Lachsangeln Vancouver Island, BC

Moin @cohosalmon und Danke für deine schönen Berichte immer.
Ich war vor Jahren mal mit meinem Vater bei euch und habe nie wieder eine so traumhafte und abwechslungsreiche Landschaft gesehen.
Was für ein Glück für dich dort leben zu können.
Wo auf deinem ersten Foto, ist denn die Markierung des Lachs zu erkennen und warum sind die markiert, bzw. warum dürfen nur die gefangen werden?
Ihr fischt wirklich da ohne Widerhaken? Und verstehe es bitte nicht als Zeigefinger, aber du schreibst „Indianer“. Wie bezeichnet ihr bei euch die „Ureinwohner“, doch bestimmt auch als Natives oder? Es interessiert mich wirklich.
Also danke nochmal für deinen Bericht und für dein soziales Engagement. Find‘ ich gut. M.
 
Markiert werden Lachse die aus einer Brutstation stammen, hatcheries genannt. Denen wird die Fettflosse als Junglachs abgeschnitten. Damit kann man als Fischer eindeutig erkennen ob es sich um einen Wildlachs oder Brutlachs beim Fang handelt. Da die schrumpfenden Wildlachsbestaende dringend geschont werden muessen, ist das eine Methode Fischereien am Leben zu erhalten aber den Druck auf Wildbestaende zu verringern. Das setzt voraus, dass ALLE Brutlachse markiert werden. Wird leider in Kanada nicht, US schon. Daher ist es immer noch moeglich, dass man einen angeblichen Wildlachs zuruecksetzt, der in Wahrheit ein Brutlachs war.

Ja, fuer's Lachsangeln und auch Flussangeln generell: nur Schonhaken erlaubt. Macht C&R leichter.

Du hast recht, Indianer ist wohl eher der alterstuemliche deutsche Begriff. Hier nennt man die Eingeborenen Natives or Indigenous. Keiner ausser ein paar der Eingeborenen selber sagt mehr Indians. Und das obwohl die noch gueltige kanadische Gesetzgebung der Indian Act von vor weit mehr als 100 Jahren ist.
 
30.7. 2023; East Sooke

Die Sommer-Lachssaison ist in vollem Schwung und dieses Jahr ist ein Pinkjahr, heisst die Pinks, oder in deutsch Buckellachse, ziehen durch die Juan de Fuca Strait. Die Pinks sind die kleinsten aber dafuer die zahlreichsten der 5 Pazifiklachsarten. Der Fraser River erzeugt eine der groessten Pinkpopulationen und diese kehren immer in ungeraden Jahren zurueck, also auch 2023. Die Schwaerme erreichen die Sooke/Victoria Gegend normalerweise so gegen Mitte Juli und sind dann Ende August durch. Wenn man es voll trifft, kann man non-stop Action erleben. Das sind die Tage wenn man Kinder oder Angelneugierige mitnehmen sollte denn Langeweile gibt es dann nicht im Boot.

Und so lud ich letzten Sonntag einen netten Kollegen von mir mit seiner 11 jaehrigen Tochter ein. Joe hatte mir kuerzlich berichtet, dass seine juengere Tochter ploetzlich total verrueckt nach angeln, schnorcheln und am Wasser erkunden waere. Er waere mit ihr schon paar Mal an lokalen Seen mit einem kleinen Schlauchboot gewesen und sie haette stundenlang geangelt, Froesche gefangen, und am Seegrund herumgeschnorchelt. Er wuesste gar nicht wie er seiner Tochters neuer Leidenschaft ueberhaupt gerecht werden koennte. “Ich habe da was!”, meinte ich zu ihm und lud sie fuer Sonntag ein. Ich textete ihm er solle ihr und ihm selber eine Lachslizenz holen und eine Kuehlbox mit Eis mitbringen. Joe war bisschen skeptisch wegen meinem Optimismus. Aber ich war mir siegessicher. Das Maedel kriege ich zur Vollblutanglerin!

Leider sah es wieder windig aus vor East Sooke wo die Pinks schon dick zogen. Nur am Morgen sollte es noch ertraeglich werden. Hoffentlich wurden die beiden nicht schnell gruen, dachte ich noch. Ich holte beide um 7:00 auf dem Hinweg ab und ich konnte die Aufregung bei Lea spueren obwohl sie schuechtern war und nicht viel sagte. Gegen 8:00 Uhr hatten wir das Boot im Wasser – es war gut Betrieb in der Marina. Dann duesten wir raus. Es war starke Ebbe und um die Pinkschwaerme zu finden wollte ich mit der Ebbstroemung von der Beecher Bay Buchtmuendung aus westlich die Juan de Fuca Strasse absuchen. Kann manchmal ne Stunde dauern bis man einen hungrigen Schwarm findet. Am Ausgang der Bucht angekommen, bemerkte Joe schon 2 oder 3 Boote mit krummen Ruten um uns herum. Na, vielleicht ging es schnell heute?!

Ich erklaerte das Geraet waehrend ich 2 Ruten mit Shrimpimitaten fertig machte. Ich haengte noch ein paar Dummy-Flasher an eines der Downriggergewichte – Maedchen moegen Glitzer und Bling und tatsaechlich, sie war begeistert. Ich liess sie die Farbe des Koeders aussuchen – pink natuerlich – und liess dann die erste Rute ein. Als ich den Downrigger erklaerend die zweite Rute einsetzte, rief Lea auf und zeigte zu der ruckenden ersten Rute. Jupp, Biss! Ich sprang rueber, nahm die Rute aus dem Halter, hieb an und nahm Fuehlung auf: ja, da zerrte was! Ich drehte mich um und drueckte Lea die Rute in die Hand. Sie war erst ein bisschen unsicher wie sie die Rute, die groesser und derber war als ihre eigene kleine See-Spielzeugrute, und vorallem die Moochingrolle am besten bedienen sollte. Aber nach ein paar Tipps hatte sie es schnell raus und drillte den kleineren Pink ans Boot. Ich hatten beiden vorher gesagt, dass Bisse kriegen wohl kein Problem werden wuerde aber die Pinks zu landen oft schwierig ist denn sie haben ein weiches Maul und haben diese Unart am Boot an kurzer Schnur zu springen und diese blitzschnellen Krokodilrollen zu machen und dabei oft den Haken loszuwerden. Wegen der Schonhaken muss man immer schoen Spannung halten aber man darf nicht zu hart drillen sonst flippen die Kerle aus und rissen sich den Haken selber aus. Ein delikates Spiel das selbst gestandene Lachstroller nicht immer voll beherrschen; die Landungs/Bissrate liegt oft nur bei 50%.

Lea hatte das voll drauf. Schon der erste Pink kam ins Boot. Joe war stolz auf seine Tochter und machte Fotos von ihr und dem Fisch. Ich liess waehrendessen den Koeder wieder ein und nur Minuten spaeter rappelte erst die eine und dann die andere auch gleich los. Doppelbiss! Jetzt war auch Joe am Fisch. Natuerlich verlor er seinen aber Lea packten den zweiten in die Box und strahlte nun von Ohr zu Ohr. Ich bekam kaum wieder 2 Ruten in die Halter und schon wieder zwei Fische dran. Wieder kam einer davon ins Boot; diesmal hatte Joe die Nerven behalten. Ich zeigte beiden nochmal genau die Downriggerbedienung und nun konnten beide auch die Ruten selbst wieder einsetzen. Und es ging non-stop weiter; ein Biss nach den anderen. Einmal hatte ich gerade die Schnur in der Hand und wollte sie am Downriggerclip einsetzen – der Koeder plaetscherte 5m hinter dem Boot an der Oberflaeche – da riss es mir ploetzlich die Schnur aus der Hand – Fish On!

Wir standen voll im Schwarm und nach einer Dreiviertelstunde hatten wir 8 Pinks im Boot. Seltsamerweise hatten wir bis dahin noch keinen einzigen Coho oder Chinook dabeigehabt. Oft mischten sich ein paar davon zu den Pinkschwaermen die normalerweise den Futterfischen dicht auf den Fersen waren. Wir konnten Futterwolken auf dem Echo in 70m Tiefe sehen; die Pinks bissen allerdings in den obersten 20m. Dann war ploetzlich Beisspause. Wirklich angenehm dachten Joe und ich und ich nutzte das um das Blutbad im Heck mit den Schlauch etwas zu entschaerfen. Ich konnte auch mal ein Schluck Wasser trinken und einen Bissen snacken. Lea aber wartete schon sehnsuechtig auf den naechsten Biss. Ich checkte unsere Position und musste feststellen, dass wir immer noch am Buchtausgang waren und immer noch einen Km von meiner eigentlich geplanten Angelstelle am Beechy Head entfernt waren. Dort tummelten sich viele andere Boote und fingen wahrscheinlich auch gut. Aber warum weiterfahren wenn es hier schon rund ging? Es war aber ziemlich wellig hier und der Wind wuerde nur noch staerker mit fortschreitendem Morgen. Aber weder Joe noch Lea schienen davon beeintraechtigt zu sein. Gut, wenigstens keine Goebler heute!

Nach 10 Minuten Beisspause vermutete ich, dass wir den Schwarm verloren hatten und auf’s neue suchen muessten. Als wir die Ruten einholten, erklaerte sich die Beisspause: zwei kleine Coho-Shaker hingen an den Haken und blockierten jeden weiteren Biss. Sollten wir doch bleiben? Ach, ich beschloss doch zu wechseln, 3km weiter westlich war die Trap Shack Bucht die bei Ebbe und Westwind immer sehr ruhiges Wasser hatte und auch Fisch hielt. Wir dampften dorthin und versuchen die noch verbleibenden 4 Fischtickets zu fuellen. Ich hatte Joe schon versprochen, dass er auch mein Tageslimit haben konnte und so bis zu 12 Lachse mitnehmen konnte.

An der Trap Shack war es wirklich schoen ruhig und weil hier auch Chinookterritorium war, liess ich einen Blinkerkoeder ein paar Meter tiefer ein. Vielleicht biss ja noch ein Grosser zum Spass? Und tatesaechlich fingen wir nun ein paar Chinooks an diesem Koeder, allerdings alle unter 3 Pfund und damit untermassig. Aber schon interessant zu sehen wie man so selektiv fischen kann. An dem pinken Koeder den Lea ausgesucht hatte, bissen auch hier regelmaessig die Pinks. Die hier waren aber etwas groesser und Lea musste paar Mal richtig zupacken und paar rissen sich auch wieder los. Aber nach einer weiteren halben Stunde hatten wir 4 weitere Pinks im Boot. 2 davon hatten sicher 6 Pfund auf den Rippen, der Rest 4-5 Pfund – typische Pinks.

11:00 Uhr waren wir schon zurueck an der Marina und ich hatte nun mit Filetieren zu tun. Nach einer weiteren Stunde war auch das geschafft. Lea hatte die Fischgerippe an die wartenden Robben und Otter verfuettert und ich glaube das Anglergen ist nun nicht mehr zu unterdruecken. Ich versprach den beiden, dass wir das nochmal wiederholen wuerden. Die Messlatte liegt nun sehr hoch! Zuhause hatte ich mir erstmal ein Bier verdient – eine Familie mit Fisch fuer ein Jahr versorgt und eine neue Anglerin gluecklich gemacht! Joe kam Montag zu mir ins Buero und rollte die Augen und sagte das Lea nun bettelte ein richtiges Boot zu kaufen. Haha, Volltreffer!

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So ein schöner Bericht und tolle Bilder, aber am Ende alles mit dem Popo wieder eingerissen. :a055: :1poke::a015:
 
5.8. 2023; Sooke

Wieder ein fantastischer Angeltag am letzten Samstag! Die Pinks sind jetzt super dick, ein paar Cohos dazwischen und ein guter Schwall an Chinooks kommt gerade durch. Habe von einigen UE30 Pfund gehoert. Beste Lachszeit im Jahr! Was kann man da besseres machen als Neulinge mitzunehmen?

Alec hatte seine italienische Freundin hier zu Besuch. Sie war zwar letztes Jahr schon mal mit auf dem Boot aber da mehr zum Wal und Seelowen gucken. Heute sollte sie mal einen Fisch fangen! Ausserdem hatten unsere Freunde einen japanischen Austauschstudenten bei sich dem Alec einen Angeltrip versprochen hatte. Er angelt wohl gerne in Japan, fing aber nur kleines Zeug in industrialisierten Kanaelen. Da Alec’s Vater Ian auch gerne mitkommen wollte, organisierten wir ein zweites Boot mit unserem Freund Graham als Skipper. Kenji, der Student, und Ian fuhren bei Graham mit. Bei mir waren Alec, Maddalena und mein Sohn Ricardo. Und damit es auch spannend wurde, machten wir das Ganze einen Mones Cup Wettbewerb. Ricardo war schon lange nicht mehr auf dem Pokal vermerkt, Alec der Serienmeister und bis jetzt hatte noch nie einer ausserhalb unser 2 Angelfamilien gewonnen. Das wollten Kenji und Maddalena aendern!

Graham entschied bei Cheanuh Marina in East Sooke einzulassen. Ich wollte weiter westlich nach Sooke. So wuerden wir nur ueber Funk und Text kommunizieren. Graham und ich waren Schiedsrichter, der groesste Fisch gewinnt. Wir waren ein paar Minuten schneller im Wasser und liessen noch die Krabbenfalle im Sooke Fjord ein. Dann duesten wir vor die Hafen/Fjordmuendung. Dort empfing uns dichter Nebel. Eigentlich wollte ich weiter westlich zum Otter Point aber das war bei der Suppe nicht zu machen. So zogen wir erstmal ein paar Runden am Possession Point. Das hatten sich auch hundert andere Boote gedacht und so wurde es dort ziemlich voll und ich als Kapitaen musste hochaufmerksam sein weil staendig Boote aus dem Nichts auftauchten und manchmal unberechenbar herumkreuzten weil sie in Fischdrills verwickelt waren. Die Pinks waren sofort da und Alec, Ricardo und Maddalena drillten fleissig. Maddalena machte das klasse und brachte schnell 3 oder 4 Pinks in das Boot. Darunter einen richtigen Fatty, das war die Mones Cup Fuehrung mit 6 Pfund.

Von Graham’s Boot kam lange kein Wort aber dann textete Graham das es auch bei ihnen rund ging und sie keine Zeit fanden zu kommunizieren. Nach einer Weile kam ein Bild rueber das einen 11 Pfuender an der Handwaage zeigte – Kenji hatte einen mittelmaessigen Chinook erwischt. Und er dachte das waere ein riessiger Fisch! Jetzt mussten wir nachlegen. Hier schienen keine Chinooks zu sein und die immer staerkere Ebbstroemung brachte allerlei Treibgut hierher. Der Nebel war inzwischen ein bisschen lichter und so wagte ich die Fahrt zum Otter Point. Dort war das Wasser glatt wie Glas. Aber es waren auch eine Menge Boote unterwegs. Wir reihten uns in die Armada ein. Ich hatte ein gutes Gefuehl hier. Wir wuerden hier sicher einen groesseren Lachs als 11 Pfund fangen!

Aber es war nicht viel los hier. Pinks waren kaum da was es ein bisschen ruhiger zugehen liess auf dem Boot. Und die Spannung stieg. Ein Boot vor uns hakte etwas Grosses und wir sahen die Schnur auf uns zukommen. Ich drehte 180 Grad und liess denen Platz. Wir versuchten es tief und super flach. Aber es biss nichts als der eine oder andere Pink. Dann am 3rd Rock riss es ploetzlich an der Steuerbordrute, der Clip loeste gleich aus und die Rute verneigte sich tief. Das war ein Grosser! Ricardo riss die Rute raus und hieb nochmal an – oder versuchte es denn es riss ihm schon schleunigst Schnur von der Rolle. Alec holte schon die andere Rute rein, Maddalena beobachtete gespannt diesen Grosslachsdrill, und ich begann das Boot aus der Flotte herauszumanoevrieren. Da hoerte ich Ricardos Rolle hart einholen – schaute mich um und sah Ricardo resignieren einkurbeln. Ausgestiegen! Neeeeiiin!

Wir drehten noch paar Runden aber konnten keinen Chinookbiss mehr provozieren. Insgesamt hatten wir vielleicht 2 oder 3 bessere Fische in Keschern landen sehen – in 2.5h zwischen 30 Booten. Das sah nicht gut aus. Wir hatten vielleicht noch 1.5h und ich beschloss nochmal einen Stellungswechsel zu wagen. Noch weiter westlich am Muir Creek; die dortige Scharkante fischte sich auch bei Ebbe ganz gut und Chinooks kreuzten dort regelmaessig an der Kante entlang. Vielleicht konnten wir dort noch einen Mones Cup Sieger produzieren. Nur sehr wenige Boote hatten es bis hierher geschafft, aber es war eine traumhafte Stimmung wo jetzt die Sonne durch den Nebel durchgebrannt war und man wieder bis zu den Olymics schauen konnte und das Wasser wie ein Spiegel unter uns lag. Maddalena hielt nach Walen Ausschau und fand bald eine Gruppe von Delfinen und spaeter auch Seeloewen. Die letzteren hatte ich nicht so gerne ums Boot – falls doch noch ein grosser Brocken biss, wollte ich den nicht an die Seeloewen verlieren.

Hier waren auch wieder mehr Pinks und Maddalena brachte noch einen Prachtpink von 6.5 Pfund ins Boot. Alec fischte einen Blinker etwas tiefer und fing auch einige kleinere Chinooks, einer vielleicht 8 Pfund schwer. Durfte aber wieder schwimmen. Wir wuerden jetzt nur noch einen Gewinnerfisch behalten. Ich glaube Maddalena war schon ausgeangelt und auch Alec schien sich mit dem Schicksal abzufinden, dass Graham’s Boot die Trophae heute mitnahm. Er traeumte schon vom Mittag im 17 Mile Pub. Ich rief die letzten 10 Minuten aus. Da sprang ploetzlich Ricardo auf, hieb an und seine Rute blieb maechtig krumm. Ein richtiger Fisch, fragte ich? Ricardo war sich noch nicht sicher aber meinte es waere schwer; haette aber noch nichts gemacht. Als er etwas Druck machte, hoerte ich dann seine Rolle singen – oh ja, das war ein Guter! Jetzt bloss keinen Fehler machen, das war unsere letzte Chance!

Ricardo liess den Fisch rennen und gewann dass Schnur zurueck. Dann sahen wir ihn noch tief – jupp, der war ueber 11 Pfund, keine Frage. Ricardo war voll konzentriert als der Fisch wieder abzog. Dann kam er flacher – als der Flasher die Oberflaeche durchbrach, gab es einen kurzen Ruck der Ricardo zutiefst erschreckte – er meinte fuer eine Sekunde der Fisch waere weg. Aber er kam jetzt zum Boot. Alec stand mit dem Kescher bereit. “Ready?” fragte Ricardo und als Alec nickte, zog er hart an und zerrte den Burschen zur Oberflaeche neben das Boot. Alec langte zu, bekam den Fisch aber nur von hinten in den Kescher – in dem Moment wo die Schwanzflosse das Keschernetz beruehrte, baeumte sich der Fisch und sprang glatt wieder aus dem Netz heraus und dueste von dannen. Ricardo war zuerst verbluefft, hatte aber gluecklicherweise die Bremse locker und fing die erneute Flucht ab. Er schaute nur streng auf Alec und der gelobte Besserung. Der naechste Versuch sass und der Lachs kam ins Boot. Welche Freude! Ein Entspurtsieg. 14 Pfund, ein schoener Fisch. Ricardo war damit der Mones Cup Sieger – trotz des Sabotageversuchs des Serienmeisters Alec! Alec wollte jetzt natuerlich noch 10 Minuten Verlaengerung, und bekam die auch und hatte auch tatsaechlich noch einen guten Biss – aber es war wieder nur ein halbstarker Chinook von unter 10 Pfund.

Dann packten wir zufrieden ein, schickten unsere Mitleidsgruesse zu Graham’s Crew die schon vom Wasser runter waren. Wir holten noch 3 gute Krabben aus der Falle und genossen nach der getanen Arbeit unser spaetes Mittagessen im Pub auf dem Weg nach Hause. Geduld hatte sich heute ausgezahlt. Und endlich mal windstilles Wetter. Das naechste Abenteuer faengt am Mittwoch in Bamfield, an der Westkueste der Insel an!

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Wiedermal ein toller Bericht von der anderen Seite der Welt. Bitte immer mal wieder berichten. Vlt. wird so ein Traum für mich auch mal war.

Danke für das teilhaben lassen.
Gruß Uwe
 
9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 1/2

Die erste grosse Meeresangeltour des Jahres stand Anfang August bevor. Das war unserer jaehrlicher Maennertrip dem sich mittlerweile einige Soehne anschliessen (Toechter sind herzlich eingeladen aber haben bis jetzt noch kein Interesse gezeigt). Dieses Jahr waren wir 15 Personen auf 5 Booten verteilt. Dabei war ein Boot ein gechartertes Guideboot da Glenn aus Vancouver sein meerestaugliches Boot nicht hatte rechtzeitig instandsetzen konnte – und wohl auch nicht mehr wird. Ausserdem konnte Glenn selber ueberhaupt nicht teilnehmen da seine Baufirma im Dauerstress seiner Anwesenheit bedurfte. Schade. Aber sein Sohn Cody, Freund Jason mit Sohn Fin und gemeinsamer Freund Josh waren dabei und fuhren 2 Tage mit dem Guide raus. Den Guide hatte unserer Freund Jerrod organisiert, der in Bamfield gute private Kontakte unterhielt. Aber das Abenteuer fing schon auf der Hinfahrt an. 3 Boote kamen von Victoria und Jerrod mit Sohn Demario von Nanaimo, 2h noerdlich von Victoria – auf dem halben Weg von Victoria nach Port Alberni, von wo aus wir nur mit den Booten weiterfahren wollten; wie schon einige Male zuvor.

Um eine gute Gezeit zum slippen an der Clutesi Marina am Somas River in Port Alberni zu erwischen, fuhren Carl und ich 4:30 Uhr in Victoria los. Das haette uns gegen 8:00 Uhr slippen lassen. Ausserdem war der Highway kurz vor Port Alberni von einem vorherigen Waldbrand beeinflusst und zwischen 9:30 und 17:00 stuendlich fuer eine Richtung gesperrt – da wollten wir schon durch sein um etwaigen Aufenthalt zu vermeiden. Meine Crew waren Dave und mein Sohn Ricardo und kurz nach 6 Uhr waren wir kurz vor Nanaimo als uns eine Textnachricht von Jerrod erreichte, dass der Port Alberni Highway fuer mindestens 24h komplett gesperrt waere wegen eines Felsschlages im Zuge des naechtlichen Regens. Der Waldbrand hatte den Steilhang fuer Fels- und Erdrutsche anfaellig gemacht. Was jetzt!? So eine Sch….! Jerrod blieb erstmal gleich zu Hause um die Nachrichten weiter zu verfolgen. Captn Miller mit seiner Crew waren gluecklicherweise schon am Abend zuvor nach Port Alberni gefahren – als haetten sie die Gefahr geahnt – sie waren jetzt gut dran! Es gab nur eine asphaltierte Strasse nach Port Alberni wo es 60 km durch den Fjord ueber Wasser nach Bamfield ging. Das war unsere uebliche Route. Es gab noch eine fuerchterliche Schotterpiste von Cowichan Lake nach Port Alberni und dann auch weiter bis nach Bamfield. Vor vielen Jahre bin ich mit einigen der Jungs diese Strecke mal mit meinem grossen SUV nach Bamfield gefahren. Nach einem platten Reifen und chronischem Bandscheibenschaden unterwegs hatten wir uns alle geschworen niemals diese Strecke mit einem Boot im Schlepptau zu fahren.

Aber es schien jetzt die einzige Option noch rechtzeitig unser Quartier zu beziehen und keinen Tag des Trips zu verlieren. Wir hatten nur 3 Naechte gebucht und die Nachrichten liessen es noch vollkommen offen, ob 24h fuer die Wiedereroeffnung des Highways ueberhaupt ausreichen wuerden. Das koennten auch gerne mal 2-3 Tage werden. Fuhren wir nun heim und liessen den Trip saussen und Captn Miller alleine im Bamfield Resort? Seit dem Waldbrand und der Highwaysperrung war die Schotterpiste die einzige Versorgungstrasse fuer nicht nur Port Alberni sondern auch fuer die beliebten Touristenorte wie Tofino und Ucluelet an der Westkueste gewesen und deswegen war die Schotterstrasse wohl gut unterhalten und mit einem einfachen Fahrzeug auch befahrbar. Aber Staub und Steinschlag waren immer ein haessliches Risiko wenn man sein Boot darauf bewegte. Jerrod war nicht zur Schotterpiste zu ueberreden – er wollte warten bis der Highway wieder offen war. Wir drehten erstmal wieder um – weiterfahren hatte fuer uns keinen Zweck mehr und fuhren 30 Minuten nach Duncan zurueck und trafen uns dort mit Carl und Ross in einem Fruehstueckscafe. Dort gingen wir nochmal alle Optionen durch. Carl brachte eine neue auf den Tisch: man koennte von hier ueber Lake Cowichan nach Port Renfrew fahren – alles Aspalt – dort slippen und die Haenger/Trucks auf dem Freizeitgrundstueck von Carl stehen lassen und die 70 km an der offenen Kueste nach Bamfield mit dem Boot fahren. Hm. Das war praktisch den ganzen beruehmten Westcoast Trail (5 Tage Wanderpfad) entlang. Aber der Trail war urspruenglich angelegt worden als ein Rettungspfad fuer Schiffbruechige – entlang dem Graveyard of the Pacific! Autsch!

Der Wind sollte heute nicht schlecht aussehen fuer so eine verrueckte Tour. Einige Guideboote machten diese Tour am Anfang der Saison jedes Jahr aber das war eine andere Klasse an Booten. Bei super Wetter hatte Carl die halbe Tour bis zur Nitinatmuendung in seiner Jalopy schon paar Mal gemacht; aber Carl war auch schmerzfrei, seefest und ohne Vorsicht. Und wer garantierte uns passables Wetter 4 Tage spaeter? Mir war unwohl bei dem Gedanken aber ich wurde dennoch ueberredet. Wir uebermittelten Jerrod und Chris Miller unseren Plan und machten uns auf den Weg. Eine Stunde spaeter liessen wir unsere beiden Boote in Port Renfrew ins Wasser, parkten die Gespanne im Wald bei Carl’s Huette und legten dann ab.

Paar Minuten spaeter, als wir die Renfrew Bucht verliessen, sahen wir was uns erwartete auf dieser Tour: dichter Nebel und eine haessliche kurzfrequentige Duenung – auch wenn die Duenung nicht hoch war, machte die kurze Frequenz die Fahrt in die Wellen sehr unbequehm und mehr als 30 km/h Tempo war einfach nicht drin ohne die Nieren zu verlieren. Dabei mussten wir immer wieder Treibgut und Angelbooten ausweichen die ploetzlich aus dem Nebel auftauchten. Nach 1,5h wurde die See etwas ruhiger bei Nitinat und auch der Nebel lichtete dort. Wir atmeten mal tief durch und machten eine kurze Pause. Dann ging es weiter. Eine halbe Stunde spaeter wurde die Duenung hoeher und ploetzlich blieb die Jalopy stehen. Carl rief uns ueber Funk an und wir hoerten den piependen Motoralarm im Hintergrund. Gluecklicherweise stellte sich nur heraus, dass ein Kelpblatt sich um den Kuehlwassereinlass gelegt hatte und so den Motor kurzfristig ueberhitzt hatte. Nach 5 Minuten ging es weiter aber war eine Mahnung, dass so eine Tour nur mit tiptop Ausruestung zu wagen war. Bald kam Cape Beale in Sicht, die wilde Spitze hinter der der Barkley Sound anfing und von wo es nur noch 20 Minuten durch den Fjord nach Bamfield ging. Vor dem Kap bauten sich haushohe Wellen auf die von allen Richtungen zu kommen schienen da die Duenung sich an der Kueste brach und wieder zurueck reflektiert wurde. Ausserdem verursachten viele Riffe und Untiefen eine Art Auftriebsstroemung die eine Art Waschmaschineneffekt im Meer erzeugte. Es waren sehr unbequehme 15 Minuten um diese Stelle zu passieren. Als wir das Kap umrundet hatten, surften wir mit der Duenung in den Fjord und bis vor das Inlet in dem Bamfield Harbour liegt. Nach 3h Fahrt aber wir waren alle heilfroh diese Tour so gut hinter uns gebracht zu haben und wir wollten erstmal nicht an die unvermeidliche Heimfahrt am Sonntag zu denken.

Jasons Gruppe kam am Abend an und Jerrod kam dann endlich am naechsten Morgen an. Und so hatten wir alle endlich diese Huerde ueberwunden. Der erste Angeltag stand under dem Einfluss von relativ starkem Wind. Selbst Jason’s Guideboot blieb im Fjord und fischte etwas geschuetztere Stellen auf Lachs. Carl, Jerrod und mein Boot suchten Windschutz hinter einer der vielen Inselketten im Barkley Sound und fanden dort ziemlich gute Angelbedingungen. Frage war nur ob sich dort auch Lachse herumtrieben. Dave und Ricardo liessen je eine Rute ein und ich fuhr uns an den Klippen und kleinen Buchten entlang. Carl und Ross fischten einen Kilometer weiter westlich und Jerrod ein bisschen oestlich tiefer im Fjord. Carl und Ross bekamen die ersten Bisse und verloren ein paar gute Lachse. Anfaenger! Wir bekamen auch paar Bisse aber erstmal nur Kleinzeug aller Arten. Eine unkartierte Untiefe verursachte ploetzlich etwas Panik an Bord als Dave und Ricardo rueckzuck ihre Downrigger hochholen mussten und Kelp an den Schnueren haengen blieb. Als Dave sein Koeder hinter dem Riff wieder einliess, bekam er sofort einen brutalen Biss und war am Fisch. Ricardo und ich machten das Boot landungsklar und nach einen sportlichen Drill sackte ich einen etwa 15 pfuendigen Chinook ein. Na also, ging doch!

Natuerlich schleppte ich nun hart um das kleine Riff herum aber weil ich dessen Ausmasse noch nicht gut kannte, kamen wir noch ein paar Mal zu dicht heran und entweder hing dann Kraut am Geraet oder ein kleinerer Vertreter einer Bodenfischart. Das Riff war definitiv belebt. Ricardo hatte ploetzlich einen Ripper am Haken der sofort die Schnur aus dem Clip gezogen hatte. Das war ein Brummer aber nach 10 Sekunden oder so wurde die Schnur wieder schlapp. Der Einzelhaken am Blinker war losgekommen. Ich gab ihm einen Squidkoeder mit zwei Einzelhaken. Wieder nahe des Riff’s bekam er einen guten Biss aber der blieb gleich gar nicht erst haengen. Ich schlug vor Ricardo auf die Jalopy ueberzuwecheln da Carl und Ross auch weiterhin alle ihre Fische verloren – das war wohl das Verliererboot!

Jerrod weiter oestlich hatte schon 2 halbstarke Chinooks um die 10 Pfund eingepackt. Dann meldete sich Jason vom Guideboot und berichtete von guten Chinooks vor Cape Beale und der naechsten Felsnase im Fjord – Whittlestone. Carl entschied dahinzufahren und nach einer Stunde ohne weitere Bisse verlegten auch wir und Jerrod dahin. Gute Entscheidung denn hier war Lachs da auch wenn es etwa welliger war. Captn Miller hatte hier die ganze Zeit gefischt und schon fast sein Limit an Chinooks – keine Riesen aber alle zwischen 12 und 16 Pfund. Ein paar Cohos sollten auch im Mix dabei sein. Dave schlug wieder als Erster zu bei uns und hakte einen Klon seines ersten Fisches heute. Ricardo erwischte dann einen guten Coho - der auch mit durfte. Ich war dann auch mal dran als es heftig an der Koederfischrute riss aber auch mein Fisch stieg nach einer Minute aus. Brrrrr. Die Lachse bissen kurz und schluckten nicht tief.

Dann war Beispause und wir beschlossen ein bisschen pilken zu gehen. Das ist an der Westkueste immer Spass und spannend da dort viele der Bodenfischarten noch zahlreicher vorhanden waren als auf der Innen- oder Suedseite der Insel. Und so brachten wir auch eine tolle bunte Palette zutage, ich erwischte den einzigen massigen Lingcod und einen fetten und knallroten Canary Felsenbarsch. Ricardo musste natuerlich wieder das exotische Zeug fangen – neben etlichen untermassigen Lings und urwuechsigen Cabezons fing er tatsaechlich 2 Bocaccio Felsenbarsche die in BC ueber Jahre sehr bedroht und daher streng geschuetzt waren, sich aber seit etwa 6 oder 7 Jahren wieder erholt hatten und jetzt auch wieder befischt werden duerfen (1 Stueck pro Angler pro Tag). Keiner von uns hatte diese Art auch nur jemals zu sehen bekommen. Sollen auch sehr lecker sein. Wir hoerten auch auf anderen Booten von guten Faengen – Lachs vornehmlich – aber den Vogel schoss Ross ab: als die Jalopy in eine kleine Bucht reinschleppte, zog ploetzlich was an Ross’ Schur. Kaum ein Biss, es schien sich wohl Kelp an der Schnur verfangen zu haben. Er holte ein und zur Verblueffung erschien eine andere Angelschnur. Er holte diese per Hand ein und eine high end Rute und Rolle tauchte auf. Aber als er die an Bord hatte, war dem noch nicht genug – die Schnur von der Rute zeigte noch immer ins Meer und als er auch diese einzog, fuehlte er Widerstand. Kraeftigen Widerstand sogar. Nach einiger Zeit brachte er einen 18 pfuendigen Chinook noch lebendig ans Boot – der ging auch mit auf die Jalopy. So hatte Ross ein $1500 teures Rute-Rollen Kombo und einen schoenen Chinook in einem gefangen. Wo gibt’s denn sowas!? Wir waren alle baff als wir diese Geschichte ueber Funk hoerten und spaeter den Beweis sahen.

Am Nachmittag hatten wir alle genug, der Wind wurde auch staerker und alle Boote kamen rein zum Dock des Resorts. Ricardo und ich hatten alle unsere Fische Dave ueberlassen, der das erste Mal dieses Jahr fischte und seine Vorraete aufstocken wollte. Wir brauchten kaum noch Fisch. Zum Abendmahl legten wir alle zusammen und Josh, unser semi-Profikoch (hat einen Food Truck), zauberte ein fantastisches Rippchenmahl mit allerlei Nebenbei auf unsere Teller. Und natuerlich musste das Wiedersehen und Ross’ unglaublicher Fang etwas begossen werden – der Limettenschnaps war dann fuer Dave etwas zuviel und er meldete sich fuer den naechsten Tag krank ab. Aber der zweite Tage sollte der einzige windstille Tage werden!

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9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 3

Freitag brach sonnig, warm und windarm an. Das war der Tag wo es mit Heilbutt und Lingcod auf den ersten Untiefen und Baenken vor der offenen Kueste klappen sollte. Jason, Josh und die zwei Jungs mit dem Guide bretterten auch gleich um 6:00 Uhr weit hinaus. Nachher hoerten wir das sie 29 Meilen weit draussen gewesen waren; und dort auch erfolgreich. Mein Boot war erstmal etwas verspaetet weil Dave nicht zur abgesprochenen Zeit aus seinem Raum kam. Es stellte sich heraus, dass sein Magen verrueckt spielte und er an Land bleiben wollte. Jaja, Limettenschnapps!

So fuhren Ricardo und ich alleine raus. Ross und Carl auf der Jalopy waren schon am Whittlestone unterwegs. Jerrod und Demario auch. Chris Miller und Crew waren am Cape Beale und vermeldeten auch gute Bisse und die ersten Faenge als wir auf dem Wasser waren. Wir beschlossen auch zum Kapp zu fahren, auch wenn dort die Duenung sich besonders hoch aufschaukelte. Ich suchte mir ein Kelpfeld vor einer Klippe raus; das war mir gestern schon als fischig aufgefallen. Wir setzten einen Blinker und ein Koederfischsystem an den zwei Schleppruten ein und ich zog die erste Bahn am Kelp-Pflanzenguertel vorbei. Biss! Am Blinker. Aber als Ricardo die Rute in der Hand hatte, war der Fisch schon weg. Da liess Ricardo schon die Rute fallen und sprang zur anderen Rute die bedenklich nach hinten zog. Der hing! Waehrend ich uns langsam vom Kelpfeld wegschipperte, raeume ich das Deck auf, denn Ricardo war an einen guten Fisch gekettete. Der nahm ordentlich Schnur bis er ploetzlich stehenblieb, Ricardo einen Ruck spuerte und der Spuk vorbei war. Mist!

Ich machte eine Schleife aussenherum um uns fuer eine weitere Passage am Kelpfeld vorbei zu positionieren. Inzwischen hatten wir dann auch beide Ruten wieder im Wasser. Diesmal kam ein Biss erst als wir schon an dem Pflanzenguertel vorbei waren und ich gerade ins tiefere Wasser abdrehte. Der Biss kam am Koederfisch und riss fast die Rute aus dem Halter. Ricardo war schnell dabei und setzte den Haken gleich mehrfach. Der Fisch hing, stellte sich aber als ein mittlerer Coho von vielleicht 6 Pfund heraus. Ich wollte heute hoechstens 2 Chinooks mitnehmen, hoffte eher auf Bodenfisch spaeter. Der Coho durfte also wieder schwimmen. Dann wieder eine Runde vor dem Kelp und rumms, wieder schlug es am Koederfisch ein. Ricardo machte alles richtig und er drillte den Fisch bestimmt schon 7 oder 8 Minuten und wir bekamen ihn sogar schon bei einem Sprung noch weit hinter dem Boot zu sehen aber dann war der Fisch ploetzlich wieder weg. Einfach den Haken abgeschuettelt! Als wir uns noch kopfschuettelnd ansahen, riss es nun hart an der Blinkerrute und diesmal sprang ich hinzu. Nun was soll ich sagen, der Apfel faellt nicht weit vom Stamm, nach einer heftigen Flucht kam auch mir ploetzlich die schlappe Schnur entgegen. Das gab es doch nicht!

Jerrod fragte ueber Funk wie es bei uns liefe und es fiel mir schwer die Wahrheit zu sagen. Aber die schaukeligen Wellen schreckten Jerrod sowieso ab da sein Sohn Demario schnell seekrank wurde. Er blieb lieber tiefer im Sound, auch wenn es da fischtechnisch ruhiger zuging. Capt’n Miller fischte nicht weit von uns aber bedeutend weiter draussen. Aber auch er fing wie man hoerte. Mir hatte es aber dieses Kelpfeld angetan, da stand ordentlich Fisch und wir hatten die Stelle fuer uns alleine. Die naechste Runde brachte gleich am Anfang der Pflanzen einen Biss, der schien eher zoegerlich und Ricardo wartete noch ein, zwei Sekunden bevor er anhieb. Dann ging aber die Post ab und die Schnur flog nur so von der Rolle. Vielleicht war das der ganz Grosse!? Ich machte das Boot landungsklar und fuhr uns etwas weg von den Klippen. Der Lachs war wohl voll auf Steriods und sprang trotz Flasher 3 Mal voll aus dem Wasser! Selten bei einem Chinook. Wir sahen das es ein guter Fisch war, aber auch kein Riese. Aber voller Energie und wir brauchten bestimmt 10 Minuten bis zur erfolgreichen Landung. Na also, es ging doch! Gut 16 Pfund der Bursche. Danach lief es; der Knoten war geplatzt. Jede Passage am Kelpguertel brachte mindestens einen Biss. Ich fing bald einen 15 Pfuender, der im Gegensatz zu einigen der Chinooks hier noch silberblank war. Dann hatte Ricardo wieder einen guten Fisch dran bis ploetzlich eine Robbe ihr haessliches Gesicht zeigte und ihm den Lachs glatt vom Haken riss. Wenigstens bekamen wir unser ganzes Geraet wieder zurueck. Wir beschlossen noch ein paar Runden C&R weiterzufischen weil es so gut biss und Spass machte. Wir liessen noch 2 oder 3 weitere Teener Chinooks frei nach feinen Drills. Dann hakte Ricardo was Schweres und der Fisch schoss mit Vollgas auf den Pflanzenguertel zu. Ricardo bekam ihn gestoppt und ich fuhr schon mit dem Boot dichter heran, da sahen wir ploetzlich einen grossen Schwall nebem dem Fisch an der Oberflaeche und nun riss die Schnur nur so von der Rolle. So eine Sch…. – wieder diese Mistrobbe! Ich fuhr schnell zwischen die Robbe und das Kelpfeld so das ihr der Weg in die Sicherheit abgeschnitten war. Sie musste ja bald mit dem Fisch auftauchen um zu atmen und das ergab vielleicht einen Moment sie ordentlich zu erschrecken so das sie vielleicht den Fisch losliess. Wenn wir dann dicht genug dran waren, koennten wir den Fisch vielleicht noch retten.

Dann tauchte sie auf, vielleicht 20 m vom Boot. Wir sahen den Fisch in ihrem Maul – das war unser Groesster heute, vielleicht 20 Pfund. Das stachelte unseren Aerger noch mehr. Ich hatte fuer solche Faelle immer ein paar handlige Steine an Bord, wie auch eine Zwille mit Glasmurmeln. Ich schmiss die Steine zur Robbe und sie platschte erschreckt aber liess leider den Fisch nicht los und tauchte nach paar Sekunden wieder ab. Sie versuchte am Boot vorbei Richtung Klippen zu kommen aber ich drehte den Motor auf und schnitt ihr weiter den Weg ab. Unter uns durchzutauchen traute sich das Biest nicht. Als sie das naechste Mal erschoepft auftauchte, schmiss ich alle restlichen Steine nach ihr und sie fluechtete seitlich weg. Dann sah ich sie wieder vor dem Boot auftauchen aber Ricardos Schnur schien noch senkrecht tief ins Wasser zu gehen. Ich fuhr der Schnur nach und wir sahen was passiert war; dort war eine Untiefe mit Kelp obendrauf und die Robbe war voll durch diese Schlingpflanzen durchgebrettert und die Schnur hing da irgendwo drin. Ricardo versuchte durch Rucken die Schnur zu befreien was aber nur teilweise klappte. Ich schoss inzwischen eine Salve Glasmurmeln auf die nur 10m weg sitzende Robbe und nagelte ihr auch zwei Geschosse an den Kopf was ihr gar nicht behagte und sie fluchtartig wieder abtauchen liess; leider immer noch mit dem Fisch im Maul. Das ging noch minutenlang soweiter aber dann riss ploetzlich die Hauptschnur irgendwo am Grund von der Untiefe und alles war verloren. Allerlei Schimpfworte flogen in Richtung des Diebes und dann beschlossen wir das Robbenfuettern einzustellen und etwas anderes zu probieren.

Ich fand uns einen kleinen Unterwasserberg vor der Kueste und Ricardo begann zu pilken. Und er brachte allerei buntes Zeug nach oben. Aber ein massiger Ling war leider nicht dabei. Wir versuchten noch ein paar andere ufernahe Stellen mit weniger Erfolg. Ich liess uns ueber ein sandiges Plateau driften und angelte mit – wir wollten hier Heilbutt aufstoebern – aber ohne Erfolg. Ich schaute mir die leichte Duenung und den wenigen Wind an und schlug vor zur 5 Mile Bank zu fahren. Ricardo war es recht. Er war eh seefest. War ein bisschen ruppig gegen die Duenung, aber machbar. Dort angekommen, drifteten wir an der Kante zum Tiefen entlang. Eigentlich perfekte Bedingungen – leichte Drift aber man konnte prima Boden halten. Wir fischten hier knapp 100m tief und schwereres Geraet. Dann hatte Ricardo was dran und pumpte es hoch. Sah nicht nach Butt aus aber musste etwas Gewicht haben. Ich dachte an einen Yelloweye Felsenbarsch, den man eh wieder freilassen musste, wurde aber von einem schoenen Dorsch ueberrascht. Naja, den kann man schon vorzeigen. Wir versuchten es noch eine Weile aber ausser ein paar Dornhaien war nichts mehr.

Dann schleppten wir Koederfischsysteme auf der Bank direkt am Grund. Das musste doch Butt bringen wenn Butt hier war. Ich fing einen fetten 18 pfuendigen Chinook und mehrere Cohos auf diese Weise; aber keinen Butt. Ricardo fischte die zweite Schlepprute flach und fing eine Menge Cohos zum Spass. Es war kurzweilig und Spass hier zu fischen aber der Zielfisch war uns nicht vergoennt. Sehr seltsam. Normalerweise waren diese Westkuesten Offshore Banks voll von Butt und Ling. Am fruehen Nachmittag packten wir ein, stoppten noch an einer Pilkstelle unterwegs wo Ricardo einen Felsenbarsch nach dem anderen fing, aber nichts was wir noch behalten wollten. Dann war ein fischreicher aber buttloser Tag zu Ende.

Unsere Freunde auf dem Guideboot hatten ihre Heilbutt- und Lingcodquoten gefuellt. Der Guide meinte, so spaet in der Saison waeren die ufernahen Baenke leergefischt. Daher fuhren die Guides nun 20 plus Meilen raus. Unser Ergebnis schien das zu bestaetigen, allerdings habe ich Probleme zu glauben, das Angler diese riessigen Gegenden leer fischen koennen. Kann ich mir einfach nicht vorstellen. Wir reden hier von Baenken von vielen Quadratkilometern und etlichen davon. Vielleicht so reduzieren, dass es sich fuer die Guides nicht mehr lohnt, die ja schnell fuer 4 Gaeste mal eben 8 Butte fangen wollen um dann zu einer anderen Fischart ueberzuwechseln. Aber doch nicht leerfischen! Hm….

Jedenfalls hatten alle unsere Boote heute Lachs nach Wunsch gefangen; zumindest was die Stueckzahl anging. Aber nur Demario hatte einen um die 20 Pfund gelandet. Den Drill hatte ich sogar noch mit der Kamera eingefangen. Alle waren fleissig am filetieren. Dave ging es besser und er war heiss morgen nachzuholen.

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9.8. – 13.8. 2023; Bamfield – Barkley Sound – Tag 4/5

Samstag war unser letzter Tag und leider wieder etwas windig so das wir im Fjord bleiben mussten. Jason und Josh hatten keinen Guide mehr und machten Landurlaub. Sie hatten auch praktisch allen Fisch den sie erlaubt waren zu behalten, gefangen. Wir Privatboote hatten noch Platz auf den Lizenzen. Dave war nach seinem Ausfalltag heiss wie Frittenfett. Und wir begannen wieder am Cape Beale – obwohl ich Dave vor der Robbe gewarnt hatte. Er meinte, sie ware doch wohl noch satt von gestern und hatte damit wohl recht denn wir sahen nichts von ihr. Moege ein Orca sie zum Abendbrotsnack vertilgt haben!

Und es ging weiter wie gestern. So gut wie jede Passage am Kelpfeld brachte mindestens einen Biss. Und Dave verlor auch kaum Fische. Die Chinooks waren heute sogar einen Tick groesser, so in der 17-18 Pfund Klasse. Und alle machten einen Heidenspektakel am Geraet. Besonders am Boot gab es ein paar bange Momente als der Fisch im letzten Moment vom Kescher fluechtete und unter dem Boot durch oder durch die Motoren raste. Aber Dave hatte ruckzuck zwei schoene Lachse im Boot. Einer scheuerte noch durch sein Vorfach kurz vor der Landung – die Lachse spaet in der Saison hatten fiese Zaehne entwickelt und man ging normalerweise ab August eine Schnurstaerke dicker beim Vorfach. Ich durfte auch noch einen Chinook landen den ich Dave auf meiner Lizenz schenkte. Und dann liessen wir noch 2 oder 3 Chinooks wieder frei. Man konnte sich mal so richtig nach Herzenslust ausdrillen. Hin und wieder war auch mal ein Coho am Haken die Dave auch gerne mit nahm wenn sie wenigstens 5 oder 6 Pfund hatten. Nach 3,5 Stunden hatten wir dann genug und wollten noch ein bisschen Lings pilken. Wir versuchten es erst in den Klippen vor der offenen Kueste aber fanden dort nicht viel Action. Ausser das einmal ploetzlich direkt neben dem Boot etwas laut aufschnaufte und ein grosser grauer Buckel auftauchte. Keine 10m neben uns ein Grauwal. Wir haetten uns fast in die Hosen gemacht, so erschrocken waren wir. Der Wal zog aber ganz gemuetlich bis in die Krautfelder vor uns weiter.

Dann nahm der Wind spuerbar zu und ich suchte uns Pilkstellen zwischen den Inseln. Da muss es doch auch noch den einen oder anderen Ling geben! Und tatsaechlich, an einer Kante packte dann noch ein massiger Ling an Ricardos Pilker zu. Eine Menge untermassige liessen fuer die kommenden Jahre hoffen. Allerlei Felsenbarsche wurden wieder freigelassen. Dave nahm noch einen haesslich-schoenen Cabezon mit. Und dann mussten wir dem Winde weichen. Damit ging wieder ein schoenes Angelabenteuer zu Ende. Allerdings hatten Carls Crew und meine am naechsten Morgen noch die lange Heimfahrt nach Port Renfrew vor uns. Und der Wind war staerker als auf der Hinfahrt. Aber wir mussten ja zurueck. Die Umrundung von Cape Beale war schon beaengstigend – dort tuermte sich die Duenung auf 10m auf und knallte gegen die Klippen. Die Wellen reflektierten zurueck und mischten sich mit der Aufstriebsstroemung und machten das Wasser zu einem einzigen Waschkessel mit Wellen aus scheinbar jeder Richtung. Mein 115 PS Motor war nicht stark genug um die hohen Wellen einfach mal so hochzufahren und so musst ich paar Mal im Wellental warten bis mich die naechste Welle mitnahm. Gott sei Dank fuhren wir diesmal mit der Wellenrichtung. Carl fiel sein Herz in die Hose als er uns einmal fuer 30 Sekunden hinter einer Welle verschwinden sah und fuer lange Zeit nicht mehr auftauchen sah. Er hatte das Funkgeraet schon in der Hand, sagt er. Als wir da durch waren war es eigentlich ein einfaches Nachhausesurfen. Kurz vor Renfrew bekamen wir auch noch eine Orcashow, klasse! Wir waren aber alle 5 heilfroh wieder festen Boden in Renfrew betreten zu koennen. Es hatte sich wieder gezeigt, dass mein Boot mehr abkann als ich, und Carl und ich sind uns einig – diese Tour nie wieder!

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