Fauli
havkatt
Ein norwegisches Weihnachtsgedicht
JULEAFTENEN – HEILIGERABEND
Wer erinnert nicht,
Einen Sturm, er glaubt, nichts Schlimmeres kann der Himmel schicken?
Ein turm wie alle Seelen,
von Kain bis jenem,
der Gott zuletzt verriet,
von der Welt verbannt und der Höll’ entflohen,
und trachtete den Himmel zu betrügen?
Ein Sturm von hass erfüllter Stimme,
die nie vergessen werden wird?
Dass ein jeder glaubt:
Er kam allein für mich, der Donner des Orkans , er klagt mich an und mich allein,
von meinen Sünden die Geister eben erst erfuhren...
Ein Sturm so stark,
zu lehren, Priester eben so wie Fromme,
Elementdämonen zu verehren, deren Stöhnen,
von Kindesbeinen an,
in des Alten grauen Ohren klingt,
Ein Beben in den Wolken, der jüngste Tag der Lüfte?
Ein Sturm,
der des starken Mannes Herz
in der Brust erbeben lässt.
Einen Sturm des Himmels aus dem er Geister ,
von Böen vorbeigetragen,
seinen Namen rufen hört,
und alle Wipfel schreien wie Raben?
Doch die Raben verbergen
sich in Spalten, der Wolf verbergend seinen Hunger
und der Fuchs wagt sich nicht hinaus .
Alles Licht gelöscht,
der Hund verbleibt im Hause.
In solchem Sturm vernimmt man Beten, Gott!
In solchem Sturm – am heiligen Abend -
als die Nacht vor Tagesende fiel,
War da ein Jude, fast verloren,
in mitten schwedischer Wüste, dem Tived Wald.
Er wurde in der Stadt erwartet, zu Weihnachten,
von Mädchen, sich nach seinem Beutel sehnend,
voll Spangen, Schmuck und alledem,
was sie für die Morgen brauchten,
Stefanie und Neujahr .
Es machte ihr Verlangen dringend, doch nicht bange,
weil „Gamle- Jakob“ noch keine
Weihnacht ausgeblieben war :
Er kam so sicher ,
wie der heilige Abend selbst.
“Still! War es abermals der Sturm,
der durch die Äste heulte?
Es schrie.
Jetzt schreit es gar noch mal.“
Und Gamle- Jakob
stand erstarr t und lauschte nach dem zweiten Mal.
Da war das Klagen weg.
Der Sturm ersäufte es ,
wie Wasserfälle über jenem dröhnen, der er trinkt.
Er wandert weiter . „Halt! Schon wieder ein Geräusch!“
- ein Laut durch des Waldes Rauschen schneidend.
„Die falsche Eule schreiet wie ein Kind.
Wer lässt ein Kind in solchem Sturme?
Nicht mal ein Wolf tät dies mit seinen Jungen.“
Der Alte stolpert weiter durch den Schnee.
Da schreit es wieder und er zweifelt nicht mehr länger ,
denn diese Böe, die wie einen Turm aus Schnee
den Wald durchpfeift,
trägt ein Wort, ein klares Wort vorbei;
und jäh sucht er , woher es kam,
seinen Weg tiefer in den Wald kämpfend
und tiefer in den Schnee und in die Nacht,
die s ich wie eine dunkle Felswand gegen
jeden seiner Schritte stellt, den Schnee durchscheinend,
als ob der ganze weite Wald er füllt gewesen sei
von fliegend flatternd weißen Geistern,
die auf seinem Wege heulten,
auf luftigen Zehen sich zeigend,
um dann zwischen Stämmen zu verschwinden.
Doch der Alte kämpft sich weiter durch den Sturm,
er wandert wenn es tost, wenn es verstummt
verschnauft er , horcht auf sein Knie.
Doch jäh springt er auf und geht ins Dunkel,
wie ein Zwerg bahnt er sich, durch Farne, Moos .
... Er hör t nichts mehr . Den Alten fröstelt
bei dem Gedanken, dass böse Geister mit ihm spielen,
und murmelt vor ich hin, die Gebete, die er kennt.
Da wimmert es erneut ganz nah bei ihm;
obwohl der Wind ihm seinen Schrei zurückdrückt in den Rachen.
Aber hier , j a hier !
Zehn Schritte noch! Dort, was Dunkles rührt s ich
im Schnee, als ob der Sturm mit einem
vom Stamm gerissenen Ästchen spiele.
„O Herr ! ein Elend! O He r !
ein Kind, ein Kind! Doch tot! - “
Ach, dachten die Sterne, dass in dieser Nacht,
da der Stern von Bethlehem unter ihnen weilte,
nichts Gutes auf der Welt geschehen könne?
Aber keiner von ihnen sah, da Gamle Jakob,
glücklich als hätte er einen Schatz entdeckt,
sein ganzes Hab ohne Zöge n wegwarf: den Beutel;
seinen zerschlissenen Mantel von sich r iss , um des
Kindes Glieder wickelnd, seine Brust entblößt er ,
und drückt des Kindes kalte Haut an sie
bis dass es von seinem Herzschlag erwache.
Da lief er los. Aber wohin? Der Sturm hat
seine Spur verwischt. Doch das ficht ihn nicht an.
Denn aus dem Donnern über den Wipfeln
hörte er jetzt nur mehr Davids Jubelharfen;
er sah die Schwaden nun wie Engel,
die ihm den Weg auf schwanenweißen Flügeln zeigten
und diesem Auf und Ab folgte er und fühlte
des Herren starken Finger zeig.
Aber wie findet man ein Haus im wilden Tived,
in solcher Nacht, da alles Licht gelöscht?
Und auf halbem Weg lag da ein einfach’ Haus ,
das Dach nicht vom Schnee zu unterscheiden
und die Wand nicht von einem Fels .
Wie ein Wunder hat er es entdeckt.
Dort sank er nieder. Er konnte nicht mehr weiter ;
und viele Böen lang verharrte er
bis er zu Kräften kam und zu der Tür sich schleppte,
er klopfte sacht zunächst, das Kindlein schlief;
und da vermisste er das erste Mal den weggeworfenen Beutel,
weil er den guten armen Menschen
nichts zu geben hatte, die bald
mit gastfreundlicher Eile die Türe öffnen würden.
Ach,
er klopfte viele Male bevor es antwortete:
„In Jesu Namen, wer kommt hierher in solcher Nacht?“
„Der alte Jakob. Kennt Ihr mich nicht?
den alten Juden? „Jude! “ schrieen verängstigt
eine Mann– und eine Frauenstimme „So bleibe draußen!
Wir haben nichts zu kaufen,
und nur Unglück bringst Du in unser Haus ,
in jener Nacht, in der geboren, den du tötetes t.“
„Ich?“
„Ja, Dein Volk, und dies ist die ünde, die
über Jahrtausende bestraft werden soll.“
„Ach!
In einer Nacht da selbst der Hund im Haus verbleibt?“
„Ja, der Hund,
aber kein Jude, in eines Christen Haus .“
Er vernahm nichts mehr . Die harten Worte durchzogen ihn
kälter als der Wind
und drückten ihn stärker als jeder Sturm hinunter
in den Schnee, über das schlafende Kind gebeugt.
Da er schien es ihm, wie er zum Fenster starrte,
als ob die weißen Wesen erneut er schienen,
als ob er in ihnen versinke,
als ob lebendige Wärmes eine Adern durchfloss
und als ob bekannte Wesen, wispernd
wie Sommerwind durch Gräser ,
ihn umgaben bis einer
mit erhobenem Finger sprach: Komm! Er schläft.
Und in einen hellen Saal verschwand das alles ; nur das Kind blieb
bei seinen Füßen, die Kissen
weiter um seinen Körper ziehend bis zuletzt
auch er fühlte, dass er einschlief.
Da war der Schnee und wuchs weiter um den Toten.
„Oh Jesus ! Der Jude sitzt da immer noch!“
schrie der Mann, als er am Morgen nach draußen sah.
„So jag’ ihn fo t! Es ist doch Weihnachtstag!“
unterbrach ihn die Frau. „Und sieh den Judenschelm wie er
seine Habe an seinen Busen drückt!“
„Er ist aufdringlich mit seinen Waren.
Mit starrem Blick schaut er herein, als ob
wir Geld hätten und kauften.“
„Trotzdem will ich sehen, was er anzubieten hat.“
„So zeig’s uns , Jude!“
Beide traten hinaus .
Den gefrorenen Blick in der Leiche Augen.
Sie stöhnten mehr vor Schreck, als das s sie schrieen
und erzitterten vor Gram.
„Oh Jemini!
Welch Unheil ist geschehen!”
Sie hoben ihn auf
und seine Last mit ihm. Sie öffneten den Mantel.
Da hing, mit den Armen um des Juden Hals ,
Margrethe, ihr Kind – eine Leiche wie der Jude.
S o trifft kein Blitz, so beißt keine Schlange,
wie Schreck und Schmerz das Elternpaar schlugen.
Der Schnee war nicht s o bleich wie der Vater ,
der Sturm heulte nicht so laut wie die Mutter .
„Oh Gott hat uns bestraft! Nicht die Kälte des Sturms ,
unsere eigene Grausamkeit hat unser Kind getötet!
Vergib! Ach, wie der Jude vergeblich
um Gnade an unser e Tür klopfte.“
Als der Wald wieder begehbar war , kam ein Bote vom Hof,
wo Lille Greta in Pflege gewesen war ,
und von wo sie, als der Feiertag eingeläutet wurde
und bevor der Sturm begann, alleine aufgebrochen war ,
um ihre Eltern am Weihnachtsabend zu besuchen.
Aber er fragte nicht nach dem Kind,
sondern nach dem Juden, die Mädchen ließen fragen,
deren Hoffnung, zur Kirche gehen zu können,
nun auf Neujahr verschoben war , wenn er denn komme.
Da lag er tot vor dem Kamin,
davor der Mann mit kaltem Blick, wie dem des Juden,
und saß gekrümmt so wie die Leiche,
stochernd in der roten Glut des Feuers .
Und die Hitze stieg, so dass der Leiche
die Glieder gestreckt und die Hände gefaltet werden konnten.
Aber vor ihm kniete Margrethes Mutter ,
ihrer Tochter Arme weiter fest
um des toten Mannes Hals .
„Sie gehört nicht mehr zu uns “ schluchzte sie.
„Er hat das Kind mit seinem Tod erworben.
Wir dürfen Lille Greta nicht von ihm trennen;
damit sie Jesus an unserer Stelle um Gnade
für ihn bitten möge;
denn Er wird eines armen Juden Klage lauschen - - “
HENRIK ARNOLD WERGELAND
Übersetzung: Jakob Billmayer
JULEAFTENEN – HEILIGERABEND
Wer erinnert nicht,
Einen Sturm, er glaubt, nichts Schlimmeres kann der Himmel schicken?
Ein turm wie alle Seelen,
von Kain bis jenem,
der Gott zuletzt verriet,
von der Welt verbannt und der Höll’ entflohen,
und trachtete den Himmel zu betrügen?
Ein Sturm von hass erfüllter Stimme,
die nie vergessen werden wird?
Dass ein jeder glaubt:
Er kam allein für mich, der Donner des Orkans , er klagt mich an und mich allein,
von meinen Sünden die Geister eben erst erfuhren...
Ein Sturm so stark,
zu lehren, Priester eben so wie Fromme,
Elementdämonen zu verehren, deren Stöhnen,
von Kindesbeinen an,
in des Alten grauen Ohren klingt,
Ein Beben in den Wolken, der jüngste Tag der Lüfte?
Ein Sturm,
der des starken Mannes Herz
in der Brust erbeben lässt.
Einen Sturm des Himmels aus dem er Geister ,
von Böen vorbeigetragen,
seinen Namen rufen hört,
und alle Wipfel schreien wie Raben?
Doch die Raben verbergen
sich in Spalten, der Wolf verbergend seinen Hunger
und der Fuchs wagt sich nicht hinaus .
Alles Licht gelöscht,
der Hund verbleibt im Hause.
In solchem Sturm vernimmt man Beten, Gott!
In solchem Sturm – am heiligen Abend -
als die Nacht vor Tagesende fiel,
War da ein Jude, fast verloren,
in mitten schwedischer Wüste, dem Tived Wald.
Er wurde in der Stadt erwartet, zu Weihnachten,
von Mädchen, sich nach seinem Beutel sehnend,
voll Spangen, Schmuck und alledem,
was sie für die Morgen brauchten,
Stefanie und Neujahr .
Es machte ihr Verlangen dringend, doch nicht bange,
weil „Gamle- Jakob“ noch keine
Weihnacht ausgeblieben war :
Er kam so sicher ,
wie der heilige Abend selbst.
“Still! War es abermals der Sturm,
der durch die Äste heulte?
Es schrie.
Jetzt schreit es gar noch mal.“
Und Gamle- Jakob
stand erstarr t und lauschte nach dem zweiten Mal.
Da war das Klagen weg.
Der Sturm ersäufte es ,
wie Wasserfälle über jenem dröhnen, der er trinkt.
Er wandert weiter . „Halt! Schon wieder ein Geräusch!“
- ein Laut durch des Waldes Rauschen schneidend.
„Die falsche Eule schreiet wie ein Kind.
Wer lässt ein Kind in solchem Sturme?
Nicht mal ein Wolf tät dies mit seinen Jungen.“
Der Alte stolpert weiter durch den Schnee.
Da schreit es wieder und er zweifelt nicht mehr länger ,
denn diese Böe, die wie einen Turm aus Schnee
den Wald durchpfeift,
trägt ein Wort, ein klares Wort vorbei;
und jäh sucht er , woher es kam,
seinen Weg tiefer in den Wald kämpfend
und tiefer in den Schnee und in die Nacht,
die s ich wie eine dunkle Felswand gegen
jeden seiner Schritte stellt, den Schnee durchscheinend,
als ob der ganze weite Wald er füllt gewesen sei
von fliegend flatternd weißen Geistern,
die auf seinem Wege heulten,
auf luftigen Zehen sich zeigend,
um dann zwischen Stämmen zu verschwinden.
Doch der Alte kämpft sich weiter durch den Sturm,
er wandert wenn es tost, wenn es verstummt
verschnauft er , horcht auf sein Knie.
Doch jäh springt er auf und geht ins Dunkel,
wie ein Zwerg bahnt er sich, durch Farne, Moos .
... Er hör t nichts mehr . Den Alten fröstelt
bei dem Gedanken, dass böse Geister mit ihm spielen,
und murmelt vor ich hin, die Gebete, die er kennt.
Da wimmert es erneut ganz nah bei ihm;
obwohl der Wind ihm seinen Schrei zurückdrückt in den Rachen.
Aber hier , j a hier !
Zehn Schritte noch! Dort, was Dunkles rührt s ich
im Schnee, als ob der Sturm mit einem
vom Stamm gerissenen Ästchen spiele.
„O Herr ! ein Elend! O He r !
ein Kind, ein Kind! Doch tot! - “
Ach, dachten die Sterne, dass in dieser Nacht,
da der Stern von Bethlehem unter ihnen weilte,
nichts Gutes auf der Welt geschehen könne?
Aber keiner von ihnen sah, da Gamle Jakob,
glücklich als hätte er einen Schatz entdeckt,
sein ganzes Hab ohne Zöge n wegwarf: den Beutel;
seinen zerschlissenen Mantel von sich r iss , um des
Kindes Glieder wickelnd, seine Brust entblößt er ,
und drückt des Kindes kalte Haut an sie
bis dass es von seinem Herzschlag erwache.
Da lief er los. Aber wohin? Der Sturm hat
seine Spur verwischt. Doch das ficht ihn nicht an.
Denn aus dem Donnern über den Wipfeln
hörte er jetzt nur mehr Davids Jubelharfen;
er sah die Schwaden nun wie Engel,
die ihm den Weg auf schwanenweißen Flügeln zeigten
und diesem Auf und Ab folgte er und fühlte
des Herren starken Finger zeig.
Aber wie findet man ein Haus im wilden Tived,
in solcher Nacht, da alles Licht gelöscht?
Und auf halbem Weg lag da ein einfach’ Haus ,
das Dach nicht vom Schnee zu unterscheiden
und die Wand nicht von einem Fels .
Wie ein Wunder hat er es entdeckt.
Dort sank er nieder. Er konnte nicht mehr weiter ;
und viele Böen lang verharrte er
bis er zu Kräften kam und zu der Tür sich schleppte,
er klopfte sacht zunächst, das Kindlein schlief;
und da vermisste er das erste Mal den weggeworfenen Beutel,
weil er den guten armen Menschen
nichts zu geben hatte, die bald
mit gastfreundlicher Eile die Türe öffnen würden.
Ach,
er klopfte viele Male bevor es antwortete:
„In Jesu Namen, wer kommt hierher in solcher Nacht?“
„Der alte Jakob. Kennt Ihr mich nicht?
den alten Juden? „Jude! “ schrieen verängstigt
eine Mann– und eine Frauenstimme „So bleibe draußen!
Wir haben nichts zu kaufen,
und nur Unglück bringst Du in unser Haus ,
in jener Nacht, in der geboren, den du tötetes t.“
„Ich?“
„Ja, Dein Volk, und dies ist die ünde, die
über Jahrtausende bestraft werden soll.“
„Ach!
In einer Nacht da selbst der Hund im Haus verbleibt?“
„Ja, der Hund,
aber kein Jude, in eines Christen Haus .“
Er vernahm nichts mehr . Die harten Worte durchzogen ihn
kälter als der Wind
und drückten ihn stärker als jeder Sturm hinunter
in den Schnee, über das schlafende Kind gebeugt.
Da er schien es ihm, wie er zum Fenster starrte,
als ob die weißen Wesen erneut er schienen,
als ob er in ihnen versinke,
als ob lebendige Wärmes eine Adern durchfloss
und als ob bekannte Wesen, wispernd
wie Sommerwind durch Gräser ,
ihn umgaben bis einer
mit erhobenem Finger sprach: Komm! Er schläft.
Und in einen hellen Saal verschwand das alles ; nur das Kind blieb
bei seinen Füßen, die Kissen
weiter um seinen Körper ziehend bis zuletzt
auch er fühlte, dass er einschlief.
Da war der Schnee und wuchs weiter um den Toten.
„Oh Jesus ! Der Jude sitzt da immer noch!“
schrie der Mann, als er am Morgen nach draußen sah.
„So jag’ ihn fo t! Es ist doch Weihnachtstag!“
unterbrach ihn die Frau. „Und sieh den Judenschelm wie er
seine Habe an seinen Busen drückt!“
„Er ist aufdringlich mit seinen Waren.
Mit starrem Blick schaut er herein, als ob
wir Geld hätten und kauften.“
„Trotzdem will ich sehen, was er anzubieten hat.“
„So zeig’s uns , Jude!“
Beide traten hinaus .
Den gefrorenen Blick in der Leiche Augen.
Sie stöhnten mehr vor Schreck, als das s sie schrieen
und erzitterten vor Gram.
„Oh Jemini!
Welch Unheil ist geschehen!”
Sie hoben ihn auf
und seine Last mit ihm. Sie öffneten den Mantel.
Da hing, mit den Armen um des Juden Hals ,
Margrethe, ihr Kind – eine Leiche wie der Jude.
S o trifft kein Blitz, so beißt keine Schlange,
wie Schreck und Schmerz das Elternpaar schlugen.
Der Schnee war nicht s o bleich wie der Vater ,
der Sturm heulte nicht so laut wie die Mutter .
„Oh Gott hat uns bestraft! Nicht die Kälte des Sturms ,
unsere eigene Grausamkeit hat unser Kind getötet!
Vergib! Ach, wie der Jude vergeblich
um Gnade an unser e Tür klopfte.“
Als der Wald wieder begehbar war , kam ein Bote vom Hof,
wo Lille Greta in Pflege gewesen war ,
und von wo sie, als der Feiertag eingeläutet wurde
und bevor der Sturm begann, alleine aufgebrochen war ,
um ihre Eltern am Weihnachtsabend zu besuchen.
Aber er fragte nicht nach dem Kind,
sondern nach dem Juden, die Mädchen ließen fragen,
deren Hoffnung, zur Kirche gehen zu können,
nun auf Neujahr verschoben war , wenn er denn komme.
Da lag er tot vor dem Kamin,
davor der Mann mit kaltem Blick, wie dem des Juden,
und saß gekrümmt so wie die Leiche,
stochernd in der roten Glut des Feuers .
Und die Hitze stieg, so dass der Leiche
die Glieder gestreckt und die Hände gefaltet werden konnten.
Aber vor ihm kniete Margrethes Mutter ,
ihrer Tochter Arme weiter fest
um des toten Mannes Hals .
„Sie gehört nicht mehr zu uns “ schluchzte sie.
„Er hat das Kind mit seinem Tod erworben.
Wir dürfen Lille Greta nicht von ihm trennen;
damit sie Jesus an unserer Stelle um Gnade
für ihn bitten möge;
denn Er wird eines armen Juden Klage lauschen - - “
HENRIK ARNOLD WERGELAND
Übersetzung: Jakob Billmayer