Stoerangeln am Fraser River, BC, Kanada

AW: Stoerangeln am Fraser River, BC, Kanada

Danke fuer deinen ausfuehrlichen Bericht. :dankeschoen:

Ein ziemlich erfuelltes Anglerleben hast Du jedenfalls .... :angeln:

Beim Namen Fraser River laeuft es mir eiskalt den Ruecken runter, der ist schon lange ein Traum von mir.

Leider ist das von Deutschland aus, ueber die meisten Reiseanbieter wie Andree`s Angelreisen z.B., recht teuer.

Frueher war ich ein begeisterter Wels Angler, doch ein Stoer ist wohl mit der Kraft und Geschwindigkeit dem Wels um laengen ueberlegen. :Smilie4:

Habe jetzt die ganze Zeit ueberlegt, wie Ihr das mit dem verankerten Boot und noch 2 weiteren Driftsaecken in der Stroemmung gemacht habt ?

Kannst Du vielleicht mal eine Zeichnung machen, wie das ausgesehen hat ?
Bug in die Stroemmung, Anker darueber, doch wie soll das dann noch mit den Driftsaecken klappen ?

Gruss Micha
 
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Super Bericht Coho, [emoji106]
und ich freue mich wenn ich es dieses Jahr noch mal an Forellenpuff schaffe... [emoji23]

Gruß
Björn
 
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Hi Christoph,
da hast ja sogar du als Einer, der schon viel mit der Angelei erlebt und gefangen hat, ein richtig geiles Highlight gehabt. Das haste dir aber auch verdient
Danke für den ausführlichen Bericht und die tollen Bilder. Ich bin wieder Erstaunt, wie du dich an so viele Details erinnern kannst.

Gruß
Jochen
 
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Ein riesiges Dankeschön
Da fieber ich ja hier im verregneten Berlin, richtig mit.
Einfach genial.
Gruß Michael [emoji476]
 
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Hier noch ein schoenes Foto vom Trip.

Der Mog: Schau dir mal die Skizze an - ist eigentlich ganz einfach - an jeder Heck-Ecke hatten wir einen Driftsack etwa 2 m hinter das Boot gehaengt (in Skizze in pink) um nicht von der manchmal wechselnden Stroemung hin und hergezogen zu werden. Wir sassen ja an einem Stroemungssaum hinter einer Halbinsel und die Saecke haben geholfen das Boot relativ ruhig zu halten. Auch wenn die Stoere monstroese Groessen haben, sie sind leichte Beisser! Hat was von Karpfenbissen. Und gerade jetzt halb durch den Lachsaufstieg sind die Kerle dick und fett und faul. Wenn der Koeder nicht genau vor die Nase getrieben wird, faengst Du nichts. Die sind jetzt voll und waehlerisch und jagen nichts hinterher. Daher war es wichtig ruhig zu ankern um die feinen Bisse erkennen zu koennen. Der beste Koeder waren 6-7 Lachseier in einem Nylonsaeckchen.

Wer einmal die Chance auf eine Stoertour hat, kann ich nur empfehlen das auch wahrzunehmen. Das muss man mal erlebt haben - Bucket List Material!!!

1a.jpg

Anhang anzeigen X.pdf
 
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Hi Christoph,
jetzt hast du mich aber verdammt neidisch gemacht!
Dickes Petri zu Deinen unglaublichen Erlebnissen, das war ja der reine Wahnsinn!!
Ich könnte mir in den Ar... beissen, dass das bei mir mit dem Störfischen nicht geklappt hat, aber die Chance bekomm ich sicher noch einmal ;)
Danke, dass Du uns an Deinen Abenteuern teilhaben lässt!!
Ich melde mich bald wieder bei Dir,
Tobias
 
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Danke für die PDF Datei , bei den vielen Videos die ich mir zum Thema Fraser River angeschaut habe, da sah die Strömung recht ordentlich aus, halten das deine Drift Säcke aus ? Die werden ja dann ziemlich klein sein.
Schon eine coole Sache,

Gruß Micha
 
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Tobias, wenn Du wieder mal hierher kommst, gibst Du mir genuegend Vorlauf und ich werde mal versuchen was mit Glenn am Fraser zu organisieren. Viel Spass auf Deiner Weltreise!


Micha, die Driftsaecke sind starkes Nylonmaterial - haben vielleicht eine 50 cm Oeffnung und haengen an ca. 2 m langen Edelstahlkabeln. Wenn Du in geradliniger starker Stroemung ankerst, brauchst Du die Saecke kaum weil der Stroemungdruck das Boot ziemlich stabil haelt. Bei Seitenwind oder unregelmaessiger Stroemung helfen die Saecke sehr das Hin und Herpendeln zu verhindern.

Cheers!
 
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Alles klar Christoph, werde ich machen!
Ich bin hier übrigens gut in Neuseeland angekommen und konnte mir bisher schon ein wenig von Auckland anschauen!!
Grüße auf die andere Halbkugel!
 
26.-28.10.2018; Harrison und Fraser River


Wie jedes Jahr im Oktober haben sich letzte Woche einige hartgesottene Angler am Harrison River im Fraser Valley getroffen. Der harte Kern sind so 20 Maenner um die Firma Corix herum; Mitarbeiter, gute Kunden, Zulieferer und einfach Freunde, die sich von Mittwoch bis Sonntag an einem privaten Flussgrundstueck in der Naehe der Muendung des Harrison’s in den Fraser treffen. Das Grundstrueck ist unbebaut und mehrere Hektar gross, vor dem Deich gelegen und daher wohl auch fuer Bebauung nicht geeignet. Der Besitzer ist ein Freund eines der Corix Angestellten und stellt sein Grundstueck fuer dieses jaehrliche Zusammenkommen gerne zur Verfuegung. Er bekommt auch Gegenleistungen; die Truppe hat ihm ueber die Jahre ein klasse Rundgazebo mit Feuerplatz gebaut wo man auch bei Regen mit 30 Mann bequem ums Feuer, trocken und ueberdacht, sitzen kann. Auch ein Plumsklo mit Versickerungsfeld wurde angelegt. Ausserdem ein brauchbarer gemauerter Feuergrill. Daher kann ich schon verstehen, dass er die Truppe gerne jaehrlich beherbergt.

Als ich vor ca. 4 Jahren das erste Mal zu diesem Treffen eingeladen wurde, kamen die meisten noch in Zelten, mit vielleicht einem alten Wohnmobil oder einem Campertruck. Ich und mein Freund Glenn schliefen damals meist hinten in unseren SUVs auf Isomatrazen. Mittlerweile sieht dieses Treffen wie ein Showraum eines RV Herstellers aus; die tollsten und neuesten und groessten Wohnanhaenger mit Slideouts und allem Zip und Zap! Wo nur der ganze Wohlstand auf einmal herkam? Corix und Freunden muss es wohl ganz gut gehen!

Normalerweise sind dann auch 4-6 Boote dabei, die die ganze Belegschaft dann zu den Fischen bringt. Fokus der Angelei ist Stoer und Lachs, wobei um diese Zeit hauptsaechlich Chum (Hundslachs) im Harrison ziehen. Hin und wieder geht noch ein Chinook an den Haken. Fuer die Cohos (Silber) ist es meist noch ein bisschen frueh. Praktischerweise sind immer ein oder zwei Meisterkoeche dabei die koestliche Gelage (Maennerfood!) herzaubern. An fluessiger Nahrung aller Art mangelt es sowieso nie; die Abende am Feuer werden oft lang und fuer einige Teilnehmer ist dieser Teil auch das Highlight und Angeln nur eine Nebensache. Die Mengen an Feuerholz die in diesen Tagen durchgehen, sind auch sehr beachtlich. Einer hat es sich als Ziel gesetzt, jedes Mal einen halben Wald mitzubringen. Er kommt jedes Jahr mit einer LKW Ladung von bestem Feuerholz an und das Feuer brennt praktisch non-stop von Mittwoch Nachmittag bis Sonntag Mittag.

Ich kenne die Jungs von meinem Fishing Derby an dem einige der Truppe regelmaessig teilgenommen hatten. Daher bin ich eingeladen. Ausserdem ist mein Freund Glenn ein guter Kunde von Corix und daher auch mit von der Party. Seit letztem Jahr kommt auch unser gemeinsamer Freund Carl und Glenn’s Freund Jason mit. Wir 4 machen dann die Crew auf Glenn’s Jetboot aus. Carl und ich sind die einzigen Teilnehmer von Vancouver Island, sozusagen die Exoten. Alle anderen kommen aus der Umgebung von Vancouver und muessen nicht den langen Weg mit Faehre einplanen. Carl und ich stiessen erst am Freitag zur Truppe. Da war die Party schon fest im Gange. Wir kamen zu spaet fuer jegliches Angeln am Freitag aber puenktlich zum Beginn des Festgelages. Glenn’s grosser Wohnanhaenger war auch gleich die DJ Station und so ging es laut und froehlich zur Sache. Es waren einige schoene Lachse gefangen worden, lernte ich. Auch einige grosse aber schon sehr dunkle Chinooks. Die Stoere waren wohl sehr zickig; am Mittwoch waren wohl noch welche gehakt worden aber seitdem nicht mehr. Die Fluesse waren noch extrem niedrig; es hatte immer noch nicht richtig geregnet. Der Regen war aber unterwegs und sollte am Sa Nachmittag ueber uns hereinbrechen.

Ich entzog mich noch vor Mitternacht dem Gelage; ich hatte vor frueh aufzustehen und zu angeln! Wir verabredeten uns um 7:00 Uhr. Um 7:30 Uhr war ich in voller Watmontur umgezogen und fertig gefruehstueckt und gepackt. Jason kam schwer hoch aber um 8:00 Uhr duesten wir 4 als erste Gruppe ab. Glenn wollte gleich seine guten Stoerloecher abklopfen. Wir ankerten erst an der Harrison River Muendung in den Fraser. Das ist immer eine interessante Stelle – dort mixt sich die braune Schlammflut des Frasers mit dem ginklaren Wasser des Harrison. An den Grenzzonen gibt es sehr interessante Wasserfaerbungen. Uns gegenueber lagen eine Menge Lachsangler mit Booten vor Anker. Auch ein paar Uferangler sah man fleissig werfen. Hier und da sah man einen Lachs springen oder finnen. Aber es blieb ruhig. Nur ein paar Pike Minnows oder Maraenen knabberten an unseren Koeder (Lachseier), blieben aber nicht an den sehr grossen Stoerhaken haengen.

Nach einer Weile hatte Glenn genug und wir fuhren weiter raus in den Fraser. Ich hatte diesen Strom noch nie so klein gesehen. Einige Inseln waren jetzt Teil des Ufers und ganze Flussarme lagen trocken. Wir brauchen Regen, wie auch die deutschen Fluesse, wie ich gelesen habe! Eine weitere, eigentlich vielversprechende, Stelle brachte keine Stoerbisse. Glenn gab aber noch nicht auf. Wir fuhren nun den Harrison herauf und ankerten direkt vor unserem Camp. Wir standen in ca. 3m tiefen Wasser und ich konnte den Grund gut sehen. Hier und da sah man mal einen Lachs durchhuschen. Hinter dem Boot wurde es etwas tiefer und dort lagen unsere 4 Koeder. Ich stand gerade am Bug und suchte den Flussgrund nach Fischen ab als ich Rufe von hinten hoerte. Glenn rief “Nimm es, schlag an, los!”. Jason folgte wohl und hakte etwas, uebergab die Rute aber an Carl, der noch Stoerjungfrau war.

Jetzt ging die Post ab und ein Stoer kam vielleicht zur Haelfte etwa 20 m hinter dem Boot aus dem Wasser geschossen. Woah! Der war ganz ordentlich und Carl musste sich kraeftig dagegen lehnen. Die Bremse sang auf und der Fisch zog etliche Meter davon. Wir holten alle anderen Ruten ein und machten Carl Platz. Der pumpte aechzend und verlor dann doch wieder die gerade gewonnene Schnur. Aber der Fisch zog nicht zu einer der ganz langen Fluchten davon und so blieben wir vorerst vor Anker. Nach 10 Minuten schwerstem Tauziehen brachte Carl den Fisch erstmalig in die Naehe des Bootes. Und jetzt erfuhr ich warum Glenn so gerne im Harrison Stoere angelt, in dem glasklaren Wasser konnte man den Fisch nun unter und neben dem Boot beobachten. Eine ganz klasse Show! Im Fraser sieht man die Fische erst wenn sie an der Oberflaeche sind. Faszienierend zu sehen wie der Stoer unter dem Boot am Grund hing und den Kopf nur hin und her schuettelte und dann wieder herumwirbelte. Dann wurde der Fisch endlich muede und kam hoch. Carl wollte gerne ein Foto mit seinem ersten Stoer haben und so zog Glenn den Anker ein und fuhr zu einer Sandbank etwa 100m flusshoch. Dort sprangen dann alle ins flache Wasser und landeten den Stoer. Vorsichtig streichelte Carl seinen Fang und bewunderte diese uralte Gattung. Faszinierende Tiere! Dann durfte er wieder abziehen. Wir schaetzten ihn auf ca. 1,8m Laenge.

Wir drifteten wieder zur Fangstelle zurueck und warfen den Anker. Jetzt war ich dran! Nach einer halben Stunde kam allerdings Wind auf und drueckte das Boot hin und her, was keine guten Bedingungen zum sensiblen Stoerangeln sind. Denn so gross auch die Stoere sind, die Bisse sind oft sehr vorsichtig, schleienaehnliches Herumgenibbel das manchmal in einem Abzug endete, oft aber muss man auf Verdacht anschlagen. Wenn die Ruten von Wind und Drift herumgeruettelt werden, kam man die Bisse nicht richtig wahrnehmen und die Stoere moegen es auch nicht wenn der Koeder sich viel bewegt. So packten wir das Stoerzeug ein fuer heute und fuhren den Fluss hoch zu den Lachsstellen. Hier war man ein wenig windgeschuetzter und beim Lachsangeln ist Windstille auch keine Voraussetzung.

Ich packte meine #8 Fliegenausruestung aus, die anderen 3 Maenner benutzten Driftangelzeug. Glenn ist ein ausgesprochener Fuchs an der Driftangel und es dauerte nicht lange bis er ein paar furchterregende Chum hakte. Auch einen sicherlich ueber 30 pfunedigen Chinook brachte er ins Flache. Alle Fische gingen wieder in den Fluss zurueck. Er ermahnte uns jedoch ein Chumweibchen der Eier wegen zu behalten (bester Stoerkoeder). Den Fisch selber konnten wir dann im Camp raeuchern. So sein Auftrag an uns.

Ich fischte am weitesten stromauf an einer Stelle wo eine Kiesschwelle im Wasser lag. Jeweils davor und hinter der Schwelle tummelten sich etliche Chum. Ich warf meine Fliege an dem extrem schnellsinkenden Vorfach etwas stromauf von der Schwelle und liess die Fliege auf die Fische vor der Schwelle zutreiben. Fasste keiner zu, trieb die Fliege ueber die Schwelle in ca. 1 m tiefem Wasser. Dort spuerte ich wie die Fliege an den Kiesbrocken zeitweise kurz haengen blieben und weiter polterte. Dann fiel die Fliege in den Gumpen hinter der Schwelle direkt vor die Nasen der dort stehenden Lachse. So hatte ich zwei Chancen einen Biss zu bekommen. Es stellte sich heraus, dass weit auswerfen gar nicht noetig war, besonders wenn ich foulhaken vermeiden wollte. Denn ein paar Mal als ich die Fliege vielleicht 20m hinausgefeuert hatte und am Ende der Drift einstrippte, pakte der Haken eine Rueckenflosse eines Chum. Der Kampf mit einem foulgehaktem 20 Pfund Chum im schnellfliessenden Fluss ist nur noch brutal und nicht gut fuer’s Geraet. Einmal riss mir das Sinkvorfach und zweimal die Fliege ab.

Daher warf ich bald nur noch kuerzer und behielt die Fliege fast noch im Auge. So konnte ich das Foulhaken zu allermeist verhindern und zuschauen wenn ein Lachs auf die Fliege reagierte. Zweimal langte ein Weibchen zu als die Fliege dicht daran vorbeidriftete. Die erste durfte wieder schwimmen, das zweite Weibchen war prallvoll mit Eiern und ich dachte an Glenn’s Wunsch und nahm sie mit. Dann schnappten noch ein paar feiste Maennchen zu. Die Drills waren super hart und verlangten mir und dem Geraet alles ab. Eigentlich sollte man besser mit #10 Geraet anruecken aber dann wird man noch schneller vom Werfen des schweren Zeugs muede. Es war ein besonderer Genuss die ganze Angelei praktisch auf Sicht zu machen. Da sieht man mal genau wie wenig die Lachse eigentlich auf Koeder reagieren und nur hin und wieder einer, dem man das Federvieh genau vor die Schnautze driftet, dann aus Aerger zuschnappt. Ohne eine dichte Formation der Lachse wuerde man nicht viel fangen. So hatte ich nach etwa 5 gelandeten und bestimmt noch 7-8 halbgedrillten und verlorenen oder abgerissenen Lachsen lange Arme und machte Schluss. Seltsamerweise konnte unser Stoerfaenger vom Vormittag, Carl, keinen Lachs vorweisen. Auch Jason’s Ausbeute war mager. Die Fische waren nicht sehr aggressiv heute und man musste an der richtigen Stelle sein, so mein Fazit.

Wir fuhren zu einem spaeten Mittagessen ins Camp – geraeucherter Truthahn! Man merkte dann auch schon, dass das Wetter umschlug. Der Wind wurde immer kraeftiger und der blaue Himmel war weg. Der Wind aus den Bergen war kalt und roch nach Feuchtigkeit. Bald wuerde der Regen kommen!

Wir fuhren am spaeten Nachmittag nochmal zu den Lachsstellen. Ich fand wieder eine schoene Stelle, beobachtete eine Menge Adler auf der anderen Seite und hakte wieder ein paar Chum. Wieder waren auch ein paar foulgehakte dabei. Das liess sich einfach nicht ganz vermeiden, wie es schien. Bald war der Wind so stark, dass mir die Fliege beinahe wieder ins Gesicht zurueckflog. So hatte das keinen Sinn mehr. Wir brachen ab und besprachen unser weiteres Programm. Eigentlich wollten wir alle nochmal Stoerangeln aber bei solchen Windverhaeltnissen hatte das hier wohl keinen Sinn. Glenn meinte, im Fraser nahe seines Hauses waeren wir viel windgschuetzter als hier am Fusse der Berge. So beschlossen wir noch heute unser Camp abzubrechen und zu viert bei Glenn in Maple Ridge zu uebernachten um dann So frueh nochmal auf den Fraser zu kommen.

Auf der ca. einstuendigen Fahrt zu Glenn fing es an zu schuetten. Gute Entscheidung! Die ganze Nacht kam es wie aus Kuebeln aber puenktlich zum Fruehstueck hoerte der Regen auf. Auch der Wind legte sich komplett. Wir liessen das Boot in Mission in den Fraser und Glenn’s Sohn Cody chauffeurte uns zu einem Hotspot, vor der Stave River Muendung. Dort warfen wir Anker an einem tiefen Loch. Zu unserem Erstaunen lief die Stroemung stromauf – starke Flut im Meer! Sehr komisch wenn der Fluss verkehrt herum fliesst!

Wieder fanden uns die kleineren Bodenfische zuerst und waren an den beiden Eierkoedern am herumnuckeln. Dann ruckte die Rute mit einem Neunaugenkoeder los und Glenn schlug an. Die Rute bog sich gewaltig und er reichte sie gleich mir zu. Oha, der Zug war gewaltig und ich musste mich einstemmen und passte erst einmal die Bremse an. Im selben Moment wurde die Schnur immer flacher und ein Monsterfisch schoss voll aus dem Wasser und landete mit einem Riesenschwall wieder im Wasser. Wow! Leider hatte keiner schon die Kamera fertig. Um mich herum war geschaeftiges Treiben um das Deck zu raeumen, mir den Sissiguertel umzuschnallen und den Anker zu lichten. Das war ein grosser Stoer! Den kann man nicht mal eben ans Boot zerren. Die erste Flucht riss vielleicht 100m Schnur ab. Nicht panisch aber schnell und kontinuierlich. Cody fuhr nun dem Fisch hinterher und ich gewann Schnur zurueck. Dann waren wir ueber dem Fisch. Ich fuehlte ein paar leichte Rucke aber ansonsten stand der Fisch recht still am Grund. Ich ruckte an und zog was das schwere Geschuetz hergab um ihn wieder in Bewegung zu kriegen. Da! Ein, zwei schwere Kopfstoesse die mich einen Meter hin und zurueck zogen und jetzt sausste er wieder unaufhaltsam los.

Es ist ein seltsames Gefuehl wenn man an einer Angelrute etwas dran hat, dass deutlich staerker ist als man selber. Man fuehlt sich so hilflos, klein, unbedeutend… Als er anhielt versuchte ich seinen Kopf zu drehen und Druck zu machen. Ich wollte den Drill so kurz wie moeglich halten. Ich konnte vielleicht 20 Minuten alles reinlegen und ihn dann mit meinen letzten Kraeften landen oder ich konnte mit ¾ Kraft fuer eine Stunde an ihn angekettet sein und dann voellig am Ende sein und vielleicht sogar noch die Rute an einen meiner Kumpels abgeben muessen. Das letztere wollte ich mir ersparen! Ich brachte den Fisch ein paar Meter hoch, dann gings wieder runter. Mal auf die linke Seite des Bootes, dann wieder rechts. Mir wurde heiss in der Neoprenhose und meine Vorderarme schmerzten schon. Ich zog die ganze Zeit mit allen 130 Pfund der Schnurtragkraft und immer noch kein Zeichen des Aufgebens. Nach vielleicht 15 Minuten gewann ich das erste Mal richtig Schnur zurueck und ich bekam den Fisch in Sichtweite neben dem Boot. Wow, ein massiver Kopf von vielleicht 70x50cm tauchte auf und schon zog er wieder ab. Aber jetzt nicht mehr sehr weit und ich bekam ihn wieder hoch. Vielleicht sprang er nochmal?

Der Stoer war noch nicht richtig muede, das merkte man - mit welchem Elan er immer wieder umdrehte und davonflog. Aber ich hatte die Bremse fast ganz zu und liess ihn nicht mehr weit weg. Cody manoevrierte das Boot jetzt Richtung flaches Ufer zu und ich zog den Fisch langsam mit. Hoffentlich waren keine Hindernisse wie Baumstaemme im Wasser in Ufernaehe. Waere schade den jetzt noch zu verlieren! Ging aber alles glatt! Unser Boot lief auf sandigen Grund und ich sprang hinaus und drillte das letzte Stueck vom Strand aus. Das U-Boot kam heran. Unfassbar, der war ueber 2 m lang und kraeftig gebaut! Vielleicht 400 Pfund? Er war jetzt ganz ruhig und Glenn schnappte sich die Schwanzwurzel. Ich griff in das Ruesselmaul, nahm den Haken heraus und hielt ihn so fest. Jason musste noch dazu kommen um ihn fuer ein Foto ein Stueck ueber Wasser zu hieven. Wir packten zu und hoben an, und in diesem Moment hatte der Stoer genug und schlug mit dem massigen Kopf um sich. Keine Chance ihn so zu halten und ich liess los und der Stoer wand sich aus den Griffen an Bauch und Schwanz und stob davon. Was fuer ein Tier! Naja, wir hatten ein paar brauchbare Fotos und so waren wir ueber den schnellen Abgang nicht enttaeuscht. Wir klatschten uns ab und ich setzte mich strahlend und kaputt auf die Bootsbank. Mein Tageswerk war getan.

Nur 15 Minuten nach dem wir wieder an der Stelle sassen und die Ruten auslagen, ruckte wieder die Fleischrute an und Carl hing ploetzlich wieder am Fisch. Auch wenn dieser mit vielleicht 1.2m ein kleinerer Stoer war, machte er ordentlich Rabatz, sprang zweimal und zog ordentlich an der Rute. Wir liessen ihn aber im Wasser und hakten ihm neben dem Boot ab. Schoen! Kurz darauf schlug Jason an und hing auch an einem Fisch. Der war wieder ein paar Zentimeter kleiner als Carls und daher nicht mehr ganz so sportlich. Aber selbst ein Kleinstoer mit reichlich einem Meter Laenge ist immer noch ein stattlicher Fisch ueberhaupt! Dann war erstmal Ruhe. Es hatte sich wohl da unten herumgesprochen, dass hier erfahrene Angler am Werke waren. Glenn setzte uns nochmal zu einer anderen Stelle um und dort fing Cody noch einen richtig niedlichen Stoer von vielleicht 60 cm. Dann machten wir Schluss denn die Insulaner mussten noch die Faehre kriegen.

Ein toller Ausflug und ein fantastischer Stoer-Sonntag. Vier Stoere an einem Tag sind fuer einen Amateurangler bei unguenstigen Wetter-und Stroemungsbedingungen eine klasse Ausbeute. Die Groessenvielfalt zeigt einen gesunden Mix der Stoerpopulation, was hoffen laesst, dass die Dinos auch noch Zukunftgenerationen erfreuen laesst. So ein Stoerdrill ist schon brutal und man sollte physisch fit sein sonst kommt man schnell an seine Grenzen. Diese Angelei ist wohl das naechst Beste nach Big Game nur ohne grosse Duenung oder Wellengang. Mit einem Guideboot ist es aber kostenmaessig mit offshore Big Game vergleichbar. Ohne Boot allerdings nicht durchfuehrbar.

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Vielen Dank fürs Einstellen, wieder eine super bebilderte Angelgeschichte von dir aus einer ganz anderen Anglerwelt, da kann man nur staunen was da so an die Angel gehen kann.
 
Super Bericht, danke fürs teilhaben lassen. :dankeschoen: Ihr seit zu beneiden.:genau:
 
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