West-Kanada 21. Mai - 26. Juni 2009

Kopyto

Tysnesfan
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Ich war rund 5 Wochen im Westen Kanadas unterwegs, davon rund 4 Wochen mit einem Camper. Es war super toll, die Landschaft ist einfach unglaublich. Da meine Freundin dabei war und ich auch noch nach Norwegen zum Fischen fahre, war es natürlich kein Angeltrip und ich musste meinen Angeleifer beziehungskompatibel gestalten, aber natürlich waren die Angeln dabei, so wie in jedem Urlaub wo es Wasser hat J.

Ich habe dann auch immer mal wieder ein wenig hier und dort geangelt. Doch einfach so nach Kanada fahren und dann mal Ruckzuck dicke Lachse und Heilbutts und so angeln ist nicht drin. Zum einen ist alles ziemlich genau reglementiert, zum anderen braucht man oft ein Boot und/oder einen Guide der einen hilft. Und so was ist ziemlich teuer, eine Ausfahrt zum Lachsfischen mit kleinem Boot kostet pro Nase 110 $, Mindestdauer 5 Stunden und schon ist man bei 550 $, das war mir einfach zu teuer. Man ist dafür nur zu zweit in einem Boot und bekommt eine sehr individuellen Service. Ich habe dann einfach viel vom Ufer geangelt. Das Problem war auch, dass wir etwas zu früh da waren, da mir von den Einheimischen gesagt worden war, dass die Lachse erst so ca ab 20ten Juni kommen würden. Dann waren wir aber schon am Ende unserer Reise beim Städtetrip in Toronto. Die Saison hatte denn auch erst begonnen als wir in Vancouver Island angekommen sind, es gab dann auch noch nicht wirklich viele Touren im Angebot. Der Grossansturm der Touris und demnach auch das Angeltrip- Angebot sollte Juli und August erfolgen.

So nun zu ein paar ausgewählten Erlebnissen:

Lachsangeln auf Fischerkutter in Uclulet:
Mit einem grösseren Fischkutter gings mit 15 kanadischen Anglern von Ucluelet auf Vancouver Island raus zum Fischen aufs offene Meer. Der Preis war mit 100 $ für 7 Stunden auch ok, doch leider war es die einzige Ausfahrt, die mit so einem grossen Kutter und dementsprechend tiefem Preis angeboten wurde. Das Material wurde gestellt und bestand aus kleinen Multirollen, 50er Monoschnur, Pilkern von ca. 180 Gramm und langen Pilkruten mit entsprechendem Wurfgewicht. Gemäss Auskunft sollte auf Lachs, Bottomfisch und auch Heilbutt geangelt werden, schliesslich wurde dann aber vor allem auf Lachs geangelt.
Nach einer Ausfahrt von ca. 45 min wurde das erste Mal gestoppt und geangelt. Da in Tiefen von 35-55 m geangelt wurde, war auch die Monoschnur ganz ok. Doch dann die erste Überraschung es sollte auf Lachse gepilkt werden und dann noch ohne Widerhaken (Vorschrift !). Wie es so ist bei so Ausfahrten die man das erste Mal macht, musste ich anfangs Lehrgeld zahlen und erst bei den erfahrenen Anglern die nötige Technik abgucken. Ich wurde schon ziemlich nervös als überall um mich rum der Ruf "Fish on" erschallte und schöne Lachse von 3 - 10 kg - Chinook, Spring oder King genannt - also Königslachse - gefangen wurden, die sich offenbar das ganze Jahr über in diesen Gewässern aufhalten. Endlich spürte auch ich Gezappel an der Rute, doch meine norwegigsche Pilkerfahrung sagte mir, dass das kein Lachs sein konnte. Es war dann auch ein schön gezeichneter 30 cm Dorsch, der vorsichtig zurückgesetzt wurde. Ich sah, dass die Kanadier sehr aggressiv pilkten, mit grossen heftigen Bewegungen, ich musste also meine Norwegenpilktechnik überdenken, die viel sanfter war, offenbar auch wegen der geflochtenen Schnur. Hier mit Mono und der Dehnung mussten viel grössere Ausschläge gemacht werden. Endlich hatte ich den Bogen raus und einen Fisch im Drill, der dann aber wieder ausschlitzte. Nach mehreren Verlusten konnte ich dann endlich einen kleineren Lachs fangen, die Freude und die Beruhigung, kein Schneider zu sein war gross. Nun wollte ich einen grösseren. Und tatsächlich ich bekam einen heftigen Biss und der Drill war hart. Als ich den Fisch endlich an der Öberfläche hatte, entschloss er sich parallel zum Schiffsrumpf durch die 4 Schnüre meiner Mitangler zu schwimmen, worauf der Haken ausschlitzte. Diese verdammten widerhakenlosen Pilker ! Nach einer Chimäre, Ratfisch genannt, hatte ich wieder einen grossen Lachs im Drill. Dieser sprang an der Oberfläche und schüttelte dabei den Kopf, was ziemlich spektakulär aussah. Ihr könnt Euch denken was mit einem widerhakenlosen Pilker dabei passiert ? Schon wieder war ein schöner Lachs verloren, der Skipper der zum Keschern herbeigeeilt war, meinte nur, schade, schöner Fisch und man müsse die Schnur immer gespannt halten. Na ja ich schaffte es dann zum Ende doch noch einen mittleren Lachs zu landen. Damit war das Limit voll, 2 Lachse pro Angler pro Tag. Die anderen Angler die ihr Limit voll hatten, fischten mit riesigen Leuchttwistern auf Heilbutt, doch ohne Erfolg. Speziell auf andere Fische wurde nicht gefischt, der Lachs war der Hauptfisch. Alles in allem war die Ausfahrt toll, die Fische bissen sehr gut, es war dauernd Action und dass nur ein geringer Anteil der Fische auch gelandet werden konnte, damit konnte ich leben. Nebenbei sah ich noch einen Buckelwahl und einen Seelöwen, das war schon eindrücklich. Einziger Wermuttstropfen war meine Freundin, die als Zuschauerin mitgekommen war und trotz Tabletten unter den 3-4 m hohen Wellen zu leiden hatte und jetzt nie mehr eine solche Ausfahrt machen wird.


Rockfish vom Ufer in Telegraph Cove
Telegraph Cove ist sehr schön, ein Fjordgebiet wie in Norwegen, leider war es für die Killerwale noch zu früh, da diese den Lachsen folgen, die aber erst in 2-3 Wochen in diesem Gebiet eintreffen sollten. Na ja unser Camping war 3 Gehminuten vom felsigen Ufer entfernt, dass an tieferes Wasser grenzte, optimale Bedingungen für mich. Ich begann zu Blinkern und mit Gufis zu fischen, doch nichts ging. Aus Verzweiflung montierte ich einen kleinen 30 g Pilker und nun kamen die Bisse. Farbenprächtige Rockfische, eine Art Riffbarsch, vergleichbar mit dem norwegischen Rotbarschen. Die Farbpalette reicht von grau über rot zu rot-gelb. Vor allem die Rotgelben hatten eindrückliche Rückenstacheln mit denene sie sich immer wieder beim Drill in den grossen Kelp-pflanzen festzusetzen versuchten. Es kam ein wahren Fangrausch, jeder Wurf war ein Fisch. Die Fische waren 30 - 50 cm gross und ziemlich dick, wie sich später herausstellte, ergaben sie sehr grosse schöne Filets. Ich nahm die drei grössten mit, der Rest wurde sorgfältig zurückgesetzt. Am nächsten Morgen wollte ich ganz früh raus und wieder Rockfische ärgern, doch es ging gar nichts. Keine Bisse nichts. Der Unterschied von Ebbe und Flut machte gut und gern 3 Meter aus und ich musste etwa 1 Stunde warten, bis die ersten Bisse kamen. Und dann heftiger Widerstand. Was war dass denn ? Kein Rockfisch sondern ein herrlich gezeichneter Lingcod von ca. 60 cm. Wow so einen wollte ich schon immer mal fangen. Sein Fleisch war herrlich weiss !
Wir blieben 3 Tage in Telegraph Cove und ich fischte immer mal wieder 2 -3 Stunden. Die Fischerei war sehr materialintensiv. Scharfkantige Felsen, grosse Tangfelder und teilweise eine starke Strömung verbunden mit meiner leichten Ausrüstung, Pollackspinnrute mit 45 g Wurfgewicht und 30er Monoschnur machten das angeln nicht ganz einfach. Dazu kam, dass die Fische am Grund standen und ohne gelegentliche Hänger auch keine Biss zu verzeichnen waren, wenn man zu flach fischte. Das Material in meiner kleinen Urlaubsfischkiste ging zu Neige, ich hatte alle 3 kleinen Pilker, sowie die 2 schweren Gufi-Jigköpfe abgerissen. Mit den leichteren Jigköpfen ging nichts, ich erreichte die fängige Tiefe nicht. Ich versuchte es mit Grundmontage und Fischfetzen aus gefangen Rockfisch-Bauchlappen doch darauf erfolgte nicht ein einziger Biss. Bloss als ich eine grosse Garnelle bei Ebbe aus dem Tang fischen konnte und diese anköderte erfolgte sofort der Biss. Ich musste improvisieren und beschwerte die Jigköpfe mit zusätzlichen grossen Bleischroten auf der Hauptschnur und schon fing ich wieder. Da drille ich einen kleineren Rockfisch nach oben als ich plötzlich einen mindestens 1 m grossen Schatten sehe, der meinen Fisch neugierig verfolgt und beäugt. Es war ein grosser Lingcod ! Doch leider brachten die folgenden Würfe den erhofften Biss nicht, aber mein Material wäre für so einen Fisch wahrscheinlich sowieso zu schwach gewesen.
Nach 3 Tagen mussten wir weiter, irgendwie fand ichs schade da die Fischerei toll war, auf der anderen Seite war ich auch froh, da mir schlichtweg das Material ausging. Meine Pollack-Norwegen-Gummifischrute war zerbrochen, ich hatte kaum noch Hauptschnur und auch die fängigen Köder waren alle. In der Folge habe ich mir dann eine ziemlich sensible Ugly Stik Lite -Spinnrute gekauft, mit der ich nun in Norge mit Gufis auf Pollacks gehen will.

Döbelangeln am Spoutlake
In diesem See sollte es eine Art kanadische Weissfisch geben, ein Kreuzung zwischen Döbel und Barbe und im tieferen Teil des Sees auch Regenbogenforellen. Ich fischte vom Ufer im flachen Teil mit Miniwobbler und kleinsten Twistern an 0,20er Schnur und der neuen, sehr sensiblen Rute. Die kanadischen Döbel bissen wie wild und zeigten sich auch erstaunlich kampfstark. Ich fing ca. 50 Stück und setzte alle wieder zurück. Beim Forellenangeln waren sie aber eine Plage, da sie sich auch auf die für Forellen gedachten Blinker stürzten und bissen sogar auf 20 Gramm Tobyblinker.

Fishingpier Campbell River
Da sonst das Wasser überall ziemlich flach war, bot einzig die Fishingpier die Möglichkeiten vernünftig zu angeln. Ich fischte mit einfacher Grundmontage und Fischfetzen und fing zwei Flundern und einen riesigen Seestern von etwa 2 kg, der nicht etwa von aussen gehakt war, sondern den Fischfetzen voll "geschluckt" hatte. Ausserdem konnte ich einen Seelöwen beobachten, der um die Fishingpier poller herumschwamm, das war schon toll. Ein Einheimischer erklärte mir, dass in 2-3 Woche Pink-Lachse kommen würden und dass dann alles voll Fischer sein würde. Schade war ich zu früh da, aber Platte angeln war ja auch ganz lustig.


Regenbogenforellen im Clearwater Lake
Mitten im Niemandsland wird eine sehr schöne Lodge von einem Deutschen Ehepaar geführt. Wir stellten als die einzigen Gäste unseren Camper direkt 10 m vom Ufer ab und ich konnte sofort die Angel auswerfen. Die Forellen zeigten sich sehr beissfreudig, jedoch verlor ich sehr viele im Drill. Irgendwie schienen sie den Köder mehr zu attaquieren als ihn wirklich fressen zu wollen. Ein Mini-Firetiger Wobbler brachte dann schliesslich den Erfolg und ich landete nach vielen Fehlbissen eine ganz braune Regenbogenforelle, die ich auf Sicht angeworfen hatte !

So das waren die wichtigsten Ereignisse, ich habe auch sonst noch oft geangelt und weitere Fische gefangen und eine grosse Steelhead nach längeren Drill verloren. Wasser hat es wirklich sehr viel in Kanada, es ist aber nicht immer so einfach alles zu beangeln. Oftmals war das Wasser vom Ufer zu flach und ein Boot stand mir nicht zur Verfügung. In den Rockies waren dann die Flüsse sehr schnellfliessend und grün von Gletscherwasser, wie fängt man da die Fische ???

Ich kann aber nur jedem Norwegenfan empfehlen einmal eine Motorhomefahrt durch Kanada zu machen, das Land ist einfach wunderbar.

Gruss Kopyto

Fotos folgen noch :]
 
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Hy Kopyto!
Ich habe auf Deinen Bericht schon gewartet, danke dafür. Sehr interessant! Also muß man da umdenken beim Angeln, in Kanada ist
wieder alles ganz anders. Wir hatten dieses Jahr eigentlich auch vor nach Vancouver (Island) zu fliegen. Haben uns dann aber für 2X Norwegen entschieden (was natürlich auch super ist :) ) Ich werde mich jetzt für nächstes Jahr gut vorbereiten u. werde Deine Ziele mal googeln. Unsere Reisezeit wird dann im Aug. sein. Da haben wir ja vielleicht Glück mit den Lachsen u. Walen. Hast Du denn auch ein paar Fotos?
Im übrigen sind wir auch Tysnes Fans und waren einige Male auf Lindholmen, falls du weißt wo diese kleine vorgelagerte Insel liegt? Petri heil auf Tysnes
Viele Grüße aus Franken Chrischi :]
 
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Hallo Kopyto,

Vielen Dank, daß Du uns mit dem Bericht an Deinen Eindrücken aus diesen wunderbaren Land teilhaben läßt.:daumen:
Deine Angeltips kommen gerade recht in unsere Urlaubsvorbereitungen.
Am 12. August beginnt unsere Reise nach Westkanada, die mich und die Gute neben der Beaver Guest Ranch in 100 Miles House auch nach Whistler, Sunshine Coast, Campell River, Telegraph Cove und Ucluelet führen wird.

Grüße Harald

12.08. - 04.09. 09 West Kanada
19.06. - 03.07. 10 Moskenes Lofoten
03.07. - 10.07. 10 Harbak
01.09. - 11.09. 10 Harbak
16.07. - 06.08. 11 Tomrefjord bei Tone und Johnny
 
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Für Fragen und Tipps nur anfragen - kein Problem !

Hier noch ein paar Bilder
 
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und noch ein paar fotos
 
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Klasse Bericht, das muß ein traumhafter Urlaub gewesen sein, das Lesen hat verdammt viel Spaß gemacht.:daumen::daumen:

Die Fotos sind sehr eindrucksvoll und die Fische sehen ziemlich exotisch aus.

Vielen Dank für die tollen Eindrücke:daumen:
 
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und noch ein kleiner Wasserfall

Athabasca Falls im Yoho Nationalpark, der neben Banff und Jasper ein kleines Schattendasein fristet aber durchaus sehenswert ist, zumal man auch ein wenig den Touristenströmen ausweichen kann

Gruss Kopyto
 
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Danke Kopyto für die interessanten Informationen zu Kanada. Ich war vor Jahren auch auf Vancuver Island und wir haben vorwiegend Wale beobachtet. Dabei habe ich verwundert den Kopf geschüttelt, wie gewaltig die Kanadier doch pilken. Dank deiner Info kenne ich jetzt die Antwort: monofil...

Beste Grüße
:] Robisch :]
 
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Da muss man doch hin!:>>
Danke für den Bericht, wirklich super!
 
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Sehr gut geschriebener Bericht. Hat Spaß gemacht ihn zu lesen. Kann mir gut vorstellen, wie begeistert Deine Freundin nach der Ausfahrt war. Meine wäre garn nicht erst mitgekommen...
 
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:]Hallo nochmal Kopyto,
über wen habt Ihr denn gebucht?
Wir haben vor mit dem WoMo zu fahren. Wenn möglich zwischendurch auch auf einer Lodge zu angeln. (Evntl. mit dem Wasserflugzeug oder Boot.) Du hast ja geschrieben man kann Dich fragen. Bin in der Planung für 2010.
Gruß Christiane
 
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Na ja nach diesem Erlebnis kommt meine Freundin auch nie mehr mit :D

@ crissi:
Ich habe über nayakreisen gebucht, nütz dir wahrscheinlich wenig, weil dies ein Schweizerreisebüro ist.

Ich kann dir aber CANADREAM als Motorhome-vermietung sehr empfehlen, guter Service und vor allem man spricht deutsch (zumindest in den Büros Vancouver und Calgary) was die Instruktion in das MH doch sehr erleichtert...

Gruss Kopyto
 
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