Was muss aus technischer Sicht eine Ringeinlage können/für Eigenschaften besitzen?
a. Härte: Sie muss hart sein, damit sie durch die dauernde Reibung der Schnüre keinen Schaden nimmt. Speziell bei der Verwendung von Geflechtschnüren ist das wichtig, da Geflecht im Gebrauch immer kleinste Sandpartikel "aufsammelt" und diese auf der Schnur dann wie mikroskopisch kleine Sägezähne wirken. Das heisst, dass die Einlage mindestens härter sein sollte als Sandpartikel, deren hauptsächlicher Bestandteil Silizium-Dioxid (SiO2) ist, der eine Härte nach Vickers von 490 kgf/mm2 hat.
b. Glätte/Polierbarkeit: Je glatter das Material schleifbar/polierbar ist, umso weniger Reibung entsteht...was natürlich gut ist für die Wurfweite und außerdem geringere Reibungswärme im Drill erzeugt. Mit der Reibungswärme kommen wir auch zu
c. Wärmeleitvermögen: Entstehende Reibungswärme im Drill muss möglichst schnell abgeführt werden, damit sie nicht die Schnur schädigt.
d. Gewicht: Je niedriger das Gewicht der Einlage (und auch des gesamten Ringes) umso leichter der Ring und umso weniger Blank-Performance werden durch die Ringe "geschluckt".
Wenn ich jetzt eine grobe subjektive Reihenfolge der Einlagen aufstellen würde (aufsteigende Qualität)
Hartchrom
Einfaches Alu-Oxid
Hardloy (Fuji)
Alconite (Fuji)
Silicium-Nitrid
Zirkonium
SIC (Siliziumcarbid)
Torzite
Schon normales Fuji Hardloy ist mit einer Vickers-Härte von rund 1000 in aller Regel hart genug für geflochtene Schnüre. SIC und Torzite mit Vickers-Härten von jeweils über 2000 sind weit darüber.
Aber auch da muss man schon mal aufpassen den z.B. SIC ist nicht immer gleich SIC wie Du sehr gut an den Mikroskop-Aufnahmen sehen kannst.
Die Verarbeitungsqualität dieses keramischen Materials ist je nach Hersteller durchaus recht unterschiedlich. Die Unterschiede liegen dann z.B. daran dass die eine SIC-Einlage komplett aus SIC besteht, die andere aber nur beschichtet ist.
Oder alleine schon die Dichte des keramischen Materials: Bei der Herstellung wird das ursprüngliche staubförmige Material unter hohem Druck & hoher Temperatur gepresst, das ist das sogenannte "sintern". Für die Qualität des daraus entstehenden Materials sind sowohl die Körnung (kleiner ist besser) des Ausgangsmaterials als auch Druck, Temperatur und weitere Variablen verantwortlich.
Auch der Prozess des Schleifens/Polierens der Einlage kann beim gleichen Ausgangsmaterial durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen führen. So sind z.B. innen rundlich geschliffene Einlagen für die Schnurreibung besser als innen planparallel geschliffene Einlagen. Und natürlich ist es besser wenn die Einlage so geschliffen wurde, dass eine möglichst glatte Oberfläche entsteht.
Zurück zu Deiner Frage bezüglich Einsatzgebieten der Einlagen.
Ab Qualitäts-Hardloy (z. B. Fuji) aufwärts kannst Du jede Einlage ohne weiteres mit Geflechtschnüren benutzen. Das Optimum aller Eigenschaften stellt aber meiner Meinung nach immer noch ein Qualitäts-SIC-Ring dar (z.B. Fuji, TAC SlimSIC).
Man muss aber für sich selber auch immer wieder das Optimum aus Einlagenmaterial, Rahmenmaterial (auch da gibt's weite Unterschiede), Rahmenform (angepasst an den Einsatzzweck/die Belastungsart) und letztendlich auch Preis finden.
Vorsicht bei Billig-Ringen von No-Name-Anbietern! Da sind durchaus einige Ringe unterwegs, die trotz "SIC" im Namen auf Dauer nix taugen weil sie zwar aus SIC sind aber schlecht geschliffen/schlecht gesintert sind und damit extrem spröde und schnell brechen bei einem Schlag (umfallen der Rute).
ch hoffe ich habe Dich jetzt genug weiter verwirrt
Sei aber sicher: Wenn Du mit einer konkreten Frage kommst, also z.b. "Welche Ringe würdet Ihr für eine Rute Y mit dem Einsatzweck X empfehlen?" wirst Du als Anfänger hier im Forum sicher genug konkrete gute Tips bekommen.