Das gemeine an diesen Stempelkarten war ja, dass unten in das kleine Feld der § des Verstoßes eingetragen wurde.
Weniger lustige Gegebenheit: Ich bin mit meinem Motorrad von Cottbus (Armee) nach Hause in den KU (Kurzurlaub =Wochenende) gefahren.
In der DDR gab's eine allgegenwärtige Angst, das der imperialistische Klassenfeind quasi schon vor der Haustür steht. Deswegen gab's wenn überhaupt, nur Urlaub über's Wochenende bzw. von Freitag bis Dienstag (VKU) In der Woche wurde der Klassenfeind erwartet. Und das rund um die Uhr. Hätte die Stasi mal paar richtige Spione bei der Bundeswehr eingeschleust, hätten die gewusst, dass nach 16 Uhr nichts und am Wochenende gleich gar nichts geht.
Jedenfalls fahre ich von Cottbus Richtung Dresden und am Ortsausgang geht mir ein Traktor gehörig auf den Keks. Ich kam über mehrere Kilometer nicht dran vorbei.
Irgendwann war dann Platz für mich und ich vorbei an dem Teil. ......rolle so mit bummligen 74 km/h ins nächste Nest und dort wartete bereits der allgegenwärtige Volkspolizist auf mich. In freudiger Erwartung durfte ich zwei Stempel wegen erhöhter Geschwindigkeit in Empfang nehmen.
Ich Sonntag Abend wieder zurück von Dresden nach Cottbus. Da reißt mir irgendwo in der sorbischen Pampas die Kette. Die habe ich dann bei einem Schmied notdürftig geflickt.
Montag hab ich dann meine Dienstausgangskarte geschnappt und bin in Cottbus in die MZ Werkstatt. Da mir bei jedem Gasstoß die Rollen von der Kette rissen, musste ich gaaaaanz vorsichtig fahren. Bei jeder Ampel gab's beim Anfahren ein lautes Krachen der Kette. Jedenfalls waren die nächsten 4 Ampeln alle auf "grün"
Die schafftst du alle- dachte ich so bei mir. Hab ich auch geschafft. Nur: 100Meter hinter der letzten grünen Ampel wartete wieder die Obrigkeit mit schwarz/weiß bemalten Winkstock auf mich.
Erst durfte ich mir eine Standpauke anhören, von wegen 70 kmh in der Stadt. Dann schlief dem Ordungshüter das Gesicht ein....da ich ja zwei Tage vorher bereits wegen selben Vergehens zwei Stempel gesehen habe. 4 Stempel wegen selber Sache, berechtigten ihn zum Auffüllen meiner Stempelkarte und damit zum sofortigen Einzug des Führerscheins.
Jetzt musste ich die politisch-sozialistische Keule rausholen.
Ich gab mich als Militärkraftfahrer und Unterfeldwebel zu erkennen, welcher für seinen Vorgesetzten Ersatzteile holen musste.
Bis auf das Letzte , stimmte es ja.
Nach langen hin und her-sah er "seinen Fehler" ein und gab mir nur 2 weitere Stempel mit irgend einem anderen §.
Ich dann nun zum MZ Fritzen, meine Kette gleich einbauen lassen und gut war's.
Danach bin ich zurück zu meiner Einheit, durch den KDL (Kontrolldurchlass) und dann gleich rechts abgebogen zur (Militär)fahrschule.
Ich zum Chef der Fahrschule: du Jens...ich brauch mal ne neue Stempelkarte...
Jedenfalls war ich nach 'nem Kasten Radeberger eine halbe Stunde später wieder jungfräulich...