AW: Fischfarmen, wie gefährlich sind sie für die Fjorde?
Die Frage ist mehr als berechtigt, rechtfertigt aber nicht jeden Kollateralschaden. Aber da sind die Norweger mit den Lachsen nicht die Einzigen auf der Welt...
Stimmt.
Es ist immer alles eine Frage der Verhältnissmässigkeit. Wer dies nicht wahrhaben will oder sich dieser Tatsache verschliesst, ist meiner Meinung nach sehr weltfremd und handelt ziemlich unverantwortlich. (....war jetzt nicht auf dich bezogen.)
@Joutoo
Der Gedankengang mit den Netzen und geringen Maschenweiten ist sicher nicht falsch, lässt sich in der Praxis allerdings kaum durchführen. Macht braucht eine gewisse Maschenweite um die Durchströmmung des Geheges mit Wasser zu gewährleisten.
Die Netze wachsen zudem nach einer Weile im Meer mit Algen, Muschel usw. zu.
Früher hat man die Netze 2mal in einer Generation gewechselt und sie mit nicht gerade umweltverträglichen Kupferverbindungen behandelt (antigrowing).
Heute kommen andere Methoden zu Einsatz. Z.B. das was AndyBln macht: die Netze werden mit Hilfe von Mini-U-booten im Wasser gespühlt.
Futterpartikel können immer durch die Netze durchgehen. Eine Lösung wäre wie bereits geschrieben sowas hier:
http://www.stordnytt.no/2013/11/smolt-satt-ut-i-fou-anlegg-i-hordaland/
..geschlossene Systeme im Meer.
Nochmal kurz zum Futterfaktor, weil die Frage kam:
1kg Pellets um 1 kg Lachs zu produzieren?
Fischfutter (Pellets) ist Trockenfutter, hat also keinen Wasseranteil. Fische bestehen allerdings zu ca. 75% aus Wasser.
Und jetzt mal ganz vereinfacht dargestellt :)
aus 1 kg Trockensubstanz baut der Fisch 250g Trockensubstanz (Körpermasse Fisch) auf + 75% Wasser macht 1kg Lachs.
Die restlichen 750g Futtertrockensubstanz werden für die Aufrechterhaltung des körpereigenen Stoffwechsels benötigt bzw. ausgeschieden.
(...bevor jetzt die Kritik losgeht, ...das war natürlich extrem vereinfacht dargestellt, könnte man tiefer einsteigen, müssen wir aber nochmal n extra Thema aufmachen :))
Wenn ich hier von einem Futterfaktor von 1 oder sogar darunter schreibe, ist dies der biologische Futterfaktor. Das setzt vorraus, dass alles Futter tatsächlich vom Fisch aufgenommen und verstoffwechselt wir.
In der Praxis arbeitet man allerdings mit dem ökonomischen Futterfaktor, er beinhaltet auch das Futter welches nicht gefressen wird oder dass von den Fischen gefressen wurde die vor dem Schlachten sterben. Vereinfacht gesagt: "Wieviel kg Futter schmeisse ich in mein Becken, und wieviel kg Fisch bekomme ich beim Abfischen raus".
Dieser ökonomische Futterfaktor ist eigentlich die Hauptkennzahl für die Produktion, er zeigt wie gut man die Anlage betreibt (wieviel Futter wird verschwendet, welches nicht gefressen wird, wieviele Fische sind gestorben bis zum Schlachten, wie haben die Fische das Futter verwertet, also wie gut sind sie gewachsen.)
Bei guten Lokalitäten liegt er heute bei knapp über 1,1.
Die Lachse in den Netzgehegen richtig zu füttern ist nicht gerade einfach. Bei den Mengen an Futter kommt es wirklich darauf an nicht zu wenig bzw. nicht zu viel zu füttern.
Der Appetit schwankt, aufgrund verschiedener Faktoren extrem (Temperaturschwankungen, Sauerstoffschwankungen, Lichtverhältnisse usw.). Die Aufgabe eines guten Røkters (Arbeiters) ist es da den Appetit zu überwachen und die Fütterung entsprechend einzustellen. Und da gibt`s eben entscheidene Unterschiede was die Leute auf den Farmen betrifft.
Wie ich das hier aus dem Forum herauslese, scheint es ja doch immernoch ne Menge Anlagen zu geben auf denen man die Fütterung nicht besonders im Griff hat, zuviel rausblässt und das Futter im Fjord versenkt.
Bei uns gab`s wenn wir damals neben der Anlage wiederholt Köhler vollgestopft mit Pellets fingen immer ne klare Ansage an den verantwortlichen Arbeiter.
Das Extrembeispiel, welches
Leuchtturm weiter oben nannte (70% Überfütterung), also sagen wir mal 10 tonnen in den Käfig geblasen, aber nur 3 Tonnen an die Fische verfüttet und der Rest verschwendet, würde bei mir ganz sicher nur einmal vorkommen. Ein Arbeiter, der an einem Tag das doppelte seines Monatslohn einfach mal schulterzuckend in den Sand setzt, würde bei mir nicht allzu lange "seine Arbeitszeit absitzen."
Gruss
smolt