Ich haette hier gerne den Thementitel in "Praerieseen in USA und Kanada" geaendert aber das scheint nichts zu gehen. Also wisst, dass ich hier auch Berichte einstellen werde die nicht nur von kanadischen Praerieseen handeln.
8.2. – 12.2. 2024; Upper Red Lake, Minnesota
Tag 1
Liebe Forumfreunde! Ich schulde Euch noch einen Bericht eines herrlichen Angeltrips in das gelobte Angelland Minnesota. Der US Bundesstaat Minnesota hat seit Jahrzehnten einen besonderen Platz in meinem Herzen; einmal weil ich da seit meiner Schulzeit fast eine zweite Familie habe, und weil es mit den tausenden Praerieseen und langsam maeandernden Fluessen und Fluesschen ein Suesswasserangelparadies ist. Dazu kommt, dass das Angeln den allermeisten Bewohnern in Minnesota einfach im Blut liegt und es einfach zum normalen gesellschaftlichen Leben dort dazugehoert. In einem Angelladen, und davon gibt es unendlich viele in allen Groessen, stoebern zu gehen, ist dort so normal wie in den Baumarkt oder in einen Klamottenladen zu gehen. Die meisten Bau-oder Werkzeugmaerkte oder viele Tankstellen haben gleich einen gut sortierten Angel-und Koederladen integriert. Dort ist man als Angler kein Exot oder vermuteter Tierquaeler sondern ein gern gesehenes Mitglied der Gemeinde und der minnesotanischen Kultur.
Die Angelei dort ist groesstenteils auf die Suesswasserraubfische zugeschneidert. Spinnangeln oder Koederfischangeln auf Hecht, Muskie-Hecht, Zander, Large- und Smallmouth Bass, Perch (unser Flussbarsch) und eine ganze Reihe anderer barschverwandten Arten (Rock Bass, Crappie, Sonnenbarsch, White Bass….) sind die sicher beliebtesten Angeldisziplinen. Am Oberen See gibt es auch die Lachs-und Forellen Trollfischerei die mit unserer Pazifikfischerei oder der Ostseelachsfischerei zu vergleichen ist. Im Mississippi und deren Nebenfluessen gibt es auch Stoere und Welse die von einigen Experten befischt werden. Und ganz im Suedosten an der Grenze zum Staat Wisconsin gibt es auch eine klasse Fliegen-und Spinnfischerei auf Forellen in kleinen Baechen.
Als junger Kerl hatte ich mich auch schon am fantastischen Karpfenpotential der vielen Seen und Teiche guetlich getan. Kaum ein Einheimischer befischt hier Friedfische. Als richtiger Karpfenangler haette man hier unendliche unangetastete Reviere. Es gibt auch gute Quappenbestaende, die auch nur von sehr wenigen Experten beangelt werden. Und so hatte ich mich in meinen jungen Jahren bei vielen sommerlichen Besuchen meiner Freunde in allen Ecken des Staates und darueberhinaus anglerisch ausgetobt und Sternstunden am Wasser erlebt. Grosse Hechte gefangen oder verloren, Zander und Barsche, und wie gesagt auch Karpfen. Mein Vater fing 1996 mit mir im Leech Lake seinen Fisch des Lebens, ein fast 1,20 m Hecht. Im Sommer 2018 war ich mit meiner ganzen Familie dort und hatte mit meinen Freunden eine Woche am Leech Lake verbracht. Ich wollte meinen Jungs mal einen meiner wenigen Happy Places zeigen. Leider war die Angelei damals wetterbedingt etwas zaehe aber Ryan’s Sohn Andy fing einen 74 cm Ausnahmezander, der noch heute eine Raunen in Anglerkreisen erzeugt. Der Bericht von dem Trip ist hier auch irgendwo im Forum.
Aber so gut ich mich mit der Sommerangelei in dieser nordamerikanischen Region auskannte, eines hatte ich noch nie gemacht: Eisangeln. Minnesota ist bekannt fuer seine harten Winter, wochenlange minus 30 oder sogar -40 Grad sind keine Seltenheit im Winter. Ordentlich Schnee gibt es auch jedes Jahr. Da hat sich eine ganze Winterbeschaeftigungskultur herausgebildet. Meine Freunde schickten mir regelmaessig Fotos von Snowmobiltouren durch die verschneiten Waelder und ueber zugefrorene Seen. Im Sommer sah ich oft Eisangelhuetten in den Gaerten der Grundstuecke geparkt und einige Fishing Resorts liessen mich damals als armer Schueler oder Student schon mal umsonst in solchen saisonal geparkten Eishuetten uebernachten. Das waren geraeumige Holzhuetten auf Kufen mit 2 oder 3 Doppelstockbetten, einer Kuechenzeile, Tisch und Stuehle, Klo und natuerlich Loechern im Boden. Sah fuer mich immer geheimnisvoll aus. Wie so ein Eisangeln wohl ginge? Leider fand sich nie die Gelegenheit fuer mich mal im Winter dahinzufliegen und die Winterangelei mal auszukundschaften.
Da gibt es ja auch die alte Filmserie “Grumpy Old Men” mit Jack Lemmon und Walter Matthau. Das spielte ja auch in Minnesota und zeigte ein bisschen die Eisangelkultur in diesen Gegenden. So wie viele Minnesotaner (wie auch in vielen anderen US Mid-Weststaaten und Praerieprovinzen Kanadas) eine Wochenendhuette an einem See ausserhalb der Stadt haben und dort fast jedes Wochenende in der Sommersaison verbringen, so stellen sie im Winter ihre Eisangelhuetten fuer 2-3 Monate auf ihren Lieblingsseen ausserhalb der Stadt auf und verbringen dort viele der Winterwochenenden. Das kann dann an einigen Stellen so wie in den Grumpy Old Men Filmen zu kleinen Siedlungen auf dem Eis fuehren wo Strassenschilder aufgestellt werden um den Verkehr etwas zu regeln und wo es Coffeeshops und Bratwurstbuden zwischen den Angelhuetten gibt. Manchmal hoert man in Fruehjahr, dass einige es zu lange ausgereizt haben und dann mal eine Huette im schmelzenden Eis absaeuft oder auf Eisschollen abdriftet.
Soweit kannte ich diese Eisangelwelt nur vom Hoerensagen und von Bildern her. Dieses Jahr wollte ich das auch mal richtig erleben. Mein Freund Ryan lud mich ein und wollte alles organisieren. Ryan ging zwar gerne mit zum Angeln, war aber keinesfalls ein Vollblutangler. Sein schon lange verstorbener Vater war mein Minnesota-Angellehrer in den fruehen 90ger Jahren gewesen. Aber mithilfe eines der vielen Resorts wuerden wir das schon hinkriegen. Damit sich die lange Anreise fuer mich lohnte, wollte ich auf jeden Fall volle 3 Tage auf dem Wasser bleiben. Ryan fragte mal bei seinen angelverrueckten Kollegen herum und viele rieten zum Upper Red Lake; schon nicht mehr so weit von der kanadischen Grenze, ca. 4 Stunden nordwestlich von Minneapolis. Das West Wind Resort dort hatte etwa ein Dutzend Eisangelhuetten von verschiedenen Groessen und Luxus die sie auf den Red Lake schleppten und dort den Winter ueber betreuten. Ryan buchte uns eine 4 Personen Huette von Donnerstag bis Montag. Freitag bis Sonntag wollten sein Sohn Andy und sein Cousin Lance nachkommen. Andy war der Riesenzanderfaenger vom Leech Lake 2018 (als er 10 Jahre alt war), und Lance war begeisterter Hecht-und Muskieangler und hatte schon mal einen 110 cm Muskie im Lake Minnetonka gefangen. Aber mit Eisangeln hatte keiner von uns viel Erfahrung. So wurde das eben eine Rookietour!
Die Wochen und Tage vor Abflug bangte ich etwas um unseren Trip; ganz Nordamerika war in einem ungewoehnlich warmen Winter gefangen und die Seen in Minnesota hatten bis Anfang January noch kein tragfaehiges Eis. Normalerweise ging die Eisangelei schon im November los, liess ich mir sagen. Na das waere ja was, nach fast 35 Jahren fahre ich das erste Mal im Winter nach Minnesota und genau dann gibt es keinen Winter! Gluecklicherweise hatten die dann im Januar 3 Wochen richtig tief Frost und es bildete sich genug Eis auf den Seen um die Saison zu eroeffnen. Die Resorts hatten fast taegliche Updates on Wetter/Eis/Angelbedingungen. Auch wenn es Anfang Februar, als ich abflog, schon wieder knapp ueber Null war, der Upper Red Lake hatte 55 cm Eisdicke und war damit befahrbar und die Huetten waren bereit.
Den ersten Abend und Tag besuchte ich meine alte Gastfamilie und dann am zweiten Tag begannen wir unsere Trip-Vorbereitungen. Natuerlich gleich mal zu den grossen Tackle Shops inklusive Cabelas; Ryan hatte zwar etwas Geraet von Kollegen bekommen aber wir hatten nichtmal die kleinen Eisangelruten. Ausserdem macht es ja auch Spass sich eigenes neues Zeug zu holen. Man hat ja noch nicht genug. Was war ich aber erstaunt als ich in diese Laeden kam. Wir haben ja nun an der Westkueste hier auch Cabelas und BassPro und sind da oefters mal zu stoebern. Ich gebe zu, dass ich das Sortiment fast auswendig kenne. Als ich dort zu Cabelas reinkam, dachte ich waere in einer anderen Welt aufgeschlagen! Ich konnte fast nichts Bekanntes erkennen. Die Boote Sektion war ausgetauscht fuer ATVs, Side-by-Sides, andere Schlittenfahrzeuge, unterschiedlichste Formen und Groessen an Pop-up Zelten die waemegedaemmt in einer Schlittenbox verschwinden konnten. Dutzende verschiedenste Eisbohrer, Eisschoepfer… Die Elektronikecke war ganz anders mit wunderlich anmutenden tragbaren Echoloten, Brettchen mit Schnurspulen und Bissfaehnchen die es dem Wander-Eisangler erlaubten mehrere Eisloecher gleichzeitig zu befischen, Regale von den Mini-Ruten und Rollen, die Kunstkoedersektion war ganz anders mit vielen Kleinstpilkern, Mini-Jigs und Blinkern und Zeugs das ich noch nie gesehen hatte. Ich kriegte die Kinnlade gar nicht mehr hoch. Nach all den Angelmagazinen, TV-Fishing Shows und Youtube Videos die ich in meinem Leben schon verschlungen hatte, wie hatte mich eine ganze Angelwelt so verpassen koennen? Wahnsinn! Und total aufregend.
Ich holte mir 2 Ruten (Rollen mit 3kg Monoschnur hatte ich mitgebracht) und ne Menge neuer Koeder, auch winzige Gummis (Gulp Fischchen, und Zuckmueckenimitate). Ryan kaufte ein Ruten/Rollenkombo gleich schon mit Schnur drauf, ne Koederfischbelueftungspumpe und vielleicht 50 kleine lebende Fischchen (lebender Koederfisch ist dort noch ganz normal). Meine -40 Grad zertifizierte Helly Hansen Jacke die ich mir in Angst vor dem Minnesota Winter gekauft hatte, war ganz unten im Gepaeck als wir bei vielleicht 3 Grad und Nieselregen losfuhren. Essen fuer 4 Personen und fast 5 Tage war auch bereit, ein paar Bierchen mussten auch mit. Beim Anbruch der Dunkelheit kamen wir am ufergelegenen West Wind Resort an. Der angegliederte Pub fuer die Resortgaeste aber auch die vielen Privatangler war rappelvoll – schien wohl nichts zu beissen!
Eine nette Dame wiess uns ein; ein ordentliches und beheiztes Schlachthaus (Fische ausnehmen/filetieren auf dem Eis war nicht erwuenscht), Toiletten und Dusche wenn man genug vom Plumpsklo hatte, und einen feinen Angelshop. Was brauchte man mehr? Dann bekamen wir die Anweisung 6 Kilometer auf’s Eis bis zur Pressure Ridge zu fahren und dort wuerde uns ein Pickup erwarten um uns im Dunkeln ueber die Bruecke und dann bis zum Eishaus bringen. Waasss? Ich musste erstmal googlen was die mit Pressure Ridge meinten. Eben eine total neue Welt. Ryan hatte das auch noch nicht gehoert. Stellt sich raus, dass auf richtig grossen Seen das Eis keine einheitliche Scholle bildet sondern wie die Erdkontinentalplatten Bruchstellen haben die vom Wind und Temperaturausdehnungen hochgedrueck manchmal bis zu 10 m hohe Eiswaende formen koennen. Sowas kennen wir hier an der Westkueste ja – die Faultlines an den Erdbeben-Hot Spots. Sowas gibt es also auch auf dem Eis in klein. Verrueckt. Gluecklicherweise war die diesjaehrige Bruchzone durch das laue Wetter nur so einen knappen Meter hochgebuckelt und man hatte einfach eine Metallrampe darueberhinweg gebaut damit alle Fahrzeuge rueber konnten. Man musste aber eben wissen wo diese Bruecke war sonst kam man nicht von einer Seeseite zur anderen.
Als wir das erste Mal auf das Eis fuhren, war mir schon ein bisschen mulmig. Ryan war es auch nicht ganz egal. Er fuhr sehr langsam – wir wurden von anderen Autos ueberholt die bestimmt mit 60 oder 70 km/h ueber das Eis donnerten. Hin und wieder sahen wir im Scheinwerferlicht rote Stangen gekreuzt – Stellen wo man wohl besser nicht drueber faehrt. Die Hauptstrasse war aber gut mit schwarzen Stangen markiert. Wenn Schnee dagewesen waere, haetten die Raeumungswaelle die Strasse wohl noch besser gekennzeichnet. Aber es regnete heute und auf dem Eis standen bis zu 15 cm Wasser. Total verrueckt! Bald trafen wir unseren Guide und er fuhr vorneweg. Ryan musste jetzt etwas flotter fahren um ihn nicht zu verlieren. In der Dunkelheit sahen wir hunderte Lichtpunkte ueber den See verteilt. Sollten das alles Eisangler sein? Ueber die Bruecke und dann noch 3 oder 4 Kilometer zu unserer Huette. Vorsichtig verliessen wir das Auto und schlidderten zum Hauseingang. Eine warme und gemuetliche Holzhuette empfing uns. Propanlichter und Propanheizung, Propanherd, Waschbecken allerdings ohne Wasser – muss man in Kuebeln selber mitbringen. Ausserdem eine Solartafel fuer LED Licht und Ladestation. Aussen dran das Plumpsklo mit Schneewehen am Toilettenpapier – das war schon arktisch dort. 2 stabile Doppelstockbetten und dann die 8 Loecher im Boden. Bei unserer Ankunft, mit dem ganzen Regenwasser auf dem Eis, sah es so aus als ob ein Fluss ueber dem Eis und unter dier Huette durch floss. Der Guide zeigte uns 4 Schnurspulen an der Wand ueber 4 Loechern. Da war schon ein kleiner Jighaken dran. Einen lebenden Koederfisch durch die Lippe da dranhaken und kurz ueber Grund anbieten, riet er uns. Und dann mindestens eine andere Rute aktiv jiggen. Es waere nicht gerade super toll gerade aber auch nicht tot. Es wuerden so 4-6 Fische pro Tag pro Haus gefangen. 2 Schnuere pro Angler sind erlaubt, 4 Zander pro Angler im Besitz erlaubt, nur einer ueber 45 cm, kein Mindestmass. Hauptfische waeren jetzt Zander, Perch und Crappie – obwohl Crappie momentan schwieriger waere und die gerade eher in Ufernaehe waeren und wir waren mitten auf dem See. Hecht nur hin und wieder; hier waere ein flaches sandig/kiesiges Plateau mit 4m Wassertiefe, keine Struktur fuer Hechte.
Wir raeumten unseren Kram ein, Ryan als Elektrotechniker, hatte einen kleinen Generator und einen Fernseher mit Laptop mit und einer digitalen Videothek als ob wir hier jahrelang festfriern wuerden. Ich machte mich natuerlich gleich an den Loechern zu schaffen. Die waren 25cm im Durchmesser; also hier kriegte man auch einen Monsterhecht durch wenn es sein muss. Fraglich an 3 kg Schnur und ohne Stahlvorfach aber ausschliessen soll man ja erstmal nichts. Ich machte 2 der Wandrollen mit Koederfisch klar und liess die Leinen runter. In den Wandrollen waren Gloeckchen so dass man auf einen abziehenden Fisch akustisch aufmerksam gemacht wurde. An dem dritten Loch machte ich eine kleine Rute im Rutenstaender mit Laufposen und einem fetten Tauwurm klar. Und an die vierte Rute machte ich einen kleinen Jighaken mit einem winzigen knall-roten Plastikwuermchen das in einer stinkenden Sosse eingelegt war. Mal sehen. Hatte ja keine Ahnung! Dann machten wir es uns gemuetlich. WLAN gab es hier nicht aber ich hatte Handyempfang.
Waehrend Ryan Abendbrot vorbereitete, jiggte ich schon munter los. Ganz kleine Huepfer des kleinen Koeders. Nur paar Zentimeter ueber dem sandigen Grund. Und ploetzlich Widerstand und ich riss die empfindliche kleine Rute hoch. Jawoll, Fish On! Ryan staunte und freute sich als ich einen kleinen Zander hochkurbelte und durch das Loch maneuvrierte. Man musste aufpassen, dass die Schnur nicht zu doll an den scharfen Eiskanten rieb. Bei einen so kleinen Fisch wie diesem kein Problem aber wenn mal was Groesseres kommen sollte?! Mein erster Eisfisch war ein vielleicht knapp 30cm Zander. Nach hiessigen Regeln ein Keeper aber ich beschloss keine Zander unter 30 cm zu behalten – da war ja kaum was dran. Nur mal zur Erinnerung, der amerikanische Zander ist etwas kleiner als der europaeische. Ein 50 cm Zander ist dort schon anstaendig. Ueber 60 cm kapital und ganz selten ueber 75 cm. Er ist auch etwas mehr goldgefaerbt und hat nur eine Andeutung der zandertypischen Vertikalstreifen. Aber gleiche Verhaltensweisen und gleich lecker. Einer der beliebtesten Angelfische in Minnesota und bedeutend auch fuer die Berufsfischerei. Daher sind die Bestaende in vielen Seen ueberwacht und gemanaged. Also unser erster Fisch bekam seine Freiheit wieder.
Der Resort Guide hatte uns schon geschildert, dass die beste Beisszeiten frueh und abends waeren. Die Fische wuerden dann auf dem Plateau jagend herumziehen und irgendwann kaemen sie dann unter dem Haus durch. Dann musste man seine Koeder im Wasser haben und die Situation ausnutzen denn bald zoegen die Fische weiter und dann kann es eine Weile dauern bis der naechste Trupp durchkam. Viele Angler haetten hochaufloesende Echolote die Fischschwaerme auch horizontal bis zu 100m neben dem Geber in 360 Grad ausfindig machen konnten. Damit sah man die Fische schon von weitem kommen und konnte sich darauf vorbereiten. Ich hatte diese Geraete ja in den Angelshops gesehen aber sowas hatten wir nicht dabei. Wir fischten old-school: blind. Aber vielleicht 20 Minuten nach dem ersten Zander hatte ich wieder am Jig einen Biss und auch der hing. Der war schon ein bisschen besser und wir behielten den. Ich wollte irgendwann am Wochenende wenigstens einmal Fish&Chips fuer uns alle vier machen. Da mussten mindestens 4 Fische zusammenkommen. Das war unser Mindestziel fuer den Trip. Waehrend wir assen, verpassten wir dann einen guten Biss am Koederfisch an einer Wandrolle. Ploetzlich rasselte die Glocke los und Schnur lief ab und Ryan schnappte sich die Schnur und ruckte an. Langsam strippte er die Leine ein und ich schaute neugierig ins Loch. Super cool wenn der Fisch dann das erste Mal in dem gruenen Wasser am unteren Eisloch auftauchte. Der war deutlich besser! Ryan versucht nun den Fischkopf in den Locheingang zu bugsieren aber das war gar nicht so einfach. Der Fisch verkeilte sich quer an der Lochkante und ploetzlich war der Haken los. Mist, der waere bestimmt schon 45 cm gewesen! Aber wir freuten uns ueber etwas Action – mit sowenig Ahnung wie wir haetten wir ja auch das ganze Wochenende ohne einen Biss enden koennen. Das war schon mal verhindert. Also so ganz schlecht konnten wir ja nicht liegen mit was wir hier machten.
Draussen war haessliches Wetter. Ueber Nacht sollte eine Kaltfront reinkommen und es sollte frostig und windig werden. Der Wind heulte schon um unsere Huette und wir waren froh, das die Propanheizung ordentlich Dampf machte. Die Propanleuchter heizten auch dazu. Also ich konnte mir schon vorstellen, dass das hier auch in einem ordentlichen Minnesota Winter bei -30 Grad noch gemuetlich warm war. Was ich ein bisschen mulmig fand und ich konnte mich bis zum Schluss nicht ganz damit anfreunden, waren die krachenden Geraeusche die das Eis von Zeit zu Zeit machte. Spannungsdehnungen erzeugten staendig neue Risse im Eis. Wenn ein Auto in der Naehe vorbeifuhr, aber nicht nur dann, knallte, krachte, knirschte das Eis unter uns. Manchmal spuerte man ein Zittern des ganzen Hauses. Wie Mini-Erdbeben. Das war schon unheimlich. Der Ingenieur in mir konnte zwar beruhigen, dass 55 cm Eis eine Menge Last aushielt und Risse dem nichts schadeten, aber das Unterbewusstsein kam der Logik manchmal nicht ganz nach. Da ich sowieso in fremden Betten erstmal nicht so gut schlief, dann bei solcher sporadischen Geraeuschskulisse und dann noch immer mit einem Ohr auf die Angelglocken – man kann sich vorstellen, dass ich etwas Schlafentzug hatte nach der Tour!