Vaernes (Agdenes/Orkland) 24.07. - 01.08.2025

Patti1611

Stammnaffe
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Liebe Forumsgemeinde,

ich habe Euch ja versprochen, einen Bericht über meinen zweiten Norwegenurlaub dieses Jahr zu schreiben. Der ist zwar auch schon wieder 6 Wochen her, aber so ein Bericht braucht etwas Zeit und ich möchte Euch ja möglichst ausführlich berichten. Deshalb schreibe ich Euch hier nun ein paar Zeilen:

Vom 24.07.-01.08. hatte ich nach meinem Urlaub mit meiner Freundin im Juni 2025 dieses Jahr noch ein zweites Mal das Privileg, nach Norwegen zu fahren. Dieses Mal waren statt meiner Freundin mein Vater und mein Bruder dabei, es sollte sich ganz dem Angeln gewidmet werden. Der Urlaub war ein Geburtstagsgeschenk von meinem Bruder und mir zum 60. Geburtstag meines Vaters, der sich darüber riesig gefreut hat und es schon die Monate vorher kaum erwarten konnte.

Am 24.07. sind wird dann also in Südniedersachsen gestartet Richtung Kiel, um dort um 14 Uhr auf die Colorline zu fahren und Richtung Norwegen zu schippern. Es war unsere erste Reise mit der Colorline und wir waren begeistert! Wir hatten windstilles, sonniges Wetter und haben die meiste Zeit der Fahrt auf dem Deck verbracht und den Ausblick genossen. Zum Abend haben wir uns spontan für das Buffet entschieden, welches wirklich jeden Cent wert ist. Die Auswahl und die Zubereitung ist dort wirklich großartig. Nach einer etwas unruhigen Nacht (wir hatten eine Dreier-Kabine und einen Schnarcher…) sind wir pünktlich in Oslo angekommen. Nach einer 8-stündigen Fahrt ohne besondere Vorkommnisse sind wir dann in unserem Revier angekommen. Wir hatten uns den Ort Vaernes in der Kommune Agdenes/Orkland ausgesucht.

Dort angekommen, empfing uns unser Vermieter schon. Wir nahmen das Haus entgegen, das wir über Airbnb gebucht hatten. Dann fuhr unser Vermieter mit uns in den 700 m entfernt liegenden Hafen, wo wir unser Boot übergeben bekamen. An Angeln war allerdings nicht mehr zu denken, es war mittlerweile 20 Uhr, wir hatten alle Hunger und waren auch ziemlich platt von der Fahrt. Nach einem schnellen Abendessen haben wir noch aufgetackelt, damit für den nächsten Tag alles bereitstand, und sind dann ins Bett gegangen.

Am nächsten Tag ging es dann gut erholt zur ersten Ausfahrt. Wir wollten zunächst mir leichten Spinnruten die nähere Umgebung erkunden und schauen, ob wir den ein oder anderen Pollack erwischen konnten. Vaernes liegt direkt am Verrafjord, die Fahrt in die Trondheimsleia dauert vom Hafen aus aber auch nur 5 Minuten. Zunächst steuerten wir einen 15 m Berg im Fjord an, der von tieferem Wasser umgeben ist. Dort konnten wir die ersten kleinen Pollacks fangen. Danach fuhren wir an den Ausgang des Verrafjords, wo eine Kante von 50 m auf 17 m hochgeht. Der Wind stand exakt so, dass man die Kante hochgetrieben ist, also optimal. Das hat sich auch direkt an den Fängen bemerkbar gemacht, denn hier standen massenweise Pollacks in guten Größen und bestens im Futter, die haben an der 80 gr. Spinnrute mit 30 gr. Gummifischen richtig Laune gemacht. Der größte Pollack hatte über 85 cm und über 6 kg und zur Freude aller konnte ihn mein Vater auf seiner Geburtstagsreise fangen. Der Pollack war auch gleichzeitig der größte Fisch der Tour. Nachdem die Kisten voll waren, sind wir wieder in den Hafen gefahren und haben an den dort vorhandenen Filetierplätzen unseren Fang versorgt. Die Filets haben wir dann in Kisten mit zum Haus genommen, wo wir die Filets auf der Terrasse eingepackt haben. Wir ließen den Abend ausklingen und gingen früh ins Bett.

Am nächsten Morgen sollte es wieder auf Pollack gehen. Es war komplette Windstille und ich hatte doch arge Befürchtungen, dass wir deswegen heute nicht so erfolgreich sein würden wie gestern. Wir fuhren in die Trondheimsleia auf ein Plateu von ca. 50 m Tiefe, auf denen drei Berge zwischen 18 und 13 m Tiefe verteilt sind. Drumherum liegt tiefes Wasser. Es stellte sich schnell heraus, dass meine Befürchtungen bzgl. der Fangaussichten unbegründet waren. Auf dem Plateau hielten sich große Schwärme von Kleinfisch auf, unter denen die Pollacks jagten. Wir haben mit unseren 10,5 cm Racker Shads in gedeckten Farben anscheinend perfekt die Beutefische imitiert, denn wir fingen bei fast jeden Wurf Fisch. Auf Grund der nicht vorhandenen Drift konnten wir lange die heißen Stellen abfischen. Es waren auch wieder einige Fisch bis an die 80 cm dabei, die extrem gut im Futter standen. Die Kleineren haben wir wieder schwimmen lassen. Unsere Kisten waren schnell gefüllt und es ging zurück in den Hafen.

Am 3. Angeltag unserer Reise wurde es dann ziemlich windig und der Wind drehte auf Nord. Wir hofften trotzdem, die Pollackfänge der letzten Tage wiederholten zu können. Es ging noch bei hinnehmbarem Wellengang an die gestrige Stelle, die Pollacks waren aber weg. Dafür fingen wir an der Kante zum Tiefen zwei Dorsche mit rund 80 cm. Wir fuhren zu einer anderen Stelle (Björnöyflua), an der tiefes Wasser auf bis 10 m hochgeht. Der Wind stand so, dass wir die Kante hochdrifteten und wir hofften, dass analog zum ersten Tag auf der Kante Pollacks stehen. Auch hier gab es leider keine Pollacks, dafür aber einige weitere Dorsche bis 80 cm. Nach zwei Stunden in der Leia war uns der Wellengang dann zu doll und wir sind in den windgeschützten Fjord gefahren, wo es sich gut Angeln ließ. Allerdings kamen hier keine nennenswerten Fänge mehr zusammen. Die Pollackschwärme waren anscheinend nicht mehr vor Ort, dafür hatten wir gute Dorsche gefunden und fangen können.

Der 4. Angeltag ist schnell erzählt, denn wir fuhren in selber Reinfolge die Spots vom 3. Tag ab. Auch an diesem Tag war es in der Leia schnell zu windig. Leider waren die Fänge nicht sehr gut. Die Pollacks waren nach wie vor nicht wiederzufinden und die Dorsche hielten sich dieses Mal auch zurück. Es kamen immer wieder mal mitnehmbare Dorsche und Pollacks raus, aber nicht in der Frequenz und Größe wie an den ersten Tagen.

Der 5. und damit für uns letzte Angeltag war dann extrem verregnet. Wir wollten aber unbedingt nochmal raus und gebührend Abangeln. Lange Zeit sah es so aus, dass wir dabei nicht viel Glück haben sollten. Wir standen klitschnass auf dem Boot und fingen im Fjord nur kleine Dorsche und Pollacks, die wieder schwimmen durften. Wir entschieden uns, das Angeln zu beenden und fuhren Richtung Hafen. Auf dem Weg kamen wir an dem Berg vorbei, an dem wir am ersten Tag angefangen hatten, und entschlossen uns für ein paar Würfe ala „wie der Anfang, so das Ende“. Zu unserer Freude konnten wir hier doch nochmal gute Pollacks fangen und brachten immerhin noch 11 Fische mit in den Hafen. So endete der Urlaub angeltechnisch doch versöhnlich.

Wir hatten für unser Empfinden gut gefangen. Ich selber war erst das 2. Mal zum Bootsangeln in Norwegen, meine beiden Mitfahrer zum 1. Mal. Wir hätten sicherlich noch mehr fangen können, wenn wir an dem 3. und 4. Angeltag unsere Technik geändert hätten, z.B. hätten wir an tieferen Kanten nach Pollack suchen können oder andere Fischarten beangeln, aber wir fühlten uns mit den leichten Pollackruten am wohlsten und waren auch eher gemütlich als hardcoreangeln unterwegs. Am Ende haben wir zu 3. gut 35 kg feinstes Pollack- und Dorschfilet mitnehmen können und waren damit sehr zufrieden, auch die Abende gab es immer reichlich leckeren Fisch zu essen.

Am letzten Tag vor Ort haben wir nicht mehr geangelt, sondern die Beine hochgelegt, etwas die Umgebung erkundet und dann auch schon wieder alles verstaut, denn am nächsten Morgen ging es um 4 Uhr los Richtung Olso. Abends vor der Abreise bekamen wir noch eine Nachricht vom Vermieter: er war der Meinung, dass mit den neuen Regeln zur Fischausfuhr ab 01.08. (unserem Abreisetag) die Fangzertifikate in ausgedruckter Form vorliegen müssten. Er hat sich um 21 Uhr in Trondheim ins Auto gesetzt, nur um uns dann nach 2 stündiger Fahrt noch die ausgedruckten Zertifikate zu übergeben. Ich rechne ihm den Einsatz wirklich ganz hoch an, danke nochmal an dieser Stelle.

Ob das tatsächlich notwendig war – wir werden es nicht erfahren. Als wir nach einer problemlosen Fahrt in Olso am Kai ankamen, war vom Zoll weit und breit nichts zu sehen. Wir fuhren auf die Fähre, die Überfahrt war wind- und sonnentechnisch so herrlich wie die Hinfahrt und das Buffet war auch wieder grandios. Als wir in Kiel ankamen, empfing uns Deutschland dann mit Regen, den wir in Norwegen zum Glück nur einen Tag hatten. Ansonsten schien die Sonne und wir hatten Temperaturen bis 20 Grad, die Hitzewelle der Wochen davor mit bis 36 Grad in Mittelnorwegen haben wir zum Glück um 2 Tage „verpasst“. Nach staureicher Rückfahrt kamen wir wieder in Südniedersachsen an, packten den noch hartgefrorenen Fisch aus, säuberten das Gerät und verstauten alles für die nächste Norwegenreise.

Denn eines steht für uns fest – die wird sicher kommen. Wir hatten echt viel Spaß und freuen uns schon, wenn wir wieder zusammen zum Angeln nach Norwegen fahren können. Nun gibt es noch ein paar Worte zu Unterkunft, Tackle und Revier.

Zur Unterkunft:
Wir haben die Unterkunft über Airbnb gebucht. Es handelte sich um ein rotes Holzhaus über drei Etagen direkt am Wasser, von denen noch weitere danebenstehen. Das Haus war für bis zu 9 Personen ausgelegt, das wäre sicherlich eng geworden. Zu dritt hatte man aber massig Platz. Die Küche war sehr gut ausgestattet, zu jedem Haus gehört außerdem eine große Tiefkühltruhe, die mit im Haus steht. Die Häuser sind schon auf Angeltouristen ausgelegt, wenngleich die Häuser auch von anderen Urlaubern gebucht werden. Wir waren in unserer Woche die einzigen Angler, die übrigen Häuser waren an Familien aus Schweden vermietet. Insgesamt war alles etwas abgenutzt, hier könnte man sicher mal was erneuern. Sauber war allerdings alles.
Zum Haus kann man Angelboote dazu buchen. Es handelt sich um Kvaerno 595 mit 60 PS Motoren. Die Boote waren super in Schuss, da gibt es überhaupt nichts zu meckern. Die Boote sind mit einem Echolot mit Kartenplotter von Garmin ausgestattet, das hat wunderbar funktioniert und uns zuverlässig an die Stellen geführt. Bei Anreise ist das Boot vollgetankt sowie mit einem vollen Reservekanister versehen. Die nächste Tankstelle ist ca. 15 km entfernt.
Die Boote selber liegen nicht in dem Hafen, der direkt bei den Häusern ist, sondern ca. 700m entfernt im Hafen eines Campingplatzes. Es ist schon recht mühselig, immer das Tackle sowie alles Weitere mit dem Auto hin und her zu fahren. Im Hafen gibt es Filetierbänke mit fließendem Wasser und Licht. Die Sauberkeit ist okay, wenn man sich selber Filetierbretter als Unterlage mitbringt. Insgesamt haben wir für Boot und Unterkunft für 7 Tage 1400€ bezahlt, was ich angemessen finde.

Zum Tackle:
Wir hatten von leichten Spinnruten fürs Pollackfischen bis hin zur 30 lbs Rute fürs Tiefseeangeln alles dabei. Da wir es vor allem auf Pollack im Flachen abgesehen haben, fischten wir vor allem die leichten Spinnruten mit Gummiködern bis 12 cm und bis 40 gr. Köpfen. Auf Dorsch haben wir dann Ruten bis 150 gr. verwendet und Gummifische bis 17 cm. Die 30 lbs Ruten haben wir nicht angerührt, da wir uns in den ersten Tagen auf die leichten Spinnruten eingeschossen hatten. Ich hatte zum Pollackangeln eine Daiwa Prorex bis 90 gr. dabei, die hat Spaß gemacht, war aber fast etwas brettig für mein Empfinden. Vielleicht komme ich ja nochmal an die 50 gr. Version der Rute, denn von der Sache her ist das ein ganz tolles Stöckchen, super verarbeitet und schön leicht. Als falls da jemand die Travelversion in 50 gr. von abzugeben hat, bitte melden! Die anderen beiden hatten eine Savage Gear SG2 bis 80 gr. bzw. eine Okuma Altera bis 80 gr. dabei, womit beide sehr zufrieden waren.

Zum Revier:
Der Verrafjord ist ein sehr kleiner Fjord, der an die Trondheimsleia grenzt. Man hat so die Möglichkeit, bei gutem Wetter in die Leia zu fahren und bei Wind geschützt im Fjord zu angeln. Im Fjord selber gibt es interessante Berge, an denen Fisch zu finden ist. Ansonsten würde ich das Revier als recht vielseitig einschätzen. Hier kann man sowohl im Flachen fischen, erreicht aber auch steile und tiefe Kanten. Direkt vor dem Verrafjord liegen zwei Berge mit 100 m, an denen sicherlich Seelachse stehen, das haben wir aber nicht ausgetestet. Im Fjord selber gibt es auch den Auslass einer Lachszucht, an dem wohl immer gute Seelachsfänge zu machen sind. Folgende Stellen haben wir befischt und würden diese als vielversprechend bezeichnen:

1.) 15 m Berg im Verrafjord „Holmgrunnen“ (N: 63.57437 Ø: 9.52152) – umgeben von tiefem Wasser, hier stehen Pollacks.
2.) 50 m auf 17 m Kante am Eingang des Verrafjords mit anschließendem Plateau (N:63.57519 Ø: 9.50011) – hier stand am ersten Tag der Wind drauf und damit auch ein großer Pollackschwarm mit ordentlichen Fischen. Hier war die Tage danach auch immer mal ein Fisch zu fangen, dann allerdings oft kleinere.
3.) 50 m Plateau mit 17 m/18 m/ 13m Bergen „Stavoya“ (N: 63.59200 Ø: 9.50605) – hier haben wir am zweiten Tag eine tolle Pollackangelei erlebt. Ist auch bei Einheimischen wohl ein beliebter Angelspot.
4.) 10 m Berg mit steiler Kante „Björnöyflua“ (N: 63.57987 Ø: 9.45791) – hier haben wir am 3. Tag einige schöne Dorsche gefangen.

Sonstiges:
Da die Gegend wirklich abgeschieden liegt und man dort eigentlich nur hinkommt, weil man mit der Fähre nach Leksa fahren möchte, ist die Natur hier wirklich ziemlich unberührt. Von der Terrasse hat man einen wunderbaren Blick auf den Verrafjord und die Berge dahinter. Wir haben täglich mehrere Schweinswale gesehen, einen Fischotter aus 15 m beim Fressen zuschauen dürfen, haben beobachtet, wie ein Seeadler von einer Horde Seeschwalben vertrieben wurde und zu guter Letzt hatten wir eine Begegnung mit einer 10-köpfigen Kegelrobbengruppe, die unser Boot spannend anstatt abschrecken fand und deshalb ganz nah ran kam. Auf der Rückfahrt gabs zum Abschluss dann noch Elche und Rotwild, somit fehlt eigentlich nur die Sichtung von größeren Walen. Aber da wir ja schon beschlossen haben, wieder nach Norwegen zu fahren, können wir die ja vielleicht beim nächsten Mal sehen.

Wenn ihr Fragen zu dem Revier oder der Reise habt, meldet euch gerne!

Viele Grüße

Patrick
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Danke für den klasse Bericht 🤩👍🏻💪🏻🎣.

VG Toni
 
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