Lachsangeln Vancouver Island, BC

28.3.2014; East Sooke

Samstag war ich mal wieder auf dem Wasser. Mein Freund Carl wollte unbedingt mit und ich hatte nichts dagegen. Ich wollte nochmal die erfolgreiche Strecke in der Whirl Bay vom vorherigen Samstag probieren. Carl war eher an einer Heilbuttour interessiert. Wir schauten uns gemeinsam die Stroemungstabelle an und befanden, dass von Mittag bis 15:00 ein brauchbares Stroemungsfenster fuer Butt am Mudhole sei. Davor bestand ich auf 1-2 Stunden Lachsschleppen.

Carl’s Jalopy war dieses Jahr noch nicht getestet und brauchte wahrscheinlich erst die eine oder andere Ueberredung zum Start und so nahmen wir lieber Red Hot mit. Wir wasserten in Pedder Bay Marina, da das genau in zwischen Whirl Bay und Mudhole lag. An der Bootsrampe trafen wir Gary Cooper, den TV Show Host von Nice Fish TV, eine der aeltesten und bekanntesten Angelshows hier in BC. Gary ist mit seinen 68 Jahren immer noch im Geschaeft und angelt selber immer noch fleissig. Die meiste Zeit angelt er auf Einladung aller moeglichen Angellodges und Resorts rund um die Welt fuer die Produktion seiner Shows. Schon bewundernswert wie er es geschafft hat aus seinem Hobby einen nicht nur eintraeglichen sondern auch einen einfach nur traumhaften Job zu machen. Wer wuerde nicht gerne alle tollen Angelreviere der Welt beangeln und dafuer noch bezahlt werden!? Trotz allem fischt Gary aber immer noch gerne in seinem Heimrevier um Victoria. Er hat seine 10 m Jacht in der Pedder Bay Marina liegen.

Wir plauderten mit Gary eine Weile und ich erzaehlte vom vorwoechigen Erfolg. Gary bat uns ihm unseren heutigen Bericht zu texten. Er wuerde am naechsten Tag ein paar Gaeste auf’s Wasser fuehren und haette gerne ein paar fangfrische Tipps. Artig versprachen wir es; mit solchen Prominenten stellt man sich besser gut!

Als wir aus dem kurzen Fjord herauskamen, schlug uns eine unbequehme, kurzfrequentige Duenung entgegen. Wo das nur herkam? Es war absolut kein Wind und normalerweise kommt keine Duenung so tief in die Juan de Fuca Strasse. Da musste vor kurzem ein heftiger Pazifiksturm genau in der Richtung der JDF Strasse geblasen haben. So brauchten wir ca. 20 Minuten bis zur Whirl Bay und wurden ordentlich durchgeschuettelt. In der Bucht hielten sich die Wellen in Grenzen und wegen der Windstille war abzusehen, dass es zunehmend besser werden wuerde.

Ich vertraute natuerlich wieder meinem Coho Killer Blinker. Carl montierte einen 10 cm Coyote Blinker – auch in Glow-Gruen. Ich folgte den GPS Spuren vom vorherigen Trip und wir hielten unsere Koeder in unmittelbarer Naehe zum Grund. Die Stroemung war gerade im Begriff von Ebbe auf Flut zu wechseln. Interessanter – oder besser – ungluecklicherweise hatte das Tiefenwasser schon auf Flut umgestellt waehrend das Oberflaechenwasser noch ebbte. Das machte das Schleppen in 50 m Tiefe schwierig und bei zwei Schwenkmanoevern erhielten wir jeweils einen moerderischen Schnursalat als sich unsere Geschirre verfingen.
Wir trafen einen Bekannten mit seiner Familie; Bill ein alter Arbeitskollege von Carl und vielmaliger Teilnehmer und auch schon Gewinner meines Fishing Derbys. Bill versuchte es zuerst etwas flacher und wir wollten ueber Funk in Kontakt bleiben.

Meine Rutenspitze ruckte hin und wieder weil der Koeder am Grund auftitschte. Carl hatte mehrmals schon einen Weckruf auf seinen Lippen als er dann doch realisierte, dass das nur der Bodenkontakt war. Doch dann sah ich wie es zwischen den periodischen Bodenrucken auf einmal ungeduldiger ruckelte. Das ist wirklich schwer zu unterscheiden und manchmal nur so ein vages Gefuehl. Beissen die Winterlachse aggressiv, so wie letztes Wochenende, dann loest die Schnur beim Biss sofort aus dem Downriggerclip aus und man weiss, dass man am Fisch ist. Heute war es mehr eine Ahnung die mich die Rute aufnehmen und anrucken liess. Der Clip loeste aus, ich kurbelte schnell auf Spannung und nahm Fuehlung auf – Fish On! Deutlich konnte man das unwillige Rucken eines Fisches tief da unten spueren.

Der Fisch war kein Riese und kaempfte maessig und so verlief der Drill recht unspektakulaer. Erst kurz vor dem Kescher spielte er nochmal verrueckt und liess uns bangen da wir da schon erkannt hatten, wie knapp der Einzelschonhaken sass. Aber wir hatten Glueck und konnten ihn landen. 7-8 Pfund geschaetzt; kurz aber gut im Futter. Nun wollte Carl aber auch etwas erlegen. Er wollte schliesslich nicht wie Dave letzte Woche abenden.

Ich gab Bill den Bericht ueber Funk und er kam auch sofort zu uns. Kurze Zeit spaeter sahen wir ihn auch einen Lachs landen. Carl wollte gerade seinen Koeder kontrollieren und vielleicht auch auswechseln und begann einzuholen, als ploetzlich etwas dagegenzog und er in Kampfstellung ueberging. Ha, da hatte ein Lachs beim Einholen zugeschnappt! Der schien auch ganz ordentlich zu sein denn er nahm auch 2 Mal eine ganze Strecke Schnur. Nach einer Weile sahen wir weit hinter dem Boot einen Schwall an der Oberflaeche auftauchen. Noch zwei Kurbelumdrehungen blieben Carl als dann ploetzlich der Kontakt abriss. Haken ausgeschlitzt! Oh well…

Bei einem wiederholten Schnursalat beschlossen wir nun auf Heilbutt umzusetzen. Wir packten das Lachszeug weg und duesten zum Mudhole. Die Wellen hatten sich mittlerweile schoen gelegt. Wir liessen den Anker hinab und schickten unsere Heringskoeder mit Butt Juice und besten Wuenschen zum Grund – oder wohin eigentlich? Der Grund war fast nicht zu erreichen oder schon nach Sekunden wieder verloren. Nanu? Laut Stroemungstabelle sollte es hoechstens 1 – 1,5 Knoten sein. Das hier war deutlich mehr. Ich haengte noch ein 500 g Blei zu den schon 1000 g dran und selbst damit konnte ich hoechstens 5 Minuten Grund halten bis ich Schnur nachgeben musste. Wir verbuchten ein paar Haibisse und waren gar nicht begeistert von der Aussicht Dornhaie aus ueber 100 m Tiefe und gefuehlten 1000 m Entfernung regelmaessig hochzuholen.

Da die Stroemung fuer die naechsten 2 Stunden nicht abnehmen sondern eher noch zunehmen wuerde, brachen wir nach ca. 40 Minuten wenig begeistert ab. So eine Pleite. Da waeren wir lieber beim Lachsschleppen geblieben. Wie das nur passieren konnte?

Zurueck in der Marina klaerte sich unser Missgeschick auf. Ich hatte mich im Januar vom Fachmann meines Vertrauens ueberreden lassen, eine andere Stroemungstabelle zu kaufen als die, die ich jahrelang benutzte. Die, auf die ich mich schon seit Jahren verlasse und mit der ich durchweg zufrieden war, war naemlich aufgekauft worden bei der Firma die meine neue erstellte. Es gab jetzt also nur noch 2 Konkurrenten auf diesem Markt. Im Marina Store lagen beide Tabellen zum Verkauf und ich verglich die beiden fuer den heutigen Tag und siehe da, die die ich besass unterschaetzte die Stroemung bei fast 1 Knoten. Die andere Tabelle (Murray’s Tables) wiess richtig auf 2-2,5 Knoten heute hin. Wenn ich das gewusst haette, haetten wir es gar nicht erst auf Butt versucht, oder erst spaeter.

Naja, kann man nichts machen. Dumm gelaufen und wieder was gelernt – und gekauft – naemlich die Murray’s Stroemungstabellen! Frage mich nur warum die die alten und gutfunktionierenden Tabellen nicht bei der Firmenuebernahme beibehalten haben.

Beim Bootherausholen lachten wir uns ueber die Kapriolen eines Flussotters am Dock kaputt. Da stand am Ende des Docks einsam ein Picknicktisch mit Sonnenschirm auf einem blauen Outdoor-Teppich. Den Teppich fand der Otter wohl zu bequehm und angenehm und er rollte und waelzte sich darauf – zu trollig diese Otter!

Auf dem Nachhauseweg textete Bill zu Carl: “3 Chinooks”. Und eine Stunde spaeter, wie ich nachher erfuhr, “1 Heilbutt ca. 30 Pfund”. Bill, Hut ab, Du hast wohl alles richtig gemacht! Ich schickte Gary Cooper abends eine Email mit dem Bericht von uns und Bill und Gary antwortete mir vor ca. 1 Stunde: Danke fuer die Tipps. Haben auf Deiner Strecke 4 schoene Chinooks zwischen 8 und 12 Pfund erlegt! Gary
Na, da ist das Selbstbewusstsein wieder hergestellt wenn man so einen Dank von einem Profi bekommt!

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Danke für den wieder mal interessanten Bericht. Guter Strat ins Angeljahr!

Petri

Hans
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Hallo,

Macht immer wieder Spaß deine Berichte zu lesen - sowohl Heilbutt, als auch Lachs.
Weiter so!! Vielen Dank.

Gruß,
Alex

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5.4.2014; East Sooke

Mein Sohn und ich sind letzten Samstag zu einer kurzen Schlepprunde auf Lachs nach East Sooke gefahren. Wir wollten nochmal die starke Ebbstroemung in der Whirl Bay versuchen, die schon manchem Lachs zum Verhaengnis wurde. Wind sollte ruhig bleiben, dafuer bestand die Gefahr von Schauern. Aber das konnte uns nicht abhalten.

Wie meistens fuer Whirl Bay-Touren liessen wir das Boot in der Pedder Bay Marina zu Wasser. Dann duesten wir die 10 Minuten zu den Fanggruenden. Es musste sich wohl herumgesprochen haben, dass Whirl Bay ein paar gute Fische abgegeben hatte; einige der Top-Guides drehten schon ihre Schleifen. Ich sah auch wieder den Kreuzer des Mr. Coopers, dem Produzent der Nice Fish TV Show. Aber fangen sahen wir erst einmal keinen. Die meisten der etwa 12 fischenden Boote tummelten sich auf meiner bevorzugten 35 – 55 m Tiefenzone. Wir gesellten uns dazu und liessen den unschlagbaren Coho Killer Blinker und einen UV Plastik-Squirt an den zugehoerigen Flashern zum Grund.

Die erste Bewegung sahen wir auf einem passierenden Charterboot wo wir eine Frau mit stark gebogener Rute drillen sahen. Wir beobachteten das eine ganze Weile gespannt, da da wohl was Besseres am Haken haengen musste. Nach einer Weile sahen wir den Guide mit dem Gaff zulangen und einen etwa 20 pfuendigen Heilbutt an Bord bringen. Eine lautes Hallo auf diesem Boot begruesste den ueberraschenden Fang. Und ich hatte mich vor kurzem noch gewundert, dass in all den Jahren in denen ich Whirl Bay grundnah befische, nie einen Heilbutt beim Schleppen erwischt hatte und auch nie von so einem Zufallsfang gehoert hatte.

Als ich wieder etwas mehr Aufmerksamkeit auf unsere Rutenspitzen verwandte, bemerkte ich ein ungewoehliches Zittern an der Blinkerrute. Ricardo wollte dem mal auf den Grund gehen und zog an. “Ist was ‘dran aber kaempft nicht viel – nur schwer.” meinte er. Langsam brachte er das Ganze zur Oberflaeche und bald sahen wir einen dicken Felsenbarsch hinter dem Flasher die Oberflaeche durchbrechen. Ein fuer diese Gegend wirklich fetten Kupfer-Felsenbarsch. Hat noch Schonzeit und war auch in guter Verfassung zum Freilassen. Ricardo staunte ueber die wehrhaften Stacheln des Fisches.

Als wenn eine ganze Kupferbarschfamilie diesen Teil der Bucht uebernommen haette, fingen wir noch 2 weitere der gleichen Sorte, nur ein bisschen kleiner. Alle gingen wohlbehalten wieder zurueck. Es ist schoen zu sehen, dass diese schicken und auch sehr leckeren Fische ein Comeback machen, wenn auch sehr langsam. Mit dem Rotbarsch entfernt verwandt, sind alle Mitglieder der Felsenbarschfamilie (Rockfish) extreme langsamwuechsig und einmal dezimiert durch Ueberfischung dauert es viele Jahre um Bestaende wieder aufzubauen. Felsenbarsche brauchen teilweise 10 oder sogar bis zu 20 Jahre bis zur Geschlechtsreife.

Danach schienen wohl die Lachse hungrig zu werden. Ricardo hatte die Plastiksquirtrute auf seine Lieblingstiefe 101 Fuss hochgeholt – obwohl ich ihm nicht viel Hoffnung damit machte. Daher fiel die Action auf die Blinkerrute die nun in regelmaessigen Abstaenden zu rucken anfing. Ricardo drillte 3 oder 4 Chinookchen um die 40-50 cm hoch. Zu klein fuer unseren Geschmack. Wir sahen auch andere Boote den einen oder anderen Kleinlachs landen. Endlich, nach vielleicht dem 5. oder 6. Kleinen schnappte sich mal ein etwas besserer den Koeder. Ich durfte zur Abwechslung mal drillen und brachte einen vielleicht 5-6 Pfuender zum Boot. Der sollte mit als Belohnung fuer unsere Geduld.

Als sich danach wieder die Kindergartentruppe an den Haken vergriff, packten wir ein. Hatten genug Action gehabt, nur die Groesse war stark verbesserungswuerdig. Auf dem Heimweg stoppten wir kurz bei Gary Cooper’s Boot und ein offensichtlich gutgelaunter Gary hielt uns 2 wunderschoene 10 – 12 Pfund Winterlachse hoch! Unglaublich! Er hatte doch genau auf unserer Strecke gefischt! Offenbar hatte der alte Fuchs eben doch noch paar geheime Tricks auf Lager! Alles in allem ein schoener Kurztrip, bei dem der Regen auch ferngeblieben war.

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AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Ist echt großartig wie und was du hier immer Berichtest !:bindafuer:
Das ist wie eine Unendliche Geschichte !!:Smilie4:

Danke !!:]
 
AW: Lachsangeln Vancouver Island, BC

Und jedes mal lernt man wieder etwas hinzu. Danke für den schönen Bericht. Der Felsenbarsch ist schon beeindruckend. Der Lachs würde mir aber auch gefallen.

Petri

Hans
 
19.5.2014; East Sooke

Endlich mal wieder was zu berichten. Bin kaum auf’s Wasser gekommen in letzter Zeit. Einen kurzen Trip zu den Oak Bay flats mit meinem Sohn hatte ich Euch verschwiegen – ausser 2 untermassigen Chinooks und einem Besseren der uns von einer Robbe vom Haken gestohlen wurde, gab’s nicht viel zu erzaehlen. Auch hatten Ricardo und ich kuerzlich mal das Kanu auf einem nahen See reaktiviert und haben ein paar Wobbler und Fliegen hinterhergezogen. Aber auch da war das Fangresultat eher unterwaeltigend.

Letzter Montag war Feiertag, windstill und sommer-sonnig. Was lag naeher als vor meinem laengeren Auslandsaufenthalt noch einmal ausgiebig auf Silberjagd zu gehen. Die ersten dicken Brummer wurden schon gefangen – wenn auch noch nicht regelmaessig und in grossen Zahlen. Victoria und Sooke stehen momentan wieder unter besonderen Entnahmebestimmungen fuer Chinooks – nur markierte Chinooks ueber 67 cm duerfen bis mitte Juni entnommen werden. Daher konzentrieren sich viele Angler auch noch auf die Winter Springs – die Fresslachse, die meist kleiner und zu 90% markiert sind. Danach werden sich die Bestimmungen sicherlich entspannen und mehr Angler auf gezielte Grosslachsjagd gehen.

Mein Freund Dave war Feuer und Flamme sein gaehnendes Loch in der Tiefkuehltruhe mit etwas Fisch zu fuellen. Und ausserdem wollte er sich von der persoenlichen Schlappe bei unserer letzten gemeinsamen Tour in Whirl Bay rehabilitieren. Wir liessen Red Hot an der Cheanuh Marina in East Sooke zu Wasser und fuhren im grellen Sonnenschein zu den Bedford Islands an der Muendung der Becher Bay. Diese kleinen, nakten Felsinseln dort brechen die starke Ebbstroemung und erzeugen interessante Kehrstroemungen und Ruhezonen. Ausserdem setzt sich die unregelmaessige Felsstruktur unter Wasser fort und verschafft damit vielen Fischen Unterschlupf.

Dave hatte sich ein exaktes Duplikat meines vormaligen Erfolgskoeders besorgt – gruen-glow Flasher und gruen-glow Coho Killer Blinker. Ich versuchte es erst einmal mit Koederfisch. Wir zogen einige Runden zwischen den Inseln und durch die Untiefen und Dave, der etwas grundnaeher fischte als ich, erwischte gleich ein paar mittlere Felsenbarsche, die wieder schwimmen durften. Die schienen den Coho Killer auch unwiderstehlich zu finden. Aber mit Lachs tat sich hier nichts. Wir konnten auch keine Futterfischschwaerme markieren. Unser Freund Jerrod war auch unterwegs, allerdings auf der anderen Seite der Bucht bei Aldridge Point. Ueber Funk liess er uns wissen, dass auch da nichts ging.

Wir schleppten daher die Kueste ostwaerts bis zur Whirl Bay. Vielleicht konnte man dort wenigstens ein paar bodennahe Winter Springs auflesen. Ich stellte wieder auf Coho Killer um und Dave versuchte nun einen anderen Blinker. Das Echolot liess nicht viel Aufregung aufkommen. Nach einer Weile sah ich eine deutliche Sichel am ebenen Grund. Ich verwiess eben Dave auf dieses schoene Musterbeispiel einer Fischanzeige auf einem Echolot als es ploetzlich an meiner Rute losruckelte und ich den ersten Lachsdrill verbuchen konnte. Das passiert nicht oft: Fisch sehen, hoffen und haken! Es war klar, dass es kein Grosser war aber ich war froh ueber jegliche Art an Action. Bald hatte ich einen etwa 7 pfuendigen markierten Chinook ans Boot gedrillt und Dave langte mit dem Kescher zu. Da hatte der Coho Killer also wiedermal zugeschlagen. Dave schuettelte nur unglaeubig den Kopf, hatte er doch gerade den Coho Killer Blinker ausgetauscht. Lachend meinte ich, dieses Combo funktioniert eben nur an meiner Rute!

Dann sprang Dave ploetzlich auf und riss seine Rute aus dem Halter. Rute krumm – aber der Fisch nahm keine Schnur. War einfach nur schwer mit dem einen oder anderen Kopfschuetteln. Kleiner Butt? Gespannt wartete ich was da Dave wohl langsam nach oben pumpte. Etwas braunes erschien hinter dem Flasher und kurz danach sahen wir schon das zaehnestarrende aufgerissene Maul eines mittleren Ling Cods. Ich holte die Kamera heraus und deutete Dave eine Sekunde mit der Landung zu warten. Der Haken sass aber nur ganz knapp in der Haut der Lippe und in dem Moment als ich die Kamera einzoomte riss der Haken aus und mit einem kraeftigen Schwanzschlag schoss der Ling in die Tiefe. Kopfkratzend schauten wir beide uns vielsagend an. Wir troesteten uns mit der Theorie, dass der Fisch eh nicht das Mindestmass gehabt hatte (65 cm).

Nun wurde ein Adler auf dem Church Rock auf uns aufmerksam und kreiste ganz dicht ueber unseren Koepfen. Ich warf ihm einen Koederfisch ins Wasser neben das Boot und er flog auch darauf zu bis er wohl bemerkte, dass es sich fuer so einen kleinen Fisch nicht lohnte die Fuesse nass zu machen. Tolle Show aber!

Dave war auch weiterhin auf Grundfisch eingeschossen und schleppte noch zwei oder drei Felsenbarsche ab. Einer davon war auch von brauchbarer Groesse und ging zu dem Lachs in die Kiste. Die anderen warf er aufreizend fuer den Adler hinter das Boot um ihn erneut anzulocken aber der Adler hatte jetzt wohl genug von unseren Spielchen.

Als Dave wieder einmal seinen Koeder einzog zum kontrollieren, gab es ploetzlich einen Ruck in seiner Rute und total ueberrascht rief er “Fish On!”. Na sowas, beim Einholen? Um den Fisch dismal zu landen, drillte Dave den Fisch sehr vorsichtig. Wieder kam ein halbstarker Chinook zu Tage; 5-6 Pfund vielleicht. Dave war nicht mehr in Opferlaune und dachte an seine leere Tiefkuehltruhe – der ging mit. Triumphierend meinte er, dass nun meine Lachsvorherrschaft vorbei sei und ich von nun ab nur noch seine Fische keschern musste. Nicht so schnell, mein Freund.

Vielleicht 20 Minuten spaeter liess ich nach einer Koederkontrolle meinen Coho Killer bis zum 50 m tiefen Grund hinab. Als ich das Downriggerblei am Boden aufschlagen spuerte, kurbelte ich ein um die Rute auf Spannung zu bringen. Im Moment als ich die Rolle losliess, riss es an der Rute und die Rute loeste aus. Aha, Biss! Ich nahm die Rute sofort auf, kurbelte die momentan schlaffe Schnur ein bis ich Widerstand spuerte und versenkte den Haken. Fish On! “Gibt’s doch gar nicht”, meinte Dave. Ich drillte wieder das gleiche Kaliber an Chinook zum Boot. Dieser Fisch kaempfte eigentlich fast gar nicht bis zum Boot; bedachte Dave dann aber mit einer spektakulaeren Airshow als dieser ihn keschern wollte. Ich koennte schwoeren, dass der Fisch schon zweimal im Kescher war und es schaffte komplett wieder herauszuspringen. Schliesslich hatte Dave ihn doch eingetuetet und er kam ins Boot und zu den anderen in die Box.

Ueber Funk berichteten wir Jerrod ueber unsere Silberladung und er hatte genug von Aldridge Point und kam heruebergeflogen. Seltsamerweise draengelte nun Dave er wuerde gerne noch 1-2 Stunden bei Aldridge Point auf Grosslachs versuchen. Es gab ueber die letzten paar Tage einige vielversprechende Forumsberichte von Grosslachsfaengen bei Aldridge. Aber hatte Jerrod nicht gerade bewiesen, dass die heute da nicht da waeren? Aber die Ebbe schwang nun bald auf Flut um und bei Flut hatte ich da in der Vergangenheit schon manche Sternstunde erlebt. So hoben wir ab im selben Moment als Jerrod seine Ruten in Whirl Bay einliess. Er musste wohl sehr irritiert gewesen sein ueber unser Verhalten.

Bei Aldridge angekommen, montierte ich wieder die Koederfischmontage und fischte flach auf 20 m Tiefe. Ich zog meine Runden um das dortige Riff auf der 40 m Tiefenlinie, da Dave immer noch tiefer fischte. Wir sahen eine Menge Fisch auf dem Echolot auf den stromab gelegenen Seiten der Untiefen. Ich vermutete Felsenbarsche und dergleichen und wir konnten uns gleich auch davon ueberzeugen, denn Dave war noch immer der Barschkoenig! Der hatte wohl einen Pakt mit denen geschlossen!

Ich setzte mich dann erstmal unters Dach, aus der Sonne und futterte etwas. Es verging eine Stunde ohne weitere Lebenszeichen aus dem Wasser. Dann war es Zeit meinen nun schon alten Koederfisch zu wechseln oder wenigstens mal zu kontrollieren. Vielleicht war ja gar nichts mehr dran!? Ich legte gerade meine Hand auf die Rute als ich die Rutespitze rucken sah – etwas verdutzt schaute ich genauer hin und dann ging alles ploetzlich ganz schnell. Die Rute loeste aus, ich riss die Rute heraus und schlug an waehrend ich auf Spannung kurbelte. Fish On! Und schwerer Widerstand. Ein, zwei Sekunden noch und ploetzlich zog das Ding Richtung China. Unaufhaltsam, wenn es einmal zu stoppen schien und ich gerade die Finger an die Rollenkurbel legte, ging der D-Zug wieder ab! Mensch, die haben eine Kraft! Und Mensch macht das Spass. Ich hatte mittlerweise locker 150 m Schnur verloren und Dave wurde unruhig da der Fisch nun flach zog und in einer Gegend in der heimkehrende Anglerboote ueber die Schnur fahren konnten.

Dave hatte mittlerweile alles andere Geraet eingeholt und drehte nun das Boot und fuhr dem Raketenfisch hinterher. Nun gewann ich Schnur zurueck. Ich musste nur aufpassen, dass ich mit Dave’s Tempo mithielt und die Schnur nicht schlaff wurde. Das waere das Ende dieses Drill gewesen. Mein Handgelenk schmerzte schon vom Hochgeschwindigkeitskurbeln. Dann waren wir praktisch ueber dem Fisch und Dave ging in Leerlauf. Der Bursche stand tief und wollte sich nur sehr schwer nach oben bringen lassen. Ein oder zweimal setzte er noch zu einer kurzen Flucht an aber man merkte nun dass der erste Megasprint seine Spuren hinterlassen hatte.

Dann tauchte das silberne Kraftpaket neben dem Boot in der Tiefe auf. Ein toller Anblick. Vorsichtig hob ich ihn zur Oberflaeche. Wir meinten beide, dass die Chance dass das ein markierter war, waere aeusserst gering. Darum hatte Dave auch keinen Kescher fertig und ich war auch nicht so sehr besorgt ob der Haken vielleicht doch noch herausflog. Aber als wir den Prachtfisch an der Oberflaeche hatten, meinte Dave zuerst “Ich sehe keine Fettflosse!”. Ich schaute ueber seine Schulter und bestaetigte “Ich auch nicht!”. Da wurde es ploetzlich hektisch; Dave sprang zum Kescher und ich wurde ploetzlich nervoes “bloss keinen Fehler machen, jetzt!”. Der Fisch zog noch mal kurz unter das Boot aber als ich ihn erneut neben dem Boot hatte, schlug Dave mit dem Kescher zu und der kraeftige Chinook kam in das Boot! So ein Glueck! Wir freuten uns lautstark und Nachbarboote, die uns beobachtet hatten, gratulierten uns.

Der erste Grosse des Jahres: 17,5 Pfund. Und was fuer ein beherzter Drill! Fantastisch. Dave konnte es nicht fassen, dass ich ihm wiedermal was vorgemacht hatte in Bezug auf Lachs – bei den Barschen war er mir heute meilenweit voraus!!! Ich troestete ihn und liess die Filets von zwei der kleineren und dem halben Grossen in seine Tuete rutschen. Bis auf seinen Stolz war damit seine Welt wieder voll in Ordnung. Jerrod hingegen wird mir diesen Tag wohl noch lange uebelnehmen. Er fuhr naemlich ohne jeglichen Fang nach Hause – nach dem wir jeweils vor und hinter ihm abgeraeumt hatten!

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7.7.2014; Bamfield

So, nach einer ganzen Weile Angelabstinenz ist es mal wieder Zeit einen Bericht einzustellen. Zwei Wochen Deutschland und anschliessend 2 Wochen Brasilien mit Fussball WM hatten mich vom Angeln fern gehalten. Aber auch auf dieser Weltreise konnte ich nicht ganz ohne Fischberuehrungspunkte auskommen; so haben mir meine Freunde in Bayern an der Saalach gezeigt, dass man auch in Deutschland in schoener Umgebung tolle Fische fangen kann! Und am Strand zwischen Rio und Sao Paulo habe ich lange einem Brandungsangler zugeschaut der Fisch auf Fisch aus den Wogen holte – alle erdenklichen Aquarienfischarten, die aber angeblich lecker schmeckten. Leider war die Verstaendigung mit den Brasilianern ohne Portugiesischkenntnissen sehr schwierig.

Kaum zurueck, rief mich mein Freund Dave an und ueberredete mich total begeistert zu einem 3 taegigen Angeltrip nach Bamfield, zur Tyee Lodge an der Vancouver Island Westkueste. Er hatte da ein Angebot zu sehr attraktiven Preisen bekommen. Weil es doch immer heisst, dass BC Lodges und Resorts so unverschaemt teuer sind (sind einige auch!) – hier mal eine Idee was wir bezahlten: pro Person (wir waren zu viert): 3 Uebernachtungen in komfortablen Doppelzimmern, gute Vollverpflegung von Sonntag Nachmittag bis Mittwoch Morgen (kein Alk inkl.), 2 x 8 stuendige Angelausfahrten mit Guide auf geraeumigen 26 Fuss Booten, Schlachten- Filetieren-Vakuumverpacken-Frieren dabei, schoene Zedernholzlodge direkt am Meer mit Whirlpool im Freien = $700 pro Person. Mit Trinkgeldern und Steuern und meinem Anteil an der von uns extra gebuchten Sonnenuntergangstour habe ich reichlich $800 fuer den ganzen Spass bezahlt. Das finde ich sehr anstaendig fuer was einem dafuer geboten wird. Hier ist der link falls sich einer dafuer interessiert: http://www.tyeeresort.com

Bamfield ist ein wirklich reizvoller Fischerort und lebt vom Angeltourismus – vorallem der BC’ler. Da es nur ueber Schotterpisten zu erreichen ist (ca. 1,5 Stunden von Port Alberni), wagen sich viele internationale Touristen mit Mietwagen da nicht hin. Die Schotterpiste dahin war auch wirklich nicht im Sahnezustand – wir hatten doch auch direkt einen Platten auf der Hinfahrt. Man kann aber auch Glueck haben, dass die Forstbetriebe, die die Schotterpisten nutzen und auch unterhalten, gerade die Strecke nachgebessert haben und dann faehrt es sich eigentlich ganz gut darauf. Es ist aber zu empfehlen einen SUV oder Pickup auf diesen Strecken zu fahren. Somit hat Bamfield eben einen noch einheimischen und authentischen Fischerortcharme. Es liegt in einer geschuetzten Bucht am Suedende des Barkley Sounds. Von Bamfield aus hat man die Moeglichkeit zu den produktiven Offshorebaenken zu booten oder aber wenn Wind-und Wellen das nicht zulassen, dann kann man in die endlose Inselwelt der Broken Islands im Barkley Sound eindringen und dort mit der fantastischen Kulisse der Kueste und der Inselwelt im Hintergrund eine tolle Inshoreangelei geniessen. Ausserdem beliebt sind Waletouren oder mehrtaegige Kayaktrips durch die Broken Islands.

Die Angelei vor Bamfield hat fuer jeden was dabei: Schleppangeln auf Lachs, offshore Schleppen auf Heilbutt, pilken auf Felsenbarsch und Ling Cod offshore und inshore, pilken auf Lachs, Grundangeln auf Heilbutt, Plattfischangeln an sandigen Buchten, Flugangeln auf Coho vor den Krautfeldern….
Tag 1:
Wir verstaendigten uns gleich Sonntag abend mit unserem Guide Rick, dass wir puenktlich um 5:30 am naechsten Morgen am Bootsdock vor der Lodge sein wuerden. Es wuerde windig werden die naechsten Tage, meinte Rick und wenn es eine Moeglichkeit offshore zu kommen gaebe, dann nur frueh morgens. Wir wollten es probieren. Wir liessen den Anreisetag im Whirlpool auf der Meeresblickterasse ausklingen und um unser Angelfieber noch weiter anzustacheln, konnten wir zwei Boote direkt vor der Lodge ein paar schoene Lachse einsacken sehen waehrend wir im Whirlpool sassen! Wir konnten es kaum erwarten!

Frueh schnell das bereitgestellte Fruehstueck verspachtelt, dann ruck zuck in die Anzuege und Stiefel, den bereitgestellten Mittagssnack eingepackt und los zum Dock. Ich nahm wieder meine eigene Rute mit damit ich mir nicht mit den hier typischen Rechtskubelrollen die Angellaune verderben musste. Dann legten wir ab und Rick steuerte das halboffene Aluboot auf den offenen Pazifik raus. Kaum waren wir aus dem Wind-und Wellenschutz des Fjordes und der Inselwelt heraus, zeigte sich der Ozean von seiner rauhen Seite. Kurzfrequentige 3-4 m Duenung und noch einen halben Meter Windwellen obendrauf… Jerrod, Dave, Glenn und ich draengten uns hinter den kleinen Steuerstand als das Wasser uns entgegengeflogen kam. Nach ca. 15 Minuten stoppte Rick und schaute nachdenklich in die Runde und wir nickten alle zustimmend als er 180 Grad wendete und wir nun mit den Wellen wieder Richtung Inselwelt duesten. Das waere mehr Krampf als Angeln geworden. Wir wollten ja schliesslich Spass haben.

Nach weiteren 15 Minuten stoppte Rick vor einer Kette von Inselchen und herausragenden Felsbrocken ueber die die Brandung nur so rueberkrachte. So im Halbnebel sah das gespenstig und unheimlich aus. Das Wasser auf der windabgewandten Seite der Inselkette war jedoch relativ ruhig und gut zu beangeln. Rick gab uns zwei Flasher und 2 Plastikkoeder – Squirts – die Sandaale imitierten – glow gruen mit blauem Streifen. Killer – wie er meinte. Wir vier waren alles erfahrene Schleppangler und handhabten das Angelgeraet natuerlich selber. Rick steuerte uns nur zu den Stellen und schlug hin und wieder eine Angeltiefe vor.

Es dauerte keine volle Minute und die erste Rute loeste aus. Und so ging das die ersten 2 Stunden nach Sonnenaufgang! Wir vier wechselten uns bei jedem Biss an den 2 Schleppruten ab. Die Bisse kamen hart und erbarmungslos. Viele kleinere Chinooks dabei – wir wollten alles unter 10 Pfund wieder freilassen. Glenn erwiess sich als Cohoexperte. Gleich seine ersten beiden gelandeten Fische waren schoene Cohos zwischen 8 und 12 Pfund. Kein anderer von uns erwischte einen Coho an diesem Tag obwohl wir das gleiche Geschirr benutzten. Dave sprang einmal zu seiner Rute als die wieder ausgeloest hatte und gleich brutal hinuntergerissen wurde. Der Fisch riss sofort 50m Schnur von der Rolle – das musste was Besseres sein. Aber in dem Moment als Dave den Fisch gedreht bekam, sah man einen Ruck an der Rute und die Schnur wurde schlaff. Und das Dave!!!

Jetzt war Jerrod dran. Rick drehte eine Kurve ueber die gleiche Stelle. Jerrod hatte seine Rute noch in der Hand als sie ausloeste und wieder ein D-Zug mit dem Koeder auf Tauchstation ging. Ein toller Drill spielte sich nun ab und der schoener Chinook zeigte sich paar mal an der Oberflaeche. Schliesslich konnte Rick den ca. 15 Pfuender keschern. Rick zog immer wieder enge Kreise ueber die Stelle und wir konnten nun auch auf dem Echolot erkennen was da unten los war. Ein dicker Futterfischschwarm und grosse Sicheln herum.

Ich war dran und liess meine Rute ein. Bis jetzt hatte ich schon einen ca. 12 pfuendigen Chinook im Boot. Wir sahen wie unsere Angelschnuere zu zittern anfingen als diese durch die dicke und dichte Futterwolke schnitten. Aber nun zuckte meine Rutenspitze etwas heftiger….hm….ein kleiner Winzling? Ich nahm die Rute auf und ruckte die Schnur aus dem Clip. Heftiger und sturer Widerstand begegnete mir! Und nach ein paar Sekunden konnte ich gleich die Finger von der Rollenkurbel nehmen da der Fisch mit Mach 3 davonzog. Aha, ein richtiger Fisch! Meine Kumpels groelten und feuerten mich an. Es war ein zaehes Hin und Her und ich spuerte heftige Kopfstoesse. Selbst dicht am Boot zog der Fisch noch ein paar Mal tief bis ihm dann wohl endlich die Puste ausging. Der Haken hing gut und so konnte ich ihn letztendlich problemlos ueber den Kescher schliddern. Geschafft! Knapp 18 Pfund wie sich spaeter herausstellte. Es geht doch nichts ueber einen Drill eines grossen Fisches – Mann, wie hatte ich das vermisst!

Glenn packet wenig spaeter noch einen 11 pfuendigen Chinook dazu und dann wurde es auf einmal ruhig. Die Beiszeit war vorrueber. Das waren aber tolle 2 Stunden gewesen auch wenn die Mehrzahl der gehakten Fische ziemlich klein war und damit wieder schwimmen durfte. Und ein paar groessere hatten sich leider wieder verabschiedet bevor der Kescher es richten konnte. War trotzdem viel Spass!

Rick funkte zu ein paar anderen Guides und meinte schliesslich, dass wir eine Heilbuttstelle ca. 5 km vor der Kueste probieren sollten. Der Wellengang haette sich etwas gemaessigt. So packten wir das Lachszeug ein und dampften auf das offene Meer. Es war eine ungemuetliche Fahrt und das leichte Aluboot schlug mehrmals heftig auf das Wasser auf als wir einen Wellenberg ueberquerten. Nichts fuer Nierengeschaedigte! Als wir aber an der Untiefe ankamen, stellten sich die Bedingungen als machbar heraus und Rick liess den Anker ‘raus.

Im Nu waren 4 Heilbutt-Grundruten fertig. Der Vorteil eines Center-Console offenen Boot ist es, dass man im Bug unheimlich viel Platz zum Angeln hat und auch raeumlich genug Entfernung zu den Heckanglern hat, dass man keine Verhedderungen befuerchten muss. Rick liess, wie ich auch immer zu Hause, einen Duftsack am Downrigger in die Tiefe. Dann hiess es warten.

Ich nickte in der nun durch den Nebel durchbrechenden Sonne etwas ein; meine Hand am Rutengriff um sofort jeden Ruck zu fuehlen. Es tat sich aber mindestens eine Stunde nichts. Ich blinzelte hin und wieder zu Jerrods Rute am Heck. Der quatschte gerade mit Glenn als ich eine tiefe Verneigung seiner Rute bemerkte. Ich rief “Aufpassen!”. Alle starrten zu der Rute – keiner hatte es bemerkt und jetzt verhielt sich die Rute wieder still. Da! Langsam zog die Rutenspitze ein paar cm nach unten, blieb so kurz stehen um dann ploetzlich bis zur Wasseroberflaeche herunterzuziehen. Fish On!

Jerrod arbeitete sich die Rute aus dem Halter und begann mit dem Drill. Es schien kein Grosser zu sein denn er nahm keine Schnur. Jetzt spuerte ich einen Ruck an meiner Hand. Ich stand auf und starrte wie gebannt auf meine Rute. Ploetzlich riss es die Rutenspitze nach unten und ich kurbelte kraeftig dagegen um den Haken zu setzen. Der schien zu haengen! Ich nahm die Rute auf und begann zu pumpen. Meiner schien ein besseres Kaliber zu sein denn kaum hatte ich 5-10 m gewonnen, zog er stur wieder bis zum Grund. Das ging so 3-4 Male und ploetzlich war der Widerstand weg. Ah, Mist. Ich liess den Koeder – oder was davon noch uebrig war, direkt wieder zum Grund, konnte aber keinen Abnehmer mehr finden. Jerrod hatte inzwischen einen ca. 20 pfuendigen Butt gelandet.

Ich holte das Geschirr hoch und verbesserte meinen Koeder. Wir fischten mit Lachsbauchlappen und die zaehe Lachshaut hielt prima am Haken so das es fast unmoeglich war den kompletten Koeder vom Haken zu stehlen. Ich liess wieder herunter. Nach einer Weile bemerkte ich ein zoegerliches Ziehen an meiner Rutenspitze und nur Sekunden danach war die Rute krumm. Wieder kurbelte ich in den Fisch hinein bis ich soliden Widerstand spuerte und begann dann mit dem Drill. Dieser war nicht ganz so sportlich wie der vorher und so blieb es bei einer langen Pump-und Kurbeleinheit von 100 m Tiefe. Mein Butt war etwas kleiner als Jerrods. Schade, ich hatte eigentlich gehofft, das wir ein paar groessere Platten hier and der Westkueste erwischen wuerden.

Mittlerweile verbuchte Dave einen Biss neben mir und brachte kurz darauf einen fetten Felsenbarsch herauf. Der hatte mit Sicherheit gute 4 Pfund! Lecker! Dann war erstmal wieder ein bisschen Ruhe an Bord. Zeit fuer ein Nickerchen, dachte ich mir.

Nach einer Weile verlangte die Natur ihr Recht und ich schaelte mich neben meiner Rute aus den Jacken und der Latzhose. Ich war noch nicht ganz fertig und die Hosen noch auf halb Acht, da riss es meine Rute brutal nach unten. Oje, hetzend und wenigstens das Noetigste wieder einpackend - und schon nahm ich die Rute auf. Schnur lief schon kreischend von der Rolle. Die Jungs groelten vor Vergnuegen als sie mich so mit den Hosen um die Knie schlotternd an der Rute arbeiten sahen. Leider sollte auch dieser Fisch kurz darauf wieder aussteigen – vielleicht auch besser so bei dem zu erwartenden ersten Eindruck von mir !

Es dauerte nicht lange bis sich dann Daves Rute verneigte. Dave rannte gerade am Heck herum und demzufolge sprang nun Glenn zu der Rute und war am Fisch. Dann ging es im sekundentakt Schlag auf Schlag. Ich hatte gerade meinen Posten verlassen um vom drillenden Glenn Fotos zu machen und Rick stand Glenn bei. Da zog wieder meine nun verwaiste Rute ab und Dave sprang hinzu. Jerrod stand dicht bei Dave als nur Augenblicke nach Daves Biss Jerrods Rute auf Tauchfahrt ging. Ich war nicht darauf gefasst und bis ich die Kamera weggpackt hatte und Jerrod alarmiert hatte, war der Fisch weg. Ich ruckte nur kurz an und suchte Fuehlung, als ich im Augenwinkel nun Glenns verwaiste Rute rucken sah – Mensch das ist ja zum Verruecktwerden! Wie beim Spiel Reise nach Jerusalem rannten wir den Bissen hinterher – und verloren doch. Auch der Fisch an Glenns Rute war futsch bis ich da war. Zu allem Aerger stieg dann auch noch Daves Butt kurz vor der Landung aus und der einzige, der seinen Fisch landen konnte war Glenn.

Glenns Butt hatte etwas mehr Fleisch auf den Rippen – wir schaetzten auf knapp 30 Pfund. Nach diesem Beiss-und Verlustfest warteten wir nun vergebens auf weitere hungrige Platten. Nur noch ein Dornhai vergriff sich an Jerrods Koeder. Etwa um 13:30 Uhr machten wir uns auf den Rueckweg. Es war zwar nicht das groesste Schlachtfest und auch keine Kapitalen aber wir hatten genuegend Action gehabt und viel Spass dabei. Rick war ausserdem ein sehr angenehmer Guide gewesen und hatte uns machen lassen was wir wollten.

So richtig ausgeangelt waren wir scheinbar aber noch nicht denn als wir mit den anderen Lodgeguides am Dock bei einem Bier ins Gespraech kamen, verabredeten wir und mit einem anderen Guide Doug gleich noch fuer eine Sonnenuntergangtour direkt vor der Lodge. Der Wind hatte sich gelegt und wir bekamen einen tollen Sonnenuntergang auf dem Boot. Leider wurde es nichts mit einem Abendlachs.
 
8.7.2014; Bamfield, Tag 2

Tag 2:
Wieder schaelten wir uns zur Daemmerung aus den Betten und nach einem kurzen Fruehstueck stiegen wir erwartungsfroh ins Boot, bei dem Rick schon zappelnd wartete. Auch zwei andere Lodgeboote legten gerade mit Gaesten an Bord ab. Wir duesten gleich zur produktiven Lachsstelle von gestern und setzten unsere beiden Schleppruten bei Sonnenaufgang ein. Diesmal ging es erstmal etwas zaeher los. Wir fingen und entliessen ein paar Kleinlachse aber es war noch keine Spur von Grosslachsen zu sehen.

Etwa gegen 7:00 Uhr, als wir wieder an einer arg zerkluefteten Felseninsel vorbeikamen, ging der Spuk ploetzlich los. Als ob einer die Raubtierkaefige geoeffnet hatte, kamen die Bisse nun regelmaessig und heftig. Zuerst legte Jerrod einen schoenen etwa 19 pfuendigen Chinook auf die Aluplanken des Bootes. Der Drill war aufregend gewesen und haette auch anders ausgehen koennen denn der Chinook schoss paar Male zwischen den Aussenbordern durch und direkt unter das Boot. Glenn blieb erst einmal seiner Cohomania treu und packte den einen oder anderen Coho in die Kiste. Die Cohos schienen nun ueberall zu sein. Wir hatten nun oefters zwei Fische gleichzeitig im Drill.

Als ich einmal beim Koedereinlassen die Angelschnur in der Hand hatte und sie in den Downriggerclip einhaengen wollte, biss ein Coho an der Oberflaeche und riss mir die Schnur aus der Hand! Ein Riesenspass auch wenn die Cohos im Schnitt nur so 6 Pfund hatten. Dave hatte gerade einen Fisch im Drill verloren und kurbelte das Geschirr heran. Wir sahen wie sein Koeder ueber die Wasseroberflaeche schlidderte als ploetzlich das Wasser explodierte und ein Coho mit dem Koeder abzog. Es riss so brutal an der Rute, dass es Dave die Rollenkurbel aus der Hand riss und heftig auf die Finger knallte. Wir dachten echt er haette einen Finger gebrochen so blau wie der Finger anlief. Nach einer Eisbehandlung und einem Bier ging es auch bei Dave weiter.

Jerrod fing seinen zweiten Chinook, ein 12 Pfund Standardpaket. Ich packte noch 1 oder 2 Cohos in die Kiste und einen kleineren Chinook; und dann schlug Daves Stunde. Die eine Rute loeste hart aus und sofort flog Schnur von der Rolle. Das war kein Coho oder Kleinchinook. Wir holten vorsichtshalber die zweite Rute ein um Dave ein freies Spielfeld zu geben. Der Fisch kaempfte tapfer um jeden Meter Schnur und verlangte Daves Krueppelfinger alles ab. Nach ca. 20 Minuten zog der Fisch dicht neben dem Boot und wir konnten dieses majestaetische Exemplar im Wasser bewundern. Rick machte keinen Fehler und netzte den Lachs heraus. Knapp 25 Pfund – herzlichen Glueckwunsch, Dave!

Natuerlich wollten wir nun alle so ein Kaliber und noch groesser. Glenn versprach teure Zigarren fuer einen Tyee (30 Pfund). Tatsaechlich war Glenn auch bald an einen kampfstarken Chinook vertaeut – aber er konnte nicht einmal die 20 Pfund Marke knacken. Ich bekam auch noch einen Ripper ans Band (slang fuer Fisch der Schnur wild von der Rolle resist) der aber nach paar beherzten Fluchten wieder ausstieg. Noch ein paar Cohos kamen ins Boot und dann war auf einmal Schluss mit lustig. War auch gut so denn wir waren wirklich ausser Atem und brauchten erstmal eine Staerkung und Zeit um alles aufzuarbeiten. Mittlerweile waren 10-12 andere Boote um uns herum die auch noch was von dem Beisswahn abbekommen wollten. Auch die 2 anderen Lodgeboote der Tyee Lodge zogen jetzt hier ihre Kreise.

Als jetzt die Bisse ausblieben, meinte Rick wir sollten nochmal versuchen auf unseren gestrigen Heilbuttplatz zu kommen. Ok, wir hatten nichts dagegen wenn man dahin kaeme ohne abzusaufen! So dampften wir mutig der Duenung entgegen. Nach 20 Minuten war klar, dass das aussichtslos war oder eher verrueckt. Der Pazifik tuermte sich hier mindestens 5 m alle 7 Sekunden auf und ca. 1m Wellen kamen scheinbar von allen Richtungen kreuz und quer zur Duenung. Wie eine Waschmaschine auf Hochtouren. Schleunigst Kehrtwendung und wieder zwischen die Inseln war die Devise. Schade, aber da kann man nichts machen.

Wir fuhren wieder zu unserer Lachsstelle. Ich versuchte eine Theorie die oft in Sooke funktioniert – wenn die Sonne hoch steht, ziehen die Lachse tiefer. So liess ich meinen Koeder auf ueber 35 m hinab und bingo da standen die Fische! Zwar waren sie nicht mehr so beissfreudig wie frueher am Morgen aber wir schleppten noch den einen oder anderen Fisch ab. Ich verlor noch einen ordentlichen und bekam kurz darauf eine weitere Chance und konnte einen schoenen Drill mit einem vielleicht 13-14 pfuendigen Chinook erfolgreich abschliessen. Unser Tageslimit inklusive zweier Cohos die Rick auf seiner Lizenz behalten wollte war nun fast erreicht. Es war nun Anpfiff des WM Spiels Deutschland-Brasilien.

Ich sass nun vorn im Boot und hatte Glenns Smartphone und verfolgte das Spiel im Live Ticker. 1:0! groelte ich freudig. Kurz darauf: Klose 2:0 – ich zog tanzend ueber das Boot und schnappte mir ein Bier waehrend meine Kumpels weiterangelten. Als ich mich wieder setzte und auf “aktualisieren” drueckte, zeigte das Handy 4:0. Kann nich sein! “Glenn, Glenn”…rief ich, “Dein Handy ist kaputt!” und als ich verzweifelt weiter Tasten drueckte, zeigte es 5:0…..”Was ist denn mit dem sch…. Handy los! Soll das ein Aprilscherz sein?!” Ich vermutete wilde Verschwoerungstheorien meiner Kumpels die gerade den letzten Chinook unseres Maximallimits landeten. Ich draengelte zum Aufbruch – ich musste zum TV in der Lodge um zu sehen was dort in Brasilien wirklich los war!

Ich sprang schon auf den Dock bevor das Boot noch richtig angelegt hatte und rannte zum Wohnzimmer der Lodge zum TV. Dort habe ich wohl die Kinnlade eine ganze Weile vor Staunen nicht mehr hochgekriegt. Ein Wahnsinnstag in jeder Hinsicht! Wegen dieser Einlage hatte ich doch glatt das Abschlussfoto mit der Fangstrecke verpasst. Ah, was soll’s! Wir liessen den erfolgreichen Tag nach dem feinen Essen und einer kleinen Wanderung zu einem nahen traumhaften Strand im Whirlpool ausklingen und machten uns am naechsten Morgen zufrieden und mit vollen Kuehltruhen auf den Heimweg. Das war ein tolles Einlaeuten der Sommersaison!

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19.-21.7.2014; Sooke

Here we go, Zeit mal wieder was zu berichten. Leider habe ich es nicht zeitnah geschafft. Haben Deutschlandbesuch von Freunden gehabt und Christoph als begeisterter Angler aus Berlin war heiss auf Lachse. Am 19. Juli wollten wir frueh mit Carl’s neuer Japlopy zum Heilbuttangeln vor Victoria hinaus aber der Wind war so stark am Morgen, dass wir an der Bootsrampe die Tour schweren Herzens abbliessen.

Sonntag sollte auch nicht ganz ruhig werden, aber wir wollten es wenigstens versuchen. Wir schleppten unsere Lachskoeder fuer 2 Stunden vergeblich am Otter Point in Sooke bis wir abbrachen und eine vielversprechende Stelle zum Heilbuttangeln ansteuerten. Aber auch hier war uns das Glueck nicht hold; durch den kraeftigen Wind plus Stroemung hielt der Anker nicht und wir glitten recht schnell in unbeangelbare Tiefen ab. Ordentlich durchgeschaukelt und enttaeuscht fuhren wir zurueck.

Die naechsten Tage sollte der Wind nachlassen. Ich holte mir abends noch bei einem Topguide ein paar Tipps ein und Montag den 21.7. fuhren wir noch im Dunkeln zur Rampe in Sooke. Schnell war Red Hot im Wasser und wir dampften direkt bis zum Sheringham Point, ca. 10 km westlich von Sooke. Normalerweise fahre ich nur ganz selten so weit aber nach diesen zwei Ausfalltagen war ich zu allem bereit. Christoph hatte zwar noch keinerlei Trollingerfahrung, allerdings hatte er sich am Tag zuvor die Geraetschaft schon mal genau angesehen und schnell begriffen. So konnte ich ihm getrost die eine Bootseite ueberlassen. Da er sich in einen meiner Eigenbaublinker verliebt hatte, musste ich ihm auch gar nicht die knifflige Koederfischmontage erklaeren.

Sheringham Point ist eine in die JDF Strait hereinragende Felsnase mit einem vorgelagertem Felsbrockenriff. Bei Flut kann man sich einfach mit der Bootsnase in die Stroemung vor das Riff setzen und praktisch auf der Stellen schleppen da die Lachse frueher oder spaeter da vorbei kommen. Bei Ebbe muss man die Kehrstroemungen hinter den Felsnasen abklappern. Soviel zur Theorie, viel Praxiserfahrung hatte ich mit der Stelle nicht aber ich traute mir zu das zu bewaeltigen. Wir reihten uns in die 10-15 anderen Bootee in und schleppten ein paar Mal vor dem Riff entlang um uns langsam an die Gegebenheiten zu gewoehnen. Wir sahen nicht viel Action auf den Booten um uns. Hin und wieder kamen Kescher heraus um einen kleinen Coho zu netzen. Aber wir wollten die dicken Chinooks.

Ich machte den Vorschlag einmal ganz aggressiv am Riff vorbei und bis dicht in die Felsbrocken hineinzuschleppen. Dort war es nicht viel mehr als 10 m tief und ausser Schlingpflanzen auch noch unebener Felsuntergrund. Ausserdem drueckte die massive Flutstroemung hart auf die Felsen. Also nicht ganz einfach das Boot und Geraet unbeschadet dort hindurchzusteuern. Aber wenn sonst gar nichts ging? Ich stellte meinen Downrigger auf knapp 10 m mit einem Koederfisch am Haken. Christoph auf 11 m mit Blinker.

Ich steuerte hart hinter die letzte Felsklippe und musste nun den Schleppmotor hochdrehen um uns direkt gegen die Stroemung weg von den Felsen zu bringen. Da riss meine Rute runter und loeste sofort aus. Fish on! Endlich! Ich fuehlte einen kraeftig ruckenden Fisch der gerne Richtung Klippe davonstuermen wollte. Durfte nicht! War kein ganz Grosser sonst waere es eng geworden. Ich hielt einfach dagegen und schleppte den Fisch somit ein Stueck von der Klippe weg bis ich Platz zum Drillen hatte.

Jetzt konnte ich den Motor etwas zurueckdrehen und den Fisch ordentlich drillen. Ein paar Male zog er mir ein paar Umdrehungen Schnur von der Rolle aber dann hatte ich ihn neben dem Boot. Ein schoener vielleicht 7-8 pfuendiger Coho. Leider ein unmarkierter der wieder freigelassen werden musste. Ich hielt ihn kurz hoch als ich die Haken geloest hatte und nachdem Christoph diesen Silberpfeil bestaunt hatte, durfte er wieder zurueck. Na also, ging doch! Gleich nochmal!

Diesmal fuhr ich noch aggressiver hinter den Felsen und ploetzlich kam der Boden hoch! 8 m, 7 m schrie ich Christoph zu und der beeilte sich den Downrigger aus der Gefahrenzone zu holen. Sekunden spaeter ruckte seine Rute los. Fish on! Aber nichts gewaltiges! Nach kurzer Zeit platschte ein Pink (Buckellachs) neben dem Boot! Ha, wo kommt der denn her? Eigentlich gibt es Pinks nur alle ungeraden Jahre weil der Fraser River seinen geraden Jahrgang in den 30ger Jahren durch einen menschenverursachten Erdrutsch, der den Fraser blockierte, verloren hatte. Ein paar Fischergruppen in Puget Sound, USA versuchten seit Jahren ein paar mickrige Pinkstaemme dort wiederzubeleben. Vielleicht war das ja das Resultat deren harter Arbeit? Der Pink hier hatte den Haken voll inhaliert und blutete. Ging also in die Fischkiste.

Und so drehten wir diese Runde immer wieder. Christoph packte noch einen kleineren markierten Coho in die Kiste dazu. Mit dem Pink zusammen eine schoene Raeucherofenladung. Und dann passierte es doch noch: Wir waren gerade hinter dem Felsenbroken eingelenkt als Christoph’s Rute ausloeste und er kaum noch die Rute aus dem Halter bekam. Mir war gleich klar: Grosslachs. Ich drehte den Schleppmotor fast voll auf um von der Klippe wegzukommen. Im ersten Moment hielt der Fisch auch nur stur dagegen und nickte nur paar Male schwer mit dem Kopf. Ich hatte uns schon gut 20-30 m weg von der Klippe und begann die Downrigger und meine Rute einzuholen als der Tanz begann.

Der Fisch drehte auf und riss rasend schnell Schnur von der Rolle. Natuerlich immer Richtung Riff. Christoph drillte so hart wie nur moeglich mit dem Geschirr. Endlich stoppte der Fisch und Christoph gewann etwas Schnur zurueck. Ich wollte es ihm erleichtern in dem ich den Motor verlangsamte allerding trieb es uns sofort wieder Richtung Felsen. Jetzt riss der Fisch wieder aus und ich drehte den Motor voll auf. Aber es war zu spaet! Ich sah die Schnur bis zwischen die Klippen gehen – der Fisch schien festzustecken. Ploetzlich loeste sich die Starre und Christoph war wieder am Fisch und ich konnte schweres Kopfschuetteln des Fisches erahnen so wie die Rute pumpte. Fast schien es wir bekaemen den Fisch wieder heraus als ploetzlich die Schnur schlapp wurde. Der Haken hatte sich geloest. Mist! So knapp dran. Das war kein Kleiner gewesen. Aber das waren auch ungewoehnlich schwierige Umstaende! Ich troestete Christoph so gut wie ich es vermochte. Vielleicht ging ja noch mehr.

Und tatsaechlich, bei einer unseren naechsten Riffattacken loeste diesmal meine Koederfischrute aus und ich riss nur die Rute heraus und uebergab die Christoph. Diesmal musste es klappen. Wir waren Gott sei Dank nicht mehr ganz so dicht an der Klippe und ich steuerte uns schnell noch weiter weg. Waehrend ich das Deck abraeumte, drillte Christoph den sportlichen wenn auch nicht super-motivierten Fisch. Ein paar Fluchten die Christoph abfangen musste und nun seine Unvertrautheit mit einer Centerpinrolle mit ein paar Schlaegen auf die Knoechel verschmerzen musste, dann konnte ich den Kescher unter einen halbstarken Chinook schieben. 14,5 Pfund, kein Riese aber fuer Christoph sein erster richtiger Lachs und er war sichtlich stolz darauf! Kannst Du auch sein! Das waren keine leichten Umstaende!

Nicht lange danach sahen wir eines der Guideboote einen kapitalen Fisch drillen. Nach einiger Zeit konnten sie ihn keschern. Wir hatten jetzt nur noch den einen oder anderen Kleinlachs, der sich fuer unsere Koeder interessierte. Es ging mittlerweile auf Mittag zu und wir fischten nun wieder etwas weiter weg von Riff. Ein Boot neben uns hakte gerade einen guten Fisch und drehte im Drill ab. Im selben Augenblick loeste Christoph’s Blinkerrute aus und ich sah sofort, dass das ein schwerer Fisch war. Sofort riss der Fisch ein gutes Stueck Schnur ab. Ich schaute mich um – kein Riff und kein Boot in der Naehe – wir konnten den Fisch in aller Ruhe ausdrillen.

Christoph machte das auch prima und nach einer Weile kam der Fisch naeher. Ich schaute schon ins Wasser ob ich eine Silhouette erkennen konnte, da bemerkte ich ein grosses Berufsfischerboot das voll auf uns zugedampft kam. Ich dachte schon er wollte uns rammen aber ca. 10 m neben und drehte er ab und dampfte vorbei. Eine ca. 1.5 m hohe Welle kam seitlich auf uns zu und ich hatte kaum noch Zeit uns in die Welle zu drehen. Ich griff nach Christoph um ihn zu halten da er sich nur um seinen Drill kuemmerte. Unser Boot rollte schwer in der Welle und Christoph konnte nicht verhindern, das die Schnur ein paar Male schlapp wurde und dann wieder kraeftig gerissen wurde. Als es ruhig wurde war der Fischkontakt weg. Wir schauten uns wortlos an und warfen wuetende Blicke zu diesem Idioten!

Nicht lange danach packten wir ein. Wir wurden mit zwei ordentlichen Krabben in der Falle belohnt und so stand einem West Coast Dinner nichts mehr im Wege!

Hier mal ein paar West Coast Eindruecke, die wir die paar Tage vorher gesammelt hatten.

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21.7.2014; Sooke

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22.7.2014; Sooke

Am Dienstag den 22.7. wollten wir die gleiche Stelle nochmal versuchen aber mit hoffentlich mehr Erfolg. Es sollte ein richtig fettes Lachs-Schwein in’s Boot. Am besten ueber 30 Pfund!

Diesmal brachten wir uns nicht so frueh aus der Kiste. So kamen wir erst um 8:30 Uhr beim Sheringham Point Leuchtturm an. Als ich einen befreundeten Guide dort nach dem Status fragte, meinte der wir waeren eine Stunde zu spaet. Zwischen 7-8:00 Uhr haetten es gerappelt und seine Gaesten haetten 6 Chinooks zwischen 16 und 22 Pfund in’s Boot gebracht. Gibt’s doch gar nicht, dachte ich.

Wir versuchten die gleiche Taktik wie am Vortag aber es ging heute zaeher. Wir fingen erst nur ein paar kleine Lachse. Und sahen auch niemand anders etwas groesseres fangen. Wir fuhren noch am Leuchtturm westlich vorbei; fuer mich bisher noch unberuehrtes Gewaesser. Christoph deutete auf ein Boot vor uns das offensichtlich in einen Drill verwickelt war. Ich erkannte meinen Bekannten Roland, ein urspruenglicher Englaender, der mit seiner Frau einen schoenen Chinook am Band hatte. Wir beobachteten den Drill und erfolgreichen Ausgang und beglueckwuenschten die beiden Faenger!

Auf einer der Schleppschleifen am Riff vorbei, riss es dann ploetzlich an Christoph’s Rute und im Nu war Christoph am Fisch. Das war ein Besserer! Ich machte klar Schiff und behielt die Boote ringsum im Auge. Alles frei fuer uns. Christoph konnte sich Zeit nehmen und diesen Chinook ausdrillen. Nach einigen Hin und Her kam der Fisch an die Seite des Bootes. Ich ueberlegte kurz ob wir ihn wieder freilassen sollten denn Christoph mit Familie hatten fuer den Fisch keine Verwendung auf ihrer weiteren Rundreise durch BC, ich hatte eigentlich genug im Speicher aber mein Freund Gary, gesundheitlich am Angeln verhindert, wuerde sich sicher ueber einen schoenen Lachs freuen. Schwupps, kamen 15,5 Pfund Silber in den Kescher und dann in die Kiste. Aber da war noch Groessenraum nach oben, hofften wir.

Leider war das nicht der Anfang einer generellen Beiszeit. Wir sahen noch ein anderes Boot einen ordentlichen Lachs landen und dann war wieder Ruhe. Die Lachse wollten erarbeitet werden. Also gingen wir zur Arbeit! Wir nahmen uns vor ostwaerts Richtung Muir Creek and Otter Point zu schleppen. Vielleicht ging ja auf dem Weg dahin was. Kurz hinter dem Leuchtturm sahen wir eine Anzahl an Moewen aufgeregt auf-und niederflattern. Da muss ein Kleinfischschwarm an der Oberflaeche sein. Alles klar, Christoph und ich verstanden uns blind – da muessen wir hin! Ruten flach um die 10m gestellt und hin zu dem Gekreische. Dicht daran vorbei konnten wir den Heringsball in ca. 2 m Tiefe gut erkennen. Die waren um die 5 cm lang. Noch ein paar Meter weiter und peng - meine Rute loeste aus. Waerend ich einen kleineren Fisch herandrillte, zog Christoph’s Rute ab. Doubleheader! Ich brachte einen Pink zum Boot den ich gleich wieder abhakte. Christoph verlor inzwischen seinen Fisch.

Ich drehte das Boot hart um und wir setzten die Ruten wieder ein und fuhren die Strecke wieder zurueck. Nichts. Die Moewen waren immer noch hinter den Heringen her – jetzt aber zu dicht am Ufer. Wir drehten wieder und schleppten die gleiche Strecke wieder herunter. Da! Christoph’s Rute riss herunter und sofort aus dem Clip. Christoph war schnell da und hatte Fischkontakt. Ich fragte ob es ein richtiger Fisch waere und waehrend er zweifelnd etwas murmelte, sah ich die Rute unter schweren Kopfstoessen wippen. Das ist kein Kleiner meinte ich und fing an alles abzuraeumen. Im selben Augenblick zog der Fisch ab und Christoph’s Rolle heulte auf! Tatsaechlich, meinte er, waehrend er wieder einmal die Kurbelgriffe auf die Finger gedonnert bekam. “Da machst Du ja nichts mehr!”, meinte Christoph als der Fisch mal eben so 50 m Schnur abriss.

Nach und nach gewann er Schnur zurueck und ich wartete gespannt, wie gross der Gegner war. Nach ca. 10 Minuten tauchte er dann neben dem Boot auf. Groesser als unser vorherige aber auch keine 20 Pfund. Trotzdem ein schoener Fisch! Nachdem wir ihn ausreichend neben dem Boot bewundert hatten, holte ich die Zange und hakte ihn ab. Schwupps, verschwand er mit einem Schwanzflossenschlag in der gruenen Tiefe. Wir klatschten uns ab. Fein gemacht!

Wir versuchten noch ein oder zwei Runden ueber der Stelle aber der Spuk war jetzt vorbei. Wir packten bald ein denn wir wollten noch eine halbe Stunde pilken. Ich wollte Christoph mal eine Idee von der Artenvielfalt hier geben. Ich steuerte uns zur Rueckseite von Secretary Island vor dem Sooke Harbour. Bei Flut kann man dort ganz gut vor dem Kelpguerten auf Felsenbarsche und Lings pilken. Man faengt zwar nicht oft einen ganz Grossen dort, aber dafuer ist fast immer irgendwas am Haken.

Christoph hatte auch seinen Spass und bei 7 Mal Koeder ablassen, 7 verschiedene Arten dran. Einen schwarzen Felsenbarsch, der von etwas tiefer heraufkam, nahmen wir mit weil seine Schwimmblase zum Halse heraus kam. Zum Schluss noch ein Lacher: Christoph fuehlte Widerstand und ruckte an und meinte es waere etwas dran, nur kaempfen wuerde es nicht. Laessig meinte ich “bestimmt eine Seegurke”. Und schau mal an, ich sollte in die Hellseherbranche gehen – eine fette Seegurke kam zu Tage! Christoph war von mir und dem Fang maechtig beeindruckt! Ein schoener Tag ging zu Ende auch wenn wir das dicke Schwein nicht zum Anbeissen gekriegt haben. Samstag wuerden wir wieder in meinem grossen Angelderby zusammen fischen. Vielleicht klappt es ja dann!

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