt. Der Fisch entschied sich, in entgegengesetzte Richtung zu schwimmen und zog wieder unter der Vertäueinrichtung durch. Nun konnte ich ihn in freiem Wasser drillen und an die Oberfläche kam ein schöner Pollack von 10 Pfd., was für ein toller Tag.
Unser Fanglimit hatten wir nach zwei weiteren erfolgreichen Tagen am Mittwoch bereits fast ausgeschöpft, insofern ließen wir es deutlich ruhiger angehen und probierten ab Donnerstag noch eine Meerforelle zu erwischen. Zwar blieben diese Versuche erfolglos, wir hatte wohl nur 999 Würfe, aber am letzten Tag, am Freitag hörte dann sogar der Regen auf und man konnte es auf dem Wasser noch richtig genießen. Am Samstag, den 25.09.10 ging es dann schon wieder auf die Heimreise über Oslo und Frederikshavn und die lange Zeit der Vorfreude kann wieder beginnen. Verkürzt wird die Wartezeit wohl hoffentlich auch dann wieder durch viele andere Reiseberichte.